13
In den Unterlagen war Viamarr 4 als Ackerbauwelt verzeichnet mit einer Schwerkraft, die ein wenig höher als die von Coruscant lag; das wichtigste Exportgut war ein unterirdisch wachsender Pilz, dessen Ausläufer und Knollen manchmal Durchmesser von bis zu einem Kilometer und mehr erreichten.
Der Pilz, der wegen seiner Farbe nicht ganz korrekt die Bezeichnung Viamarr Schwarzwurzel trug, wurde wegen seines an Fleisch erinnernden Gewebes und seines hohen Nährwerts sehr geschätzt.
»Wer hat TIE-Jägererfahrung?« fragte Wedge. »Auch wenn es nur im Simulator ist?«
Piggy, Falynn, Face und Janson meldeten sich.
»Piggy, wie sind Sie mit den Simulatorcockpits klargekommen?«
»Das war schrecklich, Sir.«
»Also gut. Ich möchte, daß Wes auf der Night Caller bleibt. Falynn, ziehen Sie sich an. Sie und ich werden der Hauptstadt von Viamarr 4 einen kleinen Besuch abstatten.«
Über das meist ernst blickende Gesicht der Tatooinerin zog ein seltenes Lächeln.
Wedge fuhr fort: »Squeaky hat mich darüber informiert, daß es in dem Saal am Heck einen TIE-Simulator gibt. Nicht sonderlich überraschend, da diese Korvette sich ja sehr darum bemüht, als Trägerschiff zu operieren. Ich schlage vor, daß Sie alle sich ein wenig mit dem Simulator befassen und ein bißchen Erfahrung sammeln. Es könnte sein, daß wir ein paar TIE-Einsätze fliegen.«
Wedge sah sich die wenig vertrauten Schalter und Displays an, seufzte gereizt und legte zwei Schalter um. Sofort ging ein Summen durch den TIE-Jäger, was darauf hindeutete, daß die Energieversorgung angesprungen war. »Zwei Motoren warm und grün«, sagte er. Dann blickte er automatisch nach backbord und steuerbord, um einen visuellen Check seiner Umgebung vorzunehmen, und verkniff sich eine gereizte Bemerkung. Es gab seitlich keine Fenster; wenn es welche gegeben hätte, dann hatte er durch sie nur die Flügelträger und die großen sechseckigen Solarpaneele gesehen. Die einzigen Sichtluken der TIEs waren vorn und oben. Sie zeigten ein endloses Sternenfeld und erinnerten Wedge daran, daß er an etwas hing, was vor wenigen Tagen noch ein Fluchtkapseldock gewesen war.
Keine Schilde. Kein Schleudersitz. TIE-Jäger waren Wegwerfangriffsfahrzeuge für Wegwerfpiloten, und Wedge hatte nie etwas für Wegwerfmentalität übrig gehabt. »Anzeige Laserkanone nominal. Wie sende ich?«
Jesmin antwortete: »Sir, bis zu Ihrem Start kommunizieren Sie über Direktvermittlung.«
Wedge grinste. »Tut mir leid. Ich frage nach dem Start noch einmal. Grau Zwei, wie ist Ihr Status?«
Falynns Stimme klang ein wenig nervös: »Ionenzwillingsmotoren laufen optimal. Alle Schiffssysteme im Grünbereich. Zwei Laserkanonen auf voller Energie. Schilde – verdammt. Ich meine, äh, Entschuldigung, Sir.«
»Ist schon gut. Mir geht es ebenso.«
»Und ich freue mich nicht gerade darauf, dieses Ding zu landen. Sir, selbst in den Simulatoren bin ich nie an einer Dockstation gelandet.«
»Sie schaffen das schon. Sie dürfen nur nicht vergessen, daß Sie den Knüppel auf minimale Reaktion schalten. Auf die Weise werden Sie zwar ein Gefühl haben, als würden Sie nur zentimeterweise kriechen, aber Sie werden wenigstens bei der Landung nirgends anstoßen. Passen Sie auf, wie ich es mache.« Jetzt mußte er den Worten die Tat folgen lassen. Er drehte den Knopf seines Steuerknüppels so weit herunter, wie das ging, löste dann die Verbindung mit der Night Caller und kuppelte die Ionenmotoren ein.
