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Ihre Wirkung auf Männer betrachtete Diane durchaus ambivalent. Sie hatte herausgefunden, dass sie, wenn sie einen Mann auf bestimmte Weise anschaute, ihm in einem besonderen Augenblick mit wissender Eindringlichkeit in die Augen blickte, in seinen Kopf eindringen und ihn binnen kürzester Zeit in einen Zustand der Kindlichkeit versetzen konnte. Das war kein Trick, den sie auf der Schauspielschule in London gelernt hatte oder später im Theater, wo sie nicht die Anfängerrollen, diese namenlosen, schweigenden Hofdamen spielen musste, sondern gleich eine Sprechrolle bekommen hatte. Die Gabe, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, war angeboren, von irgendeinem Vorfahren geerbt, jedenfalls mit Sicherheit nicht von ihren Eltern.

Es dauerte ein paar Jahre, die Kehrseite der Medaille zu erkennen, dass heterosexuelle Männer, sosehr sie ihr auch versicherten, Freunde sein zu wollen, letztlich immer nur an Sex interessiert waren. Dianes Vergnügen an dem Gefühl der Macht, das ihr das verschaffte, wurde getrübt von der Enttäuschung, dass Männer auf so tragische und vorhersagbare Weise primitiv waren.

Sie war sich darüber im Klaren, dass diejenigen, die glaubten, sie zu kennen, der Ansicht waren – sogar einige ihrer besten Freunde in London –, sie wechsle häufig den Partner, weil sie gern flirtete und ihre Wirkung auf Männer genoss. Aber so war es nicht. Seit Tommys Geburt vor fünf Jahren stieß sie schon der Gedanke ab, den Akt mit jemandem zu wiederholen, den sie mit David Willis im Farnkraut gemacht hatte. Nicht, weil der |140|Akt selber sich als wenig leidenschaftlich entpuppt hatte. Auch nicht, weil ihre Erinnerung an die traumatischen Konsequenzen zu verworren war. Es war mehr das Gefühl der Verantwortung gegenüber Tommy, ein Gefühl, dass es, trotz des Versteckspiels, das sie und ihre Eltern aus Angst vor einem Skandal aufführten, ein Verrat gegenüber ihrer Verantwortung als Mutter war, wenn sie einem Mann diese Nähe zugestand.

Die Männer, die ihr in jenen Jahren den Hof gemacht hatten – meistens Schauspieler, Regisseure oder Produzenten, aber auch ein paar, die gar nichts mit ihrer Arbeit zu tun hatten –, waren am Ende nicht selten verwirrt und verärgert gewesen. Sie konnten einfach nicht begreifen, wie es sein konnte, dass Diane Reed, die so begierig nach ihrer Aufmerksamkeit war, den letzten Akt nicht vollführte. Oft warfen diese armen verletzten Kreaturen (Männerstolz war lächerlich zerbrechlich), die ihre Zeit und Gefühle und wahrscheinlich etliche teure Abendessen investiert hatten, ihr vor, frigide zu sein und herzlos oder – und das war die schlimmste Beleidigung – eine Aufgeilerin.

Als Diane sich dann irgendwann doch zu dem letzten Schritt mit einem Mann durchrang, war es mehr aus wiederentdeckter Neugier auf Sex als aus Leidenschaft. Sie war froh, als sie dahinterkam, dass Ernüchterung nicht notwendigerweise dazugehörte – Liebe jedoch auch nicht. Vielleicht war die Liebe, egal in welcher Form, endlich. Denn jeder hatte nur eine bestimmte Menge zu geben.

Wenn es so war, dann gab Diane ihre ganze Liebe Tommy. Sie fuhr nach Hause, um ihn zu sehen, wann immer sie konnte. Sie rief ihn an, bevor er auch nur das erste Wort von sich gab. Wenn sie auf Tournee war, in irgendeiner weit entfernten Stadt, dann beeilte sie sich, am Samstagabend nach der Vorstellung zum Bahnhof zu kommen und den letzten Zug zu erwischen, damit sie wenigstens einen Tag mit ihm verbringen konnte.

