14

Es kam ihm vor, als würde er von einem Abgrund wegtaumeln. Wie eine panische Höhenangstattacke, ein »Was zur Hölle tue ich hier?«-Gefühl, das in seinem Kopf explodierte. Langsam und ohne ihr in die Augen zu sehen, zog er seinen Schwanz aus der feuchten Enge ihres Körpers und löste sich von ihren schlanken Gliedmaßen.

Das Gefühl war zu euphorisch, um es schlecht zu nennen, und trug zu viel Entsetzen in sich, um gut zu sein. Er musste einfach den Mund halten, bis er sich wieder im Griff hatte.

Mit dem Rücken zu Margot rollte er sich aus dem Bett und zog das Kondom herunter.

Sie setzte sich hinter ihm auf. Er spürte die Frage, die zu stellen sie nicht den Mut fand, aber er hatte keine Antwort darauf. Durch seinen Rückzug in letzter Sekunde hatte er sie verletzt. Es war keine bewusste Entscheidung gewesen, trotzdem fühlte er sich beschissen.

»Davy?«, setzte sie an. »Bist du …?«

»Ich muss dieses Ding entsorgen.« Er flüchtete ins Bad, bevor sie fragen konnte, ob alles okay sei. Er würde entweder lügen müssen, was angesichts der Tatsache, dass offensichtlich das Gegenteil der Fall war, schwer wäre, oder ihr sein Verhalten erklären – und seine Gefühle. Was nicht gerade seine stärkste Seite war.

Er hatte nichts zu sagen. Nachdem er Jahre seines Lebens darauf verwendet hatte, sich Techniken anzueignen, um solche Emotionen zu vermeiden, entpuppten sich seine Anstrengungen nun als verschwendet.

Als er aus dem Bad kam, saß Margot auf der Bettkante, wie zum Sprung bereit. Sie war nackt und unfassbar schön, mit ihrem zerzausten Haar und der hektischen Röte auf ihren hohen Wangenknochen. Sie war auf hundertachtzig und würde ihm die Hölle heißmachen, wie er es verdiente. Seine Wildkatze.

Sein Schwanz nahm sofort Habtachtstellung ein.

Ihre Augen weiteten sich. »Wow! Das ging schnell.«

Er zuckte die Achseln. Die Worte steckten ihm im Hals fest.

Einen Moment später war offensichtlich, dass er nicht antworten würde, und sie schluckte, bevor sie fragte: »Kommst du wieder ins Bett?«

Sein Blick glitt zu den hohen, steifen Spitzen ihrer Brüste, den Bergen und Tälern ihres Körpers, ihren roten Lippen, die vom Küssen geschwollen waren. Wenn er ins Bett zurückkehrte, würde er in wenigen Sekunden wieder auf ihr liegen. Er hatte es schon jetzt übertrieben. Um ihrer beider willen musste er sich zurückhalten.

»Ich werde ein bisschen arbeiten. Versuch jetzt zu schlafen.«

»Schlafen?« Sie verengte die Augen zu strahlend hellen Schlitzen. »Hast du sie noch alle? Du erteilst mir eine Abfuhr? Jetzt?«

»Du sagtest, wir seien fertig. Ich bemühe mich lediglich …«

»Hör auf, dich so krampfhaft zu bemühen. Komm her. Auf der Stelle!« Sie streckte ihm eine gebieterische Hand entgegen, und sein ergebener Schwanz wurde wie ein Magnet von ihr angezogen. Margot umfasste seinen Ständer, legte die andere Hand auf seinen Hintern und zog ihn zu sich.

»Du willst kneifen«, warf sie ihm vor. »Und das nach deinem ganzen selbstgerechten Geschwafel, dass du es nicht zulassen würdest, dass ich eine Schutzmauer hochziehe.«

»Ich kneife nicht«, knurrte er. »Immerhin stehe ich direkt vor dir.«

»Oh nein! Du bist Millionen Kilometer weit weg. Sogar mit einer Erektion ziehst du deine Eisklotznummer ab. Du hast mich geil gemacht, und dann hast du mich allein gelassen, als du gekommen bist. Glaubst du, ich hätte das nicht gemerkt?«

»Das habe ich nicht …«

»Ich fasse das als Herausforderung auf«, verkündete sie. »Ich werde dich nicht einfach so davonkommen lassen.« Sie legte beide Hände um seinen Schwanz, beugte sich über ihn und kreiste mit der Zunge um die geschwollene Spitze, was einen Ansturm lustvoller Gefühle bei ihm auslöste.

Fast wären ihm die Knie eingeknickt. »Verdammt, Margot! Lass das! Ich kann nicht …«

»Warum nicht?« Ihr durchtriebener Blick fixierte ihn, dann nahm ihr Mund seine magische Arbeit an seiner Eichel wieder auf.

