Kapitel 5

Ich hätte mich nicht beeilen müssen, denn daheim wartete niemand auf mich. Leise öffnete ich die Tür zu Mutters Schlafzimmer. Ihr Bett war zerwühlt und selbst durch meine Schnupfennase nahm ich den abgestandenen Geruch wahr. Ich konnte nicht anders, als hineinzugehen und das Fenster zu kippen.

Corinna hatte mir einen Zettel an meine Tür geklebt: »Bin bei Lena.« Wenigstens hatte sie Bescheid gegeben. Wahrscheinlich wirkte noch unser gemeinsames Frühstück nach – oder ihr schlechtes Gewissen wegen des Milchgesichts, mit dem sie auf dem Sofa herumgemacht hatte.

Keine Ahnung, welches Zeug mir Dr. Mechat vorhin gegeben hatte, aber mir ging es deutlich besser. Trotzdem legte ich mich auf die Couch, deckte mich zu und schaltete den Fernseher ein. Ich zappte durch die Programme, blieb bei einem Beitrag über Chile hängen. Dort würde es mir gefallen. Da wäre es wenigstens schön warm. Irgendwann wurden meine Lider schwer und ich gab auf, sie offen halten zu wollen. Mit dem Bild vom Salto Del Laja in meinem Kopf schlief ich ein und wurde erst vom Zuschlagen der Wohnungstür wieder geweckt.

Meine Armbanduhr zeigte zehn Uhr. Corinna, dachte ich. Gnade ihr Gott, wenn sie erst jetzt heimgekommen war. Doch wenig später hörte ich meine Mutter rufen: »Scheiße, mein Zimmer ist eine Tiefkühltruhe. Wer hat das Fenster aufgemacht?«

Mit einem kleinen Lächeln auf meinen Lippen stand ich so leise wie möglich auf und schlich in mein Zimmer. Geschah ihr ganz recht. Bekanntlich hält Kälte ja frisch. Ein wenig Frische konnte ihr bestimmt nicht schaden.

Die paar Stunden Schlaf auf dem Sofa hatten mir gutgetan. Ich fühlte mich fast wieder gesund. Aber wahrscheinlich wäre es trotzdem besser, noch einen Tag länger zu Hause zu bleiben. Ich hätte Zeit, mich zu erholen – oder mich weiter auf die Suche nach Julia zu machen. Corinna hatte morgen bis fünf Schule und von meiner Mutter konnte man halten, was man wollte, aber sosehr sie sich in ihrer Freizeit auch gehen ließ, was ihre Arbeit anging, war sie gewissenhaft. Sie würde also morgen in der Früh um sieben die Wohnung verlassen. Sie arbeitete als Verkäuferin in einer Blumenhandlung. Früher hatte sie mir einmal erzählt, sie liebe es, von Blumen umgeben zu sein. »Irgendwann«, hatte sie gesagt, »irgendwann, mein Spätzchen, werden wir uns ein Haus mit Garten kaufen. Und da werden die schönsten und prächtigsten Blumen in ganz Kleinhardstetten wachsen.«

Spätzchen nannte sie mich schon lange nicht mehr. Und von einem Haus mit Garten träumte sie vergeblich, wenn überhaupt.

Corinna fiel mir ein. Sie hätte schon vor einer Stunde zu Hause sein müssen. Ich lauschte durch die dünne Wand. Normalerweise lief bei ihr die ganze Zeit Musik. Ohne konnte sie nicht mal einschlafen, doch nicht der kleinste Ton drang jetzt an mein Ohr. Sie war noch gar nicht heimgekommen. Verärgert suchte ich in meiner Hosentasche nach meinem Handy. Verdammt – die konnte sich was anhören! Wo war das blöde Ding? Da erinnerte ich mich, dass ich es auf den Wohnzimmertisch gelegt hatte, bevor ich eingeschlafen war.

Nebenan saß meine Mutter vor dem Fernseher.

»Ich hole nur mein Handy«, sagte ich.

