30
Ein Soldat kämpft lange und hart
für ein Stück farbiges Band.
Napoleon Bonaparte
»Wenn es nach PO Paxton geht, sollten Sie Captain sein.« Sophia betrachtete gähnend den Ausdruck zur ›nautischen Schulung‹ des Neuen. »Sie haben 98 im schriftlichen Examen erzielt? Das ist besser als das Ergebnis unserer Kapitäne. Sogar besser als meins.«
Es war bereits zehn Uhr. Sie hatte bis spät in die Nacht mit den Marines gefeiert. Selbst Faith schloss sich ihnen am Ende an. Was Sophia ziemlich gestunken hatte, da Faith die bessere Tänzerin von ihnen beiden war. Und sie konnte mehr Hochprozentiges vertragen als Sophia, die das Trinken gewohnt war, Herrgott noch mal!
Für einen älteren Kerl sah das neue Crewmitglied ziemlich gut aus und auf eigenartige Weise ... unauffällig. Er hätte einen Sonnenbrand haben sollen, nachdem er aus einer Kajüte direkt in die Ausbildung übergegangen war, doch stattdessen verfärbte sich seine Haut schokoladenbraun. Dazu gesellten sich Augen so blau, dass sie schon ins Schwarze übergingen, und dunkle Haare mit grauen Schläfen. Sie konnte ihm stehend in die Augen blicken, was bedeutete, dass er für einen Mann verdammt klein geraten war. Er hatte etwas an sich, das sie nicht genau einordnen konnte. Sie war erzogen worden, paranoid zu denken, und verglichen mit der Mehrheit ihrer Generation tat sie das auch. Doch in diesem Fall löste diese ›kleine Absonderlichkeit‹ kein Gefühl von Beklemmung aus, sondern eine gewisse ... Erleichterung? Sie beschlich der seltsame Eindruck, dass der Mann, so unscheinbar er auch sein mochte, eine wirkliche Bereicherung für ihr Team war.
»Ich lerne schnell, Ma’am«, sagte Walker. Er unterdrückte ein Lächeln.
»Ich frage mich nur, ob Sie von einem 15 Jahre alten Mädchen Befehle entgegennehmen können?« Nachdem sie den Einwand vorgebracht hatte, blickte sie zweifelnd zu ihm auf. »Auf diesem Zettel steht, dass Sie auch Erfahrung im Sportschießen besitzen und ein Veteran sind. Das ist klasse. Ich kämpfe jetzt schon seit dem Zusammenbruch der Zivilisation in diesem verfluchten Krieg. Ich frage Sie daher, können und werden Sie die Befehle eines 15 Jahre alten Mädchens ausführen, das Ihnen vorschreiben wird, was Sie zu tun und zu lassen haben?«
»In der Armee gibt es ein Sprichwort, Ma’am. Man respektiert den Rang, nicht die Person. Sie aber erledigen diese Arbeit schon seit einiger Zeit und sind noch am Leben und bei gesundem Verstand. Ich respektiere beides. Ich habe schon früher Befehle von Menschen entgegengenommen, die jünger als ich gewesen sind. Ja, ich werde Ihre Befehle befolgen, Ma’am.«
»Tut mir leid.« Dem Ensign war die Situation etwas unbehaglich. »Es gab da einen Kerl in den Prisenkommandos, der eine andere Einstellung hatte. Daher habe ich ihn gleich nach der Rückkehr wieder von meinem Boot geworfen. Auf einem Boot darf es nur einen Captain geben. Ich habe den Großteil meiner Crew in Gulmar verloren. Sie waren monatelang an meiner Seite. Paula und Patrick gingen zurück, nachdem Dad mir die Tina’s Toy wegnahm, damit ich ein anständiges Boot bekomme. Ich komme mit der Umstellung nicht so gut klar. Aber ... willkommen an Bord der Bella Señorita.«
»Ich danke Ihnen, Ma’am.« Thomas musste sich wirklich zusammenreißen, um nicht wegen des Umstandes loszuprusten, dass er nun für einen der jüngsten Officers des Department of Defense arbeitete. Einem der jüngsten in der Geschichte, wenn er seinem Gedächtnis trauen durfte.
»Darf ich Ihnen eine Frage stellen, Ma’am?«
»Auf derartige Förmlichkeiten legen wir normalweise keinen Wert. Schießen Sie los.«
»Sie sind doch einer der jüngsten Officers in der Geschichte der Navy?«
»Im Krieg von 1812 gab es einen 14 Jahre alten Probationary Third. Das hat meine Schwester unterboten. Seitdem gab es keinen mehr unter 16. Junge Einsatzkräfte waren eher eine Spezialität der British Navy. Dort gab es einen zwölf Jahre alten Lieutenant, der in den Napoleonischen Kriegen ein Prisenkommando anführte. Das hat mir zumindest einer der Leute von den Inseln erzählt. Der Kleine muss sich seine Kniebundhosen vollgepieselt haben. Es stimmt allerdings, meine Schwester und ich sind sozusagen Atavismen. Dad betont, dass es sich hierbei auch um die kleinste und am meisten verzweifelte Navy seit dem Zweiten Unabhängigkeitskrieg handelt.«
»Ein interessantes Detail. Und historisch relevant.«
»Wir schreiben Geschichte. Jeder Einzelne von uns. Wir sind die Gründungsväter und -mütter einer neuen Nation. Darauf weist uns Dad bei jeder sich bietenden Gelegenheit hin. Gewöhnlich ergänzt er seine Ausführungen noch mit dem Zusatz ›in Freiheit‹, auch wenn die Umstände eigentlich eher einer Diktatur ähneln. Als Nächstes steht ein Treffen mit dem Rest der Crew an. Außer Ihnen kommt auch noch ein neuer Quote Engineer an Bord. Mal sehen, wie es so läuft. Zum Glück bleibt Olga an Bord. Darauf habe ich bestanden.«
»Olga?«
»Seaman Apprentice, eben erst befördert, Olga Zelenova. Sie kommt über Umwege aus Chicago. In der Ukraine geboren, aber in den Vereinigten Staaten aufgewachsen. Es ... kann eine Weile dauern, bis man sich an sie gewöhnt hat. In der Regel bleibt den Kerlen der Mund offen stehen und sie rennen ihr hechelnd hinterher. Sie hat aber ein gutes Händchen beim Räumen. Ich habe ihr eine Beförderung verschafft, weil sie einer von wenigen Menschen ist, denen ich vollends vertraue. Außerdem lenkt sie das Boot gut genug, um es nicht zu zerstören, und sie ist sich nicht zu schade, die täglich anfallenden Pflichten zu erledigen. Jetzt muss ich uns nur noch einen gut ausgebildeten Koch organisieren.«
»Ich kann ganz gut kochen, Ma’am.«
»Ich bin auch nicht schlecht. Genau wie Olga. Ich hätte aber gern einen Koch, der das anständig gelernt hat. Wir gehen sozusagen in eine Art Dauerbetrieb über, und mir wäre es lieber, jemanden in der Kombüse stehen zu haben, der ausschließlich diesen Job erledigt. Sie sind vielleicht nicht der Meinung, dass wir einen brauchen. Dem widerspreche ich. Ich werde mir daher eine Flasche Fusel unter den Arm klemmen und dem Personalbüro Honig ums Maul schmieren. Olga!«
»Mon Capitaine?« Olga streckte ihren Kopf heraus. »Ich hab euch belauscht. Schon lange.«
Die junge Frau trug ein Bikinioberteil und Shorts. Tom schaffte es, sie nicht lüstern anzustarren. Es war schwer, aber es gelang ihm. Die Messernarben fand er allerdings ziemlich interessant, vor allem, da sie zu gut verheilt waren, um von der Apokalypse herzurühren.
