Kapitel 11
Graham und Jillian wurden in einer kleinen unspektakulären Zeremonie getraut. Jillian trug ein schlichtes graues Kleid, da ihr Vater ihr ausdrücklich verboten hatte, in Weiß zu heiraten. Als Graham ihr feierlich den schmalen goldenen Ring aufsteckte, fühlte es sich an wie eine Falle, die zuschnappte.
Das Essen hinterher war quälend lang. Es fand bei Jillians Eltern statt, in einer deprimierenden Begräbnisatmosphäre. Die dichten roten Vorhänge waren zugezogen, um die Sonne auszusperren, und alle saßen steif an dem gewaltigen Mahagonitisch. Es hätte nur noch Trauermusik gefehlt, dann wäre die Beerdigungsstimmung perfekt gewesen. Nicht einmal Jasmine war da, die es mit ihrem aufgeregten Geplapper vielleicht geschafft hätte, die Runde ein wenig zu erheitern. Aber Graham hatte es für klüger gehalten, sie zu Hause zu lassen. Der Bruder des Herzogs blickte immer wieder zu Jillian und ihrem Vater, während er sich mit Graham unterhielt. Und Badras tapfere Versuche, mit ihrer Mutter ins Gespräch zu kommen, erwiesen sich als vergebens.
Jillian schickte ein stummes Dankgebet gen Himmel, als es endlich vorbei war. Graham begleitete sie in ihr neues Heim, wo er sie gleich nach oben in ihre künftigen Gemächer führte. Ein wenig unsicher blickte sie sich in dem hübschen blau-weißen Schlafzimmer mit dem großzügigen Salonbereich um.
»Ich lasse dich jetzt allein, damit du dich ausruhen kannst. Das Abendessen wird um sieben serviert«, sagte er.
»Ich bin nicht sicher, ob meine Kleider alle angekommen sind.«
»Die ließ ich verbrennen«, erklärte er seelenruhig.
Jillian starrte ihn verwundert an. »Vater erlaubte mir wenigstens, meine Unterwäsche zu tragen. Wünschst du, dass ich ganz nackt herumlaufe?«
»Wäre nicht schlecht«, erwiderte er lächelnd. »Aber nein. Ich ließ die Maße der Kleider nehmen, die dein Vater schickte, und neue anfertigen. Du solltest kein Grau tragen, finde ich. Smaragdgrün ist besser – oder Saphirblau. Edelsteinfarben passen zu dir, Grau nicht. Das entspricht nicht deinem eigentlichen Wesen.«
»Und was ist mein eigentliches Wesen?«, fragte sie. Heute schien es vor allem aus tiefer Verzweiflung zu bestehen.
Er berührte sanft ihre Wange. »Leidenschaft. Ein beinahe erloschener Geist, der herausgekitzelt werden muss, damit er flammenhell leuchtet.«
Verstört von dem, was er in ihr sah, fasste sie sich unsicher an den Kopf. »Flammend wie mein Haar? Vater befahl mir, strenge Kleider zu tragen, um die Wirkung zu mildern. Und ich selbst ziehe dunkle Farben vor.«
Er blickte sie sehr ernst an. »Nein, tu das nicht, Jillian! Dunkelheit kann furchtbar einsam sein.«
Dann gab er ihr einen Kuss auf die Wange. »Da du keine Zofe hattest, habe ich dir eines der erfahrenen Zimmermädchen zugeteilt, damit es dir beim Ankleiden hilft. Zieh das saphirblaue Kleid an. An dir wird es wunderbar aussehen.«
Sie sah ihm nach, als er ging, und fragte sich, ob die Dunkelheit, von der er sprach, nicht mehr mit den Geheimnissen zu tun hatte, die sie in seinen Augen erkannte, als mit ihr.
Vor lauter Nervosität angesichts der bevorstehenden Hochzeitsnacht konnte Jillian das Abendessen kaum genießen. Die entspannte Leichtigkeit, die hier im Haus herrschte, schockierte sie. Vor allem, dass Jasmine gestattet wurde, mit den Erwachsenen am Tisch zu essen statt in ihrem Kinderzimmer, verwunderte sie. Jillian wurde beinahe wehmütig, als sie miterlebte, wie unbeschwert Kenneth, Badra und Jasmine miteinander redeten und lachten. Genauso eine Familie hatte sie sich immer gewünscht – offen, ehrlich und liebevoll, nicht kalt und distanziert.
Einzig der Herzog blieb ein wenig reserviert, auch wenn er hier und da lächelte. Über den Rand seines Weinglases hinweg betrachtete er Jillian, die verwundert beobachtete, wie er das Glas abstellte, worauf ein Diener herbeieilte und es mit Wasser füllte.
»Ich trinke nicht«, sagte er, »aber ich will nicht die Tischordnung stören.«
Er grinste auf dieselbe jungenhafte Weise wie in ihrer ersten Nacht bei Madame LaFontant. Jillian lachte.
