6.Kapitel

Lilly

Am nächsten Abend

Ich bin wütend, auf Lukas, auf Maurice aber vor allem auf mich selbst. Dieser Idiot hatte mich gestern doch tatsächlich fast zum Weinen gebracht. Aber es ist meine Schuld, denn ich dumme Kuh habe gegen meine eigenen Regeln verstoßen, als ich mich in ihn verliebt habe. Er war mir nachgelaufen und hatte versucht mich zu besänftigen, aber ich hatte es zum Glück geschafft hart zu bleiben. Ich hatte mich nur bis zur Haustür bringen lassen und ihm dann die Tür vor der Nase zugeschlagen.

Abgesehen von den Reisevorbereitungen hatte ich meine Zeit seither damit verbracht mir die bittere Wahrheit einzugestehen, ich hatte schon wieder denselben Fehler begangen, ich war auf einen Mann hereingefallen, der mich bevormunden wollte. Maurice ist genau wie Lukas, nein eigentlich ist er sogar noch schlimmer, er will über mich bestimmen, obwohl wir nicht mal eine echte Beziehung haben, aber ich werde das nie wieder mit mir machen lassen.

Als ob er das Timing perfekt abgepasst hätte, läutet es gerade an der Tür, als ich diesen Entschluss fasse. Ich nehme meine Jacke und die kleine Reisetasche und öffne ihm. Wie erwarte ist es Maurice, der vor mir steht, er wirkt zerknirscht. „Lilly es tut mir leid ...“, beginnt er, aber ich schneide ihm kühl das Wort ab: „Nicht nötig, du hast mich nur daran erinnert welche Prioritäten du hast, das war ganz gut so. Ich habe dir die Verantwortung für meine Sicherheit aufgehalst, also ist es nur recht und billig, wenn du alles tust, um sie zu gewährleisten. Wir haben eine geschäftliche Beziehung, wir hätten das nie mit etwas Privatem vermischen sollen, das war dumm.“ Mit einer blitzschnellen Bewegung greift er nach meiner freien Hand und sagt beschwörend: „Das ist nicht wahr, es kann funktionieren. Bitte Lilly, wir ...“, ich versteife mich und werfe einen eisigen Blick auf seine Hand. Für einen Moment meine ich Schmerz in seinen dunklen Augen zu sehen, aber das ist wohl nur Wunschdenken, weil mein eigenes Herz blutet, denn einen Herzschlag später ist da nichts mehr und er lässt meine Hand los. Er verneigt sich knapp und sagt unbewegt: „Vergebung, darf ich deine Tasche nehmen?“ Mit einer steifen Bewegung übergebe ich sie ihm.

