28

Die mit Schiffen auf dem Meere fuhren

Und trieben ihren Handel auf großen Wassern;

Die des Herrn Werke erfahren haben

Und seine Wunder auf dem Meer …

Psalm 107:23-24

»Ich brauche mehr als nur Shorts und ein T-Shirt.« O’Toole verschränkte die Arme.

Es war nicht kalt an diesem Morgen, aber kühl, und es wehte ein frischer Wind. Thomas genoss den Wind viel zu sehr, um die Kälte wahrzunehmen. Dummerweise kam er aus der Richtung der Kreuzfahrtschiffe, daher trug er einen etwas muffigen Geruch zu ihnen heran. Egal, er hatte monatelang weitaus Schlimmeres gerochen.

»Klingt, als gäbe es mehr«, konterte Walker.

Er hatte sich mit dem früheren Unternehmer zum Frühstück getroffen. Das Frühstück war nicht einmal schlecht gewesen, aber auch keine Haute Cuisine. Aufgewärmtes Rührei und, wie immer, Fisch. Allerdings hatte es wirklich leckeres, frisch gebackenes Brot gegeben.

»Ich habe mir den Markt angesehen«, klärte O’Toole ihn auf. »Für eine Jeans in meiner Größe wollten sie fünf Gutscheine haben. Wenn wir den Kurs bestehen, das haben sie mir jedenfalls gesagt, können wir uns nach Belieben durch das Lager wühlen. Das warte ich noch ab. Die Gutscheine hebe ich mir auf. Wo bleibt dieses bescheuerte Zodiac?«

»Ich bezweifle, dass sie einen strikten Fahrplan einhalten. Da kommt eins.«

»Will jemand auf die Social?«, fragte der Kerl, der das Zodiac steuerte, beim Heranfahren.

»Wir müssen zur Nautik-Schulung auf die Money«, erklärte Walker. »Können Sie uns vielleicht dorthin bringen?«

»Na klar.« Der Knabe winkte sie auf das Boot. »Da dürfen Sie keinesfalls zu spät kommen. Die Jungs von der Küstenwache veranstalten ein Riesentheater, wenn man zu spät aufkreuzt. Springen Sie rein.«

An diesem Morgen herrschte weniger Verkehr. Der Fahrer des Zodiac gab Vollgas und schaffte die Überfahrt in nicht mal einer Minute.

»Springen Sie raus. Ich muss wieder zurück«, rief er nach hinten, als er langsamer an das Deck heranfuhr. »Machen Sie sich keine Mühe mit dem Vertäuen. Wenn Sie den kleinen Sprung nicht schaffen, gehen Sie einfach wieder Kajüten schrubben.«

»Ich schaff das schon«, zeigte sich O’Toole selbstbewusst. Er hüpfte leichtfüßig von Bord, dicht gefolgt von Walker. »Danke.«

»Gern geschehen, Kumpel.« Der Fahrer brauste los.

»So sieht wohl unsere Zukunft aus.« O’Toole stieß Walker freundschaftlich mit dem Ellbogen in die Rippen. »Wir werden Taxifahrer. Jetzt bin ich klatschnass.«

»Ich schätze, wir werden noch öfter durchnässt herumlaufen. Uns bleiben noch 20 Minuten. Versuchen wir mal, einem dieser russischen Küken eine Tasse Kaffee aus den Rippen zu leiern.«

Sie waren die einzigen Gäste im Café. Und der Kaffee schmeckte gut. Der Tee ebenfalls.

