15 Holden

Holden wollte Naomi festhalten. Er hatte Mühe, sich zu orientieren, während sie durch den Hangar segelten und nichts fanden, um sich abzustoßen oder anzuhalten. Sie schwebten mitten im Raum und hatten keine Deckung.

Der Schuss hatte Kelly fünf Meter durch die Luft gegen eine Packkiste geschleudert. Dort hing er jetzt, ein Magnetstiefel hatte sich am Container verankert, der zweite pendelte kraftlos über dem Deck. Amos war niedergestreckt worden und lag flach auf dem Boden, der Unterschenkel stand in einem unnatürlichen Winkel ab. Alex hockte neben ihm.

Holden verrenkte sich den Hals und blickte zu den Angreifern. Da war der Kerl mit dem Granatwerfer, der Kelly erwischt hatte. Jetzt richtete er die Waffe auf sie. Wir sind tot, dachte Holden. Naomi machte eine obszöne Geste.

Dann erbebte der Mann mit dem Granatwerfer und löste sich in einem Schauer aus Blut und kleinen Detonationen auf.

»Ins Schiff!«, rief Gomez über Funk. Seine Stimme klang gepresst und schrill, halb unterdrücktes schmerzliches Kreischen und halb der Blutrausch des Kampfes.

Holden zog an der Halteleine von Naomis Anzug.

»Was haben Sie …«, begann sie.

»Vertrauen Sie mir«, sagte er. Er setzte ihr die Füße auf den Bauch und drückte sich kräftig ab. Gleich darauf prallte er auf das Deck, während sie zur Decke flog. Er schaltete die Magnetstiefel ein und riss sie an der Leine zu sich herab.

Maschinenpistolenfeuer sprühte durch den Hangar. »Kopf runter«, sagte Holden. Dann rannte er so schnell es die Magnetstiefel erlaubten zu Alex und Amos. Der Mechaniker bewegte sich schwach, also lebte er noch. Holden hatte Naomis Fangleine nicht losgelassen. Er hakte sie in eine Schlaufe am Gürtel. Sie durften nicht mehr voneinander getrennt werden.

Dann hob er Amos hoch und fing die Trägheit des Körpers ab. Der Mechaniker grunzte und murmelte etwas Unflätiges. Holden verband auch Amos’ Fangleine mit seinem Anzug. Wenn nötig, würde er die ganze Crew mitschleppen. Ohne ein weiteres Wort hakte sich Alex bei ihm ein und zeigte ihm müde den erhobenen Daumen.

»Das war … verdammt auch«, schimpfte Alex.

»Ja«, stimmte Holden zu.

»Jim«, sagte Naomi. »Schauen Sie.«

Holden blickte in die angegebene Richtung. Kelly taumelte auf sie zu. Auf der linken Seite war der Anzug eingebeult, Hydraulikflüssigkeit trat aus und schwebte als Bahn von Tröpfchen hinter ihm, doch er bewegte sich in die Richtung der Fregatte.

»Also gut«, sagte Holden. »Dann los.«

Zu fünft näherten sie sich dem Schiff, während im hitzigen Gefecht immer wieder Transportkisten explodierten. Eine Wespe stach Holden in den Arm, die Anzeige im Helm unterrichtete ihn, dass der Anzug ein kleines Leck abgedichtet hatte. Etwas Warmes rann ihm über die Haut.

Gomez schrie im Funk wie ein Irrer, während er an der Wand des Hangars umherlief und wild um sich schoss. Das Gegenfeuer ließ nicht nach. Holden konnte beobachten, dass der Marine immer und immer wieder getroffen wurde. Kleine Explosionen und Dampfwolken zeichneten sich auf seinem Anzug ab, bis Holden kaum noch glauben mochte, dass dort drinnen jemand überleben konnte. Doch Gomez lenkte die Aufmerksamkeit der Feinde weiter auf sich, während Holden und die Crew sich der Luftschleuse der Korvette näherten.

Kelly nahm eine kleine Metallkarte aus einer Tasche seines Anzugs, zog sie über den Scanner und öffnete die Außentür. Holden zog den schwebenden Amos hinein. Naomi, Alex und der verletzte Marineoffizier folgten. Schockiert starrten sie einander an, als die Luftschleuse ihre Arbeit aufnahm und die Innentür aufging.

»Ich kann nicht glauben, dass wir …«, sagte Alex. Er ließ den Satz unvollendet.