Nach dem Essen half das Mädchen, das Graham ihr zugeteilt hatte, Jillian aus ihrem saphirblauen Kleid. Seufzend strich sie über den weichen Satin. So etwas Edles und Farbenfrohes hatte sie noch nie besessen. Emily hielt ihr ein cremefarbenes Negligé hin, ebenfalls aus Satin. Der weichfließende Stoff schmiegte sich wunderbar an ihren Körper.
»Der Herzog ließ es Euch als Geschenk anfertigen. Er sagte, eine wunderschöne Braut sollte an ihrem besonderen Abend etwas ganz Besonderes tragen«, erklärte das Mädchen und beäugte Jillian voller Bewunderung.
Jillian berührte das Negligé mit zitternden Händen. Weiß in ihrer Hochzeitsnacht. Sie war keine Jungfrau mehr, und doch behandelte er sie mit der Ehrerbietung, die einer jungfräulichen Braut gebührte. Ihr Vater nannte sie vor allen Bediensteten eine Hure; Graham nannte sie wunderschön und sprach gegenüber seinem Personal offensichtlich ganz anders von ihr.
Unsicher und aufgeregt zugleich, setzte sie sich auf das massive Himmelbett. Es war riesengroß, mit weichen Baumwolllaken bespannt und Bergen von Seidenkissen darauf. Jillian schluckte und fragte sich, was sie wohl erwartete.
Der Herzog hatte ihre Jungfräulichkeit gekauft, aber das hier war anders. In dem Bordell war es nichts als körperliche Intimität gewesen, nach der sich ihre Wege trennten. Heute Nacht aber wäre ihr Liebhaber kein Fremder, sondern ihr Ehemann, der erwartete, allnächtlich das Bett mit ihr zu teilen.
Die Tür zum Zimmer nebenan öffnete sich, und Graham kam herein. Er trug einen schwarzen Morgenmantel, der ihm von den breiten Schultern bis unter die nackten Knie fiel. Der Anblick seiner muskulösen Waden mit dem dunklen Haar schien ihr noch sinnlicher als das erste Mal, da sie ihn vollständig entkleidet im Bordell gesehen hatte.
Atemlos wie am ersten Abend, sah sie ihm ins Gesicht. Wie immer fiel ihm sein widerspenstiges schwarzes Haar vorn in die Stirn. Seine dunklen Augen hatten einen Ausdruck strenger Intensität. Die gerade Nase und die wie gemeißelten Wangenknochen ließen keinen Zweifel an seiner aristokratischen Abstammung. Und dann waren da noch seine festen sinnlichen Lippen. Jillians Blick wanderte von seinem muskulösen Hals wieder hinauf zu seinen von dichten, beinahe weiblichen Wimpern gesäumten Augen. Bei Gott, er war wunderschön! Fast hübsch, wäre da nicht das energische Kinn mit dem leichten Bartschatten. Graham trat mit der lautlosen Geschmeidigkeit einer Raubkatze auf sie zu.
Er streckte ihr die Hand hin. »Komm mit mir!«
»Warum?«, fragte sie ihn verwirrt.
Seine tiefe Stimme, rauchig von aufgestauter Leidenschaft, fühlte sich wie ein Streicheln an. »Es ist Tradition, dass alle Erben des Herzogtums im Bett des Herzogs gezeugt werden.«
Sie gehorchte ihm und stand auf. Ihre zarte Hand verschwand in seiner viel größeren wie ein winziger gefangener Vogel. Es war gleichgültig, wohin er sie brachte, denn er würde sie dort nehmen, wo er wollte. Ob ihr Schlafgemach oder seines, es lief auf dasselbe hinaus. Ein Baby jedenfalls würde er nicht zeugen.
Der Herzog führte sie zu seinem Bett. Massive Holzsäulen, dick wie Baumstümpfe, dominierten das Eichenbett. Graham hob sie in seine Arme und legte sie behutsam auf das Laken. Dann richtete er sich wieder auf, vollkommen ernst, und wand seinen Morgenmantel auf. Im nächsten Augenblick fiel er zu seinen Füßen, und Graham stand splitternackt vor ihr. Dieser Raum war lichtdurchflutet, nicht im Halbdunkel wie bei ihrem ersten Mal.
Plötzlich wurde Jillian verlegen und wich zurück. »Warum ist es hier so hell?«
»Weil ich dich diesmal sehen will – alles von dir.«
Sie wurde entsetzlich nervös. Auch wenn sie diesen Mann nicht liebte, übte er doch eine starke sinnliche Anziehung auf sie aus. Das ängstigte und verunsicherte sie. Jillian konnte nicht vergessen, wie unverbrüchlich sie einander bereits durch die Tatsache verbunden waren, dass er ihr erster Liebhaber gewesen war.
Allerdings dürfte er ihr bereits jahrelange Erfahrung voraushaben. Sie hob die Arme, als er ihr das Negligé auszog, und lag nackt ausgebreitet vor ihm.
