5

Jetzt hatte er einen Namen.

Es hatte Zeit gebraucht, und er hatte oft Gedanken aus ihren Köpfen reißen müssen, um das mit den Namen zu verstehen: Geräusche, die nur zu einem einzigen Wesen gehörten. Jedes von ihnen hatte einen Namen, und als er das verstand, war es sehr wichtig für ihn, ebenfalls einen zu haben.

Er war mächtiger und wichtiger als sie alle. Es war nicht recht, dass sie Namen hatten und er nicht.

Dann erfuhr er, dass sie ihn Nyax nannten. Lord Nyax. Nyax war sein Name, und kein anderer durfte ihn haben. Lord war etwas, das seinen Namen größer und besser machte. Lord bedeutete, dass er wichtiger war als alle anderen.

Zufrieden mit dieser Anerkennung seiner Stellung, lächelte er zu den Arbeitern empor, die über die Oberfläche der riesigen Maschine krochen.

Sie reparierten sie. Sie räumten den Schutt rings um sie herum weg. Bald schon würde die Maschine funktionieren. Bald schon würden sie diese schwarze Mauer einreißen, die er so hasste.

Bald würde er, Lord Nyax, haben, was er wollte nämlich alles. Alle Wesen würden tun, was er wollte. Außer vielleicht die, die seine Sinne nicht wahrnehmen konnten; sie waren überraschend widerstandsfähig gegen Schmerzen. Sie würde er töten, einen nach dem anderen.

 

Coruscant

 

»Du hast also einen Tank voll mit ekligem Zeug gefunden«, sagte Mara.

Sie standen auf einem metallenen Laufgang hoch über einer tiefen, riesigen Kammer. Sie waren mehrere Stockwerke vorbei an zerstörten Fabrikmaschinen nach unten gestiegen, um diesen Raum zu erreichen. Nun beleuchteten ihre relativ kleinen Glühstäbe winzige Flecken des Bodens tief drunten.

Nicht, dass es hier viel zu beleuchten gab. Der größte Teil des Bodens wurde von einem schimmernd weißen Metalltank eingenommen, der Dutzende von Metern breit und lang, aber nur anderthalb Meter tief und beinahe bis zum Rand mit einer rötlichen Flüssigkeit gefüllt war.

Die meisten aus der Gruppe wirkten desinteressiert oder sahen sich sofort nach einem anderen Platz um, um sich hinzusetzen und auszuruhen.

Nicht so die Wissenschaftler. Baljos und Danni zogen sofort Sensorgeräte heraus und begannen, Proben der Umgebung zu nehmen.

»Eindeutig Lebewesen«, sagte Danni. »Eine große Quantität einer einzelligen Lebensform.«

»In diesem Raum gibt es ungewöhnlich viel Sauerstoff und ungewöhnlich wenig Kohlendioxid und umweltformende Toxine.« Baljos setzte den Helm ab und zupfte das parfümierte Stück Tuch von der Nase; er atmete mehrmals tief ein, und dann strahlte er. »Saubere Luft. Ich dachte schon, das würde ich nie wieder erleben.«

Die anderen taten es ihm nach. Luke atmete tief die Luft ein, die hier nicht nach Verwesung stank; er spürte, wie seine Lebensgeister sich regten.

Er nahm sich zusammen, bevor er Tahiri dafür gratulierte, etwas so Nützliches gefunden zu haben. Sie war nicht froh gewesen, als sie zu den anderen zurückgekehrt war. Sie starrte mit einer Miene in die trübe rote Flüssigkeit, die Misstrauen, ja Angst vermuten ließ.

Luke dehnte seine eigenen Machtsinne in diese Richtung aus.

Er konnte die Lebensform in dem Tank sofort spüren. Sie war schlicht und undifferenziert. Sie war auch vergleichsweise gesund, obwohl er glaubte, eine Spur von Hunger wahrzunehmen.

Aber es gab etwas unterhalb der Lebensform. Ein Zucken von Energie der dunklen Seite. Nein, kein Zucken − es war zwar nicht stark, aber konstant.

»Hast du von dort einen Weg nach unten gefunden?«, fragte Luke.