»Darüber können wir später reden«, bellte Kelly. »Alex Kamal, Sie haben auf RMMR-Schiffen gedient. Können Sie dieses Ding hier fliegen?«

»Klar, Leutnant«, erwiderte Alex. Er nahm sogar Haltung an. »Warum ich?«

»Unser anderer Pilot wird da draußen gerade umgebracht«, erwiderte Kelly und gab ihm die Metallkarte. »Nehmen Sie das. Die anderen schnallen sich an. Wir haben schon viel zu viel Zeit verloren.«

Aus der Nähe war der Schaden an Kellys Anzug noch besser zu erkennen. Er musste schwere Brustverletzungen davongetragen haben, und nicht alles, was herausquoll, war Hydrauliköl. Es war eindeutig auch Blut dabei.

»Lassen Sie mich helfen.« Holden wollte zu ihm.

»Rühren Sie mich nicht an«, erwiderte Kelly mit einer Wut, die Holden überraschte. »Schnallen Sie sich an und halten Sie die Klappe. Los jetzt.«

Holden widersprach nicht. Er löste die Fangseile von seinem Anzug und half Naomi, Amos auf die Druckliege zu bugsieren und anzuschnallen. Kelly blieb auf dem Deck über ihnen, doch sie hörten seine Stimme über die Sprechanlage des Schiffs.

»Mister Kamal, können wir fliegen?«, fragte er.

»Alles klar, Leutnant. Der Reaktor war schon heiß, als wir gekommen sind.«

»Die Tachi war in Bereitschaft. Deshalb nehmen wir sie auch. Los jetzt. Sobald wir aus dem Hangar sind, geben Sie Vollgas.«

»Roger«, bestätigte Alex.

Die Schwerkraft zerrte aus verschiedenen Richtungen leicht an ihnen, während Alex das Schiff vom Deck abheben ließ und zur Hangartür drehte. Holden legte die Gurte an und vergewisserte sich, dass auch Naomi und Amos gut untergebracht waren. Der Mechaniker stöhnte und hielt sich eisern am Rand der Liege fest.

»Amos, sind Sie noch da?«, fragte Holden.

»Mir geht’s super, Kapitän.«

»Oh, verdammt, ich sehe Gomez«, rief Alex über den Com. »Er ist erledigt. Ihr verdammten Schweinehunde. Die schießen weiter auf ihn, obwohl er schon liegt. Die verdammten Mistkerle!«

Das Schiff hielt inne, dann sagte Alex leise: »Nimm das, du Arschloch.«

Das Schiff vibrierte eine halbe Sekunde, dann hielt es kurz inne und flog weiter in Richtung Schleuse.

»Nahkampfkanonen?«, fragte Holden.

»Schnelljustiz«, grunzte Alex.

Holden stellte sich vor, was mehrere Hundert teflonbeschichtete Wolframstahlgeschosse, die mit fünftausend Metern pro Sekunde ausgestoßen wurden, mit einem menschlichen Körper anrichteten. Alex gab unterdessen Schub, und eine Elefantenherde ließ sich auf seiner Brust nieder.

Holden erwachte in Schwerelosigkeit. Die Augenhöhlen und die Hoden taten ihm weh, also waren sie eine Weile mit hoher Beschleunigung geflogen. Auf dem Terminal neben sich konnte er erkennen, dass fast eine halbe Stunde vergangen war. Naomi regte sich auf ihrer Liege, Amos war bewusstlos. Mit erschreckender Geschwindigkeit strömte das Blut aus einem Leck in seinem Anzug.

»Naomi, kümmern Sie sich um Amos«, krächzte Holden. Das Sprechen tat ihm in der Kehle weh. »Alex, berichten Sie.«

»Die Donnie ist hinter uns in die Luft geflogen, Kapitän. Die Marinesoldaten haben sie wohl nicht halten können. Sie ist erledigt«, meldete Alex bedrückt.

»Die sechs Angreifer?«

»Seit der Explosion habe ich sie nicht mehr gesehen. Die dürften ebenfalls hinüber sein.«

Holden nickte nachdenklich. Schnelljustiz, in der Tat. Ein Schiff zu entern war eines der gefährlichsten Manöver überhaupt. Im Grunde war es ein Wettlauf zwischen den Eindringlingen, die zum Maschinenraum wollten, und dem gemeinsamen Willen derjenigen, die die Finger auf dem Selbstzerstörungsknopf hatten. Nach einem Blick auf Kapitän Yao hätte Holden sofort sagen können, wer dieses Rennen verlieren würde.

Trotzdem. Irgendjemand war bereit gewesen, das Risiko einzugehen.