Sie deutete mit dem Kopf auf den Tisch. »Willst du dich nicht zu mir setzen? Es läuft grad CSI«, fragte sie und klopfte neben sich auf das Polster, ohne den Blick vom Fernseher zu lösen.

Ihre Sprache war klar. Gut. Sie hatte nicht getrunken. Einen Augenblick lang war ich versucht, mich neben sie zu setzen. Wie gern hätte ich ihr von der Angst um meine beste Freundin erzählt. Meine Mutter kannte Julia. Früher war sie häufig bei uns gewesen. Mutter hatte uns ins Schwimmbad mitgenommen oder war mit uns ins Kino oder in den Zoo gefahren. Es kam mir vor, als wäre seither eine Ewigkeit vergangen.

»Corinna ist nicht da«, sagte ich.

»Ja, ich weiß. Sie hat mir eine SMS geschrieben. Sie schläft bei einer Freundin.«

Immer noch starrte sie auf den Bildschirm, gebannt von dem Krimi, der dort lief. Ich schnappte mein Handy und ging wieder in mein Zimmer. Mir hatte Corinna keine Nachricht geschickt. Auch sonst hatte ich keine weiteren Mitteilungen bekommen – aber vermutlich waren im Fall von Julias Verschwinden keine Neuigkeiten vielleicht die bessere Nachricht.

Punkt sieben in der Früh wurde ich munter, als meine Mutter die Wohnung verließ. Sollte ich aufstehen? Ich lauschte auf die Stille und beschloss, noch ein wenig länger im Bett zu bleiben. Es kam selten vor, dass ich an einem Wochentag um diese Uhrzeit alleine zu Hause war. Nur eine halbe Stunde wollte ich mir gönnen. Ich schloss die Augen und irgendwie musste ich wieder eingeschlafen sein, denn das Klingeln meines Handys drang erst nach und nach in mein Bewusstsein.

Hör doch auf, du blödes Ding!, dachte ich und drehte mich auf die andere Seite. Tatsächlich. Der Klingelton erstarb und ich seufzte auf. Da läutete es erneut. Herrgott, warum konnte ich nicht mal ausschlafen, wenn ich krank war? Ich setzte mich auf. In dem Moment fiel mir Julia ein und ich war schlagartig wach.

Ich griff so hastig nach dem Telefon, dass ich die Lampe neben meinem Bett runterrakte. Gerade noch so konnte ich sie auffangen. Mit der zweiten Hand griff ich nach meinem Handy.

»Theresa?« Herrn Mechats Stimme drang an mein Ohr.

Sein Tonfall ließ alle Härchen auf meinen Armen aufstellen. »Ja?«

Es folgte Stille. Am liebsten hätte ich ihn angeschrien, doch endlich was zu sagen. Dann schaltete ich und ich konnte vor Aufregung kaum schlucken. »Ist Julia … hat man sie gefunden?«, brachte ich hervor.

Wieder sagte er nichts.

Irgendetwas muss passiert sein. Diese Erkenntnis traf mich wie ein Schlag in die Magengrube, noch bevor mich seine Worte erreichten.

»Man hat Julia gefunden, Theresa, sie ist tot.« Ich wollte mir die Ohren zuhalten, doch als gehörten sie nicht zu mir, hielten meine Finger das Handy weiterhin fest umklammert. Julias Vater sprach weiter, erklärte mir etwas von Unfall und Kopfverletzung, doch nichts davon drang richtig zu mir durch. Mein Gehirn weigerte sich, den Sinn zu erfassen. Vielleicht wäre dann alles nicht wahr. Die Stimme von Julias Vater drang wie durch Watte an meine Ohren oder als wäre Wasser hineingekommen, wie im Schwimmbad nach dem Tauchen.

Ich saß immer noch mit dem Hörer in der Hand auf meinem Bett, als mich die Türklingel aus meiner Erstarrung holte. Langsam stand ich auf. Meine Muskeln schmerzten schlimmer als bei jedem Muskelkater. Ich schleppte mich zur Tür. Ohne durch den Spion zu gucken, machte ich auf.

