24

Ich erwachte und merkte, daß sich Gus über mich beugte und mich besorgt ansah.

»Lucy Sullivan?« fragte er.

»Das bin ich«, sagte ich verschlafen.

»Gott sei Dank!«

»Wofür?«

»Ich dachte schon, ich hätte dich geträumt.«

»Das ist lieb von dir.«

»Schön, daß du das so siehst«, sagte er. Es klang ein wenig jämmerlich. »Ich habe Angst, es ist alles nicht wirklich. Bei dem, was ich bis jetzt so erlebt hab, wünsch ich mir beim Aufwachen oft, ich hätte den letzten Abend geträumt. Es ist mal was anderes, daß ich diesmal hoffe, es war kein Traum.«

»Mhm.« Ich war verwirrt, nahm aber an, daß es ein Kompliment sein sollte.

»Danke, daß du mich auf deiner Liegestatt hast nächtigen lassen«, sagte er. »Du bist ein kleiner Engel.«

Beunruhigt setzte ich mich auf. Das klang wie Abschiednehmen. Wollte er etwa gehen?

Aber nein, er hatte kein Hemd an. Also konnte von sofortigem Aufbruch keine Rede sein. Ich kuschelte mich wieder ins Bett, und er legte sich neben mich. Auch wenn die Steppdecke zwischen uns lag, war das ein wunderschönes Gefühl.

»Gern geschehen«, sagte ich mit einem Lächeln.

»Lucy, ich sollte dich vielleicht fragen, wie viele Tage ich schon hier bin.«

»Nicht mal einen.«

»Ist das alles?« fragte er. Es klang enttäuscht. »Das war sehr zurückhaltend von mir. Wahrscheinlich werde ich alt. Aber noch ist es nicht zu spät. Ich hab viel Zeit.«

Mir soll’s recht sein, dachte ich. Bleib, solange du Lust hast.

»Und könnte ich jetzt von deinem Badezimmer Gebrauch machen, Lucy?«

»Über den Flur. Du kannst es nicht verfehlen.«

»Aber dazu sollte ich wohl besser meine Scham bedecken.«

Rasch richtete ich mich auf und stützte mich auf den Ellbogen, um einen möglichst unbehinderten Blick auf seine noch unbedeckte Scham zu erhaschen. Dabei sah ich, daß er sich irgendwann im Verlauf der Nacht bis auf seine Boxershorts ausgezogen hatte. Er war wirklich gut gebaut, hatte einen flachen Bauch, eine schmale Taille, kräftige Arme und eine schöne glatte Haut. Da er fast auf mir lag, konnte ich seine Beine nicht richtig sehen, aber wenn sie nur annähernd so waren wie der Rest, mußten sie einfach überwältigend sein.

»Nimm meinen Morgenmantel; er hängt an der Tür.«

»Und wenn ich eine von deinen Mitbewohnerinnen treffe?« fragte er in gespielter Furcht.

»Was dann?« kicherte ich.

»Ich bin so schüchtern. Und die... die werden Sachen von mir denken.« Kläglich und verlegen ließ er den Kopf hängen.

»Was für Sachen?« fragte ich mit einem Lachen.

»Die werden sich fragen, wo ich geschlafen hab, und dann ist mein Ruf dahin.«

»Geh nur. Ich werde deine Ehre verteidigen, wenn jemand was sagt.«

Seine Stimme und sein irischer Akzent waren so wunderschön, daß ich ihm endlos hätte zuhören können.

Er zog meinen weißen Frotteemantel an, setzte sich die Kapuze auf und umtänzelte schattenboxend mein Bett. Dazu sagte er: »Schönes Stück!« Während er sich im Spiegel betrachtete, fragte er: »Bist du im Ku-Klux-Klan, Lucy Sullivan? Hast du irgendwelche brennenden Kreuze unterm Bett?«

»Nein.«

»Falls du je bei denen Mitglied werden willst, mußt du dir keine Uniform mehr zulegen: Zieh einfach deinen Morgenmantel an, setz die Kapuze auf, und fertig ist die Laube.«

Von meinem Kopfkissen aus lächelte ich ihn an. Ich war selig.

