9. KAPITEL
Eine teuflische Teegesellschaft
Okay. Also dann. Erster Akt, Szene eins: Kat stahl sich ein Bier vom Tablett einer vorbeieilenden Kellnerin, nahm einen Schluck und reichte es Reeve, die daran nippte und es an mich weitergab.
Das wird dich entspannen, gab sie mir mit Lippenbewegungen zu verstehen.
Ohne davon getrunken zu haben, gab ich das Glas an Poppy weiter, die eine Grimasse schnitt und es Wren hinhielt, die das Gesicht verzog und es auf einem Tisch abstellte. Das Ding roch wie Batteriesäure mit vermodertem Brot, außerdem hatte ich noch zu gut in Erinnerung, welche Probleme mein Vater mit dem Alkohol gehabt hatte. Auf keinen Fall wollte ich so etwas erleben.
Erster Akt, Szene zwei: Schütteln und Wirbeln auf der Tanzfläche. Wir manövrierten uns im Gänsemarsch in die Mitte der Tanzenden. Kat sorgte dafür, dass die Leute ein paar Schritte zurücktraten, bis wir unseren eigenen privaten Bewegungsradius hatten. Jeder, der von oben hinunterblickte, musste uns jetzt sehen können.
Im Gegensatz zu Emma hatte ich keine Ahnung, wie ich mich am besten graziös zur Musik bewegte und dabei gut aussah, doch ich beobachtete die anderen Mädchen, wie sie ihre Arme und Hüften verrenkten, und machte sie nach. Es musste mir wohl einigermaßen gelingen, denn die vier lächelten mich aufmunternd an.
Nach einer gefühlten Ewigkeit winkte ich Kat zu mir herüber. Als sie neben mir angekommen war, rief ich ihr ins Ohr: „Ich will gar nicht, dass Cole mich ausspioniert, ich will, dass er mit mir redet!“
„Oh, das wird er schon. Aber hör zu, was auch immer du tust“, sagte sie, tanzte um mich herum und legte mir von hinten die Hände auf die Hüften. „Sieh nicht hoch. Ich werde jetzt den zweiten Akt einleiten. Der dritte Akt wird dann ziemlich schnell folgen, ohne dass wir noch viel dafür tun müssen. Also halte dich bereit.“
Mit einer unglaublichen Willenskraft, von der ich gar nicht gewusst hatte, dass ich sie besaß, blickte ich über die Schulter zurück zu Kat, ohne zu den Jungs nach oben zu sehen. „Ich will das durchziehen, aber ich habe trotzdem ein schlechtes Gefühl dabei, wie das ausgeht.“
„Gut, natürlich. Ich bin auf dem richtigen Kurs. Los geht‘s!“
Wie die sexy Kat-Woman, als die ich sie inzwischen sah, wirbelte sie herum und lockte mit einladenden Handbewegungen eine Gruppe ultrasüßer Typen zu uns heran.
Akt zwei: Die Flamme der Eifersucht entfachen.
Die Jungen reihten sich nur zu gern in unseren Kreis ein. Innerhalb von Minuten waren deren Hände auf der Suche nach neuen Abenteuern, und weibliche Körper schmiegten sich an männliche. Ich fühlte mich unwohl, und es war mir peinlich. Einmal musste ich die Hand eines Typen von meinem Hinterteil wegschlagen, aber ich bewegte mich weiter zur Musik, entschlossen, Kats Plan bis zum Ende durchzuführen. Nicht ein einziges Mal sah ich zu Cole nach oben.
Als mir auffiel, dass Wren einen genauso gequälten Gesichtsausdruck zeigte wie ich wahrscheinlich, wirbelte ich in ihre Richtung herum - ja, ich bin langweilig! - und tanzte mit ihr.
Obwohl einer der Tänzer weiterhin beharrlich hinter ihr stationiert blieb, warf sie mir erleichtert ein Lächeln zu.
