24

Now all you recruities what’s drafted to-day,

You shut up your rag-box an’ ’ark to my lay,

An’ I’ll sing you a soldier as far as I may:

A soldier what’s fit for a soldier.

Fit, fit, fit for a soldier

Fit, fit, fit for a soldier

Fit, fit, fit for a soldier

Soldier for the Queen

The Young Recruit, Rudyard Kipling

»Oh«, krächzte Sophia und presste sich die Hände auf die Ohren, um den Lärm der Geschütze auszublenden. »Ich hör entweder mit dem Saufen auf oder streich das Frühaufstehen von der Tagesordnung.«

Über dem Jachthafen von Puerto de Gulmar ging gerade die Sonne auf. Die Kanaren erwartete ein weiterer wundervoller Tag. Seevögel umkreisten die Leichen der Infizierten. Fische schnellten aus dem Wasser und flüchteten vor den Haien, die vom ins Meer strömenden Blut angelockt wurden.

»Noch etwas Wasser, Ma’am?«, erkundigte sich Sergeant Major Barney. »Wann wird der Rest des Teams zur Einsatzbesprechung eintreffen, Ma’am?«

»Sobald sie den Beschuss und das Sichern abgeschlossen haben, Sergeant Major.« Sophia schlürfte den Kaffee und verzog erneut das Gesicht. »Hoffentlich wirkt bis dahin das Paracetamol.«

Beim ausgewählten Zielbereich handelte es sich um einen kleinen Strand neben der Einfahrt zum Jachthafen. Die Geschütze hatten die Infizierten am Strand bereits niedergemäht und die Golden Guppy lichtete ihre drei Anker, um sich aufs offene Meer zurückzuziehen. Am Ende der Kaimauer hatte sich eine weitere Gruppe von Infizierten zusammengeschart. Die Guppy konnte sie allerdings von ihrer aktuellen Position aus nicht ohne Weiteres aufs Korn nehmen. Dazu hätte sie quer durch den Jachthafen zielen müssen und wäre das Risiko eingegangen, einen Teil der schwimmenden Beute zu treffen. Daher verlagerte sie ihren Standort und bereitete sich auf den erneuten Beschuss vor. Diesmal würde sie vorher jedoch keinen Anker auswerfen.

Die Kugeln schlugen grob in ihre Ziele ein. Einige zischten über die Zombies hinweg, einige gingen etwas zu tief. ›Zu tief‹ bedeutete im konkreten Fall, dass sie an den großen Felsen des Wellenbrechers einschlugen. Die mannigfachen Winkel der Oberfläche ließen die Querschläger in alle Richtungen fliegen, auch zu den vertäuten Booten hin.

»Guppy, hier Division. Feuer einstellen, Feuer einstellen, Feuer einstellen. Versuchen es noch mal mit ausgeworfenen Ankern.«

»Ich hab denen ja gleich gesagt, dass das nicht klappt.« Sophia griff zum Funkgerät. »Die Katenoide ist eben eine Schlampe. Wir haben doch nicht den ganzen Tag Zeit. Division, Señorita, over.«

»Señorita, Division.«

»Ich empfehle, dass Sie zur Einfahrt des Jachthafens fahren und von dort aus schießen. Da gibt es fast keinen Wellengang, over.«

»Die Gezeitenströmung setzt ein, Señorita. Sie müssten die Position beibehalten, um gegen die Strömung zu feuern, over.«

»Ich bitte um die Erlaubnis, heranzufahren, um sie aus der Nähe mit Gewehren zu erledigen. Es sind nur zehn oder 15 Stück. Außerdem kann ich die Position gegen die Gezeitenströmung stabil halten. Over.«

»Roger, bleiben Sie dran. Guppy, entladen und sichern Sie alle Waffen und gehen Sie danach auf Abstand. Die Señorita nähert sich und greift mit Gewehrfeuer an. Bestätigen.«

»Division, hier Guppy. Wir schaffen das schon, over.«

»Das war keine Bitte, Guppy. Bestätigen.«

»Alle Waffen entladen und sichern, danach Abstand halten, over.«

»Roger. Division out.«

»Dann geht’s jetzt los.« Sophia lichtete den Anker. »Sergeant Major, ich nehme an, dass Sie sich fit fühlen, ein Gewehr abzufeuern?«

»Natürlich, Ma’am«, bejahte der Sergeant Major. »Ich habe sogar eine Scharfschützenausbildung absolviert.«

»Ich fahre rückwärts ran.« Sophia wendete das Boot. »Holen Sie Olga. Sie beide werden die Zombies abknallen.«

»Ja, Ma’am.«

In der Einfahrt des Jachthafens erwartete sie ein fieser kleiner Strudel, verursacht durch das Zusammenspiel der Wellenbewegungen und eine niedrige Metallplatte, die wohl eine Versandung verhindern sollte. Sophia gelang es trotzdem, einen Ruhepunkt zu finden.