Er trieb von der Korvette weg. Als der Entfernungsmesser ihm anzeigte, daß er fünfzig Meter von dem Schiff entfernt war, drehte er sich auf der Stelle und sah zum Bauch der Night Caller hinüber. Auf der anderen Seite war zu sehen, wie Falynns TIE-Jäger sich langsam auf den Kiel der Korvette zu senkte.
»Gut«, sagte er. »Startbereit?«
»Bereit, Sir.«
»Rotte Grau startet.« Er zog den Knüppel zu sich heran, drehte den Abstimmknopf und gab mehr Energie auf die Motoren. Der TIE-Jäger glitt nach vorn; er zog ihn zu dem fernen Planeten von Viamarr 4 herüber. Befriedigt stellte er fest, daß Falynn ihm folgte; allem Anschein nach hatte sie ihre Zeit im Simulator gut genutzt.
Ein wenig später tauchten sie in die Atmosphäre von Viamarr 4 ein und nahmen Kurs auf Velery, die planetarische Hauptstadt, eine Stadt von hunderttausend Einwohnern auf dem größten Kontinent der südlichen Hemisphäre. Das Land rings um die Hauptstadt war größtenteils von Wäldern bedeckt, mit einer Unzahl winziger Ortschaften mit hölzernen Gebäuden dazwischen.
Schließlich nahm jemand ihre Anwesenheit zur Kenntnis: »Anfliegendes Fahrzeug, hier Station Velery. Bitte geben Sie sich zu erkennen. Können Sie uns empfangen?«
Wedge schaltete sein Komm auf Klartextsendung. »Station Velery, hier Rotte Grau in Begleitung von Privatyacht Night Caller.«
»Ah ja.« Der Stimme war eine gewisse Erregung anzumerken. »Rotte Grau, bitte Kurs Zwei-Fünf-Fünf, und landen Sie hier auf Station Velery.«
»Geht nicht, tut mir leid. Entspricht nicht Einsatzparametern.« Der Einsatzplan der TIE-Jäger der Night Caller war sehr einfach: ein paarmal im Tiefflug über die Stadt Velery, den Flugverkehr stören, alle Versuche der lokalen Regierung ignorieren, ihre Autorität durchzusetzen, und zu der Korvette zurückkehren. Einfach. Die ackerbautreibenden Siedler des Planeten verfügten über keine nennenswerten Verteidigungseinrichtungen – nicht einmal genug, um TIE-Jägern gefährlich zu werden.
»Äh … darf ich fragen, was das für Parameter sind?«
»Bleiben Sie, wo Sie sind, dann werden Sie es gleich merken.« Er konnte die Lücke im Wald vor ihnen sehen und vermutete, daß dort Velery liegen mußte.
Seine Sensorik schrillte – ein Signal, das Wedge erkannte. Er schaltete auf die Frequenz der Night Caller. »Hinter mir her, Zwei. Jemand versucht uns für Laserfeuer zu markieren.« Er zog den Knüppel zu sich heran und schoß in den Himmel.
Als er hochstieg und dann in einem Looping rückwärts wieder den ursprünglichen Kurs einnahm, konnte er ihre Verfolger durch die Sichtluke im Kabinendach des TIE-Jägers erkennen. Zwei stummelig wirkende Jagdmaschinen mit Nasen ähnlich denen von X-Flüglern, aber ohne deren Kabinenkuppel – »Headhunter«, sagte er. Offensichtlich hatte sich Viamarr, als Zsinj einmal nicht hingesehen hatte, ein paar Jagdmaschinen für seine Verteidigung zugelegt.
»Mark Ones«, sagte Falynn. »Sehen Sie die schrägen Flügel? Die sind ziemlich alt.«
»Mag sein, aber in der Atmosphäre sind sie genauso gut wie TIE-Jäger, und ihre Laser können einem ganz schön einheizen.« Wedge sah, wie die Headhunter höherstiegen und sichtlich bemüht waren, den TIE-Jägern dicht auf den Fersen zu bleiben.
Dann waren sie über das Komm zu hören: »Rotte Grau, hier Black Wing Eins. Sie müssen die Anweisungen von Station Velery befolgen. Sofort.« Eine Männerstimme, jung, rustikal.
Wedge schüttelte den Kopf. Bauernjungs in Headhunters, die versuchten, ihn mit Laserkanonen unter Beschuß zu nehmen. »Oh, das geht aber nicht.«
Er kippte zur Seite ab und ging in Sturzflug über, nutzte die Atmosphäreflugfähigkeit seines TIE bis an deren Grenzen aus, um in Schußposition hinter die Headhunter zu kommen. Der atmosphärische Widerstand an seinen Sonnenpaddeln ließ ihn nach backbord abdriften, aber er hielt den Jäger mit Erfahrung und brutaler Kraft auf Kurs.