»Das ist Tom Walker«, wurde er vom Ensign vorgestellt. »Zeig ihm das Boot. Ich werd inzwischen mal sehen, ob ich einen Koch auftreiben kann.«
»Geht klar«, antwortete Olga. »Hallo, Tom, willkommen auf der Bella Señorita.«
»Wenn man sich den Captain und die Räumungsspezialistin so ansieht, trägt das Boot seinen Namen zu Recht. Ehe wir die Besichtigungstour starten: Ma’am, ich habe vergangene Nacht Ihren Vater kennengelernt.«
»War mein Dad so liebenswert wie sonst auch?«
»War er. Wir hatten ein interessantes Gesprächsthema. Warum es gelegentlich besser ist, Angelegenheiten ... hintenrum zu erledigen als auf dem offiziellen Dienstweg.«
»Das war das Thema der Masterarbeit meines Vaters. Worauf wollen Sie hinaus?«
»In meiner Kabine waren zwei indonesische Servicekräfte. Eine von ihnen, Batari, hat parallel auch als Köchin gearbeitet. Derzeit schrubbt sie die blutverschmierten Kajüten sauber. Ich könnte sie bestimmt davon überzeugen, sich uns anzuschließen. Das wirft aber einige Probleme auf: Sie hat den nautischen Kurs nicht abgeschlossen. Sie ist jedoch praktisch in einer Bordküche aufgewachsen. Ihr Vater besaß in Indonesien ein Fischerboot. Das zweite Problem: Sie ist schwanger.«
»Von Ihnen?«, fragte Sophia nach.
»Ich denke, hier gilt ›Was in der Kajüte geschieht, bleibt in der Kajüte‹? In unserer Kabine waren noch vier andere Männer. Ich würde mich allenfalls für ein ›vermutlich‹ aus dem Fenster lehnen, und es war keine Vergewaltigung im Spiel.«
»Die Glückliche«, kommentierte Olga sarkastisch.
»Was schlagen Sie vor?«, wandte sich Sophia an ihn. »Sollen wir sie etwa entführen?«
»Ich verstehe das so, dass die Bootscrews mehr oder weniger willkürlich zusammengebettelt werden. Ich glaube, dass sie das hier lieber machen würde, als sich Gutscheine auf den Schiffen zu verdienen. Wer wird mir verbieten, sie aufs Boot zu holen? Ich bezweifle, dass jemand eine indonesische Köchin ernsthaft vermissen wird.«
»Wie lange ist sie schon schwanger?«, fragte Olga.
»Im sechsten Monat«, antwortete Walker.
»Das war schnelle Arbeit«, sagte der Ensign. »Das klingt ein wenig nach Vergewaltigung.«
»Es gab nicht viel Abwechslung in der Kabine, Ma’am. Sie können sie auch fragen, wenn Sie möchten. Sie spricht ein wenig Englisch. Ich weiß zufällig, wo sie sich heute Abend herumtreibt. So müssten Sie sich nicht die Mühe machen, das Personalbüro zu beschwatzen.«
»Dafür habe ich sowieso keine Zeit«, entgegnete Sophia. »Heute Nachmittag werden die Flottillen eingeteilt und während der Überfahrt wird eine Besprechung abgehalten. Okay, wenn Sie glauben, dass wir uns auf diese Weise eine Köchin beschaffen können, wäre das eine tolle Sache. Ich bin Feuer und Flamme. Wenn Sie dann noch in etwa so gut wie Sari ist, so heißt Dads Köchin, umso besser.«
»Darf ich ihm trotzdem noch das Boot zeigen?«, bettelte Olga. »Er ist süß. Und klein. Ich wette, im Maschinenraum passt er in alle möglichen Ecken.«
»Meistens flirtet sie nur«, warnte Sophia. »Meistens.«
»Nach Ihnen, Miss Seaman.« Walker breitete eine Hand aus, damit sie ihm vorauseilte. »So kann ich mir Ihren Hintern ansehen, während ich Ihr Gelaber ausblende.«
»Ich denke, dazz ich den Beginn einer wunderzchönen Beziehung zehe«, scherzte Olga.
»Vos yeux ont la couleur de la mer du Norvège«, erwiderte Walker.
»Oooo«, staunte Olga gekünstelt. »Es kann Französisch.«
»Es spricht auch Ukrainisch. Daher verstehe ich auch, was Sie im Schlaf vor sich hin brabbeln«, verriet Walker.
»Kein Flirt, bis ich mich davon überzeugt habe, dass der neue Techniker ein Scheißkerl ist.«
Der neue Techniker war eine Frau von den Philippinen.
