10

 

Als Kell und Knirps eintrafen, hatten sich zehn X-Flügler und das Shuttle der Lambda-Klasse, die Narra, bereits zum Abflug aufgereiht.

Die Nachzügler bezogen mit Phanan und Face ihre Positionen in der Formation, und dann brachte Wedge die Staffel in Fahrt und setzte einen Kurs, der sie von Folor wegtrug.

Wedges Stimme hallte über das Komm: »Gespenster, ich habe das Vergnügen, null Verluste zu melden. Ton Phanan hat eine geringfügige Verletzung gemeldet; zum Glück hat er unseren Arzt bei sich. Alle anderen haben leichtere Fahrzeugschäden hinnehmen müssen, die aber alle nicht kritisch sind. Für einen ersten Kampfeinsatz einer Einheit gegen einen zahlenmäßig überlegenen Gegner ist das eine brillante Leistung.«

»Führer, Acht. Wie ist die Staffel Blau zu Rande gekommen?«

»Nicht so gut, Acht. Fünf Verluste und ernsthafte Schäden bei den meisten anderen. Wir haben heute zwei Abschüsse für Face, was seine Summe auf sechs bringt – Sie sind ein As, Loran.«

»Bekomme ich da eine Trophäe?«

»Nein, aber jemand könnte Sie vielleicht auf einen Drink einladen. Außerdem muß ich Gespenst Fünf und Gespenst Sechs für die beispielhafte Taktik loben, mit der sie die Implacable von uns abgelenkt haben – «

»Danke, Sir.«

»Mund halten, Fünf. Und dann sollte ich vielleicht erwähnen, daß ich erwäge, Sie beide zur Meldung zu bringen wegen diesem Streich mit dem Klarspruch an die Implacable. Was haben Sie sich eigentlich gedacht?«

»Äh … wahrscheinlich gar nichts, Sir. Ich war nur so aufgeputscht, weil ich überlebt hatte.«

»Also, ich hoffe, daß sich das ausgleicht, und um Strafe und Belohnung ebenfalls auszugleichen, werde ich euch beiden Orden an den Schädel nageln.«

»Danke, Sir. Äh – wer ist der Pilot der Narra?«

Eine andere vertraute Stimme ertönte: »Ich bin es, Cubber, Fünf. Ich habe Squeaky bei mir.«

»Damit ich es nicht vergesse«, fuhr Wedge fort. »Gespenster, ich möchte Ihnen nur mitteilen, daß Squeaky, anstatt mit dem ersten Transporter von diesem Felsbrocken zu verschwinden, Ihre Quartiere und Spinde durchsucht und alles mitgenommen hat, von dem er dachte, daß es für Sie wichtig sei, besonders persönliche Gegenstände; das ist jetzt alles an Bord der Narra.«

Über das Komm hallten überschwengliche Dankesbezeigungen, Pfiffe und ein paar Hurrarufe. Dann war Squeakys Stimme zu hören: »Ich kann Ihnen versichern, das war durchaus egoistisch gedacht. Wenn ich das nicht getan hätte, würden jetzt alle über mich herfallen und Ersatzwünsche vorbringen. Aber für solche irrelevanten Wünsche habe ich keine Zeit.«

»Führer, Fünf. Was ist unser Ziel?«

Folor war hinter ihnen zu einer winzigen silbergrauen Scheibe von der Größe einer Münze zusammengeschrumpft; ihr augenblicklicher Kurs trug sie in einem weiten Bogen um Commenor herum.

»Flaute, wie vorher. Wir werden dieselbe Navigationsübung durchführen, die wir vorher schon geplant hatten. Wir treffen bei Flaute auf den Rest der Evakuierten vom Stützpunkt Folor.«

»Die fliegen auch dorthin? Was für ein seltsamer Zufall.«

»Kein Zufall, Fünf. Als ich General Crespin die Sichtung der Implacable meldete, habe ich ihm auch von unserem Trainingseinsatz berichtet und dabei erwähnt, daß Flaute sich gut dazu eignen könnte, uns dort neu zu formieren. Der Rest der Evakuierten wird sich in einem Sprung dorthin begeben; wir machen unsere Übung einfach, weil das für Ihre Ausbildung wichtig ist. Übrigens, damit ich es nicht vergesse – ich brauche Treibstoffberichte von Ihnen allen.«

 

Trotz des leichten Zitterns der Hyperraumverbindung konnte man dem Hologramm von Warlord Zsinjs Gesicht dessen bösartige Freude ansehen, als er Trigit zulächelte. »Nun?«

Trigit gab sich keine Mühe, seinen Unmut zu verbergen. »Ich habe gute und schlechte Nachrichten. Die gute Nachricht zuerst: Der Stützpunkt auf Folor ist vernichtet, und ich glaube, ich habe dort so gründliche Arbeit geleistet, daß die Rebellion ihn nicht wieder in Dienst stellen wird.«

»Gut! Und?«

»Infolge unerwarteter Aufklärungsarbeit und einer äußerst geschickten Taktik konnte die Garnison der Rebellen ohne nennenswerte Verluste entkommen. Wir andererseits mußten erhebliche Verluste hinnehmen. Sechsundzwanzig TIEs unterschiedlicher Typen vernichtet, weitere elf so schwer beschädigt, daß sie sich aus dem Gefecht zurückziehen mußten. Ich habe bereits eine entsprechende Anforderung an Ihre Brücke geschickt.«

»Apwar, Apwar! Die haben Sie mit solcher Leichtigkeit ausgetrickst, und Sie erwarten von mir, daß ich Ihre Verluste ersetze?«