»Du bist ein echter Rotschopf«, stellte er fest, als er auf das Dreieck roter Locken über ihrer Scham blickte.
Jillian wurde heiß, und sie merkte, wie sie errötete. Da er alles wusste, war jeder Täuschungsversuch zwecklos.
Graham betrachtete den Körper seiner Frau, die festen schweren Brüste mit den aufgerichteten Spitzen, ihre elfenbeinfarbene Haut, weich und seidig, die anscheinend nur darauf wartete, von ihm berührt zu werden. Ihr leicht gerundeter Bauch ging in wohlgeformte Hüften über. Sein Atem stockte, als er die rotgoldenen Locken sah, die ihren Venushügel bedeckten.
Eine allerliebste Röte stieg ihr vom Hals in die Wangen – wie ein Sonnenaufgang, dachte er. Nun wurde sein Atem schwer und angestrengt, während sich brennendes Verlangen mit zärtlicher Leidenschaft mischte. Das Blut schoss ihm in die Lenden, als er sah, wie ihr Mund sich ein klein wenig öffnete und ihre smaragdgrünen Augen eine Nuance dunkler wurden. Ja, sie begehrte ihn genauso wie er sie!
Er legte sich zu ihr aufs Bett, umfasste eine ihrer Brüste und streichelte mit der andere Hand ihre Wange. Jillian blickte ihn an, hob zaghaft eine Hand und berührte sein Gesicht, als würde sie mit den Fingern eine Karte nachzeichnen. Graham erbebte innerlich.
Oh Gott, er wollte sie so sehr – viel zu sehr! Dabei hatte er seit seiner Kindheit nie etwas wirklich gewollt. Seine Erfahrung lehrte ihn frühzeitig, zu verzichten und nicht zuzulassen, dass seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse ihn beherrschten.
Jetzt konnte er es nicht mehr. Sein wildes Verlangen vermochte er ebenso wenig zu unterdrücken, wie er den Khamsin-Wind aufhalten könnte. Also ließ er sich vom heißen, unbarmherzigen Wind des Verlangens einhüllen und liebkoste sie, seine Frau.
Ihre Haut war blass und leuchtend, weiß wie der Alabaster, aus dem im antiken Ägypten Statuen gemeißelt wurden, die der Schönheit und Größe huldigten. Graham wollte ihr huldigen, ihre elfenbeinhelle Haut mit bewundernden Küssen bedecken, bis sie sich ungeduldig unter ihm wand. Auf ihren Schultern entdeckte er winzige zimtfarbene Sommersprossen. Fasziniert beugte er sich vor, um sie genauer zu betrachten. Im Bordell waren sie ihm nicht aufgefallen. Nun streifte er eine mit den Lippen, strich mit der Zungenspitze darüber und küsste dann genüsslich jeden einzelnen der kleinen entzückenden Punkte. Als sie aufstöhnte und beide Hände in seinem Haar vergrub, durchfuhr ihn eine Welle heißer Erregung. Dennoch wollte er sich Zeit nehmen, um ihren wundervollen Körper eingehend zu erkunden.
Jillian lag ausgestreckt vor ihm wie eine Opfergabe, und er betrachtete sie in stummem Entzücken. Dann bedeckte er die seidige Haut ihres Bauchs mit seiner warmen Hand und zog ganz sanft eine Linie von ihrem bebenden Bauch bis hinunter zu ihrem rotgoldenen Schamhaar. Geradezu ehrfürchtig küsste er sie auf den Bauch.
Dann begann er, mit beiden Händen ihre Beine zu streicheln. Sie fuhr kaum merklich zusammen, als er tief zwischen ihre Schenkel tauchte, und presste sie zusammen. Erschrocken riss sie die Augen auf und wich zurück.
Graham beruhigte sie mit heiser geflüsterten zärtlichen Worten, bevor er seine Erkundung fortsetzte und ihre Beine küsste. Schließlich spreizte er sie mit seinem Knie und legte sich dazwischen. Sie hob die Arme, zitternd wie Espenlaub, und wollte ihn wegdrücken.
»Wir hatten eine Abmachung getroffen, Jillian«, sagte er leise. »Erinnerst du dich? Du wirst meine Frau sein, in jedem Sinne des Wortes.«
Sie wollte das nicht, wollte ihn nicht und schon gar nicht seine dunkle exotische Sinnlichkeit, die sie überwältigte. Dennoch zwang ihr eigenes Verlangen sie, sich ihm zu öffnen, ihn anzunehmen. Das Feuer in seinen Augen war ein Spiegelbild der flammenden Leidenschaft, die in ihrem Innern tobte und dafür sorgte, dass ihr Schoß sich nach ihm verzehrte.
Jillian stöhnte, als er die kleine Vertiefung an ihrem Hals küsste und sie mit einer Zärtlichkeit streichelte, die ihre Erregung zu purer Wollust steigerte. Graham neigte den Kopf und nahm eine ihrer Brustspitzen in den Mund. Prompt wimmerte sie, während sich alles in ihr spannte und die zarte Knospe unter der Liebkosung seiner Zunge hart wurde. Ihre Hüften reckten sich ihm sehnsüchtig entgegen.
