Nachwort des Autors

David Drake findet, Erklärungen von Büchern seien »schlechte Kunst«. Nun gut, dann werde ich mich eben auf schlechte Kunst einlassen, um mich so zu entschuldigen.

Was Sie gerade zu Ende gelesen haben, ist das Ende eines anderen Buches. Ich hatte nie vorgehabt, mehr als drei Bücher in diesem ersten Teil der Romane zu schreiben, die inzwischen als The Legacy of the Aldenata (INVASION) bekannt geworden sind. Ich glaube, eine Trilogie bedeutet drei Bücher, nicht vier, fünf oder neun. Dass es vier Bücher geworden sind, hängt mit den zwei unangenehmsten Worten im modernen Amerika zusammen: Nine Eleven – Elfter September.

Am Morgen von 9/11 hatte ich bereits neunzigtausend Worte von When the Devil Dances (Der Gegenschlag) fertig gestellt. Und dann rief mein Bruder an und sagte, ich solle den Fernseher einschalten. Zu dem Zeitpunkt war ich gut im Plan für den Ablieferungstermin am 1. Oktober, aber vom 11. September bis Anfang Oktober schaffte ich es nicht, auch nur ein weiteres Wort dieses Romans zu schreiben.

Der Roman war bereits eingeplant, bereits angekündigt. Mein Verleger räumte mir eine Terminverlängerung ein, und dann noch eine, bis es einfach nicht mehr ging. Wir haben einen Teil der Lektoratsarbeit gestrichen, das Buch wurde in aller Eile gesetzt und wanderte sofort in die Druckerei. Und natürlich war es nicht ganz fertig. Alles meine Schuld.

Ich gebe ja zu, dass die maximale Reichweite einer Entschuldigung exakt null Meter beträgt; dies soll auch keine Bitte um Entschuldigung sein, ich sage Ihnen bloß, was passiert ist und warum. Und wie Shari, so werde auch ich über ein unvollständiges Buch keine Tränen vergießen. Verglichen mit dreitausend Toten, den Tausenden Arbeitslosen und dem Krieg, in dem wir uns befinden, scheint mir ein Buch, das nicht ganz den Erwartungen entspricht, ziemlich belanglos.

Wenn Sie also die beiden Bücher nehmen und sie zusammenlegen, all das »und im letzten Buch« aus diesem hier rausreißen, haben Sie ein komplettes Buch, eben das ursprünglich geplante dritte Buch der Trilogie.

Los, tun Sie's ruhig. Reißen Sie den Rücken vom dritten Band, holen Sie sich Schere und Kleister…

Um das Thema zu wechseln, ganz schnell: Man hat mir eine ganze Menge Fragen über diese Serie gestellt, und da diese »Trilogie« jetzt abgeschlossen ist, dachte ich, dass dies der richtige Ort sei, um einige davon zu beantworten.

Ursprünglich habe ich die Idee zum Posleen-Krieg irgendwann 1985 entwickelt. Vorher gab es schon einmal einen Funken von einer Idee, aber die wichtigen Teile – ein technologisch unfähiger Feind, recht vielschichtige »Freunde« mit nicht gleich erkennbaren Motiven und ein großer Landkrieg – kamen mir, während ich auf einem Berg in Sinai Wachdienst schob.

Ich war mit einigen anderen Romanen, die sich mit der Invasion von Aliens befassten… nun ja – unzufrieden gewesen. Wenn eine raumfahrende Spezies mit der Fähigkeit des überlichtschnellen Flugs die Erde erobern will, wird sie das zugegebenermaßen schaffen.

Sobald eine Spezies am oberen Ende des Schwerkrafttrichters sitzt, gibt es nicht viel, was man gegen sie tun kann.

Damit die Menschheit überlebt (und damit ein Buch dabei rauskommt, das interessanter ist als »und dann starben alle Menschen und die bösen Aliens lebten glücklich immerdar«), müssen die Aliens ergo eine Achillesferse haben. Aber weshalb sollten Aliens mit überlichtschnellen Raumschiffen unfähig sein, ihr volles Potenzial einzusetzen? Die wenigen Romane, die sich an dieses Problem herangetastet haben, schienen mir unbefriedigend. Und deshalb habe ich die Posleen entwickelt. Von bestimmten Prämissen ausgehend habe ich die Logik zurückverfolgt und dabei viele Dinge aus der Logik heraus entwickelt, anstatt die Logik zu vergewaltigen. Tom Clancy sagt, die beiden wichtigen Bestandteile eines erfolgreichen Romans sind »Was wenn?« und »Was dann?«.