Er fährt mich direkt zu einem kleinen, offenbar privaten Flugfeld. Rose und Eric erwarten uns dort schon. Ich nicke ihnen nur kurz zu und steige ein. Zum Glück ist Maurice genug Gentleman um sich ans andere Ende der kleinen Maschine zu setzten. Rose wirft einen besorgten Blick zu ihm, kommt dann aber zu mir und fragt lächelnd: „Darf ich neben dir sitzen?“ „Sicher, warum nicht“, antworte ich schulterzuckend. Als wir in der Luft sind, sagt sie ernst: „Du weißt hoffentlich wie dankbar ich dir bin. Eric leidet sehr unter dem Schicksal seines Bruders.“ Ich wende mich ihr zu, und sehe, dass ihr hübsches, puppenhaftes Gesicht sehr besorgt wirkt. Zögernd sage ich: „Ich kann nicht versprechen, dass ich ihn finde, und selbst wenn …, er ist in einem schlimmen Zustand.“ „Ich weiß, die anderen haben es mir erzählt“, seufzt sie bedrückt. „Vielleicht kann man ihm nicht mehr helfen.“ Kummer überzieht ihr Gesicht, „ich hoffe doch, ich glaube es würde einen Teil von Eric zerstören, er klammert sich schon so lange an den Gedanken Jacob retten zu können. Ich habe gelesen, dass es Hexen gibt, die so etwas vermögen, ist das wahr?“ Die Hoffnung in ihren Augen versetzt mir einen Stich, ich seufze: „Es gibt Heilerinnen, das ist wahr, aber ich bin keine, und ich zweifle daran dass eine andere Hexe den Unmut meiner Großmutter auf sich ziehen würde, vor allem nicht um einem Vampir zu helfen.“ Ich komme mir wie ein Miststück vor, als ich sehe wie ihre Schultern heruntersacken, ich räuspere mich und füge hinzu: „Aber vielleicht ist es auch gar nicht so schlimm, oder ihr findet eine andere Möglichkeit, lass ihn uns zuerst mal finden.“ Sie lächelt mich an, auch wenn es traurig wirkt, und sagt dann ernst: „Danke, aber da ist noch etwas. Lilly ich möchte mich für gestern entschuldigen.“ Darauf angesprochen spüre ich sofort wieder Hitze in meine Wangen steigen, ich krächze: „Das ist nicht nötig, ich muss mich entschuldigen, es war ja unmöglich, ich meine für gewöhnlich tue ich so etwas nicht, nicht in einer Küche mit Publikum vor der Tür. Ich ...“, sie stoppt mein Gestammel, indem sie sanft nach meiner Hand greift. „Das weiß ich doch, Lilly du bist eine unglaublich nette, mutige und vor allem gutherzige Frau. Ich weiß es klingt vermutlich nicht sehr glaubwürdig, weil ich dich brauche, aber auch wenn das alles vorbei ist, wäre ich glücklich, wenn wir Freunde sein könnten. Und Lilly, bitte sei nicht böse auf Maurice, er will dich nur beschützen.“ Ich schnaube: „Natürlich, sonst ist er einen Kopf kürzer.“ „Jetzt hört endlich mit diesem Unsinn auf“, sagt sie streng. Ich blicke jetzt wieder zu ihr hinüber und sie wirkt jetzt resolut, als sie fortfährt: „Es ist so lächerlich, dass ihr beide so tut, als ob es nur eine Affaire wäre. Herrgott Lilly, ein Blinder mit Krückstock könnte sehen, dass ihr euch liebt.“ Ich keuche erschrocken auf, Maurice Stimme erspart mir die Antwort, indem er von hinten knurrt: „Jetzt lass sie doch endlich in Ruhe. Und hör auf dir etwas zusammenzufantasieren.“ Rose wirft ihm einen merkwürdigen Blick zu schweigt dann aber. Ich sollte froh sein, wäre ich auch, wenn mein Herz nur nicht so schmerzen würde.

Maurice

Während ich ganz hinten im Flugzeug sitze und Lillys Hinterkopf anstarre fällt mir etwas ein, dass ich einmal gelesen hatte. Ich kann mich an den genauen Wortlaut nicht mehr erinnern, aber sinngemäß hatte es gelautet, für alles, was du tust, bekommst du früher oder später die Rechnung. Bisher hatte ich diese Worte stets belächelt. Ich war vierhundert Jahre alt, ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wie viele Herzen ich in dieser Zeit gebrochen hatte, aber jetzt kann ich endlich verstehen, wie furchtbar es ist, wenn es einem gebrochen wird. Hatte ich mir gestern noch vorgemacht, ich könne Lilly irgendwie an mich binden, so weiß ich es heute besser. Sie will mich immer noch, das kann ich riechen, aber sie hat klargemacht, dass sie uns keine Chance mehr gibt, und nach meinem gestrigen Ausrutscher meint sie das nun auch ernst. Ich beiße frustriert die Zähne aufeinander. Wenn das hier die Strafe für meinen leichtfertigen Umgang mit Gefühlen sein sollte, dann ist sie gelungen, denn ich fühle mich, als ob man mir das Herz aus der Brust gerissen hätte. Aber ich werde sie zumindest beschützen, selbst wenn es das Letzte sein sollte was ich tue, egal ob es ihr passt oder nicht.