Holden löste die Gurte und schwebte zu Amos hinüber. Naomi hatte einen Erste-Hilfe-Kasten geöffnet und schnitt mit einer schweren Schere den Anzug des Mechanikers auf. Bei zwölf G hatte das gezackte Ende von Amos’ gebrochenem Schienbein ein Loch in den Anzug gebohrt.

Als sie den Anzug entfernt hatte, erbleichte Naomi, sobald sie das Durcheinander von Blut und Gewebe sah, in das sich Amos’ Unterschenkel verwandelt hatte.

»Was tun wir jetzt?«, fragte Holden.

Naomi starrte ihn nur an, dann stieß sie ein humorloses Lachen aus.

»Ich habe keine Ahnung«, gestand sie.

»Aber Sie …«, begann Holden. Sie unterbrach ihn.

»Wenn er aus Metall wäre, würde ich ihn mit dem Hammer ausbeulen und alles fest verschweißen«, erklärte sie.

»Ich …«

»Aber er besteht nicht aus Metallteilen.« Jetzt klang ihre Stimme etwas schrill. »Warum fragen Sie ausgerechnet mich, was wir tun sollen?«

Holden hob beschwichtigend die Hände.

»Schon gut, ich hab’s begriffen. Stillen Sie erst einmal die Blutung, ja?«

»Werden Sie mich auch bitten, das Schiff zu fliegen, wenn Alex stirbt?«

Holden setzte zu einer Antwort an, dann hielt er inne. Sie hatte recht. Wann immer er nicht weiterwusste, schob er Naomi den schwarzen Peter zu. So hielt er es schon seit Jahren. Sie war klug, fähig und ließ sich gewöhnlich durch nichts erschüttern. Er benutzte sie als Krücke, obwohl sie das gleiche Trauma erlitten hatte wie er selbst. Wenn er nicht mehr Rücksicht nahm, würde sie zerbrechen, und das durfte nicht geschehen.

»Sie haben recht. Ich kümmere mich um Amos«, lenkte er ein. »Steigen Sie hoch und sehen Sie nach, wie es Kelly geht. Ich komme gleich nach.«

Naomi starrte ihn an, bis sich ihr Atem beruhigt hatte, dann nickte sie und kletterte die Leiter hinauf.

Holden sprühte ein Gerinnungsmittel auf Amos’ Bein und wickelte es mit Mull aus dem Verbandkasten ein. Dann rief er am Wandterminal die Datenbank des Schiffs auf und informierte sich über offene Knochenbrüche. Mit zunehmendem Entsetzen las er den Text, bis Naomi ihn rief.

»Kelly ist tot«, meldete sie tonlos.

Holdens Magen stürzte ab. Er ließ sich drei Atemzüge Zeit, um die Panik aus der Stimme zu verbannen, ehe er antwortete.

»Verstanden. Ich brauche hier beim Einrichten des Bruchs Ihre Hilfe. Kommen Sie wieder runter. Alex? Geben Sie mir ein halbes G Schub, während wir Amos helfen.«

»Irgendeine bestimmte Richtung, Kapitän?«, fragte Alex.

»Das ist mir egal. Geben Sie mir ein halbes G und halten Sie Funkstille, bis ich mich melde.«

Naomi stürzte die Leiter herab, als die Schwerkraft wieder einsetzte.

»Es sieht so aus, als seien auf Kellys linker Körperseite alle Rippen gebrochen«, sagte sie. »In der starken Beschleunigung haben sie dann wahrscheinlich sämtliche inneren Organe durchbohrt.«

»Er muss gewusst haben, dass es dazu kommen würde«, überlegte Holden.

»Genau.«

Es war leicht, sich über die Marinesoldaten lustig zu machen, wenn sie nicht zuhörten. In Holdens Zeit in der Raummarine hatte es zum Alltag gehört, die Ledernacken hochzunehmen. Doch nun waren vier Marinesoldaten gestorben, um ihnen die Flucht von der Donnager zu ermöglichen, und drei von ihnen hatten sich bewusst dafür entschieden. Holden nahm sich vor, sich nie wieder über sie lustig zu machen.

»Wir müssen den Knochen strecken, ehe wir ihn einrichten. Halten Sie das Bein ruhig, ich ziehe am Fuß. Sagen Sie Bescheid, wenn der Knochen zurückgezogen und wieder in der alten Position ist.«

Naomi wollte protestieren.

»Ich weiß, dass Sie keine Ärztin sind. Raten Sie einfach«, sagte Holden.

