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Rabun Gap, Sol III
0257 EDT, 28. September 2014
Für Tommy fühlte es sich an, als würde die Hand eines Riesen mehrmals auf ihn einschlagen, während er bäuchlings auf einem Trampolin lag. Der Boden hob sich und schleuderte ihn in die Luft, dann klatschte ihn etwas hinunter und gleich darauf wieder in die Höhe und erneut hinunter und noch einmal hinauf und wieder hinunter. Es war eigentlich gar nicht so sehr schmerzhaft, sondern eher erniedrigend; er hatte noch nie zuvor ein vergleichbares Gefühl empfunden, das Gefühl, jegliche Kontrolle verloren zu haben. Möglicherweise überlebte er tatsächlich die Explosion einer Atombombe, allem Anschein nach jedenfalls dieser hier, aber die Gewalt einer solchen Explosion würde er ganz sicherlich niemals wieder unterschätzen.
Nachdem er noch einmal in die Höhe gehoben worden war – später nahm er an, dass das mit dem Atompilz zu tun hatte – fiel er schließlich in einem Staubwirbel wieder herunter und blieb jetzt endlich liegen, völlig blind.
Es gab keinerlei Sicht; buchstäblich jeder einzelne Sensor war in dem ihn umgebenden Chaos ausgefallen. Seine Außentemperatursensoren zeigten unglaubliche zweitausend Grad Celsius, und er musste sich fragen, was in drei Teufels Namen ihn eigentlich am Leben hielt, bis er sah, wie die Energieanzeige seines Anzugs sichtbar abfiel. Die Anzüge waren imstande, ihre Insassen auch unter Umweltbedingungen am Leben zu halten, die viele für absolut und sofort tödlich hielten, aber der Preis dafür war, dass sie dabei fast ebenso viel Energie verbrauchten, wie ihnen entgegengeworfen wurde.
Schließlich stabilisierten sich die äußeren Umstände so weit, dass er Gegenstände seiner Umgebung unterscheiden konnte, und dann waren schließlich die Baken wieder sichtbar. Und während das geschah, ertönte die Stimme seines Herrn und Meisters.
Mike sprang auf, als die Sensoren wieder zum Leben erwachten. »Los und auf sie!«, rief er. »Was zum Teufel liegt ihr da herum! Hier gibt es Posleen ins Jenseits zu befördern! Sensenmänner, da kommen immer noch Lampreys aus dem Westen herein! Alle Einheiten, Stellung um den noch verbliebenen Shuttle beziehen! SORGT DAFÜR, DASS ES UNS ERHALTEN BLEIBT!«
Er riss Stewart hoch und rannte in Richtung Norden los.
»Die gute Nachricht«, sagte Stewart, »ist, dass wir damit unser Begrüßungskomitee los sind.«
»Und die schlechte, dass wir die Hälfte unserer Energie verbraucht haben«, stellte Duncan fest und klickte die Energiekurve des Bataillons an. »Praktisch so viel, wie wir sonst an einem ganzen Tag im Kampf verbrauchen.«
»Und da wird noch mehr kommen«, fügte Mike hinzu. »Komm zu Papa, Baby. Rein in die Wolke. Und zwar schnell.«
»Diese Dinger sind nicht dafür freigegeben, dass sie durch einen tausend Grad heißen Atompilz fliegen, Major«, gab Duncan zu bedenken.
»Nein, aber die Energiepacks werden es überleben.«
Der zweite Shuttle flog befehlsgemäß in die sich immer noch weiter ausdehnende, pilzförmige Wolke. Die Shuttles waren gepanzert, aber nicht hinreichend, um dem zu widerstehen, und deshalb fing er bereits an in Stücke zu gehen und dabei seine Ladung massiver, gepanzerter Powerpacks und Munitionskisten über das Landungsgebiet zu verstreuen. Unfälle ließen sich eben nicht vermeiden.
McEvoy stieß einen Wutschrei aus, als etwas Schweres auf seinen Rücken herunterkrachte. Er wälzte sich zur Seite, sah das Antimateriepack, das ihn getroffen hatte, und stieß einen weiteren Schrei aus, diesmal eher einen Angstschrei.
»Also ich muss sagen, das war elegant«, sagte Sunday.
»Wo zum Henker kam das denn her?«, fragte McEvoy, rappelte sich hoch und ging auf Distanz, als habe er es mit einer riesigen Spinne zu tun. Oder einer potenziell tödlichen Kernwaffe.