Schließlich verlor ich mich vollkommen in der Musik. Ich hob die Arme hoch über den Kopf, blendete alles aus, wiegte mich, drehte mich … und stieß gegen eine harte Brust. Typen, dachte ich genervt. Ich sah auf, um ihm, wer auch immer er sein mochte, meine Meinung zu sagen …
Ich hätte niemals an Kats Theorie zweifeln sollen.
Violette Augen waren auf mich gerichtet, die Wut dahinter kaum verborgen. Starke Hände umfassten meine Taille, er riss mich an sich … näher … näher … bis uns nur noch ein Flüstern trennte.
Das Lass-mich-gefälligst-los kam nicht über meine Lippen. Und zu meinem Entsetzen war es keine Vision.
„Lass uns tanzen“, sagte er.
„Du tanzt?“, krächzte ich. Du musst deine Stimme unter Kontrolle halten, Bell. Adrenalin sprudelte durch meine Adern. Dieser Typ regte mich so auf, wie ich es bisher nicht erlebt hatte.
Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, dass Frosty sich in Kats Bannkreis geschlagen hatte. Sie stritten und küssten sich, stritten und küssten sich. Ein Junge, den ich noch nicht kannte, hatte sich vor Reeve geschoben. Er zeigte abwechselnd ihr und Bronx einen finsteren Gesichtsausdruck, während Bronx wiederum damit beschäftigt war, unsere süßen Verehrer wegzudrängen. Jeder, der es wagte zu protestieren, erntete einen mörderischen Blick.
Niemand protestierte.
Andere Typen aus Coles Gruppe versuchten mit Wren und Poppy zu tanzen, aber die ignorierten sie und wandten sich ab.
Cole umfasste mein Gesicht mit beiden Händen, damit ich ihn ansah. „Warum sollte ich nicht tanzen?“
Uh, womöglich weil er auf den ersten Blick aussah, als würde er kleine Hündchen zum Frühstück verspeisen und junge Kätzchen zum Mittag? Was er sich zum Dinner gönnte - das sollte nicht in der Öffentlichkeit besprochen werden.
„Weil du‘s vielleicht albern findest?“ Das klang eher wie eine Frage als nach einer Feststellung.
„Wenn man dabei ein Mädchen anfassen kann, ist es überhaupt nicht albern, sondern genial.“
Als er mich fest an sich zog, murmelte ich: „Ich weiß ja nicht, was ich davon halten soll …“
„Dann werde ich dich wohl überzeugen müssen. Jetzt leg deine Arme um mich.“
„Wieder ein Befehl.“ Aber wisst ihr was? Ich gehorchte, strich mit den Fingern genüsslich seinen Rücken hoch und schob meine Hände in sein dichtes weiches Haar. Ich konnte nicht anders. Der Wunsch, ihn anzufassen, war wie ein Zwang.
Seine Pupillen weiteten sich, das wundervolle Violett wurde fast zu Schwarz.
„Die meisten Leute haben solche Angst vor mir, dass sie auf der Stelle tun, was ich sage.“
Nur eine Annahme. Die meisten Leute stellten sich wahrscheinlich auch nicht vor, seine Zunge in ihrem Mund zu fühlen. „Ich bin nicht wie die meisten Leute.“
„Das weiß ich. Was ich nicht weiß, ist, warum du hier bist.“
Sein scharfer Tonfall sagte mehr als seine Worte. Ich war nicht willkommen. „Ich dachte, ich probier mal was Neues aus“, erwiderte ich und hob aggressiv das Kinn. Dass ich mit ihm reden wollte, erwähnte ich nicht. Noch nicht. In diesem Moment nahm ich mir vor, dass ich ihm drei Dinge nicht erlauben würde. Erstens: mich in Verlegenheit zu bringen. Zweitens: mich einzuschüchtern. Drittens: mich in die Flucht zu jagen.
