KAPITEL 10
Mark hatte es endlich geschafft, ihr das Sweatshirt auszuziehen. Sie ist so kühl, aber ich werde bei diesem süßen Stück das FEUER entfachen! Aber jedes Mal, wenn seine Hände über ihren Rücken bis zu den Trägern ihres BHs glitten, drückte sie sich gegen die Wand oder packte seinen Arm und flüsterte: »Nein!«
Immerhin genoss sie seine Küsse. Sie stöhnte und wühlte in seinem Haar und streichelte seine Arme, deren Muskeln er anspannte, wenn sie ihn berührte. Bei ihr war ohne Zweifel Potential vorhanden.
Aber sein Football-Coach hatte einmal gesagt: »›Potential‹ heißt, du hast es noch nicht getan.« Und er plante es heute zu tun, und zwar ordentlich. In dem Schein der Lampe sah sie mächtig hübsch aus. Ihre Unschuld machte ihn dabei noch schärfer. Nicht, dass er besonders Rücksicht darauf nahm.
Er packte sie an den Hüften und presste einen Oberschenkel zwischen ihre Beine. Sie wimmerte ein bisschen, als er sich gegen sie drückte, aber als er sich am obersten Knopf ihrer Jeans zu schaffen machte, schnappten ihre Beine zu und ihre Hände packten seine.
»Nein, Mark. Bitte. Es ist doch gerade so schön, wie wir herumspielen. Mach´ das nicht kaputt!«
»Kaputt?« Er könnte sie jetzt von sich stoßen, sie eine Zicke nennen, sich über sie lustig machen. Das würde Genugtuung bereiten. Aber nicht so viel Genugtuung wie sie zu erobern.
Stattdessen nickt er und kehrte zu ihrem Nacken zurück. Sie stöhnte wieder. Es war im ganzen Zimmer zu hören. Sie wollte es. Sie war nur etwas vorsichtig, das war alles. Er würde behutsam sein. Es würde ihr gefallen. Sicher.
Himmel, hatte sie erst einmal nachgegeben, würde sie verrückt danach sein. Das wusste er nur zu gut. So waren Mädchen: prüde und zugeknöpft, bis sie schließlich herausfanden, wie wunderbar Sex war. Ganz besonders Sex mit ihm.
Plötzlich packte sie ihn am Handgelenk und setzte sich so schnell auf, dass sie ihn fast vom Bett gestoßen hätte. Sie atmete so heftig, dass ihre Brüste auf und ab wogten. Sie blickte zur Tür. »Hast du das gehört?«
Sie war wie ein verschrecktes, kleines Mädchen, zu verängstigt um sich hemmungslos gehen zu lassen, deshalb versuchte sie alle möglichen Ausreden zu finden. Auf eine seltsame Weise machte ihn das noch mehr an. Er küsste ihre Stirn mit gespielter Zärtlichkeit. »Ich höre nichts außer deinem süßen Herzschlag, Baby.«
Wenn es sein musste, würde er ihr sogar in die Augen sehen und ohne mit der Wimper zu zucken sagen: »Ich liebe dich!«
Allerdings nur wenn er wirklich musste. Es war ein Zauberwort, aber es öffnete auch eine Büchse der Pandora, die nie wieder geschlossen werden konnte. Das Wort »Liebe« würde seine Wirkung zeigen, keine Frage, dann jedoch müsste er sich mit den negativen Konsequenzen herumschlagen. Nur wenige Dinge waren schlimmer als ein klettiges Mädchen, selbst wenn sie es mit dir trieb.
Sie stieß ihn weg. »Ernsthaft. Könntest du einfach nur hinhören?«
Er hielt inne, seine Lippen berührten gerade einmal ihre Haut. »Vielleicht einfach wieder einer von den Jungs. Die Tür ist abgesperrt.« Seine Hand tastete wieder in Richtung ihrer Jeans.
Sie hielt seine Hand zurück. »Was, wenn uns einer von ihnen braucht? Wir sind die Erwachsenen hier. Wir sollten für sie da sein.«
Wut wallte in ihm auf und er hätte sie fast geschlagen. Stattdessen versetzte er der Matratze einen Faustschlag und rollte sich aus dem Bett. Er brachte seine Jeans in Ordnung und machte sie direkt vor ihrem Gesicht zu. Sie sah weg.
»Erwachsene bekommen besondere Zulagen«, sagte Mark. »Du denkst dir wohl alles Mögliche aus, nur um es nicht tun zu müssen.«
»Sei nicht böse, Schatz … «
»Nenn mich nicht ›Schatz‹!
