22
»Fisch oder zerteilte Beute?«, fragte Steve. »Ja oder nein?«
Die rund 20 Meter lange Bertram Convertible war von den drei überlebenden Zombies komplett verwüstet worden. Es machte den Anschein, als seien es anfänglich sechs von ihnen gewesen. Doch laut Stacey fiel keine der Beschädigungen kritisch aus und es handelte sich im Grunde genommen um ein brauchbares Boot.
»Sie haben im Leben Ihre Berufung verfehlt«, neckte Blair und betrachtete kopfschüttelnd die im gesamten Aufenthaltsraum verteilten Exkremente. »Sie hätten Makler für Luxusjachten werden sollen. Das Aufräumen wird eine Heidenarbeit.«
»Wenn Sie sie nicht möchten, finde ich schon einen anderen, der sie haben will«, sagte Steve. »Ich will kein Scheißkerl sein. Aber wenn Sie nicht zuschlagen, gebe ich sie weiter. Sophia sagt bestimmt nicht Nein.«
»Okay, ich nehm sie«, entschied Blair. »Ich habe es satt, auf der Endeavor durchgeschüttelt zu werden.«
»Wie stehen Sie dazu, dass Sophia die Endeavor übernimmt?«, wollte Steve wissen.
»Heute?«, erwiderte Blair. »Ich möchte beide Schiffe gern zu den Bermudas bringen und diese schwimmende Kloake hier reinigen, bevor ich umziehe.«
»Damit kann ich leben. Ihre Besatzung könnte einige Zeit im Hafen vertragen. Übrigens, wenn ich das noch nicht erwähnt habe, Sie leisten hervorragende Arbeit. Und hinterher?«
»Ich habe kein Problem damit, wenn Seawolf übernimmt. Sie ist jung, aber sie hat’s drauf. Wie sehen das die anderen Kapitäne?«
»Sie haben die letzte Abstimmung mitbekommen.« Steve hob die Schultern. »Es gibt niemanden mit vergleichbarer Erfahrung. Jedenfalls nicht im Moment. Später vielleicht. Das Problem sehe ich eher in der Zusammenstellung der Besatzung.«
»Sie sind doch Geschichtslehrer.« Blair grinste. »Mit diesem Problem haben Kapitäne schon seit Urzeiten zu kämpfen. Schon lange vor der Seuche. Passen Sie auf, dass Sophia Ihnen die eigenen guten Leute nicht abwirbt.«
»Das wird sie wahrscheinlich tun. Okay, jemand muss diese Bertram zu den Bermudas fahren. Dann klären wir alles Weitere. Wenn Sie bereit zum Wechseln sind, geben Sie mir Bescheid. Ich werde dafür sorgen, dass die anderen Kapitäne ihre Einwilligung erklären, dass Seaw... Sophia übernimmt.«
»Ha, fast erwischt.« Blair lächelte.
»Dad, du hast einen Anruf von der Sea Fit«, meldete sich Sophia über das Funkgerät.
»Ich muss los«, sagte Steve. »Viel Glück.« Er trat in einen Haufen Scheiße und schüttelte sie notdürftig vom Stiefel ab. »Ich mein’s ernst. Das werden Sie brauchen.«
»Danke.«
»Sea Fit, Wolf«, sagte Steve. So war es einfach leichter.
»Sie werden Ihr eigenes Team und das der Cooper dafür brauchen«, sagte Kapitän Sherill. »Ein riesiges Küstenschiff. Und wenn ich riesig sage, meine ich das auch. Eine aus der Famous-Klasse. Fast schon ein Zerstörer.«
»Ach du Scheiße«, entfuhr es Sophia.
»Cooper, hören Sie mit?«, fragte Steve nach.
»Roger. Standort?«
»31 Grad, 54 Minuten, 54 Sekunden. 7 Grad, 45 Minuten, 7,2 Sekunden.«
»Roger«, sagte Steve und nahm sich die Stelle vor. »Sind da in etwa ... drei Minuten.«
»Cooper braucht etwa sechs«, meldete sich Chris.
»Victoria, Wolf, over«, sagte Steve. Er seufzte und schüttelte den Kopf. »Victoria, Wolf, over.«
»Äh ... Victoria ...?«
»Sagen Sie der Victoria, dass sie gleich Gesellschaft bekommt«, kündigte Steve an. »Lassen Sie die Large warm laufen. Wir haben wahrscheinlich Kundschaft.«
»Entschuldigen Sie, wie war das?«
»Sagen Sie Mike, die Sea Fit hat einen Cutter gefunden. Haben Sie verstanden?«
»Ich ... Was ist ein Cutter?«
»Besteht vielleicht die Möglichkeit, dass ich Mike sprechen kann?« Steve blieb ruhig.
»Klar doch, bleiben Sie dran ...«
»Er wird zurück zu den Bermudas fahren und jedem Einzelnen von ihnen den Kopf abreißen«, sagte Fontana. Er hatte seine Füße auf das Steuerrad der Cooper gelegt und genoss das Hörspiel.