Vorzugeben, dass sie nur seine ältere Schwester war, wurde |141|von Jahr zu Jahr schwerer. Und mit ansehen zu müssen, mit welchem Überdruss ihre Mutter den Jungen behandelte, als sei es eine Last, etwas für ihn zu tun, beruhigte ihr Gewissen keineswegs. Wenn sie auch nur die leiseste Kritik äußerte, betonte ihre Mutter, dass diese Farce Dianes Idee gewesen war. Für gewöhnlich garnierte sie ihre Bemerkungen mit einem Hinweis auf Dianes sorgenfreies, vergnügungssüchtiges, ja sogar dekadentes Leben, das sie aufgrund dieses Arrangements führen konnte.

Dass Tommy sich zu einem – sogar sie, die sie vernarrt in ihn war, musste sich das eingestehen – sonderbaren Kind entwickelte, verstärkte ihr Schuldgefühl nur noch. Seine Marotten – die Bettnässerei, die Besessenheit von Cowboys und Indianern, die Art, wie er im Schlaf wimmerte und schreiend aufwachte und oftmals laut mit den Bildern von Flint McCullough redete –, all das schrieb sie ihrem Mangel an Anwesenheit und der Lüge zu, auf die sie sich eingelassen hatte. Nach und nach warf all das einen Schatten auf ihren Erfolg.

Sie liebte die Schmeicheleien, die Standing Ovations, die glühenden Kritiken, das Treiben am Bühneneingang und das Blitzlichtgewitter. Aber eine Hälfte von ihr stand neben ihr, beobachtete all das schon fast mit Hohn. Diese Neigung, sich abzukapseln, beunruhigte sie, denn manchmal passierte es auf der Bühne. Als Fortune’s Fool die begehrteste Show in London war und die ganze Welt darüber zu sprechen schien, ertappte Diane sich dabei, wie lächerlich sie all das fand. All diese Erwachsenen, die so taten als ob.

Merkwürdigerweise beeinträchtigte das ihre Darbietung nicht im Geringsten. Oder vielmehr, niemand bemerkte es – und natürlich wagte sie es nicht, mit irgendjemandem darüber zu sprechen, denn heutzutage ging es bei der ernsten Schauspielerei um das Sein und nicht um den Schein.

Die großen alten Mimen – Gielgud, Redgrave oder sogar Olivier – mit ihrer Ritterlichkeit und ihrem Manierismus wurden |142|als Dinosaurier verspottet. Bei den jungen Regisseuren und Schauspielern waren Stanislawski oder Lee Strasberg in aller Munde und Method-Acting und dass der einzige Weg zu wahrer Schauspielerei allein über das Eintauchen in die eigene Psyche gelingen konnte, durch Reaktivierung der Gefühle, die durch reale Erlebnisse im eigenen Leben ausgelöst worden waren, um sie dann dem Charakter einzuhauchen, den man verkörpern sollte.

Diane war in alledem so gut wie ihre Kollegen. Und die Gefühle, die sie heraufbeschwor, schöne oder traumatische, hatten ausnahmslos mit Tommy zu tun. Während viele ihrer Kollegen Tränentropfen brauchten oder Menthol, das ihnen in die Augen geblasen wurde, konnte Diane auf Befehl Tränen hervorholen. Sie musste nur an ihren verlorenen Sohn denken. In den ersten Tagen von Fortune’s Fool hatte sie sich sein Unglück in Ashawn zunutze gemacht, hatte seinen verzweifeltsten aller Briefe mit sich herumgetragen und ihn vor ihrer tragischen Schlussszene gelesen. Jetzt, da der Ruhm zum Greifen nah war, schämte sie sich, dass sie Tommy als Quelle für ihre Zwecke benutzte. Die Ironie war geradezu lächerlich. Sie hatte das erreicht, was sie immer gewollt hatte: ein Kind und eine Karriere. Und doch konnte sie weder das eine noch das andere vollkommen genießen.