Er stützte sich an ihren Schultern ab. Margot zog ihn noch enger an sich, legte die Hände um ihren Busen und hob ihn an, bis sein Penis in die warme, samtige Vertiefung dazwischen glitt. Die rötlich blaue Eichel lugte oben heraus, glänzend von seinen ersten Tropfen.

Hirnverbrannt euphorisch, ganz egal, wie sich der Rest von ihm fühlte.

»Ich könnte dich auf diese Weise zum Höhepunkt bringen«, neckte sie ihn. »Oder du könntest dich aufs Bett legen und mich exakt das tun lassen, was du mit mir gemacht hast. Wie hast du es ausgedrückt? Dich genießen. Mir dabei Zeit lassen. Dich verwöhnen.«

»Du hast mir schon bewiesen, wie talentiert du beim Oralsex bist.«

»Ach, das ist doch ewig her. Du verdienst es, noch mal erstklassig einen geblasen zu kriegen. Du bist fantastisch, Davy. Ich muss zusehen, dass ich Punkte gutmache.«

»Das hier ist kein gottverdammtes Spiel, das einer von uns gewinnen muss.«

Erschrocken zog sie sich zurück. »Mann«, sagte sie leise. »Das war kein Witz, als du sagtest, du hättest keinen Humor.«

Er schnappte sich eine Jogginghose von seinem Stapel frisch gewaschener Wäsche und schlüpfte hinein. »Ich reiße nie Witze.«

»Dann bitte ich um Entschuldigung. Keine Heiterkeit, keine Späße, kein Lachen erlaubt. Wir gehen diese Sache todernst an. Gott bewahre, dass ich dich noch mal auf den Arm nehme.«

Aufgebracht und frustriert warf er die Hände in die Luft. »Verdammt noch mal, Margot!«

»Sag mir nicht, dass dies kein Spiel sei«, erwiderte sie hitzig. »Du hast mich mit einem Trick dazu gebracht, mich dir zu öffnen, anschließend hast du geschummelt und dich unsichtbar gemacht. Davy McCloud, der Superhengst. Bringt die Mädchen um den Verstand, ohne selbst auch nur ins Schwitzen zu geraten.«

Er sah hinunter zu seiner Erektion, seinen zitternden Händen. »Ich habe geschwitzt«, meinte er mürrisch. »Glaub mir.«

»Danke für das Eingeständnis, dass das Ganze tatsächlich irgendeine Wirkung auf dich hatte«, fauchte sie ihn an.

»Du hast eine Wirkung auf mich. Und ganz eindeutig beeinflusst du mein Urteilsvermögen. Ansonsten wären wir nicht hier.«

»Soll heißen?«, fragte sie scharf. »Dass nur zügellose Lust dein Urteilsvermögen derart außer Kraft setzen könnte, dass du dich mit einer Pechmarie wie mir einlässt?«

Seine Ehrlichkeit diktierte ihm die Antwort. »So könnte man es ausdrücken.«

Er hasste den Anblick, wie sich der Ausdruck ihres Gesichts veränderte. Die helle Röte wich eisiger Blässe, das strahlende Glitzern in ihren umwerfenden Augen war plötzlich verschleiert. Es schien, als würde ein Licht ausgehen. In seinem Magen bildete sich ein schmerzhafter, kalter, harter Knoten.

Margot zog das Laken hoch und wandte den Blick von ihm ab. »Also gut.« Ihre Stimme klang dumpf. »Arbeite, so viel du willst. Ich werde mir unterdessen die Regeln zusammenreimen. Und ich verspreche, dass ich die Grenzen deiner eng gesteckten Komfortzone nicht noch einmal übertreten werde.«

Er wollte einen Stuhl durchs Fenster schleudern. »Ich versuche doch nur, das hier unter …« Er brach ab, um sich ein anderes Wort einfallen zu lassen.

»Kontrolle zu halten«, vollendete sie für ihn. »Solange du das Kommando führst, ist alles bestens, aber kaum wage ich einen eigenständigen Schritt, flippst du aus. Du …«

»Das ist genug!«

Sein Befehlston hatte keine erkennbare Wirkung auf sie. Sie wütete weiter, während es in ihm hochkochte, gefährlich heiß.

»Vielleicht kannst du deine Gefühle kontrollieren, meine kontrollierst du nicht. Ich habe versucht, Abstand zu wahren, aber du hast nicht aufgehört, mir nachzustellen, mich verrückt zu machen, mich mit Sex zu ködern. Möchtest du einen Lutscher, meine Kleine? Ha! Und als ich am Ende darauf reinfalle, nimmst du dir, was du begehrst, und danach heißt es: Gute Nacht, Margot! Schlaf schön! Als wäre ich eine Puppe mit einem Knopf zum An- und Ausschalten …«

»Halt den Mund!« Er drückte sie auf die Matratze. Das Blut pochte wild in seinem Kopf. Er war ebenso überrascht wie sie.

Beide waren vor Schock wie gelähmt.