»Oh, heben Sie es ruhig auf, Sie großes Baby«, sagte der Lieutenant, und seiner Stimme war anzuhören, wie er grinste, wenn man das auch durch seine Gesichtsplatte nicht sehen konnte. »Der Alte hat den Shuttle in den Atompilz fliegen lassen. Das hat ihn vor feindlichem Beschuss versteckt – selbst die Posleen können in einem Atompilz nichts sehen – und hat gleichzeitig die Energiepacks abgeworfen.«
»Das ist doch verrückt!«, meinte Blatt, der an ihnen vorbeihastete. »Ich sag's ja immer wieder, der Alte ist verrücktl«
»Natürlich ist er das«, sagte Sunday. »Verrückt wie ein Fuchs. Diese Dinger sind gegen Plasmabeschuss aus nächster Nähe gepanzert; also war nicht zu befürchten, dass sie bei einem kleinen Unfall wie diesem explodieren. Aber lassen wir das jetzt einmal – ich würde höchstens vorschlagen, ein wenig auf Distanz zu diesem Ding zu gehen. Sensenmänner, Lasten ablegen und mir nach: Der Bär kommt über den Berg.«
»Wir haben noch drei Lanzen«, stellte Duncan fest. »Setzen wir die ein?«
»Nicht sofort«, entschied O'Neal. »Was ist aus der anderen geworden?«
»Das Werfersystem ist mitfühlenderweise detoniert«, antwortete Stewart. »Es ist nach Atlanta unterwegs.«
»Darüber muss ich mit dem Hersteller Clan sprechen«, meinte O'Neal ernsthaft. »Eine Kleinigkeit wie eine 200-kt-Explosion hätte da eigentlich keinen Schaden anrichten dürfen!«
»Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Sie das wirklich tun werden.« Stewart lachte. »Aber warum schonen wir sie eigentlich? Da sind doch Lampreys im Anflug.«
»Lampreys können ihre schweren Schiffsgeschütze nicht nach unten richten«, erklärte Mike. »Wir sparen sie uns für K-Deks.«
»Die meisten Energiepacks sind inzwischen eingesammelt«, meldete Duncan. »Sensenmänner haben sich ein paar geholt, und die warten jetzt auf die Kavallerie.«
»Die gehören den Karabinereinheiten. Seht zu, dass die sie bald bekommen«, entschied Mike. »Alle mit Ausnahme der Sensenmänner sehen zu, dass sie schleunigst zum Wall kommen. Die Sensenmänner können nachrücken, aber sie müssen sich bereithalten, sich um die großen Jungs zu kümmern.«
»Für Augenblicke wie diesen lebe ich«, sagte Blatt, als der Rest des Bataillons losrannte.
»Wir gehen, wir gehen«, erregte sich McEvoy.
»Nur meiner Ansicht nach nicht schnell genug«, wandte der Specialist ein.
»Wir müssen immer noch das Waffenpaket bergen«, erklärte Sunday. »Diese Spezialwaffen brauchen wir, sobald wir an Ort und Stelle sind.«
»Sir, ich glaube, die sind hinüber«, erwiderte McEvoy. »Das Nächste ist auf halbem Weg den Oakey Mountain hinauf; die haben keine Systeme wie wir, die auch einen Atomschlag überstehen.«
»Verdammt«, schimpfte Tommy. »Okay, wir holen sie später.«
»Na ja, eines davon ist ja anscheinend auf die andere Seite des Black Rock Mountain geblasen worden, Sir«, sagte Blatt. »Vielleicht können wir sie irgendwann bergen.«
»Das wird Ihre Aufgabe sein, Blatt«, entschied Sunday. »Sobald wir in Stellung sind.«
»Das soll doch ein Witz sein, oder?«, fragte der Sensenmann.
»Negativ«, beschied ihn der Lieutenant. »Sobald wir uns mit der ersten Welle Lander auseinander gesetzt haben, können wir ohne die Granatwerfer und Splitterkanonen nichts anfangen. Wir brauchen sie unbedingt, das ist zweite Priorität. Erste ist nach wie vor Lander abzuschießen.«
»Und weil wir gerade davon reden«, meinte McEvoy und wies auf den ersten Lamprey, der gerade über dem Kamm des Black Rock Mountain auftauchte.
»Tatsächlich«, sagte Tommy und nahm ihn aufs Korn. »Dann wollen wir mal.«
Die langläufigen M-283-Gravkanonen waren beschleunigungstechnisch den meisten Standardsystemen überlegen. Darüber hinaus enthielten die Geschosse einen auf Antimaterie basierenden Trägheitsbeschleuniger und ein Antimaterie-»Raketensystem«, vergleichbar dem, das in den Antimaterie-Lanzen und den Space-Falcon-Jägern eingebaut war.
Demzufolge hatte das 75-mm-Geschoss beim Auftreffen auf die Schiffswand bereits eine Geschwindigkeit von tausend Kilometern pro Sekunde erreicht.
Um den Flug bis zum Schiff zu überstehen, musste das Geschoss aus widerstandsfähigem Material bestehen, und das war auch der Fall: es bestand aus einer Legierung von Gadolinium und monomolekularem Eisen mit einer ablativen Kohlebeschichtung. Als es auf die Panzerung des Lamprey traf, verwandelte es sich in eine sich ausdehnende Halbkugel aus kochendem, weißem Plasma; selbst die gewaltige Energie eines Penetratorgeschosses reichte nicht aus, um Posleen-Panzerung zu durchdringen.
Eines Geschosses.
Aber jetzt feuerten zwölf Sensenmänner auf den Lamprey, jagten pro Sekunde fünf Geschosse auf eine Fläche nicht viel größer als eine Hand.