»Ja, selbstverständlich. Ich erwarte kein unnötiges Übermaß an Lieferungen, wenn ich brillante Leistungen für Sie vollbringe, und bei den wenigen Anlässen, wo ich Niederlagen einstecken muß, bitte ich um ganz normalen Ersatz. Bis jetzt glaube ich nicht, daß Sie großen Anlaß zur Klage hatten.« Jetzt huschte ein Lächeln über Trigits Gesicht. »Außerdem habe ich bereits einige Aktivitäten eingeleitet, um mögliche Flüchtlinge einzufangen. Mit etwas Glück werde ich in naher Zukunft bessere Nachrichten für Sie haben.«

Zsinj seufzte, was das holographische Bild wieder zum Zittern brachte. »Sehr wohl. Ich sage Ihnen Bescheid, wenn ich das Ersatzmaterial für Sie bereit habe. Bis dahin halten – «

»– Sie mich auf dem laufenden. Selbstverständlich und wie immer, Sir.«

Zsinj lächelte frostig, und dann verlosch sein Bild.

 

Ehe sie zum Sprung in den Hyperraum ansetzten, schaltete Wedge sein Komm auf einen privaten Kanal mit Janson. »Wes.«

»Ich bin hier.«

»Was hat Piggy gemacht?«

»Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll. Ich denke, er ist wie ein taktischer Planungscomputer gelaufen. Es hat so ausgesehen, als ob er neben seinem eigenen Flug – und dabei hat er einen Abfangjäger abgeschossen – sämtliche Gespenster und ihre jeweiligen Widersacher im Auge behalten hätte. Er hat mehrfach im kritischen Augenblick Vorschläge gemacht und uns eine Handvoll Abschüsse verschafft, die uns sonst nicht gelungen wären.«

»Ich habe noch nie gehört, daß jemand dazu imstande war.«

»Nun, er ist eben kein Mensch. Er ist nicht einmal hundertprozentig Gamorreaner.«

»Wie beurteilst du die Staffel im Ganzen?«

»Sie sind nicht so gut wie die Sonderstaffel war, als du sie reorganisiert hast. Aber davon abgesehen sind sie verdammt gut. Warum?«

»Sie sind einfach … anders. Wenn man ihnen normale Befehle gibt, führen sie sie ganz normal durch. Gibt man ihnen aber eine Aufgabe ohne detaillierte Instruktionen, dann führen sie sie auf höchst eigentümliche Art und Weise durch. So wie dieser Trick mit dem getürkten Millennium Falken, oder das, was Piggy getan hat, oder die Daten, die sie aus dem planetarischen Computernetz von Commenor besorgt haben. Ich habe manchmal wirklich Mühe, mit ihnen Schritt zu halten.«

»Hey, du bist doch derjenige, der sie ausgesucht hat.«

»Ich – ich habe sie ausgesucht? Was hast du denn bei diesen ganzen Piloteninterviews gemacht?«

»Geträumt.«

»Verräter.« Wedge hieb auf den Kommschalter, um damit das Gespräch zu beenden, und schaltete auf die Staffelfrequenz zurück. »Gespenster, dreißig Sekunden bis zum Sprung.«

 

Während des ersten von drei langen Sprüngen, die sie nach Flaute tragen würden, zwang Kell sich, ruhig zu werden und sich zu entspannen. Aber ganz konnte er sein Gefühl der Begeisterung nicht verdrängen. In seinem ersten Kampfeinsatz als Pilot hatte er zwar keinen einzigen Schuß auf einen Feind abgegeben, aber dafür taktische Manöver durchgeführt, die möglicherweise die Borleias vor der Zerstörung bewahrt oder einige seiner Gespensterkollegen vor dem Tod in der Kanonade der Implacable gerettet hatten.

Selbst Wedge Antilles war beeindruckt gewesen – jedenfalls mehr beeindruckt als verärgert.

Doch der Sprung war lang genug, daß er sich nicht nur mit seinem jüngsten Sieg auseinandersetzen konnte. Da war auch noch Tyria, die ihn beschäftigte.

Wie konnte er sie davon überzeugen, daß sie die Gefühle, die er für sie empfand, falsch beurteilte? Zuallererst würde er ganz offensichtlich mehr an sie denken müssen, denn das war ja schließlich ein Punkt gewesen, über den sie sich beklagt hatte… was aber mußte er sonst noch tun?

Er versuchte, dem Problem mit logischen Argumenten beizukommen, aber schon bald stellte sich eine Antwort ein, mit der er nicht gerechnet hatte und die jetzt am Rande seiner Überlegungen lauerte. Schließlich drängte sie sich in sein Bewußtsein und zwang ihn, ihr Beachtung zu schenken.

Tyria hatte nicht unrecht. Sie hatte recht. Du liebst sie in Wirklichkeit gar nicht.

Kell runzelte die Stirn, als er die verräterische Stimme hörte. Was bist du eigentlich, ein Stück Bewußtsein von Knirps, das ihm übriggeblieben ist?

Du liebst sie nicht. Was du für sie empfindest, ist genauso wie deine Gefühle für Tuatara Lone damals, als du fünfzehn warst.

Tuatara Lone war eine Holoschauspielerin auf Sluis Van. Klein, gut gebaut und so hübsch und nett, daß sie geradezu toxisch war, verstand sie sich ganz besonders gut darauf, schrille Mädchen oder durchgedrehte Reporterinnen zu spielen, die sich mit geschickten Bluffs aus jedem Problem herausreden konnten. Drei Jahre lang war Kell von ihr wie verzaubert gewesen, hatte sich ihre sämtlichen Holos angesehen und nächtelang von ihrer Schönheit geträumt und in Fantasievorstellungen geschwelgt, in denen er sie aus tödlicher Gefahr gerettet oder irgendwelche Krisen gelöst hatte, die ihr Glück bedrohten.