»Schon gut«, flüsterte sie. »Beruhige dich, Davy.«

Er rollte sich von ihr runter. »Scheiße«, brummte er. »Es tut mir leid.«

»Ist ja nichts passiert.« Ihre Stimme klang hohl, ihre Augen waren aufgerissen.

»Ich sollte lieber gehen.« Bevor ich es noch schlimmer mache.

Sie kuschelte sich ins Bett und zog das Laken hoch, bis nur noch ihre großen Augen düster über den Rand hinwegschauten. »McCloud?«

Sie waren wieder bei seinem Nachnamen angelangt. Schlechtes Zeichen. »Ja?«

»Sag mir nie wieder, dass ich den Mund halten soll. Das ist nicht in Ordnung.«

»Das werde ich nicht.«

Davy hatte keine Ahnung, ob er sein Versprechen würde halten können. Er konnte für nichts garantieren. Er stand einfach nur da und starrte sie dümmlich an, bis sie ungeduldig mit der Hand winkte.

»Was ist jetzt? Gehst du, oder willst du Wurzeln schlagen?«

Er stapfte nach draußen und knallte die Tür zu, ehe er den Impuls unterdrücken konnte.

Er verstand nicht, was mit ihm geschah. Dies war eine umgekehrte Evolution, ein Neandertalerverhalten, wie er es bei anderen Männern schon immer verabscheut hatte, wenn sie beispielsweise einen Streit mit einer Frau durch körperliche Einschüchterung für sich entscheiden wollten. Das klassische Arschlochbenehmen. Der Impuls, unangenehme Gefühle mit Alkohol zu betäuben, war noch so ein Selbstbetrug. Eine sinnlose Abkürzung, die nirgendwohin führte.

Allerdings klang nirgendwo in dieser Nacht fast schon tröstlich.

Er ging in die Küche und kramte im Schrank zwischen den Tomatensoßen, Essiggurken, dem Öl, den Gewürzen und Bohnen umher. Der Whiskey war nicht da. Er stellte ihn nie irgendwo anders hin. Eigenartig. Vielleicht hatte ihn Sean neulich Abend zum ersten und einzigen Mal in seinem planlosen Leben weggeräumt. Nicht sehr wahrscheinlich, aber er fand keine andere Erklärung.

Er durchstöberte die übrigen Schränke, die restlichen Zimmer, inspizierte die hintere Terrasse. Der Vollständigkeit halber guckte er sogar im Kühlschrank nach.

So viel zu dem Plan, sein Unbehagen in Alkohol zu ertränken. Er hatte Bier, aber das war nicht die richtige Medizin für dieses zermürbende, Angst einflößende Gefühl.

Also ging er in sein Büro, loggte sich ins Internet ein und startete seine Suche, indem er die Namen Margaret Callahan und Craig Caruso eingab. Zwei Stunden später arbeitete er sich mit vor Erschöpfung brennenden Augen noch immer durch archivierte Zeitungsartikel. Es sah schlimm für sie aus.

Margots beste Chance, diesen Knoten zum Platzen zu bringen, bestand darin, dass er ihren Stalker schnappte. Sein Instinkt sagte ihm, dass Snakey sich nicht lange von ihr fernhalten würde. Der kranke Wichser war verliebt. Es war fast ironisch. Er selbst gab sich solche Mühe, sein Liebesleben unkompliziert zu halten, und jetzt hatte er einen irren Mörder als romantischen Rivalen. Es war an der Zeit, die Waffe bereitzuhalten.

Davy hörte, dass sein Handy vibrierte, und eilte nach nebenan in die Küche, um festzustellen, wer anrief. Es war Sean.

Er drückte die Annahmetaste. »Was machst du um diese Uhrzeit noch auf den Beinen?«

»Mich wundern, warum du seit fünf Stunden weder ans Telefon noch an dein Handy gehst«, konterte Sean. »Ich habe mir Sorgen gemacht.«

»Ich hatte es leise gestellt«, erklärte Davy. »Margot braucht Ruhe.«

»Ah!« Sean klang erfreut. »Das ist also deine Entschuldigung, warum du das Essen am Vorabend der Hochzeit verpasst hast! Du schäbiger Hund. Heute Abend warst ausnahmsweise du der böse Bruder, nicht ich. Es war eine erfrischende Abwechslung.«

Davy blieb vor Bestürzung der Mund offen stehen. Er ließ sich auf einen Stuhl sinken. »Das Essen – scheiße, nein! Du verarscht mich, oder? War das wirklich heute Abend?«

»Du erinnerst dich, dass morgen die Hochzeit ist? Abgesehen davon wusste ich überhaupt nur, dass es heute stattfindet, weil du es mir gesagt hattest.« Sean genoss das Ganze in vollen Zügen. »Du hast es sogar in meinen Mädelskalender eingetragen, als du letztes Mal bei mir warst. Du wusstest es. Zumindest war das so, bevor die Sexhormone dir den Verstand vernebelt haben. Auf Wiedersehen, Mr Perfect! War nett, Sie gekannt zu haben.«