Er runzelte die Stirn und sah jetzt weniger sauer als verwirrt aus. „Was ist neu für dich? Tanzen?“
Und noch vieles mehr, aber ich sagte nur: „Ja.“
„Und gleich beim ersten Mal lässt du zu, dass ein paar fremde Collegejungs dich betatschen? Das ist ziemlich naiv, Ali.“
Mich nicht in Verlegenheit bringen lassen, mich nicht in Verlegenheit bringen lassen.„Erstens hat er mich nicht betatscht, und zweitens bist du auch nicht besser.“
Eine ernste Schweigesekunde.
„Du bist wirklich Gift für mein Ego, ist dir das klar?“
Ich hätte das Gleiche zu ihm sagen können.
„Aber ich kann mich einfach nicht zurückhalten“, fügte er hinzu.
Auf der Stelle hätte ich zu einem kleinen Fettfleck dahinschmelzen können. „Das Gefühl kenne ich“, musste ich zugeben.
Sein Blick fiel auf meinen Mund, blieb dort eine Weile hängen, bevor er wieder wegsah. Trotzdem neigte er den Kopf und flüsterte mir ins Ohr: „Du hast dir also vorgestellt, mich zu küssen, was?“
Seine Stimme klang auf einmal heiser, ziemlich intim. Mir stieg die Hitze in die Wangen.
Das war ein Thema, über das ich mit ihm reden wollte. Nun war er derjenige, der es ansprach. Ein Punkt für Ali. „Und du hast dir vorgestellt, mich zu küssen.“
„Ich weiß. Wie machst du das, wie bringst du mich dazu?“
„Ich dich? Du machst wohl Witze.“
„Ja, du. Ich scherze nie.“
Er hielt mich fester, als befürchtete er, ich wollte mich von ihm losreißen.
„Es muss von dir kommen. So was habe ich davor nie erlebt“, sagte er.
„Also mir ist so was auch noch nie vorher passiert, deshalb kann ich nur sagen, du bist schuld!“
Er hob den Kopf und betrachtete mich eingehend. Ich war mir nicht sicher, ob mir diese Intensität gefiel oder ob sie mich abschreckte.
„Lass uns das Ganze mal von einer anderen Seite betrachten. Hast du dich jemals gefragt, wie es wohl in Wirklichkeit wäre?“
Ich … hatte keine Ahnung, was ich darauf antworten sollte. Wir bewegten uns weiter zusammen zur Musik, drehten und wanden uns. Er strich über meinen Rücken und ließ die Hände auf meinem Hinterteil liegen. Trotzdem war ich weit davon entfernt, ihm auf die Finger zu klopfen.
„Und?“, drängte er.
Da würde nur die Wahrheit helfen, beschloss ich. „Ja, habe ich.“
„Geht mir genauso“, erwiderte er heiser.
Fast wären mir die Knie weggeknickt. „Meinst du …?“
„Dass ich herausfinden will, ob die Wirklichkeit mit der Vorstellung mithalten kann? Ja.“
Hier? Jetzt? Panik war meine erste Reaktion, die zweite war noch mehr Panik.
„Oder auch nicht“, fügte er nüchtern hinzu. Sein Griff lockerte sich. „Ich bin es gewohnt, dass Leute sich vor mir erschrecken, aber nicht in dieser Beziehung.“
Ich hielt ihn fester, damit er sich nicht davonmachte. „Es ist nur, dass … na ja, ich … habe bisher nie …“Halt deinen Mund! Er sah mich leicht verwirrt an, Ungläubigkeit lag in seinem Blick.
„Willst du mir etwa sagen, dass du noch nie jemanden geküsst hast?“
Sein Tonfall grenzte schon an Beleidigung. Er sah mich zweifelnd an und ich presste kurz die Lippen zusammen. „Ja, allerdings. Na und?“
„Ich bin schockiert, das ist alles. Du bist so …“
Be-lei-di-gend. „Was?“, fragte ich steif.
„Na ja, so heiß“, erwiderte er.
Moment mal. Heiß? Ich?
Er lachte. „Das hat dir auch noch nie jemand gesagt, oder?“
Ich konnte nur den Kopf schütteln.
