29

Als ich aufwachte, hockte Malachi auf dem Stuhl an meinem Feldbett, sein Kopf lag neben meinem. Es sah unglaublich unbequem aus, aber er schlief.

Eine Weile sah ich ihn nur an. Mir fiel ein, wie er bewusstlos gewesen war und ich mich danach gesehnt hatte, dass er aufwachte. Jetzt wollte ich, dass er schlief. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen, unter dem Halbrund seiner schwarzen Wimpern. Wahrscheinlich hatte er keine Nacht vernünftig geschlafen, seit ich in sein Leben getreten war. Seine Wangenknochen traten stärker hervor und obwohl seine Wangen eine gesunde Farbe hatten, waren sie jetzt eingefallen im Vergleich zu unserer ersten Begegnung. Ich fragte mich, ob er wohl abgenommen hatte. Ob sein Körper ihm sagte, dass es an der Zeit war, die Stadt zu verlassen. Ob er allmählich seine Kraft verlor. Mir war er immer unzerstörbar erschienen, aber als ich ihn so schlafen sah, erkannte ich, dass er nur ein Mensch war, genau wie ich.

Ich fuhr mit den Fingern durch sein schwarzes Haar und küsste ihn auf die Nasenspitze.

Malachi schlug die Augen auf. »Du bist wach«, flüsterte er.

»Hast du sie gefunden?«

Er nickte. »Gerade noch rechtzeitig.«

Mir blieb fast das Herz stehen. »Was heißt ›rechtzeitig‹?«

Er setzte sich auf und sah mich mit diesem vorsichtigen Blick an, dessen Bedeutung ich inzwischen kannte. »Ich hab sie auf dem Dach eines Hochhauses ein paar Blocks von hier gefunden. Es war das Naheliegende.«

Unbeholfen setzte ich mich auf. »Heißt das womöglich, sie wollte es noch mal versuchen? Willst du das etwa behaupten?«

Zögernd nickte er.

Meine Freundin hatte sich umgebracht. Ich war durch die Hölle gegangen, um sie zu retten. Hatte jemanden getötet, war beinah selbst ums Leben gekommen. Ein sehr guter Mensch war bei der Rettungsaktion gestorben. Und nach all dem versuchte meine Freundin noch einmal, sich umzubringen.

Ich fuchtelte in der Luft herum wie ein Idiot. »Das fasse ich nicht! Welche Schraube ist eigentlich bei ihr locker? Ich begreife nicht, wie sie das tun kann. Ihretwegen bin ich hier. Alles hab ich für sie getan und sie ist vor mir weggelaufen.

Und du«, kreischte ich und deutete auf Malachi, der regungslos dasaß, während ich durchdrehte, »du hast mir gesagt, es ginge ihr besser. Warum hast du das gesagt?«

Er richtete sich auf. »Weil es ihr tatsächlich besser geht. Sie ist nur noch nicht gesund. Das würde viel länger dauern.«

»Wie soll es denn bitte jemandem, der akut selbstmordgefährdet ist, besser gehen?«

»Weil Depressive manchmal etwas Dummes anstellen, wenn sie mehr Energie haben. Es ging ihr besser und sie hatte mehr Energie.«

»Das leuchtet nicht ein.«

»Doch.«

»Wie kannst du sie auch noch verteidigen?«, brüllte ich.

Abrupt stand er auf und sein Stuhl fiel krachend um, was mich für einen Moment verstummen ließ. »Weil ich war wie sie! Ich verstehe sie. Du verstehst sie nicht«, brummte er. »Du hast es vergessen. Du bist jetzt viel stärker, hast es weit hinter dir gelassen. Erinnere dich doch mal, Lela, was dich an diesem Abend so weit getrieben hat, dich umbringen zu wollen. Manche Menschen können einfach nicht mehr kämpfen. Sie wollen fliehen. Sie sind noch nicht so weit, sind nicht imstande, mit dem umzugehen, was vor ihnen liegt. Manchmal haben sie niemanden, der ihnen hilft. Und sie wissen nicht, wie man um Hilfe bittet. Und dann haben sie das Gefühl, sie hätten keine andere Wahl, als Schluss zu machen. Keinen anderen Ausweg. Manchmal ist es unmöglich, dahinter noch eine Zukunft zu sehen.«