»Der sanftmütige Steve?« Chris wendete das große Boot, um den durchgegebenen Standort anzusteuern. »Der Kerl, der eine Waffe an Jack Ishams Kopf gehalten und den Hammer gespannt hat?«
»Faith sagt, es sei ein schlechtes Zeichen, wenn er betont freundlich wird.«
»Er wird den Deckel aufmachen«, sagte Bundy.
»Ich wette einen Dollar.« Fredette unterdrückte ein Lachen.
»Wo willst du einen Dollar hernehmen?«
»Letztendlich werden wir mit diesen Witzbolden zusammenarbeiten müssen, ist es nicht so?«, fragte Commander Bradburn und lehnte sich in seinem Kommandositz zurück. So ziemlich alle auf dem U-Boot hörten ihm zu. Es gab sonst schließlich kaum Unterhaltung an Bord.
»Ich werde da nicht rübergehen und allen den Hals umdrehen«, erklärte Steve ruhig. »Das werde ich nicht tun. Menschliches Leben ist kostbar. Zumindest gesundes menschliches Leben ...«
»Es war immerhin dein Plan, die Welt zu retten, Dad.« Sophia hielt kurz inne. »Dad?«
»Ja«, sagte Steve.
»Was ist das?« Sophia zeigte in Richtung Backbord.
Steve nahm ein Fernglas und schaute sich die spritzende Gischt am Horizont genauer an. Auf ihrer Reise hatten sie schon eine Menge Wale und Delfine gesehen. Viele Vögel. Fliegende Fische. Aber noch nie etwas, das mehr oder weniger parallel zu ihnen durch die Wasseroberfläche glitt und Wasser aufspritzen ließ.
»Das ...« Steve ließ das Fernglas sinken. »... ist interessant.«
»Was ist das?«, wiederholte sie.
»Das, was da ist, hast du nie gesehen«, ermahnte Steve seine Tochter. »Nun ja ... Wir vergessen das fürs Erste und unterhalten uns später drüber. Okay?«
»Ja, Dad.« Sophia sah ihn an.
»Das ist ... wichtig.« Steve stand auf und ging zur Brücke.
Bundy schielte auf den Frequenzwächter und ließ eine kürzlich aufgenommene Aufzeichnung abspielen.
»U-Boot parallel zur Tina’s Toy, hier spricht Commodore Wolf, over. U-Boot parallel zur Tina’s Toy, hier spricht Commodore Wolf, over ...«
»Verdammt«, fluchte Fredette. »Tragbares Funkgerät mit kurzer Reichweite.«
»CO?«
»Verdammt«, entfuhr es Bradburn.
»Sie sind anscheinend gar nicht so inkompetent, wie wir dachten.«
»Vielen Dank, XO«, erwiderte Bradburn. »Tauchen Sie ab auf 100 Meter Tiefe. Gehen Sie auf Kurs 190. Geschwindigkeit auf 25 Prozent.«
»Verfluchte Scheiße«, schnauzte Steve, als der ESM-Mast unter den Wellen verschwand. »Für so was hab ich meine verschissenen Steuern bezahlt?«
»Okay, das wird euch jetzt nicht gefallen.« Steve sah sich den gewaltigen Cutter an.
»Seitlich gibt es eine Stelle, an der man problemlos zusteigen kann«, betonte Faith. »Zumindest müssen wir keine zehn Etagen oder so hochklettern.«
»Habt ihr die überlebenden Zombies auf dem Hubschrauberlandeplatz gesehen?« Fontana schnalzte mit der Zunge. »Ist da noch jemand außer uns dreien?«
»Sophia«, sagte Steve. »Sie kann meine Nummer zwei werden. Ihr beiden kommt zurecht?«
»Er hat ein bisschen Übung.« Faith klang abwesend und spähte durch das Fernglas.
Fontana und Steve tauschten Blicke aus und versuchten, nicht laut loszuprusten.
»Ich weiß, dass ihr gerade gegens Lachen ankämpft«, sagte Faith. »Offenbar könnt ihr mit trockenem Humor nichts anfangen. Ja, er ist zum Räumen bereit, Dad. Ich schlage vor, wir fahren längsseits ran und versuchen, sie mit einer AK abzuknallen.«
»Du weißt, wie gut das beim letzten Mal funktioniert hat«, erinnerte Steve.
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich das mit dem Rollen jetzt besser unter Kontrolle habe.«
»Die einzigen Menschen, die dieses ›Rollen‹ unter Kontrolle hatten, waren die Jedi-Ritter«, wies Fontana sie zurecht.
»Jedi-Ritter?« Faith ließ das Fernglas sinken und starrte ihn verwirrt an. »Das hier ist die Wirklichkeit, keine Science-Fiction.«
»Das ist der Spitzname von SEAL Team Six«, klärte Steve sie auf. »Egal, ich finde, Faith hat recht. Aber ich werde es versuchen und nehme die M1.«
»Ich war in der Sniper-Ausbildung«, warf Fontana ein. »Vielleicht ...«
»Sergeant Fontana«, sagte Steve. »Wenn hier jemand seine Besatzung tötet und sein Boot versenkt, sollte das der Kapitän schon persönlich machen.«
Steve wartete, bis das Boot nach oben schaukelte, und zog den Abzug durch.