»Gott, wie hab ich das vermisst.« O’Toole genoss seinen Earl Grey sichtlich. »Es ist ein Schlag ins Gesicht der gesamten Welt, dass es Twinings nicht mehr gibt. Ich wollte es in Gegenwart der anderen nicht zur Sprache bringen, aber was halten Sie von der kleinen Ansprache, die der Commodore letzte Nacht gehalten hat?«

»Ich denke, ich werde ins Bergungsgeschäft einsteigen. Offiziell oder inoffiziell.«

»Ich hatte den gleichen Gedanken. Wenn da nicht die verdammten Zombies wären.«

»Mir macht eher Sorgen, dass ich keine Waffen habe. Vielleicht könnte ich eine Machete benutzen ...«

»Ich wollte hier ein ernsthaftes Gespräch führen, Yankee.«

»Ich doch auch. Mit einer Machete kann man Menschen töten. Allerdings bevorzuge ich Schusswaffen.«

»Haben Sie damit Erfahrung?«

»Ja. Aber es hat mich nie sonderlich gereizt, Master-at-Arms zu werden.«

»Was ist das?«

»So heißen die Sicherheitsstreitkräfte der Navy«, erklärte Thomas.

»Ich würde meine Zeit lieber auf diesen Jachten verbringen. Das deckt unter anderem die Sitten und Unsitten der Bergungsgepflogenheiten unter den gegenwärtigen Umständen ab. Es muss Sachen geben, die verboten sind.«

Langsam tauchten einige Marines auf. Ein Corporal kam in das Café geschlendert.

»Guten Morgen, Corporal.« Walker grüßte ihn fast automatisch. Unwillkürlich hatte sich der Anflug eines Befehlstons in seine Stimme geschlichen und er musste sich am Riemen reißen, da er hier undercover war.

»Guten Morgen, Sir«, grüßte der Corporal zurück. Zu Walkers Überraschung bestellte er eine Tasse grünen Tee.

»Grüner Tee?«, fragte Walker.

»Für den Lieutenant, Sir.« Gleichzeitig kam eine sehr jung aussehende Blondine hereinstolziert.

»Für Sie, Ma’am.« Der Corporal wirkte beinahe schüchtern, als er ihr die Tasse reichte.

»Das wär doch nicht nötig gewesen, Derek.« Grübchen erschienen auf ihrem Gesicht.

»Lieutenant.« Walker drehte sich auf seinem Stuhl um. »Darf ich fragen, ob Sie Probationary Third Lieutenant Faith Marie Smith sind?«

»Ja, die bin ich.« Als sich der Blick des Mädchens auf ihn richtete, nahmen ihre Augen einen drohenden Ausdruck an. Der Corporal verkrampfte sich ebenfalls. »Warum wollen Sie das wissen?«

»Was haben Sie gegen die 1911, wenn Sie mir die Frage gestatten?«

»Sie haben bestimmt den Feuerwaffen-Test absolviert.« Urplötzlich hellte sich die Miene des Mädchens auf. Wieder diese Grübchen. »Sieben Schuss. Okay, plus die im Lauf. Eine H&K hat zwölf plus eins. Ich war in viele Gedränge verwickelt, in denen mir dieses Plus das Leben gerettet hat. Außerdem kann man sie unter Wasser abfeuern. Wenn man die Zeit hat, sie rechtzeitig zu ziehen.« Ihre Augen verdunkelten sich.

»Die 1911 lässt sich unter Wasser abfeuern.«

»Schon mal probiert? Mein Dad hat einen Hammerhai mit einer Heckler & Koch erschossen. Okay, der Polymerrahmen ist nicht das Gelbe vom Ei. Da ist mir mal einer kaputtgegangen, und es dauert höllisch lange, bis man einen neuen gefunden hat. Ansonsten bin ich ein Riesenfan. Wie im Kleingedruckten des Tests stand, ist das eher eine Frage der persönlichen Vorliebe.«

»Ich nehme an, dass AK die richtige Antwort war. Obwohl ich Modifikationen bevorzuge. Die fabrikgefertigten Varianten halten eine Menge aus, aber sie sind unhandlich. Was für Argumente haben Sie gegen das M4?«

»Ach, bei Gott, Sir!«, warnte ihn der Corporal. »Geben Sie ihr bitte keinen Grund, über Barbie-Knarren herzuziehen!«