Ich habe es satt, dass du mich scharf machst und mich dann eiskalt abblitzen lässt.« Er versuchte tief Luft zu holen, aber sein Brustkorb war zugeschnürt, als ob er mit Metalldraht fest umwickelt wäre. Oder als ob sein Gehirn in ein Kondom gestopft wäre und keine Luft bekäme. »Geh doch du ´raus!«
»Du bist für all diese Kinder verantwortlich, aber alles, woran du denkst, bist nur du selbst«, warf sie ihm vor.
Er nahm ihr Sweatshirt, das auf dem Boden lag, und warf es ihr hin. Sie fing es auf, so als ob es etwas Gefährliches wäre und drückte es dann an ihre Brust. Sie hatte Tränen in den Augen, weinte aber nicht.
»Danke fürs Abendessen«, sagte sie und stand vom Bett auf. »Danke für gar nichts.«
Nach all dem, wie sie ihn behandelt hatte, wie sie ihn hatte auflaufen lassen, versuchte sie sogar noch sarkastisch zu sein. »Von mir aus kannst du dich die restliche Woche von Boogers Rotzkeksen ernähren.«
Sie öffnete die Tür und machte kurz Halt. Er musste sich zusammennehmen, ihr nicht einen Schubs zu geben und ihr dabei zuzusehen, wie sie auf den schmutzigen Boden hinaus taumelte. Einer der Rotzlöffel konnte sie schließlich beobachten. Nur wegen so einem kleinen Verräter konnte er keine schlechte Bewertung riskieren. Dieser Job hier garantierte ihm eine nicht so unwichtige Zeile in seinem Lebenslauf. Er war ein weiterer Schritt in Richtung Managementebene, in den Bereichen Outdoor- und Tourismusmanagement. Wenn er das wegen ihr aufgeben müsste, würde er vielleicht als Versicherungsvertreter enden. Gutes Geld, aber keine Mädchen.
»Mark«, sagte Jenny ganz ohne Sarkasmus oder Gehässigkeit, als ob sie ganz vergessen hätte, dass sie ihn gerade abserviert hatte. »Schau dir das an!«
Auf dem Boden lag eine Taschenlampe. Ihr Licht strahlte in Richtung Wald. Der Boden war übersät von Spuren und Abdrücken von Turnschuhen, ebenso von verstreuten Blättern, die so aussahen, als ob sie frisch zertreten worden wären.
»So ein Haufen Wichser!«, fluchte er. »Sie spionieren uns aus, damit sie sich heimlich einen ´runterholen können.«
Jenny deutete auf den Boden. »Was ist das?«
Er hob die Taschenlampe auf und leuchte mit ihr dorthin, wo sie hinzeigte. Ein dünner Joint lag in einem Grasbüschel, die Spitze war gebogen. Er hob ihn auf und roch die ihm wohlbekannte Süße. Für einen Moment verlor er sich in diesem Geruch, der die Hoffnung auf Freiheit in sich trug, und die Vorstellung, irgendwo anders zu sein, nur nicht in diesem verlassenen Wald-Camp, gemeinsam mit einem prüden Fräulein. Wenn er schon niemanden flach legen konnte, konnte er zumindest high werden.
»Gut, dass Mrs. Fraley das nicht gesehen hat«, war sein Kommentar. »Sie hätte das Camp kurzerhand geschlossen.«
»Wirst du es ihr erzählen? Viele dieser Jugendlichen wurden vom Gericht hierher verwiesen«, sagte Jenny.
Er lächelte, ließ den Joint in seine Hemdtasche gleiten. »Nein, ich behalte ihn mir nur als Lösegeld.« Er starrte sie an. Es gefiel ihm, wie sie zitterte, sei es vor Kälte oder vor Angst. »Wünsch dir einen schönen Spaziergang.«
Sie schaute in die tiefer stehende Sonne. »Irgendwie ist es gespenstisch hier draußen.«
»Und ich nehme an, du hättest gern die Taschenlampe?« Er ließ sie an seinem Handgelenk lässig vor und zurück schwingen.
Sie streckte ihre Hand nach der Taschenlampe aus. »Das wäre nett.« Sie lächelte, strich sich durchs Haar. Wegen eben dieser Bewegung wollte er sie vorhin noch in seiner Hütte haben.
Du führst mich nur einmal an der Nase herum.
Er knipste das Licht aus und hielt die Taschenlampe hinter seinen Rücken. »Nur unartige Mädchen werden nett behandelt«, erklärte er.
»Bitte, Mark!«
Er warf ihr die Tür vor der Nase zu.