Graham legte sich zwischen ihre Beine und drückte ihre Hände auf die Matratze. Sein muskulöser Torso glitt über ihren Körper, so dass sein Brusthaar sich an ihrem zarten Busen mit den schmerzenden Spitzen rieb.
Mit einem einzigen festen Stoß drang er in sie ein. Für einen Moment war der Druck unbeschreiblich. Er schien sie vollständig auszufüllen. Diesmal war da kein Schmerz, nur ein Gefühl von endloser Dehnung – ein unglaubliches Gefühl, von dem sie gar nicht genug bekommen konnte. Sie presste beide Hände auf seine strammen Muskeln, um ihn noch tiefer in sich aufzunehmen. Er hob den Kopf und sah ihr in die Augen.
Dann begann er, sich zu bewegen. Zunächst waren es kurze Stöße, die von gebändigter Kraft zeugten. Sie fühlte sich vollständig von ihm umfangen, gleichsam verschlungen, als wollte er sie in sich hineinziehen oder sich in sie hineindrängen. Sogleich erwachte der Teil von ihr, den sie so sorgsam behüten wollte, zum Leben. Jillian schloss die Augen, wollte sie ihn doch auf keinen Fall ihre Geheimnisse darin erkennen lassen.
»Mach die Augen auf!«, befahl er ihr. »Ich möchte, dass du mich ansiehst.«
Sie tat, was er sagte, und sah ihn ausgestreckt über sich, seine Finger mit ihren verwoben. Die weiche Matratze unter ihnen ächzte im Rhythmus seiner Stöße und ihrer sich ihm entgegenbeugenden Hüften. Ein Tanz, dachte sie, wie benommen von heißem Wohlgefühl. Ein Tanz, in dem Fleisch und Fleisch sich begegnen.
Als die Hitze in ihr aufflammte und explodierte, stieß sie einen Schrei aus. Graham stöhnte tief und gab einen heiseren, rauhen Laut von sich, bevor er ein letztes Mal tief in sie eindrang. Dann ergoss sein Samen sich in sie.
Hinterher lag Jillian ganz still da, an ihren neuen Ehemann geschmiegt. Ein unendliches Bedauern regte sich in ihr. Wenn das alles doch nur echt sein könnte! Wäre es doch nur möglich, dass sie ihn liebte, er sie liebte, und sie ihm gestehen könnte, was ihr wahrer Herzenswunsch war! Aber sie traute niemandem.
Er streichelte ihr sanft das Haar, und wieder einmal musste sie sich daran erinnern, dass das zwischen ihnen keine Liebe war. Körperliche Intimität war nicht dasselbe wie emotionale. Zwei Tränen kullerten ihre Wangen hinunter.
Graham küsste sie fort. »Jillian, warum weinst du?«
Sie antwortete nicht, da sie alle Mühe hatte, nicht den Kopf an seine Schulter zu lehnen und auszusprechen, was sie quälte. Dass er so besorgt schien, sich aufsetzte und ihr Gesicht mit seinen großen warmen Händen umfasste, machte es ihr nicht gerade leichter.
»Habe ich dir wehgetan?«
Überwältigt von seiner Sorge, schüttelte sie den Kopf. »Ich bin nur … ein bisschen benommen. Aber mir geht es gut.«
»Ich dachte schon, unser Tanz hätte dich überanstrengt.« Er grinste.
Trotzig reckte sie das Kinn. »Niemals!«
»Nein, natürlich nicht. Du bist eine ausdauernde Tänzerin.« Sein charmantes Lächeln vertrieb ihre Traurigkeit. Jillian lachte, als er sie an sich zog. »Du, Mylady, bist sehr wohl imstande, mit mir mitzuhalten.«
Eine Weile lagen sie stumm beieinander, Jillians Kopf auf Grahams Brust gebettet. Graham war stark, fest und muskulös – so gänzlich anders als ihr weicher nachgiebiger Körper. Aufs Neue verwundert und fasziniert, glitt sie mit der Hand durch das dunkle Haar auf seinem Schenkel, das sich herrlich seidig anfühlte. Zögernd und unsicher betrachtete sie sein großes Glied, das zwischen seinen Schenkeln baumelte. Ein Instrument des Schmerzes beim ersten Mal, doch nun nur noch eines, das höchste Wonnen bereitete. Zaghaft berührte sie es, worauf es heftig aufzuckte. Jillian stieß einen erschrockenen Laut aus.