»Celementina Rosamaria Starshine Sagman«, stellte sich die junge Frau vor und schüttelte Sophias Hand. »Zu Ihren Diensten, Ma’am.«
»Sie sind Mechanikerin?« Sophia war der Meinung, dass sie ganz und gar nicht so aussah. Eher wie ein Porzellanpüppchen und sogar noch jünger als Sophia. Laut ihrem Ausweis war sie 20, aber der Ensign hielt das für unglaubwürdig. Sie war natürlich, wenig überraschend, schwanger. Das sorgte immerhin dafür, dass ihre Kollegen sich anständig benahmen.
»Mein Vater war Mechaniker, sí«, fiepste Sagman. »Ich wuchs in seiner Werkstatt auf. Auf der Festival war ich Zimmermädchen. Ich bin aber eine genauso gute Mechanikerin.«
»Sie haben eine hohe Punktzahl erzielt.« Sophia fragte sich allmählich, ob ihr Vater diesbezüglich die Strippen zog. Walkers Ergebnis war ins Unendliche geschossen. »Wird das ein Problem?« Sie gestikulierte verlegen in Richtung des runden Bauches der jungen Frau.
»Ich werde meine Pflichten ausführen, Ma’am«, versicherte Celementina. »Ich habe auch in diesem Zustand schon unter Beweis gestellt, dass ich hart arbeiten kann. Es ist nicht ...« Sie hob die Schultern. »Ich bin Filipina, Ma’am. Wir haben dazu nicht die gleiche Einstellung wie andere Frauen.«
»Wie Amerikanerinnen?«, fragte Sophia. »Oder westliche Frauen allgemein?«
»Ich wollte Sie damit nicht angreifen, Ma’am.«
»Ich verstehe, wie Sie es meinen. In den Vereinigten Staaten sagen wir ›Scheiß drauf und mach weiter‹. Filipinas ... machen wahrscheinlich wirklich einfach weiter. Okay. Die Wasseraufbereitungseinheit funktioniert nicht mehr richtig. Sehen Sie mal, ob Sie den Fehler finden. Ich habe Ersatz angefordert, aber es ist aktuell kein Gerät mit gleicher Leistung verfügbar. Zumindest keins, das man uns überlassen will. Es liegt wahrscheinlich an den Filtern, aber das ist nur eine Vermutung von mir. Wir haben keine mehr zum Austauschen da. Daher ... sehen Sie mal nach, was Sie machen können. Sobald wir mit der Räumung auf hoher See beginnen, falls es zu einer Räumung auf hoher See kommt, finden wir vielleicht ein neues ROWPU oder passende Filter. In der Zwischenzeit müssen wir das bestehende Teil zum Laufen bringen. Wasser tanken ist die Hölle.«
»Ja, Ma’am«, antwortete die Mechanikerin. »Gibt es Werkzeug?«
»Pat sollte die meisten seiner Gerätschaften hiergelassen haben«, spekulierte Sophia. »Ich möchte es noch einmal wiederholen: Wenn Beschwatzen nicht funktioniert, betteln Sie oder borgen Sie sich etwas aus. Wir könnten auch Werkzeug von einem der Kreuzfahrtschiffe plündern. So läuft das hier.«
»Ja, Ma’am. Daran bin ich gewöhnt.«
»Ich muss zu einem Treffen.« Sophia drehte sich um. »Walker!«
»Im Maschinenraum, Ma’am«, brüllte Walker zurück.
»Machen Sie das Schlauchboot klar«, schrie Sophia. »Sie fahren mich zur Bo.«
»Ja, Ma’am.«
»Ma’am.« Als der Maat sie ansprach, befanden sie sich gerade auf dem Weg zum Kreuzfahrtschiff. Bei dem Schlauchboot handelte es sich um einen etwa acht Meter langen Bridge Eagle mit Mittelkonsole. Auf der Seite prangte ›Anarchy‹ in einer schwungvollen Schreibschrift. »Wenn ich schon hier bin – macht es Ihnen etwas aus, wenn ich Batari suche?«
»Die Köchin?«, fragte Sophia. »Ganz und gar nicht. Wir brauchen unbedingt jemanden, der uns täglich was Leckeres zum Essen zaubert.«
»Ich werde mich bemühen, Ma’am. Wann soll ich Sie abholen?«
»Jemand wird das Boot anfunken und Bescheid geben. Es dürfte mindestens zwei Stunden dauern. Wahrscheinlich länger. Sie werden es mitkriegen, wenn der Verkehr am Anleger zunimmt.«
Ein ganzer Haufen Boote hatte sich vor dem Schwimmdock der Boadicea versammelt. Es dauerte einige Zeit, bis der Ensign an Bord gehen konnte.
»Halten Sie sich in zwei Stunden zur Verfügung, spätestens.«
»Roger, Ma’am. Ich werde warten, bis ein paar dieser Boote abgelegt haben.«
»Bis nachher.«
Die Versammlung fand im Theater statt, und es gab eine feste Sitzordnung. Die Commander der Flottille und der Division saßen vorn, die Bootskapitäne in den hinteren Reihen, Backbord, nach Bootsnamen in alphabetischer Reihenfolge geordnet. Die Marines versammelten sich auf Steuerbord, zusammen mit den Technikern und den Unterstützungstruppen. Sophia fand ihren Platz und schmunzelte. Auf jedem Sitz lagen ein gelber Notizblock, ein Klemmbrett und ein Kuli. Nur für den Fall, dass eine der teilnehmenden Personen vergessen hatte, dass man sich hier Notizen machen sollte.
Sie nahm Platz und musterte den Skipper neben sich. Ein älterer Typ, den sie nicht kannte. Ständig kamen weitere Personen hinzu, die sie nie zuvor gesehen hatte. Sie hielt das für ein vielversprechendes Zeichen.
»Ensign Sophia Smith.« Sie bot dem Skipper die Hand an. »Bella Señorita.«
»James Dave Back.« Der Captain schüttelte ihre Hand. »Bare Naked.«
»Das ist hoffentlich der Name Ihres Bootes und keine billige Anmache.« Sophia grinste.