»Okay, besser wird’s nicht.«

»Wir müssen uns bei Gelegenheit über Uniformen unterhalten«, tadelte Sergeant Major Barney.

Olga war in Shorts und Bikinioberteil aufgetaucht, über das sie lässig das LBE geworfen hatte.

»Ja, Sergeant Major.«

»Wie läuft das jetzt gewöhnlich ab?«

»Ich habe bisher nur einmal vom Boot aus geschossen. Da oben auf der Flybridge. Ich habe nicht oft getroffen. Wir lagen vor Anker, aber das Boot hat geschaukelt.«

»Dafür gibt es eine Technik. Leider war ich kein Marine und habe davon keine Ahnung. Wir stellen uns auf das Deck am Bug. Wie wird es genannt?«

»Das Sonnendeck, Sergeant Major.«

Der Sergeant Major folgte ihr und versuchte, dabei nicht zu sehr auf ihren Hintern und die schlanken Beine zu starren.

»Bauchlage.« Seine Gelenke knirschten, als er sich auf das Deck legte. Es war schon eine Weile her, dass er so etwas gemacht hatte, und ihm wurde bewusst, dass er einen Plan ausarbeiten musste, wie er die Crew mit Leibesübungen fit halten konnte. Ganz zu schweigen von allgemeiner Disziplin und einer einheitlichen Uniform. »Langsam, zielen, schießen. Wir haben Zeit.«

»Ja, Sergeant Major.«

»Fangen Sie an. Laden und schießen.« Der Sergeant Major wollte ihre Technik begutachten.

»Schießen, aye, Sergeant Major.« Olga lud das Gewehr und zielte sorgfältig. Es gab einen Knall und einer der Infizierten wankte. Er ging allerdings nicht zu Boden, daher schoss sie noch einmal. Diesmal fiel er um.

»Verdammte 5,56er«, grummelte der Sergeant Major.

»Lieutenant Smith, also Faith, bezeichnet Waffen dieses Kalibers als Barbie-Knarren.« Olga schoss erneut.

Der Sergeant Major blickte durch sein Aimpoint-Zielfernrohr und überlegte, auf was er schießen sollte. Er wusste, dass es praktisch sinnlos war, aber er wollte es mit einem Kopfschuss versuchen. Er hatte Glück und traf ins Schwarze.

»Sehr gut«, lobte Olga. »Das hab ich nicht drauf.«

»Das war Glück in Verbindung mit rund 24 Jahren Erfahrung.«

Er suchte sich einen anderen Infizierten, der relativ bewegungslos am Strand stand, und fällte ihn mit einem weiteren Kopfschuss. Seine Taktik schien aufzugehen. Die Reichweite betrug knapp 40 Meter und Ensign Smith hielt das Boot angenehm ruhig. Er zielte erneut.

»Hallo! Ich weiß, dass ich dem hier den verschissenen Schädel weggeblasen habe.« Wie auf Kommando sackte der Infizierte in sich zusammen.

»Barbie-Knarren«, spöttelte Olga. Sie jagte die zweite und dritte Kugel in den Körper ihres Zombies, bis er endlich umknickte.

»Eigentlich sollten sie nicht mehr leben, wenn man ihnen in den Kopf schießt«, regte sich Barney auf. »Keine einzige Sekunde.«

Nicht mal zehn Minuten nachdem das Boot in den Jachthafen eingefahren war, lagen alle Infizierten tot am Strand. Über die Hälfte hatte der Sergeant Major mit Kopfschüssen ausgeschaltet.

»Der Bereich ist geräumt, Ma’am«, meldete er.

