Frederik Pohl
Die Volkszähler

 

 

Gegen Ende der ersten Woche geht es hier meistens wie in einem Tollhaus zu. Gott sei Dank spielt sich das nur einmal im Jahr ab! Sechs Wochen Arbeit und sechsundvierzig Wochen frei – das ist eine ganz nette Einteilung, mögen die Leute vielleicht denken. Aber sie wissen nicht, wie es in diesen sechs Wochen hier aussieht.

Für die Männer im Außendienst ist es schon schlimm genug, aber wenn man Leiter eines größeren Gebietes ist, so wie ich, dann wird es zu einer fast unerträglichen Schinderei. Man arbeitet sich durch die verschiedenen Posten hinauf,, dann geben sie einem einen eigenen Volkszählungsdistrikt; und man glaubt, man hätte es geschafft. Fünfzig dreiköpfige Trupps brechen auf, um das gesamte Gebiet zu bearbeiten; einhundertundfünfzig Mann im Außendienst und zwanzig bis dreißig in der Zentralstelle im Innendienst – und man selbst treibt sie alle an. Alles sieht großartig aus, bis die Zählung beginnt und man die hundertfünfzig losschickt; sechs Wochen sind zu lang, um sie in normalem Zustand durchzustehen, und zu kurz, um die Arbeit zu bewältigen. Man fängt an, von schwarzem Kaffee und Vitamintabletten zu leben und von dem Ferienhotel auf Point Loma zu träumen.

Jeder kann den Kopf verlieren, wenn der Druck zu groß wird. Die besten Außenleute beginnen aus der Haut zu fahren. Aber unsereins kann sich das nicht leisten, denn man ist der Chef des ganzen …

Nehmen wir einmal Witeck. Wir arbeiteten als Zähler zusammen, und er war ein ausgezeichneter Mann, absolut ruhig und völlig ohne Nerven, wenn es darum ging, mit den Überzähligen fertig zu werden. Ich verließ mich auf ihn wie auf meinen rechten Arm; ich koppelte ihn immer mit den unerfahrensten, unsichersten neuen Hilfsauszählern, und viele Jahre lang gab er mir nicht den geringsten Anlaß zur Sorge. Vielleicht ging es zu gut, um ewig zu währen; vielleicht hätte ich es voraussehen sollen, daß er einmal durchdrehen würde.

Ich richtete mein Hauptquartier in einem gemütlichen Sommerhaus-Appartement ein. Die Leute, die dort wohnten, hatten es sich gemütlich eingerichtet und schrien Zeter und Mordio, als ich sie hinauswarf. »Ruhe«, sagte ich. »Wenn Sie in fünf Minuten verschwunden sind, zählen wir Sie zuerst.« Na, und das machte der Szene ein Ende; sie küßten mir beinahe die Füße, als sie sich davonmachten. Natürlich war das nicht ganz korrekt, aber man muß sich ein wenig Beweglichkeit bewahren; so werden manche auch Distriktleiter, während andere ihr Leben lang Auszähler bleiben.

Wie Witeck.

Am achten Tag ballten sich die Dinge wirklich in einem unerträglichen Maß. Ich steckte bis zu den Ohren in der Arbeit, es gab eine Menge Ausfälle nachzuholen – wir waren ein bißchen zurückgefallen –, als Witeck anrief. »Chef«, sagte er, »ich habe einen Zugang.«

Ich griff mit einer Hand zur Rotationskartei und mit der anderen zum Bleistift. »Blaukarten-Nummer?« fragte ich.

Witecks Stimme klang ein bißchen komisch. »Nun – eh – Chef«, sagte er, »er hat keine blaue Karte. Er sagt –«

»Keine blaue Karte?« Ich konnte es nicht glauben. Wer in einen fremden Zähldistrikt kommt, ohne eine Karte von seinem alten Distriktleiter vorweisen zu können, der wird, bevor er sich’s versieht, wie ein Überzähliger behandelt.

