Die eigene Mitte finden
Unangenehm in dieser Zeit des Wechsels sind die Phasen, in denen man sich selbst sucht. In deinen schlaflosen Nächten haderst du immer mehr mit dir, und damit, wie du dich jetzt wahrnimmst. Da ist zum Beispiel Sigrid. Sie schrieb mir, und das war nur eine von vielen, vielen Mails gleichen Inhalts, die ich zu diesem Thema bekommen habe:
„Ich habe immer gedacht, ich muss mich endlich zusammenreißen mit meinem Auf und Ab der Gefühle, ich bin wehleidig und ich müsste mir selber in den Hintern treten, wenn ich mich wieder mal selbst bedauere, dass mir einfach die Kraft fehlt, mich aufzuraffen, die immer wieder aufkommende Angst zu besiegen. Meine Gedanken kreisen ständig um die Angst, ob die Figur, die, wenn man nur will, auch noch mit 50 schlank ist, über die Selbstzweifel, ach, das habe ich ja schon wieder vergessen, ach ja, das Alter, dann ach, es hat ja alles keinen Sinn, denn wie kann ich im Älterwerden das schaffen, was ich bis jetzt nicht geschafft habe. Irgendwie wird alles sinnloser, man stirbt ja sowieso.“
Kommt dir das bekannt vor? Ich habe jetzt wirklich eine große Bitte an dich: Werde nicht ungeduldig. Denn du bist gerade dabei, dich neu zu orten, das geht einfach nicht von heute auf morgen. Mache dir bewusst, dass es Millionen von Frauen gibt, die zurzeit genau das Gleiche denken wie du. Diese Gedanken deiner schlaflosen Nächte sind nicht umsonst, sie führen dich nach vorn. Deine Ängste machen dich ganz wach, wach genug, um zu erkennen, wo du deine neue Mitte finden kannst. Gestatte dir ruhig, ein bisschen durchzuhängen, erlaube dir deine schwarzen Gedanken. Wenn du einen Marathonlauf machst, dann geißelst du dich doch auch nicht, wenn dein Puls rast. Deine Niedergeschlagenheit in dieser Phase ist genauso normal wie eine erhöhte Pulsfrequenz beim Joggen. Du bist alt genug, um dir nicht nur deine Schwächen zu verzeihen, sondern auch, um zu erkennen, wann du besonderen Belastungen ausgesetzt bist.