Dass die Lösung dieses Rätsels in der Liebe eines guten Mannes liegen würde, war keine plötzliche Eingebung. Es war eher eine Verschmelzung von Gedanken, ein sich langsam festigender Entschluss: Wenn sie einen Mann kennenlernte, den sie liebte, der bereit war, die Verantwortung mit ihr zu tragen, hätte sie die Kraft, das Richtige zu tun: ihren Sohn zurückzufordern und mit einem Streich ihre Schuld und ihr Traurigkeit zu beseitigen.

Ob Ray Montane das gewisse Etwas ausstrahlte, als sie ihn zum ersten Mal sah, das darauf hindeutete, der Moment sei gekommen, konnte Diane später nie mit Sicherheit sagen.

|143|Sie waren sich im Juni begegnet, während ihres ersten Aufenthalts in Hollywood, nach Fortune’s Fool sechsmonatiger Spielzeit. Herb Kanter hatte Probeaufnahmen in London vereinbart. Eine Formalität, erklärte er. Die Anzugträger bei Paramount und – noch wichtiger – Gary Cooper müssten sich ein Bild von ihr machen.

Die Aufnahmen waren – dieser Ansicht war zumindest Diane – eine Katastrophe. Sie war zwar kein Neuling mehr vor der Kamera, denn sie hatte in ein paar kleinen, britischen Filmen mitgespielt und wusste einiges über den Unterschied zwischen Schauspielerei auf der Bühne und im Film, darüber, wie intim die Kamera sein konnte, dass die Augen eine Rolle spielten und weniger stets mehr war. Aber am Tage der Aufnahmen war all dieses Wissen wie weggeblasen.

In einer schäbigen Ecke in den Elstree Studios saß Herb (der in seinem glänzenden schwarzen Anzug noch mehr wie ein Seelöwe aussah) hinter einer Scheibe und sah zu, wie Diane eine Szene aus dem Drehbuch von Remorseless spielte – zusammen mit einem jungen Schauspieler. Der Junge war wohl weniger wegen seines Talents, sondern eher, weil er billig gewesen war, angeheuert worden und spielte Gary Coopers Rolle. Sie wiederholten die Szene sieben. oder achtmal, und jedes Mal schlechter als zuvor. Diane wurde immer wütender. Als es vorbei war, lachte sie darüber und blieb noch eine Weile, um zu plaudern und eine Zigarette zu rauchen. Sobald sie aber im Taxi nach Hause fuhr, brach sie in Tränen aus und weinte den ganzen Weg zurück nach Paddington.

Erst später erfuhr sie, dass der listige Herb dem Kameramann gesagt hatte, die Kamera laufen zu lassen. Was für die Anzugträger ausschlaggebend gewesen war, war ihr natürlicher, tobender, selbstkritischer Auftritt nach Beendigung der Aufnahmen. Als Gary Cooper sie sah, hatte er gesagt, Diane sei umwerfend. Jeder wollte sie kennenlernen, und sobald sie nicht mehr auf |144|den Bühnenbrettern stehen musste, wurde sie Erster Klasse nach Hollywood geflogen.

Ein zwei Wochen andauernder Wirbelsturm von Meetings und Partys, Lunches und Dinners folgte. Diane traf Manager und Agenten, Publicityleute und Studiochefs. Nur Coop, wie er von jedermann genannt wurde, bekam sie nicht zu Gesicht. Der Lunch bei Paramount war wegen unvorhergesehener und unvermeidbarer Familienangelegenheiten, wie Herb es genannt hatte, abgesagt worden. Coop schickte eine freundliche handgeschriebene Entschuldigung, in der er erklärte, wie sehr er sich freue, mit Diane zusammenzuarbeiten.

Diane bekam einen Vertrag für drei Filme mit einer Anfangsgage von achthundert Dollar die Woche, die ihr neuer Agent namens Harry Zucker – ein eleganter Mann, der Krawatten trug und eine für ihn typische weiße Gardenie im Knopfloch – auf eintausend Dollar hochtreiben konnte. Diane hätte auch umsonst gearbeitet. Harry hatte Ende der ersten Woche ihres Aufenthaltes in den Büroräumen seiner Agentur auf dem Sunset eine Party gegeben. Und hereinspaziert kam Ray Montane.