Davy rieb sich stöhnend das Gesicht. »Ich fasse es nicht.«

»Ja, so ist es allen anderen auch ergangen. Aber bis auf Erins Mutter hat es sich niemand zu Herzen genommen, also mach dir nicht in die Hose«, beruhigte Sean ihn. »Ich habe Barbara gesagt, dass jemand, der in der Lage ist, geheime Armeeinformationen in Krisenherden des Mittleren Ostens zu koordinieren, eine Hochzeitszeremonie auch ohne Vorbesprechung bewältigt. Sie war leider absolut unbeeindruckt. Ich hoffe, ich habe die Lage für dich nicht verschlimmert. Stell dich schon mal auf ein paar eisige Blicke ein.«

Davy stöhnte leise. »Ich werde es überleben. Wir sind noch vor zwei Uhr dort. Du kannst mich vor der Trauung in den genauen Ablauf einweisen.«

Es entstand eine spannungsgeladene Pause. »Wir?«

»Ja, ja, ich bringe sie mit«, bestätigte Davy schroff. »Aber erspar mir jetzt irgendwelche blöden Kommentare. Die Situation ist einfach zu verrückt, um sie allein hierzulassen.«

»Verrückt? Inwiefern? Sag schon!«

Davy zögerte. »Bist du allein? Oder hast du jemanden bei dir im Bett?«

»Sie schläft«, versicherte Sean. »Mach dir deswegen keine Sorgen.«

»Den Teufel werde ich tun. Zieh dir was über und geh nach draußen!«, wies Davy ihn an. »Ich möchte das nicht in Gegenwart einer deiner Brautjungfern erörtern.«

Sean murmelte irgendwelche beschwichtigenden Worte. Eine verschlafene Frauenstimme antwortete im Hintergrund.

»Okay«, meldete Sean sich wenige Augenblicke später zurück. »Adieu, warme Decken und weiche, seidige weibliche Gliedmaßen. Wegen deiner Paranoia bibbere ich halb nackt und barfuß auf dem kalten, nassen Rasen, also raus mit der Sprache!«

»Wie lässt sich die Brautjungfernsache eigentlich an?«

Sean gab einen knurrenden Laut von sich. »Hervorragend. Es ist ein Brautjungfernbüfett. Ein Häppchen hiervon, ein kleiner Bissen davon. Da ist Marika, diese blonde Schnitte in Lapislazuliblau mit den großen grauen Augen. Ich selbst begleite Belle, diesen niedlichen, drallen Rotschopf mit dem üppigen Dekolleté und dem amethystfarbenen Kleid. Am liebsten würde ich sie alle in meine Tasche stecken und mit nach Hause nehmen.«

Davy grinste. »Mit welcher liegst du gerade im Bett?«

»Oh, das ist Cleo. Sie trägt Topaz und ist echt heiß. Sie sind alle heiß. Aber jetzt komm zum Punkt. Es ist schweinekalt hier draußen mitten in der Nacht. Was ist mit Margot? Geht es nur um den Stalker, oder ist da noch mehr?«

»Hast du eine Waffe bei dir zu Hause?«

»Hm … ja, sicher«, bestätigte Sean langsam. »Ich habe die Sig. Warum fragst du?«

»Trag sie morgen unter deinem Smoking.«

Sean stieß einen Pfiff aus. »Weih mich ein.«

Davy schilderte ihm Margots Geschichte und Snakeys hässliche Streiche. Er fühlte sich zwar unwohl dabei, weil er nicht zuvor mit Margot Rücksprache gehalten hatte, aber er brauchte Rückendeckung. Außerdem war Sean ein Kindskopf, der die Situation nur dann mit dem nötigen Ernst betrachten würde, wenn er ihm sagte, worum es wirklich ging.

»Mann«, ächzte Sean, sobald Davy seinen kurzen Monolog beendet hatte. »Du machst mich neidisch.«

Davy schnaubte verächtlich. »Wie darf ich das verstehen?«

»Da vergeude ich meine Zeit mit diesen gackernden Brautjungfern, während du eine hinreißende, rätselhafte Gesetzesflüchtige in deinem Bett versteckst. Verdammt! Ich sollte an deiner Stelle sein. Schließlich bin ich derjenige, der gern mit dem Feuer spielt, während du die Dinge unter Kontrolle haben willst. Richtig?«

Die Wortwahl seines Bruders ließ ihn zusammenzucken. »Es ist einfach passiert.«

»Hättest du Lust zu tauschen?«

»Denk noch nicht mal daran. Altes Großmaul.«

In Seans Lachen klang ein leiser Triumph mit. »Mann, ich liebe es, dich auf die Palme zu bringen.«

»Ich wünschte nur, es ginge dabei nicht um Mord«, stellte Davy mürrisch fest.

