Linda aß ihr Frühstück auf dem Balkon. Sie tunkte Fladenbrot in die Milch und nannte das Berberfrühstück. Ihre Füße lagen auf dem Geländer und wippten zum Takt der Musik, die aus dem Radio kam. Es stand sogar ein Fernseher im Zimmer, aber dort gab es nur CNN, BBC und einen deutschen Privatsender, der abends nur Softpornos sendete. Da war es eigentlich kein Wunder, dass es hier so viele Terroristen gab.
Auf einmal hörte sie jemanden hinter sich stehen und drehte sich um. Es war Sofi.
»Wie war die Nacht?«
Diese Formulierung irritierte Linda, aber vor allem die Härte in Sofis Stimme.
»Gut«, lachte Linda verunsichert. »Und bei dir?«
»Zieh dich bitte an. Und pack deine Sachen. Wir fliegen zurück.«
Linda schluckte ihren Bissen herunter und starrte sie an. »Aber ich …«
»Pack deine Tasche, Linda!«
Sofi hatte noch nie so mit ihr geredet. Linda sprang auf. »Okay.«
Zwei Stunden später saßen sie in der Cafeteria am Flughafen. Die Einrichtung war blassgrün wie eine Zahnarztpraxis, und auch Sofis Gesichtsfarbe tendierte in diese Richtung. Warum hatten sie sich nicht von Nura verabschiedet? Hatten die beiden sich gestritten? Ohne ein Wort waren sie zum Flughafen gerast. Am Schalter hatte Sofi zwei neue Tickets mit ihrer privaten Kreditkarte gekauft. Danach wollte sie sofort einchecken, obwohl der Flug erst in zwei Stunden ging. Im Wartebereich konnte man wirklich nichts anderes tun als zu warten, nur drei Geschäfte und diese Cafeteria brachten die Leute davon ab, wahnsinnig zu werden. Dort saßen sie nun seit einer Stunde. Linda wagte nicht zu fragen.
Der Abflug war wie eine Erlösung. Auch während des Fluges änderte Sofi ihr Verhalten nicht. Den ganzen Tag hatten sie nur das Nötigste geredet. Vier Sätze.