»Aus was für einem verrückten Distrikt kommt er denn ohne eine blaue Karte?«

»Er kommt aus gar keinem Distrikt, Chef«, sagte Witeck. »Er sagt –«

»Wollen Sie damit sagen, daß er nicht aus diesem Land stammt?«

»Jawohl, Chef. Er –«

»Warten Sie mal!« Ich stieß die Rotationskartei beiseite und griff nach der Emigrationstabelle. Natürlich standen nur ein paar Dutzend Namen darauf – wir haben mit unseren eigenen Überzähligen genug Unannehmlichkeiten, aber trotzdem gelang es immer einigen, sich auf die Tabellenlisten zu schieben. »Kennzahl?« fragte ich.

»Nun, Chef«, begann Witeck, »er hat keine Kennkartennummer. So wie es aussieht –«

Also, man kann mit diesen Illegalen wochenlang herumtun, wenn man will, aber auf diese Weise kommt man mit der Arbeit nicht voran. Ich sagte also: »Überzähl ihn!« und hängte auf. Ich war ein bißchen erstaunt über ihn; Witeck kannte die Spielregeln, und es sah ihm gar nicht ähnlich, mir einen, dessen Papiere nicht in Ordnung waren, aufzuhalsen. In den alten Tagen, als ich noch mit ihm auf Außendienst war, hatte ich ihn eine ganze Familie überzählen sehen, nur weil ihr Name auf der Registrierkarte anders buchstabiert war als auf der Prüfungsliste.

Wir wurden eben älter. Ich machte mir eine Notiz, daß ich mit Witeck einmal sprechen wollte, sobald die Hetze vorbei war. Wir waren alte Freunde; ich würde ihm nicht damit drohen, daß er selbst überzählt werden würde, oder etwas Derartiges. Das weiß er von allein, und vielleicht genügte das, ihn wieder ins rechte Lot zur bringen. Ich würde ganz sicher mit ihm reden, versprach ich mir, wenn nur erst einmal die Hetzerei vorüber ist, oder jedenfalls, sobald ich von Point Loma zurück sein werde.

 

Gleich danach mußte ich mich zur Ortskontrolle begeben und mir selbst Vorhaltungen anhören, aber ich konnte denen beweisen, daß wir aufholten, und so waren sie nicht allzu eklig. Als ich zurückkam, war Witeck wieder am Telefon. »Chef«, sagte er mit sehr unglücklicher Stimme, »das hier bereitet mir wirklich Kopfzerbrechen. Ich –«

»Witeck«, fuhr ich ihn an, »wollen Sie mir schon wieder mit einem Zugang auf die Nerven fallen? Können Sie denn nichts allein fertigbringen?«

»Es ist derselbe, Chef«, sagte er. »Er sagt, er sei eine Art Botschafter und –«

»Oh«, sagte ich. »Warum, zum Teufel, können Sie das nicht gleich von Anfang an feststellen? Geben Sie mir seinen Namen, und ich werde ihn überprüfen.«

»Chef«, begann er wieder, »er, eh, hat keine Diplomatenpapiere. Er sagt, er komme von der –« er schluckte, »von der Mitte der Erde.«

»Sie sind ja verrückt.« Ich hatte schon erlebt, wie gute und fähige Männer unter der Anstrengung der Zählung zusammengebrochen waren. In der Schule sagt man, daß es aus ist, wenn man seine ersten fünfhundert überzählt hat; entweder meldet man sich selbst freiwillig als Überzähliger oder man dreht einfach völlig durch und wird in eine Klapsmühle gebracht. Und Witeck hatte die fünfhundert schon weit, weit hinter sich.

Aus dem Mikrophon, das ich beim Ventilator aufgestellt hatte, scholl ein fürchterlicher Lärm. Es hörte sich an wie Springer. Ich drückte den Telefonknopf und rief Carias, meinen zweiten Mann: »Witeck ist, glaube ich, übergeschnappt. Kümmern Sie sich darum!«

Und dann vergaß ich die Angelegenheit, denn es waren wirklich Springer, und zwar eine ganze Familie.

Ein Vater, eine Mutter und fünf Kinder – fünf! Manche Leute sind doch wirklich widerwärtig! Die Auszähler lieferten sie an die Wachen aus – sie heulten und zeterten – und kamen zu mir, um Bericht zu erstatten. Es war schlimm.