»Barbie-Knarren?«, hakte Walker nach. »Wie bei M4 SOP Mod? Barbie für Jungs?«

»Wie aus Kunststoff von Mattel«, spottete die junge Frau. »Die töten nicht mal Zombies. Das ist unnützes Spielzeug. Eine AK legt die Biester mit einer oder zwei Kugeln flach. Bei Barbie-Knarren braucht man dazu fünf bis sieben. Die flitzen einfach durchs Ziel hindurch. Die Vereinigten Staaten von Amerika sind auf dem absteigenden Ast, seit ...«

»... seit das Militär angefangen hat, von Kugeln, die zum Töten der Gegner unserer glorreichen Republik entwickelt wurden, zu Kugeln überzugehen, die entwickelt wurden, um die bösen Jungs wütend zu machen ...«, führte der Corporal das Zitat mehr oder weniger originalgetreu zu Ende.

»Haben Sie das gesagt?«, fragte Walker.

»Mein Vater«, gab der Lieutenant zu. »Ich teile seine Meinung.«

»Hat man Ihnen schon mal einen Heiratsantrag gemacht, Miss?«

»Heute noch nicht.« Die junge Frau lächelte. »Aber Lieutenant Fontana hat betont, dass 14 in Arkansas legal ist. Ich hab ihm geantwortet, dass wir uns noch einmal darüber unterhalten, wenn wir Arkansas räumen und ich dann schon 14 bin.«

»Wenn Sie dann schon 14 sind?« O’Toole fiel die Kinnlade nach unten. »Wie alt sind Sie, Miss?«

»13. Fast 14. Die Zeit vergeht wie im Flug.«

»Und schon ein Marine Lieutenant. Verdammte Scheiße. Die Lage muss wirklich ernst sein.«

»Sie hat es sich verdient, Sir«, lobte Corporal Douglas loyal. »Shewolf ist ein geborener Marine, Sir.«

»Vielen Dank.« Das Mädchen tätschelte ihm den Arm. »Ich liebe Sie auch.«

»Fontana?«, hakte Walker nach. »Einer der Marine Lieutenants?«

»Er ist Special Forces Staff Sergeant«, klärte das Mädchen auf. »Er wurde direkt zum Army First Lieutenant befördert. Er führt eines der Marine Platoons an, weil wir nicht genug Officers haben. Ups, ich muss los. Ich muss mich in Schale werfen und Zombies abschlachten.«

»Und wir müssen an Deck«, sagte O’Toole. »Wir wollen doch nicht zu spät kommen.«

Am Heckdeck war ein rund zehn Meter langer Sportfisher festgemacht. Auf dem Querbalken hockte ein Mann in Uniform der Küstenwache.

»Nautik-Kurs?«, erkundigte sich O’Toole.

»Klettert rüber«, erwiderte der Mann. »Wenn ihr reinfallt, fallt ihr automatisch durch, falls ihr von den Haien gefressen werdet. Namen?«

»O’Toole. Rob O’Toole.«

»Walker, Thomas.«

»Okay, setzt euch drinnen irgendwohin. Ich bin um acht Uhr bei euch.«

Am Ende saßen sechs Leute im Aufenthaltsraum, dann kam der Petty Officer.

»O’Toole«, sagte der Petty Officer. »Gehen Sie an das Steuerrad. Wenn Sie etwas rammen, fallen Sie automatisch durch. Wenn Sie nicht wissen, wie man dieses Boot lenkt, wird das als Minuspunkt angerechnet. Fragen?«

»Ja, Sir«, antwortete O’Toole. Das Steuerrad befand sich am Bug, direkt hinter dem Aufenthaltsraum. »Wohin soll ich das Schiff lenken?«

»Zur Hafenausfahrt.« Der Petty Officer stellte sich neben das Steuerrad. »Hört mal alle her. Ich bin Petty Officer Ernest Paxton. Ich bin einer der wenigen Bootsführer, die auf dem USCG-Cutter Campbell überlebt haben. Daher werde ich, um meine Sünden zu verbüßen, diesen Kurs leiten.