Außerdem war das Zielsystem der Penetratorgeschosse wesentlich wirksamer. Es markierte einen definierten Punkt an der Seitenflanke des Landers, der aus einer Datenbank ausgewählt war, in dem alle Schwachpunkte der Lander verzeichnet waren, und lenkte das Feuer sämtlicher Waffen darauf.
Als daher die zwölf Sensenmänner das Feuer eröffneten, trafen zwölfhundert Schuss eine einzige Waffenkanzel an der Seite des Lamprey, bohrten sich ins Innere des Schiffes und brachten das Versorgungssystem der Plasmakanone zur Detonation. Die restlichen Geschosse rasten im Inneren des Landers herum.
Silberne und rote Flammenzungen schossen aus dem Rumpf des Landers, als dieser zu entkommen versuchte, den Kurs wechselte und sich um die eigene Achse drehte, um die beschädigte Partie in Sicherheit zu bringen. Aber der Gottkönig am Steuer des Lamprey war offenbar nicht gerade einer der Elitepiloten der Posleen gewesen, was er damit unter Beweis stellte, dass er das Schiff in die Flanke des Black Rock Mountain ein Stück südlich des Funkturms schmetterte.
Der andere Lamprey hatte das Gros des Bataillons unter Beschuss genommen und jagte jetzt in weitem Bogen in südwestlicher Richtung auf den Wall zu. Als sein Pilot freilich feststellte, dass das andere Schiff abgestürzt war, wechselte er das Ziel und ließ sein Schiff unter manueller Steuerung rotieren, um die Schäden zu begrenzen.
»Ausweichmanöver beginnen«, sagte der Lieutenant und setzte sich langsam in südöstlicher Richtung in Bewegung.
Das manuell gesteuerte Feuer der Lampreys war glücklicherweise bei weitem nicht so zielgenau wie der automatische Beschuss der Menschen. Dennoch war es massiv; die Seitenfläche des Landers enthielt zwölf mittelschwere Geschützkanzeln. Und so wurde das Areal rings um die Sensenmänner von Treffern aufgewühlt, als sie sich in Bewegung setzten. Und ein Teil des feindlichen Feuers fand auch sein Ziel.
»Verdammte Scheiße«, sagte Blatt leise, als eine Reihe von Einschusskratern aus einem schweren Plasmageschütz auf ihn zuwanderte. Er versuchte auszuweichen, aber der Beschuss war so dicht, dass es keinen Ausweg gab.
»Scheiße«, schrie McEvoy, als Blatts Panzeranzug sich in einen silbernen Feuerball verwandelte. »Motherfucker!«
»Den da kriegen wir nicht«, schimpfte Sunday. Ihr Beschuss zerstörte zwar eine ganze Anzahl Bordgeschütze und überzog die Außenhaut des Lamprey mit Pockennarben, aber in Anbetracht der Rotation des Landers gab es keine Möglichkeit, ihn so zu durchbohren wie den anderen. Und das Feuer wurde massiver.
»Jetzt würde ich mir ein SheVa-Geschütz wünschen«, murmelte Tommy.
SheVa Neun, oder, wie seine Mannschaft es liebevoll nannte, Bun-Bun, rauchte noch, als der erste Blimp am Horizont auftauchte.
SheVas gehörten einer Gattung von Wahnsinnswaffen an, wie sie nur in besonders schrecklichen Kriegen entstehen. Zu Beginn der Schlachten gegen die Posleen war es eine der größten Schwächen der Menschheit gewesen, dass sie nicht imstande waren, die Posleen-Schiffe zu zerstören, wenn diese für die Unterstützung der Zentauren-Infanterie eingesetzt wurden. Zum Glück kam das ziemlich selten vor – die Posleen verstanden sich nicht sonderlich gut auf kombinierte Einsätze –, aber wenn es einmal dazu kam, war die Auswirkung verheerend. Eine Unzahl von Waffensystemen wurde entwickelt, alle dazu bestimmt, die Posleen-Lander zu zerstören, aber mit Ausnahme der äußerst knappen schweren Waffen aus galaktischer Produktion hatte sich nur ein System als wirksam erwiesen. Und dieses System war in jeder Hinsicht monströs.
Während der Kämpfe um Fredericksburg hatte das Schlachtschiff North Carolina es fertig gebracht, einen Posleen-Lander mit seinen 40-cm-Geschützen zu erfassen, und als das feindliche Schiff von neun 40-cm-Granaten getroffen wurde, löste es sich mehr oder weniger in heiße Luft auf. 40-cm-Granaten funktionierten also. Aber damit war das Problem nicht gelöst. Zunächst einmal waren die Geschütztürme von Schlachtschiffen nicht für Luftabwehr gebaut; die Vernichtung des Landers war einer Kombination aus Geschicklichkeit, Glück und Improvisation zuzuschreiben. Darüber hinaus gab es natürlich Probleme mit der Reichweite, denn Schlachtschiffe hatten einigermaßen Mühe damit, sagen wir, Knoxville in Tennessee zu erreichen.
