Vierzehn
»Ich habe mich gefragt, ob du kommen würdest.« Trevor erhob sich von dem Felsbrocken, auf dem er gesessen hatte. »Ich hätte darauf gewettet, dass du nicht kommst.«
»Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen.« Jane ging auf ihn zu. Er trug Jeans und ein dunkles T-Shirt, das im Mondlicht schwarz wirkte. Er sah jünger aus, weniger hart, verletzlicher. Aber war Trevor je verletzlich? »Es hat mir nicht gefallen, dass du mir Reillys Angebot verschwiegen hast. Das alles hat mich ziemlich verwirrt.«
»Und jetzt bist du nicht mehr verwirrt?«
»Zumindest schon deutlich weniger.« Sie ließ ihren Blick über die schroffen Felsen wandern, die den Turnierplatz umgaben. »Warum wolltest du heute Abend herkommen?«
Er lächelte. »Jedenfalls nicht, um mich zu beruhigen. Willst du die Wahrheit wissen? Dieser Ort hat eine unglaubliche Atmosphäre. Man kann sich Angus und Fiona und ihre schottischen Kumpane direkt leibhaftig vorstellen. Ich bin eben ein machtgeiler Typ, und als wir das letzte Mal hier waren, habe ich gespürt, dass du auf die Schwingungen hier reagierst. Und was dich betrifft, brauche ich jede Hilfe, die ich kriegen kann.«
Sie spürte, wie ihr heiß wurde. »Wirklich?«
Trevor wurde ernst und sah sie forschend an. »Etwa nicht?«
»Als wenn du dir je über irgendetwas im Unklaren wärst.« Sie trat einen Schritt näher. »Und wenn’s ums Wesentliche geht, ist dir doch Atmosphäre völlig schnuppe.«
Er zuckte zusammen. »Und was ist das Wesentliche?«
»Die Erkenntnis, dass das Leben sehr kurz sein kann. Dass der Tod überall lauert und dass man nie wissen kann, wann –« Sie schaute ihm in die Augen. »Ich werde nicht auf ein Vergnügen verzichten, bloß weil es sich vielleicht im falschen Augenblick anbietet. Der richtige Augenblick ist immer hier und jetzt.«
»Der richtige Augenblick für was?«
»Möchtest du, dass ich es ausspreche?« Sie näherte sich ihm, bis sie sich beinahe berührten. Ihr brach der Schweiß aus, als sie die Wärme spürte, die von seinem Körper ausging. »Ich wollte schon mit dir schlafen, als ich siebzehn war. Aber du warst dumm und zurückhaltend und hast mich vier Jahre lang zappeln lassen. Ich will immer noch mit dir schlafen, und diesmal wird es passieren, das schwöre ich dir.« Sie legte ihm eine Hand auf die Brust. Ein Schauder überlief ihn, und sie empfand ein berauschendes Gefühl von Macht. »Oder?«
»Ja, verdammt.« Er legte eine Hand über ihre. »Ich hab dir gesagt, ich würde dich nicht wieder abweisen, falls du mich noch einmal berührst.«
Sie spürte sein Herz unter ihrer Hand schlagen, spürte, wie es immer schneller pochte. Verflucht, sie spürte dieses Pochen in ihrem eigenen Körper. Es war, als wären sie bereits vereint. Sie lehnte sich an ihn, bis ihrer beider Hände ihre Brüste berührten. Großer Gott, sie schmolz dahin. »Wo?«
»Hier«, murmelte er, während er sein Gesicht in ihrem Nacken vergrub. »Hinter den Steinen. Es ist mir egal, wo.« Seine Zunge fühlte sich warm an auf ihrer Haut. »Wo du willst.«
Ihr Puls raste. Am liebsten hätte sie ihn dort, wo sie standen, zu Boden gerissen, ihn an sich gezogen und verschlungen. Sie ließ die Arme um seine Schultern gleiten. »Hier«, flüsterte sie. »Du hast Recht. Es spielt keine Rolle.«
Er erstarrte und schob sie von sich. »Doch, es spielt eine Rolle.« Sein Atem ging schwer und seine Augen funkelten in dem angespannten Gesicht. »Ich will nicht, dass MacDuff oder einer der Wachmänner uns überrascht. Nachdem ich so lange auf diesen Augenblick gewartet habe, machen zehn Minuten auch keinen Unterschied. Geh in dein Zimmer. Ich komme gleich nach.«
Sie stand da und starrte ihn benommen an. »Wie bitte?«
»Steh nicht da rum. Ich verspreche dir, dass das meine letzte Anwandlung von Edelmut ist. Danach gibt’s kein Halten mehr.« Seine Lippen spannten sich. »Und falls du es dir anders überlegst und deine Tür abschließt, werde ich sie eintreten.«
Sie rührte sich nicht. Sie wusste nicht, ob sie noch zehn Minuten warten konnte, und sie wusste, dass sie ihn mit einer gezielten Berührung dahin bringen konnte, wo sie ihn haben wollte.