Mit einem Mal sah er nicht mehr wütend, sondern ängstlich aus – als wüsste er, dass ich ihn nach diesem Gespräch mit anderen Augen sehen würde. Einen Moment sah er zu Boden, dann holte er tief Luft und schaute mich an. »Nadia ist nicht so weit, dass sie vor den Richter treten könnte. In ihrem Zustand wird sie niemals aus der Stadt entlassen.«

Nein. Nein. Hör auf zu sagen, was ich schon weiß.

»Sie kann hier bleiben«, fuhr er fort. »Wir besorgen jemanden, der auf sie aufpasst, bis sie so weit …«

»Du täuscht dich«, schluchzte ich. »Du hast doch gesehen, wie sie leidet. Sie kann nicht hier bleiben. Sie verdient Gnade. Sie verdient es rauszukommen.«

Er sah mich mit großen Augen an und schüttelte den Kopf. Dann trat er wieder an das Feldbett und setzte sich neben mich. »Du redest von Gnade, als hätte Nadia ein Recht darauf. Als hätte sie es mit ihrem Leiden verdient. Aber so funktioniert das nicht.«

Ich stieß die Hand weg, die er nach mir ausstreckte. »Wenn jemand Gnade verdient hat, dann sie. Sie ist ein guter Mensch, Malachi, der beste. Sie ist lieb. Freundlich. Sie hat nie etwas Böses getan!«

Er beugte sich vor, bis sein Gesicht ganz nah an meinem war. Sein Blick war todernst. »Dann sag mir«, begann er und betonte jedes Wort mit seinem harten, präzisen Akzent, »wann in deinem Leben hast du Gnade erlebt? Hat dein Pflegevater vielleicht Gnade gekannt? Oder die Leute im Jugendgefängnis? Und was ist mit mir? Mit meiner Familie? Mit meinem Volk? Hätten wir nicht auch Gnade verdient?«

Er lachte verbittert. »Auf Gnade hat man kein Recht. Gnade ist ein Geschenk, das man einander macht. Man kann sie nicht verdienen. Du kannst nicht behaupten, Nadia hätte mehr Recht darauf als die Millionen anderer Seelen, die hier wohnen.«

Er wandte den Blick ab, schaute auf die Gaslampe neben meinem Bett. »Als ich herkam, war ich wohl wie Nadia. Keine Ahnung, wie lange ich hier war, bevor ich die Kurve gekriegt habe. Meine Erinnerungen an die Zeit sind ziemlich verschwommen. Aber als ich klarer im Kopf wurde, hat mich der Zorn gepackt. Ein unglaublicher Zorn. Nach allem, was ich durchgemacht, was ich durchlitten hatte, wie konnte ich da in so einer Hölle landen? Mein einziges Verbrechen war die Flucht.«

Als ich sein Gesicht sah, so traurig und hilflos, war meine Wut sofort verflogen. Ich legte die Hand auf seinen Arm.

Seufzend starrte er die Lampe an.

»Wie alt warst du?«

»Fast neunzehn.«

»Wo warst du?«

»Auschwitz«, flüsterte er.

»Wie hast du es getan?«

Er holte Atem. »Elektrozaun. Der umgab das Lager, hielt uns drinnen fest und bot für einige den einzig möglichen Fluchtweg.«

O mein Gott. Ich rückte näher und nahm ihn in die Arme, und wie immer lehnte er sich gegen mich. Es tat so weh, mir vorzustellen, dass er das getan hatte, aber ich wollte es trotzdem verstehen. »Warum?«