»Ich auch. Du hättest heute Abend mit ihr hierherkommen sollen. Mir gefällt der Gedanke nicht, dass du allein in der Stadt bist, mit einem angepissten Psychopathen im Genick.«

»Wir kommen morgen. Ach ja. Frag Miles, ob er sich während des Empfangs um Margots Hund kümmern würde, vorausgesetzt er ist nicht immer noch sauer auf mich. Richte ihm aus, dass ich ihn bezahle. Kostenloses Training, was auch immer er verlangt. Und sag Connor nichts von alledem. Er hat genug durchgemacht. Er verdient eine Auszeit.«

Sean gab einen spöttischen Laut von sich. »Das könnte ich nicht mal, wenn ich es wollte. Er ist gleich nach dem Essen mit Erin verschwunden. Ich vermute, sie kombinieren gerade ihre DNA hinter irgendwelchen verschlossenen Türen.«

»Gut. Belass es dabei. Erzähl Seth und Nick von dem Stalker. Ich will, dass morgen noch ein paar andere misstrauische, paranoide Kerle in Alarmbereitschaft sind. Vor allem, da du dir währenddessen den Bauch am Brautjungfernbüfett vollschlagen wirst.«

»Danke für dein Vertrauen in mich«, entgegnete Sean milde. »Wie du weißt, bin ich der geborene Multitasker. Ich könnte mit zehn süßen Mädchen flirten und dabei eine Bombe entschärfen. Was du für Schusseligkeit hältst, ist in Wirklichkeit Konzentration auf einem höheren Niveau, als du es je erreichen wirst.«

»Schon klar.« Davy verdrehte die Augen.

»Du denkst, Konzentration bedeutet, etwas anzustarren, bis man kleine Löcher hineingebrannt hat. In Wahrheit nennt man das Besessenheit, Holzkopf.«

»Wie wäre es, wenn wir das später ausdiskutieren?«

»Schön, lauf los und sieh nach, ob deine heiße, polizeilich gesuchte Nymphe auch wirklich warm zugedeckt ist«, spottete Sean. »Gib ihr einen ausgiebigen, feuchten Schmatz von mir. Ach, und Davy? Apropos polizeilich gesucht … Ich vermute, du hast ihr nicht gebeichtet, dass haufenweise FBI-Agenten bei der Hochzeit anwesend sein werden?«

»Angesichts der Tatsache, dass sie von einem mordlüsternen Irren verfolgt wird, sehe ich darin eher einen Vorteil als einen Nachteil.«

Sean grunzte. »Sie könnte anderer Meinung sein. Frauen sind eigenwillig. Es wäre klug von dir, dich zu wappnen. Zum Beispiel mit einer kugelsicheren Weste.«

»Danke für den Tipp! Und Sean? Eine letzte Sache noch. Hast du irgendetwas mit meiner Flasche Whiskey angestellt?«

»Nee.« Sean klang verwirrt. »Warum sollte ich? Ich verabscheue das Zeug. Davon kriege ich Runzeln auf der Zunge.«

»Ich habe mich nur gewundert, weil ich ihn nämlich nicht finde. Und das kann ich mir nicht erklären.«

»Vielleicht hat ihn dein guter Zwilling ins Klo geschüttet, während du schliefst«, schlug sein allzeit hilfsbereiter Bruder vor.

Davy seufzte. »Bis dann, Sean.«

Er klappte das Handy zu und ging langsam ins Wohnzimmer.

Die verschollene Whiskeyflasche gab ihm Rätsel auf. Er wünschte, er hätte dem Drängen seines Kumpels Seth nachgegeben und ein Überwachungssystem in seinem Haus installieren lassen. Damals hatte er den Vorschlag mit einer spöttischen Bemerkung abgetan. Seine Schlösser waren hervorragend, seine Hände und Füße sollten als tödliche Waffen registriert werden, und jeder in der Nachbarschaft wusste, dass er sowohl Kampfsportexperte als auch Privatdetektiv war. Gott sei dem Einbrecher gnädig, der dumm genug wäre, sich mit ihm anzulegen! Das war bislang seine Einschätzung gewesen, aber als er sich jetzt in seinem stillen, ordentlichen Haus umsah, überkam ihn das unheimliche Gefühl, dass sein Schutzwall durchbrochen worden war.

Ja, genau. Von einem heimtückischen Unbekannten, der eine halbe Flasche Whiskey klaute, während er erstklassige Computer-, Audio- und Videoanlagen im Wert von mehreren Tausend Dollar unangetastet ließ.

Er wischte den Gedanken fort, wütend auf sich selbst, auch nur für eine Sekunde seiner idiotischen Paranoia nachgegeben zu haben. Paranoia war eine Schwäche in seiner Familie, die kontinuierlich bekämpft werden musste. Nichtsdestotrotz würde er morgen seinen Stolz beiseiteschieben und Seth sagen, dass er seine Meinung bezüglich der Alarmanlage geändert habe. Sein Haus brauchte eine weitere Verteidigungslinie, wenn Margot dort wohnen sollte.