»Zu hoch«, sagte Fontana. »Noch mal.«
»Lieber zu hoch als zu niedrig.« Steve schob ein weiteres 7,62er-Projektil in die Kammer. Bei der Waffe handelte es sich um eine Springfield Armory M1A, umgerüstet für 7,62x39-Munition, was der Büchsenmacher, der die Arbeit ausgeführt hatte, beinahe als Sakrileg angesehen haben musste. Steve hingegen war ein großer Fan solcher Anpassungen. Er fand einfach keine AK-Variante, mit der er exakt genug traf. »Hoch bedeutet, dass sie nicht mit hoher Geschwindigkeit zu uns zurückkommen.«
Er wartete, dann schoss er erneut. Diesmal traf er.
»Er ist zusammengebrochen«, bestätigte Fontana. »Brusttreffer.«
Die niedrige Reling an der Seite des Flugdecks erwies sich als problematisch. Sie reichte den Zombies kaum bis zum Knie, war aber hoch genug, dass das schaukelnde Deck der Toy fast auf gleicher Höhe lag. Und sie bestand aus Stahl. Ein Treffer hätte die Kugel mit enormer Wucht zurückprallen lassen. Und dann schaukelten beide Boote natürlich auf den derzeit nicht gerade kleinen Dünungen.
Einer der Zombies fiel vom Flugdeck, als er die Jacht erreichen wollte, und klatschte ins Wasser.
Offenbar geschah das nicht zum ersten Mal. Ein Hai kam herangeschossen, noch ehe der Zombie wieder auftauchte.
»Ich schätze, wir können sie mit dem Lasso runterziehen«, schlug Fontana vor.
»Nein«, widersprach Steve. Er drückte auf die Sprechtaste des Funkgeräts. »Sophia.«
»Dad?«
»Fahr dicht ran. So weit du kannst, ohne mit dem Cutter zu kollidieren.«
»Kürzere Entfernung, höhere Genauigkeit«, sagte Steve, als die Jacht erst abdrehte, um sich dann wieder zu nähern. »Und vielleicht versuchen einige von ihnen zu springen.«
»Da sollte ich Faith wohl besser warnen.« Fontana stand auf.
»Okay.« Steve schoss einen weiteren Zombie nieder. »Als ob man in einem Fass fischt.«
»Eher, als ob man die Zombies als Köder benutzt«, fand Fontana. »Sie sollten das Wasser sehen.«
Im Gegensatz zu dem, was einem die Actionstreifen aus Hollywood glauben machen, fällt der menschliche Körper nach vorn aufs Gesicht, wenn er erschossen wird. Einige der Zombies waren zu Boden gestürzt. Ein weiblicher Zombie hatte versucht zu springen. Sie hatte es nicht geschafft. Die meisten, die erschossen wurden, stürzten von Deck in die nassen Fluten.
»Ich will gar nicht darüber nachdenken, dass es sich um Personal der amerikanischen Küstenwache handelt, das sich einfach nur mit einer schrecklichen Seuche infiziert hat.« Steve streichelte den Abzug. »Ich würde sie lieber in eine Fahne eingewickelt begraben als im Magen eines Tigerhais.«
»Es gibt wahrscheinlich einige Überlebende, die keine Zombies sind«, sagte Fontana. »Hoffentlich haben die Verständnis dafür.«
»Okay ... blutig.« Steve und Faith hatten drei der Luken an Bord überprüft. Sie entpuppten sich allesamt als versiegelt und mit einer Art elektronischem Schloss versehen. Außerdem widersetzten sie sich selbst der Behandlung mit dem Halligan-Tool.
»Hier drüben liegt ein Stapel Kleidung.« Faith hob die Uniform auf. »Da hängt ein Ausweis mit Chip dran. Hilft das weiter?«
»Wenn’s der richtige ist, dann schon.« Fontana nahm den Ausweis und untersuchte ihn genauer. »Und die Antwort lautet: Ja.« Er deutete triumphierend auf das elektronische Bauteil.
»Aber wird es funktionieren?«, fragte Steve.
»Nein«, verkündete Fontana, nachdem er den Ausweis durchgezogen hatte. Die LED neben dem Schloss blieb weiterhin rot.
»Okay, suchen wir nach weiteren Ausweiskarten. Die Verriegelung könnte vom Dienstrang oder anderen Faktoren abhängig sein. Wir sammeln sie alle ein und testen jede einzelne ...«
»Probieren Sie mal die hier.« Fontana reichte Steve eine weitere Schlüsselkarte.
»Die von einem der Lieutenants hat nicht funktioniert. Warum sollte es bei einem Chief Petty Officer klappen?« Doch als er ihn gegen die Leseeinheit hielt, färbte sich das Lämpchen grün.
