Blutwursttorten mit Ausblick

Es gibt eine neue Bewegung von Köchen und Food-Designern, die die isländische Tradition, alles Verwertbare auch wirklich zu nutzen, noch stärker aufleben lassen wollen. Im Rahmen eines Produktdesign-Kurses an der Icelandic Academy of Arts entwickelten zwei Designerinnen zusammen mit einer Professorin den Kurs »Designers And Farmers United«. Dessen Ziel ist es, gemeinsam mit Bauern neue originelle Produkte zu kreieren. Jedes der Pilotprojekte hat einen eigenen Charakter: So stellt ein Ehepaar im Süden des Landes mittlerweile erfolgreich Rhabarber-Süßigkeiten her, eine Firma im Westen produziert Tontöpfe und auf einem abgelegenen Hof im Nordosten Islands entwickelten die Designer mit ihren Studenten und Bauern eine Variation des Klassikers »slátur«, aus dem unter anderem Blut- oder Leberpudding gekocht wird.

Gewiss nicht jedermanns Sache: die Blutwursttorte

Möðrudalur ist mit 469 Metern der am höchsten gelegene Bauernhof Islands. Die Besitzer sind berühmt für ihre Schafzucht und das aromatische Lammfleisch, einige Reste verwerteten sie schon für die Fleischsuppe, doch die Innereien blieben bisher ungenutzt. Die Food-Designer und Köche entwickelten für sie nun eine »sláturterta«, eine Blutwursttorte. In ihr werden neben dem Blut und der Leber des Schafs auch andere Innereien zu einer roten Suppe vermengt, die die Köche dann in eine Form gießen und anschließend im Ofen garen, traditionell kocht man sie in einer Magenhaut. Die neu designte Torte hat die Form des Herðubreið, der Vulkan im Hochland gilt als Königin der Berge und trägt stets eine weiße Schneehaube. Die wird durch eine Schicht von Püree auf die herzhafte Torte gezaubert, dazu gibt es Blaubeerensauce.

Die zubereitete Blutwursttorte ist allein schon deshalb ein einmaliges Erlebnis, weil eigens dafür neue Teller kreiert wurden und sie nur im lokalen Café, das zum Bauernhof gehört, serviert wird. »Während du die Torte isst, kannst du sogar auf den majestätischen Herðubreið schauen«, sagt Guðfinna Mjöll Magnúsdóttir, eine der beiden Designerinnen, die das Projekt leiten. Ihre Kollegin Brynhildur Pálsdóttir hat schon lange ein Faible für Vulkane, vor Jahren gestaltete die 31-Jährige ein Poster mit einer Anleitung, wie aus Schokoladenteig, Marmelade und einer selbst gebastelten Form ein aktiver Vulkankuchen gebacken werden kann.