Tahiri schüttelte den Kopf. »Ich habe mich etwa eine Stunde lang umgesehen, aber ich konnte den Zugang nicht finden.«

»Welchen Zugang?«, fragte Danni.

Es gab keine Energie für die Fahrstühle mehr, aber eine Metallleiter, die nicht sonderlich beschädigt war, bot ihnen die Möglichkeit, ohne viel Mühe auf Bodenniveau hinabsteigen zu können. Von Nahem war der Tank nicht weniger beeindruckend: ein rechteckiger Teich voll mit bösartig aussehendem Schleim.

»Ich denke«, sagte Luke, »das da ist ein Verschlingertank.«

Mara nickte ernst. »Basierend auf deinen fachmännischen Kenntnissen über Fabriken und Städtebau.«

»Basierend auf etwas, was Wedge Antilles mir einmal erzählt hat.« Luke bedachte seine Frau mit einem gekünstelt strengen Blick. »Wedge war vor ein paar Jahren einmal der Ansicht, dass er das Leben eines kämpfenden Offiziers aufgeben und seine Fähigkeiten dem Aufbau von Dingen zuwenden sollte. Also ließ er sich den Befehl über eine Einheit geben, die Teile von Coruscant abriss, die im Verfall begriffen waren. Damit dort neue Teile von Coruscant errichtet werden und später verfallen konnten. Er hat mir so etwas wie diesen Tank dort beschrieben. Ein riesiger, flacher Bereich, der mit lebendem Material gefüllt ist.«

»O ja, genau«, sagte Face. »Das hast du erwähnt, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind.«

»Vor Jahren«, sagte Luke. »Aber du kannst mir immer noch nicht sagen, wann.«

Face schüttelte den Kopf. »Berufsgeheimnis. Selbst wenn du dich erinnern würdest, wie ich ausgesehen habe und wer ich damals war, müsste ich es immer noch abstreiten.«

Luke seufzte.

»Wozu ist er gut?«, fragte Danni. »Der Tank.«

»Es ist eine Art von Müllbeseitigung.« Luke hielt die Hand direkt über die rote Oberfläche. Im Schein von Maras Glühstab sah er, wie die Flüssigkeit sich geringfügig seiner Hand entgegenhob. »Alles Organische, das hier hineingeworfen wird, wird konsumiert. Hin und wieder pumpen sie die Brühe raus und kratzen die anorganischen Reste ab, die sich am Boden ansammeln.«

»Hier ist die Pumpanlage.« Tahiri warf einen Blick auf eine Wandkonsole in der Nähe von Rohren, die vom Tank aus in die Wand führten. Sie stemmte die Abdeckung von der Konsole und spähte darunter. »Warum haben die Yuuzhan Vong den Tank nicht zerstört? Alles andere hier haben sie zerschlagen. Wir wissen, dass sie hier gewesen sind.«

»Weil es organisch ist und nicht technologisch, denke ich.« Luke sah zu, wie die rote Flüssigkeit unter seiner Hand nun beinahe so hoch aufstieg, dass sie ihn berührte, dann zog er die Hand weg, und die Flüssigkeit sank wieder nach unten. »Das ist interessant. Dieses Zeug ist offenbar imstande, organisches Material zu spüren und zusammenzuarbeiten, um es zu erreichen.«

»Interessant wäre nicht der Begriff, den ich verwenden würde.« Face setzte sich an die Wand und entspannte sich. »Baljos, kannst du diesen Sensor so einstellen, dass er intelligente, ungebundene Damen zwischen zwanzig und vierzig aufspürt?«

»Glaubst du, wenn ich das könnte, würde ich noch als Wissenschaftler arbeiten?«

»Na gut, das ist eine ausreichende Antwort.«

Tahiri, die nun bis zur Taille in dem Loch in der Wand steckte, wo sich die Konsole befunden hatte, schob sich plötzlich wieder heraus. Sie richtete sich auf und sah die anderen verwundert an. »Es ist eine Fälschung.«

»Was ist eine Fälschung?«, fragte Luke.