Nach dem wirklich verrückten Kuppeleiversuch meiner Freundin hatten wir alle den Flug schweigend verbracht. Woran sich auch als wir in den Hubschrauber umgestiegen waren nichts geändert hatte. Jetzt sind wir gelandet und ich stehe unter Spannung. Zum Glück hat Rose daran gedacht die ganze Sache möglichst unauffällig abzuwickeln, nur Elias, der ihre rechte Hand vor Ort ist, erwartet uns und führt uns dann gleich zu den Höhlen.

Über Funk hatten wir ihm bereits die Beschreibung der Vision gegeben und er führt uns zu der entsprechenden Höhle. Ich bleibe direkt hinter Lilly, bereit jeden Moment loszuschlagen, falls doch einer der anderen Vampire auftauchen sollte, und ihr zu nahe tritt.

Lilly

Die Höhlen, durch die uns der fremde Vampir führt, sind düster, und das nicht nur weil es dunkel ist, sondern weil eine merkwürdige Aura darüberliegt. Aber fast bin ich dafür dankbar, obwohl sie mir einen kalten Schauer über den Rücken jagt, denn das lenkt mich wenigstens von Maurice ab, der so knapp hinter mir geht, dass ich fast seine Wärme spüren kann.

Ich weiß noch bevor der Vampir es sagt, dass wir gleich die richtige Höhle erreichen werden, mein Unbehagen verstärkt sich. Waren die Höhlen bis jetzt hoch genug gewesen um aufrecht zu gehen, vermindert sich die Höhe jetzt rapide. Der Eingang zu der gesuchten Höhle wirkt nur mehr wie ein dunkles Loch in der Wand. Als ich mit meiner Fackel darauf zugehe, hält Maurice mich auf. „Warte, lass mich vorgehen“, fordert er. Obwohl mich sein Ton zum Widerspruch reizt lasse ich ihm seinen Willen, denn ich fühle mich hier mehr als unwohl. Als er sich hinkniet, um auf allen Vieren in dem Loch zu verschwinden, steigt Panik in mir auf. Ich zwinkere, die Dunkelheit scheint plötzlich zu wabern und nach ihm zu greifen, ich keuche erschrocken auf. „Was hast du?“, fragt Rose besorgt. Aber ihr Gesicht verschwimmt vor mir, als ich in eine Vision gleite. Diesmal bin ich nur Zuschauer, ich stehe in der Dunkelheit, sie bewegt sich um mich herum berührt mich aber nicht. Ich versuche etwas zu erkennen, und als ob sie mir dabei helfen wollen würden, werden die dunklen Schwaden an einer Stelle dünner, fast durchlässig. Dahinter kann ich Maurice erkennen, er trägt eine andere Kleidung als gerade vorher, was mir bestätigt dass es eine Vision ist. Aber seine Haltung ist merkwürdig, die Arme und Beine sind vom Körper weggestreckt, so als ob man ihn irgendwo festgebunden hätte. Aber außer uns beiden ist nur Dunkelheit zu sehen. Dunkelheit, die jetzt an ihm emporkriecht, ihn förmlich verschluckt, und er schreit dabei vor Schmerz. „Maurice“, schreie ich panisch.

