DEBORAH ABBOTT

Die Kojoten

Es ist fast Mitternacht. Ich fahre durch die Stadt zu deinem kleinen Haus am Hang, beachte weder Stoppschilder noch all die roten und gelben Lichter. Sie sind sinnlos. Um diese Zeit ist kein Verkehr. Ich umarme die Straße wie einen Körper, dessen Kurven ich im Schlaf kenne.

Vier Tage ohne dich. Dann, vor einigen Augenblicken, deine Stimme am Telefon; leise und verschlafen, kaum lauter als ein Flüstern und doch ganz tief aus deiner Kehle, sagte sie: »Djuna, könntest du zu mir kommen, jetzt?«

»Ja«, habe ich geantwortet. Kein Wort mehr. Kein Atmen.

Ich nahm die Schlüssel von der Kommode; der zu deinem Haus, im Schlüsselring neben meinem. Ich zog den purpurroten Bademantel über meine warme braune Haut. Ich ging barfuß zum Wagen.

Barfuß gehe ich jetzt die drei Steinstufen deines Hauses hoch. Auf deiner Veranda bleibe ich stehen. Ich strecke die Hand aus und ertaste die kalte Kugel deines Türknaufes. Ich denke an den frühen Morgen, als ich zum erstenmal hierherkam, meine Hand in der Dunkelheit ausstreckte nach einem Ort, den ich berühren, erobern würde. Ich erinnere mich, wie mein Atem Stillstand, so wie jetzt, bis ich deine leisen gleichmäßigen Schritte näherkommen hörte. Jetzt spüre ich den Knopf in meiner Handfläche wie ein Stück Obst, eine Brust. Ich lasse den Messingschlüssel in den Schlitz gleiten. Es klickt. Mein Handgelenk dreht sich, dem Mondlicht zu. Blut pulsiert dort, sein Rhythmus murmelt: »Laß mich ein, laß mich ein.«

Du liegst auf dem Bauch, halb bedeckt und vom Kerzenlicht beschienen. Dein sandfarbenes Haar fließt wie ein Kragen über deine nackten Schultern. Dein Gesicht ist im Kissen vergraben. Vielleicht schläfst du. Vielleicht bist du wach.

Ich gehe auf dich zu. Ich stehe neben deinem Bett. Der dunkelrote Mantel gleitet von meinen Schultern auf den Boden. Die Luft ist kühl. Meine Brustwarzen ziehen sich zusammen wie der Klatschmohn in deinem Garten, wie Blütenblätter, warten auf Wärme.

Ich strecke die Hand aus. Mit einem Finger fahre ich langsam dein Rückgrat entlang. Wirbel erheben sich aus der Ebene deines Rückens wie ein Bergrücken, der unter meiner Berührung wächst. Mein Finger wandert abwärts zu deinem Steißbein, der Stelle, wo einmal dein Schwanz war, bevor du aus dem Mutterleib rutschtest. Dieser Knochen biegt sich nach innen. Ich folge ihm hinunter bis zwischen deine Backen. Meine Fingerkuppe liegt auf dem rosigen Kranz deines Anus, der Haarflaum dort ist wie Moos, das an feuchten, dunklen Stellen wächst. Mein Finger bewegt sich nicht. Mein Atem ist flach. Deinen Atem kann ich nicht hören. Die Zeit vergeht bewegungslos und schweigend.

Und dann, langsam, spüre ich deine Bewegung. Ich spüre, wie du dich unter meiner Hand öffnest. Du spreizt die Schenkel. Dein Gesäß wölbt sich mir entgegen. Die ersten Silben formen sich in deinem Mund. »Djuna«, sagst du, »nimm mich... so.«

Du bist eine läufige Wölfin. Dein Geruch hat mich über die Prärie gelockt, durch den hohen Roggen, vorbei an Baumwollfeldern und Tamarisken. Der Mond ist voll. Ich stehe auf dem Berg und beobachte dich. Deine gelben Augen sind gegen das Licht geschlossen. Dein Hals ist nach hinten gebogen, als wolltest du singen. Aber du bleibst still.

Ich finde dich auf einem Felsvorsprung. Erwartungsvoll. Auf dem Sprung. Ich nähere mich dir von hinten. Ich drücke schnüffelnd meine Schnauze gegen dich. Der Atem aus meinem Maul ist warm. Er bedeckt, was du darbietest: rosiger Anus, blühende Vulva. Feuchtigkeit sammelt sich im Pelz deiner Scham wie Nebel. Ich stupse dich an, meine Nasenlöcher blähen sich. Ein Knurren wächst in deiner Kehle, aber du bewegst dich nicht.

Meine lange Zunge rollt aus meinem Maul. Ich lecke deine Scham. Du fährst wild herum, fauchst und schnappst. Und dann springe ich: meine Zähne versinken im dicken Fell deiner Kehle. Du winselst. Deine Vorderläufe knicken ein. Du ergibst dich. Meine Zähne geben dich langsam frei. Ich lecke deine Vulva. Ich lecke, bis ich das schmecke, was mich über all die Meilen angelockt hat. Deine Genitalien hängen schwer. Ich spüre meine eigenen, voll mit dem Saft der Paarung. Ich werfe den Kopf in den Nacken und heule. Du antwortest. Für einen Augenblick richtest du dich auf. Wir stehen mit entblößten Kehlen und schreien in der Nacht.

Dann bin ich auf dir und in dir. Meine Zähne packen dich im Nacken. Du wehrst dich. Du schüttelst den Kopf, versuchst mich abzuwerfen. Dann bist du ruhig. Ich höre dein Keuchen. Ich sehe, wie dein Atem in Wolken hervorquillt aus deinem aufgerissenen Maul. Ich krümme mich über dir. Ich dringe ein, immer wieder. Jedesmal jaulst du auf. Du bebst unter mir. Wenn ich mich aus dir zurückziehe, krampft mein Körper. Der Rhythmus ist wie ein Herzklopfen, immer schneller.

»Djuna«, sagst du. »Ich will mehr von dir. Mehr.« Ich fülle dich aus mit meinen Fingern. Du bist voll und naß. Ich bin tief in deinem Anus. Dort, aber auch in deiner Vagina. Mehr von mir dort. Ich gleite in deine Nässe, bis ich dein Ende finde. Ich bewege mich schneller. Du preßt dich an mich. Und stöhnst.

Plötzlich bist du still. Du bist vollkommen passiv. Von dir kommt kein Laut, nur das Geräusch meiner Finger, die in dich dringen. Immer wieder.

Dann fällt dein Kopf zurück. Dein Kiefer klappt auf. Du stößt ein langes Heulen aus. Deine Hinterbeine geben nach. Meine Zähne lösen sich aus deinem Fell und ich falle zitternd über dich. Nässe strömt aus mir heraus, stechend und heiß; sie ergießt sich über deine Vulva. Du rollst dich weg, suhlst dich im Sand. Ich entblöße meinen Bauch vor dir. Du springst spielerisch auf mich zu. Du zerrst an meinen Brustwarzen, bis ich aufspringe und dir nachjage. Du streifst den Granitfelsen entlang, tauchst im silbergrünen Salbei auf und ab. Du springst hoch in die Luft, drehst dich und stürzt auf mich zu.

Unsere Schatten im Mondlicht sind lang. Espenlaub raschelt im Wind. Endlich nickst du, gibst mir ein Zeichen. Ich folge dir in das Weidendickicht deines Bettes. Du drehst dich ein paarmal und legst dich hin. Du leckst meine Schnauze. Ich schmiege mich an deine braune Flanke. Wir schlafen.