»Das ist so eine Besonderheit der Küstenwache.« Fontana hob die Schultern. »Auch der Navy. Ein Chief hat immer einen höheren Rang als ein Lieutenant.«
»Was ist ein Chief?«, fragte Faith. »Und wo wir schon dabei sind: Was ist ein Lieutenant?«
»Irgendwelche Zombies?« Steve hämmerte gegen die Luke.
Er wurde mit den Worten »Rasieren und einen Haarschnitt bitte« belohnt.
»Schließen Sie Ihre Augen«, schrie Steve. »Verstanden? Schließen Sie Ihre Augen!«
Er entriegelte die Luke und warf ein Knicklicht hindurch.
»Nutzen Sie es, damit sich Ihre Augen langsam an die Helligkeit anpassen.«
»Danke, dass Sie endlich gekommen sind.« Der Mann stand an der Luke. »Herrgott, Jungs, wo seid ihr so lange gewesen?«
»Das lässt sich nicht so leicht beantworten. Aber wir sind weder von der Küstenwache noch von der Navy. Nur eine freiwillige Gruppe Zivilisten. Brauchen Sie Wasser?«
»Wie die Hölle«, antwortete der Mann. »Wir haben vorsichtig Pisse aufbereitet ... nun ja, ziemlich lange.«
»Flaschen«, sagte Steve und warf sie in den Raum. »Ich setze die Räumung fort und komme in ein paar Minuten zurück. Ich will mich erst vergewissern, dass dieses Areal sauber ist.«
»Roger.«
»Wer ist der Rangälteste?«, fragte der Mann mit dem Atemschutzgerät. Die Stimme wurde durch das Gerät gedämpft, aber er sprach mit Commonwealth-Akzent. Bobby konnte ihn nicht genau einordnen. Möglicherweise ein Ire.
Petty Officer First Class Bobby Kuzma erwies sich als Rangältester der sechs Überlebenden der USCGC Campbell, WMEC-909, die in der Crewmesse auf Bänken zusammengesunken dasaßen. Er hob die Hand.
Der andere Mann badete im Licht, das Kuzma nach wie vor in den Augen schmerzte. Ausgehend von dem wenigen, was Bobby erkennen konnte, trug er zudem eine Panzerweste und Waffen, angefangen bei der AK-Variante einer Schrotflinte bis hin zu einem langen Jagdmesser. Über der Schulter lugte außerdem die Spitze eines Halligan-Tools hervor. Das Werkzeug steckte in einer Art Holster.
Hinter ihm erschien eine weitere Gestalt in Panzerweste – eine Frau, dem Gang nach zu urteilen, aber schwer einzuschätzen.
»Ich habe ein Lager mit Sonnenbrillen entdeckt.« Weiblich. Jung. Mehr konnte Kuzma auf Anhieb nicht herausfinden.
Sie fing an, die Brillen auszuteilen. Vor einer Weile, bevor die Welt in ihre Einzelteile zerfallen war, hätte Bobby es als Idiotie betrachtet, eine Sonnenbrille in der Messe zu tragen. Jetzt, selbst ohne Decken- und Wandbeleuchtung, bot sie einen willkommenen Schutz vor den Lampen, die sich die Gruppe umgeschnallt hatte.
Einer der Männer kam zu Bobby.
»Wir müssen uns unterhalten.« Er streckte die Hand aus. »Können Sie laufen?«
»Ich kann laufen.« Trotzdem tastete Bobby dankbar nach der Hand.
Der Mann führte ihn die Crewmesse hinunter, nahm seine Maske ab und schnitt eine Grimasse.
»Puh«, sagte der Mann. »Wir tragen sie gegen den Gestank. Ich schlage vor, wir gehen nach draußen, dort ist es etwas angenehmer. Ich weiß nur nicht, ob Sie schon mit dem Tageslicht klarkommen.« Er zog einen Tiegel mit Hustenbalsam aus der Tasche, verrieb ihn auf den Nasenflügeln und hielt ihn Kuzma hin.
»Ich gewöhn mich schon dran.« Bobby winkte ab.
»Zwei weitere Informationen. Erstens: Ich heiße Steven Smith. Gebürtiger Australier, eingebürgerter amerikanischer Staatsbürger, ehemaliger australischer Fallschirmjäger, Geschichtslehrer und derzeit, und ich setze das bewusst in Anführungszeichen, ›Commodore‹ einer Flottille kleiner Boote, die in diesem Bereich des Atlantiks Bergungen durchführen. Man nennt mich Captain Wolf oder Commodore Wolf und unsere Flottille trägt die Bezeichnung Wolfs Schwimmender Zirkus. Eigentlich bewegen wir uns überwiegend zwischen den Bermudas – dort nutzen wir einen defekten, hochseetauglichen Schlepper als Versorgungsbasis – und der Küste der Vereinigten Staaten hin und her. Aktuell halten wir uns in der Nähe der Bermudas auf und haben Ihre sechsköpfige Gruppe hier gefunden. Das Ganze ist eine vollkommen freiwillige Anstrengung und damit in etwa so, als wolle man eine Horde Kängurus bändigen. Die sind, und das können Sie mir glauben, sogar noch schlimmer als Katzen. Ich hab das als Kind mal versucht.