»Ich will, dass das erste Mal richtig wird«, sagte er heiser. »Los, beweg dich!«
Also gut, sie würde nachgeben und tun, was er von ihr wollte. Alles, was er wollte. Vielleicht hatte er Recht. Im Moment hatte ihr Körper die Oberhand und setzte ihren Verstand außer Gefecht. Sie drehte sich um und rannte über den Turnierplatz auf die Burg zu.
Jock sah, wie das Licht in Janes Zimmer anging. Erst vor wenigen Minuten hatte er sie durch das Tor und über den Hof rennen sehen und sich gefragt, ob er ihr folgen sollte.
Kurz darauf hatte Trevor den Hof überquert, und das hatte ihn erst recht alarmiert. Trevor hatte so einen entschlossenen Gesichtsausdruck gehabt. Würde er ihr wehtun? Jock nahm seine Schlinge und machte sich auf den Weg.
»Komm zurück, Jock.«
Als er sich umdrehte, stand MacDuff in der Stalltür. »Er wird ihr wehtun.«
»Nein. Höchstens, wenn sie es so will.« MacDuff lächelte. »Und das glaube ich nicht.«
»Sein Gesicht …«
»Ich habe sein Gesicht gesehen. Es ist nicht das, was du denkst. Im Leben geht es nicht immer nur ums Töten und Wehtun. Weißt du das denn nicht mehr?«
Jock überlegte, dann nickte er. »Sex?«
»Allerdings.«
Ja, Jock erinnerte sich daran, wie er wild und genüsslich gevögelt hatte. Erst mit Megan aus dem Dorf und später mit anderen Mädchen, die er kennen gelernt hatte, als er in der Welt herumgezogen war.
Und dann Kim Chan in Reillys Haus.
Hastig schob er die Erinnerung an sie beiseite. »Und Jane möchte es?«
»Er wird sie nicht zwingen, Jock.« MacDuff schaute ihn nachdenklich an. »Macht es dir etwas aus?«
»Nicht, wenn er ihr nicht wehtut.« Er legte den Kopf schief. »Dachten Sie, es würde mir was ausmachen?«
»Du magst sie. Es war nur so ein Gedanke.«
»Ich … mag sie.« Er runzelte die Stirn. »Aber manchmal … tut sie mir auch weh. Sie redet auf mich ein und bohrt und bohrt, und dann hätte ich die größte Lust, sie zu knebeln.«
»Aber du hast keine Lust, ihr eine Schlinge um den Hals zu legen, nicht wahr?«
Er schüttelte den Kopf. »Das würde ich nicht tun. Aber nachdem ich von ihr weggegangen bin, habe ich immer noch gehört, was sie gesagt hat. Ich höre es immer noch.«
»Vielleicht ist es dann an der Zeit zuzuhören.«
»Sie wollen auch, dass ich mich erinnere.«
»Willst du es tief im Innern nicht auch?«
Vier acht zwei. Vier acht zwei.
Nicht jetzt. Alles ausblenden. Sonst würde der Burgherr sehen, wie sehr er litt, und dann würde er sich Sorgen machen.
Aber der Burgherr würde das alles nicht verstehen, dachte Jock verzweifelt. Er ahnte nichts von den Ketten und von den Qualen, die er jede Nacht durchlitt. Und Jock wollte auch nicht, dass er etwas davon wusste. »Sie hat gesagt … Sie würden nicht länger warten. Sie meinte, Sie würden versuchen, sich Reilly auch ohne meine Hilfe zu schnappen.«
»Wenn es sein muss.«
»Tun Sie das nicht«, flüsterte Jock. »Bitte.«
MacDuff wandte sich ab. »Komm und hilf mir beim Abwasch. Ich habe zu tun.«
»Reilly wird –«
»Solange du mir nicht sagen kannst, was ich wissen will, möchte ich nichts über Reilly hören, Jock«, sagte MacDuff und verschwand im Stall.
Verzweifelt schaute Jock ihm nach. Erinnerungen an Tod und Schuld und Schmerz schwirrten ihm im Kopf herum und rissen das Narbengewebe auf, das sich über seinen Wunden gebildet hatte, seit MacDuff ihn aus Colorado zurück nach Schottland geholt hatte.
Vier acht zwei. Vier acht zwei. Schmerz. Schmerz. Schmerz.
Trevor erschien im Türrahmen. »Du hast die Tür offen gelassen«, sagte er zu Jane.