»Ich wurde darüber informiert, dass es zu den hiesigen Traditionen gehört, Boote nicht nachträglich umzubenennen. Also, ja, so heißt mein Boot.«
»Wahrscheinlich mein Fehler«, gestand Sophia. »Zumindest teilweise. Ich habe das als Entschuldigung angeführt, um bei meinem zweiten Boot den Namen No Tan Lines behalten zu dürfen.«
»Bei Ihrem zweiten Boot?«
»Ich bin inzwischen beim dritten angelangt. Das erste war eine 10,5-Meter-Jacht, die haben sie außer Dienst gestellt. Dann hatte ich kurz wegen Wartungsarbeiten Urlaub auf einem der Passagierschiffe, und anschließend kam mir diese süße 27-Meter-Jacht unter, die sich nach einer neuen Crew regelrecht gesehnt hat ...«
»Einen Augenblick mal«, unterbrach Back. »Smith? Seawolf Smith?«
»Lassen Sie sich nicht vom Gerede meiner Schwester täuschen. Sie lüüügt.«
»Ich bitte um Ruhe«, forderte Isham, der die vordere Bühne betreten hatte. »Es wird Zeit, dass wir anfangen ...« Er wartete, doch das Gemurmel der Konversationen blieb bestehen.
»SCHNAUZE!«, brüllte Gunny Sands.
»Vielen Dank, Gunnery Sergeant. Willkommen zur ersten vollständigen Versammlung der Kapitäne der Wolf Squadron. Ich bin, falls mich jemand noch nicht kennen sollte, Lieutenant Commander Jack Isham. Ich bin der Chief of Staff der Squadron. Jetzt wäre kleiner Applaus angebracht, nachdem ich heute Morgen befördert wurde.«
»Ach, er wird die nächsten Wochen über unausstehlich sein.« Sophia klatschte höflich.
»Kennen Sie ihn?«, fragte Back.
»Ich kann ihn nicht ausstehen.« Sophia lächelte gequält. »Er hat fachlich was drauf. Aber er ist ein Arschloch.«
»Ehe wir beginnen, haben wir noch eine ganze Reihe von Beförderungen bekannt zu geben, weil sie Auswirkungen auf die Organisation der Überfahrt haben. Halten Sie sich dabei mit dem Applaus zurück, wir müssen diese Versammlung möglichst schnell zu Ende bringen. Chen, Zachary, Lieutenant Commander, USNR. Das ist eine unbefristete Festanstellung, Zack, vom NCCC abgesegnet. ›Not Frocked‹, wie man in der Navy sagt. Garman, Charles, Lieutenant Commander, USNR. Kuzma, Robert, Lieutenant Commander, USCG. Volpe, Michael, Captain, USMC. Paris, Elizabeth, Lieutenant, USNR ...«
Sophia kannte sie alle und wollte für jeden Einzelnen von ihnen applaudieren. Sie bemerkte, dass sie damit kämpfte, ihre Tränen zurückzuhalten.
»Alles in Ordnung?«, erkundigte sich Back.
»Das sind alles großartige Menschen.« Sophia schniefte. »Einfach ... tolle Leute. Ich freue mich so für sie ...«
»Smith, Sophia, Ensign, USNR ...«
»Was?«, kreischte Sophia.
»Oh, zum Teufel, ja!«, schrie eine Stimme. Diesmal brandete Applaus auf.
»Ich dachte ...«, stammelte Sophia und sank in ihrem Sitz zusammen, »ich dachte, sie warten noch damit.«
»Wir haben keine Zeit, Leute!« Isham hob die Hände. »Vor uns liegt noch eine Menge Arbeit ...«
Er wartete, bis das Stimmengewirr verebbte, dann blickte er auf seine Liste. Sophia wusste, dass er sich gerade ein Grummeln verkniff. Und sie kannte auch den Grund dafür.
»Smith, Faith Marie, Second Lieutenant, USMC.«
Nachdem der Jubel verklungen war, fuhr Isham fort. »Jetzt zu den Gründen für die Beförderungen, abgesehen davon, dass sie wohlverdient sind.« Er warf eine PowerPoint-Folie an die Wand. »Das ist die Gesamtbesatzung der Squadron. Seit heute Morgen verfügen wir über sieben Schiffe und 63 Unterstützungsboote. So bezeichnen wir ab sofort die kleineren Motorjachten. Das hat beispielsweise zur Folge, dass Lieutenant Commander Chen, der zuvor 27 Boote in seiner ›Flottille‹ befehligte, nun einen Flügel kommandiert. Flügel Alpha wird aus drei Flottillen bestehen ...«
Sophia suchte wie auf Kommando nach ihrem Namen in der Tabelle und wurde fündig: Commander, Division 7, Flottille Vier.
»Ach ... du ... Scheiße.«
»Flottille Vier«, las Isham vor. »Nordflügel. Das sind ausschließlich Response-Boote. Die eigentliche Suche übernehmen hauptsächlich die U-Boote. Jede Division wird einem U-Boot zugeteilt, verteilt sich und fungiert damit als sekundäre Suchmannschaft. Auf jedem Boot befindet sich zudem mindestens ein Räumungsteam, bestehend aus Marines. Captain Volpe erhält den Oberbefehl über sämtliche Marines. Bei jeder Rotation werden die U-Boote getauscht. Halten Sie sich von den U-Booten fern. Dafür gibt es zwei Gründe. Erstens, wir wollen sie nicht verseuchen. Zweitens, es hat sich herausgestellt, dass ihr Radar genauso leistungsstark ist wie ihr Sonar. Sie haben etwas von ›Kinder werden mit zwei Köpfen geboren‹ gefaselt, falls man ihnen zu nahe kommt. Die Submarines werden Periskop und Radar zum Scannen einsetzen, aber visuell verfügen sie lediglich über eine Reichweite zwischen zehn und 20 Meilen, je nachdem. Sie müssen also ständig auf der Hut sein ...«
»Bevor wir aus dem Hafen auslaufen, wird es keine Parade geben, sondern ein Gruppenfoto. Vorgeschriebene Uniform ist NavyCam, MarPat oder Blaumann, jeweils für Navy, Marines oder Küstenwache. Die Zivilisten dürfen sich aus der kompletten Farbpalette bedienen ...«
»Letzter Punkt der Tagesordnung«, verkündete Isham. »Auszeichnungen. Im Auftrag des Joint Chiefs, der unseren ruhmreichen Commander daran erinnern musste, dass es so etwas überhaupt gibt, wurden unter den Officers der Squadron Vergabeempfehlungen herumgereicht. Sie wurden auf Squadron-Ebene begutachtet. Manche wurden reduziert, manche erhöht. Man hat mir zu verstehen gegeben, dass man in der Vergangenheit praktisch alle Vergabeempfehlungen herabgesetzt hat. Das ist diesmal nicht der Fall gewesen. Uns ist nicht bekannt, wie die JCS, die Stabschefs, ihre Entscheidungen getroffen haben, aber die meisten Empfehlungen wurden unverändert übernommen. Einige wurden hochgestuft, aber Downgrades gab es keine.«
Darüber brach Getuschel aus, vor allem seitens der Eingeweihten, die den Neulingen das Konzept erklärten.