»Die Konsole. Die Computer sehen echt aus, aber sie sind an keinerlei Pumpen angeschlossen.«

Luke und Mara traten näher. Luke beugte sich in das Loch und spähte hinunter auf das Durcheinander aus Drähten und Maschinen in der Wand. Was sich dort befand, schien nicht von den Yuuzhan Vong beschädigt worden zu sein, aber es war deutlich, dass die Drähte zur Kontrolle der Pumpen nur einen Meter weit reichten, wo sie in einem kleinen Metallkasten endeten, statt sich weiter die Wand hinunterzuziehen, wo sich die Pumpen befinden mussten. »Das ist tatsächlich seltsam. Bhindi, Computer sind deine starke Seite; willst du dir das einmal ansehen und uns sagen, was du davon hältst?«

»Sicher.«

Face seufzte. »Sieht aus, als würden wir eine Weile hier bleiben − Kell, markiere Ausgänge aus dem Raum, und dann stellen wir dort, wo sich die Yuuzhan Vong am wahrscheinlichsten nähern würden, Wachen auf.«

»Hören heißt gehorchen, großer Anführer.«

»Meiner Eitelkeit zu schmeicheln, wird dir den Wachdienst nicht ersparen. Jedenfalls diesmal nicht.«

Luke kehrte zum Tank zurück und betrachtete ihn stirnrunzelnd. Was nützte dieser Tank, wenn keine Pumpen damit verbunden waren? Obwohl es Jahre dauern würde, würde sich der Tank irgendwann mit den Überresten des Mülls füllen, bis diese die roten Organismen verdrängten, vielleicht sogar vergifteten.

Er öffnete sich der Macht ein wenig mehr und konnte das rote Zeug sofort wieder spüren. Er konnte seine Dimensionen wahrnehmen, spürte beinahe Länge, Breite und Höhe der Ansammlung von Einzellern − aber an einer Stelle etwa in der Mitte des Tanks war die organische Masse weniger tief, als gäbe es dort eine Art Auswölbung im Boden des Tanks. »Ich muss hineinsteigen.«

Mara, die neben ihm stand, lachte leise. »Das wäre ein schnelles, schmerzhaftes Bad.«

»Mag sein.« Das da waren Lebewesen, wach und bewusst in der Macht. Vielleicht … wieder hielt er die linke Hand darüber und versuchte, die Organismen durch die Macht zu erreichen, wobei er den Gedanken Ich bin nicht essbar, ich bin nicht essbar verbreitete.

Er legte die Hand auf die Oberfläche der Organismen. Er spannte sich an, bereit, die Hand sofort zurückzuziehen, aber er konnte spüren, wie die Organismen ruhig und zahm blieben. Er spürte kein Brennen, keine Schmerzen.

Er nahm die Hand weg. Seine Handfläche war sauber, keine Spur von Rot daran.

Rasch zog er seine falsche Vonduun-Krabben-Rüstung aus. »Ich brauche eine Atemmaske«, sagte er. »Es muss vollkommen nichtorganisches Material sein, wenn möglich mit einem Gesichtsschutz.«

»Kein Problem.« Face wühlte in seinem Rucksack herum und holte etwas Glitzerndes heraus, das nicht größer war als Tahiris Faust. »Mein Ersatzgerät. Es ist eine Kapuze aus Transparistahlfolie mit einem Sauerstoffkanister. Sie gibt dir vielleicht fünf Minuten.«

»Hervorragend.«

»Luke, ich will deine Neugier keinesfalls noch anstacheln, aber ich muss dich daran erinnern: Falls etwas schief gehen sollte, ist das eine ausgesprochen peinliche Art zu sterben.«

Luke grinste. »Ich verlasse mich darauf, dass du die Geschichte beschönigen wirst. Luke Skywalker geht in einem letzten Aufflackern von Heldentum im Kampf mit dem schauerlichen roten Verschlinger unter.« Er reichte ihm sein Lichtschwert.

Nachdem er sich der Rüstung entledigt und die Kapuze aufgesetzt hatte, sah Luke den roten Teich an, der ihn erwartete. Ich bin nicht essbar, ich bin nicht essbar. Er schwang sich über den Rand des Tanks und ließ sich in das Zeug fallen, spürte, wie es sich um seine Beine schloss, ihm bis an die Taille reichte.