„Du hast es ja offensichtlich nur mit Idioten zu tun gehabt.“ Er senkte den Blick wieder … der an meinen Lippen hängen blieb. Plötzlich wurde er ernst. „Ich werde dich küssen, Ali.“
Hier, jetzt, dachte ich. Meine Panik kehrte zurück. „Vielleicht kann ich das ja gar nicht, und wir kennen uns ja überhaupt nicht, und du … und du … wir können unmöglich …“ Die Worte schossen aus mir heraus, aber kein vernünftiger Satz bildete sich.
„Offensichtlich kann ich doch. Und du wirst es auch können.“
Damit senkte er den Kopf und legte seine Lippen auf meine, sodass mir der Atem stockte.
Plötzlich gab es nur noch Cole, diesen Moment, seinen Mund, seinen Geschmack. Minze und Kirschen. Seine Hitze umfing mich. Seine Stärke und Kraft hüllten mich ein. Hielten mich gefangen. Ich ließ mich in diese Empfindungen fallen, vergaß alles um mich herum, bis auf Cole.
Er musste ebenfalls alles andere vergessen haben, denn sein Kuss veränderte sich von neugierig und tastend zu heißhungrig. Er verschlang mich geradezu, und ich erwiderte seine Wildheit, strich ihm über den Rücken, krallte die Finger in seine Muskeln. Ich hatte keine Erfahrung, klar, aber genauso wie in meiner Vision wusste er ganz genau, was er tat.
Das war verzehrend … betäubend. Es gab nur Gefühle, ohne jegliche Zurückhaltung. So lange hatte ich mir gewünscht, dass mein Leben nur ein Traum wäre. Doch nun, mit diesen Empfindungen, die mich durchfluteten, wollte ich die Wirklichkeit und nur noch diese Sicherheit und Intensität in seiner Umarmung spüren. Ich wollte ihm alles geben. Hier, jetzt. Wollte, wollte, wollte. Will ihn anfassen, überall. Ihm sein Shirt ausziehen. Ich griff nach dem Saum seines Hemdes.
Er fasste nach dem Saum meines Tops.
Dann war er plötzlich weg.
Warte. „Komm zurück“, verlangte ich, mein Kopf war völlig umnebelt.
Stimmen im Hintergrund. Verstand kein Wort.
Mir klingelten die Ohren. Ich zitterte, mein Atem ging schwer, und ich versuchte, mich auf das zu konzentrieren, was um mich herum passierte. Die erste Person, die ich wahrnahm, war Frosty. Er musste Cole von mir weggerissen haben, denn jetzt stand er zwischen uns mit ausgestreckten Armen, um uns voneinander fernzuhalten. Seine Lippen bewegten sich. Er sagte irgendwas, aber ich konnte ihn nicht verstehen.
Ein Tanzender stieß gegen mich, ich stolperte zur Seite. Ein Mädchen sah mich verärgert an und schob mich so heftig von sich, dass ich jemand anders rammte. Ich fiel, ging zu Boden. Als Cole mich fallen sah, wurde er wütend und wollte zu mir stürzen, doch Frosty hielt ihn zurück. Natürlich richtete das seine Wut nun auf Frosty. Er ballte die Hände zu Fäusten, als wollte er jeden Moment zuschlagen.
Bronx kam von hinten auf ihn zu und umklammerte ihn mit seinen Bärenarmen. Cole wehrte sich und hätte sich freigekämpft, da er der Stärkere war, aber dann kam der andere Typ ihnen zu Hilfe, derjenige, der mit Reeve getanzt hatte.
Gott sei Dank lichtete sich der Nebel in meinem Kopf, und das Klingeln in meinen Ohren wurde leiser. Die Welt kam in mein Blickfeld zurück, die Hitze der Scham überfiel mich wie eine lodernde Flamme. Ich hatte gerade vor allen Leuten einen Jungen geküsst. Und nicht einfach nur geküsst. Ich hatte ihn regelrecht verschlungen.
Wieder etwas, das ich von meinem Vater geerbt hatte. Ein paar Mal, wenn unsere Eltern gedacht hatten, Em und ich wären in unseren Zimmern, waren sie zur Sache gekommen - und ich hatte immer gebetet, dass mir jemand das Bild aus den Augen und dem Gehirn radierte.