»Die Veranstaltung dauert jetzt schon eine ganze Weile, und wir haben viel besprochen. Trotzdem möchte ich für dieses Thema noch einmal kurz um Ruhe bitten. Zunächst zwei Anmerkungen. Der NCCC kann, da er ein Zivilist ist, nur zivile Auszeichnungen verleihen. Es sind auch einige Zivilisten für Auszeichnungen vorgesehen ...«
»Gibt es eine Gehaltserhöhung?«, erschallte ein Zwischenruf.
»Aha, darum bleiben einige von Ihnen lieber Zivilisten«, mutmaßte Isham. »Das muss ich leider verneinen. Der zweite Punkt: Der Kongress der Vereinigten Staaten muss neue Auszeichnungen erst absegnen. Das Verteidigungsministerium verfügt hingegen über die Befugnis, eigene Ehrenabzeichen für erbrachte Leistungen zu kreieren. Dabei wird nach besonderen Kompetenzen und besonderen Handlungen unterschieden. Ein angesehenes Ehrenzeichen im Kompetenzbereich ist, wie man mir mitgeteilt hat, das Combat Infantryman’s Badge. Bei den Marines gibt es an und für sich nicht allzu viele Skill Badges. Sie sind ein Marine, das ist Kunst genug. Finden Sie sich damit ab. Trotzdem haben die amtierenden Joint Chiefs of Staff mit der Genehmigung des NCCC zwei neue Badges kreiert, die an Mitglieder aller Dienstgrade verliehen werden können.
Zuerst wäre da das Sea Savior Badge. Es ist hauptsächlich für kleine Wasserfahrzeuge vorgesehen, die Rettungen auf hoher See durchführen. Dieses Abzeichen gibt es in drei Stufen: Basic, Senior und Master. Hierfür fällt unter anderem die Anzahl der Überlebenden ins Gewicht. Die Flüchtlinge, die wir an Land retten, zählen in den meisten Fällen nicht. Es gibt eine zivile Silbermedaille und eine militärische Goldmedaille. Vorangegangene zivile Leistungen werden aufaddiert. Wenn Sie also ein Angehöriger oder eine Angehörige des Militärs sind, der oder die vor dem Beitritt zum Militär Seerettungen durchgeführt hat, werden Ihre diesbezüglichen Errungenschaften mit einkalkuliert. Das Abzeichen stellt ein Kreuz dar, das von einem Rettungsring umgeben ist. Senior hat oben zusätzlich einen Stern. Master einen Stern und einen Kranz.
Das zweite neue Skill Badge – ich tendiere selbst eher zur Bezeichnung ›Verdienstabzeichen‹ – ist das Boarding and Clearing Badge ...«
»Hurra«, schrien die Marines mehr oder weniger aus einer Kehle.
»Ja, Sie haben recht, diese Auszeichnung werden wahrscheinlich überwiegend Marines erhalten. Dieses Skill Badge wird unter Einberechnung der Deckfläche mit signifikanten Räumlichkeiten unter Deck vergeben, die jemand auf großen Wasserfahrzeugen räumt. Einschließlich, aber nicht beschränkt auf Frachter, Kreuzfahrtschiffe und Militärschiffe. Ich zitiere das aus diesen Unterlagen, Leute. Das steht hier so. Wie beim Sea Savior Badge werden beim Boarding and Clearing Badge frühere zivile Auszeichnungen angerechnet. Beim Entwurf kam es offenbar zu einigen Meinungsverschiedenheiten, aber die Joint Chiefs of Staff haben sich auf ein Halligan-Tool und einen quer darüberliegenden Enterhaken geeinigt, beide in Gold, mit einem umlaufenden Seil, das die Verbindung zum United States Marine Corps repräsentiert.«
»Ein Hoch auf die Räumkommandos!«, dröhnte Gunny Sands’ Stimme durch den Saal.
»Hurra«, antworteten die anwesenden Marines.
»Senior trägt auch in diesem Fall einen Stern über dem Symbol, Master einen Stern und einen Kranz. Außerdem, Gunnery Sergeant, da sollten Sie jetzt gut hinhören, wird Ihnen kein Master Boarding Badge verliehen. Das Abzeichen muss im Übrigen gut sichtbar an der Tagesausgehuniform getragen werden.
Das Hole hat einen Computeralgorithmus über alle unsere Unterlagen gejagt, und dabei sind diese Ergebnisse herausgekommen. Ehe wir mit der Verleihung beginnen, möchte ich die Marines nachdrücklich darauf hinweisen, dass die meisten von Ihnen nicht einmal ein Senior Level Clearance Badge erhalten werden. Die ›Punkte‹ für beide Abzeichen beruhen auf der geräumten Distanz in Metern oder der Anzahl der Flüchtlinge, die einen Heckbalken überschritten haben, geteilt durch die Anzahl der Personen, die an der Räumung beteiligt waren. Auch die Zeitdauer, für welche die betroffene Person bei einer Aktion im Einsatz gewesen ist, spielt hinein. Wir erledigen das in der von mir ausgearbeiteten Reihenfolge. Jeder kommt einzeln auf die Bühne und erhält alle Auszeichnungen und Badges auf einmal angesteckt. Wir fangen mit den Leuten an, die die niedrigsten Auszeichnungen und die wenigsten Badges erhalten.
