Die Katze lässt das Mausen nicht
Viel gefährlicher als vegetarisches Essen ist aber deine Zunge. Hüte sie, Weib, sonst schlägst du ihn in die Flucht. Am besten plauderst du nur über’s Wetter und was ihr am Wochenende vorhabt. Denn alle anderen Themen enthalten gefährliche Tretminen.
Da wäre zunächst einmal sein Beruf. Ich gehe davon aus, dass es dich interessiert, womit dein Liebster sein Geld verdient. Wenn er Sorgen hat, dann solltest du ihm zuhören und Fragen stellen. Aber beiß dir auf die Zunge, wenn dir auch nur der Ansatz eines kritischen Kommentars über die Lippen will. Erstens ist die männliche Seele viel empfindlicher, als du dir in deinen schlimmsten Wechseljahresstimmungstiefs vorstellen kannst, und zweitens ist Kritik sowieso völlig unangebracht, da vergeblich.
Und dann ist da noch sein Hobby. Wenn er freudestrahlend nach Hause kommt und dir wie ein Siebenjähriger berichtet, dass er das zweite, das fünfte, das sechste, das neunte, das zwölfte, das vierzehnte und das achtzehnte Loch Par gespielt hat und sein Golfpartner total sauer darüber war, dann lobe ihn. (Für Nichtgolfer: Par ist die für Nichtprofis niedrigst-mögliche Anzahl der Schläge, die man braucht, um einen Ball ins Loch zu bekommen.) Nicht etwa nur mit „mhm, schön“ oder mit „prima“. Jetzt ist Kreativität gefragt. Selbst wenn du dich bei Gott nicht daran erinnern kannst, ob das achtzehnte Loch ein Par drei oder ein Par fünf ist, reiße begeistert die Hände in die Höhe und rufe: Toll, das achtzehnte Loch Par, na, da gratuliere ich dir aber!
Ich meine, du lobst schließlich auch deine Katze, wenn sie stolz wie Oskar mit einer Maus in der Schnauze vor dir steht. Sie hat diese Maus für dich gefangen. Also hat dein Süßer genau das gleiche Recht. Er glaubt einfach, bei allem und jedem Sieger sein zu müssen, damit du auf ihn stolz bist. Und wenn er nur seine sechsjährige Nichte beim Scrabble geschlagen hat. Das hat wohl was mit Genen zu tun, jedenfalls kannst du dieses Verhalten nicht wegdiskutieren. Also stelle dich der Herausforderung und lobe ihn.