Ratlos
Seit 48 Stunden drehte sich alles um den neuen Fall und die Suche nach dem Mörder von Lukas Brennwald. Alle Hebel hatten sie mit höchster Dringlichkeitsstufe in Bewegung gesetzt. Sie hatten die Abklärung nach weiteren Knochenfunden in der gesamten Schweiz in Auftrag gegeben; Aemisegger hatte ein längeres Telefonat mit der Schwester von Lukas Brennwald geführt. Ihre Erschütterung wie ihre Ratlosigkeit waren gross. Als nächstes tippte Aemisegger die Nummer von Tobias Frieden ein. Er erhoffte sich viel von dem Gespräch mit dem ehemaligen Mitbewohner des Opfers. Immerhin hatten ihn der aktuelle Mitbewohner Remo Iseli sowie dessen Nachbar Reinwarth erwähnt – wenn auch nur beiläufig. Frieden war eine Spur; allerdings leider auch die einzige, die sie hatten.
Das Telefonat mit Tobias Frieden war um einiges schneller beendet als geplant. Frieden erklärte Aemisegger, dass er das Wenige, was er dazu sagen könne, bereits im Zusammenhang mit der Vermisstenanzeige zu Protokoll gegeben hätte. Natürlich hatte Aemisegger das Protokoll gelesen. Doch insgeheim erhoffte er sich einen entscheidenden Hinweis auf das Verbrechen. Frieden erklärte ihm, dass er selbst täglich im Fitnesscenter trainiere. Sein Kumpel Lukas sei in unregelmässigen Abständen ins Training gekommen. Geplant gewesen sei ein gemeinsames Training am Tag, an dem dann eben Lukas verschwunden war. Mehrmals hätte Frieden versucht, Lukas Brennwald telefonisch zu erreichen, doch es sei ihm nicht gelungen. Am übernächsten Tag nach dem nicht zustande gekommenen Treffen sei dann das Handy von Lukas ausgeschaltet gewesen. Das war alles. Mehr wusste er nicht.
So sehr sich die Kommissare Aemisegger und Köppel auch bemühten, sie kamen keinen Millimeter weiter. Sie hatten nicht den leisesten Anhaltspunkt und ihre Bemühungen führten direkt ins Nichts. Es lag nicht am Druck von aussen, das Verbrechen aufzuklären. Vielmehr nagte eine innere Verzweiflung an ihnen. Auch wenn sie nicht darüber sprachen, sie wussten beide, dass der Täter erneut zuschlagen würde, wenn sie ihm nicht schleunigst auf die Spur kommen würden.