Aber er fühlte keine Schmerzen. Er bewegte sich vorwärts. Das Zeug war warm und zäh genug, um sein Vorankommen beträchtlich zu behindern − ganz ähnlich wie die dicksten Schleimtümpel, durch die er sich vor so vielen Jahren auf Dagobah gekämpft hatte.

In der Macht konnte er deutlich die Stelle spüren, wo das rote Zeug flacher wurde, und einen Augenblick später stand er daneben. Er schaltete den Sauerstoffkanister ein, winkte seiner Frau und Tahiri noch einmal vergnügt zu und tauchte unter die Oberfläche.

Dunkelheit schloss sich sofort um ihn. Kein Job für jemanden, der unter Klaustrophobie leidet, stellte er fest. Ich bin nicht essbar, ich bin nicht essbar.

Er griff nach unten und tastete, bis er das Objekt fand, das er suchte. Es hatte eine abgerundete Kante und war ein wenig größer als bestimmte runde Steuerkonsolen … Als er weitertastete, erkannte er, dass es sich um ein metallenes Rad handelte, fest und stabil, angebracht an einer Nabe am Boden des Tanks.

Tatsächlich handelte es sich um den gleichen Mechanismus, wie er als Lukenverschluss in so vielen Typen von Kriegsschiffen verwandt wurde.

In die eine Richtung ließ es sich nicht drehen, aber es vollführte willig eine Vierteldrehung in die andere … und sofort spürte Luke eine Vibration in dem Metallrad, im Tank, überall in dem roten Zeug. Er kam eilig wieder hoch. Als er sich in der Mitte des Tanks aufrichtete, fiel das Zeug von ihm ab und blieb nicht kleben.

Die Kammer veränderte sich.

Aus dem Boden vor dem Tank erhob sich etwas − ein Quadrat von drei mal drei Metern.

Die oberste Schicht des Quadrats bestand aus metallener Panzerung von einem halben Meter Dicke. Darunter befand sich Stein, und der Stein schob sich weiter nach oben, einen Meter, zwei, drei, während Luke langsam zur Seite des Tanks watete.

Dem Stein folgte ein Mechanismus, weitere drei Meter metallischer Konstruktion, bevor die ganze Sache zum Stillstand kam.

Mara und die anderen waren zurückgewichen und hatten die Blaster auf den Metall- und Steinklotz gerichtet. »Was hast du getan?«

Luke zog die Atemmaske ab. »Ich habe ein Rad gedreht. Etwas hier hat offenbar immer noch Energie.«

Er sah, wie Face ihn anblickte und grinste. Tahiri lief im Licht der Glühstäbe rot an und wandte sich ab, starrte wieder den Klotz an. Danni tat es ihr nach.

Mara unterdrückte ein Lachen; es kam als Hüsteln heraus. »Luke, bevor du herauskommst und dich uns anschließt, solltest du dich aus Respekt für jene unter uns, mit denen du nicht verheiratet bist, vielleicht überzeugen, ob du auch präsentabel bist.«

Luke schaute an sich hinab. Sein Oberkörper war nackt. Er griff in das rote Zeug. Die anderen Teile seiner Kleidung waren ebenfalls verschwunden.

Er erreichte den Rand des Tanks und blieb dicht davor stehen. »Ich habe wohl vergessen, dem Zeug ›Meine Kleidung ist auch nicht essbar‹ zu sagen.«

»Sieht so aus.«

»Könntest du mir bitte meinen Rucksack reichen?«

 

Der Klotz erwies sich als Turboliftgehäuse. Sobald Luke den Tank verlassen und seine Ersatzkleidung angezogen hatte − schwarze Sachen, die durch die Verbindungsstellen und Lücken seiner falschen Vonduun-Krabben-Rüstung wahrscheinlich durchschimmern würden −, konnte er die Türen zum Turbolift sehen. Sie öffneten sich problemlos, als Luke sich ihnen näherte, und helles künstliches Licht fiel aus dem Lift auf den Boden.

Er spähte hinein. Es gab nur drei Knöpfe an der Kontrollleiste:

INSTANDHALTUNG, UNTERKUNFT und LABORS.

»Labors«, sagte Danni.