Ray war nicht eingeladen gewesen. Er hatte nur zufällig an jenem Abend seinen eigenen Agenten aufgesucht, der ihn mitgebracht hatte. Diane fiel er auf, sobald er das Zimmer betrat. Hätte er einen Cowboyhut getragen, dann hätte sie ihn vielleicht erkannt, denn sie versuchte, mit Tommys TV-Western mitzuhalten, und kannte fast alle seine Helden – auch Red McGraw – von den Bildern an seinen Wänden. An diesem Abend jedoch trug Ray seine Cowboykluft nicht. Diane sah nur einen großen, schlanken und braungebrannten Mann in einer offenen Lederjacke, einem weißen Hemd mit Druckknöpfen und schwarzen Jeans (die handgefertigten Cowboystiefel hatte sie noch nicht gesehen). Sein dunkles Haar war kurzgeschnitten, er hatte lange Koteletten und markante Gesichtszüge, sein Alter war schwer zu schätzen. Mitte dreißig, dachte sie. Eines war jedoch klar: Er |145|hatte Ausstrahlung, dieses lässige Selbstbewusstsein, das auf Diane schon immer anziehend gewirkt hatte.

Harry hatte eine kurze, amüsante Rede gehalten. Er sagte, wie begeistert und stolz er und die Mitarbeiter seiner Agentur seien, Englands neuen leuchtenden Stern zu vertreten, Miss Umwerfend (der Spitzname machte schon die Runde in der Branche), Diane Reed. Er hob sein Glas; alle klatschten, und Diane sagte ein paar angemessen bescheidene und charmante Worte – genau wie Audrey Hepburn es getan hätte. Als sie zu Ende gesprochen hatte, lächelte sie den Mann an der Tür an, warf ihm diesen wissenden Blick zu. Ray Montane erwiderte das Lächeln und erhob sein Glas zu einem ganz privaten Toast. Diane wurde, wie sie erschrocken feststellte, rot – seit ihrem zwölften Lebensjahr das erste Mal.

Am Ende der folgenden Woche, nach einer Serie von ausgiebigen Abendessen bei Ciro’s oder Romanoff ’s, Spaziergängen am Strand, Tanz im Mocambo und so vielen Rosen in ihrem Zimmer im Beverly Wilshire, dass es aussah wie in einem Gewächshaus, war Englands neuer und leuchtender Stern zum ersten Mal in ihrem Leben verliebt.

Ray hatte diesen altmodischen und unwiderstehlichen Charme eines Cowboys. Gleichzeitig kannte er sich mit Rock-’n’-Roll-Bands aus. Er war mit einigen von ihnen befreundet und hing mit ihnen herum. Er kannte sogar Jack Kerouac. Er war liebenswürdig und aufmerksam, interessant, und – das war wohl das Wichtigste – er brachte sie zum Lachen. Er war auch der vollkommene Liebhaber. Wenn sie sich liebten, lag darin manchmal ein Hauch von Bedrohung, und das erregte Diane.

An ihrem letzten Abend in Hollywood, auf der Terrasse seines luxuriösen Hauses in den Hügeln, unter dem Baum mit der Lichterkette, machte ihr Ray Montane einen Heiratsantrag. Und sie lehnte ab.