Einen Augenblick lang fragte er sich besorgt, ob Falynn mit ihm Schritt halten konnte, und versuchte, sie visuell zu erfassen, entdeckte sie aber erst, als er schließlich ihren Blip auf dem Sensormonitor sah. Sie war ein wenig zurückgefallen, hatte aber ihr Fahrzeug voll unter Kontrolle.
Nur wenige Meter über den Baumwipfeln richtete er den TIE wieder auf und stieg in die Höhe, diesmal den backbordseitigen Headhunter klar vor Augen. Er fuhr die Zieloptik des TIE-Jägers hoch und hatte gleich darauf die Silhouette des Headhunters vor sich auf dem Monitor. »Black Wing One, wenn ich jetzt in reizbarer Stimmung wäre, wäre einer von Ihnen beiden tot.«
»Das sagen Sie. Diese Dinger vertragen eine ganze Menge mehr als die Pappschachteln, die Sie da fliegen.« Der Headhunter auf seinem Monitor kippte nach links ab und kam dann in einem engen Bogen auf ihn zu.
»Und genau das werden Sie gleich ausprobieren müssen, wenn Sie nicht aufhören, mich zu ärgern.« Wedge blieb ohne Mühe hinter dem Headhunter, sah jedes seiner Manöver voraus und holte auf, bis er nur noch fünfzig Meter hinter der älteren Maschine war.
Er sah auf seine Sensorik. Falynn war stumm geblieben, hing aber immer noch dicht hinter dem anderen Headhunter und machte jedes seiner Manöver mit. Schließlich kam ihre Stimme auf dem Kanal der Night Caller zu ihm herüber: »Sir, es wird keine Mühe machen, aber ich möchte wirklich nicht diese Bauern vaporisieren.«
»Halten Sie sie im Visier und zeigen Sie ihnen, wie man fliegt, Zwei. Vielleicht wächst denen noch ein Gehirn.«
Wedges Ziel rollte nach links ab und verlor plötzlich an Höhe, jagte im Sturzflug geradewegs auf die Bäume zu. Wedge folgte ihm und riß dann erstaunt die Augen auf, als der Headhunter durch das Astwerk krachte.
Verfolgen oder abbrechen? Dieser Pilot war jung und arrogant, aber doch bestimmt kein Selbstmörder. Wedge folgte ihm.
Er spürte, wie seine Solarpaneele durch die Zweige brachen, und befand sich dann plötzlich unter den Baumwipfeln. Sein Ziel strebte nach steuerbord, folgte dem Lauf eines kleinen Flüßchens. Wedge klemmte sich dicht hinter ihn. »Black Wings, sind Sie bereit abzubrechen und nach Hause zu fliegen?«
»Grau Eins, noch eine Sekunde, und ich mache kehrt und verschaffe Ihrem Zahnarzt mit meiner Laserkanone Arbeit.«
Die Stimme von Station Velery schaltete sich wieder ein: »Black Wing Rotte, abbrechen und zur Station zurückkehren. Das ist ein Befehl.«
»Sir …« Die Stimme von Black Wing Eins klang mürrisch und enttäuscht.
»Das kommt vom Gouverneur. Oder wollen Sie Ihre Pilotenlizenz gegen einen Traktorführerschein eintauschen?«
»Nein, Sir.« Ohne ein weiteres Wort für die TIE-Jäger reduzierte Black Wing Eins sein Tempo und schoß dann wieder durch das dünne Dach aus Ästen und Zweigen nach oben. Der Sensorschirm zeigte, daß auch Black Wing Zwei Kurs auf die Koordinaten von Station Velery genommen hatte.
