Kapitel 80
Edward und Clare stellten das Auto auf einem Parkplatz ab und spazierten Richtung Riesenrad, Arm in Arm. Sie genossen den Gang durch die milde Abendluft. Das große Rad erhob sich eindrucksvoll über ihnen, von tausend Lichtern beleuchtet. Als sie am Eingang ankamen, sahen sie das eine lange Schlange dort wartete.
„Oh je!“, sagte Clare, „schau dir nur diese Menschenmenge an! Meinst du, dass wir überhaupt heute draufkommen?“
Und dann sah sie noch, zu allem Überfluss, wie sich Trisha mit einem schlaksigen jungen Kerl näherte. Als Trisha sie erblickte, sah sie hocherfreut aus und steuerte resolut direkt auf sie zu. Clare stöhnte innerlich. Oh nein!
„Hey Clare! Hey Mr. Fairby! Was für ein Zufall, euch hier zu treffen! Lasst uns eine Gondel zu viert nehmen! Das macht doch viel mehr Spaß“, zirpte Trisha.
Edward ignorierte sie und ging kühl mit Clare an der Schlange vorbei und direkt zum Eingang. Er wechselte ein paar Worte mit einem Ordner. Eine Gondel kam vor ihnen zu stehen, und Edward half Clare hinein. Als die Tür leise zuglitt, wurde Clare klar, dass sie die ganze Gondel für sich alleine hatten, genau wie Sam es prophezeit hatte. Sie erhaschte einen Blick durchs Fenster auf Trishas verblüfftes Gesicht. Es verschwand unter ihr in der Menge. Sie seufzte erleichtert auf.
Als sie sich dem Inneren der Gondel zuwandte, musste sie vor Überraschung den Atem anhalten.
Da war ein Tisch, fertig gedeckt mit einer weißen Decke, einem Kerzenleuchter und zwei Gedecken. Eine Platte mit verlockenden Kanapees, Pasteten und Kaviar wartete neben einem Weinkühler mit einer Sektflasche. Ein Rosenbukett komplettierte das Ensemble.
Als das Rad sie sanft in den Nachthimmel hob, entkorkte Edward die Flasche.
Clare war sprachlos. Sie hatte schon gedacht, dass es ein netter Abend werden würde, aber dies übertrumpfte ihrer wildesten Träume. Der Blick über London wurde von Sekunde zu Sekunde schöner. Lichter funkelten in der City und spiegelten sich in der Themse. Edward überreichte ihr einen Sektkelch und hob sein Glas.
„Zum Wohl, meine Liebste“, sagte er und sah ihr dabei tief in die Augen.
„Zum Wohl“, erwiderte Clare.
Sie schlürften den ausgezeichneten Champagner und bewunderten schweigend den spektakulären Ausblick.
Clare unterbrach als Erste die Stille.
„All dies ist so unglaublich wunderbar“, sagte sie und schwenkte ihren Arm in die Runde.
Unglücklicherweise war das der Arm mit dem Sektglas. Das Getränk schwappte heraus und über ihr neues Kleid. Etwas davon planschte auch auf den Boden.
„Oh nein“, sagte sie und wurde ganz rot, „ wie ungeschickt von mir.“
Edward, wie immer der perfekte Gentleman, zauberte ein blütenweißes Taschentuch hervor und bot es ihr an. Clare tupfte den Sekt von ihrem Kleid und gab es Edward zurück. Er beugte sich herab, um auch noch die restlichen Sektspuren von Boden zu beseitigen.
Ein Gegenstand fiel aus seiner Brusttasche und rollte über den Boden. Er beeilte sich, ihn unter der Bank herauszufischen, die in der Mitte der Gondel stand.
Als er sich aufrichtete, war sein Gesicht von der Anstrengung gerötet. Seine Faust umklammerte das Fundstück. Langsam öffnete er seine Hand. Darauf lag ein Ring.
In der Mitte war ein funkelnder Diamant, um den winzige Rubinen arrangiert waren, wie der Kranz einer Blüte. Auf beiden Seiten dieser kostbaren Blume waren zwei Smaragde eingefügt, die wie Blätter geschliffen waren. Im Halblicht der Gondel glitzerten die Steine in allen Farben des Regenbogens.
Mit einem bittenden Blick reichte Edward Clare das zarte Geschmeide.
„Ich hatte mir diesen Moment so romantisch vorgestellt“, seufzte er, „aber nun habe ich alles verdorben. Wahrscheinlich, weil ich so verdammt nervös bin. Eigentlich wollte ich vor dir auf ein Knie fallen, so wie ein Ritter im Mittelalter, um um deine Hand anzuhalten.“
Clare nahm den Ring und steckte ihn an ihren Ringfinger. Er saß perfekt. Sie drehte ihre Hand so dass die Steine das Licht fingen.
„Er ist absolut, atemberaubend schön“, flüsterte sie.
„Er soll Clare' s Fleur darstellen.“
„Ich liebe ihn. Aber ich liebe dich noch viel mehr. Ja, ich möchte sehr gerne deine Frau werden, Edward Fairby.“