»Ist das ein Nein wie in ›Niemals‹?«

|146|»Nein. Nur wie in ›Nun‹.«

Sie saßen eng beieinander. Diane nahm seine Hand und sagte, sie habe ihm etwas Wichtiges zu sagen. Sie erzählte von Tommy. Ray hörte zu, ohne einmal seinen Blick von ihr abzuwenden. Als sie zum Ende kam – tränenüberströmt – und erklärte, es sei ihr Traum, dass sie eines Tages, bald, dem Jungen eine echte Mutter sein könnte, offen und ehrlich, für alle Welt zu sehen, und das für ihn tun, was sie all die Jahre hätte tun sollen, nahm Ray ihr Gesicht in seine großen gebräunten Hände und küsste ihre Tränen fort. Er sah ihr in die Augen und sagte einfach: »Was hält dich zurück? Machen wir’s. Jetzt sofort.«

Er erzählte, er sei einmal verheiratet gewesen, sei aber jetzt geschieden. Seine Frau, eine Schauspielerin namens Cheryl, leide an Depressionen. Er habe sich Kinder gewünscht, aber sie hätte keine gewollt. Sie hatte wieder geheiratet, hatte einen guten Psychiater und lebte jetzt, mehr oder weniger glücklich, in Oregon.

In den zwei Monaten, nachdem Diane Tommy offenbart hatte, sie sei seine Mutter, war Ray der starke und besonnene Mann an ihrer Seite. Er kehrte aus Los Angeles zurück, und sie mieteten ein Häuschen auf dem Land in der Nähe der Pinewood Studios. Zusammen lebten sie dort in einem Schwebezustand zwischen Glückseligkeit und Schmerz und warteten darauf, dass die Vorkehrungen für ihren Umzug nach Kalifornien abgeschlossen waren. Dianes Mutter machte es ihnen so schwierig wie möglich. Aber mit Hilfe von ein paar kostspieligen Londoner Anwälten und Rays Hartnäckigkeit schafften sie es schließlich. Erklärungen wurden unterzeichnet, damit Tommys Geburtsurkunde geändert werden konnte. Er bekam einen Pass und ein Visum für Amerika. Ray bestand darauf, alle Rechnungen zu bezahlen.

Entscheidend für Diane war, wie wunderbar er zu Tommy war, wie geduldig, liebevoll und humorvoll. Und nachdem der |147|Junge seine Schüchternheit überwunden hatte und den Schock, dass er mit einem seiner Fernsehhelden zusammenlebte, fing Tommy an aufzublühen. Vom Fenster des Häuschens sah Diane, wie Tommy und Ray lachten und herumalberten und im Garten Fangen spielten. Manchmal war es für sie so unbegreiflich, dass sie in Tränen ausbrechen wollte. Danach hatte sie sich gesehnt. Sie waren eine echte Familie. Da sie zu denen gehörte, die dachten, auf Sonnenschein folge Regen, fragte sie sich, ob sie zu vorschnell gehandelt hatte, ob ihr Schuldgefühl und ihr Wunsch, nur das Richtige für Tommy tun zu wollen, sie dazu verleitet hatten, sich zu fest an diesen Mann zu binden. Die Beweise allerdings sprachen eine andere Sprache: Welch ein Glück sie gehabt hatte, ihn gefunden zu haben.

Julian, ihr Londoner Agent, wurde mit Angeboten überschüttet. Jeder Produzent in England war hinter ihr her. Aber Diane lehnte ab. Die einzige Rolle, die sie spielen wollte, bevor die Dreharbeiten zu Remorseless im Dezember begannen, war die der Mutter für ihren Sohn. Sie wollte für ihn da sein, wenn er sie brauchte, mit ihm spielen, für ihn kochen, ihn zu seiner neuen Schule bringen und ihn nachmittags abholen; all diese Dinge, die ihr in den Jahren der Täuschung versagt geblieben waren, wollte sie tun.

Zwei Wochen vor Dianes und Tommys Abreise war Ray wegen ein paar geschäftlicher Angelegenheiten nach Los Angeles zurückgeflogen. Sie sehnte sich so sehr nach ihm, dass es schmerzte. An ihrem ersten Abend auf der Terrasse in den Hügeln – das glitzernde Lichtermeer der Stadt lag wie tausend Versprechen ihnen zu Füßen, Tommy schlummerte in seinem neuen Bett – zog Ray eine kleine samtene Schachtel aus der Tasche und reichte sie ihr. Der Ring war aus Rotgold. Die verschlungenen Initialen D&R aus Saphir waren eingebettet in Diamanten. Weihnachten würde die Hochzeit sein.