Kapitel 21

Im Mondlicht folgte Graham den Kamelspuren im Sand und entdeckte zwei Stunden später, als die Morgendämmerung einsetzte, eine kleine Gruppe schwarzer Ziegenfellzelte, die an höheren Felsen lehnte. Er erkannte von weitem, dass es dort eine Quelle gab. Als er von Salomon hinunterglitt, versammelten sich die Männer des Stamms, die ihn mit grimmigen Gesichtern und gezogenen Krummsäbeln betrachteten. Wenigstens hatten sie keine Gewehre, wie Graham erleichtert feststellte. Er ging auf sie zu, die Hand an seinem Säbel, ihn jedoch nicht ziehend.

Der Scheich, ganz in Schwarz gewandet, trat aus seinem Zelt. Er schritt in der arroganten Art eines kleinen Stammesfürsten auf Graham zu und begrüßte ihn in einem Wüstendialekt, den Graham nur teilweise verstand. Er erwiderte den Gruß so gut er konnte. Der Scheich stellte sich ihm als Mahjub vor, Anführer der Jauzi, die diesen Teil der Wüste für sich beanspruchten.

Graham sparte sich weitere Floskeln. »Ich bin wegen der Frau hier, die ihr letzte Nacht entführt habt«, sagte er bestimmt. »Ich will sie sehen. Sie gehört mir.«

Mahjub war schon etwas älter, hatte einen graugesprenkelten Bart und berechnende Augen. Er schrie einen Befehl, worauf zwei Frauen mit Jillian in ihrer Mitte aus dem größten Zelt kamen. Graham musterte sie ängstlich. Sie war blass, schien allerdings unverletzt.

»Jillian, geht es dir gut? Haben sie dich … angefasst?«

Sie schüttelte den Kopf, und obwohl sie schrecklich verängstigt aussah, rang sie sich ein tapferes Lächeln ab. »Mir geht es gut, Graham. Bitte, hol mich hier weg!«

Er war unendlich dankbar, dass sie nicht vergewaltigt worden war.

Der Scheich musterte Jillian, als die Frauen sie wieder wegführten. »Al-Hariia«, raunte er.

Auf einmal begriff Graham: ihr Haar. Ramses hatte es bereits vollkommen verzückt, und die kleinen abergläubischen Wüstenstämme fürchteten es sogar. Damit hatte er eine Waffe gegen sie, die er gebrauchen musste.

»Nur ein Krieger, der über große Magie verfügt, darf das Lager mit al-Hariia teilen. Sie ist eine Houri aus dem Paradies, die einen Mann mit ihren Flammen zu töten vermag.« Graham hatte Mühe mit dem unbekannten Dialekt und hoffte inständig, dass sie ihn verstanden.

Mahjub beäugte ihn misstrauisch und schnippte mit den Fingern.

Ein jüngerer Mann mit einem dichten schwarzen Bart trat vor. »Wenn du sie willst, musst du für sie kämpfen«, sagte er zu Graham. »Auf dem Sklavenmarkt bringt sie gutes Geld ein.«

Mahjub schien vergnügt. »Khamsin, Krieger des Windes, bist du bereit, für dein Weib zu kämpfen?«

»Ich bin bereit.«

Keine Gnade. Er konnte keine Gnade walten lassen, stand doch Jillians Leben auf dem Spiel.

Folglich kämpfte Graham skrupelloser denn je. Er schwang seinen Säbel mit der erbarmungslosen Wut der ägyptischen Khamsin-Vorfahren – Vorfahren, die er sich nicht durch Geburt, sondern durch seine Taten verdient hatte. Er war gefühllos wie der Sandsturm, ebenso überwältigend und alles verschlingend, als er den schmutzigen Wüstenkrieger mit ungezügelter Wut attackierte.

Der Beduine schaffte es, Graham mit seinem Säbel am Oberarm zu erwischen. Er spürte zwar das warme Blut, das ihm über die Haut rann, den Schmerz aber kaum. Im Kampf übernahm sein Instinkt, geschult in unzähligen Schlachten. Die Klinge seines Säbels färbte sich mit jedem erneuten Hieb röter. Das hier war kein elegantes Theater zweier kunstfertiger Engländer. Es war ein roher, kraftvoller und brutaler Krieg. Er wusste, dass er den Mann töten würde. Ihm blieb gar nichts anderes übrig, wollte er Jillian schützen, die zitternd in dem schwarzen Zelt hockte. Und bei dem Gedanken an sie überkam ihn ein tiefes ursprüngliches Gefühl. Sie ist mein! Ein Besitzverlangen so alt wie der Wüstensand lenkte ihn durch den Zweikampf.

