Ron
Smith
Das stört mich
nicht
Wer glaubt, daß mich das stört, irrt sich. Ich habe Bücher und Schallplatten, genug zu essen und ein nettes Plätzchen zum Faulenzen und um mich ein bißchen zu bilden – alles Dinge, die mir früher fern lagen.
Jawohl, meine Lieben, ich habe es gut überstanden. Mir geht es jetzt besser, und ich fühle mich auch glücklicher als zuvor. Es wäre freilich eintönig, wenn ich mich nicht ab und zu mit ihr unterhalten könnte. Ich war nie viel allein, stets hatte ich Gesellschaft, und es fiele mir schwer, jetzt auf sie zu verzichten. Ich spreche gern mit Frauen.
Natürlich ist sie nur deshalb hier, weil außer uns niemand durchgekommen ist. Soviel wir wissen jedenfalls. Alle anderen sind … na ja, eben – weg.
Um Gesellschaft zu haben, leben wir also hier zusammen. Wir haben alles, was wir brauchen – und wir wohnen im besten Viertel von New York. Jedenfalls war es das, als es noch Leute gab, die Vergleiche anstellten.
Manchmal bekomme ich Heimweh, aber es wäre ein zu weiter Weg nach Hause – und die Fahrt zu beschwerlich. Außerdem möchte sie nicht weg von hier.
Und, wie ich schon sagte, ich fühle mich in ihrer Nähe recht wohl.
Freilich sehe ich sie nicht oft. Sie geht viel spazieren und liebt es, allein zu sein. Aber ich habe meine Bücher und stets eine Flasche Wein griffbereit. Es gibt immer etwas zum Nachdenken. Ich fühle mich wohl. Mir macht das nichts aus.
Am Abend sitze ich gern bei ihr und spreche mit ihr über die Bücher, die wir gelesen haben, und über die Städte, in denen sie schon gewesen ist. Sie will nicht wissen, wo ich gewesen bin, deshalb spreche ich nicht davon.
Manchmal trinken wir etwas, und ich scherze mit ihr, um sie bei guter Laune zu halten, und danach gehen wir zu Bett. Sie hat ihr eigenes Schlafzimmer, auf der anderen Seite des Flurs. Wir haben jeder ein Badezimmer. Das ist besser so. Gelegentlich wirft sie mir einen seltsamen Blick zu, wenn sie sich verabschiedet, und scheint etwas sagen zu wollen. »Kafur …«, beginnt sie dann.
Ich lächle und wünsche ihr eine gute Nacht – und sie geht in ihr Zimmer.
Aber das stört mich nicht, ganz und gar nicht.
Ich erinnere mich noch gut an die alten Zeiten beim Sultan. Da bin ich immer im Harem herumgewandert, und es hat mich nicht im geringsten gestört.