»Gut gemacht, Grau Zwei. Und jetzt ein kleiner Besuch bei ihrem Verwaltungsgebäude.«
»Das wird bestimmt Spaß machen, Eins.«
Jesmin lehnte sich von ihrer Kommstation zurück. »Lieutenant, wir empfangen einen Ruf von Velery House. Das ist ihr Regierungsgebäude. Sie verlangen eine spezielle Chiffrierung, die in unserem Computer ist. Offensichtlich haben sie schon einmal gesprochen.«
Janson, der es sich auf dem Kapitänssessel bequem gemacht hatte, sah sie leicht verwirrt an. »Dafür ist im Einsatzprofil nichts vorgesehen. Sie hätten nicht anrufen sollen. Die hätten alle Luken dichtmachen und die Belästigung durch die TIE-Jäger hinnehmen müssen.«
Jesmin reagierte darauf mit einem sehr menschlichen Achselzucken. »Ich weiß.«
»Nun, dann nehmen Sie den Anruf an. Sagen Sie denen, der Kapitän nimmt gerade ein Bad, oder irgend so etwas.«
»Sir, Night Caller hat unter Captain Darillian nach imperialen Protokollen gehandelt.«
»Und das heißt?«
»Das heißt, daß sie unter keinen Umständen eine Mon Calamari als Kommunikationsoffizier haben kann.«
Janson pfiff gereizt durch die Zähne. »Also, ich kann den Anruf nicht entgegennehmen. Mein Gesicht ist ziemlich bekannt.«
Beide sahen zu Face hinüber, der an der Navigationskonsole saß. Er richtete sich auf. »Äh, die könnten mich selbst mit meiner Narbe erkennen. Einige der Gespenster haben mich auch erkannt.«
Janson versuchte gar nicht erst, seinen Ärger zu verbergen. »Face, Sie sind Schauspieler. Tun Sie etwas.«
Face stand auf und sah sich sichtlich irritiert auf der Brücke um. Da war nicht viel, was er gebrauchen konnte: Gegenstände, die die Brückencrew hinter Konsolen geworfen hatte, und Cubbers Werkzeugkasten neben dem Loch im Boden, wo der Mechaniker daran gearbeitet hatte, die scharfen Ränder zu glätten, um dann später eine Metallplatte darüber anzubringen.
Er rannte zu dem Werkzeugkasten und zog Cubbers Schweißerbrille und eine Sprühdose mit roter Farbe heran, die dazu dienten, die Schiffswand an reparaturbedürftigen Stellen zu markieren. Er besprühte die Innenseite der Brille, bis sie undurchsichtig war.
Behälter mit Schmiermittel, Hydroschrauber, Kabel, Sensoren, Schläuche – er griff sich einen Schlauch, der etwa halb so lang wie sein Vorderarm war, schob sich ein Ende in die Nase, das andere ins rechte Ohr. Dann streifte er sich die Schutzbrille über, schob sie auf die Stirn und machte eine der Mützen der Crew ausfindig. »Ich brauche den Sessel.«
Janson machte ihn frei. Face ließ sich darauf nieder, zog sich die Schutzbrille über die Augen und die Mütze tief in die Stirn. »Wie sieht das jetzt aus?«
Er konnte ihre Gesichter nicht sehen, aber Jesmin lachte brüllend, so laut, daß er kaum Jansons Antwort hören konnte: »Ekelhaft.«
»Aber sie werden mein Gesicht nicht erkennen. Also, auf den Schirm.« Er wandte sich dem Hauptbildschirm der Brücke zu.
Er bemerkte undeutlich, wie sich die Lichtstärke im Raum veränderte, und hörte dann eine Stimme: »Captain D –, oh, du meine Güte.«
Face atmete tief durch und sprach dann mit tiefer Baßstimme: »Captain Darillian nimmt gerade ein Bad. Ich bin Lieutenant Narol. Wer sind Sie? Was wollen Sie?« Seine Stimme klang zugleich gelangweilt und verächtlich.
»Äh, ich bin Gouverneur Watesk. Ich würde sehr gern Captain Darillian sprechen.« Die Stimme des Mannes klang bittend.