»Sie sind der Haushaltsvorstand?« fragte ich den Mann.

Er nickte und blickte mich wie ein kranker Hund an. »Wir – wir sind nicht gesprungen«, wimmerte er. »Ganz ehrlich, Sie müssen mir glauben. Wir sind –«

»Sie hatten gepackt«, unterbrach ich ihn, »und waren schon an der Tür, als die Außenmannschaft kam. Stimmt’s?« Er wollte etwas sagen, aber ich hatte ihn festgenagelt. »Das genügt, Freundchen«, sagte ich. »Das ist Springen – gegen das Gesetz. Packen, mit der Absicht, wegzuziehen, während die Volkszählbeamten in dem Gebiet arbeiten. Haben Sie noch was hinzuzufügen?«

Er hatte eine Menge zu sagen, aber nichts ergab einen Sinn. Er machte mich krank. Ich versuchte, mich zu beherrschen – man soll nicht an Einzelfälle denken, ganz gleich wie wertlos, nutzlos und im allgemeinen Sinn unbrauchbar sie sind. Das ist gegen das Prinzip der Volkszählung – aber ich konnte es mir nicht verkneifen, zu ihm zu sagen: »Ich kenne Leute Ihrer Sorte, Mister. Fünf Kinder! Wenn es nicht solche Typen wie Sie gäbe, hätten wir überhaupt keine Über, haben Sie sich das schon mal überlegt? Natürlich nicht – solche Typen wie Sie denken ja nie an jemand anderes als an sich selbst! Fünf Kinder! Und wenn die Zählung fällig ist, denkt ihr, ihr seid ganz schlau, und wollt springen!« Ich zitterte vor Erregung. »Sie halten Ihre runden Kulleraugen schön offen und beobachten die Zähler, wann sie einen Über machen; und dann wartet ihr, bis sie ganz dicht heran sind, damit ihr hübsch springen könnt. Habt ihr euch schon jemals überlegt, was uns das für’n Ärger macht?« fragte ich. »Die Zählbehörden sollen fair und gerecht sein, jeder hat die gleiche Chance – und wie sollen wir das fertigbringen, wenn nicht jeder stillbleibt, so daß wir in Ruhe alle zählen können? Ich habe schon seit fünf Jahren niemanden mehr überzählt«, sagte ich ihm, »aber ich schwöre Ihnen, daß ich Sie gern persönlich abfertigen möchte!«

Er gab keinen Ton mehr von sich, seitdem ich meine Rede begonnen hatte. Er stand ganz einfach da und ließ alles über sich ergehen. Ich mußte mich zwingen, einzuhalten, ich hätte noch lange so weiterschreien können, denn wenn ich etwas hasse, so sind das diese dreckigen Zuchtochsen, die zu springen versuchen, wenn sie glauben, daß einer von ihnen ein Über sein könnte beim nächsten Zähltag. Regelmäßige Springer sind schon ziemlich übel, aber wenn die Leute an ihrer Misere selbst schuld sind – Aber das war ja alles Zeitvergeudung. Ich holte tief Luft und dachte die Dinge noch einmal durch. Eigentlich waren wir gar nicht so schlecht dran; wir hatten begonnen, jede zweihundertfünfzigste Person als Über zu stempeln, und jetzt sah es fast so aus, als wäre unsere anfängliche Schätzung ziemlich hoch gewesen; dann würde nur noch jede dreihundertste Person ein Über. Somit hatten wir eine kleine Ausweichspanne.

Todernst sagte ich zu dem Mann: »Sie werden wissen, daß ich Sie alle zusammen zur Strafe überzählen könnte?« Er nickte bedrückt. »In Ordnung, ich will Ihnen eine Chance geben. Ich will nicht kleinlich sein. Wenn Sie selbst freiwillig den Über stellen, fangen wir bei Ihrer Frau von vorn an zu zählen.« Nennen Sie mich weich, wenn Sie wollen, aber ich sage immer noch, daß das weitaus besser war, als mit den Strafen und den Verhören viel Zeit zu vertrödeln. So was kann sich über eine halbe Stunde hinziehen. Und dann sitzt einem die Ortskontrolle im Nacken, weil man zurückbleibt.