Die Antwort auf diese Kombination von Problemen war die Entwicklung einer neuen Klasse von Geschützen, die oberflächlich gesehen denen von Schlachtschiffen ähnelten. Sie hatten wie sie das Kaliber 40-cm, aber an dem Punkt hörte die Ähnlichkeit auch schon auf. Ähnlich wie moderne Panzergeschütze handelte es sich um Glattrohrkonstruktionen, die ihre Granaten mit sehr hoher Geschwindigkeit verfeuerten. Die Geschütze benutzten als Treibmittel Elektroplasma, waren mit verlängerten Rohren und sekundären Abschusskammern ausgestattet, um einen »Pfeil« aus abgereichertem Uran von der Dicke eines Baumstamms auf zweitausendfünfhundert Meter pro Sekunde zu beschleunigen. Der Abschuss eines einzigen Penetrators, der einen Posleen-Lander zerstören konnte, erzeugte einen Rückstoß, der dem von sechs Geschützen eines Schlachtschiffs entsprach.
Wegen der gewaltigen Energien, die hier auftraten, hatte es sich als notwendig erwiesen, ein gigantisches Rückstoßsystem mit Stoßdämpfern von der Größe eines kleinen Unterseeboots zu entwickeln. Dieses Geschütz ließ sich vergleichsweise leicht in den wenigen ortsfesten Befestigungsanlagen einbauen, der eigentliche Bedarf bestand aber an mobilen Geschützplattformen.
Die meisten Entwicklungsteams warfen das Handtuch, als ihnen diese Aufgabe gestellt wurde, aber die Shenandoah-Valley-Planungskommission akzeptierte einfach, dass die Plattform größer sein musste, als man sich bisher hatte vorstellen können. Und das war die Geburtsstunde des SheVa-Geschützes.
SheVas waren einhundertzwanzig Meter lang und hundert Meter breit; sie bewegten sich auf gewaltigen Ketten, auf denen ein »Turm« saß, der aussah wie eine Fabrikhalle aus Stahl. Hinten im Turm verbarg sich ein massiv gepanzertes Magazin für die acht Granaten des Hauptgeschützes, von denen jede Einzelne wie eine Kreuzung zwischen einer Gewehrpatrone und einem Marschflugkörper für den Interkontinentaleinsatz aussah. Das an ein Auslegersystem montierte Geschützrohr ragte wie ein gigantisches Teleskop aus dem Turm und wirkte trotz seiner Größe im Vergleich zu dem massiven Aufbau so, als hätte man es erst nachträglich hinzugefügt.
Das SheVa bestand aus drei Hauptteilen: dem eigentlichen Geschütz und seinem Trägersystem, dem monströsen »Turm« und dem Antriebssystem.
Das Geschütz selbst war ein sechzig Meter langes »Bull«-Mehrkammernsystem. Das Treibmittel bildete ein Elektroplasmasystem, das eine elektrische Ladung erzeugte und Antriebskräfte freisetzte, die jedes normale chemische Treibmittel um ein Mehrfaches übertrafen. Infolge der über die Entfernung nachlassenden Energie war das Rohr mit sekundären Abschusskammern an der Seite ausgestattet, die dem gigantischen Projektil zusätzlichen Antrieb verliehen. So ließen sich Penetratorgeschosse einsetzen, die mit einem äußeren abwerfbaren Treibkäfig ausgestattet waren und eine Geschwindigkeit von fast zweitausendfünfhundert Meter pro Sekunde erreichten, eine Geschossgeschwindigkeit, die vor dem Bau der SheVa-Geschütze als unmöglich gegolten hatte.
Das Geschütz war auf einem drehbaren Turm- und Hebesystem montiert, die es im Zusammenwirken möglich machten, von praktisch unter null Grad bis »senkrecht« zu schießen – schließlich war das SheVa ja in erster Linie als Flugabwehrkanone entwickelt worden.
Statt des normalen Systems aus Pulverbeuteln und Granaten, wie es allgemein in der Artillerie benutzt wurde, wo zuerst die eigentliche »Kugel« geladen wurde und dann von hinten Pulversäcke in die Kammer gerammt wurden, verwendete das SheVa riesige Patronen, die wie eine Kreuzung zwischen einer Gewehrpatrone und einer Fernrakete aussahen und die im hinteren Bereich des Turms gelagert wurden. Beschädigungen des Turms galt es unter allen Umständen zu vermeiden: je nachdem, ob das System »Penetrator«- oder »Flächenbeschuss«-Munition geladen hatte, beförderte es zwischen achtzig und achthundert Kilotonnen explosiven Materials. Unter anderem aus diesem Grund gaben sich reguläre Einheiten redlich Mühe, einen weiten Bogen um diese Monstrositäten zu schlagen.
