Prolog
Später, viel später, nachdem ich starb, versuchte ich, mich zu erinnern, warum.
Da war all das Sterben und der Schmerz, aus dem ich gekommen war: Nachbarn, die sich in Wilde verwandelt und ihre einstigen Freunde mit bloßen Händen und gebleckten Zähnen in Stücke gerissen hatten. Ich hatte gesehen, wie meine Mutter ermordet worden war, wie meine Freunde zerfetzt worden waren; ich hatte meine eigenen Hände gesehen, rot und glänzend von dem Blut eines empfindungsfähigen, intelligenten Wesens, das ich so sehr geliebt hatte wie meinen eigenen Vater. Damals war ich acht Jahre alt, doch wie viele Jahre ich auch zwischen mich und diesen Schrecken brachte, wie viele Schritte ich in Richtung einer Erlösung tat, die zu verdienen ich nicht überzeugt war, diese lange Nacht blieb stets bei mir und war jederzeit ein schlagendes Argument zugunsten der schlimmsten Dinge, die irgendjemand mir jemals antun wollen könnte.
Aber darum bin ich nicht gestorben.
Es war kalt, da, wo ich war. Meine Kehle brannte, aber nicht vor Durst. Sie fühlte sich wund an, als hätte ich Feuer geschluckt. Es war schmerzhaft, doch ich hieß den Schmerz willkommen, denn das war der einzige Teil meiner selbst, der noch irgendetwas empfand, das über den vagen Eindruck hinausging, ich hätte Schlimmeres verdient. Ich hatte so viele böse Dinge getan. Ich hatte im Zorn getötet. Ich hatte meine Loyalität an Mächte verkauft, die der Menschheit nicht wohlwollend gegenüberstanden. Ich hatte mein wahres Gesicht der einzigen Person gezeigt, die, von meinen Eltern abgesehen, mir je zugetan gewesen war, hatte vor einem der beiden wundervollen Gesichter meiner großen Liebe ein Potenzial zur Grausamkeit offenbart, das alles, was sie/er je für mich empfunden hatte, zu Mitleid und Abscheu hatte verkommen lassen.
Aber auch das war nicht der Grund für meinen Tod. Das war der Grund, warum ich es verdient hatte, zu sterben.
Ich erinnerte mich an eine Leiche, schmorend in Blut und Schlimmerem, an ein Monster, schrecklicher noch als ich selbst, das mir erzählte, es sähe in mir eine verwandte Seele, einen anderen Geist, der von Mächten, die ihn bis zur Unkenntlichkeit verzerrt hatten, so schwer geschädigt worden war, dass ihm keine andere Wahl blieb, als zu morden.
Aber auch das war nicht der Grund, warum ich gestorben war. Das war nur etwas, das ich in den Stunden vor meinem Tod gesehen hatte.
Wie war ich gestorben?
Ich erinnerte mich, im luftlosen Raum getrieben zu sein, hoch über einer wunderschönen blaugrünen Welt. Ich trug einen Raumanzug, aber mein Herz pochte, mein Atem ging stoßweise, abgehackt, keuchend. Heute Nacht hatte ich mehrere Leute sterben sehen, aber sie lagen hinter mir. Nun war ich allein, abgesehen von Hunderten von Gewehren, die aus allen Richtungen auf mich zielten, auf einem Flug, der mich entweder tiefer in das Vakuum führen würde oder zurück in die glühende Umarmung des Wiedereintritts. Ich hatte geschrien und keine Antwort erhalten; gebettelt und kein Erbarmen erfahren.
Die Möglichkeit der Rettung war ausgeschlossen, die Befehle erteilt, und das waren Befehle, die weder hinterfragt noch missachtet werden konnten.
Ein stechender Schmerz in meiner Brust, gefolgt von einem weiteren und noch einem, und die Luft verließ explosionsartig meinen Körper. Mein Blut kristallisierte, kochte, und noch während ich hinsah, trieb es davon wie scharlachrotes, vernebeltes Konfetti. Meine Kehle und meine Lungen brannten. Ich versuchte zu schreien, aber da war keine Luft mehr, mit der ich hätte schreien können, niemand, nach dem ich hätte schreien können.
An diesem Ort, auf diese Weise, begegnete ich meinem Tod.
Aber ich konnte mich nicht erinnern, warum ...