»Roger, Sergeant Major«, bestätigte Sophia. »Ich fahre in den Wendekanal und berufe eine Besprechung ein. Man kann es sich schließlich auch gemütlich machen.«

»Es strömen weiterhin vereinzelte Infizierte in das Gebiet«, informierte Lieutenant Chen. »Die vorhandenen wurden allerdings ausgeschaltet. Sergeant Major, ich bin mir bewusst, dass dies Ihre erste derartige Operation ist, aber möchten Sie einen Aktionsplan vorschlagen oder soll Ensign Smith das übernehmen?«

»Es wäre mir lieber, wenn der Ensign das Wort erhält, Sir.« Major Barney überließ Sophia das Reden. »Ich habe mir zwar Gedanken gemacht, aber ich bin hier der Frischling, daher will ich gern von den Erfahrungen des Ensigns profitieren.«

»Sophia?«

»Das vorrangige Ziel dieser Mission ist die Bergung seetüchtiger Jachten. Die meisten davon sind an der Mole festgemacht. Daher schlage ich den Einsatz eines primären Sicherheitsteams am Anfang der Mole vor, vielleicht mit einem 240er und ein paar Gewehren zur Unterstützung, dann durchgehen und räumen und alle vorhandenen Infizierten von den Jachten holen. Wenn wir ein Kanonenboot so neben einer der Jachten positionieren, dass es parallel zur Mole feuern kann, kann uns das Team bei einem hohen Infiziertenaufkommen unterstützen.

Sollten trotzdem zu viele Zombies auflaufen, haben wir Schlauchboote vor Ort, um den Rückzug des Sicherheitsteams zu decken. Ich schlage vor, dass der Sergeant Major das Team mit dem Maschinengewehr und den Gewehren begleitet. Es wird vermutlich die meisten Infizierten anlocken, und Anarchy war das einzige Crewmitglied mit Ausbildung am 240er. Er hat Rusty daran trainiert, deshalb würde ich ihn als Maschinengewehrschützen einsetzen. Ich empfehle die Guppy als Unterstützungsboot mit dem Chief an Bord, der die Salven überwacht, die vom Kanonenboot aus abgefeuert werden. Alle Richtschützen der Guppy bleiben an Bord, die Bodenmannschaft wird von der Wet Debt und den anderen Booten mit Sicherheitscrews rekrutiert. Das Verteidigungsteam würde ich aus den Reihen der Wet Debt zusammenstellen. Das Räumungsteam ... Olga und ich schaffen das schon.«

»Sergeant Major? Anmerkungen?«, wollte Lieutenant Chen wissen.

»Ich halte den Plan an sich für schlüssig, Sir. Der Ensign sollte jedoch nicht aktiv an der Räumung teilnehmen, bei allem gebotenen Respekt, Ma’am.«

»Leichte Räumungen sind keine große Sache, Sergeant Major«, hielt Sophia dagegen. »Aber dabei schießt das Adrenalin durch die Venen. Und wenn das Adrenalin pumpt, schießt man schon mal auf die eigenen Leute. Da braucht man Nerven aus Stahl. Olga hat starke Nerven, trotz ihrer offensichtlichen Flatterhaftigkeit. Ich mach das nicht zum ersten Mal. Rusty verfügt ebenfalls über gewisse Erfahrung damit. Der Rest der Leute hat keine Ahnung, was auf sie zukommt.«

»Wählen Sie eine andere Person, Ensign«, befahl Lieutenant Chen.

»Yu?«, schlug Sophia vor. »Ich meine natürlich Seaman Recruit Leo Yu von Ihrem Boot, Sir.«

»Yu hat eine ruhige Hand.« Chen war einverstanden.

»Besser er als Steinholtz, so viel steht fest«, scherzte Sophia.

»Zwei Matrosen.« Der Sergeant Major runzelte die Stirn.

»Wir haben fast ausschließlich Matrosen, Sergeant Major«, stellte Lieutenant Chen klar. »Zudem haben diese Matrosen keine Grundausbildung durchlaufen. Dafür fehlte die Zeit. Um es mit einem Beispiel zu verdeutlichen: Unser Zeitplan sieht vor, die Boote zu entern, die Stadt zu räumen, die Überlebenden zu retten und bis 23 Uhr Ortszeit die nächste Stadt zu erreichen. Dort steigt dann erneut eine Party, um die Infizierten anzulocken. Und so weiter und so weiter.«

»Sie müssen Zeit für die Ausbildung einplanen, Sir.« Der Sergeant Major wirkte ganz und gar nicht begeistert.