»Ich wollte keinen Zweifel an meinen Absichten aufkommen lassen.« Sie hatte Mühe, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. »Keine Schlösser. Keine verriegelten Türen. Und jetzt zieh dich aus und komm her zu mir. Ich will nicht die Einzige sein, die nackt ist, sonst fühle ich mich so verletzlich.« Sie schlug die Bettdecke zurück. »Verdammt, ich bin verletzlich. Ich werde dir nichts vormachen.«
»Gib mir eine Minute.« Er schloss die Tür und zog sich das Sweatshirt über den Kopf. »Ein paar Sekunden.«
Sein Körper war so schön, wie sie es erwartet hatte. Schmale Hüften, kräftige Beine und breite Schultern, in die sie am liebsten gleich ihre Nägel gegraben hätte. Sie würde ihn gern zeichnen. Nein, was für ein Blödsinn. Im Moment wollte sie nur eins von ihm. »Du bist zu langsam.«
»Sag mir das noch mal, wenn ich erst bei dir im Bett liege.« Er trat näher. »Ich werde mich bemühen, langsam zu machen. Aber ich kann dir nichts versprechen.«
Sie streckte ihm die Hand entgegen und zog ihn aufs Bett. »Ich will keine Versprechungen.« Sie umschlang ihn mit den Beinen und bäumte sich gegen ihn auf, als sie ihn spürte. »Ich will, dass du –«
Er bedeckte ihren Mund mit seinen Lippen, um ihren Aufschrei zu dämpfen, als er in sie eindrang. »Was willst du von mir? Das? Und das?« Er atmete schwer. »Sag’s mir. Ich will, dass es gut für dich ist. Gott, ich tue alles, was du willst …«
Jane hauchte Trevor einen Kuss auf die Schulter und kuschelte sich an ihn. »Bist du etwa schon müde? Ich will gleich noch mal.«
»Müde?« Er lachte. »Stellst du meine Ausdauer in Frage? Ich denke, ich werde es schon mit dir aufnehmen können.« Zärtlich leckte er an ihrer Brust. »Jetzt gleich?«
»Sehr bald. Sobald ich wieder Luft kriege.« Sie starrte in die Dunkelheit. »Das war gut, nicht wahr?«
»Fantastisch. Wild. Wahnsinnig.«
»Ich hatte Angst, ich würde enttäuscht sein. Manchmal kann Vorfreude einem am Ende den Spaß verderben.«
»Und? Hast du dich hierauf gefreut?«
»Und ob.« Sie stützte sich auf einen Ellbogen und betrachtete ihn. »Ich habe versucht, mich dagegen zu wehren, aber wenn einem eine Tafel Schokolade vorenthalten wird, dann kann man irgendwann an nichts anderes mehr denken. Und jetzt kann ich meinen Hunger stillen.«
»Das würde ich dir nicht raten. Ich werde dafür sorgen, dass ich viel appetitlicher bin als eine Tafel Schokolade.« Er lächelte. »Und was hast du erwartet?«
»Freude am Sex, das Kamasutra.«
»Gott, was für eine Herausforderung.«
»Und? Kannst du sie erfüllen?«
»Allerdings.« Er rollte sich auf sie und schaute sie mit funkelnden Augen an. »Und du?«
Es war nicht Julius, der den Weg versperrte, erkannte Cira, als sie sich dem Ende des Tunnels näherte. Zum Glück war es nur ihr Diener Dominic.
»Dominic, was tust du hier? Du solltest doch die Stadt verlassen.«
»Die Herrin Pia schickt mich.« Als er an ihr vorbeischaute und Antonio erblickte, zuckte er zusammen. »Soll ich ihn töten?«
»Ich habe dir gesagt, dass ich dich nicht verraten habe, Cira.« Antonio trat neben sie und nahm ihr das Schwert aus der Hand. »Und jetzt lass uns zusehen, dass wir hier rauskommen.«
Dominic trat einen Schritt auf Antonio zu. »Er hat dich unglücklich gemacht. Soll ich ihn töten?«
Ein dumpfes Dröhnen erschütterte den Boden des Tunnels.
»Raus«, rief Antonio. »Ich lasse nicht zu, dass wir alle sterben wegen Dominics Mordlust.« Er packte Cira am Arm und zog sie in Richtung Ausgang. »Oder deiner.«
Dominic stellte sich ihm in den Weg.
»Nein, lass ihn, es ist alles in Ordnung«, sagte Cira. Wenige Augenblicke später gelangten sie ans Tageslicht, das wie Nacht wirkte. Rauch. Sie bekam kaum Luft. Entsetzt blieb sie stehen und starrte auf den Berg, der wie ein flammendes Schwert brannte und rot glühende Lava spie. »Später, Dominic. Wir müssen in die Stadt. Pia –«
»Deswegen hat sie mich geschickt«, sagte Dominic, während er hinter ihnen herlief. »Die Herrin Pia fürchtete, dass Julius sie entdeckt hat. Sie meint, dass ihr seit gestern jemand folgt. Ich soll dir sagen, dass sie dich auf dem Schiff erwartet.«
»Auf welchem Schiff?«, fragte Antonio.