Noch eine letzte Anmerkung, ehe es losgeht. Es gibt eine generelle ›Ich war dabei‹-Auszeichnung für die Räumungsaktionen auf den Kanaren und in der Umgebung der Inseln sowie für Aktionen im Nordatlantik. Für die North Atlantic Campaign Medal gibt es eine zivile Entsprechung, die zivile Mannschaften, die in diesem Gebiet tätig waren, nach eigenem Ermessen tragen können. Es gibt noch ein paar Engpässe in der Herstellung, aber wir schaffen das schon. Diese Ehrenzeichen werden später über den normalen Dienstweg verteilt. Captain Smith, wenn Sie bitte die Bühne betreten würden, um die Auszeichnungen zu verleihen.«
Sophia hatte Olga für den Silver Star vorgeschlagen, weil das die einzige Auszeichnung war, die sie kannte. Der Commander der Flottille hatte sie behutsam darauf hingewiesen, dass das ein wenig zu viel des Guten war. Sie hatten sich auf eine Navy Commendation Medal mit einem V geeinigt. Das ›V‹ stand dabei für ›Valor‹, also Heldenmut. Man hatte sie darüber informiert, dass die Auszeichnung genehmigt worden war, aber zu einem späteren Zeitpunkt verliehen würde.
Dann kam die erste Auszeichnung an die Reihe, die ihre Aufmerksamkeit weckte:
»Sergeant Joshua Hocieniec«, las Isham vor. »United States Marine Corps. Sechs Auszeichnungen, ein Badge. Erste Auszeichnung: Silver Star Medal für Räumungsoperationen auf dem Kreuzfahrtschiff Voyage under the Stars. Wenige Stunden nach seiner Rettung, unmittelbar nach zwei Monaten Seenot, meldete sich Lance Corporal Hocieniec freiwillig für ein kleines Team zur Räumung des gewaltigen Ozeanriesen Voyage under the Stars, um die verbleibenden Crewmitglieder und Passagiere zu retten. Der Lance Corporal trieb die Mission drei Wochen lang voran, mit nur wenigen Ruhepausen und ohne jede Unterbrechung, und räumte eine Deckfläche von über 180 Quadratkilometern. Zusammen mit seinem Team zog er geschätzte 2000 infizierte Besatzungsmitglieder des Luxusliners aus dem Verkehr, wofür über 20.000 Schuss Munition verbraucht wurden, wenn er nicht gerade im Nahkampf mit den Infizierten stand. Im Laufe dieser Operation wurden 142 Personen gerettet.
Das ist das einzige Mal, bei dem ich alles vorlese, was hier geschrieben steht«, beschloss Isham spontan. »Wir haben einfach zu viel zu erledigen. Zweite Auszeichnung: Bronze Star Medal mit einem V für Heldenmut. Für die Räumungsoperationen auf der USS Iwo Jima ...
Dritte Auszeichnung: Wolf Squadron Formation Medal. Für Operationen als Bestandteil der Wolf Squadron vor den Räumungsoperationen auf der USS Iwo Jima. Diese Auszeichnung werden überwiegend Zivilisten erhalten. Zum Teufel, ich glaube, ich bekomme selbst so eine ...
Vierte Auszeichnung: North Atlantic Campaign Medal ...«
Sophia nahm erfreut zur Kenntnis, dass Hooch die Anerkennung erhielt, die er verdient hatte. Sie erinnerte sich daran, wie schlimm es auf der Voyage zugegangen war. Das Team war jede Nacht wie tot zurück auf das Boot geschlurft, in den Augen ein Ausdruck grenzenlosen Entsetzens. Die beiden weiteren Auszeichnungen nahm sie nur am Rande wahr.
»Und last but not least«, intonierte Isham feierlich, »Skill Badge: Senior Boarding Badge.«
»Hurra«, schallten die Stimmen der Marines durch den Saal. »Ein Hoch auf die Räumkommandos!«
Die Aufzählung der Leistungen ähnelte dem Öffnen einer Zeitkapsel, die sämtliche Ereignisse der vergangenen Monate Revue passieren ließ. Das zehrte an Sophias Nerven. Eigentlich wollte sie nicht an die Voyage, die Iwo Jima, Tausende ausgestorbener Rettungsboote und Jachten und Frachter erinnert werden, die sie gefunden hatten. Sie merkte, dass sie immer tiefer in ihren Sitz hineinsank, und wünschte sich sehnlichst, dass diese Litanei ein Ende fand.
»McGarity, Cody, Specialist, United States Army«, machte Isham weiter. »Bronze Star mit Tapferkeitsemblem. Posthum. Für Aktionen bei der Räumung im Einsatzgebiet auf den Kanarischen Inseln. Entgegengenommen wird das Abzeichen von Ensign Sophia Smith ...«
»Bewahre sie in Ehren, mein Schatz«, sagte Steve, als Sophia die Auszeichnung entgegennahm. »Möglicherweise haben Familienmitglieder überlebt. Wenn nicht ... bewahr sie für ihn auf.«
»Das werd ich, Dad.« Sophia presste sich die Metallmarke an die Brust. »Vielen Dank. Ich hätte nicht mal im Traum gedacht ...«
»Dafür gibt es die Senior Officers. Nimm wieder Platz. Aber mach es dir nicht gemütlich.«
»Fontana, Thomas, J., Lieutenant, United States Army Reserve, sechs Auszeichnungen, ein Badge ...
Silver Star für Räumungsoperationen vor und auf dem Kreuzfahrtschiff Voyage under the Stars ...
Senior Boarding Badge ...
Smith, Faith, Second Lieutenant, United States Marine Corps, sechs Auszeichnungen, ein Badge. Drei zivile Auszeichnungen, fünf militärische ...«
»Sechs?«, murmelte Sophia. »Sechs? Echt jetzt? Für Faith?«
»Nach allem, was ich gehört habe, hat sie das verdient«, flüsterte Back.
»Aber gleich sechs Stück?«
»Navy Cross. Für das Anführen von Kampftruppen im Nahkampf auf Schiffen im Nordatlantik. Diese Auszeichnung berücksichtigt auch die zivile Leistung bei der Räumung von Wasserfahrzeugen, ehe ihr der Rang eines Lieutenants verliehen wurde. Grundsätzlich erhält sie diese Ehrung für die Voyage und die Iwo ...
Bronze Star mit Tapferkeitsemblem. Leitung der Räumungstrupps bei Küstenräumungsmissionen auf den Kanarischen Inseln im Einsatzgebiet ...
Navy Commendation Medal ...
Bronze Star, Second Award ...
Wolf Formation Medal ...
North Atlantic Campaign Medal ...