Der tödliche Hieb erfolgte schnell, beinahe gnädig. Grahams Gegner gurgelte, rang nach Luft und sank in den Sand, der sich unter ihm rot färbte. Die Umstehenden raunten anerkennend, während die Wüste gierig das Blut ihres Stammesbruders trank.

Der karge trockene Boden nahm eben jede Form von Flüssigkeit begierig auf.

Graham indessen empfand einen Anflug von Trauer. Ein weiteres Mal hatte er getötet. Er wischte seinen Säbel im Gewand des Gegners ab und steckte ihn wieder ein. Dann verband er sich den Arm mit dem Seidenschal an seinem Gürtel. Die Beduinen nickten ihm respektvoll zu, als er wieder aufblickte.

»Die Houri gehört mir«, sagte er auf Arabisch. »Ich werde sie mitnehmen.«

Mahjub lächelte und entblößte dabei bräunliche Kiefer, aus denen nur noch wenige gelbe Zahnstümpfe aufragten. »Die Houri, die uns gesandt wurde, verzaubert dich so sehr, dass du dafür einen Mann meines Stammes tötest? Dann sollst du nicht länger warten, sie zu besitzen, Khamsin, mit deiner mächtigen Magie. In meinem Zelt.«

Mit einer majestätischen Geste zeigte er auf das große schwarze Zelt in der Nähe.

Graham bekam zum ersten Mal richtige Angst. Was in aller Welt wollte der Scheich? »Ich kann warten«, sagte er schroff.

»Das wirst du nicht«, erwiderte der Scheich mit gerunzelter Stirn. »Ich bestehe darauf, dir die Gastfreundlichkeit meines Zeltes zum Geschenk zu machen, auf dass du dort die Jungfrau nimmst. Es ist Tradition bei uns, dass ein Krieger, der gut gekämpft hat, mit einer Frau entlohnt wird. Willst du meine Gastfreundschaft zurückweisen?«

»Ich weise nicht deine Gastfreundschaft zurück, Mahjub, großer Scheich der Jauzi, dessen Name von allen im Lande am meisten verehrt wird. Aber ich werde hier und jetzt nicht das Lager mit der Frau teilen.«

Grahams Worte schienen keinerlei Wirkung auf den Scheich zu haben. Vielmehr wurde er umso misstrauischer.

»Ich glaube, du willst sie nicht betten, weil du gelogen hast. Sie ist gar keine Houri, keine Jungfrau aus dem Paradies. Und falls du gelogen hast, müssen wir dir die Zunge herausschneiden, wie wir es bei uns mit Lügnern tun. Sehen wir, ob du die Wahrheit gesagt hast, Khamsin. Nimm diese Jungfrau und beweise uns deine überragende Magie. Weigerst du dich, bringen wir sie in die Wüste hinaus und werfen sie den Schakalen zum Fraß vor, wie wir es mit allen geschändeten Frauen tun.«

Vor Angst krampfte sich in Graham alles zusammen. »Keiner berührt sie!«, schwor er.

Ein lautes Klingen ertönte, als die Krieger ihre Säbel zogen und Graham plötzlich von einer Wand aus blitzendem Stahl umringt war.

»Manchmal wählt ein Mann seinen Tod, Khamsin. Er wählt beispielsweise, in den weichen Armen einer Frau zu sterben oder am Hieb einer Klinge an seinem Hals. Wofür entscheidest du dich?«

Auch wenn ihm bei der Vorstellung übel wurde, hatte er keine andere Wahl. Vergib mir, Jilly!, flehte er im Geiste, ehe er zu dem Scheich sagte: »Bringt sie mir in dein Zelt. Dort wird sie mein Eigen werden.«


Jillian sträubte sich gegen die Frauen, die sie in dem schwarzen Zelt badeten und anschließend in ein dünnes grünes Kleid hüllten. Den beinahe durchsichtigen Stoff bedeckten sie mit einem dicken schwarzen Umhang, bevor sie Jillian nach draußen führten. Sie geleiteten sie zu dem größten Zelt, wo sie ihr den schwarzen Umhang wieder abnahmen. Dabei waren sie so grob, dass sie fast vornüber auf den Teppich stürzte. Der zarte Kleiderstoff blähte sich in der Brise, die durch die Zeltöffnung hereinwehte.