»Herr Mechat, was machen Sie denn hier?« Ich wunderte mich, weil mir meine eigene Stimme so fremd vorkam. »Sie waren doch eben noch am Telefon.«

Er nahm mich bei der Schulter und führte mich ins Wohnzimmer. Dort drückte er mich sanft auf die Couch und hockte sich vor mir auf den Boden.

»Theresa, es ist schon eine halbe Stunde her, dass ich dich angerufen habe.«

Ich sah ihn verwirrt an.

Da bemerkte ich die Arzttasche am Boden. Er öffnete sie und holte eine Stablampe heraus. Mit der leuchtete er mir in die Augen. Danach hörte er mich ab, maß meinen Blutdruck.

Ich ließ alles über mich ergehen, ohne eine einzige Frage zu stellen. Auf Fragen folgen Antworten – und ich wollte keine Antworten hören. Nichtwissen ist gnädig.

Als ich das nächste Mal bewusst die Umgebung um mich herum wahrnahm, saß ich bei den Mechats in der Küche, einen Teller dampfender Suppe vor mir.

Ich wollte eben ansetzen, um mich bei Julias Mutter zu bedanken und sie zu fragen, warum ich hier bei ihr in der Küche saß, als ich ihren Gesichtsausdruck bemerkte. Und da fiel mir alles wieder ein: der Anruf von Herrn Mechat, die Nachricht, dass Julia tot war. Julia, tot? Tot?

Ich spürte, wie Tränen über meine Wangen rollten. Ich sah sie in die Suppe tropfen. Fühlte, wie Frau Mechat ihre Hand auf meine legte, hörte Herrn Mechats verhaltenen Schluchzer. Es kam mir vor, als würde ich alles wie in einem Film sehen, der irgendwo gedämpft im Hintergrund spielte.

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Julias Vater war trotz der Trauer um seine Tochter zu mir gekommen, hatte sich um mich gekümmert, hatte mich hergebracht.

Frau Mechat streichelte meine Hand und ich fragte mich, ob sie das bei Julia auch immer gemacht hatte. Sie wirkte gefasst. Nur ihre Augen zeigten die Qual, die sie durchlitt.

»Ich …«, begann ich und stockte.

»Du warst durcheinander. Ich konnte dich nicht alleine lassen«, sagte Herr Mechat bestimmt. Ich brachte gerade noch ein Danke heraus, dann wurde ich von einem Weinkrampf geschüttelt und ich glaubte, ich würde nie wieder mit dem Weinen aufhören können.

Irgendwann flossen keine Tränen mehr. Ich fühlte mich innerlich wund. Verletzt, als hätte man mir bei lebendigem Leib etwas rausgeschnitten. »Es tut so weh«, murmelte ich.

»Ja, ich weiß«, sagte Frau Mechat zu mir. »Ich weiß.«

Eine Weile saßen wir stumm um den Küchentisch. Die Suppe war längst kalt geworden. Fettaugen schwammen auf der Brühe. Von ihrem Anblick wurde mir übel. Ich schob den Teller weg.

Herr Mechat begann leise zu erzählen: »Die Sahlers gingen mit dem Hund spazieren und fanden Julia am Ortsende unter der Brücke. Es heißt, sie sei gestürzt und habe sich dabei eine tödliche Kopfverletzung zugezogen.« Er verbarg das Gesicht in seinen Händen.

Ich wollte das alles nicht wissen. Doch ich hörte weiter zu. War das nicht das Mindeste, was ich tun konnte?

Einzelne Worte hinterließen einen Widerhaken in meinem Bewusstsein, setzten sich fest. Unter der Brücke. Gestürzt. Und wenn sie gesprungen war?

Hatte ich meine Befürchtungen laut ausgesprochen oder hatte Julias Mutter meine Gedanken erraten? Denn Frau Mechat schüttelte den Kopf. »Nein. Niemals. Nicht Julia!«, sagte sie.

»Aber was hatte sie denn sonst dort gesucht?«, warf ich ein.

Ratlos sahen mich Julias Eltern an. Ich merkte, dass ihnen dieser Gedanke nicht gekommen war. An ihren Gesichtern konnte ich die Zweifel erkennen, die ich heraufbeschworen hatte. Nun war es zu spät. Ich wünschte, ich hätte meine Worte zurücknehmen können.

Julias Vater legte seinen Arm über die Schultern seiner Frau. »Was Theresa gesagt hat, stimmt. Die Brücke liegt nicht auf dem Heimweg – weder wenn sie mit dem Bus gefahren ist noch wenn sie zu Fuß gegangen wäre. Doch wenn ich eines weiß, dann das: Unsere Tochter hätte niemals auch nur mit dem Gedanken gespielt, Selbstmord zu begehen. Hörst du? Julia hat sich nicht umgebracht. Sie ist nicht gesprungen!«

Seine Worte taten mir gut. Nicht Julias Eltern zweifelten, sondern ich. Ich wünschte, ich hätte mir genauso sicher sein können wie sie. So wie Julia durch den Wind war, seit sie Melissas Leiche gefunden hatte – wäre es möglich gewesen, dass sie eine Kurzschlusshandlung begangen hatte? Vielleicht während so einer Angstattacke, die sie in letzter Zeit häufiger hatte. Sie hatte es heruntergespielt, aber mir konnte sie nichts vormachen. Ich hatte sehr wohl gemerkt, wie panisch sie gewesen war. Bei jedem fremden Geräusch war sie zusammengezuckt. Doch wovor hatte sie sich so gefürchtet?

Gleichzeitig weigerte sich alles in mir zu glauben, dass Julia ihrem Leben ein Ende setzen wollte. Und dass ich nichts davon geahnt hatte.

Ich werde es herausfinden, schwor ich mir. Auch wenn ich es nicht aussprach, gab ich mir und Julias Eltern ein Versprechen: Ich würde alles daransetzen, die Umstände um Julias Tod aufzuklären. Um zu verstehen, was in Julia in diesen letzten Stunden vorgegangen war, als ich nicht habe bei ihr sein können. Als ich sie wieder einmal allein gelassen hatte, als sie mich am nötigsten brauchte. Ich musste einfach herausfinden, was passiert war.

Julias Vater hatte mir angeboten, mich nach Hause zu bringen, doch ich hatte abgelehnt. Ich sagte, ich bräuchte ein wenig frische Luft und Bewegung, um einen klaren Kopf zu bekommen. Die Wahrheit konnte ich ihm nicht sagen. Ich wollte mir ansehen, wo Julia gefunden worden war. Was genau ich zu finden hoffte, wusste ich nicht, aber irgendwo musste ich anfangen.

Wenig später stand ich auf der alten Füßgängerbrücke, beugte mich über das Geländer und blickte hinunter. Wo Julia gelegen hatte, konnte man gar nicht übersehen. Rundherum war der Schnee zertrampelt, schwarz blitzte die Erde durch und dort, wo Julia aufgeschlagen war, hatte ihr Blut alles rot gefärbt. Unweigerlich kam mir Schneewittchen in den Sinn. Nur gab es hier kein Happy End. Julia würde nie mehr erwachen. Kein Prinz würde sie wachküssen.

Tränen brannten in meinen Augen. Julia war für immer aus meinem Leben verschwunden. Dabei hatte sie mich seit dem Kindergarten begleitet. Fast täglich waren wir zusammen gewesen, wurden von allen Zwillinge genannt, weil wir überall gemeinsam auftauchten, wir waren unzertrennlich gewesen.

Wir hatten uns alles anvertraut, unsere Geheimnisse und Sorgen. Wem, wenn nicht mir, hätte sie erzählt, wenn sie an Selbstmord gedacht hätte? Ich hätte es gemerkt. Ja, bestimmt. Ich war mir sicher, dass Julia sich nicht selbst umgebracht hat.

Mein Verstand schaltete sich ein. Wie hätte sie das hier auch tun sollen? Die Brücke war nicht hoch genug. Sie lag bloß drei Meter über dem Bachbett. Man konnte höchstens mit ein paar Knochenbrüchen rechnen. Würde sich also jemand mit Selbstmordabsichten ausgerechnet diesen Ort aussuchen? Kaum.

Und doch war Julia tot.

Schnee lag auf den Holzplanken, sie waren rutschig. Das Geländer reichte mir bis zur Hüfte. Sie konnte ausgerutscht sein. Ja, so musste es passiert sein. Sie war ausgerutscht, hinuntergefallen und hatte sich an einem der großen Steine den Kopf aufgeschlagen. Es war ein Unfall, ein blöder, blöder Unfall. Doch was hatte Julia mitten in der Nacht hier gewollt?

26. Januar 2012

Der Albtraum geht weiter. Ich habe die ganze Nacht kaum geschlafen. Mama macht sich Sorgen, das seh ich an der steilen Falte auf ihrer Stirn und daran, dass sie mir angeboten hat, heute von der Schule daheim zu bleiben. Am meisten macht ihr zu schaffen, dass ich nicht darüber reden will. Ich weiß, dass es mir helfen würde, wenn ich Worte für den Schrecken fände. Wenn ich diese Worte nicht nur finden, sondern auch aussprechen würde, nicht nur aufschreiben. Aber ich kann nicht. Zu viel Entsetzliches ist in meinen Gedanken, denn jetzt weiß ich, was mir an der Toten aufgefallen ist.

Sie trug Papas Handschuhe.

Es gibt keinen Zweifel, dass es seine waren, weil er die erst zu Weihnachten von mir bekommen hat. Ich habe sie ihm selbst gestrickt. Seit dem Sommer habe ich daran gesessen – und Melissa trug sie, als sie starb.

In der Nacht, als ich mich schlaflos herumgewälzt und immer wieder das Bild der toten Melissa vor mir gesehen habe, ist mir noch etwas eingefallen: Melissa mit Papa in seinem Auto. Ungefähr zwei Wochen muss das her sein. Sie saß neben ihm auf dem Beifahrersitz. Damals habe ich mir nicht viel dabei gedacht. Er könnte jede Menge Gründe dafür haben, jemanden in seinem Auto mitzunehmen. Doch jetzt erscheint alles in einem anderen Licht – denn warum trug Melissa am Tag ihres Todes ausgerechnet seine Handschuhe???

Ich bin vollkommen durcheinander. Und wenn ich mich irre? Vielleicht war es gar nicht Melissa, die ich mit Papa gesehen habe.

Von einem Tag auf den nächsten hat sich alles geändert. Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll. Ich kann doch nicht mit Verdächtigungen um mich werfen. Es würde alles schlimmer machen und die Wahrheit würde ich nie herausfinden, denn natürlich würde mir Papa all das ausreden, Mama wäre tief verletzt. Das, was ich brauche, sind Fakten. Beweise. Sosehr ich mir immer herbeigesehnt habe, endlich erwachsen zu sein, so sehr wünsche ich mir jetzt, ich wäre wieder fünf, als ich mir nur darum Gedanken machen musste, ob Theresa im Kindergarten lieber mit mir oder Sabine spielt.

Melissa spukt mir die ganze Zeit über im Kopf herum. Komisch, dass sie mir im letzten Jahr nie aufgefallen ist. Sie hat letzten Sommer ihren Schulabschluss gemacht. Seither habe ich sie nicht mehr gesehen – auch nicht im Grätzel. Nun, doch. Vor zwei Wochen, in Papas Auto.

Auf jeden Fall weiß ich, was ich am Nachmittag tun werde. Ich besuche Papa in der Praxis. Irgendein Vorwand fällt mir schon ein. Wenn Melissa eine Patientin war, muss es schließlich eine Krankenakte geben. Ich gebe zu, es ist kein ausgereifter Plan, aber irgendwo muss ich ja anfangen.