Letzte Auszeichnung: Skill Badge. Master Boarding Award. Zum ersten Mal verliehen. Im Verlauf ihrer zivilen und militärischen Laufbahn hat Lieutenant Smith auf einer Fläche von über 830 Quadratkilometern in geschlossenen Räumen auf See im Nahkampf allein Räumungen vorgenommen oder ihre Untergebenen dabei angeführt.«
»HURRA!«
»Smith, Sophia, Ensign, United States Navy«, wurde Sophia von Isham aufgerufen. »Sechs Auszeichnungen, ein Skill Badge ...«
»Oh«, entfuhr es ihr.
»Es wird Zeit, dass Sie im Ruhm baden.« Back strahlte sie an.
»Defense Distinguished Service Medal, Räumungs- und Rettungsoperationen als Kapitän eines Navy-Unterstützungsschiffs, ab dem Zeitpunkt der Gründung der Wolf Squadron. Diese Auszeichnung umfasst die vorherige zivile Leistung ...
Bronze Star mit Tapferkeitsemblem für die Leitung der Navy-Sicherheitsteams und Räumungsteams auf den Kanarischen Inseln im Einsatzgebiet ...
Navy Commendation Medal mit Tapferkeitsemblem ...
Letzte Auszeichnung: Skill Badge: Master Sea Savior. Zum ersten Mal verliehen. Im Verlauf ihrer zivilen und militärischen Laufbahn hat Ensign Sophia Smith sowohl als Crewmitglied als auch als Kapitän kleiner Boote zur Rettung von über 1000 Menschen von kleinen Wasserfahrzeugen auf hoher See beigetragen ...«
»Hurra!«, brüllten die Marines. Sie hielten Sophia allesamt für den lebenden Beweis, dass die Arbeit der Navy eine gute Seite hatte.
»Wann immer dir diese leeren Boote in den Sinn kommen«, ermahnte sie Steve und steckte seiner Tochter die Auszeichnung an, was von enthusiastischem Applaus begleitet wurde, »streichle einfach über dieses Badge, dann weißt du, wie viele Menschen du gerettet hast.«
»Ja, Dad.« Sophias Lippen bebten und sie kämpfte mit den Tränen.
»Vor uns liegt noch ein langer Weg. Wenn diese winzigen Plaketten dafür sorgen, dass sich die Räder im Getriebe weiterdrehen, ist es das wert. Ich schätze, damit sind wir endlich fertig. Bis auf ein paar Überraschungen.«
»Überraschungen?«, staunte Sophia.
»Ich übernehme jetzt das Mikrofon, Jack.«
»Ach, wirklich?«, erwiderte Isham.
»Wirklich. Wie einige von Ihnen schon wissen, sind Lieutenant Commander Isham und ich nicht von Anfang an gut miteinander ausgekommen ...«
»Das kann man wohl sagen!«, plärrte Faith lauthals dazwischen.
»Inzwischen bekleide ich einen höheren Rang als Sie.« Isham deutete mit dem Finger auf den weiblichen Lieutenant.
»Ohne Lieutenant Commander Isham, der sich in seinen langen Nächten den Kopf zerbricht, würde dieses ganze Chaos allerdings nicht funktionieren.« Steve nahm eine Auszeichnung zur Hand, die er unter dem Podium versteckt hatte. »Lieutenant Commander Jack Isham, an vorderster Front.«
»Ich brauche keine Medaille, Captain«, winkte Isham ab.
»Sie erhalten trotzdem eine«, ignorierte Steve den Einwand. »Allerdings nur eine einzige. Auf Anweisung der amtierenden Joint Chiefs of Staff und mit Genehmigung des National Constitutional Continuity Coordinators wird Lieutenant Commander Jack Isham hiermit die Defense Superior Service Medal für die Durchführung von Operationen im Bereich des Atlantischen Ozeans verliehen. Ich gratuliere Ihnen, Jack.«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung, was eine Superior Service Medal sein soll«, erwiderte Jack. »Warten Sie, ich lese die Matrix ...«
»Nehmen Sie sie einfach an, Jack.« Steve heftete den Orden an die Uniform des Lieutenant Commanders. »Wenn wir jemals Ausgehuniformen erhalten, können Sie sie benutzen, um damit Obstsalat zu schaufeln. Damit, glaube ich, sind wir nun wirklich fertig.«
»Oh nein«, widersprach Isham. »Sie haben Ihre Überraschungen und ich habe meine, Captain.« Er schnippte mit den Fingern und Stacey kam mit einem Stapel Schachteln voller Auszeichnungen durch einen der Türflügel. »Captain John Steven Smith, stellen Sie sich in der Mitte der Bühne auf.«
»So ein Dreck«, murmelte Steve.
»Durch die Befugnis des National Constitutional Continuity Coordinators und der Vorsitzenden der Joint Chiefs of Staff ...«, verkündete Jack feierlich, »... werden Captain Steven John Smith hiermit folgende Auszeichnungen und Badges verliehen.
Silver Star, für die Gründung der Wolf Squadron und die Räumung von Wasserfahrzeugen auf hoher See. Diese Auszeichnung gilt sowohl für die Zeit beim Militär als auch für vorhergehende zivile Leistungen.
Defense Superior Service Medal ...
Navy Medal ...
Bronze Star ...
Senior Boarding Badge, überwiegend für vorhergehende zivile Leistungen ...
Senior Savior Badge, überwiegend für vorhergehende zivile Leistungen ...
Damit sind wir fertig.« Isham grinste ihn an.
»Danke. Jetzt fühle ich mich wie ein Generalissimus.«
»Du hast es dir redlich verdient, Schatz«, versicherte Steve. »Ernsthaft. Du hast wunderbare Arbeit geleistet.«
Steve hatte die Gelegenheit genutzt, um ein Abendessen im Kreis der Familie anzuberaumen. Wenn sie die Überfahrt wie geplant durchführten, würde es für längere Zeit das letzte sein.
»Ich bin davon überzeugt, dass die meisten Leute es für Vetternwirtschaft halten«, entgegnete Sophia.