Face drehte das Gesicht halb zur Seite, um zwischen der Oberseite der Gläser und dem Schild seiner Offiziersmütze durchsehen zu können. Der Bildschirm zeigte das Gesicht eines ergrauenden, bärtigen Mannes in einem rustikal wirkenden braunen Hemd, aber mit einer teuren Holzvertäfelung hinter sich. »War Basic Ihre erste Sprache? Verstehen Sie mich? Der Kapitän ist in seinem Bad.«
»Sie könnten eine Stimmverbindung für mich herstellen.«
»Er diktiert seine Memoiren und möchte nicht gestört werden.«
»Im Bad?«
»Natürlich im Bad!« Faces Stimme klang jetzt wütend. »Wo denn sonst? Der Captain ist ein sehr beschäftigter Mann! Er ist kein Schreibtischhocker von Koloniegouverneur und hat deshalb nicht die Zeit, mit einer Hand in der Nase zu bohren und mit der anderen Steuern abzusahnen! Wenn Sie etwas zu sagen haben, können Sie es mir sagen. Aber wir können natürlich auch einfach zu unserem nächsten Ziel weiterspringen, und ich berichte dem Kapitän von Ihren schlechten Manieren. Und den Manieren Ihrer Piloten, die es aus irgendeinem Grund für richtig gehalten haben, mit uns Fangen zu spielen.«
»Nein! Lieutenant, bitte verzeihen Sie mir.« Der Gouverneur wirkte gebührend zerknirscht. »Unsere Luftstreitkräfte sind ganz neu, und die Piloten haben noch kaum Erfahrung. Sie haben auf eigene Initiative gehandelt. Sie werden bestraft werden – Aber das ist nicht der Grund meines Anrufs.«
Face schaffte es, durch seine Haltung und die Art, wie er seine Mundwinkel verzog, gelangweilt zu wirken. »Fahren Sie fort.«
»Ich rufe Sie wegen des Vertrages an. Ich bin einverstanden, daß Viamarr eine Signatarmacht wird. Eine stolze Signatarmacht.«
Face sah Jesmin an. Ihre Finger huschten über ihre Konsole. Dann machte sie Face mit heftigen pantomimischen Bewegungen klar, daß in den Aufzeichnungen des Schiffes darüber nichts zu finden war.
»Das ist jetzt eine Weile her«, sagte Face. »Wie kommen Sie eigentlich darauf, daß das ursprüngliche Angebot noch gültig ist?«
Die Frage schien Gouverneur Watesk zu verblüffen. Der Mann mußte ein paarmal schlucken, ehe er antworten konnte. Doch als er dann wieder zum Reden ansetzte, begannen die Wandpaneele hinter ihm zu vibrieren, und Face konnte deutlich das Geräusch eines TIE-Jägers hören, der dicht bei dem Gouverneur vorbeibrausen mußte. Der Gouverneur verfolgte die Bewegung des TIE-Jägers und wandte sich dann wieder Face zu: »Sir, der Warlord hat gesagt, ich hätte bis zu Ihrem nächsten Besuch Zeit, mich zu entscheiden.«
Face lächelte kühl. »Und was hat der Warlord nach Ihrem letzten Gespräch mit Ihnen gesagt?«
Der Gouverneur schien am Boden zerstört. »Das weiß ich nicht, Sir. Das kann ich doch unmöglich wissen.«
»Völlig richtig. Also, Sie sagen mir, was Sie glauben, daß der Warlord Ihnen angeboten hat, und ich sage Ihnen, was davon noch auf dem Tisch ist.«
Janson lächelte breit und hob beide Daumen, so daß Face sie sehen konnte.
»Äh, ja.« Der Gouverneur blickte nach unten, offensichtlich auf ein Datapad oder Dokumente, die auf dem Bildschirm nicht zu erkennen waren. »Wir sollen seiner Armee Vorräte liefern, die einem Zehntel unserer Exporte entsprechen.«
»Und?«
»Und Sie … und Sie nennen uns einen Ort, an den wir Hilfeersuchen richten können, falls wir angegriffen werden, oder es zu einer Invasion kommt. Sie würden uns schützen.«
»Und?«
»Und wir würden Sie natürlich mit Informationen über irgendwelche Verhandlungen mit der Neuen Republik, dem Imperium und anderen Warlords versorgen.«
»Natürlich. Und?«
Die Lippen des Gouverneurs zitterten. »Das war alles.«
Face sah ihn unverwandt an. Am Verhalten des Gouverneurs war etwas, das besagte, daß Beflissenheit zwar ein Wesenszug von ihm war, daß er im Augenblick aber simulierte. Und das deutete darauf, daß er irgend etwas zurückhielt.
Face wandte sich ab. »Fähnrich Ack–« Er hustete. »Ackran, informieren Sie Rotte Grau, daß sie ein paar Dinge in die Luft jagen sollen, ehe sie zu uns zurückkehren. Wir werden aus dem System ausspringen, sobald sie zurückgekehrt sind.«
»Nein, warten Sie!« Die schrille Verzweiflung in der Stimme des Gouverneurs wirkte jetzt echt. »Sir, Sie müssen bedenken, daß der Warlord mich ausdrücklich aufgefordert hat, über den letzten Teil mit niemandem außer mit ihm zu sprechen.«
»Nun, sobald Sie mich überzeugt haben, werde ich dem Warlord bestätigen, daß Sie mir nichts gesagt haben. Und jetzt fahren Sie fort.«
»Das Land ist bereit.«
»Ah, gut.« Face wartete.