Luke schnaubte. »Ich wusste, dass du das sagen würdest.«

»Das wussten wir alle«, sagte Bhindi. »Aber ich habe nichts dagegen.«

Face hob sein Kom. »Kell, Elassar?«

»Wir hören.« Das war Kells Stimme.

»Wir könnten eine Weile weg sein. Wundert euch nicht.«

»Solange Tante Tahiri rechtzeitig für meine Gutenachtgeschichte wieder zurückkommt, ist alles in Ordnung.«

Tahiri seufzte. »Er fängt an, mir auf die Nerven zu gehen. Weiß er nicht, dass das eine sehr schlechte Idee ist?«

Baljos schnaubte. »Er weiß es. Aber er ist ein Sprengstoffexperte. Er spielt gern mit Dingen, die explodieren können.«

Sie betraten den Turbolift. Die Türen schlossen sich hinter ihnen. Luke drückte auf den Knopf, auf dem LABORS stand.

Der Turbolift setzte sich nicht sofort in Bewegung. Eine antiquierte Droidenstimme erklang aus einem Lautsprecher über ihnen: »Nennen Sie ihre Namen und den Bluenek-Autorisierungskode. Sie haben zehn Sekunden, dem nachzukommen … bevor Sie sterben.«

 

Vannix, Vankalay-System

 

»Wir schaffen wahrscheinlich zwanzig oder mehr öffentliche Auftritte in den nächsten vier Tagen«, sagte Leia. Sie flüsterte, und ihre Worte wurden wie geplant von ihrer anderen Stimme übertönt, denn R2-D2 spielte die Aufzeichnung einer Auseinandersetzung ab, die sie vor ein paar Tagen über die Senatoren von Corellia geführt hatten. »Ich bin nicht sicher, wie stark die Anti-Jedi-Gefühle auf Vannix sind; wenn es zu viel davon gibt, sollten wir mich kaum erwähnen und dich in den Vordergrund stellen. Han Solo, der Held.« Sie saß am Ende der bequemsten Couch im Zimmer.

Han lag auf der Couch ausgestreckt, den Kopf in Leias Schoß. Er starrte ungläubig das kunstvolle Blumenmuster an der Decke an. »Klingt nach viel Arbeit.«

»Politik ist Schwerarbeit, Han. Hast du das in all den Jahren, in denen du mit mir verheiratet warst, noch nicht gelernt?«

»O doch. Aber es ist einer der Hauptgründe, wieso ich immer noch kein Politiker bin. Und ich muss dich darauf hinweisen: Es ist durchaus möglich, dass wir all diese Arbeit leisten und die anderen immer noch gewinnen.«

»Das stimmt.«

»In diesem Fall würden die Yuuzhan Vong weitere Verbündete erhalten und wir nicht ein einziges U-Boot. Und ich habe schon den Transport arrangiert, also werde ich dastehen wie ein Idiot.«

»Stimmt ebenfalls. Also?«

»Es gibt zwei Gründe, Sabacc zu spielen, Leia. Zum Spaß oder um Geld zu verdienen. Wenn dein Hauptziel darin besteht, Spaß zu haben, ist es nicht so schlimm, ein bisschen Geld zu verlieren. Wenn du Geld verdienen willst und du das auch schaffst, stört es nicht weiter, wenn du dabei auch ein bisschen Spaß hast.«

Leia sah ihren Mann misstrauisch an. »Wann immer etwas aus deinem Mund kommt, das sich auch nur im Geringsten nach Philosophie anhört, fange ich an, mir Sorgen zu machen. Was willst du mir sagen?«

Er bedachte sie mit einem Vertrau-mir-Lächeln. »Ich will dir sagen, dass du immer noch davon ausgehst, wir könnten fair spielen. Unter Umständen wie diesen ist es jedoch erheblich besser, wenn man ein bisschen schummelt. Besser, schneller und sicherer.«

 

Coruscant

 

Luke aktivierte sein Lichtschwert und hielt die Klinge über den Kopf, um Blasterschüsse besser abwehren zu können, falls sie auf sie niederprasseln sollten. Aber er wusste nicht, welche Fallen in diesem Turbolift vorgesehen waren, wusste nicht, ob man versuchen würde, sie mit Blastem, mit Giftgas oder mit Säure zu töten und ob die Angriffe von oben oder von unten erfolgen würden. »Mara, schneide die Tür auf«, sagte er.