»Ich war noch nicht lange dort gewesen. Ich war krank. Wir waren alle krank. Die Zugfahrt zum KZ hatte meinen Vater umgebracht. Er war vorher schon so schwach gewesen. Und meine Mutter, sie … Man hat sie weggebracht, sobald wir ins Lager kamen, mit den älteren Leuten und den kleinen Kindern. Aber ich hatte Heshel. Wir waren zusammen und er war stark. Er meinte, wir könnten überleben. Wir würden arbeiten, essen, was sie uns gaben, uns anpassen und leben, und wenn wir rauskamen, würden wir nach Palästina gehen. Das war ein Traum – einer, den wir hätten wahr machen können, wenn wir rechtzeitig aus Bratislava weggekommen wären. Imi, der Freund meines Bruders – der hat es geschafft. Aber meine Familie ist geblieben, während sich die Schlinge immer enger zusammenzog.«

Malachi wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht und schloss die Augen. »Heshel war so unerschütterlich. Unentwegt hat er mir Mut gemacht, den anderen auch. Er wäre ein großartiger Anführer gewesen. Dafür war er geschaffen.«

Mein Herz klopfte wie verrückt und ich spürte, wie Malachis Muskeln sich immer mehr anspannten.

»Eines Morgens mussten wir zum Appell antreten und die Aufseher waren wütend, weil jemand etwas gestohlen hatte. Was es war, weiß ich nicht mehr. Sie beschlossen, ein Exempel zu statuieren. Also begannen sie willkürlich Leute zu erschießen, nur um Terror zu machen und zu zeigen, dass sie die Stärkeren waren. Ich wankte, fühlte mich krank und schwach und mir war klar, dass sie mich aussuchen würden. Heshel sah das auch so, also hat er, er hat …«

Malachi verstummte und rang nach Luft. Ich machte die Augen zu und atmete mit ihm. »Er sorgte für Unruhe, hustete und würgte, damit lenkte er sie ab, zog Aufmerksamkeit auf sich. Und sie …«

Es dauerte eine Weile, bis er wieder sprach, und ich hielt ihn fest. Seine Augen waren trocken, aber man sah ihm an, wie schlimm es war, diese Erinnerungen heraufzubeschwören.

»Danach konnte ich mir nicht vorstellen, weiterzumachen. Dass ich sterben würde, schien sowieso unausweichlich. Wir alle würden sterben, das war mir klar. Ich war wütend. So hätte ich nicht enden sollen. Ich war stark. Genau wie mein Bruder. Wir hatten eine gute Schule besucht und wir hatten Geld. Brave Jungs waren wir außerdem. Aber jetzt waren wir hier, wurden abgeschlachtet wie Vieh. Einen Ausweg sah ich nicht und ohne meinen Bruder hatte ich keine Kraft mehr zum Leben. Zwei Tage nach dem Mord an Heshel warf ich mich in den Zaun.« Er lachte traurig. »Ich dachte, ich würde ihn wiedersehen, er würde auf mich warten in Olam Haba, der kommenden Welt.«

Abrupt stand er auf und begann, auf und ab zu gehen. »Als ich hier aufwachte, war ich entsetzt. Offensichtlich war das nicht Olam Haba. Wo befand ich mich? Scheol? Gehenna? Ein Ort für die Sünder? Aber ich hatte nichts Böses getan! Warum war ich nicht an einem schönen Ort? Ich war außer mir, weil meine naiven Erwartungen enttäuscht worden waren. Da stand ich, wach, bewusst, genau wie Nadia jetzt. Ich hatte mehr Kraft, aber gesund war ich nicht. Der einzige Unterschied zwischen uns besteht darin, dass sie selbstmordgefährdet ist, während ich gemeingefährlich war. Also verrate ich dir jetzt, welche Dummheit ich beging: Ich habe das Allerheiligste gestürmt.«

Mir fiel die Kinnlade runter. »Du hast … was getan?«

»Das Allerheiligste ist kaum zu verfehlen. Ich fragte einen Wächter, wo es ist. Er hat mir vom Richter erzählt. Also beschloss ich, vor den Richter zu treten und mein Recht einzufordern. Ich wollte raus, zu meinem Bruder. An den Ort, den ich nach all meinen Leiden verdient hatte.« Er hob den umgekippten Stuhl auf, stellte ihn neben das Feldbett und umklammerte die Lehne. »Als ich hineingehen wollte, stellte sich mir ein Wächter in den Weg. Ich legte ihn um und trat ein. Drei Wächter schaltete ich aus, ehe sie mich aufhalten konnten, und da war ich bereits im Gerichtssaal und lief den Mittelgang entlang.«