Ich soll Ihnen innerhalb von drei Tagen beibringen, wie man diese Boote steuert, dann noch die grundlegenden Sicherheitsmaßnahmen und wie man bei einem der härtesten Jobs dieses Planeten überlebt. Die Zeit reicht unmöglich aus. Daher werden wir den ganzen Tag bis spät in die Nacht hinein zusammen verbringen. Wenn Ihnen das nicht gefällt, verschwinden Sie. Sie werden sich während der Lektionen an den Positionen abwechseln. Gelegentlich stoppen wir das Boot und schreiben Prüfungen, das war’s. Jeder von Ihnen wird an das Steuerrad gehen und das Boot lenken und dabei gleichzeitig meinen Vorträgen lauschen müssen. Manche von Ihnen werden sich im Maschinenraum aufhalten, während die Schulung hier oben weitergeht. Sie werden das Versäumte in Ihrer Freizeit nachholen müssen, und davon wird es nicht viel geben. Walker?«

»Sir?«

»Wie zum Teufel haben Sie 89 Punkte im Test geschafft? Wir haben ausgebildete Master Mariner, die schlechter waren.«

»Ich habe vor einiger Zeit das Lehrbuch gelesen, Sir. Und ich habe ein gutes Gedächtnis. Ich bin kein Master Mariner.«

»Verflucht ehrlich«, sagte Paxton. »Sie kennen das Buch fast in- und auswendig. Das Meer ist hinterhältig. Wenn man glaubt, dass man alles weiß, bäumt es sich auf und reißt einem den Arsch auf. Sie haben eine Zukunft mit Ihnen allen geplant, die ist Wahnsinn. Sie werden nicht sofort Schiffe lenken. Sie werden Teil der Crews. Doch selbst damit ist die derzeitige Planung Irrsinn. Aber es muss erledigt werden. Es ist die einzige Möglichkeit, die Mission erfolgreich abzuschließen.

Wir werden Sie daher ausbilden, so gut es uns innerhalb von drei Tagen möglich ist. Sie werden ununterbrochen auf diesem Kahn bleiben. Sie werden hier zwar nicht schlafen, aber Sie werden hier essen und Ihre wache Zeit verbringen. Ein Teil des Kurses befasst sich mit dem Überleben in einer Kombüse. So lautet auch der Titel dieses Abschnitts: Das Überleben in einer Kombüse. Also ... Killian, was ist eine Kombüse?«

»Die Küche auf einem Boot?«

»Oder ...? Bradford, auf Englisch heißt sie ›Galley‹. Welche andere Bedeutung hat dieses Wort?«

»Ich ... weiß es nicht.«

»Ich weiß es nicht, Petty Officer«, verbesserte ihn der PO.

»Ich weiß es nicht, Petty Officer«, plapperte Bradford nach.

»Das ist eine Art antikes, gerudertes Kriegsschiff. Jetzt brauche ich eine Tasse Kaffee. Finden Sie die Galley, die kein antikes Kriegsschiff mit Rudern ist, und besorgen Sie mir eine.«

»Ja, Sir.« Bradford sprang auf und hetzte aus dem Aufenthaltsraum.

»Ja, Petty Officer«, stöhnte Paxton. »Und damit wenden wir uns den grundlegendsten nautischen Begrifflichkeiten zu ...«

»Welche Seite dieses Schiffes ist die Leeseite?«, fragte Paxton. »Bradford?«

»Die lin... Backbord, Petty Officer«, entgegnete Bradford.