Es war eine der schrecklichsten Aufgaben, die Holden je auf sich genommen hatte. Amos wachte während der Prozedur auf und schrie entsetzlich. Holden musste zweimal ziehen, weil der Knochen beim ersten Versuch nicht richtig lag. Als er losließ, sprang das gezackte Ende des Schienbeins in einer Gischt von Blut wieder aus der Wunde heraus. Glücklicherweise verlor Amos danach das Bewusstsein, und sie konnten den zweiten Versuch wagen, ohne seine Schreie ertragen zu müssen. Es schien zu funktionieren. Holden sprühte die Wunde mit Antiseptika und Gerinnungsmitteln ein. Dann klammerte er die Wunde und legte einen Regenerationsverband auf, schließlich passte er eine Luftkammerschiene an und klebte dem Mechaniker ein Pflaster mit Antibiotika auf den Schenkel.

Danach brach er einfach auf dem Deck zusammen und tat nichts mehr, um das Zittern zu unterdrücken. Naomi sank schluchzend auf ihre Liege. Es war das erste Mal, dass Holden sie weinen sah.

Holden, Alex und Naomi schwebten in einem lockeren Dreieck um die Beschleunigungsliege, auf der Leutnant Kellys Leichnam lag. Unten schlief Amos unter starken Beruhigungsmitteln. Die Tachi schwebte ohne bestimmtes Ziel durch den Raum. Zum ersten Mal seit langer Zeit wurden sie nicht verfolgt.

Holden war klar, dass die anderen auf seine Entscheidung warteten. Sie wollten hören, wie er sie zu retten gedachte, und blickten ihn erwartungsvoll an. Er gab sich Mühe, ruhig und überlegt zu wirken. Innerlich war er in Panik. Er hatte keine Ahnung wohin und wusste nicht, was er tun sollte. Seit sie die Scopuli gefunden hatten, hatte sich alles, was ihnen hätte Sicherheit bieten sollen, in tödliche Fallen verwandelt. Die Canterbury, dann die Donnager. Holden hatte Angst, überhaupt irgendwohin zu fliegen, weil er fürchtete, auch jener Ort werde gleich darauf in die Luft fliegen.

Tut etwas, hatte vor einem Jahrzehnt ein Ausbilder zu seinen jungen Offizieren gesagt. Es muss nicht richtig sein, aber tut etwas.

»Irgendjemand wird nachforschen, was aus der Donnager geworden ist«, überlegte Holden. »Ich bin sicher, dass jetzt schon marsianische Schiffe dorthin unterwegs sind. Sie wissen wohl auch, dass die Tachi entkommen ist, weil unser Transponder dem ganzen Sonnensystem mitteilt, dass wir überlebt haben.«

»Nein, tut er nicht«, widersprach Alex.

»Erklären Sie das, Mister Kamal.«

»Dies ist ein Torpedobomber. Glauben Sie, die wollen ein nettes Transpondersignal abstrahlen, wenn sie ein feindliches Großkampfschiff angreifen? Nein. Da oben im Cockpit gibt es einen hübschen kleinen Schalter mit der Beschriftung ›Transponder aus‹. Den habe ich umgelegt, ehe wir abgeflogen sind. Wir sind ein fliegendes Objekt unter einer Million anderer.«

Holden schwieg zwei Atemzüge lang.

»Alex, das könnte die beste Tat sein, die je ein Mensch in der Geschichte des Universums vollbracht hat.«

»Aber wir können nirgends landen, Jim«, gab Naomi zu bedenken. »Erstens lässt kein Hafen ein Schiff ohne Transpondersignal auch nur in seine Nähe kommen, zweitens können wir die Tatsache, dass dies ein marsianisches Kriegsschiff ist, nicht mehr verbergen, sobald sie uns visuell erfassen.«

»Ja, das ist ein Nachteil«, stimmte Alex zu.

»Fred Johnson«, sagte Holden. »Er hat uns eine Netzwerkadresse gegeben, unter der wir ihn erreichen können. Ich glaube, die AAP könnte die einzige Gruppe sein, die uns mit einem gestohlenen marsianischen Kriegsschiff irgendwo landen lässt.«

»Es ist nicht gestohlen«, widersprach Alex. »Es ist jetzt legitimes Bergungsgut.«

»Ja, das erklären Sie mal der RMMR, wenn sie uns schnappen. Ich würde lieber dafür sorgen, dass es gar nicht erst so weit kommt.«

»Also warten wir einfach hier, bis Colonel Johnson sich bei uns meldet?«, fragte Alex.