»Hast du mit dem Richter gesprochen?«

Er zog eine Grimasse. »Ja, der Richter hat mich erwartet. Er gratulierte mir dazu, dass ich an den Wächtern vorbeigekommen war. Dann fragte er mich, ob ich bereit sei, seinen Beschluss zu hören. Klar war ich das – ich rechnete mit meiner Freilassung! Wer konnte meine Geschichte anhören und keine Gnade zeigen?«

Ich lächelte ihn traurig an. »Der Richter, nehme ich an?«

Malachi nickte. »Er verurteilte mich zum Dienst. Dazu hat er mich verurteilt.« Er zeigte auf die Wände, auf seinen Körper.

»Für wie lange?«

»Bis ich bereit bin zu gehen. Bei Ana war es dasselbe. Bei Takeshi auch. Wir alle wurden verurteilt, die Wächter dieser Stadt zu führen – jahrzehnte-, womöglich jahrhundertelang, vielleicht sogar bis nach dem Tod, denn wir alle waren stark genug, uns bis zum Gerichtssaal durchzukämpfen, und dumm genug zu glauben, wir würden auf freien Fuß gesetzt, sobald wir dort wären.«

Die Gedanken, die ich unterdrückte, seit Nadia weggelaufen war, drängten an die Oberfläche. Malachi ließ mich nicht aus den Augen. »Lela, nimm das nicht auf die leichte Schulter. Es könnte böse Folgen für Nadia haben, wenn du sie in ihrem derzeitigen Geisteszustand vor den Richter schickst.«

Als er das sagte, fand in meinem Hirn eine Art Vulkanausbruch statt.

Er hatte recht. Vollkommen recht.

Jetzt hatte er ausgesprochen, was ich eigentlich schon wusste, aber nicht zugeben wollte. Es gab keinen Weg drum rum. Nadia musste aus der Stadt raus, nur so konnte es ihr besser gehen, davon war ich überzeugt. Aber wenn ich sie rausholen wollte, konnte ich sie nicht einfach vor den Richter schicken und das Beste hoffen. Da musste ich mich schon mehr anstrengen. Und zwar bald, weil ich nicht mehr lange hier sein würde.

Malachi setzte sich auf das Feldbett und nahm meine Hand. Diesmal wehrte ich mich nicht, ich war wie betäubt, fassungslos, traurig. Dann sah er mich mit diesen unglaublich hoffnungsvollen, verletzlichen Augen an und ich hätte beinah laut aufgestöhnt, weil es mir das Herz brach.

»Ich werde bald wieder vor den Richter treten«, sagte er leise. »Ich glaube, ich bin so weit. Und … ich dachte, vielleicht … ich hab mich gefragt, ob …«

Rasch drückte ich ihm einen Kuss auf die Lippen, weil ich es nicht ertrug, die Worte zu hören, die er aussprechen wollte. Niemals hätte ich nein sagen können, wenn er tatsächlich fragte. Er würde die Stadt verlassen. Und er wollte, dass ich mitkam. Er wollte mit mir zusammen sein. Was da draußen war, wollte er mit mir erforschen. Aber ich musste Nadia vor den Richter bringen. Ich würde mich für sie als Opfer anbieten. Um Gnade würde ich flehen und selbst die Zeche zahlen. Das war die einzige Möglichkeit, Nadia zu retten.

Ich drückte ihn auf das Bett, gierte danach, seinen Körper zu spüren, wünschte mir, dass er mich von meinem Kummer, meinem gebrochenen Herzen ablenkte. Wie immer hatte Ana recht gehabt – ich kapierte den Unterschied zwischen wollen und brauchen nicht. Ich wollte Nadia gesund machen, ihr Ritter in der glänzenden Rüstung sein, ihre Ritterin sozusagen.

Was ich aber brauchte, war Malachi, mit ihm zusammen sein, zulassen, dass er mich beschützte und mir vertraut war, und dasselbe für ihn tun.