„Was ist mit Lilly“, höre ich plötzlich seine Stimme und ich stehe wieder vor Rose. Ich schwanke, und sie stützt mich sofort. Ich klammere mich an ihr fest, starre aber in den dunklen Eingang vor mir, in dem zu meiner Erleichterung jetzt Maurice auftaucht. „Sie hatte eine Vision“, erklärt Rose, ehe er etwas sagen kann. Ich löse mich vorsichtig von ihr und mustere ihn besorgt: „Ist alles in Ordnung? Hat dich da drinnen etwas angegriffen?“ Er runzelt verwirrt die Stirn, „was hast du gesehen?“ „Dunkelheit, die dich verschlingt, aber du hast andere Kleidung getragen, also passiert es wohl nicht jetzt.“ Er mustert mich besorgt und meint dann: „Du zitterst ja noch immer, du solltest dich erst mal erholen.“ Ich schüttle den Kopf, „nein, ich möchte das hinter mich bringen und wieder hier weg. Ist da drinnen alles in Ordnung?“ „Ich konnte nichts feststellen.“ „Gut, dann gehe ich jetzt hinein und versuche die Spur aufzunehmen.“ Als er vorgehen will halte ich ihn auf, „ich muss allein gehen.“ „Aber ...“, protestiert er. „Du würdest meine Konzentration stören.“ Ich kann den Widerwillen auf seinem Gesicht sehen, als ich an ihm vorbeigehe.

Als ich die Mitte der Höhle erreiche, lege ich die Fackel auf den Boden. Da hier überall nur Stein ist kann ich ja nichts anzünden. Ich nehme mir einen Moment Zeit, um die Reste des Reliefs zu betrachten. Es ist eindeutig die richtige Höhle. Da die Ägypter nie in Amerika waren, hat wohl Seth die Zeichnungen anfertigen lassen, was aber nicht die Magie erklärt die ich darin spüren kann, dunkle Magie. Das ist es, was den ganzen Ort so unheimlich macht. Aber es sind nur Reste, die schon lange hier ruhen, also manövriere ich mich in den Schneidersitz, nehme wieder das Amulett, schließe die Augen und beginne mich auf Jacobs Aura zu konzentrieren.

Maurice

Es treibt mich fast in den Wahnsinn sie allein da rein gehen zu lassen, obwohl ich weiß dass sich außer uns kein anderer Vampir hier befindet. Denn auf so kurze Entfernung hätten wir ihn riechen können, Erics Bruder ist vermutlich schon weit weg.

Was immer sie da drinnen tut, es macht kein Geräusch denn es ist völlig still. Bis sie plötzlich aufschreit, dicht gefolgt von einem wütendem Aufheulen. Ich stürze zum Eingang, aber sie krabbelt mir schon entgegen. Ich packe sie und ziehe sie schnell ganz raus, nur um sie hinter mich zu schubsen, denn direkt hinter ihr kommt ein wandelnder Albtraum aus der Dunkelheit. Jacob Stormcloud hechtet wie ein Tier auf allen Vieren aus dem Eingang und springt, ohne sein Tempo zu vermindern, auf Lilly zu, er heult: „Janet.“ „Jacob warte“, schreit Eric, statt sich auf ihn zu stürzen. Ich werfe mich zwischen den tobenden Vampir und Lilly. Er heult vor Wut auf und schlägt seine Fänge in meine Schulter. Schmerz zuckt durch den zerrissenen Muskel. Ich fasse nach seinem Hals, um mir seine Fänge vom Leib zu halten und versuche ihn wegzudrücken, aber er hat sich verbissen wie ein tollwütiger Hund. Ich bin mehr als zehnmal so alt wie er, aber er ist rasend vor Wahnsinn. Sein Körper ist über und über mit Blut bedeckt, sein Blut, wie mir der Geruch verrät und er ist unglaublich stark. Als es mir endlich gelingt seine Zähne aus mir zu lösen, reißt er ein großes Stück Muskel mit heraus. Schmerz durchzuckt mich, ich höre wie Lilly schreit: „Helft ihm doch.“