Dann hatte er erfahren, daß die Schauspielerin tatsächlich äußerst glücklich verheiratet war, zwei Kinder hatte und gerade mit dem dritten schwanger war. Als Kell so erfuhr, daß er ein Rennen verloren hatte, an dem er in Wirklichkeit gar nicht teilgenommen hatte, war er völlig erschlagen. Er lungerte ziellos herum, und beinahe wäre es dazu gekommen, daß er seinen Job als Mechaniker verloren hätte. Erst als er in die Streitkräfte der Neuen Republik eingetreten war, wo er so viel zu tun hatte, daß er nur mehr arbeiten und schlafen konnte, hatte er seinen Schmerz schließlich vergessen.

Und jetzt war sie wieder da, Tuatara Lone in ihrer ganzen Schönheit, und schwebte neben Tyria vor ihm. Und das machte es ihm klar, der Anblick seiner beiden unglücklichen Lieben nebeneinander, machte es ihm klarer, als jedes logische Argument das gekonnt hätte: Er war in Wirklichkeit in Hologramme verliebt, in Bilder, die nur schwach die Frauen reflektierten, die sie darstellten.

Tyria hat recht gehabt. Du liebst sie nicht.

Ich weiß. Halt den Mund. Verschwinde einfach. Er seufzte bedrückt.

Dreizehn piepte ihn an. Aus seinen schmerzlichen Träumen gerissen, sah er, wie der Timer auf seinem Hauptschirm die letzte Minute zählte – die Zeit bis zum Eintreffen im Xobomesystem, der unbewohnten ersten Station auf ihrer Route nach Flaute. Er nahm einen visuellen Check in der Umgebung seines X-Flüglers vor, sah nur den üblichen Effekt eines Hyperraumsprungs, den Korridor aus Lichtformationen in endloser schwingender Bewegung. Alles normal, und er hatte genug Treibstoff, gerade genug für die zwei weiteren Etappen bis Flaute.

Siebenundzwanzig Sekunden vor dem Ende des Sprungs erschienen die Sterne wie in die Länge gezogene Säulen, wie Millionen von Laserstrahlen, die sich in die Unendlichkeit erstreckten, und dann wurde er in ein regungsloses Sternenfeld geschleudert. Gleich darauf verschluckte ein strahlendes Leuchten die Sterne, löschte sie aus.

Kells Instrumententafeln und vordere Sichtfenster wurden dunkel. Ein greller Lichtblitz versetzte seine Maschine ins Schwanken, ein Funkenregen sprühte aus seinem Hauptschirm, landete auf seiner Flugkombination und drohte seine Beine in Brand zu stecken. Der Rauch im Cockpit war dichter, als ihn jene Funken hätten erzeugen können.

Er fluchte und schlug mit den Händen nach den Funken, um sie zum Verlöschen zu bringen. Dann konnte er wieder klar sehen, und das Sternenfeld draußen nahm normale Dimensionen an. In der Ferne konnte er einen Stern sehen, der deutlich heller als alle anderen war; wenn dies tatsächlich das System war, auf das sie gezielt hatten, dann war das Xobome, aber sie waren weit außerhalb der Region aus dem Hyperraum eingesprungen, auf die sie gezielt hatten. Er konnte einen anderen X-Flügler vielleicht einen halben Kilometer steuerbord von ihm sehen, der langsam abtrieb; den Piloten konnte er nicht ausmachen, aber da es der am nächsten bei ihm stehende Abfangjäger war, mußte das Knirps sein.

Seine Instrumente blieben tot, und da war auch kein Zischen von Luft zu hören, was darauf hingedeutet hätte, daß seine Lebenserhaltungssysteme nicht funktionierten. Er sah sich um und sah das Flackern von Lichtern auf der Kopfkuppel von Dreizehn; der Droid schien sich in einer Initialisierungsphase zu befinden.

Kell streifte die Handschuhe seiner Kombination ab, griff unter die Armaturentafel, löste dort zwei Verschlüsse und klappte die ganze Tafel in die Höhe. Jetzt konnte er sehen, wo der Rauch herkam; einige Drähte waren verbrannt und ein paar Halbleiter verschmort – wie es schien, Teile des Diagnosesystems.

Die Verdrahtung seines Startsystems schien unversehrt, also klappte er die Instrumententafel wieder zu und verriegelte sie. Dann griff er links hinter sich, entfernte ein unauffälliges Paneel aus der Kabinenverkleidung und drückte den roten Knopf darunter. Er hielt ihn fest, bis er das beruhigende, vertraute Pfeifen hörte, wie es Maschinen dieses Typs beim Booten von sich gaben.

Gleich darauf war auf seinem Datenschirm zu lesen: R2-D609 AKTIV. WAS KANN ICH FÜR SIE TUN?

Kell runzelte die Stirn. »R2-D609, wie heißt du?«

Die R2-Einheit piepste gereizt über den einfachen Test. ICH BIN R2-D609.

»Kannst du mir eine willkürliche Zahl geben?«

13.

»Verdammt.« Der Kurzzeitspeicher von Dreizehn war dahin; der Droid verfügte nur noch über seinen Standardspeicher und die dauerhaft in sein System eingebrannten Standardeinstellungen.