Aber es war zu spät. Ich hatte mich schon meinem Plan verschrieben. Meine Entscheidung hatte festgestanden, noch bevor ich Malachi begegnet war. Die einzige Freundin, die ich je gehabt hatte, würde ich kein zweites Mal im Stich lassen. Und das hieß, ich musste Malachi im Stich lassen.

Beinah hätte ich wieder angefangen zu weinen, aber stattdessen öffnete ich die Lippen zu einem langen Kuss und ließ mich von dieser Empfindung mitreißen. Er griff in mein Haar und stöhnte. »Ich glaub, ich hab dir noch nie gesagt, wie sehr ich deine Haare mag«, flüsterte er.

Ich musste lachen. »Ist das dein Ernst? Die sind doch nur ein unkontrollierbares Durcheinander.«

»Sie sind wild, wie du. Sie wehren sich, wie du.« Er lachte leise. »Wie du lassen sie sich nicht aufhalten.«

Eine Weile lagen wir nur aneinandergeschmiegt da und kicherten, während er meine Locken wie einen Vorhang vor unsere Gesichter zog. Es war wie ein kleines Klubhaus. Nur für Mitglieder.

»Verspürst du hier drin den Drang, mir Geheimnisse zu erzählen?«, fragte ich scherzhaft und blinzelte die Tränen weg.

»Weißt du was?«, sagte er und sah mit diesem umwerfenden Lächeln zu mir auf. »Ganz klar. Hier ist eines: Wenn ich dich an dem Abend, als wir uns begegnet sind, nicht in diese Zelle gesperrt hätte, dann hätte ich dich auf der Stelle geküsst. Ich hätte nicht mehr aufgehört, dich zu küssen. Hättest du drum gebeten, hätte ich dir wahrscheinlich den Schlüssel gegeben und zugelassen, dass du mir eins über die Birne gibst. Das wäre mir die Chance, dich zu küssen, wert gewesen.«

»Warum hast du mich dann eingesperrt?«

»Weil mir klar war, dass du es eigentlich nicht wolltest. Ich hab gesehen, wie verängstigt du warst. Und da ist mir aufgegangen, wie sehr ich mir wünschte, dass du etwas anderes für mich empfindest.«

Du hast ja keine Ahnung, was ich jetzt für dich empfinde. Und wie elend mir deswegen zumute ist.

Ich knabberte an seinem Kinn, er schnappte nach Luft und zog mich enger an sich. Dann fuhr ich mit der Zunge über seinen Hals und er stöhnte. Er gehörte mir. Nein sagen würde er nicht. »Malachi. Bleib heute Nacht bei mir.«

Er reagierte nicht. Und zwar so lange, dass ich anfing, nervös zu werden. Aber dann sagte er: »Bist du sicher? Ich dachte …«

»Genau das will ich. Bitte, bleib bei mir.« Weil ich morgen, wenn du auf Patrouille bist, zum Allerheiligsten gehe. Dann werde ich jahrelang hier festsitzen, während du endlich rauskommst.

Malachi ließ seine Hände über meinen Körper gleiten und hielt mich fest, während ich ihn atemlos küsste, immerfort küsste. Jede Kontrolle war weg und ich war eigentlich nicht so weit, ihn noch näher an mich heranzulassen. Ich brauchte mehr Zeit, um mich an die Idee zu gewöhnen, dass mich ein anderer Mensch so berührte. Aber Zeit hatte ich am allerwenigsten.

Sein Herz pochte an meiner Brust. Er sah aus, als würde er sich gegen etwas wappnen. »Lela … du bist das schönste, dickköpfigste, erstaunlichste, anstrengendste, stärkste Mädchen, das ich je getroffen habe.« Er holte tief Luft. »Ich …«

Rasch drückte ich ihm einen Kuss auf die Lippen. Was er sagen wollte, glaubte ich zu wissen, und wieder konnte ich es nicht zulassen. Ich durfte nicht zulassen, dass er es sagte und dann feststellte, dass ich fort war.

Stattdessen wollte ich diese letzte Erinnerung an ihn bewahren, denn sie war alles, was uns noch blieb.