»Es liegt weiter unten an der Küste vor Anker«, sagte Cira. »Ich habe Demonidas dafür bezahlt, dass er uns von hier fortbringt.«
»Wirklich?«
»Warum wunderst du dich? Ich bin schließlich keine Närrin. Julius wird keine Ruhe geben, wenn er erst einmal entdeckt, dass ich nicht mehr da bin. Ich muss aus Herkulaneum fliehen.«
»Ich wundere mich nur darüber, dass es dir gelungen ist, jemanden zu finden, der dir hilft. Julius ist ein mächtiger Mann.«
»Aber es ist mir gelungen. Mit Pias Unterstützung. Demonidas erwartet mich.«
»Vielleicht«, sagte Antonio, während er die Lavaströme betrachtete, die an den Hängen des Vulkans herunterflossen. »Vielleicht ist er aber auch losgesegelt, als der Vulkan ausgebrochen ist.«
An diese Möglichkeit hatte Cira auch gedacht, als sie durch den Tunnel gelaufen waren. »Er ist sehr geldgierig, und ich habe ihm nur die Hälfte des Preises für die Überfahrt gezahlt. Er wird sich die Chance nicht entgehen lassen. Die Lava scheint nicht in die Richtung zu fließen, in der sein Schiff vor Anker liegt. Sie fließt direkt –« Entsetzt blieb sie stehen. »Direkt auf die Stadt zu.« Sie drehte sich zu Dominic um. »Wie lange ist es her, dass Pia dich losgeschickt hat?«
»Eine Stunde.«
»Und dann hat sie sich sofort auf den Weg zum Schiff gemacht?«
Dominic nickte, den Blick auf die Lava geheftet. »Ich sollte dir sagen, dass sie dich auf dem Schiff erwartet.«
Es kam ihr so vor, als wäre der Vulkan vor einer Ewigkeit ausgebrochen, doch eigentlich konnte es noch nicht sehr lange her sein. Pia hatte es bestimmt aus der Stadt hinaus geschafft.
»Möchtest du, dass ich losgehe und mich vergewissere?«
Sollte sie ihn in die brennende Falle schicken? Die tödliche Lava floss immer schneller. Dennoch würde sie es tun, wenn Pia …
Sie wandte sich ab. »Wenn jemand nachsehen geht, dann ich.«
»Nein!«, sagte Antonio. »Das wäre der reine Wahnsinn. Du würdest noch nicht mal den Stadtrand erreichen, bevor –«
»Das geht dich nichts an.«
»Bei den Göttern, es geht mich mehr an, als du ahnst«, erwiderte er grimmig. »Was habe ich dir die ganze Zeit zu sagen versucht? Willst du, dass ich nach Pia suche? Ich wäre verrückt genug, um selbst das für dich zu tun.« Er schaute ihr in die Augen. »Befiehl es mir und ich gehe.«
Sie glaubte ihm. Er würde eher selbst gehen, als zuzulassen, dass sie ihr Leben aufs Spiel setzte.
Wieder bebte die Erde unter ihnen.
Cira riss ihren Blick von Antonio los und fragte Dominic: »Ist Leo bei Pia?«
»Nein, sie hat mich gestern Abend gebeten, ihn aufs Schiff zu bringen. Er ist bei Demonidas.«
Und Demonidas würde nur so gut mit dem Jungen umgehen, wie er seine Bezahlung einschätzte. Sie konnte nicht riskieren, dass er diesem Mann schutzlos ausgeliefert war. Sie musste einfach darauf vertrauen und beten, dass Pia die Stadt rechtzeitig verlassen hatte, wie sie es Dominic gesagt hatte. »Dann gehen wir jetzt zum Schiff.« Sie wandte sich vom Anblick der Stadt ab und rannte los. »Wir müssen uns beeilen.«
»Ich habe am Fuß des Berges zwei Pferde bereitgestellt«, rief Antonio, als er an ihr vorbeirannte. »Dominic?«
»Ich habe auch ein Pferd für sie mitgebracht«, sagte Dominic. »Ich hatte nicht damit gerechnet, dass du noch einmal zurückkommen würdest. Du hast –« Er blieb stehen, den Blick auf den Berg gerichtet, und fluchte vor sich hin. »Die Lava kommt in unsere Richtung.«
Er hatte Recht, dachte Cira.
Während der größte Teil der Lava auf die Stadt zuströmte, floss ein kleines, rot glühendes Rinnsal direkt auf Julius’ Villa zu, genau in ihre Richtung.
»Uns bleibt noch genug Zeit, um die Pferde zu erreichen.« Antonio packte Ciras Hand. »Wir halten uns in Richtung Norden, dann umgehen wir den Lavastrom.«
Falls sie es schafften. Rauch und Lava schienen sie von allen Seiten einzukreisen.
Natürlich würden sie es schaffen, dachte Cira ungeduldig. Sie hatte es nicht so weit gebracht, um sich jetzt geschlagen zu geben. »Dann hör auf zu reden und bring uns zu den Pferden.«
»Ich versuche es ja, du anspruchsvolles Weibsstück.« Antonio zog sie unter ein paar Bäume. »Hol dein Pferd, Dominic. Lass den anderen Gaul frei. Gib ihm einen Klaps und schick ihn in Richtung Norden.«
Dominic verschwand in den Rauchschwaden.