Er war jetzt sicher, daß sie von einer Ionisierungsbombe getroffen worden waren; nach seiner Erfahrung konnte nur eine Ionenkanone die gesamte Elektronik eines X-Flüglers auf diese Weise stören. Das, was sie getroffen hatte, mußte viel stärkere Wirkung gehabt haben, denn Ionenkanonen waren nicht dazu fähig, ein Schiff im Hyperraum vorzeitig in den Echtraum zurückzuholen.

Seine Kommtafel leuchtete auf, und gleich darauf hörte er Stimmen: »– treibt dahin. Ein Motor kommt jetzt wieder hoch; ich werde versuchen, zu ihm zu kommen.«

»Tu das, Drei. Ist sonst noch jemand aktiv?«

»Hier Fünf«, sagte Kell. »Ich stecke gerade mitten in einem Kaltstart.«

»Vier.«

»Elf.«

Ein Geräusch kam über das Komm, das wie das Grunzen eines Tieres klang.

»Zwölf, hier Elf. Warst du?«

Wieder ein Grunzen.

»Piggy, ist dein Übersetzer ausgebrannt? Einmal für Ja, zweimal für Nein.«

Ein Grunzer, kurz und gereizt.

»Bist du verletzt? Irgendwelche Schäden an deiner Kehle?«

Zwei kurze Grunzer.

»Gut. Warte ab.«

»Sir?«

»Hier Führer. Wer spricht?«

»Sir, Shiner reagiert nicht.« Shiner war Donos’ R2.

»Neun, sind Sie das?«

»Sir, Shiner reagiert nicht.«

»Habe verstanden, Neun. Sind Sie verletzt?«

»Nein, Sir, aber Shiner – «

»Reagiert nicht. Habe verstanden. Lassen Sie ihn für den Augenblick.«

»Ja, Sir.«

Kell runzelte die Stirn. Donos’ Stimme klang verändert, so wie bei jemandem, der eine Gehirnerschütterung oder dergleichen erlitten hatte.

 

Im Laufe der nächsten paar Minuten hatten sich die restlichen Gespenster mit Ausnahme von Knirps, Phanan und Grinder alle gemeldet. Die meisten meldeten ebenfalls Elektroniksystemschäden, von denen einige trivial waren, während in ein paar anderen Fällen die Maschinen nicht mehr anspringen wollten und zwei Astromechs nicht mehr funktionierten.

Alle meldeten totalen elektronischen Speicherverlust – angefangen bei den Pilotenkonfigurationen für ihre X-Flügler bis hin zu den kompletten Datenspeichern der Astromechs und den Datapads und Chronos der Piloten. Das bedeutete, daß ihr Navkurs nach Flaute gelöscht war. Selbst eine Rückkehr nach Commenor war unmöglich.

Wedge arbeitete sich verbissen durch die ihnen verbliebenen Optionen. Sie verfügten nicht über genug Treibstoff, um sich nach einer sicheren Landezone in einem anderen System umzusehen; die X-Flügler waren bereits beinahe trocken.

Die Treibstofftanks der Narra waren fast noch voll. Die Gespenster konnten zwar eine Treibstoffübertragung zwischen dem Shuttle und den X-Flüglern improvisieren, aber unter den gegebenen Umständen würde das Stunden in Anspruch nehmen. Falls diesem Angriff, wie Wedge das vermutete, eine Verfolgungsjagd durch ihre Feinde folgen würde, wäre das ihr Untergang.

Eine andere Möglichkeit war, daß das Shuttle sämtliche Ladung abwarf, die Piloten sich an Bord einfanden und sie dann so lange durch den Hyperraum sprangen, bis sie ein System erreichten, wo sie sich wieder Navigationsdaten verschaffen konnten. Das würde sie zwar in Sicherheit bringen … sie aber zwölf X-Flügler kosten, von denen acht fabrikneu waren. Und das wiederum wäre vermutlich der Todesstoß für die Gespensterstaffel.

Wenn er andererseits die für die Personenrettung bestimmten Traktorstrahlen der Narra dafür einsetzte, die nicht mehr einsatzfähigen X-Flügler zu einem Ort zu schleppen, wo man sie reparieren konnte, würde dieses energieintensive Manöver so viel Treibstoff kosten, daß eine Flucht der Staffel damit unmöglich wurde. Aber sie würden wieder einsatzfähig sein und vielleicht die Verfolger vernichten können.

Schließlich erklärte Wedge: »Also schön, Gespenster. Zwei meldet in nicht zu weiter Entfernung einen Planeten und Satelliten. Ich bin ziemlich sicher, daß das Xobome 6, der äußerste Planet des Systems, ist, und der verfügt über eine Atmosphäre, die warm genug ist, daß wir auf ihm die nötigen Reparaturen durchführen können. Außerdem hat das System auch einen Asteroidengürtel – und genau das würde uns zustatten kommen, wenn man uns verfolgt. Und ich wette meine Endorspange, daß man das tun wird. Wir werden dort hinfliegen, und die Narra wird die drei defekten Jäger mit ihrem Pilotentraktor schleppen.«

»Das wird aber hübsch langsam gehen und eine Menge Energie kosten, Führer.«

»Ich weiß, Elf. Aber wir haben keine Alternative, bei der die Einheit zusammenbleibt. Sobald wir dort in Position sind, werden wir versuchen, die Schäden zu beheben, und zwar zuerst an den defekten Jägern. Und das bedeutet – Fünf, wie steht es um Ihre Anzugintegrität? Schaffen Sie ein paar Sekunden Vakuum für den kalten Transit zur Notschleuse des Shuttle?«

»Meine Anzugdiagnostik ist ebenfalls abgestürzt, Sir. Aber ich glaube, sonst ist der Anzug intakt.«