Als er die Tragweite dieses Gedankens begriff, wurde ihm heiß und kalt zugleich. Gott! Was war nur in ihn gefahren? Er ließ so gut wie nie Frauen in sein Haus. Lieber ging er zu ihnen, um ihre amourösen Treffen zeitlich koordinieren zu können. Er zog es vor zu verschwinden, sobald er fertig war.

Vor allem hatte er gern die Option, in heiklen, unangenehmen Situationen schnell den Rückzug antreten zu können. Genau in solchen Situationen wie die, die er eben erst im Schlafzimmer mit Margot erlebt hatte.

Je mehr er darüber nachgrübelte, desto fahriger wurde er. Seine Gedanken rasten, seine Atmung ging schnell und flach, seine Muskeln verkrampften sich.

Er musste sich mit Kung-Fu ablenken. Meditation durch Bewegung war die einzige Möglichkeit, seine Nerven zu beruhigen. Wann immer ihn Albträume oder Schlaflosigkeit plagten, fühlte er sich nach ein paar Stunden Kung-Fu-Training ausgeruhter, als es doppelt so viele Stunden Schlaf vermocht hätten. Ein Gehirnwellenphänomen. Hauptsache, es half.

Davy betrat seinen Übungsraum, der früher eine Veranda gewesen war. Er hatte sie verglast und in sein privates Kampfsportstudio verwandelt. Es war mit Rotzedernholz vertäfelt und mit Tatamis ausgelegt, und durch die lange Fensterreihe schimmerte das Mondlicht. Er brachte sich in der Mitte des Raums in Position.

Der Kranich fliegt in den Himmel … Der Kranich streckt die rechte Kralle aus … Der Kranich kühlt seine Flügel … Sein Körper beherrschte die Figur so gut, dass er über die Bewegungen nicht nachdenken musste. Er versuchte, seinen Kopf leer zu halten, aber immer wieder füllte er sich mit Gedanken. Sanft verdrängte er einen nach dem anderen, bevor eine Sekunde später der nächste hochploppte und seinen Platz einnahm.

Der träge Tiger streckt das Hinterbein … Selbst als er mit Fleur zusammen gewesen war, hatte er sich nicht so gefühlt. Fleur war zerbrechlich und kaputt gewesen. Sie hatte seinen Beschützerinstinkt geweckt. Emotional ungefestigt, wie er damals gewesen war, hatte er dieses Gefühl mit Liebe verwechselt.

Der Kranich bewacht die Höhle … Der Kranich schießt in die Höhe und tritt nach hinten … Der Kranich beschützt sein Nest … Auch sie war schön gewesen, auf eine zarte Weise. Er erinnerte sich, wie sachte der Sex mit ihr gewesen war. Wie er sie gehalten hatte, als wäre sie aus mundgeblasenem Glas.

Der wilde Tiger sieht zurück …

Nicht zu vergleichen mit dem, was sich gerade mit Margot im Schlafzimmer abgespielt hatte. Seine Wildkatze. Seine Pantherfrau. Er konnte von Glück sagen, dass er unversehrt war.

Zurück zu Der wilde Tiger hebt den Kopf … und er hatte schon wieder einen Ständer. Dies war seine Prüfung. Der goldene Drache streckt die linke Klaue aus …

Die Tür zum Wohnzimmer wurde geöffnet. Margots Silhouette zeichnete sich gegen das Licht ab. Sie war in seinen riesigen Frotteebademantel gehüllt.

»Ach«, sagte sie. »Hier bist du.«

»Hier bin ich«, echote er, da ihm nichts Besseres einfiel.

Sie trat ein, schloss die Tür hinter sich, sodass sie allein im Mondschein waren, und beobachtete, wie er Die Wasserschlange schwimmt an die Oberfläche vollendete. Er hielt abwartend inne.

»Trainierst du immer mitten in der Nacht?«, fragte sie.

»Oft. Ich schlafe nicht besonders gut. Das hier ist ein prima Ersatz.«

»Ich auch nicht. Vielleicht sollte ich es mal versuchen.« Sie sah ihn an, ihre Augen waren gehetzt wirkende dunkle Teiche im Mondlicht. »Es tut mir leid, dass ich die Klappe so weit aufgerissen habe«, sagte sie. »Ich wollte nicht, dass du sauer wirst.«

»Ich war nicht sauer.«

»Und ob du das warst! Stinksauer. Alter Lügner.«

»Ich werde nicht wieder mit dir streiten, also fang gar nicht erst an.«

Margot senkte den Blick. »Ich tue es schon wieder«, murmelte sie. »Ich scheine nicht aufhören zu können, dich zu ärgern. Es ist wie ein innerer Zwang.«

»Was für eine Ehre«, spottete er.

Sie ließ ein kurzes, niedliches Lachen hören, auf das eine beklommene Stille folgte.