Lilly

Ich hatte den Fluss seiner Energie erst gespürt, als Jacob auf mich zu gehechtet war. Im letzten Moment hatte ich ihm einen kleinen Feuerzauber entgegengeworfen. Aber er war zu schwach, zu ungenau, als dass er ihm ernsthaft geschadet hätte. Ich war panisch aus der Höhle gekrochen, direkt in Maurice Arme. Der hatte mich hinter sich geschoben und sich dann zwischen mich und den Vampir geworfen. Als der ihm jetzt ein Stück Fleisch aus der Schulter reißt, sprudelt Blut wie eine Fontäne aus der Wunde. Ich schreie: „Helft ihm doch.“ Aber Eric ist entsetzt zurückgetaumelt und starrt seinen Bruder wie im Schock an, Rose eilt zu ihm und der andere Vampir, nun der wirkt eher wie ein Buchhalter als wie ein Krieger, und offenbar hält er vom Kämpfen nicht viel, denn der ist erschrocken zurückgewichen. Meine Gedanken überschlagen sich, warum kann ich bloß keine Feuerhexe sein. Mein Element ist das Wasser, aber das schadet Vampiren nicht. Verzweifelt schaffe ich noch einen Feuerball und schleudere ihn auf Jacob. Aber da mir der Bezug zum Feuer fehlt, fehlt auch dem Zauber die Kraft, Jacob heult zwar vor Schmerz auf und schickt mir einen mörderischen Blick, denkt aber nicht daran zu Boden zu gehen, sondern schlägt Maurice jetzt die Klauen in die Seite. „Rose tu doch was“, brülle ich sie an. Sie zuckt zusammen, springt auf und wirft sich jetzt endlich auf den Vampir, und schlägt ihm ihre Klauen, die nun an den Enden ihrer zarten Hände erscheinen, in den Rücken. Der lässt Maurice endlich los, aber nur um sich auf Rose zu stürzen. Zum Glück kann sie ausweichen, aber nun wirbelt er zu mir herum, „Janet“, faucht er wieder. „Ich bin nicht Janet“, brülle ich zurück, in der Hoffnung ihn aufzuhalten. Aber seine Augen flimmern vor Wahnsinn blutrot, was immer er sieht, wir sind es nicht. Als er mich anspringt reiße ich die Hände hoch, um meine Kehle zu schützen, aber er erreicht mich nicht. Denn der blutüberströmte Maurice hat ihm, am Boden liegend, die Beine weggezogen und versucht ihn festzuhalten. Jacob zuckt wie eine Schlange zu ihm herum und schnappt nach ihm. Ich schreie vor Entsetzten auf, als er diesmal seinen Arm erwischt und beginnt daran zu zerren. Rose springt Jacob wieder an, aber diesmal ignoriert er ihre Attacke einfach und zerrt weiter an Maurice, der sich nur noch zögernd bewegt, weil immer mehr Blut aus seinen Wunden läuft. Es breitet sich aus wie ein verdammter See aus rotem Wasser. Wenn hier doch nur Wasser wäre, dann könnte ich etwas bewirken, ich erstarre, ich Idiotin, es gibt hier durchaus Wasser. Der menschliche Körper und auch der vampirische besteht zu einem Großteil aus Wasser. Ich zwinge mich mein Entsetzen und die Schreie auszublenden und taste nach dem Wasser in Jacob, erspüre es und rufe es zu mir. Für einen furchtbaren Moment glaube ich zu versagen, aber dann bäumt er sich mit einem schmerzhaften Aufbrüllen auf, er beginnt durch all seine Poren zu bluten, bis sich schließlich sogar reines Wasser aus seinen Muskeln löst. Er windet sich krampfhaft am Boden, während sein Körper immer mehr austrocknet, sodass er schon fast wie eine Mumie wirkt. In einer Mischung aus Ekel, Erleichterung und Faszination starre ich ihn an, so etwas Machtvolles hatte ich noch nie getan. „Lilly das reicht jetzt, er ist kampfunfähig“, erklingt da eine sanfte Stimme neben mir. Ich zucke herum und sehe mich Rose gegenüber. Sie hält etwas Abstand und in ihren Augen steht Furcht, sie hat im Moment Angst vor mir, und verdammt ich verstehe sie, ich habe selbst Angst vor dem was ich da getan habe. Ich lasse die Magie ruckartig los und Jacob sackt leblos zusammen.