»Sagen Sie das dem Commodore, Sergeant Major«, antwortete Chen. »Der ist übrigens der gleichen Meinung. Aber er hat auch angemerkt, dass wir Sie niemals gefunden hätten, wenn wir uns Zeit für eine anständige Ausbildung gelassen hätten. Oder mich. Oder irgendeinen anderen Sicherheitsfachmann, Seemann ... was auch immer. Wir werden nicht die ganzen Kanaren räumen können, ehe wir von hier aufbrechen. Wir wissen, dass in den Jachthäfen rund um die Inseln noch weitere Kreuzfahrtschiffe vor Anker liegen. Man könnte das hier sozusagen als unsere Ausbildung bezeichnen.«

»Verstanden, Sir.« Der Sergeant Major biss sich auf die Unterlippe. »Tja, dann können wir nur auf das Beste hoffen und uns für das Schlimmste wappnen, Sir.«

»Das ist Kampfgeist, Sergeant Major.« Sophia lächelte verschmitzt. »Was ist denn das Schlimmste, was Ihrer Meinung nach geschehen könnte? Eine Zombieapokalypse?«

»Wo wollen Sie an Land gehen?«

Das Schlauchboot wurde von einem weiteren dieser verdammten Zwölfjährigen gelenkt. Er war auch noch nervös. Sie waren alle nervös, und das ließ Sergeant Major Barney seinerseits unruhig werden. Aufgeregte Truppen schossen gern mal auf die eigenen Leute. Vor seinem geistigen Auge malte er sich aus, wie einer dieser Anfängertrottel einen der verfluchten Pontons erwischte und sie alle im Meer absoffen. Oder sie wurden von den Haien zerfleischt. Die Biester schienen ihnen zielstrebig hinterherzuschwimmen.

»Hier rüber«, gab Barney Anweisung.

»Warum hier?«, beschwerte sich Steinholtz. »Das wird ein langer Fußmarsch über die Mole.«

»Weil ich befohlen habe, dass wir hier an Land gehen, Matrose!«, dröhnte Barneys Stimme. »Reicht Ihnen das als Grund, Matrose, oder soll ich Ihnen eine Valentinskarte dazu schreiben?«

»Okay, geht klar.«

»Jetzt hören Sie alle auf, so nervös dreinzublicken.« Barney betrachtete seinen Haufen. »Verdammt noch mal, ein Kanonenboot leistet uns Feuerschutz, wir haben ein Singer und bisher sind noch nicht mal Zombies aufgetaucht, die wir abknallen müssen. Wir nehmen hier keine Taliban-Festung ein, sondern holen uns nur ein paar Jachten aus einem Hafen. Das wird natürlich kein Spaziergang durch den Hyde Park, aber jeder schnauft jetzt mal durch, befolgt die Befehle und dann kehren wir als Helden zurück. Klar? Klar. Ziehen Sie das verschissene Boot einfach auf die verdammte Mole, Bootsführer.«

»Ja, Sir, Sergeant Major«, bestätigte der Steuermann.

»Und könnten Sie und Ihre Leute damit aufhören, den Chief und mich ständig mit ›Sir‹ anzusprechen?« Der Sergeant Major redete sich in Rage. »Der Chief und ich verdienen den Lebensunterhalt mit Arbeit.«

»Aber ... einen Chief spricht man mit ›Sir‹ an, Sergeant Major«, stammelte Yu. »Oder etwa nicht?«

»Wie bitte?«, entrüstete sich Barney. »Seit wann?«

»Das ist doch so etwas wie ein Master Chief, oder? Und der Master Chief in Halo wurde immer mit ›Sir‹ angesprochen.«

»Was?«, fuhr ihn der Sergeant Major an. »Was zum Teufel ist Halo?«

»Das Videospiel, Sergeant Major.« Es war nicht zu übersehen, dass Olga ein Lachen unterdrückte.

»SIEHT DAS HIER WIE EIN SCHEISS-VIDEOSPIEL AUS, MATROSE?«

»Nun, jetzt wo Sie es sagen ...«, zeigte sich Olga überrascht und bemühte sich erfolglos um eine ernsthafte Miene.

Der Sergeant Major reckte die Arme gen Himmel und brüllte sich den Frust aus dem Leib.

Die Jachten, auf die sie es abgesehen hatten, waren an einer schmalen Landungsbrücke festgemacht, die von der Mole durch eine etwa drei Meter breite Wasserrinne getrennt wurde. Befahrbare Brücken verbanden sie in regelmäßigen Abständen mit der Mole.

Der Sergeant Major ging zuerst an Land und fing die Leine auf, die Olga ihm zuwarf. Er hielt sie in einer Hand, während der Trupp aus dem Schlauchboot stieg, dann warf er sie zurück. Seine Crew bildete nur einen Teil des Sicherheitsteams. Der Rest folgte mit dem Ensign im zweiten Schlauchboot.

»SR Zelenova geht voraus«, befahl Barney. »Auf die erste Brücke, dann trennen sich Zelenova und Yu vom Team und der Rest betritt die Landungsbrücke.«

Als sie die erste Brücke erreichten, lief Olga weiter die Mole entlang und Steinholtz trottete ihr hinterher.

