12.Kapitel
Lilly
Zu behaupten dass ich noch etwas wacklig auf den Beinen bin, wäre die blanke Untertreibung, ich brauche eine halbe Ewigkeit um in den Palast zurückzukommen, weil ich mich weigere mich von Maurice tragen zu lassen. Aber ich habe das Gefühl dass es Rose gar nicht so unrecht ist, denn während Maurice und Lukas an meiner Seite bleiben, ist sie bereits vorausgeeilt, wohl um Eric seelisch auf das Kommende vorzubereiten.
Der steht, als wir die Zellen erreichen, allerdings wie ein leibhaftiger Racheengel vor der Tür. Er funkelt mich an und schnappt angriffslustig: „Ich schwöre dir, falls ihm etwas passiert dann ...“, Maurice stößt ein bedrohliches Fauchen aus und hat Eric schneller am Kragen gepackt als ich ihm mit den Augen folgen kann. Nur einen Herzschlag später ist Lukas mit gezogenem Dolch an seiner Seite und mustert Eric als ob er ihn auf der Stelle abstechen wollen würde. „Droh ihr nicht“, knurrt Maurice. „Maurice, lass ihn los“, fordert Rose, die nun, wohl von dem Krach angelockt in der Tür erscheint, auch sie hat die Fangzähne gebleckt. Mir kommt in den Sinn wie praktisch dieses Talent die Fangzähne ein und auszufahren bei ihrer Tarnung sein muss, aber ich schiebe den Gedanken schnell zur Seite und stürze, oder besser gesagt taumle nach vorne und sage rasch: „Bitte hört alle auf. Eric ich würde das nicht vorschlagen, wenn es einen anderen Weg geben würde. Ich werde dich nicht anlügen, es könnte seinen Wahnsinn noch verschlimmern, aber ich könnte mich genauso gut in seinem Geist verlieren, ich gehe dasselbe Risiko ein. Das würde ich wohl kaum tun, wenn es nicht absolut nötig wäre.“ Der wütende Blick seiner dunklen Augen trifft mich, ich erwidere ihn ruhig, bis seiner schmerzlich wird, er würgt hervor: „Es ist nicht fair, er wollte immer nur allen helfen, er hat all das nicht verdient.“ „Ich weiß“, erwidere ich sanft. „Lass ihn jetzt bitte los“, sage ich leise zu Maurice. Der fletscht zwar noch mal warnend die Zähne tut dann aber was ich will.
Ich lasse sie stehen und schiebe mich an Rose vorbei ins Zimmer. Jacob hat offenbar wieder eine der lethargischen Phasen, der Vampir, der auf der Liege festgebunden ist, starrt ins Leere und murmelt immer wieder: „So kalt, mir ist so kalt.“ Armer Kerl, niemand hat so etwas verdient. Ich trete zum Kopfende der Liege und mustere ihn. Bei unserem ersten Treffen hatte er mich angegriffen, weil er mich offenbar für eine Andere gehalten hatte, nun scheint er mich gar nicht wahrzunehmen. Sanft lege ich die Hände an seine Schläfen, er erzittert kurz, wird dann aber sofort wieder völlig schlaff. Ich kann keine Gedanken lesen, aber unsere Aura besteht zu einem großen Teil aus unseren Gefühlen, da sie uns formen, und manchmal, wenn Ereignisse besonderen Eindruck auf jemand gemacht haben, kann ich Fragmente von denen ebenfalls dort finden. Wenn ich ihn so ansehe graut mir vor dem Kontakt aber ich überwinde mich und suche nach der richtigen Stelle, um in seine Aura einzutauchen. Für gewöhnlich mache ich das nur bei Hexen um etwas über ihre Magie herauszufinden, und Jacob hat keinen Funken eigene Magie, aber er ist durchtränkt mit der Schattenmagie aus der Höhle. Sie klammert sich um seinen Geist, hat sich so fest in seiner Aura verkrallt, dass er sie allein nie wieder loswerden wird. Mitleid steigt in mir auf, ich beschließe, falls wir das Ganze überstehen sollten, ihm eine Heilerin zu organisieren. Aber nun muss ich erst meine Aufgabe erfüllen. Auf der Suche nach Hexenmagie wühle ich mich durch seine befleckte Aura und je tiefer ich eintauche desto größer wird mein Grauen, kein Wunder dass er wahnsinnig ist. Er besteht vor allem aus Schmerz und Wut und dem Gefühl verraten worden zu sein. An einem besonders dunklen Punkt taucht ein Bild in meinem Kopf auf. Es ist Jacob, er ist bereits ein Vampir, vor ihm eine üppige Schönheit die ihm grinsend eröffnet, dass sie ihn als ihre rechte Hand ausgewählt hat. Sie verlangt, dass er einen gefesselten Menschen foltert, ich kann sein Grauen fühlen. Als ich vor dieser Erinnerung fliehe stolpere ich direkt in die nächste, Jacob, der blutüberströmt in einer Zelle eingesperrt ist, in ihm brennt der Hunger und wieder die Frau, diesmal hält sie ihm höhnisch einen Blutbeutel vor die Zelle, als er danach greifen will zieht sie ihn zurück. „Janet, ich werde dich töten“, brüllt er vor Wut. Ich zucke zusammen, jetzt weiß ich wer Janet ist, kein Wunder dass er von ihrem Tod besessen ist. So leid er mir tut, ich kann ihm nicht helfen und löse mich davon, ich gleite weiter und taste nach Hexenmagie, erst als ich mich von der dunklen Aura, seinem Wahnsinn und Schmerz schon völlig besudelt fühle ertaste ich sie. Er hat sie nicht bewusst wahrgenommen, aber ebenso wie die dunkle Aura ist auch ein Teil davon an seinem Wahnsinn haften geblieben, sein Geist ist so zersplittert, dass er alles wie ein Schwamm aufgesogen hat. Ich betrachte sie genau, um sie mir einzuprägen dann fliehe ich aus seinem Geist.
