Ein achtes Weltwunder der Technik
Es besteht ein auffälliger Kontrast zwischen der Ablehnung der Toledaner und den Lobpreisungen von anderer Stelle. Man darf vermuten, dass die Wasserkunst in den Augen neugieriger Besucher, die tatsächlich bald in Scharen herbeiströmten, um das Wunderwerk persönlich in Augenschein zu nehmen, ihren Namen völlig zu Recht führte. Denn überaus kunstvoll funktionierte die Mechanik, und man stand vermutlich ebenso verblüfft davor wie ein Kind vor einer kleinen Spielzeugmaschine, in der zwar die schnöde Wirkung der Schwerkraft eine Murmel von oben nach unten befördert – das aber auf kurzweiligen Umwegen und durch allerlei Spielereien, die den Blick bannen. Und weil Turrianos Wasserkunst die Schwerkraft überwand und dabei noch dazu die Kraft desselben Wassers nutzte, die sie nach oben beförderte, mochte sie mancher als größtmögliche Annäherung an ein Perpetuum mobile sehen. Als achtes Weltwunder soll die Konstruktion bezeichnet worden sein, zeitgenössische Autoren attestierten dem Lombarden »großes Können bei jeder Form der Mechanik« und bezeichneten ihn als »zweiten Archimedes«. In zeitgenössischen Schriften finden sich zahlreiche Würdigungen der Wasserkunst, viele große spanische Schriftsteller gehen darauf ein, bis hin zum berühmten Cervantes.
Als Turrianos Wasserkunst von Toledo Mitte des 17. Jahrhunderts bereits außer Betrieb gestellt war und kläglich vor sich hin rottete, kam sie dennoch zu besonderen künstlerischen Ehren. Ein Ballett in Madrid namens »El Mago« erklärte die Funktionsweise der Wasserkunst spielerisch auf der Bühne. Dabei veranschaulichten die Tänzer mit ihrer Darbietung, was sie gleichzeitig sangen: