Kapitel 19

Die Handschuhe gab ich Melissa. Sie war bei mir, hat mir voll Freude das erste Ultraschallfoto des Babys gezeigt und erzählt, sie würde sich gleich anschließend mit dem Vater des Kindes treffen, um ihm endlich reinen Wein einzuschenken. Es war beißend kalt und sie hatte keine Handschuhe, also drängte ich sie dazu, meine zu nehmen. Julia hatte sie mir erst zu Weihnachten geschenkt. Wenn ich geahnt hätte, was das bei Julia auslöst!« Herr Mechat fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar.

Ich hätte ihm dieses Gespräch gerne erspart, aber wenn ich Julias Verdächtigungen aus dem Weg räumen wollte, musste ich alles erfahren.

»Sie wissen nicht, wer der Vater von Melissas Baby war?«

»Nein, aber selbst, wenn, könnte ich dir das nicht sagen.«

»Was hatte es denn damit auf sich, dass Julia Sie und Melissa gemeinsam in Ihrem Auto gesehen hat?«

Herr Mechat runzelte die Stirn und dachte nach. »Ich habe Melissa tatsächlich einmal mitgenommen. Das war unmittelbar nachdem ich ihre Schwangerschaft diagnostiziert hatte. Ich riet ihr, zu einem Gynäkologen zu gehen, aber sie traute sich nicht alleine. Es ist unglaublich, wie viele Ängste so ein junges Mädchen hat. Also habe ich bei Dr. Szabó angerufen, einen Termin für sie ausgemacht, und bevor sie es sich anders überlegen konnte, habe ich sie dorthin begleitet. Melissa hat mir einfach leidgetan. Sie hatte ja niemand, dem sie sich anvertrauen konnte.«

Ja, das klang nach Herrn Mechat, stets hilfsbereit, selbstlos und großherzig. Wie es aussah, hatte Julia alles falsch interpretiert, wahrscheinlich verblendet von ihrer Angst. Ich wünschte, sie hätte sich diese Erklärungen anhören können.

»Was heißt, sie hatte niemand? Was war denn mit ihren Eltern? Oder mit dem Vater des Kindes?«, fragte ich, obwohl ich genau wusste, welche Beziehung Melissa zu ihren Eltern gehabt hatte.

»Darüber darf ich nicht sprechen«, antwortete er.

Ich stützte mich auf und sah ihm direkt in die Augen. »Dr. Mechat, finden Sie wirklich, dass diese Dinge unter die ärztliche Schweigepflicht fallen? Es ist toll, dass Sie Ihren Patienten gegenüber so loyal sind, aber Melissa ist tot. Sie ist nicht mehr Ihre Patientin. Ich versuche immer noch herauszufinden, was mit Julia passiert ist. Die Unfallversion glaube ich nämlich nicht.«

»Bitte, Theresa. Ich weiß, wie schwierig es für dich ist, aber du musst sie loslassen können. Es hat keinen Zweck, Hirngespinsten …«

»Hirngespinsten nachzujagen? Wollten Sie das sagen? Julia ist einem Hirngespinst nachgelaufen. Ich bin sicher, sie ist gestorben, weil sie versucht hat, die Wahrheit über Ihre Beziehung zu Melissa herauszufinden. Sie hat Leute gefragt, ist zu Melissas Eltern gefahren und hat sogar Melissas Freundin kontaktiert.« Dass Julia in der Praxis herumgeschnüffelt hatte, erwähnte ich wohlweislich nicht. Herr Mechat musste schließlich nicht alles wissen.

Ich holte Luft und sprach weiter, bevor mich Julias Vater unterbrechen konnte: »Vielleicht hat sie dabei etwas entdeckt, das ihr gar nicht bewusst war. Was, wenn Julia deshalb sterben musste?«

»Sie hätte mich jederzeit fragen können«, flüsterte Herr Mechat. In seinen Augen schimmerten Tränen. Er tat mir leid, aber jetzt konnte ich nicht lockerlassen. Ich war ganz nahe dran zu erfahren, wer Melissas Liebhaber war.

»Julia wusste, dass sie Sie nicht fragen brauchte. Sie hätten ihr gegenüber nichts gesagt. Hab ich recht? Sie haben ihr ja schon damals Ihre Affäre verschwiegen.«

Herr Mechat antwortete nicht. War ich zu weit gegangen? Vielleicht sollte ich mal anfangen zu denken, bevor ich wild drauflosplapperte. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn er mich hochkant hinausgeworfen hätte.

Endlich räusperte er sich. Seine Stimme klang wie die eines Fremden. »Es gibt nichts, was deine Theorie stützt. Die Polizei ist der Meinung, es sei ein Unfall gewesen.«

»Und was denken Sie?«

Er hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Es ist leichter, an der Unfallversion festzuhalten. Unfälle passieren. Mir will einfach nicht in den Kopf, dass jemand … Julia …« Dann straffte er die Schultern und setzte sich aufrecht hin. »Theresa, du musst mir glauben, wenn ich dir sage, dass ich den Namen des Vaters von Melissas Baby nie erfahren habe. Sie hat ihn kein einziges Mal erwähnt. Das Einzige, was sie von ihm erzählt hat, war, dass er verheiratet ist und diese Affäre deshalb geheim bleiben müsse. Sie wollte ihm zuerst nicht mal sagen, dass sie schwanger war, aber ich habe ihr zugeredet, es doch zu tun. Nachdem sie keine Ausbildung hatte und Melissa sich sicher war, dass ihre Eltern sie vor die Tür setzen würden, hab ich sie davon überzeugt, wie wichtig es ist, wenigstens Alimente zu bekommen. Es ging ja nicht darum, sich zu bereichern. Sie sollte einfach ihrem Kind das Notwendigste kaufen können.«

»Das hilft mir nicht weiter«, murmelte ich. »Ich hatte gehofft, Sie wüssten den Namen.«

Herr Mechat zuckte die Schultern. »Ich wünschte, ich hätte mehr Informationen. Aber … warte, jetzt fällt mir doch etwas ein. Melissa hatte ein Notizbuch dabei, als sie das letzte Mal bei mir war. Der Einband war aus schwarzem Leder – na ja, es war kein echtes Leder, sondern sah nur so aus. In Silber waren handschriftlich die Initialen MTS daraufgeschrieben. Ich dachte mir noch, was das T zu bedeuten hatte. M für Melissa und S für Schikol, aber das T?«

Mir rieselte es kalt über den Rücken. MTS. Das war doch der Name von dem Typ aus dem Chat gewesen, mit dem ich gesprochen hatte. Ich hielt den Atem an. »Und? Haben Sie herausgefunden, was das T bedeutet?«, brachte ich mühsam hervor. Meine Stimme zitterte. Das war bloß ein komischer Zufall, versuchte ich mir einzureden. Ein riesengroßer Zufall. Was sonst? M für Melissa, S für Schikol. Vielleicht hatte Melissa ja einen zweiten Vornamen. Theresa, wie ich. Tina, Tatjana, Thea, Trudi. Ich ging im Geiste alle weiblichen Namen durch, die mir spontan mit T einfielen. Besonders viele waren es nicht. Da unterbrach Herr Mechat meine Gedanken. »Nein, das nicht«, sagte er. »Aber Melissa meinte, das Notizbuch sei ein Geschenk für ihren Freund, mit seinen Initialen darauf. Sie hatte das Ultraschallbild ihres Babys hineingelegt und wollte es ihm schenken. – Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Julias Vater.

»Ja, mir geht’s gut. Ich glaube, ich muss das alles erst einmal verdauen. Danke für Ihre Hilfe«, sagte ich und stand auf. In meinem Kopf jagte ein Gedanke den nächsten. Dann fand darin nur noch ein einziger Gedanke in ihm Platz: Ich hatte mit MTS Kontakt gehabt. Im Chat. Es war noch gar nicht lange her. Mit Schaudern dachte ich daran, was ich ihm über mich erzählt hatte. Er war so verständnisvoll gewesen. Dieser Mistkerl! Dabei war er wahrscheinlich schuld an Melissas Selbstmord – und womöglich auch an Julias Tod.

Ohne mich von Frau Mechat oder den anderen Gästen zu verabschieden, verließ ich das Haus. Mir fiel ein, dass Leon in der Schule auf mich wartete. Aber erst mal musste ich nach Hause, um den Rest der Tagebuchaufzeichnungen zu lesen. Vielleicht fand ich dort einen Hinweis, wer MTS sein konnte. Immerhin. Von Tanja wusste ich, dass das T wahrscheinlich Thomas hieß. Würde ja auch passen, wenn es der zweite Vorname von Melissas Liebhaber war. Besser als nichts.

Der Fußweg tat mir gut. Ich versuchte, an gar nichts zu denken, meinen Kopf leer zu kriegen, aber das gelang mir nicht. Wie sollte ich bloß die vielen Gedankensplitter sinnvoll ordnen? Es wäre gut, mit jemand zu sprechen. Leon.

Ich holte mein Handy hervor und schrieb ihm eine SMS: Komme nicht mehr in die Schule. Sehen wir uns nachher? Muss mit dir reden. hdl

Nur einen kurzen Moment später kam die Antwort: Ich ruf dich an. hdal

Unwillkürlich musste ich lächeln, als ich Leons Nachricht las. Hab dich auch lieb, schrieb er. Langsam konnte ich meine Schwester mit ihrem Timo verstehen. Das »Hab-dich-auch-lieb« vertrieb für den Moment die sorgenvollen Gedanken.

Völlig außer Atem kam ich zu Hause an, dabei hatte ich gar nicht bemerkt, wie schnell ich gelaufen war. Als ich in unsere Wohnung kam, hätte ich mit allem gerechnet, nur nicht mit dem, was mich tatsächlich zu Hause erwartete. Meine Mutter war nach der Beerdigung heimgefahren. Eigentlich dachte ich, sie würde sich nach dem Desaster mit Klaus betrinken. Doch wie es aussah, hatte sie sämtliche Schränke und Schubladen in der Küche ausgeräumt. Teller, Gläser, Tupperdosen und Küchenutensilien befanden sich auf der Arbeitsfläche. Sie selbst stand auf einer Leiter, immer noch in derselben Kleidung, die sie zum Begräbnis getragen hatte. Ihre Hände steckten in gelben Gummihandschuhen, mit denen sie gerade einen Putzlappen auswrang.

»Was wird das denn?«, fragte ich, unfähig, mich zu rühren.

»Oh, du bist zu Hause«, schniefte sie und wischte sich mit dem Handrücken über die Wange. Ich sah, dass sie geweint hatte, und hielt möglichst unauffällig Ausschau nach einem benutzten Weinglas oder einer offenen Flasche.

Meine Mutter schrubbte so heftig den oberen Küchenschrank, dass ich mir Sorgen machte, sie könne von der Leiter fallen. »Mama, was machst du da?«

»Gib mir mal bitte das Geschirrtuch«, sagte sie statt einer Antwort. Ich reichte ihr das trockene Tuch hinauf.

»Danke! Und jetzt die Teller!«

Sie drückte mir das Geschirrtuch wieder in die Hand und räumte die Teller in den Schrank ein, die ich ihr gab.

»War es noch nett bei den Mechats?«

Jetzt waren die Suppenteller dran. »Nein. Nett ist nicht der richtige Ausdruck. Ich finde es eigenartig, dass man nach einem Begräbnis isst und trinkt, so als wäre man froh, selbst am Leben zu sein.«

»Wahrscheinlich macht man das gerade deshalb«, sagte meine Mutter und kam jetzt endlich die Leiter herunter.

»Ist es wegen Klaus?«, fragte ich und machte eine ausholende Armbewegung durch die Küche. Sie seufzte. »Ich hatte das Gefühl, ich platze gleich, also wollte ich mich abreagieren. Und das hier musste ohnehin mal gemacht werden.«

Sie drehte sich zu mir und sah mich mit traurigen Augen an. »Theresa, ich weiß selbst, dass ich oft zu viel getrunken habe. Manchmal fühl ich mich so verdammt einsam, verstehst du? Das hat nichts mit dir oder deiner Schwester zu tun. Es ist nur … ach, ich weiß nicht. Ich wollte nie allein sein müssen. Ich wollte eine Familie, einen Partner, jemand, der für mich und für euch da ist. Die meiste Zeit habe ich damit verbracht, diesen Jemand zu suchen, anstatt mich um dich und Corinna zu kümmern. Fast immer stellte sich heraus, dass ich ohnehin keine gute Wahl getroffen hatte. Aber mit Klaus hätte es was werden können. Zumindest dachte ich das. Es tut mir sehr, sehr leid.«

Diesmal kullerte eine Träne ungehindert über ihre Wange. Spontan legte ich einen Arm um sie.

»Mama, wir sind doch eine Familie. Auch ohne Mann.«

Meine Mutter strich mir übers Haar. »Manchmal vergesse ich das, aber ja, du hast recht. Bloß seid ihr zwei Mädchen schon so groß. Sieh dich an! Du bist siebzehn und fast volljährig. Es wird nicht lange dauern, bis du dein eigenes Leben führst. Und Corinna? Sie wird erst fünfzehn und ist jetzt schon kaum zu Hause.«

Ich schwieg. Gewissermaßen hatte sie mich ertappt. Wie oft hatte ich mir in letzter Zeit gedacht, dass ich so bald wie möglich ausziehen wollte. Einzig die Tatsache, dass ich mit der Schule noch nicht fertig war, und die Sorge, was mit Corinna wäre, wenn ich fortging, hatten mich bisher davon abgehalten.

»Noch bin ich da«, sagte ich schließlich.

Meine Mutter drückte mich ein Stück von sich weg und sah mir in die Augen. »Ja, aber wie lange? Du wolltest an die Uni. Du hast das Zeug dazu.«

Sicher war das mein Wunsch gewesen, aber das hatte immer Julia mit eingeschlossen. Wir hatten unsere Pläne zusammen gemacht. Jetzt, wo Julia nicht mehr da war, wusste ich nicht mal, was morgen sein würde, geschweige denn, welche Pläne ich für die Zukunft hatte.

»Tja, manche Wünsche erfüllen sich wohl nicht«, sagte ich.

»Das heißt aber nicht, dass man sie aufgeben soll«, gab meine Mutter zurück. »Klaus kann mir in Zukunft gestohlen bleiben, aber ich glaube immer noch daran, dass ich den Mann meines Lebens treffen werde.« Sie lächelte zaghaft.

»Mama, weißt du noch, als ich letztes Wochenende krank war? An dem Abend, an dem Julia verschwand und du erst mitten in der Nacht heimgekommen bist? Ich hatte geduscht und mir die Haare getrocknet, als du ins Bad kamst.«

Sie runzelte die Stirn. »Hm, ich fürchte, ich kann mich nicht mehr an Einzelheiten erinnern.«

Nein, natürlich nicht. Sie war ziemlich voll gewesen.

»Aber vielleicht weißt du noch, ob du mit Klaus zusammen warst?«

»Doch. Ich hatte ihn erst ein paar Tage zuvor in der Blumenhandlung kennengelernt. Warum? Ich würde am liebsten nie wieder seinen Namen hören!« Sie zog die gelben Handschuhe aus und schleuderte sie auf die Küchenzeile.

Ich war ganz nah an der Wahrheit dran, das spürte ich. Mein Herz klopfte heftig. »Mama, ich muss wissen, wann ihr euch an dem Abend getrennt habt.«

Ich kam mir vor, als stünde ich unter Strom – und obwohl meine Mutter keine Ahnung hatte, worauf ich hinauswollte, fragte sie nicht nach, sondern überlegte. Dann endlich sagte sie: »Um sieben habe ich das Geschäft zugeschlossen und Klaus hat mich abgeholt. Danach waren wir etwas essen.«

»Wo?«, fragte ich. Es war ein Unterschied, ob sie in Kleinhardstetten gewesen waren oder weiter weg.

»In Warthstein. In dem neuen mexikanischen Lokal.« Schnell rechnete ich die Wegstrecke nach. Warthstein lag eine gute halbe Autostunde von uns entfernt. »Und danach?«

»Es war ziemlich voll«, erzählte meine Mutter weiter. »Ich habe keine Ahnung, wie lange wir warten mussten, aber ich war dem Verhungern nahe, bis das Essen kam. Es muss schon nach acht gewesen sein.«

»Das heißt, bis ihr fertig wart, war es sicher schon neun, oder?«

Meine Mutter nickte. »Wenn nicht sogar später. Danach überlegten wir, wohin wir gehen konnten, und Klaus schlug einen Bummel durch Graz vor. Dort sind wir in einem Lokal hängen geblieben. Keine Ahnung, wie spät es war, als mich Klaus heimgebracht hat.«

»Und er war die ganze Zeit über bei dir?«, vergewisserte ich mich. Denn wenn das alles so abgelaufen war, dann war Klaus zwar ein Blödmann, weil er sich für ein paar Fotos für die Zeitung an meine Mutter rangemacht hatte – aber mit dem Tod von Julia hatte er nichts zu tun. Sie war nach zehn aus dem Grätzel weggegangen. Da musste sie zu jemand ins Auto gestiegen sein. Und dieser Jemand war mit Sicherheit nicht Klaus, der in Graz mit meiner Mutter unterwegs gewesen war.

»Vielleicht war er kurz auf dem Klo, aber sonst ist er mir nicht von der Seite gewichen. Ach und ich dumme Kuh hatte gedacht, er sei so romantisch und in mich verliebt. Dabei ging es ihm nur darum, sich bei mir einzuschleimen, damit er diese Fotos für seine Story machen kann.« Ihre Augen funkelten vor Wut.

»Klar, Klaus ist einfach mies und feige. Aber zumindest weiß ich jetzt, dass er mit Julias Tod nichts zu tun hatte.«

»Für mich ist die Geschichte trotzdem zu Ende. So oder so.«

In diesem Moment klingelte mein Handy und sofort machte mein Herz einen Sprung. Leon! »Ich helfe dir später beim Einräumen«, rief ich meiner Mutter zu und lief in mein Zimmer, um in Ruhe reden zu können.

Leon fragte, ob er vorbeikommen dürfe. Ja, ja, ja!

Es gab so viel, was ich ihm erzählen musste. All das, was ich von Herrn Mechat erfahren hatte. Vielleicht fiel ihm ja etwas zu den rätselhaften Initialen ein.

Julias Tagebuch lag auf meinem Nachttisch und eigentlich hatte ich noch mal die Einträge lesen wollen. Doch dafür blieb jetzt keine Zeit mehr. Das würde ich später nachholen.

Ich ging zu meiner Mutter in die Küche und half ihr beim Einräumen der Küchenschränke. »Leon kommt vorbei«, sagte ich, als ich ihr die Zuckerdose reichte.

Sie lächelte. »Wenigstens scheint es bei dir in puncto Liebe gut zu laufen.«

»Ja, sieht so aus. Wir lernen uns ja erst richtig kennen. Julia wollte uns schon länger verkuppeln, aber ich war so blöd und hab’s nicht gemerkt. Erst jetzt.«

»Lieber spät als nie«, sagte sie. »Ich geh was einkaufen. Glaubst du, Leon bleibt zum Abendessen?«

»Wir können ihn ja fragen«, gab ich zur Antwort, denn eben läutete es an der Tür. Ich ging, um zu öffnen.

Leon beugte sich zu mir herunter und küsste mich. »Hallo du. Wie geht’s dir denn?«

»Jetzt schon besser«, sagte ich und schmiegte mich an ihn. Meine Mutter steckte den Kopf zur Küche heraus, begrüßte Leon und fragte, ob er mit uns essen wolle. Er war einverstanden und freute sich über die Einladung.

Da meine Mutter ohnehin wegging, machten wir es uns im Wohnzimmer gemütlich. Ich erzählte ihm von Melissas Notizbuch.

»Also, sie hatte keinen zweiten Vornamen, das weiß ich genau. Sie hatte einmal erwähnt, dass sie gerne einen gehabt hätte.«

»Dann waren es wohl wirklich die Initialen von ihrem Freund. Ich fasse mal zusammen: Er ist verheiratet. Das hatte schon Tanja vermutet, aber Herr Mechat hat es mir noch einmal bestätigt. Du sagtest, er sei wesentlich älter. Was heißt das? Ist er dreißig? Vierzig?«

»Vergiss nicht, dass sie ihn Thomas genannt hat«, erinnerte er mich.

»Ja, Thomas, wie das T in der Mitte von MTS. Dann brauchen wir nur noch den Rest.«

Ich sprang auf, weil ich das Gefühl hatte, nicht ruhig sitzen zu können. »Es ist zum Haareraufen«, sagte ich und ließ mich frustriert wieder auf das Sofa neben Leon plumpsen. Er nahm mich in den Arm und küsste mich. »Ich verspreche dir, wir finden heraus, wer der Kerl ist. Keine Ahnung, wie. Aber uns fällt bestimmt was ein.«

Nur allzu gern wollte ich ihm glauben. »Danke«, flüsterte ich an sein Ohr.

»Für den Kuss?«

»Ja, für den auch. Eigentlich dafür, dass du einfach da bist. Und dafür, dass du mich nicht für durchgeknallt hältst, weil ich denke, dass Julia nicht einfach Opfer eines Unfalls wurde.«

Leon grinste mich an. »Na, ein wenig durchgeknallt bist du schon.«

Ich stieß ihn mit meinem Ellenbogen sanft in die Rippen. »He!«

»Wie kannst du nur sagen, ich wäre durchgeknallt?!«

»Ich meinte natürlich liebenswert-durchgeknallt. Ich soll dich übrigens fragen, ob du vielleicht bei der Abizeitung mitarbeiten willst. Das hätte eigentlich Julia machen wollen, und da du ihr wahrscheinlich eh geholfen hast, könntest du ihre Aufgaben übernehmen.«

»Sagt wer?«

»Sandra und Jennifer. Die beiden wollten dich heute fragen, aber da du nicht mehr in die Schule gekommen bist, sollte ich es dir ausrichten.«

Ich überlegte kurz. Ich hatte tatsächlich mit Julia schon einige Fragen für die Lehrerquizbögen ausgearbeitet, die sie stellen wollte. Vielleicht würde ich während der Lehrerinterviews auch etwas Neues über Melissa erfahren. Ich musste mir bloß noch überlegen, wie ich das am besten anstellte.

»Wenn du willst, helfe ich dir«, sagte Leon.

»Okay.« Ich sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Du weißt aber, dass das für dich heißt, noch mehr Zeit mit mir zu verbringen.«

Er grinste. »Klar, genau das war ja mein Hintergedanke dabei …«

Ich hörte, wie die Wohnungstür aufgeschlossen wurde. Kurz darauf flogen Schuhe durchs Vorzimmer und ein Rucksack plumpste mit dumpfem Knall auf den Boden. Corinna war zu Hause – und sie hatte schlechte Laune, was angesichts des Hausarrests verständlich war. Sie ging schnurstracks in ihr Zimmer und wenig später dröhnte der Bass irgendeiner Heavy-Metal-Band durch die Wohnung.

»Komm.« Ich fasste Leon an der Hand und zog ihn hoch. »Ich will dir meine kleine Schwester vorstellen.«

Er stand auf und ließ sich von mir zu Corinnas Zimmer führen. Ich klopfte an, obwohl mir klar war, dass sie es ohnehin nicht hören würde. Wie erwartet kam keine Antwort, also öffnete ich die Tür und zog Leon mit mir hinein.

Sofort drehte meine Schwester die Lautstärke zurück. Mit verschränkten Armen stand sie vor uns und sah neugierig von einem zum anderen.

»Corinna, das ist Leon, von dem ich dir erzählt habe.«

Leon hob lässig die Hand. »Hi!«

Ich deutete auf Corinna und sagte an Leon gewandt: »Und das ist meine kleine Schwester Corinna. Wenn du schon mich für durchgeknallt hältst, dann solltest du sie erst mal näher kennenlernen.«

Wir grinsten uns an. Corinnas Laune hatte sich schlagartig gebessert. »Ich kenne dich von der Schule. Weißt du, dass du einen Fanclub in meiner Klasse hast?«

»Also, äh … nein.« Leon blinzelte überrascht. »Wieso das denn?«

»Die meisten Mädchen finden es cool, dass du eine eigene Wohnung hast und Motorrad fährst.«

Leons Gesicht verdüsterte sich, als sie das Motorrad erwähnte. »Danke, aber du kannst deinen Freundinnen ausrichten, dass ich erstens schon vergeben bin und zweitens nicht mehr Motorrad fahre. … Nie mehr«, setzte er leise hinzu.

Corinna sah mich fragend an und ich zuckte mit den Schultern. Dann schob ich Leon aus Corinnas Zimmer in meines. Die Musik aus dem Nebenraum wurde wieder lauter, allerdings nicht mehr ganz so laut wie zuvor.

»Ich finde es übrigens auch cool, dass du eine eigene Wohnung hast«, sagte ich. »Dort werden wir uns nämlich das nächste Mal treffen, um ungestört an der Abizeitung zu arbeiten.«

Endlich lächelte Leon wieder. »Na schön! Dein ›ungestört‹ hat mich gerade überzeugt.«

Ich drehte mich zu ihm und gab ihm einen Kuss. Einen sehr langen Kuss. »Wow, wofür war der denn?«, fragte er außer Atem.

»Ach, nur so«, sagte ich leichthin. »Du hast gerade ziemlich traurig gewirkt, als Corinna das Motorrad erwähnt hat«, sagte ich.

Leon seufzte. »Ja, es erinnert mich eben an den Unfall und an meinen Bruder. Ich bin seitdem nie mehr gefahren.«

»Willst du mir davon erzählen?« Ich nahm seine Hand und streichelte mit dem Daumen über seinen Handrücken.

»Ich bin nicht gerade stolz auf das, was an dem Abend passiert ist.«

»Das ist egal. Es gibt auch einiges, worauf ich nicht stolz bin.«

Leon blickte mich an. »Ach ja? Was ist das?«

»Lenk nicht ab. Jetzt bist du dran.«

»Gut, aber das nächste Mal will ich deine schwarzen Geheimnisse erfahren … abgesehen von dem, dass du gerne mal die Polizei auf unschuldige Mitbürger ansetzt.« Ich gab ihm einen leichten Klaps auf die Schulter. Aber nun wollte ich endlich wissen, was bei diesem Motorradunfall passiert war.

»Ich habe dir ja erzählt, dass Melissa kurz vorher mit mir Schluss gemacht hat. Ich dachte, der Grund dafür sei mein Druck auf sie gewesen, mich doch endlich ihren Eltern vorzustellen. Ich wollte diese Heimlichkeiten einfach nicht mehr. Dann hatte ich Geburtstag. Zu meiner Fete im Bierfassl kam auch Melissa. Ich hatte gedacht, das sei ein Zeichen dafür, dass sie es sich anders überlegt hatte. Aber sie sprach die meiste Zeit mit anderen. Irgendwann wurde es mir zu blöd und ich stellte sie zur Rede. Sie sagte, sie sei nur gekommen, weil sie sich mal amüsieren wollte. Sonst hätte sie kaum dazu Gelegenheit. Dann ließ sie mich stehen. Ein Freund von mir hatte die Abfuhr mitbekommen und brachte mir ein Bier. Wir tranken. Zuerst das Bier, dann härtere Sachen. Zum Schluss war ich so voll, dass irgendjemand meinen Bruder anrief, er solle mich abholen.«

Leons Stimme klang belegt, als koste ihn jedes Wort große Überwindung. Wahrscheinlich war es tatsächlich so. Nun verbarg er sein Gesicht in beiden Händen, sprach aber weiter. »Jakob, das war mein Bruder, kam natürlich, obwohl er für diesen Abend eigentlich andere Pläne hatte. Er musste alle Überredungskünste aufbringen, um mich davon abzuhalten, auf mein Motorrad zu steigen. Ich weiß noch, dass ich mich mit ihm stritt, weil ich das Bike nicht stehen lassen wollte, und mich weigerte, ins Auto zu steigen. Schließlich erklärte er sich bereit, mich auf meinem Motorrad heimzubringen.«

Leon stockte. Tränen schimmerten in seinen Augen, als er mir auch noch den Rest der Geschichte erzählte. »Ich saß hinten und machte irgendwelche blöden Spiele. Jakob mahnte mich mehrmals, ich solle mich festhalten. Doch ich hörte nicht auf ihn. Ich weiß noch, dass ich in dem Moment das Gefühl der totalen Freiheit gespürt hatte. Ich fühlte mich wie ein Vogel und hob die Arme, als wolle ich fliegen. Jakob drehte sich nur einen kurzen Moment um, nur eine Sekunde – aber die reichte, um die Kontrolle zu verlieren. Das Nächste, woran ich mich erinnern konnte, waren meine Eltern, die neben meinem Bett im Krankenhaus saßen. Meine Mutter schluchzend, mein Vater stumm. Da wusste ich noch nicht, dass Jakob tot und beerdigt war. Ich hatte drei Wochen im Koma gelegen und es grenzte an ein Wunder, dass ich überlebt hatte.«

Nachdem Leon fertig war, lehnte ich nur an ihm, ohne ein Wort. Der einzige Trost, den ich ihm geben konnte, war meine Nähe.

Ich war nicht die Einzige, die einen lieben Menschen verloren hatte. Ob er auch das Gefühl dieser Leere kannte? Es kam mir manchmal vor, als wäre ich unvollständig. So als würde man ein 1000er-Puzzle zusammenbauen, und wenn man fertig war, sah man, dass ein Teil fehlte. So ging es mir, wenn ich an Julia dachte. Sie würde in Zukunft in meinem Leben immer dieses fehlende Puzzlestück sein.

»Ich habe so oft darüber nachgedacht, was gewesen wäre, wenn ich an diesem Abend nicht getrunken oder bei einem Freund gepennt hätte. Jakob würde noch leben«, sprach Leon weiter.

»Du gibst dir die Schuld.«

»Ich gebe sie mir nicht, ich habe sie und sie wird mich mein Leben lang begleiten. Da nützt kein Schönreden. Tatsachen sind Tatsachen und lassen sich nicht verleugnen.«

Ganz leise, sodass ich ihn kaum verstand, setzte er hinzu: »Eine Weile habe ich an Selbstmord gedacht – wie Melissa.«

Ich drehte mich zu ihm und bemühte mich, mein Entsetzen über seine Worte nicht zu zeigen. »Aber jetzt? Denkst du immer noch daran, dich … umzubringen?«

Leon schüttelte den Kopf. »Nein, nicht mehr. Aber das Gefühl, an Jakobs Tod schuld zu sein, das hab ich immer noch.«

Ich drückte ihn an mich. Eine Weile saßen wir da. Ich war froh, dass Leon mir alles erzählt hatte.

»Soll ich dir auch von den Dingen erzählen, auf die ich nicht stolz bin?« Es kostete mich Überwindung, ihn zu fragen, weil ich wusste, dass er Ja sagen würde. Aber er war so offen gewesen, auch wenn es ihm wehttat, über den Unfall und seine Schuld zu sprechen. Jetzt war es Zeit, Leon gegenüber ehrlich zu sein.

»Klar. Wenn ich Seelenstrip mache, dann kannst du das auch.« Er lächelte schon wieder. Zwar noch zaghaft, aber immerhin.

Ich schluckte. Mein Mund war trocken. Wo sollte ich bloß anfangen?

»Wenn man mit dem Reden mal beginnt, geht der Rest ganz leicht. Und man fühlt sich nachher besser. Mir zumindest geht es so.«

»Okay«, gab ich nach. »Es ist aber schlimmer, als du denkst.«

Er warf mir einen beruhigenden Blick zu.

»Okay, du hast es nicht anders gewollt. Kannst du dich noch erinnern, wie wir uns vor dem Grätzel getroffen haben? An dem Tag, nachdem Julia verschwand?«

»Ja, sicher. Du hast mich ziemlich beschimpft, glaube ich mich dunkel erinnern zu können.« Ich wurde rot, als er mich daran erinnerte.

»Das kam nur daher, weil ich wirklich davon überzeugt war, dass du Julia gestalkt hast. Und ich dachte, dass du … dass du ihr etwas angetan haben könntest.« Ich biss mir auf die Lippen. Wie würde Leon auf mein Geständnis reagieren?

Er hatte seinen Arm um meine Schultern gelegt und behielt sie noch dort. Gut. Hieß das, er war mir nicht böse?

»Dann wurde Julias Leiche gefunden. Für mich war klar, dass du etwas damit zu tun haben musstest. Also sprach ich zuerst mit Karin Zauner über meinen Verdacht. Sie meinte, sie würde sich noch mal mit dir unterhalten. Doch schließlich meinte sie, sie würde ausschließen, dass du mit Julias Tod etwas zu tun hast. Ich war verzweifelt, also wollte ich auf eigene Faust deine Schuld beweisen.«

Immer noch lag Leons Arm um mich. »Das weiß ich doch schon alles – mehr oder weniger. Das ist also dein schreckliches Geständnis?«

»Für mich ist es schon ziemlich schlimm, dir gegenüber einzugestehen, dass ich dich für einen richtig üblen Burschen gehalten habe. Solche Vorurteile passen gar nicht zu …«

Leon streichelte mein Haar. »Dann hätten wir das ja geklärt. Ehrlich, eigentlich bin ich sogar froh, dass alles so gekommen ist.«

Ich drehte mich zu ihm. »Echt?«

»Dass Julia tot ist, darüber natürlich nicht. Aber dass du so hartnäckig versucht hast, die Wahrheit rauszufinden, schon.«

»Warum?«, fragte ich ihn verblüfft.

»Na, weil du mich wahrscheinlich immer noch nicht leiden könntest, wenn du nicht gezwungen gewesen wärst, dich mit mir auseinanderzusetzen.«

Das stimmte. Ich war Leon gegenüber wirklich mehr als abweisend gewesen. Sogar, als Julia versuchte, meine Meinung zu ändern. Und nun hatte sich alles geändert.

Ich schmiegte mich enger an Leon. »Motorräder sind also Horror für dich. Gut. Ich würde mich wahrscheinlich eh nicht trauen, auf einem mitzufahren. Aber hast du wirklich kein Auto?«

»Nein.«

»Und einen Führerschein?«

Leon schob mich ein wenig von sich und starrte mich an. »Fängst du jetzt wieder an?«

Ich gluckste. »Nein, keine Sorge. Wollte nur mal schauen, ob du doch noch ein Geständnis ablegst.«

Er wuschelte mir durch die Haare. »Ich hab’s ja gleich gesagt: durchgeknallt.«

»Selber durchgeknallt! Wie verrückt muss man sein, um sich auf mich einzulassen, eine offensichtlich Durchgeknallte?!«

Er kitzelte mich, bis ich keine Luft mehr bekam. Keuchend schubste ich Leon von mir weg, nur um mich dann als Revanche auf ihn zu stürzen.

27. Februar 2012

Nachdem ich den gestrigen Tag in meinem Zimmer verbracht habe, freute ich mich auf die Schule. Der Vormittag war langweilig, auch wenn die Lehrer das neue Halbjahr recht locker anfingen. Sogar Müller in Englisch ließ uns zum Auftakt einen Film ansehen. Der war weder spannend noch lustig. Mir hätte er nicht einmal gefallen, wenn ich ihn auf Deutsch gesehen hätte. Auf jeden Fall müssen wir bis zur nächsten Stunde eine Zusammenfassung schreiben.

Nach dem Unterricht traf ich mich mit Sandra. Ich bekomme eine ungefähre Vorstellung davon, wie wir die Abizeitung gestalten wollen. Ein paar Lehrerinterviews, ein paar nette Anekdoten, jeder Schüler unserer Stufe bekommt einen Fragebogen, den er ausfüllen soll. Was da genau drinstehen soll, muss ich mir noch überlegen. Ich habe auf dem Nachhauseweg schon mit Theresa ein paar Ideen gesammelt.

Es tut gut, eine Aufgabe zu haben. Vielleicht, aber nur vielleicht, schaffe ich es, wieder zu fotografieren – und wenn es nur Porträts meiner Mitschüler für die Zeitung sind. Ich will mich nicht unter Druck setzen, aber es ist ein Funken Hoffnung da, dass ich mein Leben wieder in den Griff bekomme.

Stück für Stück lasse ich meine Ängste hinter mir. Ich weiß, dass es Rückschritte geben wird. Davon darf ich mich nur nicht demotivieren lassen. Manchmal wünsche ich, ich könnte die Zeit zurückdrehen. Fragt sich nur, wie weit? Wäre alles anders gekommen, wenn ich mich gegen dieses Videoprojekt entschieden hätte? Oder hätte es ausgereicht, den Tag, an dem ich Melissa fand, zu Hause zu bleiben? Das Schwierige ist, dass alles irgendwie ineinandergreift und es nichts bringt, zu fragen, was wäre, wenn … und trotzdem tue ich genau das. Die ganze Zeit über. Genauso die Frage nach dem »Warum ausgerechnet ich?«. Hätte nicht jemand anderes Melissas Leiche finden können?

Auf manche Fragen ist es einfach, Antworten zu finden. Man benutzt seinen Menschenverstand oder beruft sich auf Erfahrungen. Man googelt oder schaut in einem Lexikon nach. Aber auf manche gibt es keine eindeutigen, befriedigenden Antworten – und auf einige Fragen gibt es gar keine. Das zu akzeptieren, fällt mir schwer. Ich war schon als Kind eine, die meinen Eltern Löcher in den Bauch gefragt hat und immer alles genau wissen wollte.

Ich werde jetzt nach Hause gehen und meine Arbeit für Englisch schreiben. Dann habe ich morgen und übermorgen Zeit, mich um die Interviewfragen zu kümmern. Vielleicht fallen mir sogar solche ein, die sich beantworten lassen.