»Schön«, sagte er, »ich verschwinde jetzt.«

Kaum hatte er die Zimmertür geöffnet, warf er sie wieder ins Schloß, so daß ich hochfuhr.

»Was ist los?«

»Da ist schon wieder der Kerl!« sagte Gus entsetzt.

»Was für ein Kerl?«

»Der große, der meinen Wein und das Bier von deinem Freund geklaut hat. Er steht genau vor deiner Tür!«

Also war Daniel über Nacht geblieben – wie amüsant.

»Nein, nein, hör mir zu«, versuchte ich ihn zu beschwichtigen.

»Er ist es, Lucy, ich schwör’s dir.« beharrte Gus. »Oder ich seh schon wieder Gespenster.«

»Nein, du siehst keine Gespenster«, beruhigte ich ihn.

»Dann sorg dafür, daß der Kerl verschwindet! Sonst hast du hinterher kein einziges Möbelstück mehr – ehrlich! Ich hatte schon mal mit solchen Burschen zu tun. Das sind Profis...«

»Gus, hör mir bitte zu«, sagte ich, bemüht, ernst zu bleiben. »Es ist ein guter Bekannter. Er stiehlt unsere Möbel bestimmt nicht.«

»Im Ernst? Du und ich kennen uns kaum, ich hab also kein Recht, was zu sagen und es geht mich auch nichts an, aber – ein gemeiner Verbrecher, damit hätte ich wirklich nicht gerechnet ... Ich versteh überhaupt nicht, was du daran komisch findest. Bestimmt vergeht dir das Lachen, wenn die mit einem Mal dein Bett auf dem Straßenmarkt von Camden verhökern und du auf dem Fußboden schlafen mußt. Ich jedenfalls finde das nicht zum Lachen...«

»Hör doch mal zu, Gus«, brachte ich schließlich heraus. »Der Große draußen vor der Tür ist Daniel. Er hat niemandem das Bier gestohlen.«

»Aber ich hab ihn doch gesehen...«

»Es war sein eigenes.«

»Nein, es gehörte Donal.«

»Er ist Donal, und er heißt Daniel.« Es dauerte einen Augenblick, bis Gus diese Mitteilung verdaut hatte.

»Ach du meine Güte«, stöhnte er. Er schleppte sich zu meinem Bett, warf sich darauf und verbarg das Gesicht in den Händen.

»Ach du meine Güte«, wiederholte er im gleichen Ton.

»Es ist schon in Ordnung«, sagte ich freundlich.

»Gott der Gerechte.« Gus sah zwischen den Fingern zu mir her.

»Gott der Gerechte«, sagte er noch einmal mit schmerzerfülltem Gesicht.

»Es ist in Ordnung.«

»Ist es nicht.«

»Doch.«

»Nein, bestimmt nicht. Ich hab ihn beschuldigt, daß er sein eigenes Bier gestohlen hätte und es ihm dann weggetrunken. Anschließend hab ich die Flasche Wein von seiner Freundin genommen...«

»Sie ist nicht seine Freundin...« sagte ich, als ob das von Bedeutung wäre. »Das heißt, jetzt vielleicht schon...«

»Die gruselige Blondine?«

»Äh, ja.« So konnte man Karen beschreiben.

»Glaub mir«, beharrte Gus, »sie ist bestimmt seine Freundin, jedenfalls, wenn sie dabei mitzureden hat.«

»Da hast du vermutlich recht«, pflichtete ich ihm bei.

Interessant, dachte ich. Gus war also einfühlsam und hatte Scharfblick. Wieviel von seinem flatterhaften und durchgeknallten Verhalten mochte Schauspielerei sein? Oder war er einfühlsam und durchgeknallt? Konnte all das in ein und demselben Mann stecken? Und hatte ich genug Kraft dafür?

»Ich bin normalerweise nicht so ein Widerling, Lucy, ehrlich nicht«, sagte er. »Das müssen die Drogen gewesen sein.«

»Schon gut«, sagte ich und war fast enttäuscht.

»Ich muß mich bei ihm entschuldigen«, sagte Gus und sprang vom Bett auf.

