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»Warum bist du nach Spanien gereist?«
Mari sah Kjell verwundert an. »Das habe ich doch schon gesagt.«
»Wir glauben dir nicht mehr. Genau genommen glauben wir dir überhaupt nichts mehr.« Dieser Satz funktionierte immer. Er hatte ihn oft genug an Linda erprobt.
Mari schrak zurück und prallte mit dem Rücken gegen die Lehne. Sie schielte zu ihrer Anwältin, aber die konnte ihr nicht helfen.
»Von dem Geld, das du mit dir geführt hast, hast du knapp hunderttausend Kronen von Peterssons Konto abgehoben, ja?« Mari nickte. »Und der Rest des Geldes, die Euroscheine?«
»Lag in dem Aktenschrank.«
»Und wofür war das Geld?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Wie viel war es genau?«
»Etwa fünfzigtausend Euro.«
»Also genau so viel, wie wir bei dir gefunden haben?«
»Ja. Warum denn? Glaubt ihr, ich habe etwas versteckt?«
»Das können wir dir sogar beweisen. Dieses Geld stammt aus dem Bargeldfundus des Außenministeriums und sollte nach Madrid. Ist es nicht ein ganz schöner Zufall, dass du genau dorthin geflohen bist? Nun glaube ich dir ohne weiteres, dass du auch die einzigartige andalusische Landschaft genießen wolltest, aber der eigentliche Grund deiner Reise war, vier Millionen Euro mit dem Zug nach Madrid zu bringen.«
Das war ein Versuch ins Blaue.
Mari standen Augen und Mund weit offen.
»Im Übrigen glauben wir dir auch den Mord nicht, denn nichts ist so passiert, wie du es uns geschildert hast. Er war in jedem Detail anders. Als hätte dich jemand am Telefon nur instruiert, dass ein Brieföffner im Spiel war. Zum Beispiel glauben wir nicht daran, dass Carl Petersson um ein Uhr nachts mit einem Brieföffner im Rücken den Computer aus der Ecke selbst hervorgekramt und aufgebaut hat. Wahrscheinlich stand ihm auch der Sinn nicht danach, das Geschirr zu spülen oder einen Schlüssel für seine Wohnung nachmachen zu lassen.«
»Aber der Computer stand auseinandergenommen in der Ecke!«, schrie sie. »Er hat am Morgen den Schreibtisch geputzt und eingerieben.«
»Und das Telefon hast du also irgendwo in Frankreich aus dem Zug geworfen. Bleibst du dabei?«
»Was sollte ich denn mit dem Scheißding? Es sendet nicht mal dreihundert Meter weit!«