Rose und Eric eilen zu ihm, aber mein Blick fällt auf Maurice, ich keuche erschrocken auf und laufe zu ihm. Er sieht furchtbar aus, seine Schulter und sein Arm sind förmlich zerfetzt, ebenso seine Seiten. Meine Panik um ihn schwemmt meinen Entschluss ihn auf Abstand zu halten und kühl zu bleiben weg. Hilflos ringe ich die Arme und krächze: „Maurice großer Gott, was kann ich tun?“ „Nicht so schlimm“, versucht er mich zu beruhigen, aber seine Stimme zittert. Zum Glück tritt nun der Buchalter an unsere Seite und übernimmt die Kontrolle. Er sagt: „Er braucht nur Blut, komm bringen wir ihn in die Wohnräume.“

Lilly

Einige Stunden später sitze ich in einem luxuriösen Schlafzimmer an Maurice Bett. Der Arme ist bewusstlos, nur mit Mühe hatte ich ihm immer wieder etwas Blut, das eine Dienerin gebracht hatte, einflössen können. Aber jetzt waren seine Wunden zum Glück verheilt. Als er endlich blinzelt stürze ich mich förmlich auf ihn: „Maurice wie geht es dir?“ „Lilly du bist da? Ich hatte gedacht du ...“, flüstert er noch benommen. Aber ich unterbreche ihn, indem ich sein Gesicht in meine Hände nehme und ihn zärtlich küsse. Als ich mich von ihm löse starrt er mich verwundert an, Tränen laufen über meine Wangen und ich schluchze: „Ich dachte du würdest sterben.“ Er drückt sich ins Sitzen hoch und erwidert ironisch: „Nun ja, genau genommen bin ich ja schon tot. Aber damit du mich endgültig loswirst braucht es schon mehr.“ Wütend wische ich meine Tränen weg, ihm geht es offenbar schon wieder gut, und ich mache mich gerade zur Idiotin. Als ich zurückweichen will hält er mich sanft an der Schulter zurück. Er sagt weich: „Ich bin froh dass du da bist. Ich hatte gedacht ich hätte meine Chance bei dir vertan, als ich den autoritären Mistkerl habe raushängen lassen.“ Schuldbewusst zucke ich zusammen, als mir der Streit in den Sinn kommt. Ich murmele: „Du hattest ja recht. Wir hätten beide sterben können, aber ich wollte Rose und Eric doch so gerne helfen.“ Wärme tritt in seine braunen Augen und er erwidert sanft: „Ich weiß du hast ein großes Herz und dafür ...“, er verstummt, so als ob er fast etwas Geheimes verraten hätte. Dann fährt er zärtlich fort: „Wenn es nach mir geht vergessen wir diesen verfluchten Streit einfach. Wir mögen ja keine Beziehung haben können, aber ich hoffe wir können Freunde sein, auch wenn das hier vorbei ist, ich mag dich nämlich sehr.“ Dabei sieht er mich so sehnsüchtig an, dass meine Knie schon wieder zu zittern anfangen. „Nur Freunde?“, frage ich heiser. Ein laszives Grinsen gleitet über seine vollen Lippen, „wenn es nach mir geht Freunde mit Bonusleistung.“ Dabei streicht er in sanften fast hypnotischen Bewegungen über meine Schulter und ein warmes Kribbeln macht sich in mir breit. Instinktiv lecke ich mir über die Lippen, er zieht mich sanft ein Stück näher zu sich und ich lasse es zu. „Darf ich das als Einverständnis werten?“, fragt er neckend. Als ob der Schuft das nicht spüren würde. Ich antworte, indem ich den verbleibenden Abstand überwinde und ihn wieder küsse, diesmal allerdings lange und ausdauernd. Er zieht mich näher an sich und übernimmt die Kontrolle über den Kuss, indem seine Zunge in meinen Mund gleitet und ihn in Besitz nimmt. Ich schmiege mich an ihn und umschlinge ihn mit den Armen, bis ich eine der zerfetzten Stellen an seinem Hemd erreiche. Erschrocken lasse ich ihn los, und weiche zurück. Er mustert mich besorgt, „habe ich dich missverstanden, ich wollte dich nicht drängen.“ „Hast du nicht, aber deine Verletzungen, wir sollten vorsichtig sein.“ Der besorgte Ausdruck auf seiner Miene wird von einem spitzbübischen Grinsen abgelöst. „Weißt du, wir Vampire heilen recht schnell, aber du könntest recht haben, ich bin noch etwas schwach, ich glaube du musst heute oben sein.“ Dabei zwinkert er mir noch spöttisch zu. Ich schnappe empört nach Luft und knuffe ihn an der heilen Schulter, „du Mistkerl, ich habe mir Sorgen gemacht.“ „Ich weiß und dafür …, dafür schätze ich dich“, erwidert er sanft und zieht mich wieder zu sich. Er schlingt die Arme um mich und dreht uns mit einem Schwung um, sodass ich unter ihm liege. Dabei streicht er meine Haare zurück und liebkost die empfindliche Stelle an meinem Nacken, während er seine Härte an mir reibt. Hitze schießt in mir empor, zum Teufel mit meinen Vorsätzen, ich bin ihm ohnehin völlig verfallen, ich werde es genießen, solange ich kann, bevor er mir das Herz herausreißt. Ich murre spielerisch: „Ich dachte ich sollte oben sein.“ „Ach weißt du, ich glaube das schaffe ich gerade noch“, schmunzelt er und beginnt mich aus meiner Bluse zu schälen.