Es tut niemals weh, einem Mann einmal eine kleine Schnaufpause zu vergönnen, auch nicht, wenn er ein Springer ist, sage ich immer – solange es die Zählung nicht behindert.

 

Carias wartete an meinem Schreibtisch auf mich, als ich zurückkam, er sah irgendwie besorgt aus, aber ich ließ ihn warten, bis ich den Bericht über den Mann, den ich gerade zum Über gezählt hatte, fertiggestellt hatte. Er war ein Zugang gewesen, fand ich heraus, als ich seine blaue Karte ungültig stempelte. Ich war nicht sehr erstaunt darüber. Er stammte aus Denver, und es ist ja bekannt, wie die ihre Zahlen überziehen; zweifellos hatte er geglaubt, in meinem Distrikt eine bessere Chance zu haben als sonst irgendwo. Und zweifellos hatte er recht, denn wir entmutigen diese Typen, die Kinder wie am Fließband produzieren, bestimmt nicht – wenn er übrigens nicht versucht hätte, zu springen, hätte er mit einigem Glück ohne ein einziges Über seine ganze verdammte Familie für die nächsten Jahre durchbringen können.

Carias lümmelte sich direkt hinter mir herum, als ich fertig war. »Ich hasse diese Volontäre«, sagte ich zu ihm und machte die Karte ungültig. »Ich werde mit der Ortskontrolle einmal darüber reden; ich sehe keinen Grund, warum sie nicht wie alle anderen Über abgefertigt werden können, anstatt jeden einzelnen erst zu begutachten. Nun – was gibt’s?«

Er rieb sich das Kinn. »Chef«, begann er, »es ist wegen Witeck.«

»Na und? Noch ein Zugang?«

Carias warf mir einen kurzen Blick zu. »Nein, Chef. Es dreht sich noch immer um denselben. Er behauptet, er kommt von – eh – der Mitte der Erde.«

Ich stieß einen Fluch aus. »Und da muß er ausgerechnet in meinem Distrikt aufkreuzen!« klagte ich. »Er kommt direkt aus dem Irrenhaus und geradewegs –«

»Chef, vielleicht ist er nicht verrückt«, sagte Carias. »Es klingt sehr glaubhaft, was er sagt.«

»Warte mal, Carias«, warf ich ein, »niemand kann in der Mitte der Erde leben. Sie ist fest wie eine Kartoffel .«

»Sicher, Chef«, Carias nickte ernsthaft. »Aber er sagt, daß sie das nicht ist. Er meint, daß da eine, was er eine Neutronium-Schale nennt, ist, oder so ähnlich, mit Schmutz und Felsen auf beiden Seiten. Wir leben auf der Außenseite. Er auf der Innenseite. Seine Leute –«

»Carias!« brüllte ich. »Sie sind genauso schlimm wie Witeck! Dieser Kerl kreuzt hier auf – ohne blaue Karte, ohne Kennkarte, ohne Beglaubigungsschreiben jeder Art. Soll er etwa einfach sagen: ›Bitte, Chef, ich bin ein Über, bitte fertigen Sie mich ab‹? Natürlich nicht! Folglich denkt er sich eine verrückte Geschichte aus, und ihr fallt darauf rein.«

»Ich weiß, Chef«, sagte Carias schüchtern.

»Neutronium-Schale!« Wenn ich Zeit gehabt hätte, hätte ich laut gelacht. »Neutronium! Daß ich nicht lache! Wissen Sie denn nicht, daß es da unten heiß ist?«

»Er sagt, es ist heißes Neutronium«, bemerkte Carias eifrig. »Ich habe ihn das auch gefragt, Chef. Er sagt, daß nur die Schale –«

»Gehen Sie zurück an Ihre Arbeit!« brüllte ich ihn an. Ich nahm den Hörer ab und ließ mich mit Witeck verbinden. Ich kochte! Sobald sich Witeck meldete, machte ich ihn fertig, ich ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen. Ich putzte ihn herunter, wie das nur möglich ist. Und ich machte Schluß, indem ich ihm einen direkten Befehl gab. »Machen Sie den Mann zum Über«, befahl ich, »oder ich werde Sie persönlich dazu machen! Verstanden?«