Er schwieg beharrlich, bis er es nicht mehr ertrug. »Willst du etwas von mir?«

Er bereute seine Worte sofort. Sie waren eine Einladung zur Intimität. Das Letzte, womit er zu diesem Zeitpunkt umgehen konnte.

Margot trat näher. »Gestern Abend, als ich in dein Dojo kam und sah, wie du Kung-Fu trainiert hast …«

»Ja?«, hakte er ein paar nervenaufreibende Sekunden später nach.

»Du warst so unglaublich«, flüsterte sie. »Als wärst du meinen wildesten Fantasien entsprungen. Du kamst mir fast irreal vor.«

Er hatte keinen Schimmer, was er darauf sagen sollte. Sein Gesicht brannte. Kaum zu glauben, dass er tatsächlich genug Blut besaß, dass es ihm auch noch in den Kopf steigen konnte, während seine Lenden schon wie verrückt pochten. Er war dankbar für das kaschierende Halbdunkel.

»Äh, danke.«

Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper. »Du warst so sexy, dass ich meine Sorgen vergaß und mir vorstellte, dass …«

»Ja?« Sein Herz wummerte wieder in hartem Stakkato. »Hör um Himmels willen auf, mich auf die Folter zu spannen. Spuck es einfach aus!«

»Dass ich eine Kampfsportlerin wäre, wie dieses Mädchen aus Matrix. Trinity. In einem hautengen schwarzen Lederanzug.« Ihre Stimme war verträumt und hypnotisch. »Ich würde mich auf dich stürzen und dich zu Boden ringen, meinem Verlangen gleich dort auf der Matte nachgeben.«

»Oh … wow!«

Sie ließ ein selbstironisches Lachen hören. »Aber ich bin keine Kung-Fu-Kämpferin. So viel zu dieser Fantasie.«

»Du verfügst über andere Geheimwaffen.«

»Meinst du?« Sie kam näher und streichelte seine nackte Brust. Ihre Hand glitt zu seinem Bauch und verharrte dort, unsicher, ob sie willkommen sein würde.

Er umfasste sie und zog sie tiefer, dann schob er seine Trainingshose nach unten und schloss ihre kühlen Finger um seinen Schwanz. »Wenn du solche Sachen sagst, könntest du mich mit einer Feder umstoßen.«

»Wirklich?« Ihre Stimme war weich vor Staunen.

»Versuch es«, forderte er sie heraus. »Mach schon. Greif an! Zeig, was du kannst!«

Ihr Lächeln im Mondschein war rätselhaft schön. »Okay«, flüsterte sie. »Stell dir vor, mein Finger wäre eine Feder.«

Ihre starke, schlanke Hand lag um seinen Penis und liebkoste ihn mit kühnen, sinnlichen Bewegungen, die in seinem Körper ein Feuer peinigender Lust entfachten. Mit der Zeigefingerspitze ihrer anderen Hand zeichnete sie ein zartes, filigranes Muster auf seine Brust. Ihre Berührung war so leicht, dass sie kaum sein Brusthaar streifte, sanft wie ein Windhauch, trotzdem richteten sich seine Nippel auf, und seine Atmung wurde zu einem rauen, hörbaren Stöhnen.

»Nur die Spitze einer Feder«, raunte sie, als sie mit dem Zeigefinger über seine Schulter, seinen Hals, sein Gesicht strich. Ihre andere Hand kreiste um seine Erektion und rieb sie sanft.

Davy hielt diese Federfolter nicht eine Sekunde länger aus. Er nahm ihre Hand von seinem Glied und ließ sich auf die Tatami-Matte sinken. Dabei zog er sie mit sich nach unten, sodass sie mit einem überraschten Keuchen auf ihm zum Liegen kam. »Davy? Was tust du …«

»Du hast mich umgestoßen«, erklärte er. »Mit deiner Feder. Ich bin dir hilflos ausgeliefert.« Er positionierte sie so, dass sie in Reiterstellung auf ihm saß. »Du magst das, stimmt’s? Die Kontrolle zu haben, zu bestimmen? Dann fühlst du dich wohl.«

Sie versteifte sich. »Das musst gerade du sagen! Du fühlst dich dann doch ebenso wohl, nur dass du circa fünfzehn Zentimeter größer und fünfzig Kilo schwerer bist als ich. Ich bin nicht die Einzige hier, die Angst davor hat …«

»Sei nicht wütend«, beschwichtigte er sie. »Ich kann nichts dafür, dass ich größer bin. Abgesehen davon gebe ich mein Bestes. Du hast gewonnen. Ich liege flach auf dem Rücken, deiner Gnade ausgeliefert. Was verlangst du noch von mir?«

Margot streichelte mit den Fingerspitzen über seine Brust. »Ich bin nicht sicher«, murmelte sie. »Das Allermindeste wäre dein Versprechen, dass wir uns abwechseln, wer bestimmen darf. Auf diese Weise wird keiner von uns überheblich.«

»Einverstanden«, stimmte er widerspruchslos zu. »Alles, was du willst. Du bist der Boss.«

»Übertreib es nicht, sonst wirst du es noch verderben.«

»Gott, nein!« Er tat lammfromm. »Nur das nicht.«

Margot blinzelte ihn mit gespieltem Zorn an, während sie in ihre Tasche fasste und ein Kondom herauszog. Sie streifte sich den Bademantel von den Schultern und ließ ihn hinter sich auf seine Schenkel fallen.