Kat erschien neben mir und half mir auf die Füße. „Was ist denn los?“, erkundigte sie sich und schien genauso verblüfft zu sein wie ich.
„Keine Ahnung.“ Ich hatte nur vorgehabt, seinen Kuss zu erwidern und die Vision mit der Realität zu vergleichen. Nach einer Minute hatte ich wieder aufhören wollen … vielleicht nach zweien. Und jetzt warf mir Frosty böse Blicke zu, als hätte ich Cole erstochen und würde lachend beobachten, wie er verblutete. „Tut mir leid, das wollte ich nicht.“ Stück für Stück wich ich vor ihm zurück. Unser Frage-Antwort-Spiel konnte warten. Ich würde nun so tun, als hätte ich den dritten Vorsatz nie gefasst, und mich aus dem Staub machen.
„Ali.“ Cole konzentrierte sich nun wieder auf mich. Ich war plötzlich das Ziel, die schwache Gazelle für den hungrigen Löwen. „Wage es nicht, jetzt abzuhauen!“
„Tut mir leid“, wiederholte ich. Ich musste hier weg. Sofort, auf der Stelle.
Ich schüttelte Kats Hände ab, wirbelte herum und schob mich durch die tanzenden Massen. Ein Stroboskoplicht warf pinkfarbene, blaue und gelbe Strahlen auf uns. Wohin ich gehen sollte - und wie ich dorthin kam -, ich hatte keine Ahnung. Ich war kilometerweit von zu Hause entfernt, und es wäre unmöglich, die Strecke zu Fuß zu bewältigen.
„Das wird langsam eine sehr schlechte Angewohnheit.“
Es klang fast wie ein Knurren. Cole war plötzlich neben mir und legte einen Arm um meine Taille.
„Du rennst weg, und ich laufe dir hinterher.“
Ich wagte es nicht, ihn anzusehen, aus Furcht, ich könnte schwach werden. „So was dürfen wir nicht noch mal tun“, sagte ich. Nie wieder.
„Warum?“
Mir fiel auf, dass er nicht fragen musste, wovon ich redete. „Wie du so schön im Wald gesagt hast, wir kennen uns ja gar nicht, aber wir hätten fast … du weißt schon … vor allen Leuten.“
„Du weißt schon? So nennst du das?“
War da etwa Belustigung in seinem Tonfall? „Willst du, dass ich dir eine verpasse?“
„Nein, ich will, dass du Ruhe gibst und mir zuhörst.“
„Das wird nicht passieren.“
Er seufzte. „Auch nicht, wenn ich verspreche, nicht wieder mit ‚Du-weißt-schon‘ in der Öffentlichkeit anzufangen?“
„Nein!“, zischte ich und war mir nicht klar, ob ich mich über sein lässiges Versprechen freute oder ärgerte.
„Komm, ich bringe dich nach Hause.“ Er nahm meine Hand und zog mich mit sich. Alle gingen ihm aus dem Weg, als wäre er Moses und sie die Haie im Roten Meer.
„Ich gehe nicht nach Hause.“
„Umso besser.“
Draußen in der warmen Nacht entspannte ich mich. Die Frische und die klare Luft taten gut. Kein Parfüm oder Schweiß. Eine leichte Brise und ich konnte wieder tief durchatmen. Cole ging weiter. Er steuerte auf seinen Jeep zu, der am Rand des Parkplatzes unter einer Straßenlampestand, so ausgerichtet, dass Cole damit, ohne zu wenden, geradewegs auf die Fahrbahn schießen konnte. Die Türen und das Dach fehlten immer noch.
