Kapitel 73
Die „fantastischen“ Frauen schäumten über vor Begeisterung.
„Oh Lizzy! Du hast aber wirklich etwas verpasst! Es war einfach toll!“
„Tom Tiger war so unglaublich. Er hat Elsie Handküsse zugeworfen.“
„Nein, nicht mir, er meinte das nette junge Ding hinter mir.“
„Und du hättest mal die vielen wirklich grottenschlechten Doubles sehen müssen. Manche waren so furchtbar, dass man sich wundert, wie sie den Schneid hatten, überhaupt aufzutreten.“
„Besonders die Queen-Double. Sie waren allesamt nicht halb so gut wie du. Und rate mal, wer gewonnen hat?“
Die Queen konnte es sich schon denken.
„Na, Glenda Gibbs, natürlich. Das Mädchen aus dem Shopping-Center. Obwohl sie viel zu dünn war, um wie Marilyn Monroe auszusehen – besonders ihr Busen. Ich hörte viele Leute, die das auch meinten“, sagte Gladys.
Die Queen dachte darüber nach, das es doch ein bemerkenswerter Zufall war, dass die glückliche Gewinnerin gleichzeitig das Protege' des Managers war.
Während die Damen so vor sich hinschwatzten, stiegen sie in das Auto ein und machten es sich auf den Sitzen bequem. Pilot sprang wieder auf den Schoß der Queen, wie am Morgen.
„Ach du Schreck!“, rief Tessa, „Was ist denn das? Wo hast du denn den Hund nun her – und wo steckt Pilot?“
„Das ist Pilot.“
„Oh weh! Was hast du nur mit ihm angestellt? Er sieht aus wie ein gerupftes Huhn!“
Die Queen erzählte vom Hundefrisör.
„Also, ich finde, das war eine tolle Idee von dir“, sagte Gladys, „Er riecht überhaupt nicht mehr und sieht teuflisch elegant aus – Ich wundere mich, ob ich ihn nicht wieder zurücknehmen sollte? Er würde gut zu meinem neuen Mantel passen. Was meinst du, Baby? Willst du nicht wieder zurück zu deiner Mami?“
Pilot zog es vor, sie einfach zu ignorieren.
„Du hättest aber Probleme dabei, ihm irgendwelche neckischen Schleifen anzubinden“, zog Elsie sie auf.
Sie hielten alle die Luft an, während Tessa das Auto vorsichtig aus der Parklücke manövrierte und zur Straße nach London lenkte. Die Queen war dankbar für den Moment der Stille. Ihr Kopf tat schon von ihrem ewigen Geschnatter weh. Sie wäre froh, wenn sie die Gelegenheit hätte, noch ein wenig über die interessante Unterhaltung mit Gill nachzudenken.
Erst als sie auf der Autobahn waren und sie ein gutes Tempo hatten, sprach Elsie wieder: „Weißt du, es ist wirklich ein Jammer, dass du nicht in der Show mitgemacht hast. Du hättest den Preis mit hundertprozentiger Sicherheit gewonnen.“
„Was hast du nur die lange Zeit ohne uns angefangen?“, fragte Gladys.
„Ach, ich habe einen schönen, langen Spaziergang am Strand gemacht und dann habe ich in einem Bistro etwas gegessen.“
„Das klingt aber langweilig. Warst du nicht einsam?“
„Nicht wirklich.“
Sie sagte aber nichts von Gill.
Das Auto schnurrte vor sich hin. Pilots Körper wärmte die Knie der Queen angenehm. Die dunkle Landschaft fegte draußen vorbei. Ab und zu blitzte ein Hoflicht oder die Straßenlampen eines Dorfes auf. Ehe sie sich es versah, war die Queen eingenickt.
Als sie am Blumenladen ankamen, war es sehr spät und alle Fenster waren dunkel. Die Queen winkte ihren Freundinnen zum Abschied und schloss sich und Pilot mit ihrem Schlüssel auf. Sie war müde und ging schnell zu Bett. Der neue, schlanke Pilot rollte sich auf der Matte vor ihrem Bett zusammen. Er sah seltsam knochig und zart aus. Bald schliefen beide tief und fest.
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„Verdammt! Die hat den blöden Hund wieder dabei“, fluchte Fred und knallte vor Wut mit der Faust auf die Ablage von Herbs armen Auto.
„Nöö!“, Kev wachte aus seinem Dösen auf dem Beifahrerplatz auf, „das is'n andrer. Der sieht nich so blutrünstig aus.“ Hoffnung blitzte in seinem Gesicht auf.
„Ach, halt die Fresse!“, schnauzte Fred grimmig, „Hund is' Hund.“
Er startete das Auto, legte den Gang ein und knallte mit seinem Fuß auf das Gaspedal. Er raste mit ärgerlichem Motorgeheul davon.