Seine Frau schien verwirrt, ließ den Blick von hier nach da schweifen und konzentrierte sich nicht auf die Tür vor ihnen.

»Sie haben noch fünf Sekunden«, sagte die Droidenstimme.

»Tahiri«, sagte Luke. »Die Tür.«

Tahiri aktivierte ihr Lichtschwert und stieß die Spitze in das Metall an der Naht. Die Tür begann zu glühen und wurde weicher, aber es war klar, dass es viel länger als fünf Sekunden dauern würde, um ein Fluchtloch zu schneiden.

»Autorisierung Bluenek Zwei Sieben Ithor Vier Neun Naboo«, sagte Mara.

»Akzeptiert«, erklang die Droidenstimme. »Willkommen, Mara Jade.«

Der Turbolift setzte sich in Bewegung. Tahiri geriet aus dem Gleichgewicht und stolperte, und ihre Lichtschwertklinge schwang auf Bhindi zu. Luke fing den versehentlichen Schlag mit seiner Waffe ab, und Tahiri schaltete ihr Lichtschwert sofort aus. »Tut mir Leid«, sagte sie.

»Das braucht dir nicht Leid zu tun.« Luke schaltete seine eigene Waffe ab. Er wandte sich Mara zu. »Du wusstest von diesem Ort?«

Der Turbolift blieb stehen, die Türen gingen auf, und im Licht, das von beiden Seiten einfiel, war klar und deutlich ein Flur zu sehen. Der Flur war voll mit Trümmern, Möbelfragmenten, Deckenschutt und Droidenteilen.

Es war kühl, aber in der Luft hing wieder der Gestank nach Verwesung, der sich leicht über das Parfum in Lukes Nase hinwegsetzte. Er hörte allerdings zum ersten Mal seit Tagen das Summen von Belüftungseinheiten und anderer Ausrüstung, die elektrischen Strom benötigten: das Summen der Zivilisation.

Nichts anderes war zu hören. Keine entfernten Geräusche legten nahe, dass jemand sich Holonetzsendungen ansah oder Aufzeichnungen anhörte.

Tahiri betrachtete schwarze Brandstellen an der Wand direkt neben ihr. »Lichtschwertspuren«, sagte sie. Ihre Stimme war gedämpft, ein Flüstern, das dieser Umgebung angemessen schien. »Sieht aus, als hätte es auch ein paar Droiden auf diese Weise erwischt.«

Luke wandte sich seiner Frau zu. »Mara?«

Mara schreckte auf und schüttelte den Kopf. »Nein, ich wusste es nicht. Aber es bestand eine gewisse Chance − ich habe als Hand des Imperators diverse Zugangskodes benutzt. Einige gaben mir Zugang zu Konten, andere zu Waffenverstecken, oder sie waren Parolen, die mir militärische Unterstützung sicherten. Ich hatte auch einen Bluenek-Sektionskode, den ich nie benutzt habe. Es ist lange her. Ich hätte mich beinahe nicht erinnert.«

Baljos der sich über einen Trümmerhaufen gebeugt hatte, richtete sich wieder auf. Vor ihm lagen ein zerbrochener Schreibtisch, ein umgefallener Schrank und ein paar Körperteile, die Luke zunächst für weitere Droidenkomponenten hielt, bis er genauer hinsah. »Eine Leiche«, sagte Baljos mit ebenfalls ungewöhnlich gedämpfter Stimme. »Eine Frau in mittleren Jahren, in etwa acht Stücke geschnitten. Wieder mit einem Lichtschwert, denke ich.« Er wandte sich von dem grausigen Bild ab. »Danni?«

Danni hatte einen ihrer Sensoren in der Hand. »Es gibt erhebliche elektromagnetische Aktivität. Von funktionierenden Maschinen, denke ich. Sie maskiert jegliche größere biologische Energie, falls es welche gibt.«

Luke schloss die Augen und dehnte seine Wahrnehmung in der Macht aus.