»Bradford, Killian, bringen Sie die Fender an und halten Sie Bootshaken bereit. O’Toole, Rogers, an die Enterhaken. Martin und Bush, hau ruck an den Enterhaken. Walker, Sie sind der Captain. Von welcher Seite nähern Sie sich an?«

Die Gruppe wurde seit zwei Tagen von acht bis 22 Uhr gedrillt. Mann über Bord. Bergung aus einem Rettungsboot. Wie steigt man in ein Rettungsboot? Ständige Feuerübungen. Wartungsarbeiten. Wie überlebt man im Wasser neben einer Jacht, zuerst im Hafen, dann auf hoher See? Wie bereitet man sich in der Kombüse Nahrung zu, zuerst im Hafen, dann bei Wellengang? Wie verstaut man Sachen, damit sie bei schwerem Seegang nicht durch die Gegend fliegen? Wie fährt man seitlich an ein Versorgungsschiff heran und löscht Ladung im Hafen? Wie löscht man die Ladung eines treibenden Frachters? Unter realen Bedingungen. Auf dem Meer. Der Frachter war von einem Sicherheitstrupp der Navy ›geräumt‹ worden und sie erhielten die Aufgabe, heranzufahren, an Bord zu gehen und den Treibstoff des Frachters in ihre Tanks abzupumpen. Sie hatten vorher überprüft, dass es sich dabei um Diesel handelte, denn das war nicht immer der Fall.

Für dieses Boot stand zusätzliches Personal der Küstenwache zur Unterstützung in einem Zodiac bereit. Eine der vorherigen Klassen hatte nämlich die Meisterleistung vollbracht, bei dieser Übung ihr Boot in Brand zu setzen.

»Mit Ihrer Erlaubnis, Petty Officer, werde ich das Boot zuerst einmal umkreisen«, schlug Walker vor. »Backbord liegt in etwa auf der Leeseite. Der Wind pfeift über Steuerbord. Ich möchte sicherstellen, dass ich nicht nur die beste Stelle für das Festmachen, sondern auch für das An-Bord-Gehen finde.«

»Genehmigt.«

Walker umkurvte das Containerschiff weiträumig, dann fuhr er für einen Anlauf heran.

»Unser Backbord nähert sich seinem Steuerbord«, murmelte Walker. »Achtern rechts.«

»Verdammt«, fluchte Bradford. Er war nach Steuerbord gegangen und hatte bereits begonnen, einen der riesigen Ballon-Fender loszubinden. »Das hätten Sie auch früher sagen können.«

»Wenn er ins Meer fällt, schwimmen Sie ihm hinterher«, befahl der PO.

»Bei allem Respekt, Petty Officer. Ich würde ihm wahrscheinlich einen Bootshaken in die Hand drücken, damit er ihn aus dem Wasser fischt.«

»Würde ich doch auch«, flüsterte Paxton. »So ist es allerdings ein Ansporn, dass er ihn nicht fallen lässt.«

»O’Toole«, rief Walker. »Ich möchte, dass Sie zum Bug gehen. Rogers, nach achtern.«

»Gute Entscheidungen«, lobte Paxton. O’Toole hatte sich geschickt mit den Enterhaken angestellt und es war besonders wichtig, dass der vordere Enterhaken fest saß.

O’Toole hakte ihn korrekt ein, Rogers verfehlte allerdings den Haltepunkt. So wie immer.

»Ziehen Sie die vordere Leine rüber«, rief Walker. »Wir müssen längsseits ran. Bradford, binden Sie vorn einen weiteren Fender fest. Killian, Sie stehen mit dem Bootshaken bereit.«

»Was haben Sie vor?«, fragte Paxton.

»Ich fahre zum Steuerbordmotor zurück und ziehe das Schiff herum, bis es beidreht. Dann soll O’Toole den zweiten Haken anbringen. O’Toole, Sie gehen an den anderen Enterhaken.«

»Aye, aye, Captain«, gab O’Toole Rückmeldung.

»Ich schaff das schon«, protestierte Rogers.

»Sie haben einen Befehl vom diensthabenden Captain erhalten, Rogers«, ermahnte ihn der Petty Officer.

