Typisch weibliche Reaktionen

Setzen wir uns einfach mal auf eine Parkbank und hören einem sehr alten Ehepaar zu. Das klingt dann wie folgt:

„Schau mal, dieser Sonnenuntergang sieht aus wie damals in Florida.“

„Ich hasse Sonnenuntergänge.“

„In Florida hast du sie geliebt.“

„Ich habe dich geliebt.“

„Soll das heißen, dass du mich jetzt nicht mehr liebst?“

„Das soll heißen, dass ich die Sonnenuntergänge dir zuliebe geliebt habe.“

„Und jetzt liebst du mich nicht mehr.“

„Das habe ich nicht gesagt, verdammt. Ich kann Sonnenuntergänge nicht leiden. Weil ich Dunkelheit nicht leiden kann.“

„Du hast aber eben gesagt, dass du mir zuliebe die Sonnenuntergänge geliebt hast. Also liebst du mich nicht mehr, wenn du jetzt keine Sonnenuntergänge mehr leiden kannst.“

„Karla, ich kann in der Dunkelheit kaum noch sehen. Ich brauche Tageslicht. Lass uns nach Hause gehen.“

„Früher hast du die Dunkelheit durchaus zu schätzen gewusst, wenn ich mich recht erinnere. Denk doch nur mal an unsere heißen Nächte.“

„Karla, ich habe Dunkelheit noch nie zu schätzen gewusst, du hast doch immer das Licht ausgemacht.“

„Willst du damit sagen, dass ich verklemmt bin?“

„Ich habe nicht gesagt, dass du verklemmt bist, sondern dass du immer darauf bestanden hast, das Licht auszumachen, wenn wir uns geliebt haben.“

„Und es hat dir natürlich überhaupt keinen Spaß gemacht.“

„Ich habe nicht gesagt, dass es keinen Spaß gemacht hat.“

„Wie kann es dir Spaß gemacht haben, wenn du Dunkelheit nicht leiden kannst?“

„Karla, ich wollte, dass es für dich schön ist.“

„Aha, und für dich war das nie schön, das fasse ich jetzt nicht.“

„Karla, ich habe nicht gesagt, dass es nie schön für mich war. Ich habe nur gesagt, dass ich wegen dir immer das Licht ausgemacht habe.“

„Du hast aber nie gesagt, dass du es lieber bei Licht mit mir treiben willst.“

„Du hast mich ja nie gefragt.“

„Ach so, es lief also immer nur so, wie ich es wollte. Und mein Herr Gemahl hat sich gefügt und auf sein Vergnügen verzichtet.“

„Karla, bitte, es wird kühl, lass uns gehen.“

„Du willst wohl nicht darüber reden?“

„Worüber reden?“

„Über Sex. Über Liebe. Über uns.“

„Karla, wir sind seit achtundzwanzig Jahren verheiratet.“

„Und plötzlich fällt dir ein, dass du mich nicht mehr liebst, dass du noch nie Spaß mit mir gehabt hast und dein Leben lang auf alles verzichtet hast, um es mir schön zu machen.“

„Das habe ich nicht gesagt, verdammt noch mal. Mir ist kalt.“

„Mir auch, neben dir. Du bist so was von herzlos. Erst erklärst du mir, dass unsere gesamte Ehe ein totaler Flop war, und dann willst du nach Hause und erwartest, dass ich dir wie jeden Abend Brühe koche und die Stullen schmiere.“

„Ich kann mir auch selbst mein Abendbrot machen.“

„Ach so, du brauchst mich also nicht mehr, ist es das, was du mir die ganze Zeit sagen willst?“

„Hör mal, das Gespräch wird langsam absurd. Was glaubst du eigentlich, warum wir so lange verheiratet sind?“

„Na, offensichtlich, weil du zu faul bist, dir selbst dein Abendbrot zu machen.“

„Karla, es reicht jetzt!“

„Mir reicht es schon lange. Seit Jahren darf ich für dich bügeln, waschen, einkaufen, putzen, essen kochen und du tust nichts.“

„Ach, und wer macht die Reparaturen am Haus und am Wagen, wer kümmert sich um die Finanzen und wer mäht den Rasen, schneidet die Sträucher?“

„Wenn du mehr Geld verdienen würdest, könnten wir Leute dafür bezahlen, die das machen.“

„Willst du dich jetzt beschweren, dass ich zu wenig Geld verdiene? Bis jetzt hast du doch ganz gut von meinem Geld gelebt.“

„Was heißt hier von deinem Geld? Das ist doch wohl die Höhe, ich schufte mir die Hände wund, um dir den Rücken frei zu halten, und jetzt ist es plötzlich dein Geld.“

„Hast du dich mal gefragt, wie ich mich wund geschuftet habe?“

„Dass ich nicht lache, du hast doch immer nur mit deinem Hintern auf deinem Sessel gehockt und dich bei jeder anstehenden Beförderung geduckt.“

„Ist schon erstaunlich, dass du es so lange mit so einem Versager ausgehalten hast.“

„Ich habe nicht gesagt, dass du ein Versager bist.“

„Doch, du hast gesagt, dass ich mich vor jeder Beförderung gedrückt habe.“

„Und, bist du befördert worden?“

„Ich mache den Job, den ich gerne mache. Ich wollte einfach nicht nur noch Chef sein.“

„Siehst du, das sage ich doch die ganze Zeit. Du machst dir eine schöne Zeit, während ich mich zuhause abgeschuftet, unsere Kinder erzogen und den Haushalt organisiert habe.“

„Aber du wolltest es doch so!“

„Hast du mich jemals gefragt, ob mir das Spaß gemacht hat? Ob ich mich nicht auch lieber selbst verwirklicht hätte?“

„Ach, du hast dich also nicht selbst verwirklicht? Wärst du lieber weiter als Telefonistin in dieses Büro gegangen und hättest die Kinder in einen Hort gesteckt?“

„Ich hätte Karriere machen können.“

„Als Telefonistin.“

„Nein, aber vielleicht ein Callcenter aufmachen oder ins Marketing gehen oder Chefsekretärin werden.“

„Ich habe dir nie Steine in den Weg gelegt, wenn du hättest arbeiten wollen, hättest du das sehr gut machen können.“

„Und wer hätte dann die Kinder erzogen?“

„Andere Frauen arbeiten auch und haben Kinder.“

„Na klar, andere Frauen sind auch viel fleißiger, begabter und besser als ich, das ist es doch wohl, was du mir jetzt hier unterpulen willst.“

„Karla, mir ist so kalt!“

„Ach Gott, der Kleine könnte einen Schnupfen kriegen. Das wäre ja eine Katastrophe, pass auf, dass du nicht stirbst.“

„Jetzt reicht’s, ich gehe.“

Auch so kann man Männer verjagen.

Mein letzter Tampon
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