Cira hörte die Pferde ängstlich wiehern und an ihrem Geschirr zerren.
Im nächsten Augenblick half Antonio ihr auf den Rücken eines der Pferde und drückte ihr die Zügel in die Hand. »Du reitest voran. Ich folge dir.«
»Wie ungewöhnlich zuvorkommend von dir.«
»Ich habe keine andere Wahl. Ich werde mich dicht hinter dir halten. Du würdest es fertig bringen, mich abzuhängen.« Er schaute ihr in die Augen. »Aber es wird dir nicht gelingen. Ich habe dich einmal verlassen, und das habe ich eingesehen. Wir gehören für immer zusammen, Cira.«
Für immer. Hoffnung und Freude mischten sich in ihre Angst. Sie trat dem Pferd in die Flanken, so dass es losgaloppierte. »Worte haben keine Bedeutung. Beweise es mir.«
Fassungslos hörte sie ihn hinter sich lachen. »Eine solche Bedingung würdest nur du stellen. Wir reden später darüber. Jetzt müssen wir erst mal dafür sorgen, dass wir diesem Inferno entkommen.«
Es war tatsächlich ein Inferno. Die Baumwipfel entlang der Straße hatten durch den Funkenflug schon Feuer gefangen. Sie warf einen Blick auf die Lavaströme, die an den Berghängen herunterflossen. Waren sie schon näher gekommen? Sie würden mindestens eine Meile weit reiten müssen, um der Lava zu entgehen. Sie konnte nur beten, dass sie nicht aufgehalten wurden, bevor sie …
Ein brennender Baum stürzte vor ihnen auf den Weg! Ihr Pferd bäumte sich wiehernd auf. Sie spürte, wie sie aus dem Sattel glitt …
»Antonio!«
Jane fuhr senkrecht aus dem Bett. »Nein!«
»Keine Angst.« Antonio legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. »Es ist alles gut.«
Nicht Antonio. Trevor. Nicht vor zweitausend Jahren. Hier Jetzt.
»Alles in Ordnung?« Trevor zog sie zurück aufs Bett und drückte sie an seinen nackten Körper. »Du zitterst.«
»Es geht mir gut.« Sie befeuchtete ihre Lippen. »Ich hätte mit Albträumen rechnen müssen, nachdem du mir erzählt hast, was Reilly von mir will. Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen als jemanden, der meine Gedanken und meinen Willen beherrscht. Allein daran zu denken, macht mich rasend. Cira wurde als Sklavin geboren. Wahrscheinlich habe ich mich mit ihr –«
»Immer mit der Ruhe. Atme tief durch. Du bist nicht Cira und Reilly wird dich nicht in die Finger kriegen.«
»Das weiß ich.« Sie schwieg einen Moment lang. »Tut mir Leid.«
»Dir braucht nichts Leid zu tun. Was für ein Albtraum war es denn?«
»Ich dachte, sie würde es schaffen, aber dann ist der Baum –«
»Cira?«
»Wer sonst? Es ist, als würde sie mich belagern.« Sie setzte eine belustigte Miene auf. »Oje, klingt das komisch. Irgendwie bin ich immer noch halb davon überzeugt, dass ich mal was über sie gelesen haben muss und dass ich deswegen immer wieder diese Träume habe.«
»Aber eben nur halb.«
»Ach, ich weiß auch nicht.« Sie kuschelte sich an ihn. »Sie wirken so real, es ist wie eine Geschichte, die immer weitergeht. Als versuchte sie, mir etwas zu sagen.« Sie stützte sich auf einen Ellbogen. »Du lachst mich ja gar nicht aus.«
»Das würde ich nie wagen.« Er lächelte. »Am Ende kommt noch Ciras Geist und streckt mich mit einem Blitzschlag nieder.« Er wurde wieder ernst. »Oder du würdest mich verlassen. Beides wäre eine Katastrophe.«
»Jetzt machst du Witze«, sagte sie verunsichert. Trevor schaute sie seltsam an. Sein Gesichtsausdruck war angespannt und zeigte keine Spur von Humor.
»Meinst du? Vielleicht hast du Recht.« Er zog sie wieder an sich und drückte seine Lippen an ihre Schläfe. »Du würdest sagen, es ist zu früh, und wahrscheinlich hättest du damit Recht. Aber ich will es einfach wissen.« Er umschlang sie noch fester, als er spürte, wie sie erstarrte. »Okay, ich höre auf, dich zu irritieren. Ich bin weiß Gott selbst aufgewühlt genug. Ich hatte mich auf einen verdammt guten Fick mit einer Frau gefreut, auf die ich schon seit Jahren scharf bin. Aber ich hatte nicht damit gerechnet –« Er brach ab. »Ich denke, wir sollten lieber das Thema wechseln. Würdest du mir vielleicht gern von deinem letzten Cira-Traum erzählen?«
Sie zögerte. Außer Eve hatte sie noch nie jemandem Einzelheiten aus ihren Träumen preisgegeben. Eve war nicht nur eine Art Alter Ego, sie hatte ebenfalls Geheimnisse, die sie nicht einmal Joe anvertraute, was Jane gut verstehen konnte. Sie war genauso verschlossen wie Eve, und es fiel ihr schwer, mit jemandem über diese Träume zu sprechen, die ihr so gar nicht wie Träume vorkamen.
