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Während Lasse im Archivraum nach Fingerabdrücken suchte, stürzte sich Ragnars Gruppe auf die Ordner mit den Frachtunterlagen. Doch sie fanden nichts, das den Papieren glich, die der junge Kollege aus Ragnars Gruppe entdeckt hatte. Nach zehn Minuten konnte Lasse sagen, dass Fohlins Fingerabdrücke auf dem Ordner waren. Dann machte er sich an die Nachbarordner. Nach einer eiligen Prüfung mit Speziallicht glaubte Lasse, dass Fohlin nur die beiden umstehenden Ordner berührt hatte.

Kjell rieb sich die Hände. In seinem Kopf nahm eine Idee Gestalt an. Fohlin würde sicherlich nicht selbst im Archiv arbeiten oder Unterlagen ablegen. Die Aktion am Tag war ganz auf die Computer ausgerichtet gewesen. Fohlin hatte in den Minuten, als die Polizei anrückte, nur den Interneteintrag vorgenommen. Und dann hatte er noch etwas anderes erledigt. Er war ins Archiv gestürmt und hatte den Stapel dort abgelegt, wo er nicht auffallen würde, weil er Hunderten von anderen Frachtpapieren glich. Nur wenn man alles sorgsam durchblätterte, würde dieser Stapel auffallen. Das war eine gute Taktik gewesen. Fohlin hatte nach dem gestrigen Besuch nicht erwartet, dass die Polizei heute alles durchsuchen würde. Warum hatte er nicht den Aktenvernichter benutzt? Er war also auf die Dokumente noch angewiesen.

Kjell suchte Ragnar. »Schau dir das hier mal an. Wir wissen, dass dieses Dokument von Petersson verfasst wurde. Da geht es um einen ägyptischen Sarg. Es war an diesen Frachtbrief geheftet.«

Ragnar ließ sich auf den Tritthocker nieder und setzte sich seine Lesebrille auf die Nasenspitze, studierte das Papier und murmelte leise mit. »Wenn das zusammengeheftet ist und tatsächlich zusammengehört, dann sieht das nach Schmuggel aus.« Er verglich Maße und Gewicht auf dem Frachtbrief und kam zu dem Schluss, dass der Sarg darin viel Platz hatte. »Die wesentliche Aufgabe der SHF ist es doch, im Ausland frisch gegründete Niederlassungen schwedischer Unternehmen zu leiten. Sie gründen sie und führen sie in den ersten zwei Jahren. Das hier ist eine schwedische Firma, die Designermöbel verkauft. Sie haben eine Filiale in Algier, die die SHF für sie aufgebaut hat. Von der Bestechung für die Baugenehmigung bis zum Teppich in der Eingangshalle haben die alles erledigt. Dafür müssen Waren hin- und hergeschickt werden. Das sind ideale Voraussetzungen für Schmuggel. Die ziehen das über den Namen der schwedischen Unternehmen ab.«

»Warum Algier?«

Ragnar schmatzte. »Die Ägypter passen akribisch auf, dass keine Antiquitäten aus dem Land geschmuggelt werden, sonst gäbe es dort bald nur noch Sand. Die Schmuggler befördern das Schmuggelgut auf dem Landweg durch die libysche Wüste nach Algerien, und von dort verschiffen sie es nach Europa oder Amerika.«

Kjell empfand eine tiefe, warme Dankbarkeit für Kenneth Fohlin, die leider nur kurz anhielt. Dann fiel ihm ein, dass er zwei Morde aufklären musste, die er sich noch immer nicht erklären konnte.