»Sie und Cubber steigen in die Wartungsanzüge, die Cubber in dem Shuttle verstaut hat, und nehmen die Reparaturen vor, zu denen Sie imstande sind. Ich nehme an, daß die Verfolger bald auftauchen werden. Also beeilen Sie sich. Alle mit Ausnahme von Vier, Sechs und Sieben nehmen Kurs auf Xobome 6. Landen Sie dort, und nehmen Sie die Ihnen möglichen Reparaturen vor. Alle außer Fünf – Sie bleiben auf Orbit. Ich bleibe auf Station bei den defekten Jägern, während die Narra einen nach dem anderen abschleppt. Ausführung.«

Kell, der vier auf dem Display als einsatzfähig angezeigte Motoren hatte, fuhr seinen Jäger hoch und bezog hinter Gespenst Zwölf Position – selbst wenn er die vorgeschriebene Konvoidistanz einhielt, konnte er Piggys Profil im Cockpit erkennen.

»Sprengstoff.«

Kell fuhr hoch. Er wußte, daß er bei Kommandoeinsätzen auch als Sprengstoff statt als Gespenst Fünf bezeichnet werden konnte. Ein Blick auf das Display seines Komm zeigte ihm, daß Gespensterführer ihn sprechen wollte.

»Ja, Kontrolle.«

»Was glauben Sie, das uns erwischt hat?«

»Etwas, mit dem ich noch nie zu tun hatte. Aber ich glaube, ich könnte so etwas bauen – wenn ich allerdings das Geld dafür hätte, könnte ich es ebensogut auf die Bank bringen und bis an das Ende meiner Tage davon leben.«

»Beschreiben Sie es mir.«

»Sie würden vier Grundbestandteile brauchen. Nein, fünf. Zuerst einmal einen ganz gewöhnlichen Ionenprojektor. Wahrscheinlich auf Einzeldetonation geschaltet und nicht auf Mehrfachbeschuß. Zum zweiten einen elektromagnetischen Pulsgenerator mit derselben Abstrahlcharakteristik. Zum dritten eine Sensorphalanx, mit der man Hyperraumanomalien orten kann – das heißt Schiffe, die in das System einspringen. Viertens einen gravitorischen Pulsgenerator von der Art, wie die Interdiktorschiffe des Imperiums ihn benutzen. Und fünftens ein Kommunikationsgerät – wahrscheinlich eine Hyperkommeinheit, die zum Zeitpunkt der Detonation ein einziges Alarmsignal abstrahlt.«

»Mit anderen Worten, Sie sprechen von einer Bombe, die eine Annäherung aus dem Hyperraum erfaßt, einen Gravitationspuls ausschickt, um den Ankömmling vorzeitig aus dem Hyperraum zu holen und ihn dann einem Ionenpuls in Verbindung mit einem elektromagnetischen Puls aussetzt.«

»Ja, so könnte man es etwa darstellen.«

»Das kann ich mir nicht vorstellen. Der Energieabfall ist so groß, daß das unmöglich funktionieren kann. Was ist, wenn Sie in einem System eintreffen und diese Bombe auf der anderen Seite ist? Sie würde detonieren und doch an dem Ankömmling keinerlei Schaden anrichten.«

»Darüber habe ich nachgedacht, Sir. Und wenn ich als Bomber denke und nicht als Sprengstoffachmann, dann kommt mir in den Sinn, daß man Bomben eben dort unterbringt, wo vermutlich auch Leute sind.«

»Das müssen Sie mir erklären.«

Vor ihnen erschien jetzt zwischen den Sternen ein winziger weißer Punkt, Xobome 6, der schnell größer wurde. »Sir, die meisten Navkurse werden vom Abreisepunkt zum Zentrum des Systems berechnet, wo man einzutreffen beabsichtigt – also der Sonne. Das ist einfach, und das ist sicher; Sie haben uns das so beigebracht. Man kann die Distanz so einstellen, daß man vor dem System in den Echtraum zurückfällt, ohne daß dabei Gefahr besteht, ein natürliches Schwerkraftfeld zu treffen, oder man kann geradewegs in das System hineinzielen, und wenn man dann vor Erreichen des Ziels auf ein Schwerkraftfeld stößt, dann wirft einen das einfach in den Echtraum zurück, ehe man so nahe an das Zentrum des Schwerefelds herankommt, daß es einen in Gefahr bringen könnte. Richtig?«

»Richtig.«

»Also – jeder weiß, daß die meisten Kurse auf die Sonne des Ankunftssystems zielen. Und wenn man bereits weiß, daß es einen Sprung von Commenor zur Sonne von Xobome geben wird – «

»Oh.« Der Laut kam wie ein Bellen heraus. »Sie legen Ihre Bombe auf einer geraden Linie kurz vor jeden beliebigen Ankunftspunkt bei dem System und können fast sicher sein, daß Sie Ihr Ziel erwischen. Und das bedeutet, daß jemand gewußt oder zumindest vermutet hat, daß es Verkehr von Commenor nach Xobome geben würde.«

»Und da es keinen Handel zwischen den beiden Systemen gibt, müssen die Streitkräfte, die uns angegriffen haben, die Bombe gelegt haben. Sie wußten, daß wir fliehen würden, und wußten oder ahnten, daß einige von uns auf dem Weg über Xobome fliehen würden.«

»Richtig. Das leuchtet mir ein. Vielen Dank, Sprengstoff. Kontrolle, Ende.«

 

Kell hatte eine kurze Ausbildung für die Arbeit in Null G bei hartem Vakuum mitgemacht. Er hatte einmal an einem Kreuzer in Sluis Van Außenreparaturen durchgeführt und die übliche Sprengstoffausbildung mitgemacht, bei der unter anderem auch gelehrt wurde, wie man an einem Schiff auf Orbit Sprengladungen anbringt.