»Ich kann verstehen, wenn du nicht darüber reden willst«, sagte Trevor ruhig. »Aber du sollst wissen, dass ich alles glauben werde, was du glaubst. Ich vertraue deinem Instinkt und deinem Urteilsvermögen. Alles andere kann mir gestohlen bleiben.«
Sie schwieg eine Weile. »Ich weiß selbst nicht, was ich glauben soll«, sagte sie zögernd. »Cira hat es aus dem Tunnel nach draußen geschafft. Antonio ist bei ihr. Und Dominic auch. Sie versuchen, ein Schiff zu erreichen, das an der Küste auf sie wartet. Cira hat Demonidas dafür bezahlt, dass er sie von Herkulaneum fortbringt.«
»Demonidas?«
»Er ist geldgierig. Sie glaubt, dass er auf sie warten wird, obwohl –« Sie schüttelte den Kopf. »Obwohl ihre Welt dem Untergang geweiht ist. Antonio ist sich da nicht so sicher.« Sie starrte in die Dunkelheit hinein. »Um sie herum steht alles in Flammen, sämtliche Zypressen am Wegesrand brennen. Eine davon ist vor Cira auf den Weg gestürzt. Sie fällt vom Pferd. Sie ruft nach Antonio …« Jane schloss die Augen. »Das alles hört sich an wie eine Szene aus Pauline lebt gefährlich, stimmt’s? Gott sei Dank gab es damals noch keine Eisenbahnschienen. Dann würde ich im Traum erleben, wie Cira gefesselt auf den Schienen liegt und eine Lokomotive auf sich zurasen sieht.«
»Selbst in dieser Situation würde Cira sich zu helfen gewusst haben«, sagte Trevor. »Demonidas …«
Jane öffnete die Augen und schaute ihn an. »Was denkst du?«
»Nun, du hast bisher nichts über Cira gefunden, das du irgendwo aufgeschnappt haben könntest, bevor du angefangen hast, von ihr zu träumen. Demonidas ist eine neue Figur in dem Stück. Vielleicht handelt es sich um einen bekannten Kaufmann und Händler. Womöglich gelingt es uns, Cira über ihn auf die Spur zu kommen.«
Wir. Das Wort wärmte ihr das Herz. »Falls er wirklich existiert hat.«
»Sei nicht so pessimistisch. Solange nicht das Gegenteil bewiesen ist, existiert er für uns. Ich werde der Frage gleich morgen nachgehen. Vielleicht finde ich ja einen Hinweis auf ihn.«
»Das ist meine Aufgabe.«
»Dann machen wir es eben gemeinsam. Es gibt noch eine Menge Wege, die wir gemeinsam erkunden können.«
»Viel zu viele. Aber dazu haben wir im Moment keine Zeit. Nicht, solange Reilly und Grozak –«
»Ein bisschen Zeit haben wir. Und es könnte sich als wichtig erweisen. Wenn Cira vor Julius flieht, würde sie das ohne das Gold tun?«
Sie zuckte zusammen. »Nein.«
»Wäre es dann nicht logisch, dass das Gold auf dem Schiff war?«
»Ja.« Sie schluckte. »Du redest ja schon, als hätte es tatsächlich einen Demonidas gegeben.«
»Du hast gesagt, du würdest halbwegs glauben, dass sich das alles so zugetragen hat. Ich gehe einfach von dieser Annahme aus. Meinst du, du bist irgendwann in der Vergangenheit auf den Namen Demonidas gestoßen und hast ihn nun in eine Fantasiegeschichte eingewoben? Möglich wär’s. Aber warum sollten wir dem Hinweis nicht nachgehen? Schaden kann’s jedenfalls nicht.«
»Wir könnten wertvolle Zeit vergeuden, die wir nicht haben.«
»Ich habe dir gesagt, ich glaube, was du glaubst. Und ich habe das Gefühl, dass du weit mehr, als du dir eingestehen willst, an die Existenz von Cira, Antonio und Demonidas glaubst. Du vertraust mir nur noch nicht genug.«
»Ich … vertraue dir.«
Er lachte. »Das kam ja ziemlich lahm.« Er rollte sich auf sie. »Aber das macht nichts. Auf anderen Gebieten reagierst du dafür umso leidenschaftlicher. Ich werde einfach zusehen müssen, dass ich einen Durchbruch erziele.« Er schob ihre Beine auseinander und flüsterte: »Es gibt ja alle möglichen Arten von Durchbrüchen. Ich denke, wir können schon mal mit einem sehr interessanten anfangen.«
Mit klopfendem Herzen schaute sie ihn an. Er ahnte nicht, dass er in den letzten Stunden bereits einen entscheidenden Durchbruch erzielt hatte. Nicht den sexuellen, der sie bis ins Mark erschüttert hatte. Sie hatte alle Barrieren fallen lassen und ihm Zutritt zu einem Teil von ihr gewährt, den sie noch nie jemandem preisgegeben hatte. Sie fühlte sich mit ihm verbunden, wie ein Teil von ihm. Dass sie auch auf sexueller Ebene so gut harmonierten, war im Vergleich dazu beinahe nebensächlich.