Graham stand vor ihr, einen dunklen Bartschatten auf Kinn und Wangen. Sein Haar fiel ihm windzerzaust über sein dunkelblaues Hemd. Erschrocken bemerkte sie, dass sein Ärmel eingerissen war und darunter ein blutdurchtränkter Behelfsverband zum Vorschein kam. Er sah sie mit einem flehenden Blick an und sagte erst auf Arabisch, dann auf Englisch zu ihr:

»Ich habe um dich gekämpft, und nun werde ich dich dem alten Gesetz dieses Stammes gemäß zu meinem Eigentum machen.«

Ihr war elend, sie hatte Angst, und zugleich war sie ungemein erleichtert, ihn zu sehen.

Und er? Er sah wie ein exotischer mächtiger Scheich aus, als stünde er auf einer Bühne aus windgeglättetem Sand und spielte eine Rolle.

Wie er mit finsterem Blick auf sie zukam, hatte er nichts mehr von einem englischen Herzog. Ja, sie erkannte ihn kaum wieder. Die Sonne und der Sand hatten ihn in sich aufgenommen und ihn zu einem festen Bestandteil der Wüste gemacht.

Die Frauen des Stammes beobachteten die Szene interessiert und misstrauisch zugleich. Graham drehte sich zu ihnen um und rief etwas auf Arabisch. Sogleich huschten sie demütig an ihnen vorbei und in einen durch einen Vorhang abgeteilten Bereich des Zeltes.

Kaum waren sie außer Sicht, wickelte Graham sich den Turban ab und zog sein Hemd aus. Dann setzte er sich auf den Teppich und zeigte auf seine Stiefel.

»Zieh sie mir aus!«, befahl er ihr betont laut. »Frau, tu, was ich dir sage, bevor ich zornig werde!«

Der dünne Vorhang, hinter dem die Frauen hockten, bewegte sich. Jillian verkniff sich eine zynische Bemerkung und zog ihm die Stiefel aus. Stumm vor Entsetzen schaute sie ihn an, als er sich barbrüstig erhob und sich daranmachte, seine Hose auszuziehen. »Um Himmels willen, was tust du da?«, fragte sie.

»Ich ziehe mich aus. Zieh du dich auch aus, sofort!«

»Nein.« Mit ausgestreckten Händen wich sie vor ihm zurück. Sie spürte, wie die alten Ängste sich in ihr regten – vor ihrem Vater, der sie fortwährend kontrolliert und ihr das Gefühl gegeben hatte, vollkommen ohnmächtig zu sein. Warum tat Graham ihr das an? Was war aus dem rücksichtsvollen Mann geworden, den sie geheiratet hatte?

»Hör mir zu!« Er packte ihren Arm und redete leise auf sie ein. »Ich habe gerade den Mann getötet, der dich verschleppte. Der Stamm hält dich für eine Houri, eine Jungfrau, die ihnen aus dem Paradies gesandt wurde. Deshalb beobachten die Frauen uns hinter dem Vorhang, während ihre Männer draußen lauschen. Wenn ich dich nicht auf der Stelle nehme, schneiden sie mir die Zunge heraus, weil ich gelogen habe. Und wenn sie dich nicht für eine Jungfrau halten, lassen sie dich in der Wüste sterben.«

»Ich weiß nicht, ob ich das kann«, flüsterte sie.

Er sah sie voller Zärtlichkeit an und strich ihr sanft über die Wange. »Jilly, ich will es genauso wenig wie du, aber wir müssen. Verstehst du? Wir haben keine andere Wahl.«

Sie nickte stumm.

»Es tut mir leid«, sagte er leise, und plötzlich musste sie daran denken, wie sie das erste Mal zusammen gewesen waren.

Mit einem tiefen Knurren riss er ihr den dünnen Stoff herunter. Jillian zitterte heftig und versuchte, sich zu bedecken. Doch er nahm ihre Hände, hielt sie auseinander und betrachtete ihre Brüste. Hinter dem Vorhang wurde aufgeregt gewispert.