Was wenn… es eine Spezies gab, die… (aber damit würde ich das Geheimnis verraten). Und was dann?

Ursprünglich hatte ich beispielsweise vorgehabt, dass die Posleen imstande sein sollten, Artillerie zu vernichten, aber die Logik ihres Ursprungs sprach dagegen. Und dann ihre enorm widerstandsfähige Physiologie. Ja, jeder Sauerstoff-Atmer wird Probleme mit Zyanid haben. Aber bei welcher Konzentration? Und über welche Dauer? Ist es möglich, eine Spezies zu entwickeln, die gegenüber wahrhaft verrückten Umweltbedingungen resistent wäre? Planeten, wo die Atmosphäre überwiegend aus gasförmigem Schwefel besteht, Planeten mit halb vernunftbegabter und aggressiver Biosphäre? Man nehme jeden Horrorplaneten, der je in der Science Fiction erfunden wurde, und entwickle eine Rasse, die auf solchen Planeten überleben, ja sogar auf ihnen gedeihen kann. Und wenn das möglich ist – wären sie dann nicht auch gegenüber chemischen Angriffen resistent?

Und so machte ich mich mit einiger Logik und einer vagen Folge von Bildern daran, ein Buch zu schreiben. Es war nicht beabsichtigt, es zu veröffentlichen – tatsächlich hatte ich noch drei Monate, bevor ich Hymn Before Battle (Der Aufmarsch) an Baen Books schickte, nie in Betracht gezogen, ein richtiger Schriftsteller zu werden, jemand, dessen Bücher in Buchhandlungen verkauft werden. Vielmehr war es ein Buch für mich, etwas, das ich lesen wollte, eine Invasion aus dem Weltraum, wo die »Guten« (das sind wir) wirklich dazu kamen, ihre Zähne in die Bösen (das sind die Posleen) zu schlagen. Keine Grauzonen, keine Vieldeutigkeiten. Sieg oder Tod. Vive la mort! Und noch einmal in die Bresche! Nehmt diesen Bunker oder sterbt bei dem Versuch!

Ich meine, wenn es nicht Sieg oder Tod heißt, was soll dann das Ganze? (Oh, Kunst? Entschuldigen Sie, ich muss lachen. Lesen Sie sich mal ein paar Rezensionen von Dickens durch!)

Irgendwann in der Zukunft wird es Storys geben, die diese Logik weiter entwickeln und all die geheimen Fäden erkennen lassen, die hinter dem Vorhang gezogen sind. Und Bücher, die sich überhaupt nicht mehr auf die Posleen als Feind konzentrieren, sondern sich neuen, schöneren Orten zuwenden. Und, ja, auch Bücher, die »grauer« sind.

Aber ich muss leider sagen, es wird eine Weile dauern, bis diese Bücher geschrieben werden. Irgendwie bin ich in Bezug auf die Posleen »ausgebrannt« und werde erst einmal andere Dinge schreiben. Diese Bücher werden – das hoffe ich zumindest – nicht so sein, dass mir meine augenblicklichen Leser untreu werden, und ich hoffe, dass sie manchen Lesern, die, sagen wir einmal, nicht sonderlich viel für riesige Haufen gelber, leckender Leichen übrig haben, »zugänglicher« sein werden.

Aber seien Sie versichert: Mike O'Neal, Papa und natürlich Cally (als ob ich sie umbringen würde) werden zurückkehren. Und bis dahin sollten Sie sich einfach vorstellen, dass sie dort draußen sind. Mike erobert Planeten von den Posleen zurück, und Papa und Cally halten ihm den Rücken frei. Treten anderen in den Hintern und machen sich nicht einmal die Mühe, sich die Namen zu notieren.

Ob Mike es nun weiß oder nicht.

Lassen Sie sich's gut gehen und vergessen Sie nicht: Am Ende gewinnen immer die Guten.

JOHN RINGO

Commerce, Georgia 6. Oktober 2002