Er fand keine Anzeichen von großen lebenden Organismen. Das konnte er auch nicht. Sobald er angefangen hatte, sein Bewusstsein auszudehnen, hatte er es bemerkt: die Dunkelheit, die er schon von oben gespürt hatte. Hier war sie erheblich näher, eine Zusammenballung von Zorn und gewalttätiger Absicht, die bewirkte, dass er sich beinahe übergeben hätte. Er öffnete die Augen und schüttelte mit einem Blick zu den anderen Jedi den Kopf. »Wir suchen auf konventionelle Weise.«

 

Es war ein ausgedehnter Laborkomplex. Dieses Stockwerk war tatsächlich eine wissenschaftliche Forschungsstation gewesen … vor Jahrzehnten. Computersysteme, die noch vor Lukes Geburt entwickelt worden waren, lagen unter Staubschichten, und Danni identifizierte ein schon lange nicht mehr benutztes Labor als eine Einrichtung für zelluläre Analyse.

Das Seltsamste jedoch war ein Raum auf einer Seite der Labors. Dort gab es nichts weiter als einen lang gezogenen Gegenstand, der aussah wie ein Bett mit einem Deckel. »Ein hermetisch abgeschlossenes Bett«, spekulierte Bhindi.

»Ein Lebenserhaltungssystem aus der Zeit des Imperiums«, verbesserte Baljos. »Die übliche Einheit, allerdings modifiziert − was sich darin befand, war beinahe drei Meter groß. Also kein Mensch.«

Luke stimmte nicht mit ihm überein, aber das sagte er nicht. Das Wichtigste in diesem Raum war etwas, das die meisten anderen nicht feststellen konnten: Es stank hier praktisch nach der dunklen Seite der Macht − dieser Raum war der Ausgangspunkt − oder zumindest einer der Ausgangspunkte − der Unruhe, die er gespürt hatte. Und das wiederum ließ auf Menschen schließen, Menschen, die ihr Schlimmstes taten.

Die Dunkelheit hatte etwas Vertrautes, vertraut und gruselig. »Kannst du feststellen, was es war?«, fragte er.

Baljos sah sich die Einheit an. Der Transparistahldeckel war mit solcher Kraft beiseite geschleudert worden, dass er sich verzogen hatte, und die Scharniere an einer Seite und das Schloss auf der anderen waren zerbrochen. Die Geräte, die den Schläfer wie eine Isolierschicht umgeben hatten, waren aus den Gehäusen gerissen und lagen in Stücken überall auf dem Boden. Das Gleiche galt für vier medizinische Droiden − Luke nahm jedenfalls an, dass es vier waren, nach der Anzahl von Droidenköpfen, die er sehen konnte, aber er musste zugeben, dass ihr derzeitiger Zustand eine Zählung schwierig machte. »Das hängt davon ab, wie viele Daten in diesen Geräten überlebt haben«, sagte Baljos. »Mehr Bhindis Spezialität als meine. Aber wenn etwas da ist, selbst wenn die Daten uns nicht freundlicherweise ganz deutlich ›Ithorianer‹ oder ›Wampa‹ sagen, könnte ich mithilfe der Einstellungen und der Werte, die aufgezeichnet wurden, eingrenzen, wer oder was es war.«

Mara streckte den Kopf durch eine dunkle Türöffnung in der Ecke des Raums. »Luke, das hier sollte dich interessieren.«

Luke, der sah, wie sich das Ding im Flug zu bewegen und zusammenzuziehen schien, nahm zunächst an, dass seine Frau ihm den Teil eines Amphistabs zugeworfen hatte, aber als es vor seinen Füßen landete, erkannte er, dass das ein Irrtum war. Der geschmeidige Körper war von Fell überzogen und hatte Beine, die in nadelspitzen Klauen endeten. »Ysalamiri«, sagte er.