Zutiefst beschämt, schloss Jillian die Augen. Graham zog sie an sich und küsste sie. Zärtlich liebkoste er sie, bis sie seinen Kuss erwiderte, aber so sinnlich er auch war, sie konnte unmöglich Verlangen empfinden. Vielmehr fühlte sie sich wie versteinert. Graham hob den Kopf und sah sie eindringlich an. Dann küsste er sie wieder, bevor er ihren Hals und ihre Schultern mit unzähligen Küssen bedeckte. Er streichelte ihre nackten Schultern, glitt hinunter zu ihren Hüften und tauchte mit einer Hand zwischen ihre Schenkel.

Eine Welle der Erregung erfasste sie, als er sie sanft rieb, so dass sie feucht wurde und auf das vorbereitet war, was folgen würde. Erst jetzt trat er einen Schritt zurück, zog sich die Hose aus und entblößte seine beachtliche Erektion. Jillian strengte sich an, nicht auf das Tuscheln und Stöhnen der anderen Frauen zu hören.

Wie sollte sie das ertragen? Du musst!, sagte sie sich, als er sie hinunter auf das Schaffell zog und sich zwischen ihre Beine legte. Sein fester männlicher Körper mit den breiten Schultern und den Muskeln, die sich unter seiner glatten Haut wölbten, war ihr inzwischen beinahe so vertraut wie ihr eigener. Und dennoch war er ein Fremder. Sie fühlte, wie sein Glied sich an ihre weibliche Öffnung drängte, die von seinen Liebkosungen nur spärlich feucht war.

»Jetzt schrei!«, forderte er sie auf.

Im nächsten Augenblick drang er in sie ein. Da sie noch nicht hinreichend bereit für ihn war, sträubte ihre Scheide sich dagegen, und unwillkürlich schrie Jillian auf und krümmte sich. Ein tiefes Lachen und rauhe arabische Worte waren von draußen zu hören.

Jillian stiegen Tränen in die Augen. Sie fühlte sich entsetzlich zur Schau gestellt und erniedrigt, und derselbe Akt, den sie als zärtlich und leidenschaftlich kennengelernt hatte, wurde zu brutaler Lust reduziert. Was sie sonst so gern allein mit ihrem Mann teilte, verkam zu einem animalischen Schauspiel für die Öffentlichkeit.

Ihr Mann beugte den Kopf zu ihr herunter und raunte ihr arabische Worte zu, während er langsam ihre verkrampften Muskeln dehnte. Dann sah sie ihm in die Augen, die voller Zärtlichkeit waren. »Sie sind nicht hier«, flüsterte er ihr auf Englisch ins Ohr. »Stell dir vor, dass niemand hier ist außer uns, Liebste!«

»Ich kann nicht«, erwiderte sie mit bebender Stimme. »Ich kann es einfach nicht!«

»Doch, du kannst, Jillian«, sagte er, küsste ihr die Tränen von den Wangen und lächelte sie an. »Tu das, was jede englische Mutter ihrer Tochter vor der Hochzeitsnacht rät: Schließ die Augen, und denk an England.«

Dann wurde er wieder ernst, während er seine Hüften bewegte und tiefer in sie eindrang. Sein sanfter Ton und die ermutigenden Worte widersprachen den heftigen Stößen, mit denen er sie nahm, ebenso wie den Tuscheleien ihres Publikums.

»Sieh mich an, Jilly!«, sagte er leise auf Englisch. »Komm mit mir! Wir sind in einem englischen Garten, üppig und grün. Rote Teerosen ranken an einem weißen Spalier, direkt an der kleinen Laube, in der wir sitzen und Tee trinken. Eine Amsel tschirpt in den Zweigen einer Weide. Fühlst du, wie der leichte Wind angenehm kühl über deine liebliche Wange streicht? Du lachst, weil ich Krümel vom köstlichen frischen Scone auf meiner neuen Weste habe. In der Nähe tanzt ein orangefarbener Falter in der Sonne, den du gern einfangen würdest.«

Jillian schloss die Augen und zwang sich, in seine Phantasie einzutauchen, während sein Körper gegen ihren schlug. Die klebrige Hitze um sie herum verwandelte sich in eine köstliche englische Brise. Verschwunden war der Gestank von abgestandenem Schweiß aus dem Fell unter ihr. Sie glaubte tatsächlich, das Parfüm blühender Rosen und frisch gemähten Grases einzuatmen, das ein Gärtner mit wettergegerbtem Gesicht schnitt.