Aber das hieß weder, daß er besonders fingerfertig war, noch daß es ihm Spaß machte.

In dem schwerfälligen Wartungsanzug, der über eingebaute Manövrierdüsen verfügte, konnte er sich bewegen und sich warm halten. Aber er und Cubber hatten kein speziell weltraumtaugliches Werkzeug, lediglich Werkzeugkästen aus dem X-Flügler-Hangar auf Folor, und deshalb fluchten sie ständig über eingefrorene und im Vakuum erstarrte Hydroschlüssel, während Grinder sie ungeduldig aus der Sicherheit seines Cockpits beobachtete.

Trotzdem … wenn Kell aufblickte, sah er sich von unendlich vielen Sternen umgeben, einem Ausblick, wie er ihn nie auf irgendeiner Welt mit einer Atmosphäre hätte genießen können und wie er ihn auch nie vom Cockpit seiner Maschine aus wirklich hätte würdigen können. Und wenn er an seinen Füßen vorbei nach unten blickte, sah er, wie die Welt Xobome 6 sich majestätisch langsam unter ihm drehte. Irgendwo dort unten auf einer von eiskalten Winden gepeitschten Hochebene waren die meisten Gespenster jetzt dabei, ihre beschädigten X-Flügler zu reparieren. Vermutlich blickten einige von ihnen in diesem Augenblick nach oben und beneideten Kell um seinen vergleichsweise warmen Schutzanzug.

Kell schwebte neben der offenen Luke zu Grinders Rückenmotor. Die interne Diagnostik des Motors zeigte, daß er funktionsfähig war, aber er empfing keine Daten von der Schiffskontrolle. Kell riß sich von dem faszinierenden Panorama los, das ihn umgab, und fragte: »Könnte es sein, daß alle vier Datenkanäle kurzgeschlossen wurden?«

Auf der anderen Seite des X-Flüglers schwebte Cubber; Kell konnte selbst durch ihre jeweils polarisierten Gesichtsplatten sehen, wie der Mechaniker den Kopf schüttelte. »Alle in absolut gleicher Weise? Nein, das muß woanders liegen.«

»Meinst du, du könntest in seine Ladeluke steigen und dich in die Datenleitung unter dem Cockpit einklinken? Ich überwache von hier aus.«

Cubber zuckte die Achseln, eine übertrieben wirkende Bewegung. »Ich werde es versuchen.« An seinem Rücken flammten winzige Düsen auf, drehten ihn zum Bug des X-Flüglers und schoben ihn dann nach vorn.

»Kell?« Die Stimme klang schwach und gespenstisch … und kam aus Kells eigenem Anzug.

Kells Mund wurde trocken. Seine Zunge drückte den Ausschalter für das Mikrophon, und dann sagte er: »Wer ist da?«

»Kell, ich bin es, Myn.«

»Wie bist du – « Kell seufzte, und dann entspannten sich seine Muskeln. Offenbar hatte Donos sich in Kells persönliches Kommlink eingeklinkt, das er in seiner Brusttasche trug. Kell zerrte seinen Helm nach vorn, um sein Kinn an der Unterseite des Helms vorbeischieben zu können und sich damit leichter Gehör zu verschaffen. »Myn, ruf mich über den Staffelkanal an.«

»Nein, nein. Ich muß allein mit dir sprechen. Ich brauche deine Hilfe.«

»Ja, weiter.«

»Shiner ist immer noch dort unten, Kell. Ich brauche ihn bei mir.«

»Wir haben im Augenblick wichtigere Probleme. Shiner kann warten.«

»Bitte, Kell.«

Kell runzelte die Stirn. Der Schmerz und die Sorge in Donos’ Stimme waren deutlich genug ausgeprägt und kamen trotz der Verzerrung seiner Stimme durch das Kommlink zu ihm herüber. »Was macht er denn?«

»Nichts! Er reagiert nicht auf verbale Befehle für einen Warmstart, und die Initialisierungsschalter für einen Kaltstart reagieren nicht. Ich glaube, er … er ist tot.«

»Wahrscheinlich bloß reparaturbedürftig. Hör auf, dir Sorgen zu machen.«

Es konnte sein, daß der Energiekonverter des Droiden abgestürzt war, oder möglicherweise hatte er zwar Energie, aber das Programm war abgestürzt und konnte die Startsequenz erst dann beginnen, wenn die Energie in der ganzen Einheit abgeschaltet und das ganze System neu gestartet wurde. »Hey, versuch mal folgendes. Hast du einen Hemmbolzen? Du oder einer von den anderen?«

Eine lange Pause. Dann: »Ja, ich habe einen.«

»Gut. Schieb ihn ein. In ihn, meine ich.« Donos lachte nicht über den Witz. »Er steckt jetzt. Aber es passiert nichts.«

»Richtig. Jetzt schalte damit die Energie ab.«

»Habe ich gemacht. Keine Veränderung.«

»Und jetzt schalte zurück auf Energiezufuhr.«

»Nein – hey! Jetzt funktioniert er.«

Kell lächelte. Zu den vielen Eigenschaften des standardmäßigen Hemmbolzen, einer Vorrichtung, die dafür bestimmt war, widerspenstige oder zu unabhängig gestimmte Droiden unter Kontrolle zu halten, war ein Außengerät, mit dem man den Hauptenergiekonverter des Droiden abschalten konnte. Kell hatte richtig vermutet: Dieser Abschaltvorgang von außen hatte die abgestürzte Programmierung des Droiden wieder flottgemacht und ihr einen Kaltstart ermöglicht.