Um die ganze Maschinerie zu schützen, die teilweise nicht besonders gut gegen Wettereinflüsse gefeit war, wurde das ganze Geschütz von einem gigantischen »Turm« umschlossen, genauer genommen also einem schlichten Wetterschutz, der aber angesichts der besonderen Umstände schon für sich allein betrachtet eine Höchstleistung des Ingenieurbaus darstellte. Bei diesem »Schild« handelte es sich um einen Würfel von dreißig Meter Kantenlänge, der an der Geschützbettung anfing und sich mit dem Waffensystem drehte. Der Schild bestand aus fünfzehn Zentimeter dicken Stahlplatten, nicht etwa aus Gründen der Panzerung, sondern einfach nur, weil schwächeres Material sich bei jedem Schuss verzogen hätte. Im Inneren war dieser Würfel zum größten Teil leer, ein riesiger Raum, den ein nur scheinbar ungeordnetes Gewirr von Trägern und Stützen füllte, die den Schild trugen.
Oben ragte aus der Mitte des Würfels ein Kran, der wesentlich besser gestützt war als der Rest des Gebildes und der dazu diente, das schwere Gerät zu bewegen, das auch für einfachste Reparaturen an dem Geschütz benötigt wurde.
Um diese Monstrosität fortzubewegen, bedurfte es eines Antriebs von einiger Leistungsfähigkeit. Die Energie dafür lieferten vier Johannes/Cummings-Kieselbettreaktoren. Den Kern der Reaktoren stellten die »Kiesel« selbst dar, winzige »Zwiebeln« aus einer kleinen, von mehreren Schichten Graphit und Silizium eingehüllten, Uranpille. Diese Schichten verhinderten, dass das Uran selbst je »Schmelztemperatur« erreichte, und deshalb waren die Reaktoren gegenüber unkontrollierten Kernschmelzreaktionen immun. Außerdem stellte das Helium-Kühlmittelsystem sicher, dass es nicht zu Strahlungslecks kam; Helium übertrug Strahlung nicht, und deshalb würde der Reaktor, selbst wenn es zu völligem Kühlmittelverlust kam, einfach bloß dasitzen und nichts tun.
Zugegebenermaßen gab es mit den Reaktoren… kleine Probleme. Trotz vorsichtigen Einsatzes galaktischer Wärmerückgewinnungstechniken war der Antriebsraum heiß wie das Tor zur Hölle. Und wenn der Reaktor einen direkten Treffer abbekam, wie es gelegentlich passiert war, wurden die winzigen »Kiesel« zu höchst lästigen radioaktiven Problemen. Aber die von den Reaktoren erzeugte Energie machte diese kleinen Nachteile mehr als wett. Und Reaktorstörungen waren schließlich die Existenzgrundlage der Säuberungscrews.
Das Antriebssystem des Panzerfahrzeugs war ähnlich revolutionär: Sämtliche Antriebsräder waren mit Induktionsmotoren versehen und direkt angetrieben. Auf die Weise konnte das SheVa ein oder mehr Antriebsräder verlieren und trotzdem in Bewegung bleiben.
Trotz ihrer Größe waren SheVas erstaunlich anfällig; schließlich handelte es sich um mobile Geschützplattformen, nicht um Kampfpanzer, eine Tatsache, die der Besatzung von SheVa Neun in den letzten paar Tagen mehrmals in unvergesslicher Weise klar geworden war. Trotzdem hatte SheVa Neun einen langen, qualvollen Rückzug überstanden und auch weitgehend intakt überlebt.
Nur seine Mannschaft – und besonders der weibliche Ingenieuroffizier, Warrant Officer Sheila Indy – hatte eine Vorstellung davon, wie der feindliche Beschuss dem SheVa zugesetzt hatte. Allerdings lieferte der Rauch, der durch die von feindlichem Plasmabeschuss erzeugten zahlreichen Öffnungen ins Freie strömte, einige Hinweise darauf.
»Wenn das kein Anblick ist!«, freute sich Pruitt. Der Kanonier von SheVa Neun war ein nicht sonderlich großer, dunkelhäutiger Mann, untersetzt, aber alles andere als korpulent, der jetzt etwa zehn Jahre älter als noch vor zwei Tagen aussah. Seine Kleidung stank nach Ozon und Schweiß, als er zu dem stählernen Turm aufblickte, der über ihm aufragte.
Das SheVa verdankte seinen Spitznamen »Bun-Bun« hauptsächlich ihm, einem Fan des süchtig machenden WebComic namens »Sluggy Freelance«, das er auch dem Rest der Crew nahe gebracht hatte. Er selbst hatte eine zwei Stockwerke hohe Karikatur eines mit einem Klappmesser herumfuchtelnden Hasen auf die vordere Panzerung gemalt. Der größte Teil des Gemäldes war der gestrigen Schlacht zum Opfer gefallen, aber das Motto »LET'S ROCK, POSLEEN BOY!« war noch recht gut lesbar.
»Bun-Bun oder die Blimps?«, fragte Indy müde. Der weibliche Ingenieuroffizier hatte kohlschwarzes Haar und einen Prachtbusen und war auch sonst beinahe eine Schönheit, aber davon ließ sich im Augenblick nur wenig bemerken. Auch sie stank nach Ozon und Schweiß, und ihr Overall war mit Wagenschmiere und Blut bedeckt, dem ihren wie auch dem anderer. Das Blut fing an in Fäulnis überzugehen, und der Gestank hüllte sie ein wie eine Wolke.