»Unsere alten Freunde«, erwiderte Mara. »Es gibt hier drinnen Teile eines Käfigs und ein paar Myrkrbaumäste. Und Zugangsflure zu ähnlichen Kammern an den anderen sieben Ecken des Hauptraums. Auch dort gibt es tote Ysalamiri.«

»Das erklärt vieles.« Ysalamiri waren reptilische Geschöpfe vom Planeten Myrkr. Sie waren im Allgemeinen zahm und gaben sich damit zufrieden, auf ihren Bäumen zu leben, aber sie hatten eine Eigenschaft, die sie für die Jedi und alle anderen, die sich der Macht bedienten, sehr gefährlich machten: Sie projizierten eine Art von Energie, die die Macht lähmte. Die Projektionen eines Ysalamiri konnten die Macht bis zu einem Abstand von zehn Metern zunichte machen. Personen, die die Eigenschaften der Ysalamiri kannten, hatten die kleinen Geschöpfe mitunter benutzt, um Dinge vor den Jedi geheim zu halten oder sogar Jedi gefangen zu nehmen und sie kurzfristig ihrer Kräfte zu berauben. »Ich hatte mich schon gewundert, denn ich hätte diesen Raum, diese gesamte Anlage, eigentlich spüren sollen, als wir zuvor auf Coruscant waren. Aber wenn diese Kammer von Ysalamiri umgeben war und ihre Antimachtfelder einander überlappten, hätte das die Präsenz dessen, was auch immer hier war, getarnt.«

»Was immer hier ist«, verbesserte Face. »So, wie ich es sehe, ist dieses Ding aufgewacht, ist ausgebrochen und hat alle Droiden zerstört. Zunächst nur mit seiner Körperkraft, denn es gibt hier oder in der Lebenserhaltungskammer keine Brandspuren an den Droiden. Als es in andere Teile des Komplexes gelangte, hat es dort ein Lichtschwert gefunden und damit die anderen Droiden und die Ysalamiri umgebracht.«

Luke nickte. »Das wäre möglich. Aber wie ist es aus diesem Komplex herausgekommen? Da die Ysalamiri tot sind, würden wir spüren, wenn es noch hier wäre.«

Minuten später fanden sie ihre Antwort.

 

Zwei Stockwerke höher, in dem Bereich, der mit INSTANDHALTUNG gekennzeichnet war, zeigte Tahiri nach oben auf etwas, was eine Zugangsnische zu Maschinen gewesen war. Die Metallplatte, die als Decke dieser Nische gedient hatte, war verschwunden; die Kanten des Lochs wiesen Brandspuren auf. »Das hier führt zu einem Wasser- und Luftnachschubschacht«, sagte sie. »Es gibt dort Rohre, aber auch viel offenen Raum. Ich bin ein ganzes Stück weit nach oben geklettert; es führt zu einem weiteren Loch in einer Wand ein paar Stockwerke über dem mit dem roten Schleim.«

»Ist das Loch leicht zugänglich?«, fragte Bhindi.

Tahiri schüttelte den Kopf. »Nicht für normale Leute. Es befindet sich etwa in fünf Metern Höhe. Aber mit einer Leiter kann man es leicht erreichen.«

»Ist es sehr auffällig?«

»Nein, es führt zu der Wand eines Lagerhauses voller Teppiche und Wanddekorationen. Wirklich nützliches Zeug. Keine Spur von Leben. Warum?«

»Weil«, sagte Bhindi, »wir es nicht nur mit diesem geheimnisvollen Drei-Meter-was-auch-immer zu tun haben, sondern auch mit einem Komplex, in dem die Energieversorgung immer noch funktioniert, ein Komplex, der hervorragend versteckt wurde. Diese Anlage ist groß genug, um als Hauptquartier der ersten Widerstandszelle zu dienen, die ich organisieren werde.«

»Keine gute Idee«, sagte Luke. »Das Drei-Meter-Wesen weiß, wo sich dieser Ort befindet. Es könnte zurückkehren.«

»Also verschließen wir das Zugangsloch, verstecken es und sichern es vielleicht gegen Eindringlinge.« Bhindi sah Luke ernst an. »Außerdem möchtest du vermutlich nicht zulassen, dass dieses Ding weiter dort draußen herumläuft. Oder?«

»Ich hoffe, ich kann etwas tun.« Luke blickte zu dem Loch hinauf; nur ein paar Meter Wasser- und Atmosphärerohre waren im trüben Licht ihrer Leuchtstäbe zu sehen. »Dieses Geschöpf ist sehr stark und sehr böse. Und ich habe keine Ahnung, ob wir über die Mittel verfügen, es aufzuhalten.«