„Ich fahre mit dir“, sagte ich, „aber ich kann nicht allzu lange wegbleiben.“
„Gut.“
„Warum war Frosty sauer auf mich?“
Schweigen. „Du bist uns ein Rätsel; wir wissen nicht genau, wie wir dich einordnen sollen. Außerdem muss ich bei dir höllisch aufpassen. Ich habe mich schon einige Male in deiner Gegenwart ziemlich unvorsichtig benommen, was für mich gefährlich ist.“
Keine Ausreden, die Wahrheit. Aber so richtig beruhigend fand ich seine Antwort nicht. Er und seine Freunde redeten über mich, und offensichtlich dachten sie, ich - die merkwürdig Starrende - sei schädlich für sie.
„Vielleicht sollten wir uns morgen lieber nicht sehen“, sagte ich scharf. „Es ist wahrscheinlich einfacher, wenn wir nicht …“
„Oh nein, wir sehen uns morgen. Versuch nicht, unser Date rückgängig zu machen.“
„Date? Du hast gesagt, es wäre kein Date!“ Um ehrlich zu sein, ich war mir nicht ganz sicher, ob ich das überhaupt noch wollte. Ich war längst nicht bereit für einen Typen wie ihn. Ich konnte nicht mit ihm umgehen.
„Was auch immer. Wir müssen uns ein bisschen besser kennenlernen.“
„Das werden wir vielleicht“, entgegnete ich. „Aber ich gehe eigentlich mit jemand anderem auf die Party.“ Ich schuldete ihm keine Erklärung, doch ich konnte mich nicht zurückhalten, zu sagen: „Das ist auch kein richtiges Date, wir sind nur Freunde, ich …“
Cole blieb ruckartig stehen und wirbelte zu mir herum. Er kniff die Augen leicht zusammen. „Mit wem?“
Nein. Auf keinen Fall würde ich ihm das sagen. Ich hatte ja vielleicht wenig Erfahrung mit Jungen, aber ich wusste, dass er Justin drohen würde, einfach nur, um seinen Status als obercoolster Typ der Asher High zu bestätigen. Das Problem war, er würde nicht nachgeben. „Du wirst ihm nichts antun. Versprich mir das.“
Er kniff die Augen noch ein Stück weiter zu. „Ich verspreche, ihn nicht umzubringen, wie wär‘s damit?“
Okay, das ging jetzt ein bisschen zu weit. „Warum solltest du ihn umbringen wollen?“
„Ich weiß nicht. Es ist einfach so.“
Wie informativ. Mein erster Gedanke: Ich sollte die Verabredung mit Justin absagen. Nur für den Fall, dass Cole morgen in der gleichen Laune war. Der zweite: Ich kann nicht zulassen, dass Cole mit seinen Launen mein Leben dirigiert.
„Hast du nichts weiter zu sagen?“, fragte er.
Ich hob herausfordernd das Kinn, musste wohl eine neue Angewohnheit von mir sein. „Nein.“
„Das werden wir schon sehen.“ Er ging los und zog mich mit sich. Bei seinem Jeep angekommen, umfasste er meine Taille, um mich auf den Sitz zu heben. Bevor er dazu kam, spannte sich sein Körper an. Er schnüffelte.
Automatisch tat ich dasGleiche.
Verwesungsgeruch.
Panik überkam mich. Derselbe Gestank hatte vor einigen Nächten über unserem Garten gelegen, als ich mit dem Baseballschläger hinausgestürmt war, um mir Bridezilla vorzunehmen.
Sie kommen zu früh.
„Cole. Wir müssen weg hier.“
„Du musst weg. Ich bleibe hier.“
Ich blinzelte, er hatte schon seine Armbrust im Anschlag. Kalter Schweiß brach mir aus. „Cole?“
„Geh wieder rein, Ali.“
Das klang nach einem exzellenten Plan, wenn man bedachte, dass ich völlig unbewaffnet war, aber ich blieb, wo ich war. „Komm mit.“ Wenn er hier draußen allein wäre … nein! Das konnte ich nicht zulassen, konnte ihn sich nicht ohne Unterstützung der Gefahr aussetzen lassen, welche auch immer in den Schatten lauerte. Er wusste womöglich, was es war, er und seine Freunde würden wahrscheinlich sogar danach suchen, wie ich vermutete. Ich war nicht bereit tatenlos zusehen, wie noch jemand in meiner Gegenwart diesen Monstern zum Opfer fiel. „Bitte.“
„Gib den Jungen drinnen Bescheid, dass ich sie brauche“, sagte er, ohne meine Bitte zu beachten.