»Beide«, antwortete Pruitt. »Was haben wir für Schäden?«
»Zwei Reaktoren ausgefallen«, erwiderte Indy. »Einer davon hat ein Loch; Gott sei Dank, dass wir ein Helium-Kühlsystem haben. Zwei Streben zerschossen, zwei Ketten abgerissen, Schaden im Zuführmechanismus, Schaden an der Magazinwand, elektrischer Schaden… 'ne ganze Menge.«
»Ich denke nicht, dass wir hier so schnell wieder wegkommen«, sagte Pruitt. »Gut. Ich könnte ein wenig Schlaf gebrauchen.«
»Mit dem ersten Blimp kommt ein Colonel Garcia«, erklärte Colonel Robert Mitchell, der hinter die beiden getreten war. Der Kommandant des SheVa war runderneuert, äußerlich sah er also aus wie etwa achtzehn. Aber als jungen Panzeroffizier hatte man ihn dazu ausgebildet, sowjetische Panzerverbände aufzuhalten, von denen man damals erwartet hatte, dass sie eines Tages vielleicht durch die Fulda-Lücke kommen würden, und diese Ausbildung – im Wesentlichen konnte man sie auf die Kurzformel »Schießen und Abhauen« reduzieren – hatten ihm und seiner Crew das Überleben gesichert, während andere gefallen waren. Er und seine Crew hatten ein Rückzugsgefecht vom Rabun-Tal bis zu ihrem augenblicklichen Standort in der Nähe von Balsam Gap gekämpft und unterwegs hatten sie eine ganz hübsche Zahl von Posleen-Landers erledigt. Jetzt oblag ihm die bedauerliche Pflicht, seinen Leuten zu erklären, dass die Party noch lange nicht vorbei war.
»Er sagt, dass er unsere Kiste in zwölf Stunden wieder im Schuss hat.«
»Unmöglich«, brauste Indy auf. »Da müsste er schon mindestens zwei Reaktoren mitbringen!«
Das SheVa wurde von Kieselbett-Helium-Reaktoren angetrieben, einem bemerkenswert stabilen System, das selbst bei völligem Kühlmittelverlust nicht zum Meltdown neigte –, aber die Reaktoren des SheVa Neun hatten totalen Kühlmittelverlust und würden ohne Komplettüberholung nicht mehr einsatzfähig sein.
»Er hat sechs Reaktoren mit«, erklärte Mitchell. »Und einen Satz Zusatzpanzerung. Dazu eine Brigade Reparaturtechniker. Insgesamt sind neun Blimps zu uns unterwegs.«
»Du lieber Gott«, flüsterte Pruitt. »Das war aber schnell.«
»Garcia wirkt auf mich recht tüchtig«, erwiderte Mitchell. »Er hat da auch noch so einen Wunderknaben von Ingenieur bei sich, der uns gründlich unter die Lupe nehmen und ein paar Nachrüstungen vornehmen will.« Er blickte auf, als der Blimp sich in dem wenigen, nicht von dem SheVa beanspruchten Terrain einen Landeplatz suchte. »Wenn das Reparaturteam mit der Arbeit anfängt, legt ihr beide euch aufs Ohr. Wenn wir dann wieder losziehen, wird es interessant. Wir haben nämlich Anweisung, sobald wir wieder in Schuss sind, Rabun Gap zurückzuerobern. Um jeden Preis.«
»Na ja, Sir«, meinte McEvoy und versuchte dem Beschuss des Lamprey auszuweichen. »Schön wäre es schon, wenn wir ein SheVa hätten, aber wir haben keines.«
»Ja, leider«, pflichtete Tommy ihm grimmig bei, als ein weiteres Geschoss des Landers einen der Sensenmänner der Charlie-Kompanie traf. »Major O'Neal?«
»Die bepflastern Sie, Sunday«, erwiderte Mike. Der größte Teil des Bataillons hatte inzwischen die Hügelflanke hinter sich gebracht und näherte sich jetzt den Überresten des Walls. Früher einmal war der Wall eine sechs Stockwerke hohe Monstrosität aus mit Kanonen gespickten Stahlbetonmauern gewesen. Jetzt sah er aus, als hätten sich Maulwürfe darüber hergemacht und versucht, ihn dem Erdboden gleichzumachen; tatsächlich war der ganze Pass, mit Ausnahme einer kleinen Rinne, durch die der Bach floss, platt gemacht worden.