»Eigentlich war es genau andersherum. Wir hatten die Beförderungen aufgrund des Anwachsens der Squadron allgemein besprochen. Als Jack die Liste zur Genehmigung an den NCCC schickte, kam sie zurück, und eure beiden Namen waren mit Leuchtmarker markiert. Darunter stand mit Kugelschreiber die Frage, warum wir keine überaus fähigen Offiziere befördern.«
»Woher wollen die denn wissen, ob wir gute Officers sind?«, fragte Faith. »Ist ja nicht so, dass sie hier wären.«
»Von den U-Booten erhält er ziemlich ausführliche Berichte«, erklärte Steve. »Dagegen habe ich nichts. Die Profis wollen wissen, dass ich nicht durchdrehe. Wir sind so ziemlich die einzige Ablenkung, die die Submarine-Besatzungen und die Leute im Hole derzeit haben. Ja, die sind informiert, wer ihr seid, und die Officers im Hole sind in der Lage, auf objektiver Basis Aussagen über die Qualität eurer Arbeit zu treffen. Und sie vertraten definitiv die Auffassung, dass ihr reif für eine Beförderung seid. Under Secretary Galloway sagt, dass sich das Niveau deiner Berichte sehr verbessert, Faith. Ich werde Lieutenant Buford den Auftrag geben, dafür zu sorgen, dass diese Verbesserungen voranschreiten. Und dass du deine schulische Ausbildung fortsetzt.«
»Bäh«, ärgerte sich Faith. »Bisher hatte ich mich wirklich auf die Überfahrt gefreut.«
»Sophia, dein neues Besatzungsmitglied an Deck ist ein Lehrer für Englisch auf dem zweiten Bildungsweg. Laut seinen Testergebnissen ist er ein ziemlich cleverer Bursche. Ich werde ihn daher ebenfalls beauftragen, dich weiterzubilden. Wenn das nicht klappt, denken wir uns was anderes aus.«
»Dann muss ich noch eine Division und ein Boot befehligen«, beschwerte sich Sophia. »Dad, das wird schlimmer als dieser Spaziergang im Regen.«
»Erinnere mich nicht daran«, meinte Faith und stöhnte.
»Irgendwann wird es wieder Universitäten geben«, prophezeite Steve. »Irgendwo. Wenn es so weit ist, werdet ihr sie beide besuchen. Ihr müsst aber darauf vorbereitet sein. Tja ... Jeder von uns muss sein Scherflein beitragen. Passt bitte auf euch auf.«
»Versprochen, Dad.« Faith strahlte ihn an. »Solange der dämliche Spielzeugkahn, auf den du mich gesteckt hast, nicht im Meer versinkt.«
»Wir haben eine Köchin?«, fragte Sophia unnötigerweise. Sie stieg auf das Zodiac und setzte sich schnell hin. »Bring uns weg von diesem Mob, Tom.«
Das neue Crewmitglied hatte bei seiner Expedition ein paar Fäden gezogen. Er trug inzwischen ein leuchtendes Hawaiihemd und Cargo Shorts, die ihm eine Nummer zu groß zu sein schienen. Auf der anderen Seite des Beiboots lag eine Tasche mit einem blauen Overall.
»Wir sind schon so gut wie raus.« Tom tuckerte durch die dicht aneinandergedrängten Boote. Glücklicherweise handelte es sich ausschließlich um Schlauchboote, da er sie gelegentlich touchierte. Die mit Luft gefüllten Rümpfe aus Gummi schoben sich einfach gegenseitig aus dem Weg.
»Batari Dian Eko, das ist Ensign Sophia Smith.«
»Es ist mir eine Freude, Sie kennenzulernen, Miss Eko.«
»Es ist mir eine Freude, Sie kennenzulernen, Acting Ensign«, erwiderte Batari zurückhaltend.
Die Köchin war, wenn das überhaupt möglich war, noch kugelrunder als Celementina. Das wurde bestimmt interessant.
»Mein Fehler, einen Moment.« Tom plauderte kurz mit der Köchin.
»Ich möchte mich entschuldigen.« Batari verbeugte sich leicht. »Ich kann mir Ränge nicht gut merken. Ich gratuliere Ihnen zur Beförderung, Ensign.«
»Danke«, antwortete Sophia. »Es war eine völlige Überraschung. Genau wie die Beförderung zum Division Commander.«
»Ich bin dabei in Anbetracht meiner bisherigen Erfahrung erst mal zusammengezuckt«, gestand Tom. »Sie sind unmöglich bereit, 32.000 Menschen zu befehligen. Dann fiel mir ein, dass Division bei der Navy eine andere Bedeutung hat. Es geht konkret um drei Boote?«
»Stimmt. Sie wurden übrigens dafür ausgewählt, meine weitere schulische Ausbildung zu übernehmen.«
»Es überrascht mich nicht, dass Ihr Vater darauf großen Wert legt. Er hat schließlich selbst als Lehrer gearbeitet. Ich kenne mich mit so ziemlich jedem Themengebiet aus, in dem Sie unterrichtet werden müssen.«
»Chemie war mein Hauptfach«, gab Sophia zurück.
»Analytische Chemie oder Experimentalchemie? Ich weiß zwar nicht, wo wir hier ein Labor finden können, aber ich kann sicherlich einige erstklassige Experimente mit Sprengstoffen zusammenstellen.«
»Nicht auf meinem Boot«, verpasste Sophia seiner Euphorie einen Dämpfer. »Wo haben Sie denn etwas über Sprengstoffe gelernt?«
»Ich bin eine Zeit lang ziemlich viel rumgekommen. Die Zombieapokalypse ist zwar meine erste richtige Apokalypse, aber Katastrophen habe ich schon einige miterlebt. Mein Lehrauftrag lief eher so nebenher. Ich habe eine ganze Reihe von Klassen unterrichtet. Es wäre mir eine Ehre, Ihre weiterführende Ausbildung zu übernehmen, Ensign.«
»An dem Tag, an dem wir auslaufen, wird außerdem ein Gruppenfoto geschossen«, wechselte Sophia das Thema. »Dann muss ich noch meine beiden neuen Bootskapitäninnen der Division in die Finger bekommen und persönlich kennenlernen. Sie waren irgendwo in der Menge, aber es ist mir nicht gelungen, sie in dem Gewühl ausfindig zu machen.«
»Welche Boote?«, wollte Tom wissen.
»Negocio Arriesgado und Finally Friday. Ich kenne keine dieser Skipperinnen. Rainey und McCartney. Beides Zivilisten.«
»Wollen wir das spanische Boot intern Risky Business nennen?«, schlug Tom vor. »Das ist eine ziemlich exakte Übersetzung.«
»Ja, klingt griffiger. Sobald wir auf unserem Boot sind, setze ich mich mit den zwei Neuen in Verbindung.«