Zugleich riss Graham die Augen auf und sah sie an, amüsiert ob ihrer Verlegenheit. »Ist schon gut. Du tust mir nicht weh.«
Sie fasste neuen Mut und berührte ihn noch einmal vorsichtig. Während sie wie gebannt zusah, wurde er groß und fest. Graham lachte leise. »Die Khamsin, der Stamm, bei dem ich … einmal war, nennen es den ›Liebessäbel‹. Sie sagen, die Scheide einer Frau passe ebenso sehr für den Säbel eines Mannes wie die Schwertscheide zum Schwert.«
Jillian setzte sich auf, runzelte die Stirn und besah sich sein Glied näher. »Es sieht gar nicht aus wie ein Schwert, Graham. Eher wie eine dicke Gurke – oder ein kleiner Kürbis.«
Er lüpfte die Brauen und schmunzelte. »Vergleichst du meine Männlichkeit etwa mit einem Gemüse, Jilly?«
»Oder vielleicht mit einer Frucht, einer großen Banane zum Beispiel.«
Er wurde bleich und blickte zu seinem Glied hinab. »Eine Banane! Weich und schwammig!«, empörte er sich.
»Na ja«, rechtfertigte sie sich lächelnd. »Es biegt sich ein bisschen zur einen Seite …«
Ein tiefes Knurren drang aus seiner Kehle. Er rollte sich auf sie, drückte sie auf die Matratze und hielt sie fest, während sie lachte. Da fühlte sie sein sehr hartes Glied an ihrem Schenkel.
Sie sah wieder hinunter. »Oh Gott! Es biegt sich nicht mehr …« Jillian blickte wieder auf und schaute Graham in die Augen, die vor Verlangen glühten.
»Keine Banane, Jillian«, sagte er leise.
»Nein«, flüsterte sie, atemlos, weil er sie mit heißen Küssen überhäufte. »Die Khamsin hatten recht: eindeutig ein Schwert.«
Ein unglaubliches Triumphgefühl erfüllte ihn. Jillian, sein heißblütiger Rotschopf, stand ihm in nichts nach, was Leidenschaft betraf. Schweißperlen traten ihm auf die Stirn. Nein, er konnte dem süßen Ruf ihrer Weiblichkeit unmöglich widerstehen. Er wollte sie! Er brauchte sie!
Binnen Minuten hatte er sie unter sich. Ihre großen grünen Augen, leuchtend wie seltene Jade, begegneten seinen. Er küsste sie, malte ihre Lippen mit seiner Zunge nach, bis sie sich ihm öffnete. Sein Instinkt drängte ihn, forderte, sie auf der Stelle zu nehmen, doch er widerstand, ließ sich Zeit, ihren Körper ein weiteres Mal genüsslich zu erkunden. Er umschloss ihre Brustknospe mit den Lippen und sog zärtlich daran. Ihre leisen Laute der Erregung waren entzückend. Als sie ihm jedoch ihre Hüften entgegenhob, überkam ihn eine heiße Welle des Verlangens.
Langsam, ganz langsam drang er in sie ein. Jillian schlang ihre langen, schmalen Beine um ihn und drückte ihn näher an sich. Er neckte sie mit kleinen, sanften Stößen, bis sie wimmerte und auf seinen festen Rücken eintrommelte. »Graham, bitte!«, stöhnte sie und reckte sich ihm noch weiter entgegen.
Sein tiefes Lachen hallte durchs Zimmer, bevor er nachgab und sie so fest nahm, wie sie es wünschte. Ihrer beiden Hüften schlugen zusammen, und Jillians Seufzer, die Art, wie sie sich in seine Bewegungen einfand, waren ihm eine unendlich kostbare Bestätigung. Sein – sein allein. Er hatte sie genommen, sie sein gemacht und liebte sie mit einer Intensität, die an Wahn grenzte. Er hatte ihrem Vater eine jungfräuliche Tochter entrissen und sie in ein Wesen verwandelt, das ihn wollüstig um diese süßen Wonnen anflehte.
Sie schrie auf und klammerte sich an ihn, während ihre enge feuchte Scheide im Orgasmus um ihn herum erbebte. Stöhnend entließ Graham seinen Samen tief in ihr. Bei Gott, sie war sein! Und ein Teil von ihr würde es auf immer bleiben.
Er rollte sich von ihr herunter und zog sie auf seine Brust. Beide waren verschwitzt, so dass ihre Körper gleichsam zueinander zu gleiten schienen, ohne jedwede Reibung. Trotzdem war diese besinnungslose Lust, die ihn beherrschte, nicht gut. Er konnte ihr nicht widerstehen. Und wenn er nicht widerstehen konnte, würde er Jillian wieder wollen. Und wieder. Er würde sie lieben wollen, bis sie schrie und flehte und schluchzte. Bis sie sich nach ihm verzehrte wie eine Süchtige nach dem Opium und meinte, kein anderer könnte ihr genügen. Ihr Verlangen würde sie an ihn binden und sie ihn nie mehr verlassen.
Ein eisiger Schauer durchlief ihn, als er an ihren Vater dachte, an dessen böses Grinsen und die kalten grünen Augen, die wie tote Steine glitzerten. Sie hatten nichts mit dem grünen Feuer gemein, das er in Jillians Blick sah. Graham unterdrückte ein Erschaudern. Er würde sich rächen, zum Teufel mit allem anderen!