»Yes, Sir«, erwiderte der ehemalige Sergeant ruhig. »Und die Munition ist auch knapp geworden. Aber ich denke, mit ein wenig Unterstützung schaffen wir das schon. Ich hätte nur gern, dass mir das ganze Bataillon Feuer auf Abruf liefern würde, wenn das geht.«
»Mehr ist besser, wie?«, erwiderte der Bataillonschef trocken. »Aber ich versteh schon, was Sie meinen.« Er warf einen Blick auf seine Lagedarstellung und konnte in Sichtweite des Bataillons keine weiteren Verbände erkennen; es war also durchaus sinnvoll, wenn alle auf den Lamprey feuerten. »Übergebe Feuerkontrolle: Jetzt.«
»Er scheint diesen Typen wirklich zu mögen«, sagte Duncan, als ein Zielprioritätsicon bei ihm aufleuchtete. Die Markierung war hinter ihm, und so vollführte er eine volle Drehung und kniete nieder, als das gesamte Bataillon das Feuer auf einen Punkt des Landers eröffnete.
»Der Lamprey?«, fragte Stewart. »Ich würde mir diesen Motherfucker auch vornehmen, und wäre es bloß, um einen cleveren Gottkönig zu erledigen.«
»Nein, Sunday«, wandte Duncan ein. »Wie oft ist es denn schon vorgekommen, dass er einem anderen die gesamte Feuerkontrolle übergeben hat?«
»Nicht oft«, räumte Stewart ein. »Aber es funktioniert.«
Die dreihundert Gewehre des Bataillons im Verein mit dem Feuer der Sensenmänner erzielten die gewünschte Wirkung. Als der ständig rotierende Punkt, auf den sich ihr Feuer konzentrierte, eine der Waffenpositionen passierte, verdampfte die Panzerung zuerst unter dem Beschuss der Sensenmänner, und gleich darauf spritzte Feuer heraus, als die Gravkarabiner die Munitionsmagazine des Lamprey erfassten.
Der Lander schwenkte schnell nach Süden ab und schaffte es dabei, den Zielpunkt abzuschütteln; gleich darauf eröffnete er das Feuer auf das Gros des Bataillons und die vorgeschobenen Sensenmänner. Aber der Schaden war bereits angerichtet; bereits während er nach Süden abschwenkte, stieg er ein Stück hoch und sank dann ruckartig wieder herunter, bis er schließlich abstürzte und gegen die Hügelflanke prallte.
»Okay, ich weiß wirklich nicht, warum jetzt alle rumstehen und das das Ding da anstarren«, sagte O'Neal. »Planänderung: Charlie nach Norden, Bravo nach Süden. Rundumverteidigung mit den Sensenmännern, Verwundete, Kommando und Stab in die Mitte. Kundschafter, feststellen, wie das Oolt'ondar auf den Berg gekommen ist; wenn es einen Weg gibt, vernichten.«
Er sah sich um, musterte sein scheinbar zur Bewegungslosigkeit erstarrtes Bataillon und seufzte. »Bewegung, Leute.«
»Ich mag diesen O'Neal einfach nicht«, sagte Tulo'ste-naloor, der die Aufzeichnungen der AID-Kommunikation gelesen hatte. »Er denkt einfach schneller, als es mir gefällt.«
»Ja, das tut er, Estanaar«, bestätigte sein Nachrichtenoffizier bedrückt.
»Was?«, fragte der Befehlshaber. Offenbar war da noch etwas, was der S-2 nicht aussprach.
»Ich habe mir seine Unterlagen angesehen«, erwiderte der Offizier und rief eine Datei über den menschlichen Befehlshaber auf. »Was da alles über ihn aufgezeichnet ist, ist sehr beeindruckend. Er hat seit Beginn der Landungen auf diesem Planeten viele Gebiete verteidigt. Seine Einheit war effizienter und hatte weniger Verluste als irgendeine andere Einheit der Metall-Threshkreen, der ›GKA‹. Aber sein Ruhm unter den Menschen datiert schon aus der Zeit vor den Landungen auf dieser Welt.«
»Oh«, machte Tulo'stenaloor, wandte sich um und sah auf die Daten, die der Offizier aufgerufen hatte. »Woher kommt er denn?«
»Er war für den Erfolg der Menschen auf Aradan 5 maßgebend«, sagte der Nachrichtenoffizier.
»Oh.« Der Kriegsführer hielt inne und klappte langsam seinen flatternden Kamm ein. »Inwiefern war er ›maßgebend‹?«, fragte er dann mit leiser Stimme.
»Die Einheit…«, der Offizier zögerte, »die Einheit Metall-Threshkreen, die auf dem Boulevard aus dem Meer kam, war die seine. Darüber hinaus war es er, er persönlich, der Az'al'endai zerstört hat, indem er eine atomare Ladung am Fahrzeug des Oolt'ondai angebracht hat. Von Hand.«
»Wieso ist er nicht tot?«, zischte der Estanaar.