»Nein«, sagte ich. »Später. Für Entschuldigungen ist es zu früh am Tag.«

Er drückte sich mit besorgtem Gesicht an der Tür herum und öffnete sie nach einer Weile einen Spalt weit. »Er ist weg«, sagte er erleichtert. »Jetzt kann ich mich duschen gehen.« Damit verschwand er.

Während er fort war, lag ich im Bett und war rundum mit mir zufrieden. Es erleichterte mich, daß es ihm wenigstens ein bißchen peinlich war, mit Daniels Guinness abgehauen zu sein. Er hatte Anstand im Leibe.

Und obendrein war er scharfsinnig. Er hatte Karen erstaunlich schnell richtig eingeschätzt.

Er sah sogar noch besser aus als in meiner Erinnerung: fröhlich, anziehend und mit nicht halb so blutunterlaufenen Augen wie die Nacht zuvor.

Was wohl geschehen würde, wenn er aus dem Bad zurückkam? Würde er sich anziehen und gehen, ohne zu versprechen, daß er anrufen würde? Irgendwie glaubte ich das nicht. Auf jeden Fall hoffte ich, daß es nicht so sein würde.

Wie auch immer: Hier war nichts von dem ekelhaften Gefühl, das man häufig beim Aufwachen am Sonntag hatte, wenn man entdeckte, daß man einen Wildfremden im Bett hatte oder selbst im Bett eines Wildfremden lag.

Immerhin hatte mich Gus geweckt und hatte nicht verstohlen das Bett verlassen, sich still im Dunkeln angezogen und sich, die Unterhose in der Hosentasche, fluchtartig aus dem Staub gemacht und in der Eile seine Uhr auf dem Nachttisch vergessen.

Ich war nicht von dem Knall aufgewacht, mit dem die Wohnungstür hinter ihm ins Schloß gefallen war. Wenn man meine bisherigen Beziehungen zu Männern so bedachte, wäre das eigentlich kein übler Start.

Das Zusammensein mit Gus erschien mir unverkrampft und gefiel mir. Ich war nicht einmal nervös. Jedenfalls kaum.

Mit naß glänzendem Haar kam er aus dem Badezimmer, hatte ein rosa Handtuch um die Hüften geschlungen, und war sauber und wohlriechend. Verdächtig wohlriechend.

Was seine Beine anging, hatte ich richtig vermutet. Er war zwar nicht besonders groß, aber von Kopf bis Fuß ein richtiger Mann.

Ein Schauer überlief mich. Ich freute mich darauf, mit ihm... äh... besser bekannt zu werden.

»Du siehst einen praktisch neugeborenen Menschen vor dir, Lucy«, sagte er mit breitem Lächeln. Er schien mit sich ausgesprochen zufrieden zu sein.

»Säubern, schrubben, scheuern, reinigen, nachspülen, abreiben, massieren, einsalben! Was du willst – all das hab ich in den letzten zehn Minuten mit mir gemacht. Erinnerst du dich an die Zeiten, da man von uns nichts anderes erwartete, als daß wir uns wuschen? So ist es nicht mehr. Wir müssen mit der Zeit gehen, was, Lucy Sullivan?«

»Ja«, kicherte ich. Er war wirklich lustig.

»Wir können nicht einfach unter unseren Füßen Gras wachsen lassen, was, Lucy Sullivan?«

»Nein.«

»Es würde dir schwerfallen, in ganz London einen saubereren Mann zu finden.«

»Davon bin ich überzeugt.«

»Ihr habt eine herrliche Badezimmereinrichtung. Darauf könnt ihr stolz sein.«

»Äh, ja, vermutlich...«

Der Zustand unseres Bades gehörte nicht zu den Dingen, die mich besonders beschäftigten.