Also, es wird Folgendes passieren: Normalweise werden Überlebende zu den Booten gebracht, ordentlich abgeschrubbt und mit ein wenig Nahrung versorgt. Die übliche Seerettung, bis auf das Abschrubben. Das haben wir ursprünglich eingeführt, weil wir Angst vor dem Virus hatten, aber mittlerweile ist es, na ja, eine Art Tradition geworden. Außerdem haben die Geretteten meistens nichts gegen eine Dusche.«
»Stimmt, dagegen hab ich auch überhaupt nichts einzuwenden«, stimmte Kuzma vorsichtig zu.
»Und da Sie in der Kajüte ganz allein gewesen sind, müssen Sie sich erst wieder daran gewöhnen, Ihre Stimme zu benutzen. Und an das Licht. Das dauert in der Regel einige Tage. Ich habe schon erwähnt, dass das unsere übliche Vorgehensweise darstellt. Das Problem in diesem Fall ist, dass es sich um das mit Abstand größte Schiff handelt, das wir bisher geräumt haben, und es gibt hier gefühlt zehn Millionen dieser beschissenen Kajüten ...«
»Sie wissen nicht, ob es sauber ist«, erkannte Kuzma.
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir alle Zombies erwischt haben«, antwortete Smith. »Wenn es noch weitere Überlebende gibt, machen sie zumindest keinen Lärm, wenn wir welchen veranstalten. Sie könnten bereits zu schwach sein. Wahrscheinlich ...« Er zuckte die Achseln.
»Warten Sie«, unterbrach Kuzma und sah sich die Gruppe an. »Sie haben nur sechs von uns gefunden? Mehr nicht? Wir hatten 100 Mann Besatzung und Flüchtlinge!«
»Das erklärt die Kinder. Ihr Verlust tut mir sehr leid.«
»Also ... Sie helfen der Küstenwache?«, erkundigte sich Kuzma. »Ich muss mich wieder in die Kommunikation einklinken, Bericht erstatten ...«
»Ich glaube, Sie haben ein paar wichtige Informationen nicht mitbekommen. Eigentlich habe ich gewartet, bis Sie Ihren Verstand so weit beisammen haben. Es ist so: Es gibt keine Küstenwache mehr. Oder, sagen wir mal so, Sie und Ihre Leute sind der Rest der Küstenwache. Soweit ich das ermitteln konnte, auf Grundlage von Radiomeldungen und den Bedingungen vor Ort, sind Sie mehr oder weniger der Commander der United States Coast Guard, die aus Ihnen und fünf weiteren Personen besteht.«
»Das ist ...« Bobby saß am Tisch und konnte es nicht glauben. »Das ist ausgeschlossen. Nein ...«
»Ich kann es Ihnen im Augenblick nicht beweisen. Wir befinden uns in einem dunklen Hangar auf einem Boot mitten auf dem Meer. Doch wenn es noch eine Küstenwache gäbe, müsste man doch davon ausgehen, dass sie zuerst ihre eigenen Wasserfahrzeuge findet und räumt, um das geschulte Personal zu retten. Sie können die Richtigkeit dieser Aussage gern auf die eine oder andere Weise überprüfen, sobald Sie wieder fest auf den Beinen stehen. Wir werden Sie, irgendwann, zurück auf die Bermudas bringen. Sie können dort den Hafen inspizieren. Und die Zombies. Wir finden Boote. Sie können mit einem davon zum Festland fahren und sich vergewissern. Es gibt nicht mal mehr offizielle Rundfunkübertragungen, alle Gebiete auf festem Boden wurden von Infizierten eingenommen und bisher sind wir auf keinerlei Anzeichen für noch vorhandene Regierungsaktivitäten gestoßen.«
»Ach du meine Fresse!« Kuzma betrachtete das blutverschmierte Deck. »Wie viel Zeit ist inzwischen vergangen?«
»Wir schreiben den 15. August. Ich habe unter den Habseligkeiten der Besatzung einige Uhren gefunden, Sie können also zumindest dies nachprüfen.«
»Herrje!«, sagte Bobby. »So lange?«
»Petty Officer«, zischte Smith. »Wie ich schon sagte, normalweise geben wir den Menschen einige Tage Zeit, um sich zu erholen. Ich weiß, dass Sie erschöpft sind. Ausgelaugt. Unterernährt und dehydriert. Aber entweder erhalten wir Unterstützung von einigen Mitgliedern Ihrer Mannschaft, vorzugsweise von dreien, um den Rest des Boots zu räumen, oder wir lassen es vorerst bleiben. Ich behaupte nicht, dass es sich dabei um eine Notwendigkeit handelt. Und offen gestanden glaube ich nicht, dass wir noch auf weiteres Personal stoßen. Zumindest nicht lebend.«
»Wurden alle zu Zombies?«
»Wollen Sie das wirklich wissen?«
»Ja.«
»Wir haben keine genauen Zahlen. Nun, wir haben die Toten und Verwundeten nicht genau gezählt und haben keine Prozeduren für ein derart großes Schiff entwickelt. Wir sind nicht genug Leute, um dafür Zeit zu erübrigen. Aber, nein, viele wurden infiziert. Einige sind offenbar an der Infektion oder durch Gewalteinwirkung anderer Infizierter ums Leben gekommen. Viele ... saßen in ihren Kajüten ohne Vorräte fest.«
»Mein Gott.« Bobby ließ erneut den Kopf hängen.