»Steinholtz«, brüllte Barney. »Schwingen Sie Ihren Arsch auf die Landungsbrücke.« Der Sergeant Major deutete in die angegebene Richtung.

»Ganz allein?«, erwiderte Steinholtz skeptisch.

»Gütiger Gott!« Der Sergeant Major war außer sich. »Wir folgen Ihnen, verdammt noch mal! Das bedeutet ›vorausgehen‹, Sie Stümper! Überqueren Sie die Brücke, los! Es ist ja nicht gerade der Rubikon!«

»Der was?«, hakte Steinholtz überfordert nach.

»Überqueren Sie einfach die dämliche Brücke! Da sind schließlich keine Zombies drauf! Die ganze Straße ist leer!«

»Nicht ganz, Sergeant Major.« Olga deutete nach vorn. Ein einsamer Infizierter hatte endlich zu der Schar Seemöwen gefunden, die sich an den Toten labten, und kam jetzt leichten Schrittes die Mole herunter. Vor ihm lag noch ein weiter Weg, bis er die Gruppe erreichte. Er war bestimmt noch 200 Meter entfernt. »Nun ja, einer.«

»Darf ich ihn erschießen?«, bettelte Steinholtz und lud eine Kugel in seine Waffe.

»Okay, dann warten wir mal hier und Steinholtz darf probieren, den dreckigen Zombie zu erschießen.« Sergeant Major Barney verschränkte die Arme über der Waffe. »Na los, Steinholtz. Erledigen Sie den Zombie. Warum denn nicht? Wir haben schließlich den ganzen Tag Zeit.«

Steinholtz legte an und schoss. Und schoss. Und schoss.

Der Zombie war langsamer geworden. Nicht weil er getroffen worden war, sondern weil es ihm in seinem abgemagerten Zustand eindeutig an Kraft fehlte. Er ließ nicht mal durchblicken, ob er die Gruppe überhaupt bemerkt hatte. Es war jedoch eindeutig, dass er die Schüsse nicht registrierte.

»Steinholtz.« Der Sergeant Major bahnte sich einen Weg durch die Reihen des Teams und legte eine Hand auf die Waffe. »Ehe Ihnen noch die Kugeln ausgehen, überqueren wir einfach die Brücke, okay?«

»Aber ...« Der Infizierte war noch rund 100 Meter entfernt, trotzdem wollte Steinholtz eindeutig nicht näher an ihn heran.

»Überqueren Sie die Brücke, Steinholtz.« Barney schob ihn sanft vorwärts. »Wir werden jetzt demonstrieren, warum man nicht von einer schaukelnden Plattform aus schießt, wenn fester Untergrund zur Verfügung steht.«

Barney überzeugte den widerwilligen ehemaligen Sicherheitswachmann davon, über die Brücke zu gehen, dann ließ er ihn auf der schmutzigen Straße der Mole in die Bauchlage gehen. Der Zombie war inzwischen bis auf etwa 70 Meter herangekommen und lief schneller, da ihn die Aussicht auf Frischfleisch lockte.

»Atmen Sie tief durch und schießen Sie dem Zombie in die Brust, Steinholtz«, wies ihn Sergeant Major Barney an. »Nur eine Kugel.«

Steinholtz schoss. Und verfehlte.

»Oh, Herr im Himmel. Sie haben tatsächlich danebengeschossen? Versuchen Sie es noch mal. Sie reißen den Abzug ruckartig nach hinten. Drücken Sie ihn langsam durch, Steinholtz ...«

Diesmal traf der Matrose den Infizierten. Der Zombie schwebte aufgrund der Dehydrierung und des Nahrungsmangels ohnehin schon an der Schwelle zum Tod und stolperte durch den einen Treffer endgültig auf die andere Seite.

»Ich hab ihn erwischt!«, freute sich Steinholtz.

»Auf knapp 50 Meter, mit einer Waffe, mit der man einer Fliege auf 400 Meter das linke Auge wegschießen kann«, dämpfte der Sergeant Major seine Begeisterung. »Wir müssen eindeutig an Ihrer Treffsicherheit arbeiten.«

»Mit der Pistole bin ich besser.« Steinholtz wollte aufstehen.

»Ich habe Ihnen nicht die Erlaubnis gegeben, sich zu erheben.« Sergeant Major Barney drückte ihn mit dem Stiefel nach unten. »Wenn Sie schon mal da unten sind, machen Sie 20 Liegestütze, weil Sie unfähig sind, selbst die einfachsten Befehle auszuführen. Und eins, und zwei ...«