Ich zerre an den Resten seines Hemdes, während er meine Bluse bereits auseinander schiebt, meinen Büstenhalter geschickt aufhakt und seine Lippen warm über mein Dekoltee zu meinen Brüsten wandern. Als seine Zunge geschickt eine Brustspitze liebkost keuche ich vor Lust auf und winde mich unter ihm. Er lacht sinnlich auf: „Du bist wohl ungeduldig? "Zum Teufel ja, keine Spielchen heute“, stoße ich heiser hervor. „Wie die Dame befielt.“ Er schafft nur kurz etwas Abstand zwischen uns, um die restliche Kleidung loszuwerden dann gleitet er zwischen meine Schenkel und reibt sich an mir, während er abwechselnd die bereits harten Brustknospen liebkost. Ich schlinge die Beine um ihn und dränge mich an ihn. „Bitte Maurice jetzt“, bettle ich. Er hebt den Kopf sieht mir mit einem Blick, der heiße Schauer über meine Körper jagt, in die Augen und dringt in mich ein. Während er mich erst langsam und dann immer schneller nimmt hält er meinen Blick fest. Wie hypnotisiert starre ich ihn an, ich liebe diesen Mann, mehr als mein Leben, und zum Teufel mit der Vernunft, wenn das hier alles ist was ich haben kann, dann werde ich es nehmen, egal was es mich kostet. Als ich schon fast am Gipfel bin und in seinem Blick eine solche Zärtlichkeit steht dass sie mein wundes Herz versengt flüstere ich heiser: „Trink von mir.“ Er stockt, Überraschung tritt in seinen Blick, er haucht: „Bist du dir sicher?“ „Du willst es doch?“, frage ich rau und bewege ungeduldig meine Hüften. Aber er drückt mich nach unten, hält mich fest während er heiser hervor presst: „Wenn ich das jetzt tue, dann bedeutet das mehr als nur ein Dinner, das ist dir doch klar, oder?“ Mein Herz beginnt zu rasen, konnte Rose recht haben, liebt er mich auch? Aber das war egal, wenn es mich ihm näher bringt will ich es. „Tu es“, sage ich fest. Ein erlöster Seufzer gleitet über seine Lippen, er nimmt seine Bewegungen wieder auf, gleichzeitig senkt er den Kopf, küsst zärtlich meinen Hals und als er zubeißt durchläuft mich eine Welle der Lust, die mich über den Gipfel trägt. Ich schreie vor Lust auf, und noch während ich zuckend komme, spüre ich wie er sich, während er trinkt, in mir ergießt.