»Ruf mich wieder an, wenn es unbedingt sein muß – aber nicht bloß, um mir zu sagen, daß sein Speicher weg ist. Sämtliche Speicher sind weg.«

»Geht in Ordnung, geht in Ordnung. Vielen Dank, Kell. Myn, Ende.«

 

Cubber faßte zusammen: »Commander, Grinder und Knirps haben wir in Rekordzeit wieder flugbereit gemacht. Aber Phanans X-Flügler ist hin, wenn wir ihn nicht in eine Werkstätte bekommen.« Phanans Gesicht in seinem Cockpit war blaß. Er hatte gesagt, er habe seine Verletzungen selbst versorgt, aber es stand außer Zweifel, daß er sich in der Enge seines Cockpits nicht im nötigen Maße selbst medizinisch versorgen konnte, ohne dazu den Medikit einzusetzen, der sich jetzt in seinem Laderaum befand. Außerdem bewegte er sich auch nur schwerfällig, und es war deutlich zu erkennen, daß ein Teil der Kybernetik nicht richtig funktionierte.

Wedges Stimme klang resigniert: »Also schön. Macht die Luke auf und bringt ihn ins Shuttle. Aber vergeßt sein Medikit nicht.

Unterdessen können wir davon ausgehen, daß die Bombe, die uns hier erwischt hat, auch den Leuten, die sie ausgesetzt haben, ein Signal gesandt hat. Und das bedeutet, daß sie bald hier auftauchen werden. Wenn die Bombe ein Hyperkomm besaß, und davon sollten wir ausgehen, und sie ihr Signal an die Implacable abgesetzt hat, könnte der Sternenzerstörer in weiteren zwei Stunden hier erscheinen. Wir könnten natürlich einen blinden Sprung in den Tiefraum oder zum nächsten Stern versuchen, um ihnen zu entkommen, aber dabei würden wir wahrscheinlich am Ende ums Leben kommen, weil wir nicht über genug Treibstoff für nennenswerte Suchaktionen verfügen. Hat jemand eine Idee?«

Cubber, der neben Ton Phanans Cockpit im Raum schwebte, preßte seine Gesichtsplatte gegen den Transparistahl und fing zu reden an. Was er sagte, kam nicht über die Staffelfrequenz. Seine Lippen bewegten sich langsam und angestrengt, und Kell schloß daraus, daß er schrie; die Gesichtsplatte und die Sichtkuppel sollten den Schall leiten, und Phanan würde ihn hören können. Er sah, wie Phanan schwächlich nickte.

»Führer, hier spricht Acht. Ich schlage vor, wir lassen den X-Flügler von Sieben auf Orbit, damit sie ihn finden können, und wenn sie ihn einziehen, dann gehen wir an Bord und übernehmen sie.«

»Vielen Dank, Acht. Noch Vorschläge?«

»Sir, ich meine das ernst. Ich habe gründlich darüber nachgedacht.«

»Also gut. Dann tragen Sie mir Ihren Plan Schritt für Schritt vor.«

»Also, wir lassen den Jäger auf Orbit ein Notsignal absetzen. Vielleicht hinterlassen wir in der Umgebung ein paar Trümmer-Stücke, die darauf hindeuten, daß vielleicht noch ein weiterer X-Flügler zerstört worden ist. Und zwischen den Trümmern versteckt sich jemand in einem EVA-Anzug, der Donos’ Laserkarabiner bei sich hat.«

»Und dann ziehen die den Anzug an Bord, und der Pilot fängt zu schießen an?«

»Ja, Sir.«

»Und das tun sie, obwohl ihre Sensoren ihnen sagen, daß in dem Anzug ein lebender Körper steckt?«

»Äh … daran hatte ich nicht gedacht.«

Aus den Abdichtungen von Phanans Cockpit strömte jetzt Luft. Kell sah, wie Phanan die Klebepflaster überprüfte, mit denen er seinen von Splittern aufgerissenen Pilotenanzug geflickt hatte.

»Nächster Plan?«

Kell schaltete sein Mikrophon ein. »Sir, warten Sie einen Augenblick. Wir könnten unseren Eindringling in das Schmuggelabteil der Narra stecken. Die Systeme des Shuttles sind dafür eingerichtet, die Anwesenheit einer lebenden Person zu verbergen. Wir bauen das Abteil aus dem Shuttle aus, bringen ein Batteriepack an, das die Elektronik in Gang hält, und lassen es zwischen den Trümmern treiben.«

Squeakys Stimme klang deutlich verärgert: »Cubber, wir haben hier ein zusätzliches Abteil, und Sie haben mir das nicht gesagt? Da hätte ich Geräte und Vorräte hineinpacken – « Wedge fiel ihm ins Wort: »Fahren Sie fort, Mr. Tainer.«

»Also, mehr hatte ich eigentlich gar nicht zu sagen.«

»Und was machen wir, wenn die unseren Eindringling nicht auf den Traktorstrahl nehmen?«

»Wir lassen ihm ein paar Solospiele für sein Datapad?«

»Sehr komisch, Mr. Tainer.«

Face meldete sich wieder zu Wort: »Könnten wir eine Antriebseinheit an der Kammer anbringen? Vielleicht die Schubraketen eines Schleudersitzes?«