»Meine wunderschöne Jillian, in deinen grünen Augen spiegelt sich das Wasser, kühl und ruhig. Nichts bekümmert uns hier.«

Mit purer Willenskraft klammerte Jillian sich an die Bilder, die Graham heraufbeschwor. Sie sah sein Gesicht vor sich, lachend, als er mit ihr den kleinen Schmetterling jagte, der munter vor ihnen davonflatterte. Sie hörte seine Stimme über dem sanften Rascheln des Grases unter ihren Füßen und sein tiefes Juchzen, als er sie in die Arme nahm und sie herumwirbelte, um sie zu küssen …

Ein Stöhnen über ihr riss sie aus ihrem Tagtraum. Sie öffnete die Augen und sah, wie ihr Mann sich zunächst anspannte und dann auf dem Höhepunkt erschauderte. Zugleich spürte sie seinen warmen Samen in sich.

Für einen Augenblick wurde ihr wieder schrecklich elend. Seufzend beugte er sich wieder zu ihr, küsste sie sanft und flüsterte ihr Worte ins Ohr, die sie gar nicht gleich begriff. Verwirrt lag sie da, als er sich von ihr herunterrollte. Ihr Verstand brauchte eine Weile, bevor er verarbeitete, was sie eben gehört hatte. Und selbst als sie die Worte erkannte, war sie nicht sicher, glaubte jedoch, sie hätten geklungen wie »Ich liebe dich«.


Wie oft hatte er nichts außer seine Phantasie gehabt, um der grauenhaften Wirklichkeit des schwarzes Zeltes zu entfliehen. In den nicht enden wollenden Stunden der Qual hatte er sich überall hingeträumt – nach England, wo er über Zäune kletterte, oder als Kapitän auf ein Piratenschiff, unterwegs zu tropischen Inseln, um Schätze zu bergen. In seiner Phantasie war er alles Erdenkliche an allen möglichen Orten gewesen, nur nicht der Junge, der er war und der durchmachte, was er immer wieder aufs Neue durchlitt.

Nun setzte er sich voller Selbstekel auf, den Rücken zur Trennwand des Harems gewandt. Eilig griff er seine Jambiya, ritzte sich damit in die Haut und schmierte das Blut ins Schaffell. Dann stand er auf und zog sich rasch wieder an.

Sobald er wieder angezogen war, wandte er sich zu dem Vorhang, hinter dem mehrere Frauen hockten. »Holt ihre Kleider, auf der Stelle!«, befahl er ihnen harsch. Gehorsam sprangen sie auf. Unterdessen nahm Graham seinen Krummsäbel und die Jambiya und steckte beides in seinen Gürtel. Als Letztes griff er nach seinem Gewehr und hängte es sich über die Schulter. Als die Frauen ins Hauptzelt zurückkamen, Jillians Kleidung über den Armen, sah er zu seiner Frau.

Mit hängenden Schultern und gesenktem Blick kleidete sie sich an. Graham reichte ihr die Hand, die Jillian ergriff, ehe sie gemeinsam aus dem Zelt traten. Vor dem Zelt standen Männer, die sie mit ihren dunklen Augen argwöhnisch beobachteten. Er fühlte eine unbändige Wut und wollte am liebsten ein paar Gurgeln mit bloßen Händen zudrücken.

Doch er beherrschte seine Gefühle und sagte Jillian stattdessen, sie solle auf ihr Kamel steigen. Derweil ließ er die Männer keine Sekunde aus den Augen, die Hand am Griff seines Krummsäbels.

»Sie ist jetzt mein. Ich nehme sie mit«, erklärte er in einem Ton und mit einer Körperhaltung, als wollte er sagen: Versucht nicht, mich aufzuhalten!

Mahjub nickte ihm kurz, aber respektvoll zu und sagte: »Geh mit Allah.« Graham war sicher, dass der Scheich dabei dasselbe dachte wie er, nämlich dass ein einzelner Mann mit einer Frau in der Wüste sehr leicht zu überwältigen war.

Deshalb mussten sie es heute so weit wie möglich von dem Stamm weg schaffen, war doch jeder Einzelne der Krieger von Gewalt und Gier angetrieben.

Zur Sicherheit griff er nach dem Gewehr an seiner Hüfte und sah dabei Mahjub an, dessen Blick sofort zu der Waffe wanderte. Dann nickte Graham und ging zu seinem Kamel.

Sturm der Leidenschaft: Er suchte einen verborgenen Schatz - und fand die Liebe seines Lebens
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