Er konnte nicht fassen, wie schön sie war, ganz gleich, wie oft seine Augen sich an ihrem nackten Körper weideten. Sie war kurvig, sehnig und saftig, und das alles auf einmal. Mit einer dramatischen Geste riss sie das Kondom auf, stemmte sich auf die Knie und machte aus dem Überziehen ein gemächliches, sinnliches Ritual.

»Du bist wunderschön im Mondlicht, Davy«, sagte sie sanft.

Er war überrascht und verlegen. »Tja … du bist immer schön«, stammelte er unbeholfen.

Wieder blitzte ihr süßes, sorgloses Lächeln auf. Sie brachte seinen Schwanz in Position und führte ihn zwischen ihren feuchten, samtigen Schamlippen ein, dann bog sie den Rücken durch und ließ sich auf ihn sinken.

Ein heiseres Stöhnen entfuhr ihm. »Gott, bist du eng! Das ist unglaublich.«

»Ich denke, du bist der unglaubliche Teil in dieser besonderen Gleichung«, erwiderte sie mit lachender Stimme.

Sie ritt ihn, anfangs langsam und tief. Sie massierte seinen Schaft mit ihren engen, gierigen kleinen Muskeln, bevor sie das Tempo allmählich erhöhte. Sie reizte ihn mit ihren Händen, ihren Augen und ihren wild zuckenden Hüften. Er bäumte sich unter ihr auf, kam ihr hungrig entgegen und schenkte ihr alles, was sie brauchte. Die Eroberung, die Lust, den Sieg, einfach alles.

Im Schein des Mondes kapitulierte er vor Margots leidenschaftlicher Glut. Hilflos und vor Erregung bebend, lag er unter ihr auf dem Boden. Ihr Diener und zufrieden, ihr dienen zu dürfen. Ihr schwitzender, winselnder Sexsklave.

Sie tanzte über ihm, ihr Körper eine Silhouette von Licht und Schatten, die sich auf- und abbewegte. Es war reines Glück, dass er es schaffte, auf sie zu warten. Er spürte, wie sich ihr Höhepunkt ankündigte, und zog sie zu sich nach unten, als sich seine eigenen Schleusen öffneten.

Davy warf den Kopf zurück und stieß einen rauen Schrei aus, den er durch den Sturm, der in ihm tobte, kaum hören konnte. Sein Schutzschild brach auf. Licht strömte in seinen Körper. Gnadenlose Ekstase wütete in ihm, vernichtete ihn.

Als er die Augen aufschlug, kitzelten Margots weiche Haare sein Gesicht. Sie küsste seine Wangen, seine Lider. Das war der Moment, als er es fühlte. Die heiße Nässe. Oh nein! Das war nicht er selbst. Fast panisch versteifte er sich und hielt ganz still, als sie seine Tränen wegküsste.

Sie legte ihre feuchten, salzigen Lippen auf seine und küsste ihn wieder und wieder mit süßer Zärtlichkeit, die ihn von Neuem zu zerreißen drohte.

»Danke«, wisperte sie.

Er schüttelte den Kopf, schluckte hart. »Ich muss das hier weg…«

»Lass mich das machen. Du bleibst, wo du bist. Ganz entspannt.« Sie streifte ihm das Kondom ab und stand auf. Ihre nackte Silhouette zeichnete sich kurz gegen das Wohnzimmerlicht in der Tür ab.

Davy blieb reglos liegen, zu schwach und voller Staunen, um sich zu bewegen. Er hatte keine Worte für das, was gerade passiert war, keine Vergleichswerte. Margot kam bald zurück, legte sich neben ihn und kuschelte sich an seine Schulterbeuge. Sie zog den Bademantel nach oben und legte ihn über seine Brust.

»Schlaf jetzt«, murmelte sie, als wäre er ein Baby.

Er betrachtete ihre schmale Hand auf seiner Brust, ihre weichen Lippen an seiner Schulter. Er wollte ihr sagen, dass er nicht wie ein verängstigtes Kind getröstet werden müsse, dass mit ihm alles in Ordnung sei, aber die Worte wollten ihm einfach nicht über die Lippen kommen. Ihre Hände, ihr Gesicht, ihre sanfte Stimme waren Balsam für einen Urschmerz, dem er noch nicht mal einen Namen geben wollte.

Er genoss es. Konnte nicht genug davon bekommen.

Er gab sich Margots Zärtlichkeiten hin und blickte stumm zum Mond hinauf, bis dieser zu einem formlosen, wässrigen Lichtklecks verschwamm.