Beinahe. Was war das überhaupt für ein Gedanke? Am Sex mit Trevor war nichts nebensächlich. Der Sex mit ihm war einfach umwerfend. Sie zog ihn an sich. »Ich stehe auf Durchbrüche«, sagte sie mit zitternder Stimme. »Zeig mir …«
»Was machst du denn hier draußen?« Joe trat auf die Veranda und setzte sich neben Eve auf die oberste Stufe. »Es ist beinahe drei Uhr morgens. Machst du dir Sorgen?«
»Natürlich mache ich mir Sorgen.« Sie lehnte sich gegen ihn, als er ihr einen Arm um die Schultern legte. »Ich fürchte mich zu Tode. Das ist doch verständlich, oder? Unsere Politiker streiten sich immer noch darüber, wer für den elften September verantwortlich ist, und ich fürchte, dass nicht genug getan wird, um diesen durchgedrehten Grozak aufzuhalten.«
»Wir tun alles, was wir können. Hat John Logan sich schon bei dir gemeldet?«
Sie nickte. »Er fliegt nach Washington, um mit ein paar hohen Tieren bei Homeland Security zu reden. Er hat so viel Geld für den Wahlkampf gespendet, dass der Kongress auf ihn hören wird. Er meinte, er könnte zumindest erreichen, dass sie die Alarmstufe erhöhen. Morgen früh will er mich wieder anrufen.«
»Und ich habe mit dem FBI-Direktor telefoniert. Er war ziemlich zurückhaltend, aber ich hab ihm gesagt, wenn er nicht mit der CIA zusammenarbeitet, werde ich die Medien einschalten. Und jetzt hör auf, dich verrückt zu machen, Eve.«
»Ich mache mich nicht verrückt.« Sie verzog das Gesicht. »Ich drücke mich vor einer schweren Entscheidung. Aber es hat keinen Zweck. Ich werde wohl nicht daran vorbeikommen.«
»Wovon zum Teufel redest du?«
»Wir müssen alles tun, was in unserer Macht steht. Ich habe mir die ganze Zeit eingeredet, dass es keinen Zusammenhang gibt, aber das Risiko kann ich nicht eingehen.« Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. »In Schottland ist es gerade acht Uhr. Wenn ich Jane jetzt anrufe, werde ich sie bestimmt nicht wecken.« Sie stand auf. »Ich gehe rein und setze Kaffee auf. Komm mit, dann können wir reden.«
»Das war Eve.« Jane legte langsam den Hörer auf. »Sie will sich heute Abend mit mir in Neapel treffen.«
»Wie bitte?« Trevor lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Kommt überhaupt nicht in Frage.«
Jane schüttelte den Kopf. »Ich muss hin. Eve bittet mich nie um etwas. Aber darum hat sie mich gebeten.«
»Warum?«
»Das weiß ich nicht. Sie hat nur gesagt, dass es wichtig ist. Wir treffen uns am Flughafen. Ihr Flieger landet um kurz nach sechs.« Sie runzelte die Stirn. »Gott, das macht mir Angst. Eve verlangt nie – Sie klang so –«
»Ich komme mit.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Sie will, dass ich allein komme.«
»Vergiss es. Sie würde dich nicht bitten, nach Neapel zu kommen, wenn sie wüsste, wie gefährlich es dort ist. Wird Quinn auch dort sein?«
»Nein.« Sie hob eine Hand, als Trevor etwas sagen wollte. »Sie hat gesagt, wenn du jemanden zu meinem Schutz mitschicken willst, ist das in Ordnung. Aber sie will nicht, dass sich jemand einmischt.«
»Ich werde mich nicht einmischen.«
Sie sah ihn skeptisch an.