»Ich weiß nicht, ob es das besser oder schlechter für Sie macht. Aber an einem bestimmten Punkt haben viele von ihnen Selbstmord begangen. Und das auf ... sehr ehrenhafte Weise. Sie taten es als Alternative zum Verhungern oder Verdursten. Dies ist, ehrlich gesagt, der Grund, warum wir das hier tun. Wir zählen die Toten nicht, weil es wertvolle Zeit frisst. Und die Lebenden haben unsere Zeit weitaus mehr verdient. Die Frage lautet also: Möchten Sie uns helfen, die Säuberung weiterzuführen? Denn dazu brauchen wir Ihre Unterstützung. Wir haben alles geräumt, was wir gefunden haben.«
»Ich helfe.« Kuzma stand auf und schwankte. »So lange ich kann. Ich schätze, wenn ich Sie darum bitte ... die Toten einzusammeln ...?«
»Bislang sind wir bei unseren Aktionen auf 126 Überlebende gestoßen«, klärte Steve ihn auf. »132, wenn man Ihre Gruppe mitzählt. Nur 46 davon sind aktiv und freiwillig dazu bereit, Boote zu bemannen, in dem Umfang, dass wir sie beschaffen und versorgen, und Rettungsflöße zu räumen. Wir haben zusätzlich etwa sechs, die zugestimmt haben, in geräumte Boote gehen, um Material zu bergen oder sie in einen fahrbereiten Zustand zu versetzen. Ich habe genau drei Leute, die aktiv an Räumungen von Schiffen teilnehmen und Zombies in dunklen, engen Räumen bekämpfen, wie wir es hier getan haben. Drei weitere werden es tun, wenn man sie dazu zwingt. Wären Sie so freundlich, sich Ihre Frage selbst zu beantworten, Petty Officer?«
»Nein, Sir«, sagte Kuzma. »Ich meine, ja, Sir. Ich verstehe.«
»Es sind buchstäblich zu wenige von uns übrig, um die Toten zu begraben«, sagte Smith leise. »Dies ist die Welt, in die Sie wiedergeboren wurden. Was Sie daraus machen, liegt bei Ihnen.«
»Wie zum Teufel konnten wir diesen Bereich nur übersehen?«, wunderte sich Shewolf mit gedämpfter Stimme.
Die Kuzma zur Seite gestellte ›Räumungsspezialistin‹ erwies sich als 13 Jahre altes Mädchen. Groß für ihr Alter, groß für ein Mädchen und eindeutig kräftig: Sie schleppte rund 45 Kilogramm an Waffen, Munition und Ausrüstung. Aber eben trotzdem ein 13 Jahre altes Mädchen.
»Der Grundriss dieses Boots ist ziemlich undurchschaubar«, meinte Kuzma müde. Er lehnte sich einen Moment lang gegen das Schott. Er wusste, dass er letzten Endes zu seiner alten Stärke zurückfinden würde. Aber hinter einer 13-Jährigen herzuhinken, die wie ein Infanterist beladen war, empfand er als beschämend. »Der Entwurf sah auf dem Papier großartig aus, aber effizient ist definitiv was anderes.«
»Okay.« Shewolf hämmerte gegen die Luke. »Zombies, Zombies, Zombies! Hallo!«
»Ist das ernst gemeint?« Kuzma machte große Augen.
»Man lässt sie auf sich zustürmen«, erklärte das Mädchen. »Holt sie in Reichweite, geht nicht an sie ran.«
Hinter der Luke erklang ein seltsamer, dumpfer Schlag, dann weitere.
»Und wir haben einen Gewinner«, freute sich Shewolf. »Ich hätte gern, dass Sie sich in diesen Quergang zurückziehen. Eigentlich sollten Sie sich einfach ein wenig verdrücken.«
»Warum?«, fragte der Petty Officer.
»Wenn es ein Pulk ist, muss ich nach hinten ausweichen. Und Sie bewegen sich nicht gerade schnell. Also machen Sie sich bitte vorher aus dem Staub. Am besten hinter die nächste Ecke, denn dann ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass Sie von Querschlägern getroffen werden.«
Kuzma zog sich in den Quergang zurück und schwenkte eine Lampe hin und her, um sicherzustellen, dass dort keine Zombies lauerten. Er hatte eine Pistole, zweifelte aber, ob er sie überhaupt heben, geschweige denn geradeaus schießen konnte. Gott, fühlte er sich erschöpft.