O’Toole schleuderte das Seil gekonnt und das Schiff stand längsseits. Es polterte und schabte unangenehm gegen seinen großen Bruder, aber sie schwammen nebeneinander.

»Schwimmtreppe«, forderte Walker. »O’Toole an den Enterhaken. Der Rest wird das Teil raushieven.«

Nachdem die Schwimmtreppe aufgestellt worden war, stellte sich die Frage, wer auf dem vormals mit Zombies verseuchten Boot an Bord gehen sollte.

»Ich mach das«, schlug Bradford vor. »Ich gehe aber nicht allein, im Leben nicht.«

»Es erfordert drei Personen, die Pumpe sicher an Bord zu heben«, sagte PO Paxton. »Killian, Rogers und Martin. O’Toole und Bradford sichern vom Boot aus. Walker trägt die Verantwortung.«

»Ich will nicht da rauf«, maulte Rogers.

»Möchten Sie den Kurs bestehen?«, drohte Paxton. »Solche Aktionen sind manchmal unumgänglich. Sie müssen nicht mal die Vorräte plündern. Pumpen Sie einfach den Treibstoff ab.«

»Ernsthaft?«, fragte Rogers. »Wenn da Zombies sind? Ich meine, woher wissen wir denn, dass alle erwischt worden sind?«

»Machen Sie einfach schnell und laufen Sie auf unser Boot zurück«, schlug PO Paxton vor. »Sie tauchen normalerweise erst auf, wenn Sie die Pumpe anwerfen. Das gehört zu unserer Arbeit, wir hantieren nicht nur mit Werkzeug auf den Booten herum. Also, wollen Sie bestehen? Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«

Um die Pumpe an Bord des Frachters zu bekommen, reichte ein Ziehen an den Seilen nicht aus. Wenn sie das schwere Teil einfach gerade nach oben gehievt hätten, wäre es wie eine Kirchenglocke gegen den Schiffsrumpf geschlagen und dabei wahrscheinlich kaputtgegangen. Das Team auf der Jacht musste die Pumpe daher vom Rumpf des Frachters wegziehen und das Team an Deck des Frachters musste sie nach oben wuchten. Dabei traten Schwierigkeiten auf. Es wurde viel geschrien. Schließlich jedoch wuchteten sie ihre Beute über die Reling und der Treibstoff floss durch die Leitung.

»Schalten Sie die Pumpe ab«, brüllte Paxton. »Okay, Bradford, diesmal sind Sie der Captain ... Falls es Ihnen gelingt, die Pumpe an Deck zu bringen, ohne etwas zu zerstören.«

»Die wievielte Pumpe war das?« Walker blickte ins Wasser.

»Die fünfte.« Auch Paxton hatte sich über die Reling gebeugt, um ihr hinterherzusehen. »Das wird die Mechaniker auf der Grace richtig in Rage versetzen. Zumindest ist sie dieses Mal nicht auf dem Deck aufgeschlagen, durchgebrochen und hat den Schiffsrumpf ausgebeult, der dann in den Frachter geschnitten und das Boot versenkt hat. Okay, Killian, was haben Sie falsch gemacht?«

O’Toole saß an der Bar des großen Hauptaufenthaltsraums der Boadicea, schwenkte ein Glas Scotch vor sich in der Luft, wobei sein Kopf langsam nach unten sank und wieder hochschnellte.

»Ich habe das Gefühl, ich sollte feiern«, stammelte der vormalige Unternehmer und schnaubte röchelnd.

»Rob«, redete Walker auf ihn ein. »Ruhen Sie sich ein bisschen aus. Wir werden früh am Morgen eingeteilt und nach allem, was wir wissen, sind wir nachmittags bereits auf dem Wasser.«

»Ich bin zu alt für so was«, grummelte O’Toole und leerte sein Getränk in einem Zug. »Zumindest haben sie uns nicht auf die Zodiacs gesteckt. Gute Nacht, Tom.«

»Gute Nacht, Rob.«