In dem Moment erinnerte er mich an meinen Vater, wie er in alle Richtungen blickte, angespannt, bereit zum Kampf.
„Die … die Vision …“, stotterte ich, der Gedanke ließ mich nicht mehr los. Unsere Küsserei war Wirklichkeit geworden. Warum nicht der Kampf ebenfalls?
Ich musste ihm die Einzelheiten schildern, die ich mich vorher nicht getraut hatte, ihm zu erzählen. Wenn ich sie für mich behielte, würde er hier draußen bleiben. Er war viel zu störrisch.
„Ich weiß nicht, was du gesehen hast, doch in meiner Vision waren überall Monster um uns herum, die uns verschlingen wollten.“ Die Worte schossen aus mir heraus. „Und in einer Nacht habe ich zwei von denen hinter unserem Haus entdeckt, nicht als Vision, sondern real. Damals dachte ich noch, ich sei verrückt.“ Jetzt war ich mir nicht mehr so sicher. „Sie haben mich beobachtet, und als ich sie gesucht habe, waren da Spuren. Die, die du mir gezeigt hast.“
Er atmete scharf ein, ein Anzeichen, dass er mir zugehört hatte, aber er sah mich nicht an. Seine Aufmerksamkeit war nach vorn gerichtet, offensichtlich darauf lauernd, dass sich die Bedrohung zeigte. Wenn das der Fall wäre, würde er das Monster sehen oder nicht? Und ich?
„Hast du eine Ahnung, was du da gerade …“
Das Knacken eines Zweiges war zu hören, und er schwieg abrupt.
Vier Männer traten ins Mondlicht heraus, ihre Kleidung verschmutzt und zerrissen. Die Augen lagen tief in den Höhlen, die Haut war fleckig und ihre Finger nur noch Knochen. Das Haar hing in spärlichen Büscheln von ihrem Kopf.
Mir wurde übel, ich musste mich fast übergeben. „Komm mit rein, Cole, bitte!“
„Geh zurück in den Klub!“, schrie er … und sprang den Monstern entgegen.
Es blieb keine Zeit, um über die unglaubliche Tatsache nachzugrübeln, dass Cole die Monster ebenfalls sah, dass es keine Halluzination war, dass mein Vater immer recht gehabt hatte - und dass diese Monster wirklich meine Eltern verschlungen hatten. Das würde später erledigt werden müssen, ich ging davon aus, dass ich dann schreien, toben und heulen würde.
Jetzt, in diesem Moment, musste ich kämpfen. Ich musste das, was mein Vater mir beigebracht hatte, endlich anwenden. Cole durfte diesen Kreaturen nicht allein gegenübertreten, das konnte ich nicht zulassen, ob ich nun Waffen dabeihatte oder nicht.
Durchatmen … ein … aus … als gehörte ich zu einem Film und jemand anders kontrollierte die Szene. Die Welt um mich herum verblasste. Ich beobachtete, wie Cole weiterlief und dann … oh mein Gott! Er verdoppelte sich! Aus einem Cole wurden zwei!
Plötzlich schoss mir der Abschnitt aus dem Tagebuch durch den Kopf:Wir sind geistige Wesen, der Geist ist die Quelle unserer Kraft. Wir besitzen eine Seele … unser logisches Denken, unsere Gefühle … und leben in einem Körper.
Auf keinen Fall! Sicher hatte er nicht … Aber welche Erklärung hätte es sonst geben können? Coles Geist hatte soeben seinen Körper verlassen.
Es gab jetzt zwei Versionen von ihm, beide trugen dieGleiche Kleidung. Cole eins - wahrscheinlich sein Körper - erschien solide und fest, während Cole zwei eine Art schimmernder Nebel umfing. Sein Geist, vermutlich.