Der Gouverneur schien jetzt völlig konfus. »Das war alles.«
»Nein. Entspricht das Land den Spezifikationen des Warlords? Lage, Größe, Dokumentation?«
»Selbstverständlich tut es das!«
Face hieb mit dem Arm auf seine Armlehne. »Selbstverständlich tut es das nicht! Es tut es nämlich solange nicht, bis ich mich nicht selbst überzeugt habe! Ich entdecke die Datei nicht auf meinem Datapad, Gouverneur. Wo sind diese Spezifikationen?«
»Aber – «
»Aber gar nichts. Wenn Sie mir diese Information nicht übermitteln, kann ich nicht wissen, ob Sie ihm tatsächlich die Lage gegeben haben, die er wollte. Und Sie haben vermutlich die Dimensionen der Immobilie reduziert, um sich ein paar Credits zu sparen – «
»Nein, Sir!« Der Gouverneur brüllte jetzt wie ein neuer Soldat, der gerade von seinen Ausbildern gelernt hat, sich nur brüllend mit ihnen zu verständigen. »Ich übermittle die Information jetzt an Sie, Sir!«
Face sah zu Jesmin hinüber, wartete, bis sie nickte, um damit anzuzeigen, daß sie die Datei erhalten hatte. »Lieutenant, entsprechen diese Daten dem, was wir bekommen sollen?«
Sie zuckte die Achseln, wußte nicht, wie sie antworten sollte. Aus dem Augenwinkel sah Face, wie Janson nickte. »Ja«, sagte Jesmin.
»Gut.« Face wandte sich wieder dem Gouverneur zu, und seine Stimme klang jetzt angenehm und besänftigend. »Watesk, ich muß Sie loben. Sie sind für einen planetarischen Gouverneur äußerst kooperativ und offen.«
»Ja, wirklich?« Der Mann sackte vor Erleichterung förmlich in sich zusammen und strich sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn.
»Ja, wirklich. Der Warlord wird erfreut sein. Wir werden ihn von Ihrer Entscheidung informieren, und er wird veranlassen, daß ein formelles Dokument geliefert wird, das alle unterzeichnen können. Sind Sie damit einverstanden?«
»O ja, Lieutenant.«
»Sehr gut. Ich möchte gern Ihren Pilz kosten. Narol, Ende.« Jesmin beendete die Verbindung.
Face sackte zusammen und riß sich Mütze und Brille ab. »Ich hasse Improvisation.«
Sie versammelten sich im Konferenzraum des Schiffes.
»Was im Namen von Sith hat Zsinj eigentlich vor?« fragte Wedge. »Proviant- und Gerätelieferungen gegen Schutz kann ich verstehen. Aber Landgeschäfte?«
»Das ist nicht alles«, erklärte Jesmin. »Nach den Aufzeichnungen, die sie uns geschickt haben, ist das Land auf eine Person namens Cortle Steeze eingetragen worden. Ich muß zunächst davon ausgehen, daß das ein Deckname für Zsinj ist, aber wir sollten jedenfalls Nachforschungen nach dem Namen anstellen. Wer auch immer dieser Steeze ist, er hat völlig freie Wahl, wie er dieses Land aufteilen und nutzen kann.«
»Wieviel ist es denn?«
»Eine Insel von einiger Größe. Fünfzig Kilometer lang und etwa dreißig breit.«
»Interessant.« Wedge sah Face an. »Gute Arbeit. Übrigens, Sie haben immer noch etwas Farbe im Gesicht.« Die nicht mit Narben bedeckten Partien von Faces Gesicht waren vom Schrubben gerötet.
»Ich weiß«, beklagte sich Face. »Die geht einfach nicht weg.«
Cubber schnaubte. »Das soll sie auch nicht. Sie dient dazu, Arbeitsstellen zu markieren. Äußerst gutes Reflektionsvermögen, besonders gut im UV-Licht zu sehen. Sie brauchen Lösungsmittel, um es wegzubekommen.«
»Lösungsmittel? Haben Sie welches?«
Cubber grinste bösartig. »Tut mir leid. Ich habe das letzte verbraucht, um meine Brille zu reinigen.«