Maurice

Beim Sex zu trinken war etwas das ich oft getan hatte, weil es die Lust erhöhte, aber bei Lilly war es anders. Von ihr in diesem Moment zu trinken, war, als ob sich noch ein Teil von mir mit ihr verbinden würde. Während die Lust mich überschwemmt klammert dieser dumme verliebte Teil von mir sich an den Gedanken, dass ich sie vielleicht wenigstens als Freundin behalten könnte, egal ob mit oder ohne Bonusleistungen.

Als es vorbei ist gleite ich von ihr runter, ziehe sie aber soweit mit mir, dass wir nun in einer seitlichen Umarmung daliegen. Als sie sich an mich schmiegt durchflutet mich warme Zärtlichkeit. Sie murmelt: „Sag mal Maurice, wer ist eigentlich diese Janet?“ „Wer?", frage ich verwirrt. „Die Frau, mit der mich Jacob verwechselt hat.“ Ich seufze auf, ich wäre der harten Realität lieber noch länger fern geblieben, „eine Verbündete von Seth, sie war Vampirjägerin und Erics und Jacobs Boss. Aber sie hat sie hintergangen. Ich weiß nicht was genau sie ihm angetan hat, aber als wir ihn damals gefunden haben, war er besessen davon sie zu töten, und hat es schließlich auch getan. Aber ich weiß nicht warum er dich für sie gehalten hat, ihr seht euch nicht besonders ähnlich“, erkläre ich. „Sein Geist ist völlig zerrüttet“, stellt sie fest, „ich wünsche ich könnte ihnen helfen.“ „Du hast genug getan, sobald wir hier weg sind, kümmern wir uns lieber darum herauszufinden wer wen auch immer von uns töten will. Um Jacob soll sich sein Bruder kümmern“, sage ich grimmig, immer noch könnte ich Eric erwürgen, wenn ich an die Gefahr denke, in die er Lilly gebracht hat. Sie wirkt plötzlich nachdenklich, nach einer Weile sagt sie zögernd: „Dieser Ort ist merkwürdig.“ Ich erwidere ironisch: „Oh du meinst merkwürdiger als ein Haufen fanatischer Vampire?“ Sie funkelt mich an, „ich meine das ernst. Ich habe dort in der Höhle Reste einer dunklen Magie gespürt. Deshalb habe ich ihn auch erst so spät wahrgenommen, seine Energie war damit verwoben.“ Ich erstarre, „Konnte ich ihn deshalb nicht riechen?“ „Wäre möglich.“ „Heißt das er könnte über die dunkle Magie verfügen?“ „Aber nein, er ist kein Hexer, aber ich denke wenn er sich lange in diesen Höhlen aufgehalten hat, hat die Dunkelheit seinen Wahnsinn verstärkt und Kraft daraus gezogen. Dunkle Magie lebt von Wahnsinn, Wut und Schmerz. Sie ruht im Moment, aber irgendwann sollte sich das jemand näher ansehen.“ „Aber sicher nicht du“, bestimme ich, und breche gleich wieder erschrocken ab. Aber Lilly winkt zum Glück ab: „Keine Sorge, ich habe genug von diesem Ort. Ich verschwinde nur allzu gerne von hier, sobald wir können.“