Kell sagte: »Ja, das ginge.«

»Aber es wäre sinnlos«, wandte Wedge ein. »Können Sie sich vorstellen, mit einem solchen Ding zu zielen, ehe Sie die Schubeinheiten abfeuern? Die Aussichten sind hundert Millionen zu eins, daß er sein Ziel verfehlen und in den Raum hinausschießen würde. Und mit solchen Chancen kann man nicht einmal einen Corellianer locken.«

»Dann bringen wir eben die Schubraketen an einem Ende und einen Astromech am anderen an«, schlug Kell vor. »Der Astromech kann visuelle Daten an das Datapad des Eindringlings durchgeben. Unser Eindringling steuert mit dem Datapad, und der Astromech übersetzt das in präzise Schubkontrolle. Auf die Weise sind die Aussichten ziemlich gut, daß er dort hinkommt, wo er möchte.«

»Das ist verrückt, Mr. Tainer.«

»Bei allem Respekt, Sir, nein, das ist es nicht. Es ist lediglich eine Verzweiflungstat. Und in dem Sinne muß ich sagen, daß der Karabiner vielleicht nicht für hartes Vakuum freigegeben ist und sich nicht für die Weltraumkälte eignet. Er könnte einfrieren. Und wir könnten unserem Eindringling ohnehin eine wesentlich bessere Waffe geben.«

»Was zum Beispiel?«

»Nun, wenn wir eine Batterie dazu benutzen, um das Schmugglerabteil zu versorgen, könnten wir ebensogut den 04-7-Energiegenerator von Tons X-Flügler nehmen. Und wenn wir über so viel Energie verfügen, dann könnten wir die Eingeweide einer der Laserkanonen ausbauen, sie an den Generator hängen und einen Abzug anbringen. Auf die Weise hätte unser Eindringling ein paar Schüsse mit einer Waffe, die kräftig genug ist, um Schiffswände aufzureißen, ganz zu schweigen von Sturmtrupplern.«

»Eine Laserkanone ist neun Meter lang, Fünf.«

»Aber nicht ihre wesentlichen Bestandteile und das Gehäuse, Sir. Wenn wir sämtliche Zielcomputer und Synchronisierungsvorrichtungen entfernen und die Diagnostik und den Rückblitzschutz, dann bringen wir sie auf eineinhalb, höchstens zwei Meter herunter.«

Die Cockpitkuppel des X-Flüglers hob sich, und Phanan stieg im deutlichen Schein eines persönlichen Magnetdämmfeldes heraus und trieb sofort von seinem Fahrzeug ab. Phanans Ausdruck zeigte Kell, daß die Kälte sich bereits in seinen beschädigten Anzug hineinfraß. Kell und Cubber bewegten sich auf ihn zu, packten ihn an den Armen und bugsierten ihn zu der Notschleuse der Narra hinüber.

Wedge ließ sich mit seiner Antwort Zeit. »Face, Kell, das ist die verrückteste Idee, die ich seit langer Zeit gehört habe.«

»Das mag sein, Sir«, antwortete Face, »aber wir haben alle Einwände beantwortet, die Sie vorgebracht haben. Ich sage noch einmal, es läßt sich machen.«

»Sagen wir einmal, Sie haben recht. Wir haben einen Piloten mit einer mächtigen primitiven und fehleranfälligen improvisierten Waffe, und er befindet sich jetzt in einem Hangar auf einem imperialen Sternenzerstörer. Was dann?«

»Führer, Elf. Zwei Ideen: Wenn er es schafft, an einen Computerknoten zu kommen, könnte er ein Programm laden, das ein Notsignal an die Neue Republik aussendet. Die restlichen Piloten könnten sich verstecken, bis Rettung kommt. Oder es könnte auch nicht die Implacable sein. Es könnte eines ihrer Supportfahrzeuge sein, und wir könnten es schaffen, es in unsere Gewalt zu bringen.«

»Und deine Meinung, Wes?«

»Ja, Sir. Ich denke, dieser Plan ist eine Spur besser, als im Weltraum den Erstickungs- oder den Hungertod zu sterben, und er hat den Vorteil, neuartig zu sein. Die Implacable kann unmöglich damit rechnen, daß wir das tun. Nur Verrückte könnten damit rechnen.«

»Das ist wahr.« Wedges Stimme klang resigniert. »Cubber, Ihre professionelle Meinung: Schaffen Sie das? Können Sie dieses Monstrum in einer Stunde, höchstens zwei, zusammenflicken und gewährleisten, daß es funktioniert?«

Cubber schloß die Luftschleuse hinter Ton Phanan, während er antwortete: »Wenn der Junge mir hilft … ja, Sir.«

»Das Chrono läuft, meine Herren. Fangen Sie an. Und die Macht möge mit euch sein. Ihr werdet es brauchen.«

»Ich habe hier ein Stückchen Macht in der Tasche«, sagte Face. »Kell, Cubber, ihr könnt es haben, wenn ihr es braucht. Hey, nein, jetzt ist es weg. Vielleicht ist es in meinem Laderaum.«

»Acht?«

»Ja, Führer.«

»Halten Sie den Mund.«

 

Wedge lehnte sich müde in seinen Pilotensessel zurück. Er schaltete das Kommlink auf den persönlichen Kanal Jansons. »Wes?«

»Hier.«

»Jetzt tun die mir das erneut an.«

»Stimmt.«

»Ich bin noch keine dreißig, Wes. Und ich komme mir schon wieder wie ein konservativer alter Mann vor, der eine Generation verrückter junger Piloten befehligen muß.«

»Ja, so könnte man das zusammenfassen.«

»Danke für die moralische Stütze, Wes.«