Es entstand eine Pause, und dann sagte Witeck: »Jerry, wollen Sie mir bitte zuhören?«

Das ernüchterte mich etwas. Es war das erste Mal in zehn Jahren, seit ich befördert worden war, daß Witeck es wagte, mich mit Vornamen anzureden. Er sagte: »Jerry, hören Sie. Das ist eine ganz große Sache. Dieser Bursche ist wirklich von der Mitte der Erde, ganz ohne Spaß. Er –«

»Witeck«, unterbrach ich ihn, »Sie sind übergeschnappt.«

»Nein, Jerry, ehrlich! Und das macht mir Sorgen. Er ist direkt im Nebenzimmer und wartet auf mich. Er sagt, er hätte keine Ahnung gehabt, daß es hier auf der Oberfläche so zugeht. Er ist ganz wild und redet davon, uns fertigzumachen, große Säuberungen vorzunehmen und ganz von vorn anzufangen; er sagt –«

»Und ich sage, er ist ein Über!« schrie ich. »Kein Wort mehr, Witeck. Das ist ein strikter Befehl – führen Sie ihn aus!«

Und das war das.

Letzten Endes brachten wir die Zählperiode doch noch hinter uns, wenn wir auch knapp an Arbeitskräften waren; und Witeck war wirklich schwer zu ersetzen. Ich bin ein wenig sentimental, schätze ich, aber ich konnte nicht umhin, an alte Zeiten zurückzudenken. Wir fingen gemeinsam auf der gleichen Stufe an; er hätte genauso weit wie ich kommen können – aber natürlich traf er seine Wahl, als er heiratete und ein Kind bekam; man kann keine Kinder zeugen und zu gleicher Zeit ein Beamter der Zählbehörden sein. Wenn er nicht die guten Zeugnisse gehabt hätte, hätte er noch nicht einmal als Zähler weiterarbeiten dürfen.

Ich habe nie mit jemandem über seinen Zusammenbruch gesprochen. Carias hätte es tun können, aber nachdem wir Witecks Körper gefunden hatten, nahm ich ihn mir beiseite. »Carias«, sagte ich, »wir wollen doch keinen Skandal, oder? Hier ist Witeck; er hat ordentliche Papiere und einen guten Ruf als Zähler; er schnappt über und begeht Selbstmord – das ist schlimm genug. Wir wollen die Dinge durch Reden nicht noch verschlimmern, nicht wahr?«

»Chef«, antwortete Carias verlegen, »wo ist der Revolver, mit dem er sich erschossen hat? Sein Vollstrecker war noch nicht einmal benutzt.«

Man darf einen Untergebenen gerade so weit gehen lassen, aber nicht einen Schritt weiter. »Carias«, sagte ich scharf, »wir haben noch wenigstens einhundert Über zu erledigen. Sie können an dem einen Ende sein oder an dem anderen. Haben Sie verstanden?«

Er hustete. »Jawohl, Chef. Ich verstehe. Wir wollen kein Gerede.«

So ist es, wenn man ein Distriktleiter ist. Aber zu meinem Erholungsurlaub in Point Loma bin ich bis jetzt noch nicht gekommen; in der letzten Zählwoche fegte ein Orkan die ganze Stadt weg. Und als ich Baja California versuchte, regnete da gerade diese Vulkanasche herunter; und das Büro des Yellowstone Parks wollte meine Reservierung erst gar nicht annehmen, wegen einiger unangenehmer Zwischenfälle mit den Geisern. So blieb ich eben einfach zu Hause. Denn die beste Erholung ist ja doch die Gewißheit, daß die Zählung für ein weiteres Jahr erledigt war.

Carias wollte unbedingt diesen Zugang, von dem Witeck gesprochen hatte, ausfindig machen, aber ich lehnte das ab. »Zeitverschwendung«, sagte ich. »Der ist inzwischen ein Dutzend Distrikte weiter entfernt. Den sehen wir nie wieder, den oder irgendeinen wie ihn – darauf wette ich ohne weiteres meinen Kopf.«