Nachdem er sich daran erinnerte, was ihm das Mädchen erzählt hatte, zog er sich weiter in den Gang zurück. Die Sache mit den Querschlägern klang kritisch.
»Eckstein, Eckstein, alles muss versteckt sein! Kommt zu Mama ...!«
Kuzma hörte, wie die Luke entriegelt wurde und mit den Riegeln gegen die Wand schlug.
»Hurensöhne!«, schrie das Mädchen, dann folgte eine Reihe von kurz nacheinander abgefeuerten Schüssen aus der Schrotflinte.
Shewolf trat in den Quergang zurück, ließ die Flinte am Gurtzeug baumeln und zog blitzschnell ihre Pistole.
»Sagt Hallo zu meinem kleinen Freund!« Sie schoss zweimal. Anschließend schwenkte sie in den Gang und trat rückwärts auf Kuzma zu, offenkundig, um ihm Deckung zu geben. »Na, wollt ihr Ärger?«
Infizierte kamen um die Ecke auf das Mädchen zu, stürzten sich auf sie, als sie virtuos zwei weitere Male den Abzug betätigte. Am schlimmsten empfand es Kuzma, dass er die meisten von ihnen erkannte. Einige Flüchtlinge von der Campbell, die sie in den Anfangstagen der Seuche auf Befehl hin gerettet hatten. Durch sie musste die Seuche überhaupt erst an Bord gekommen sein. Bei anderen handelte es sich um Besatzungsmitglieder – bärtig, dreckig, nackt, mit Geschwüren, Ausscheidungen und Erbrochenem sowie getrocknetem und frischem Blut bedeckt.
Houston P. Barnes beispielsweise, der der Campbell kurz vor dem Ausbruch Bericht erstattet hatte, den er aber schon seit Jahren kannte. Fleischfetzen hingen in seinem ungepflegten Bart und dann verformte sich sein Gesicht, als die zweite 45er-Kugel darin einschlug. Tommy E. Craddock jr. – »Vergiss den Nachwuchs nicht!« –, einer seiner engsten Kameraden. Er fasste nach der Kugel, die ihn in der Brust traf, kreischte den bizarren Schrei eines verwundeten Zombies, halb wehklagend, halb knurrend, dann brach er aufgrund einer zweiten Kugel ab, die ihm in die Stirn donnerte und ein rundes blaues Loch hinterließ.
»Gehen Sie jetzt mal endlich rückwärts, oder was?«, herrschte Shewolf ihn an. Der Verschluss ihrer Pistole sprang auf, daher schleuderte sie sie nach vorn auf einen toten Körper und zog eine weitere aus dem Holster an der Brust. Die üppige Bewaffnung erwies sich so langsam als sinnvoll.
Bobby konnte nicht zurückweichen, konnte seine eigene Waffe nicht heben, sondern starrte fassungslos auf den schwarzen Strom, der sich in den Korridor ergoss.
Und dann war es vorbei. Ein weiblicher Flüchtling kam zuletzt, ging mehr oder weniger direkt vor ihm zu Boden, dermaßen auf das mit Licht überflutete Mädchen fixiert, dass sie den erstarrten Petty Officer nicht einmal wahrnahm.
»Das war schon fast zu aufregend«, sagte das Mädchen. Sie lud nach, hob die fallen gelassene Waffe auf, versorgte sie ebenfalls mit neuer Munition und griff nach der Schrotflinte. »So läuft das bei einer echten Zombieapokalypse. Haben Sie jetzt lange genug Pause gemacht?«
»Ich denke, schon«, stammelte Kuzma. »Ich ... bin einfach nur ... fertig.«
Bobby saß auf dem offenen Deck der Toy und beobachtete das Beiboot, das von der Campbell zurückkehrte. Er hatte selbst schon Hunderte Male in ähnlichen Beibooten gesessen und Boote genau wie dieses kontrolliert. Eigentlich war er sich ziemlich sicher, dass sie genau dieses Boot schon einmal angehalten hatten. Doch im Anschluss kehrten sie jedes Mal an Bord zurück. Sie kehrten immer zurück.
Doch diesmal nicht. Er wollte nie wieder zurückkehren. Nach dem Erlebnis eben im Korridor konnte er das auf gar keinen Fall. Weder Liebe noch Geld noch Befehle konnten ihn dazu bringen, noch einmal einen Fuß auf die WMEC-909 zu setzen – den United States Coast Guard Cutter Campbell, auch als ›Königin der Meere‹ bekannt. Er wünschte sich einen AGM-84-Harpoon-Seezielflugkörper, um sie zu versenken. Dasselbe Schicksal hatte ihre ältere Namensvetterin ereilt.