»Er war ziemlich im Zentrum der Explosion, die das Oolt Po'oslena'ar zerstört hat«, sagte der Offizier und schlug dabei mit dem Kamm. »Man nimmt an, dass sich ein Plasmatoroid um seinen Anzug gebildet und ihn geschützt hat. Er ist davon weit aufs Meer hinausgeschleudert worden, hat aber dennoch überlebt.«
»Unmöglich!«, rief Tulo'stenaloor. »Nicht einmal Metall-Threshkreen könnten die Explosion einer Waffe überleben, die das Schiff von Az'al'endai zerstört hat!«
»Trotzdem.« Der Offizier blieb hartnäckig. »Aufzeichnungen wie diese lügen nur selten. Die Menschen halten ihn für unbesiegbar, gegen den Tod gefeit.«
»Die Ansicht werden wir ihnen austreiben müssen«, sagte Tulo'stenaloor und strich mit den Fingern über einen schmückenden Anstecker am Kamm. »Essdrei, jage einen Verband Hiergeborener über die Route, die Gamataraal benutzt hat, und fange an, Oolt Po'osol mit Oolt zu beladen; wir fliegen sie um diesen Verband herum, landen hinter ihnen und treiben sie.«
»Ja, Estanaar«, sagte der Einsatzoffizier. »Aber ich dachte, du selbst hättest gesagt, der größte Fehler in diesem Krieg sei es, überhastet anzugreifen.«
»Ja, man muss das sorgsam abwägen«, antwortete Tulo'stenaloor. »Wenn wir Erfolg haben, werden wir damit die Straße schnell räumen. Wenn wir scheitern, was haben wir dann schon verloren als ein paar ersetzbare Einheiten? Aber stelle sicher, dass an der Spitze keine Spähereinheiten eingesetzt werden; deren Waffen können Metall-Threshkreen nichts anhaben.«
»Ja, Estanaar. Es wird geschehen.«
»Und bereite einen Oolt Po'oslena'ar vor«, fügte der Kriegsführer hinzu. »Wir müssen sehen, wer wen umzingelt.«
»Wir haben Captain Holder verloren«, erklärte Gunny Pappas. Im Hintergrund konnte man das schwache Dröhnen einer Bodensprengladung hören.
»Das habe ich bemerkt«, antwortete Mike. »Wir haben insgesamt zweiundzwanzig verloren. Die haben uns offen gestanden mächtig zugesetzt.«
»Die haben uns erwartet«, erklärte Stewart. »Anders lässt sich das nicht erklären. Nicht nur uns, sondern sie wussten auch, in welchen Shuttles unsere Energiekapseln geladen waren.«
»Das geht übrigens in Ordnung«, warf Duncan ein. »Wir haben fünf Kapseln bergen können, darunter auch zwei aus dem ersten Shuttle. Und auf den Hügeln sind noch ein paar Baken aktiv; möglicherweise können wir die auch noch bergen. Solange wir diese Scheißmunition hier einsetzen, frisst das Energie, wenn wir bei nachhaltigem Beschuss bleiben müssen.«
»Entweder reicht die Munition oder sie reicht nicht«, meinte Mike fatalistisch. »Es gibt da ein paar Möglichkeiten für Nachschub; wir werden sehen, was passiert. Stewart, Sie machen sich sofort daran, zu erforschen, was die möglicherweise in Erfahrung gebracht haben könnten. Aber legen Sie sich nicht auf ein Thema fest, erforschen Sie alle Möglichkeiten.«
»Im Augenblick kann ich mir bloß vorstellen, dass es da irgendeinen Maulwurf gibt«, räumte Stewart ein. »Sonst ergibt nichts einen Sinn.«
»Wie gesagt«, wiederholte Mike, und obwohl sein Gesicht nicht zu sehen war, ließ sein Tonfall erkennen, dass er grinste. »Legen Sie sich auf nichts fest, lassen Sie Ihren wachen Verstand arbeiten. Pappas, die Stellungen müssen schleunigst fertig gestellt werden; wir haben in Kürze mit einem massiven Angriff zu rechnen. Ich will Gräben, Bunker und Laufgräben haben. Es wird durchgearbeitet, bis die Gäule angreifen.«
»Yes, Sir«, sagte der Sergeant Major. »Das ist felsiges Gelände; sobald wir uns einmal eingegraben haben, wird es schwierig sein, uns wieder auszugraben.«
»Deswegen rechne ich ja mit einem schnellen Angriff«, meinte Mike. »Er wird versuchen uns rauszudrücken, solange wir noch am Graben sind. Also Beeilung.«
»›Er‹?«, fragte Stewart. »Gibt es da etwas, was Sie Ihrem Nachrichtenoffizier verschweigen?«
»Das gibt es immer«, erklärte Mike wieder grinsend. »Aber in diesem Fall ist es bloß eine Vermutung. Das sieht mir alles nach einer echten geplanten Operation aus, einer übrigens, die schon seit einer ganzen Weile geplant ist. Sehen Sie sich doch diese fliegenden Tanks an und wie gut die Lander zusammenarbeiten. Dort draußen gibt es einen äußerst schlauen Gottkönig, schlau genug, um andere schlaue Posleen um sich zu sammeln. Das ist unser wahrer Feind. Sehen Sie nach, ob Sie in den Geheimdienstdateien der Darhel etwas finden; die bringen es manchmal fertig, einen Posleen von den anderen zu unterscheiden. Ich möchte wissen, mit wem ich es hier zu tun habe. Das würde mich wirklich sehr interessieren.«
»Zum Teufel mit den Dateien«, brummte Pappas. »Ich möchte Ari-Unterstützung.«