»Nein. Ich warte. Ihr zwei bereitet Leutnant Kelly für die Beerdigung vor. Alex, Sie waren bei der RMMR, Sie kennen die Rituale. Verabschieden Sie ihn mit allen Ehren und zeichnen Sie es im Log auf. Er ist gestorben, um uns von dem Schiff herunterzubekommen, und deshalb werden wir ihm unseren Respekt zollen. Sobald wir irgendwo landen, schicken wir den gesamten Bericht an die RMMR, damit sie es in die Akten übernehmen können.«

Alex nickte. »Wir geben uns Mühe, Sir.«

Fred Johnson reagierte so schnell auf die Nachricht, dass Holden sich fragte, ob der Mann die ganze Zeit am Terminal gesessen und darauf gewartet hatte. Johnsons Botschaft bestand nur aus den Koordinaten und dem Wort Richtstrahl. Holden zielte mit dem Laser auf den angegebenen Ort – es war derjenige, von dem aus Fred auch die erste Botschaft geschickt hatte – und schaltete das Mikrofon ein. »Fred?«

Der betreffende Ort war mehr als elf Lichtminuten entfernt, also musste Holden mindestens zweiundzwanzig Minuten warten, bis die Antwort einging. Um etwas zu tun zu haben, gab er die Koordinaten im Cockpit ein und bat Alex, mit einem G in diese Richtung zu fliegen, sobald sie mit Leutnant Kelly fertig waren.

Zwanzig Minuten später setzte der Schub ein, und Naomi stieg die Leiter herauf. Sie hatte den Vakuumanzug ausgezogen und trug jetzt einen roten marsianischen Overall, der fünfzehn Zentimeter zu kurz, aber dafür um das Dreifache zu weit war. Ihre Haare und das Gesicht waren sauber.

»Es gibt Duschen auf dem Schiff. Können wir es behalten?«, fragte sie.

»Wie ist es gelaufen?«

»Wir haben alles erledigt. Unten beim Maschinenraum gibt es ein recht großes Frachtabteil. Wir haben ihn dort eingelagert, bis wir eine Möglichkeit finden, ihn nach Hause zu schicken. Die Luftversorgung habe ich abgeschaltet, also wird er konserviert.«

Sie hob die Hand und warf ihm einen kleinen schwarzen Würfel in den Schoß.

»Das habe ich unter der Rüstung in einer Tasche gefunden«, sagte sie.

Holden hob das Objekt. Es war offenbar eine Art Datenspeicher.

»Können Sie herausfinden, was darauf ist?«, fragte er.

»Klar. Geben Sie mir nur etwas Zeit.«

»Wie geht es Amos?«

»Der Blutdruck ist stabil«, sagte Naomi. »Das sollte wohl ein gutes Zeichen sein.«

Der Com piepste, und Holden ließ die Nachricht ablaufen.

»Jim, gerade erscheinen die ersten Meldungen in Zusammenhang mit der Donnager im Netz. Ich muss zugeben, dass ich äußerst überrascht bin, etwas von Ihnen zu hören«, sagte Fred. »Was kann ich für Sie tun?«

Holden dachte kurz nach und legte sich die Antwort zurecht. Freds Misstrauen war nicht zu übersehen, aber genau aus diesem Grund hatte er Holden ein Schlüsselwort geschickt.

»Fred, unsere Feinde sind universell präsent, die Liste unserer Freunde ist dagegen sehr kurz. Im Grunde sind nur noch Sie übrig. Ich fliege mit einer gestohlenen …«

Alex räusperte sich.

»Mit einer geborgenen Korvette der RMMR«, fuhr Holden fort. »Damit falle ich überall sofort auf. Ich muss einen Ort finden, wo ich landen kann, ohne allein schon wegen des Schiffs in Stücke geschossen zu werden. Helfen Sie mir, so einen Ort zu finden.«

Es dauerte eine halbe Stunde, bis die Antwort kam.

»Ich schicke auf dem Subkanal eine Datei mit«, sagte Fred. »Sie enthält den neuen Transpondercode und Anweisungen, wie er zu installieren ist. Der Code erscheint in allen Registern als gültig. Er ist echt. Außerdem sende ich Ihnen die Koordinaten eines sicheren Hafens. Dort treffen wir uns. Wir haben viel zu besprechen.«

»Ein neuer Transpondercode?«, staunte Naomi. »Wie kommt die AAP an Transpondercodes?«

»Sie hacken sich in die Rechner der Erde-Mars-Coalition ein oder pflanzen einen Maulwurf in die Registratur«, erwiderte Holden. »Wie auch immer, ich glaube, jetzt spielen wir in der Oberliga mit.«

Expanse 01: Leviathan erwacht
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