Diese Entwicklung hatte er nicht beabsichtigt, und doch schien sie ihm ideal. Die Tochter seines Feindes zu nehmen, ihren Körper sein Eigen zu machen und ihrem Schmollmund süße Wonneschreie zu entlocken, ja, das war vollkommen!
Die Frau in seinen Armen regte sich, wobei ihre roten Locken sich an seiner Schulter rieben.
Mein, dachte er, mein allein! Er spreizte die Hand auf ihrem Bauch und streichelte die samtige Haut. Zweimal hatte er seinen Samen tief in sie hineingepflanzt. Möglicherweise trug sie schon jetzt sein Kind in sich. Graham empfand eine tiefe Zufriedenheit.
Dann hob Jillian den Kopf und sah ihn schläfrig an. »Graham, wir müssen reden. Bitte, es gibt etwas, das ich dir sagen muss.«
In ihr Negligé gehüllt, zog Jillian sich in den herzöglichen Privatsalon zurück. Nervös rang sie die Hände. Graham hatte versprochen, gleich zurückzukehren, um mir ihr zu sprechen. Er war unten und holte ihnen einen kleinen Imbiss.
Kurz darauf kam er, in seinen schwarzen Samtmorgenmantel gehüllt und ein Tablett balancierend, auf dem kleine Kuchen sowie eine Karaffe mit einer weißen Flüssigkeit standen. Jillian beäugte die Sachen fragend.
»Milch und Lebkuchen«, erklärte er und setzte sich in einen der Sessel vor dem knisternden Kaminfeuer. »Und nun sag mir, was dich bedrückt!«
»Graham, ich möchte, dass wir ehrlich zueinander sind«, begann sie ernst. »Ich will kein Baby. Du solltest wissen, dass ich Kräuter eingenommen habe, die eine Empfängnis verhüten. Und da meine Familie ohnehin nicht sehr fruchtbar ist, halte ich eine Schwangerschaft für ausgeschlossen.«
Sie hatte mit Wut gerechnet. Stattdessen wirkte Graham sehr nachdenklich. Er stellte das Tablett auf den kleinen Tisch neben seinem Sessel. »Ist schon gut. Kenneth hat einen Sohn, der mich beerben kann. Ich brauche nicht sofort einen Sohn.«
Jillian war ungemein erleichtert. Gut, denn ich kann außerdem nicht noch einmal das Bett mit dir teilen. Sollte ich es, wird womöglich meine Entschlossenheit geschwächt, dich zu verlassen. »Dann muss ich nicht mehr das Bett mit dir teilen«, sagte sie vorsichtig.
Ein verhaltenes Lächeln umspielte seine Lippen. Er stand auf, wand seinen Morgenmantel auf und ließ ihn fallen. Dann setzte er sich wieder – nackt. Oh Gott! Jillian spürte, wie sie rot wurde.
»Ja, das ist besser. So finde ich es bequemer. Du sagtest gerade, du möchtest nicht noch einmal das Bett mit mir teilen, Jillian?« Sehnsüchtig betrachtete sie die festen Muskeln unter seiner Haut, als er sich Milch einschenkte und sein Glas aufnahm.
»Nun, das ist nicht nötig. Ich ha-habe nicht vor, bei dir zu bleiben«, stammelte sie.
Er sah sie über den Rand seines Glases hinweg an. »Du willst immer noch weglaufen, wenn die drei Monate um sind?«
Gütiger Himmel, diese Situation war äußerst eigenartig! Sie saß da und führte ein ernstes Gespräch mit ihrem nackten Ehemann, einem mächtigen und einflussreichen Herzog. Graham indessen schien sich rundum wohlzufühlen, wie er da in seinem weich gepolsterten Sessel saß. Seine langen Beine, muskelgewölbt und dunkel behaart, streckte er vor sich aus. Der Teller mit den Lebkuchen stand neben ihm auf dem edlen Tischchen, dessen Intarsien höchst kunstvoll gearbeitet waren. Er nahm sich eines der kleinen dunklen Kuchenstücke und leckte es genüsslich ab.
Jillian wurde schlagartig heiß zwischen den Schenkeln.
Graham steckte sich den Kuchen in den Mund. Er saß an einem knisternden Feuer und schlemmte wie ein verwöhnter Pascha in seinem seidenen Zelt. Mit ausgestreckten Fingern hielt er ihr ein Lebkuchenstück hin.
Jillian starrte ihn an, als würde er ihr von der verbotenen Frucht anbieten, und schüttelte den Kopf. Darauf warf der Herzog das Kuchenstück hoch und fing es mit seinen Zähnen auf.
