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»Verdammt noch mal, was ist das?«

Mario Cortez schaute fassungslos in den Gitarrenkoffer, in dem nicht wie erwartet die Geldbündel lagen, sondern tatsächlich eines der Saiteninstrumente, für die das Behältnis eigentlich gemacht wurde. Seine Kumpane schauten ebenso ratlos drein, und keiner schien sich erklären zu können, wie die Gitarre in den Koffer gekommen war.

»Der Kerl, mit dem ich auf der Main Street zusammengestoßen bin!«, fiel es Rico schließlich wieder ein. »Ich muss aus Versehen seinen Koffer gegriffen haben.«

Cortez' Gesichtszüge ballten sich auf diese Worte regelrecht zur Faust. Auch er erinnerte sich nun wieder an den Zwischenfall. Und plötzlich holte er aus und verpasste seinem Kumpan einen Fausthieb.

»Du verfluchter Hornochse! Und was jetzt? Der Kerl macht sich mit unserem Geld einen schönen Tag, und wir sitzen hier mit dieser Gitarre!« Am liebsten hätte Mario den armen Rico windelweich geprügelt, doch er wusste, dass ihm das jetzt auch nichts mehr nützen würde. Das Geld war für sie verloren. Oder etwa nicht?

Während er noch grübelte, wie sie den eigentlichen Besitzer der Gitarre finden konnte, schlug Tomaso vor: »Wir könnten doch zurück in die Stadt reiten!« Doch das hielt Mario nicht gerade für eine gute Idee.

»Dann könnten wir uns auch gleich selbst beim Marshal stellen!«, sagte er und schüttelte den Kopf. Das Geld aufgeben wollte er aber trotzdem nicht. Vielleicht war es keine gute Idee, wenn sie alle vier dort aufkreuzten, aber einzeln ...

»Ich hab es!«, rief er plötzlich aus, und sein Blick fiel auf Rico, der sich gerade wieder aufrappelte. Fast schon rechnete dieser damit, sich schon wieder einen Schlag einzufangen, doch Cortez hatte etwas ganz anderes im Sinn. »Da du die Sache verbockt hast, wirst du derjenige sein, der nach Santa Fe reitet und sich nach dem Burschen umhört, der den richtigen Koffer hat, ist das klar?«

Rico nickte hastig, und plötzlich hatte auch er einen Gedankenblitz. »Erinnert ihr euch an den Wagen, der an uns vorbeigefahren ist?«, fragte er und erntete ein missgünstiges Knurren von seinem Anführer.

»Denk dir lieber aus, wie du den Jungen finden willst und nicht an das Mädchen.«

»Aber ich könnte wetten, dass der Kerl neben der Chica gesessen hat. Ich habe bei dem Zusammenstoß nicht viel gesehen, aber ich könnte wetten, dass es der Bursche auf dem Wagen war!«

»Schön für dich, dann weißt du ja, wo du suchen musst!«, entgegnete Mario und schleuderte dann zornig den Gitarrenkoffer mit dem Instrument ins Gebüsch. »Wir werden inzwischen nach Los Lunas reiten und dort Proviant holen. Und dann geht es weiter nach Belen. Lass dir nicht einfallen, ohne den Koffer hier anzurücken, ist das klar?«

Erneut blieb Rico nichts anderes übrig, als zu nicken. Aber da er wenigstens wusste, wo er zu suchen hatte, bereitete ihm diese Aufgabe keine großen Kopfschmerzen mehr. Wenn der Junge und das Mädchen noch in Santa Fe waren, würde er sie schon finden. Und dann würde er sich den richtigen Koffer holen.

Zusammen mit den anderen saß er wieder auf, und während diese nach Süden ritten, wandte er seinen Braunen in Richtung Santa Fe. Wenn nichts dazwischen kam, würde er schon am nächsten Morgen dort sein ...