»Okay, ich würde versuchen, mich nicht einzumischen.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe dich allein nach Luzern fliegen lassen. Aber diesmal werde ich dich nicht allein reisen lassen. Ich werde mich im Hintergrund halten. Ich werde mich als Chauffeur und Bodyguard betätigen. Ihr könnt mich einfach ignorieren.«
»Das wird mir schwer fallen. Was ist mit Brenner?«
»Er konnte nichts über Marios Vater in Erfahrung bringen. Ich habe ihn zurück nach Colorado geschickt.« Seine Lippen spannten sich. »Ich komme mit, Jane.«
Sie sah ihn frustriert an. »Aber Eve möchte nicht, dass du mitkommst.«
»Sie wird sich zähneknirschend damit abfinden müssen.« Er klappte sein Handy auf. »Ich fordere einen Hubschrauber an.« Dann fügte er hinzu: »Und anschließend rufe ich Venable an und sage ihm, er soll sich zurückhalten und dafür sorgen, dass es am Flughafen von Neapel nicht von seinen Leuten wimmelt.«
Sie hatte Venable und die abgehörte Telefonleitung schon ganz vergessen. Lieber Trevor als die CIA. Außerdem musste sie sich eingestehen, dass sie sich wohler in ihrer Haut fühlte, wenn Trevor sie begleitete. »Also gut, aber sieh zu, dass du dich unsichtbar machst, verdammt. Ich sage Mario Bescheid, dass wir abreisen, dann gehe ich meine Sachen packen.«
Als der Hubschrauber eine Stunde später landete, stand MacDuff im Burghof. »Sie reisen ab?«
Jane nickte. »Wir fliegen nach Neapel. Aber wir sind heute Abend oder morgen früh wieder zurück. Wie geht es Jock?«
»Er ist still, sehr still. Er hat sich komplett in sich zurückgezogen.« Er machte ein besorgtes Gesicht. »Und er hatte letzte Nacht einen Albtraum. Ich hatte eigentlich gehofft, das wäre vorbei.«
»Meine Schuld?«
»Möglich. Oder meine. Wer weiß?« Er schaute zu Trevor hinüber, der gerade aus der Tür trat. »Aber vor allem Reillys. Warum Neapel?«
»Eve will sich dort mit mir treffen.«
»Eve Duncan.« Er überlegte. »Warum kommt sie nicht einfach her?«
»Das werde ich Ihnen sagen, sobald ich es weiß.« Sie ging auf den Hubschrauber zu. »Sagen Sie Jock, ich rede mit ihm, wenn wir zurückkommen. Sagen Sie ihm –« Sie wusste nicht recht, was sie ihm ausrichten lassen sollte. Sie bereute nicht, dass sie in ihn gedrungen war und womöglich alte Wunden aufgerissen hatte, denn es war unumgänglich gewesen. Es tat ihr nur Leid, dass das alles so schmerzhaft für ihn war. »Wiedersehen, MacDuff. Passen Sie gut auf ihn auf.«
»Das brauchen Sie mir nicht zu sagen.«
Sie lächelte. »Ich weiß.« Sie wiederholte, was er einmal zu ihr gesagt hatte: »Er ist einer Ihrer Leute.«
»Allerdings.« Damit wandte er sich ab.
Eve umarmte Jane, als sie durch die Zollkontrolle kam, dann warf sie Trevor einen kühlen Blick zu. »Was machen Sie denn hier?«
»Na, was glauben Sie wohl? Ich habe vor ein paar Tagen mit angesehen, wie ein Mann enthauptet wurde. Dieser Gefahr wollte ich Jane nicht aussetzen.« Er nahm Janes Tasche. »Aber ich habe ihr versprochen, mich im Hintergrund zu halten, solange Sie mich nicht brauchen.«
»Das muss Ihnen ja richtig schwer gefallen sein«, erwiderte Eve trocken.
»Ja, verdammt. Bringen wir es hinter uns.« Er reichte Eve einen Schlüsselbund und marschierte in Richtung Ausgang. »Ihr Mietwagen steht draußen. Ich folge Ihnen in einem zweiten Mietwagen. Oder wäre es möglich, das Gespräch mit Jane hier im Flughafen zu führen?«
Eve schüttelte den Kopf.
»Dachte ich’s mir. Sonst hätten Sie sie wohl kaum nach Italien bestellt. Da Neapel der Herkulaneum am nächsten gelegene Flughafen ist, vermute ich mal, dass wir dorthin fahren.«
»Vermutungen sind selten zutreffend«, sagte Eve, während sie neben ihm herging. »Das ist einer der Gründe, warum ich Sie nicht dabeihaben wollte. Sie hören doch nie auf zu spekulieren, und ich kann es nicht gebrauchen, dass Sie mir dazwischenfunken. Sehen Sie? Ihre grauen Zellen haben schon angefangen zu arbeiten.« Sie drehte sich zu Jane um. »Wie geht es dir?«
»Was glaubst du wohl? Ich habe Angst. Ich bin verwirrt. Es gefällt mir nicht, wenn man mich im Ungewissen lässt. Warum sind wir hier, Eve?«
»Weil ich nicht länger schweigen kann.« Sie schob Jane auf den Mietwagen zu, den Trevor ihnen zeigte. »Aber was ich dir zu sagen habe, muss ich dir zeigen.«