Die eigene Biografie akzeptieren
Nicht wenige von uns stapfen regelmäßig zum Psychotherapeuten. Nichts gegen Psychotherapeuten, es gibt Menschen, die dort ganz gut aufgehoben sind. Die meisten Menschen kommen aber auch ohne gut zurecht. Was nicht heißt, dass man sich nicht mal Gedanken darüber machen sollte, wieso man eigentlich so geworden ist, wie man nun mal ist. Warum also dieses Harmonie- oder Kontrollbedürfnis, diese Feigheit, dieser Neid, diese Verklemmtheit oder was auch immer?
Das Leben, das wir gelebt haben, die ganzen letzten vierzignochwas Jahre haben ihre Spuren in unserem Charakter hinterlassen. Und nicht selten fragen wir uns, warum nur habe ich damals so und nicht anders gehandelt? Warum bin ich so geworden, wie ich bin? Es schadet nichts, das zu erkennen. Aber wir können gar nicht früh genug damit anfangen, endlich Frieden mit unserem Leben zu schließen und aufzuhören, uns wegen der Fehler, die wir in der Vergangenheit gemacht haben, für den Rest unseres Lebens zu martern.
Das Ende des Lebens unserer Eltern ist für uns Kinder auch immer eine Reise in die eigene Vergangenheit. Jedes Mal, wenn wir neben ihrem Bett sitzen, denken wir an früher. An unsere Kindheit, an unsere Wunden, die zu Narben geworden sind, an die Vergänglichkeit des Seins. Wir kapieren, dass alles endlich ist, dass die Zeit, die uns selbst noch bleibt, so verdammt kurz ist.
Und genau darin liegt jetzt unsere Chance. Nämlich uns endlich so zu nehmen, wie wir sind, endlich den eigenen Weg als den einzig richtigen für uns zu sehen, endlich nicht mehr abhängig zu sein von der Meinung der anderen. Und uns darüber klar zu werden, dass jeder Tag, der uns noch bleibt, es wert ist, genossen zu werden. Mit allen Sinnen die Sekunden, Minuten, Stunden genießen und leben. Auch wenn die Probleme uns drücken, so geht es uns einfach viel besser als den alten Menschen, die jede Stunde ängstlich zählen und traurig sind, weil sie so viele Stunden in ihrem Leben verschwendet haben.