»Werden Sie klarkommen?«, fragte Kapitän Smith und setzte sich neben ihn. »Ich habe gehört, es war ziemlich aufregend.«
»Das ist Ihre Tochter?«, fragte Kuzma ausdruckslos. Shewolf fuhr im Beiboot zurück. Als Zweite rauf, als Letzte runter. Der Steuermann musste eine lustige Bemerkung gemacht haben, denn die 13-Jährige grinste, wobei ihr dünnes blondes, blutbespritztes Haar in der kühlen Brise wehte.
»Ja.«
»Ist sie ... okay?«, fragte Kuzma. »Ich meine ...«
»Meinen Sie damit, ob sie wegen der Geschehnisse durchgedreht ist? Sie sagte, es sei fast schlimmer als New York gewesen. Aber nicht ganz. Wenn Sie meinen, ob sie wahnsinnig ist? Vor der Seuche ist sie ein ziemlich normales, angepasstes Mädchen gewesen. Sie drohte niemals, ihre Schule in die Luft zu sprengen oder eine Schießerei zu veranstalten. Sie spielte Fußball und hatte gerade ihre ersten Dates. Sie jagte den Jungs hinterher, manchmal im wahrsten Sinne des Wortes. Aber sie hat damals schon gewitzelt, das Schlimmste an einer Zombieapokalypse sei, zu leugnen, dass man die Vorstellung total aufregend findet. Nun ... Sie hatte sich ziemlich gut an die frühere Welt angepasst. Und auch an die aktuellen Umstände hat sie sich schnell gewöhnt. Von daher: Ja, ihr geht es gut. Sie ist sogar ausgesprochen sensibel, was man sich angesichts ihrer Arbeit kaum vorstellen kann. Sie hasst es, Kinder zu erschießen, und überlässt das lieber den anderen, wann immer es möglich ist. Ich nehme allerdings an, dass Sie nicht okay sind.«
»Nein«, bestätigte Kuzma. »Ganz und gar nicht okay. Ich bin froh, da raus zu sein. Einfach nur froh.«
»Es tut mir leid, dass Sie das Erschießen Ihrer früheren Schiffskollegen miterleben mussten«, sagte Smith mit aufrichtigem Bedauern. »Sie hatten zu vielen von ihnen sicher eine enge Verbindung.«
»Ich musste selber welche erschießen, um in die Vorratskammern zu kommen«, gab Kuzma zu. »Natürlich ... das war schlimm.«
»Eine größere Gruppe augenscheinlich gesunder Überlebender hatte sich in einer anderen Vorratskammer verschanzt«, berichtete Smith. »Nur haben sie scheinbar keine ausreichenden Vorkehrungen getroffen, um die weitere Ausbreitung der Seuche zu verhindern.«
»Und einander dann aufgefressen?«
»Mehr oder weniger. Ich schätze, Sie wollen nicht an der Plünderung teilnehmen?«
»Plünderung?«, wunderte sich Kuzma. »Sie können keinen Kutter der amerikanischen Küstenwache plündern!«
»Erst recht nicht mit Überlebenden an Bord.« Steve nickte. »Aber plündern müssen wir ihn trotzdem. Schon allein wegen des Kleinwaffenlagers. Petty Officer, ich habe New York mit einem Vorrat von 7000 Kugeln Schrotmunition und 1000 Frangibles verlassen. Für das, was ich eigentlich geplant hatte, wäre das mehr als ausreichend gewesen. Hierfür? Wir haben weniger als 4000 Schuss übrig und müssen ein ganzes Meer voller Schiffe und Boote absuchen. Treibstoff, Lebensmittel, Wasser aus Aufbereitungsanlagen und sogar Ersatzteile aufzufüllen, ist kein Problem. Aber Munition? Waffen? Wenn nicht aus Ihrem Lager, woher sonst?«
»Sie wissen, was Sie da verlangen?« Kuzma atmete schwer aus. »Ich meine ... werden wir helfen? Ja, natürlich. Aber die Weitergabe des Inventars eines 270 an Zivilisten ...? Wenn es jemals wieder eine Küstenwache gibt, wird man mir den Arsch dafür aufreißen.«
»Nun, ich habe schon etwas von Ihrem Boot entwendet«, gestand Steve. »Kommen Sie mit aufs Vorderdeck, Petty Officer.«
Steve und Kuzma gingen zum Bug. Steve zog ein Funkgerät der Küstenwache aus der Tasche.
»Ich schätze, dieses Modell sendet und empfängt nicht auf zivilen Frequenzen?« Steve hielt es hoch.
»Nein, Sir.« Der PO runzelte die Stirn.
»U. S. Navy, hier spricht Commodore Wolf auf der Frequenz der Küstenwache. Ich weiß, dass Sie nicht mit mir sprechen werden, aber sprechen Sie mit einem Petty Officer der Küstenwache? Hier ist PO One Kuzma, ich buchstabiere: Kilo-Uniform-Zulu-Mike-Alpha. Ich übergebe jetzt.«
»Es könnte eine Weile dauern.« Steve reichte Kuzma das Funkgerät und ging nach achtern.
»Was jetzt?«, wollte Scholz wissen.
»Verbinden Sie mich mit dem Hole«, erwiderte Bradburn.