3.
Wasser sprüht fächerförmig, Regenbogen entstehen und vergehen zwischen feinen Strahlen. Der Sprenger bildet ein rundes Dach aus Wasser, fällt erst, schwillt dann wieder, kräuselt sich auseinander wie ein Farn, bevor die Gischt bricht und den Rasen benetzt. Wir laufen unter diesen funkelnden Baldachin und spielen, wer zuerst vor dem herabrauschenden Wasser mit seinen kalten Fingern flüchtet.
Dein Haar, naß und glänzend; die Tropfen auf deiner gebräunten Haut, wie kleine Lupen, die die Sonne widerspiegeln. Du strahlst. Überall unsere Fußspuren, das Wasser. Pfützen auf dem Hofpflaster, Pfützen im schlammigen Rasen. Du stehst sicher auf deinen Beinen, und es ist dir egal, daß der Schlamm an deinen Beinen hochspritzt und deine Shorts Flecken bekommen. Lachend sehe ich dich rutschen, aber niemals fällst du hin. Ich jage hinter dir her, bin der Wind, der dich vorwärts treibt. Vorsicht, höre ich deine Mutter rufen. Ich höre es im Wind und im aufspritzenden Wasser. Ich höre es in meinem Kopf und in meinem Herzen. Vorsicht, der gurgelnde Schlamm. Vorsicht, das leichte Platschen unserer Füße. Vorsicht, der dumpfe Aufprall deines Kopfes, als du auf das harte Pflaster schlägst. Ich schreie. Zu spät.
Deine Mutter hält den Eisbeutel mit einer Hand fest gegen deine Stirn gepreßt, mit der anderen drückt sie dir ein ehemals weißes Taschentuch unter die Nase und hält die Nasenlöcher zu, aus denen dick und dunkelrot Blut und Gewebe sickern. Ich sitze auf dem Hocker neben der Couch, auf der du so still liegst und kaum atmest. In eurem Wohnzimmer ist es dunkel, sogar in der strahlend hellen Mittagssonne, und kühl, wie Wasser. Aber du lachst jetzt nicht mehr. Ich kann deinen Sturz oder dein Blut oder deine Tränen nicht aufhalten.
Nachdem das Bluten aufgehört hat, sehe ich dich neben deine Mutter in den Wagen steigen. Später rufe ich an, und du erzählst mir mit Schnupfenstimme, daß du beim Arzt gewesen bist. Meine Nase, sagst du, sie mußten sie noch mal ausbrennen. Du beschreibst, wie sie ein glühendes Stäbchen in deine Nasenlöcher steckten, um das kaputte Gewebe zu verschorfen. Aber kann sein, daß es nicht hinhaut. Du liegst auf dem Rücken mit einem Eisbeutel auf der Stirn und siehst dir in eurem dunklen Wohnzimmer eine Baseballübertragung an. In eurem Hof rieselt das Wasser immer noch.
Ich sitze vor unserem Haus auf den harten und kalten Schieferstufen und warte. Ich weiß nicht, worauf ich warte - vielleicht, daß es dir besser geht und du zu mir auf die Straße kommst. Aber du kommst nicht.