Als ich wieder in die Realität zurückkomme sehen mich vier Augenpaare gespannt und besorgt an. „Ich habe die Signatur, ich und Lukas brauchen einen ruhigen Raum um sie auszupendeln.“
Maurice
Nachdem wir das Krankenzimmer verlassen hatten, waren Lilly und Lukas von einem der Diener weggeführt worden. Mich hatte Rose mitgeschleift, nun beobachtet sie mich dabei wie ich unruhig auf und ablaufe. Bis es ihr offenbar reicht, sie stöhnt: „Maurice Herrgott noch mal, setzt dich endlich, was ist nur los mit dir?“ Ich stoppe, bleibe aber stehen, sanfter fragt sie noch mal: „Was ist los?“ Ich bin versucht ihr eine geknurrte Antwort hinzuwerfen, aber ein Teil von mir will die Angst loswerden, „ich fühle mich so nutzlos“, gebe ich zu. „Das ist doch Unsinn. Gut im Moment arbeiten vor allem Lilly und Lukas, aber spätestens wenn es zum Kampf kommt sind unsere Talente gefragt.“ „Das meine ich nicht.“ Sie sieht mich verwirrt an und ich erkläre: „Ich habe sie dort bei den Büchern beobachtet und jetzt bei Jacob. Sie liebt die Magie, und das ist ein Teil von ihr an dem ich niemals teilhaben kann. Was wenn sie irgendwann findet dass sie doch lieber mit jemand wie Lukas zusammen sein will?“ „Jetzt hör aber auf, ich könnte mich ja auch fragen ob Eric irgendwann lieber mit einem Menschen zusammen sein will.“ „Und tust du das nicht?“ Sie steht auf, kommt zu mir, ergreift sanft meine Hände und sagt dann: „Armer Maurice, du hattest so viele Frauen, aber von Liebe verstehst du nicht besonders viel. Du liebst sie so sehr, dass du bei ihr bleiben wirst, egal ob sie alt oder krank wird, nicht wahr?“ „Natürlich, aber was hat das damit ...“ „Es hat alles damit zu tun. Wenn du erwartest dass sie dir genug vertraut um sich an dich zu binden, dann musst du das auch tun. Zu lieben bedeutet sich verletzbar zu machen, aber es bedeutet auch völlig glücklich sein zu können.“ „Sie zu verlieren wird mich umbringen.“ „Es ist doch nicht gesagt dass das passieren wird.“ „Ach Rose begreif doch, sie wird sich nie in eine Vampirin verwandeln lassen, denn dafür ist sie viel zu gerne eine Hexe und das würde ich ihr damit nehmen. Denn die anderen Hexen würden sie dann nie mehr akzeptieren.“ „Dann brauchen wir für sie auch den Zauber Maurice, wie für Eric. Wenn das alles vorbei ist können wir ja gemeinsam danach suchen, Lilly findet ihn sicher schneller als ich.“ Dabei liegt in ihren Augen soviel Hoffnung, dass ich es nicht fertigbringe ihr die Wahrheit ins Gesicht zu sagen, aber ich kenne sie, es ist mehr als unwahrscheinlich dass wir diesen Zauber finden, oder dass sie ihn erlernen kann, nicht ehe es zu spät ist, denn das Leben von Menschen ist kurz. Aber soll einer von uns noch Hoffnung haben, ich lächle sie an und antworte sanft: „Ja der Zauber, daran hatte ich gar nicht gedacht.“
Zum Glück tauchen Lilly und Lukas in diesem Moment auf und verhindern somit eine weitere Diskussion bezüglich des Zaubers. Lilly teilt uns mit: „Wir konnten die richtige Hexe finden, sie ist in New York.“ „Wer ist es?“, frage ich angespannt und überschlage im Kopf schon meine Möglichkeiten Lilly zu unterstützen. Aber sie nimmt mir den Wind aus den Segeln, indem sie bedauernd sagt: „Das wissen wir noch nicht. Wir haben nur die Signatur gefunden. Sobald wir zurück sind können wir dort der Spur folgen und damit auch die Hexe oder den Hexer finden.“ „Wie GPS?“, fragt Rose verblüfft. Dabei weitet sie ihre Augen so erstaunt, dass kurz ein Schmunzeln auf Lillys Lippen erscheint, „ja wie magisches GPS“, stimmt sie ihr zu. „Na dann gebe ich Elias bescheid, er soll für die Abreise morgen Abend alles vorbereiten. Heute ist es schon zu spät, wir würden mitten am Tag ankommen.“