»Ich hoffe nur, es macht nichts aus, daß ich ein bißchen von Elizabeths Zeug genommen hab.«

»Wer ist Elizabeth?«

»Eigentlich müßte dir klar sein, daß es ziemlich sinnlos ist, mich das zu fragen. Schließlich wohnst du hier. Ist sie etwa keine von deinen Mitbewohnerinnen?«

»Nein, außer mir leben hier nur Karen und Charlotte.«

»Na, dann hat die aber Nerven, denn das ganze Badezimmer steht voll von ihren Sachen.«

»Wovon redest du denn bloß?«

»Wie heißt sie noch mit Nachnamen? Fängt mit ›G‹ an. Ach nein, jetzt weiß ich wieder: Ardent. Es fällt mir wieder ein, weil ich noch gedacht hab, das wäre ein guter Name für eine Verfasserin von Liebesromanen. Jedenfalls hat sie im Badezimmer ’nen ganzen Haufen Flaschen und Tuben mit ihrem Namen drauf stehen.«

»Ach je.« Ich mußte lachen. »Es heißt übrigens Arden, nicht Ardent«, fügte ich hinzu. Offenbar hatte sich Gus an Karens Duschgel und Körperlotion von Elizabeth Arden vergriffen, die ein Vermögen kosteten. Charlotte und ich beneideten Karen schon lange darum und hätten gern einmal darin geschwelgt, wagten aber nicht, ihre Schätze anzurühren.

Nicht einmal Karen tat das. Es waren Schaustücke, deren ausschließlicher Zweck es war, Daniel und seinesgleichen zu beeindrucken. Dabei fiel dem so etwas gar nicht auf, schließlich war er ein Mann. Bisher hatte ich geargwöhnt, die Flakons enthielten ohnehin nur gefärbtes Wasser.

Da würden Köpfe rollen.

»Ach«, sagte Gus nervös, »ich hätte das Zeug wohl besser nicht verwendet? Da hab ich wohl mal wieder ins Fettnäpfchen getreten. Was das angeht, hab ich mein Soll bestimmt schon übererfüllt.«

»Na, das ist kein Beinbruch«, tröstete ich ihn. Es war sinnlos, sich jetzt noch den Kopf darüber zu zerbrechen, wo das Kind schon in den Brunnen gefallen war. Sofern Karen Krach schlug – womit zu rechnen war –, würde ich mich bereit erklären, ihr die Kostbarkeiten zu ersetzen.

»Aber in Zukunft solltest du besser die Finger von Karens Sachen lassen.«

»Wieso Karen? Ich verstehe – der gehört das Zeug von Elizabeth? Die Arme, da kriegt sie was mit dem Namen von einer anderen drauf hingestellt. So war das bei mir früher auch immer. In all meinen Schulbüchern stand der Name von jemand anders, weil ich so viele ältere Brüder hab... Beim nächsten Mal nehm ich jedenfalls im Bad deine Sachen.«

»Gut«, lächelte ich, und war von der Aussicht begeistert, daß es ein nächstes Mal geben würde.

»Aber was sind deine?« fragte er. »Auf den einzigen anderen, die ich sehen konnte, steht Galileo. Die können ja wohl unmöglich dir gehören. Ist dieser Galileo nicht sowieso schon lange tot?«

»Ach, Gus«, sagte ich, verzaubert und geradezu gebannt von der Achterbahn, über die mich seine Unterhaltung auf und ab führte. »Das, wo Galileo drauf steht, gehört tatsächlich mir.«

»Hoffentlich ist dir klar, daß man dir wegen Falschdeklarierung einen Strick drehen könnte.« Er grinste. »Jammerschade wäre das, einer schönen Frau wie dir«, bemerkte er wie nebenbei.

Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg. Aus seinem Mund klangen die Komplimente besonders sinnlich, vor allem wegen seines irischen Akzents.

»Danke«, stammelte ich. Er kam um das Bett herum, setzte sich neben mich und hielt meine Hand, die neben der seinen schmal und zierlich wirkte. Sie war glatt und warm.

Ich wirkte neben Männern gern schmal und zierlich. Ein paar von meinen Verflossenen waren klapperdürr gewesen, und nichts stimmte mich schwermütiger, als mit einem Mann ins Bett zu gehen, der einen kleineren Hintern und dünnere Schenkel hatte als ich.

»Es tut mir aufrichtig leid«, sagte Gus ernsthaft und fuhr mit dem Daumen in Kreisen über meinen Handrücken, was mir leichte Schauer über den Rücken jagte. Ich konnte mich kaum auf seine Worte konzentrieren.