Ein wohliger Schauer durchfuhr sie bei der Erinnerung an diese Zähne, die so unendlich sanft an ihrer Brustknospe …
Hierzubleiben barg tausenderlei Gefahren für sie. Je länger sie bei ihm war, umso tiefer zog Graham sie in seinen sinnlichen Bann. Etwas in ihr warnte sie: Wenn sie nicht ging, könnte er ihr das Herz brechen.
»Du willst vor mir weglaufen, Jillian?«, wiederholte er. Diese einfache Feststellung, die zugleich eine Frage war, erschreckte sie. Ihr war, als könnte er in die finstersten Winkel ihrer Seele blicken.
»Gehen, nicht weglaufen«, korrigierte sie ihn.
»Du läufst nicht vor mir weg, Jilly.« Die Koseform, die er für ihren Namen gewählt hatte und so unglaublich sanft aussprach, machte sie erschaudern. Er indessen schwenkte seelenruhig die Milch in seinem Glas, als wäre es der feinste Brandy. »Du läufst vor dir selbst weg.«
»Verzeih – wie bitte?«
Graham zog eine Braue hoch. »Es gibt keinen Grund, mich um Verzeihung zu bitten. Wir sind jetzt Mann und Frau. Hör auf mit diesen Förmlichkeiten, als würdest du mit jemandem von königlichem Geblüt sprechen!«
»Sei nicht albern! Wenn ich jemanden von königlichem Geblüt anrede, ist dieser Jemand gewöhnlich bekleidet. Oder sollte ich dich ›Euer nackter Gnaden‹ nennen?«
Sein lautes tiefes Lachen erfüllte den Raum, so dass sie nicht umhin konnte, amüsiert zu lächeln. Graham nippte an seiner Milch. »Du bist wunderbar! Warst du bei dir zu Hause jemals so?«
Ihre Fröhlichkeit war sofort dahin. »Nein.«
Er blickte auf ihre Hände, die sie im Schoß gefaltet hatte, und stellte sein Glas ab. »Jilly, es besteht kein Grund, Angst zu haben. Ich bin jetzt dein Gatte. War es bei dir zu Hause immer schwierig?«
Die bloße Zärtlichkeit seines Tonfalls reichte, um sie fast weich werden zu lassen. Sie rang nach Luft und versuchte, sich zu beherrschen, denn er könnte es ohnehin nicht verstehen.
»Ich habe die klassische englische Erziehung genossen.«
»Verstehe: Tanzstunden, Stickerei, wie man vollendet den Tee serviert, ein Inbegriff der Etikette ist – und vor dieser vollkommen furchteinflößenden Hochzeitsnacht sagt dir deine Mutter, schließ die Augen und denk an England.«
Sie lächelte verwundert. »Wie seltsam, dass du das sagst. Es klingt so … englisch.«
Im Gegensatz zu ihr lächelte er nicht. »Und ich bin nicht englisch.«
»Nein, du bist wie ein verbotenes exotisches Land, in das es mich zieht.«
»Meine Lehrer würden vor Scham in Ohnmacht fallen, schließlich haben sie nichts unversucht gelassen, mich nach meiner Rückkehr aus Ägypten zu einem echten Briten zu formen. Woran scheitert es – am Akzent?«
»Nein. Es ist die Aura, die dich umgibt.« Sie zeigte auf sein Glas. »Und die meisten Herzöge würden keine Milch aus einem Kognakschwenker trinken.«
»Oder nackt dasitzen, während sie sich mit ihren Frauen unterhalten.«
Jillians Wangen begannen zu glühen, und sie rutschte unruhig in ihrem Sessel hin und her. Das machte es nur noch schlimmer, denn der glatte Satin unter ihrem Po erinnerte sie an Grahams Hände. Hastig wechselte sie das Thema. »Du sagst Lehrer? Bist du in Ägypten zur Schule gegangen?«
Graham sah auf sein Glas und schwenkte die Milch. »Meine Bildung und Erziehung dort entsprachen nicht dem hiesigen Standard. Ich habe mir immer gewünscht, wie andere adlige Söhne nach Oxford oder Cambridge zu gehen. Im Grunde sehne ich mich bis heute danach, mehr zu lernen und richtig zu studieren. Aber dazu habe ich weder die Zeit noch die Gelegenheit.«
Sein Geständnis rührte sie. »Du könntest es nachholen.«
»Nein, ich habe zu viele anderweitige Verpflichtungen. Vielleicht kann ich es irgendwann einmal nachholen. Aber ich schweife ab. Zurück zu meiner eigentlichen Frage. Du bist entschlossen, mich zu verlassen, ganz gleich, was geschieht. Ich würde gern wissen, ob du meinetwegen oder aus einem anderen Grund gehen willst.«
Einen kurzen Moment lang wollte sie ihm ihren Traum beichten. Aber könnte er sie verstehen, oder würde er sie verachten, weil sie sich wie er nach Bildung sehnte?