Da wir ohnehin zum Warten verdammt sind, habe ich mich mit Lilly in die Gemächer, die man uns zugewiesen hat, zurückgezogen. „Ich hatte heute Angst um dich, dort in der Höhle und dann bei Jacob“, gestehe ich ihr. In ihre wunderschönen grünen Augen tritt Kummer, „keine Sorge, wir schaffen das schon“, versuche ich sie zu beruhigen. Sie blickt zu mir hoch und sagt dann ernst: „Du solltest hier bleiben.“ „Was?“, keuche ich auf, und mein Herz krampft sich zusammen, „das ist nicht dein Ernst, du kannst da nicht allein hinfahren.“ „Lukas ist ja bei mir.“ Eifersucht explodiert wie ein flammender Ball in mir, ich fauche: „Ach ja, und wieso zur Hölle denkst du, dass dein Hexer dich besser schützen kann als ich?“ „Kann er gar nicht.“ „Wieso dann er, hast du ihn lieber in deiner Nähe als mich? Hast du mich schon satt? Warum er Lilly?“ „Weil ich von ihm keine Vision hatte, die zeigt wie er von Schatten verschlungen wird“, schreit sie mich wütend an. Jede hitzige Erwiderung entfällt mir auf der Stelle, als sie nun auch noch in Tränen ausbricht, sie schluchzt: „Ich liebe dich Maurice, ich will dich nicht verlieren.“ Ich komme mir wie der größte Idiot vor, Rose hat recht, ich verstehe gar nichts von Liebe. Ich wische ihr zärtlich die Tränen weg und sage heiser: „Ich liebe dich auch und genau deshalb kann ich nicht hierbleiben.“ „Aber die Vision ...“, „Hat nicht gezeigt dass ich dort sterbe. Und selbst wenn, du könntest auch sterben, und das Lilly werde ich niemals zulassen. Vielleicht sterben wir dort beide, aber wenn es so kommen sollte, habe ich dich zumindest bis zum letzten Moment verteidigt.“ Sie schluchzt jetzt erst recht, ich ziehe sie an mich und wiege sie sanft. Als sie sich schließlich endlich beruhigt hat, murmelt sie leise in mein Hemd: „Das könnte unsere letzte gemeinsame Nacht sein.“ „Ich bete dass sie es nicht ist, aber es könnte sein“, gebe ich zu. Sie drückt sich ein Stück von mir weg und sieht mir ernst in die Augen, als sie sagt: „Dann sollten wir sie auskosten, als ob es die Letzte wäre.“ „Meinst du ...“, sie unterbricht mich indem sie sich an mich schmiegt, mich küsst und beginnt sich an mir zu reiben. Ich umschlinge sie und lasse meine Zunge in ihren Mund gleiten, liebkose sie, während meine Hände sich ihren Rücken abwärts bis zu ihrem Po schieben. Als ich sie hochhebe, ohne den Kuss zu unterbrechen, schlingt sie die Beine um mich und ich trage sie zum Bett. Dort lasse ich mich rücklings aufs Bett fallen, sodass sie auf mir zum Sitzen kommt. Sie löst sich von mir, öffnet meine Knöpfe und küsst sich meine nackte Brust nach unten. Als sie meinen Hosenbund erreicht, fasse ich nach ihren Hüften und drehe uns, bis sie unten liegt. Sie japst erschrocken, was aber schnell zu einem lustvollen Stöhnen wird, als ich ihr Shirt hochschiebe und meine Lippen auf ihre Brustknospen senke. Ich lecke zuerst die eine dann die andere, bis sie sich vor Lust windet, dann gleite ich nach unten und schiebe ihren Rock hoch. Als ich ihr den Slip abstreife ist sie bereits feucht. „Maurice bitte“, bettelt sie. „Noch nicht“, wehre ich ab und schiebe meinen Kopf zwischen ihre Beine. Erst als sie fast soweit ist lasse ich von ihr ab und streife meine Hose ab. „Ich war noch nicht dran“, neckt sie mich. „Nicht heute“, stöhne ich, „aber wenn es kein nächstes Mal mehr gibt“, wirft sie bang ein. „Dann müssen wir eben dafür sorgen dass es eines gibt“, schnurre ich sinnlich. Ehe sie noch etwas sagen kann dringe ich tief in sie ein und sie stöhnt vor Lust auf. Während ich sie immer schneller nehme sieht sie mir so voller Liebe in die Augen, dass mein Herz fast zerspringt, ich würde mit ihr Leben oder endgültig sterben das beschloss ich in diesem Moment endgültig. „Ich liebe dich“, flüstere ich heiser und spüre in diesem Moment wie sie zuckend kommt, ich gleite noch einmal tief in sie und folge ihr. Als ich sie danach zärtlich umschlinge sagt sie leise: „Ich liebe dich auch.“