»Du bist sehr nett, und ich mag dich wirklich«, fuhr er befangen fort. »Ich hab schon so viel verkehrt gemacht, und dabei haben wir uns gerade erst kennengelernt. Manchmal reiß ich im falschen Augenblick Witze, und wenn mir was wichtig ist, hau ich noch mehr daneben. Bitte entschuldige.«

Mein Herz schmolz dahin. Ich war ihm ohnehin nicht böse, und nach diesen Worten erfüllte mich Zärtlichkeit, ja, ich empfand geradezu Hingabe für ihn.

»Und das Zeug im Bad... Vielleicht, wenn ich zu Elizabeth geh und es ihr erklär...?«

»Karen!« erinnerte ich ihn, »sie heißt Karen, nicht Elizabeth ...« Ich gab es auf, als ich seine Augen zwinkern sah.

»Ein Witz, Lucy. Ich weiß, daß sie Karen heißt und daß hier keine Elizabeth wohnt.«

»Ach ja?« sagte ich ein bißchen verwirrt.

»Du darfst mich nicht für einen Dummkopf halten«, sagte er, »es ist aber lieb von dir, daß du Geduld mit mir hast.«

»Ich dachte nur... weißt du...« versuchte ich eine lahme Erklärung.

»Ist schon in Ordnung«, sagte er.

Wir lächelten einander wissend zu – das würde unser kleiner Privatscherz sein. Schon teilten wir Geheimnisse miteinander, private Scherze, mündliche Kurzschrift!

»Dann ist es ja gut«, sagte ich. »Könnte nicht besser sein.«

»Wenn du meinst. Und jetzt gehen wir spazieren, Lucy.«

Zwar hatte er mich schon mit vielem zum Lachen gebracht, aber über nichts mußte ich so herzlich lachen wie über diesen Vorschlag.

»Was ist daran so komisch, Lucy?«

»Ich soll spazierengehen? An einem Sonntag?«

»Ja.«

»Kommt überhaupt nicht in Frage.«

»Warum nicht?«

»Weil’s draußen bitter kalt ist.«

»Aber wir können uns warm anziehen und flott marschieren.«

»Aber Gus, ich geh zwischen Oktober und April sonntags nie aus dem Haus, außer abends in die Currykiste.«

»Dann wird es höchste Zeit, daß du damit anfängst! Und was ist die Currykiste?«

»Ein Lokal. Der Inder um die Ecke.«

»Toller Name.«

»Er heißt eigentlich nicht so, sondern Stern von Lahore oder Juwel von Bombay oder so was.«

»Und da gehst du jeden Sonntagabend hin?«

»Du könntest die Uhr danach stellen. Und wir essen immer das gleiche.«

»Aha. Von mir aus können wir später auch dahin gehen. Aber jetzt gehen erst mal wir in den Holland Park. Der liegt gleich am anderen Ende der Straße.«

»Ach, tatsächlich?«

»Ja. Seit wann wohnst du hier, Lucy Sullivan?«

»Ein paar Jahre«, murmelte ich undeutlich, damit er es möglichst nicht verstand.

»Und du warst in der ganzen Zeit noch nie im Park? Das ist eine Schande.«

»Ich bin nicht für das Leben im Freien geschaffen, Gus.«

»Ich schon.«

»Gibt’s da ’nen Fernseher?«

»Na klar.«

»Ehrlich?«

»Nein. Aber mach dir keine Sorgen. Ich unterhalt dich schon.«

»Einverstanden.«

Ich freute mich und war geradezu entzückt. Er wollte den Tag mit mir verbringen.

»Darf ich diesen Pulli anziehen?«

»Ja. Von mir aus behalt ihn; ich kann ihn nicht ausstehen.«

Gus hatte bei seinem Herumstöbern in meinem Kleiderschrank einen abscheulichen marineblauen Pullover zutage gefördert. Meine Mutter hatte ihn mir gestrickt, und ich hatte ihn noch nie getragen. Ich sah darin aus wie eine Hundert-Kilo-Riesenschildkröte, und er war oben so eng, daß er meinen Hals umspannte wie ein Autoreifen die Felge.

Lucy Sullivan wird heiraten
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