»Graham, diese Ehe kam … unter höchst sonderbaren Umständen zustande. Ich schätze durchaus, dass du dich verpflichtet fühltest, mich zu heiraten. Aber willst du wirklich mein Ehemann bleiben?«
Er legte die Stirn in Falten. »Warum fragst du das?«
Ihre Unterlippe begann zu beben. »Du wirst meiner überdrüssig werden und dir eine Geliebte nehmen. Viele Ehemänner tun es in solchen Ehen. Es passiert, und ich bin nicht so dumm, diese Tatsache zu ignorieren.«
Nachdenklich sah er sie an, während sie versuchte, nicht fasziniert auf seine starken Arme zu sehen, auf sein dunkles Brusthaar, seinen flachen Bauch und … Ihr stockte der Atem. Gütiger Gott, er war …
Graham bemerkte ihren Blick, und ein sinnliches Lächeln trat auf sein Gesicht. »Obwohl wir uns gerade erst geliebt haben, begehre ich dich schon wieder. Ich werde deiner nie überdrüssig werden, Habiba.«
»Was bedeutet Habiba?«, fragte sie.
»Es ist arabisch für ›meine Liebe‹, ein Kosewort. Doch du hast meine Frage nicht beantwortet. Willst du vor mir weglaufen?«
So wie er sie ansah, verlangte er eine ehrliche Antwort. Jillian rieb sich die Stirn und schüttelte den Kopf.
»Hier bist du vor ihm sicher«, sagte er sanft.
Ich bin nirgends vor meinem Vater sicher, außer in Amerika, dachte sie.
»Du kannst nicht vor dem weglaufen, was du bist.«
Seine Worte weckten alte Erinnerungen. Jillian fühlte sich zutiefst verunsichert, konnte allerdings nicht sagen, warum. »Ich kann es versuchen«, flüsterte sie.
Abrupt stand Graham auf, kam zu ihr und nahm sie in seine Arme. Eine wunderbare Wärme umfing sie. »Jilly, lauf nicht vor mir weg!«, murmelte er. »Tu es nicht!«
Dann hob er behutsam ihren Kopf und küsste sie.
Er schmeckte nach Lebkuchen. Jillian schloss die Augen und gab sich ganz den sinnlichen Liebkosungen seiner Zunge hin, zärtlich und fordernd zugleich. Sie konnte gar nicht anders, als seinen Kuss leidenschaftlich zu erwidern, sich buchstäblich an ihn zu klammern wie eine Ertrinkende an ihren Retter.
Mit seiner sinnlichen Umarmung nahm er sie gefangen.
Bei dem Gedanken erschrak sie und wich zitternd zurück.
»Jillian«, sagte er leise, »sieh mich an!«
Sie schüttelte den Kopf, doch er legte eine Hand unter ihr Kinn und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. »Warum hast du solche Angst vor mir?«, fragte er sanft.
»Habe ich nicht«, hauchte sie hilflos.
Sie hatte keine Angst vor ihrem Mann, vielmehr fürchtete sie sich vor dem, was mit ihr geschah. Ich könnte mich in dich verlieben und für immer bleiben wollen.
Der Morgen brach an und tauchte das große Schlafzimmer in ein gespenstisch graues Licht. Graham stieg vorsichtig aus dem Bett und betrachtete seine schlafende Frau. Die ganze Nacht hatte er sie im Arm gehalten, durch ihre Nähe vor seinen Alpträumen geschützt. Er zog sich an, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und ging nach unten.
Das frühe Aufstehen war eine Gewohnheit aus seinen Jahren bei den al-Hajid, wo bei Sonnenaufgang zum Gebet gerufen wurde. Bis heute schaffte er es nicht, sie abzulegen.
Zu seiner Überraschung saß Kenneth bereits allein im Frühstückszimmer und sah zu ihm auf, als er hereinkam.
»Ich hätte nicht gedacht, dass du so früh aufwachst.«
Graham zuckte mit den Schultern. »Alte Gewohnheit«, sagte er, setzte sich an den Tisch und betrachtete Kenneth. Etwas bedrückte seinen Bruder, der den Blick abwandte und mit den Fingern auf dem Tisch trommelte.
»Ehrlich gesagt, hatte ich gehofft, dich zu sprechen, bevor die anderen hier sind. Es gibt etwas, das du wissen musst. Ich trage es seit Tagen mit mir herum, weil ich dir nicht die Hochzeit ruinieren wollte. Letzte Woche war ich bei unserem Buchhalter, der mir die Zahlen gab, die du ihn zusammenstellen ließest. Die Verluste, die wir mit B-&-O-Railway und anderen Investitionen gemacht haben, sind gravierend. Sieh es dir selbst an.«
Kenneth schob ihm ein Papier über den Tisch zu. Langsam las Graham es, und ihm wurde beinahe übel. Nachdem er die Zahlen durchgelesen hatte, blickte er wieder zu Kenneth auf.
»Das bedeutet, wir sind …«
»So gut wie bankrott«, beendete Kenneth den Satz für ihn. »Unsere Investitionen sind sämtlichst fehlgeschlagen. Wir stehen kurz vor dem finanziellen Ruin.«