Sein Geist.
Das war fast zu viel, um es auszuhalten. Sein Körper stand vollkommen unbeweglich da, während sein Geist weiter vorwärtsstürmte. Ich beobachtete, wie er den Bogen spannte und einen Pfeil abschoss. Auf dem Flug entfaltete die Pfeilspitze kleine scharfe Greifarme, die demvorderstenMonster die Kehle aufschlitzten.
Es spritzte kein Blut, aber es verursachte zweifellos eine offene Wunde. Die Kreatur zitterte am ganzen Körper, stand einen Moment still, bis sich der Kopf vom Rumpf löste und beides zu Boden glitt. Der Körper des Monsters zuckte, die Augen im abgetrennten Kopf blitzten, er schnappte mit den Zähnen nach Cole.
Beide Teile schienen noch Energie zu haben.
Wie war das möglich?
Cole schoss wieder einen Pfeil ab und traf die zweite Kreatur. Sekunden später bekämpfte er die übrigen mit den Fäusten. Er schlug zu, wich aus, wirbelte herum, duckte sich und griff nach einer anderen Waffe, die in seinem Stiefel steckte. Eine Klinge.
Ein Klagelaut ertönte hinter mir, ich drehte mich um. Drei weitere Wesen hatten beschlossen, sich unserem Tanzpartymassaker anzuschließen. Zwei Männer, eine Frau. Das schloss ich lediglich daraus, dass zwei einen zerschlissenen Frack trugen und die dritte Kreatur ein pinkfarbenes Kleid, das an den Hüften gebauscht war. Obwohl es sich nicht um meine Verfolger Bridezilla und ihren Bräutigam handelte, wirkte die Gruppe nicht weniger hungrig.
Meiner Panik wuchsen Flügel, und sie durchflatterte meinen gesamten Körper. Diese Monster hatten meine Familie getötet, meine Eltern, meine Schwester. Ich würde nicht zulassen, dass sie Cole angriffen, während er mit den anderen kämpfte. So könnte er nicht gewinnen.
Wut machte sich bei mir breit und besiegte meine Panik. Diese Kreaturen haben meine Familie getötet, meine Eltern, meine Schwester. Sie wollten Cole töten.
Sie mussten vernichtet werden.
Noch einmal tief durchatmen, dann sprang ich nach vorn. Links und rechts von mir parkten Autos, die eine Art Begrenzung bildeten. Feindseligkeit und Gier leuchteten aus den fleckigen Gesichtern der Kreaturen, die mir zugewandt waren. Von Nahem sah ich, dass ihre Augen schwarz waren und vor wildem Geifer blitzten. Obwohl einer gebückt lief und offensichtlich auf gebrochenen Knöcheln humpelte und einem anderen ein Fuß fehlte, bewegten sie sich überraschend schnell vorwärts.
Wie Cole verteilte ich Faustschläge, kaum dass ich sie erreicht hatte - doch meine Fäuste gingen durch ihre Körper hindurch. Ich spürte keinen Widerstand, nur Luft … und eine Welle von Abscheu, die meine Adern durchströmte.
Die Kreaturen schnappten nach mir und bekamen mich ebenso wenig zu fassen. Wieder überfielen mich Ekel und Wut und brachten mein Blut zum Kochen. Ich stolperte rückwärts und stieß gegen einen Wagen. Die Monster ließen mich nicht aus den Augen und kamen näher.
Meine Rage entlud sich in einer Energieeruption, die mich vorwärtsstürmen ließ. Diesmal würde ich sie treffen. Nichts konnte mich aufhalten.
Und wisst ihr was? Es funktionierte. Ich schlug zu und traf. Der Ekel wurde von kalter Wut hinweggefegt. So kaltblütig hatte ich mich in meinem ganzen Leben noch nicht gefühlt. Ein Beben durchfuhr mich jedes Mal, wenn die Kreaturen nach mir schnappten, wenn sie versuchten, meine Arme zu ergreifen, mich zu kratzen. Ich wich ihnen blitzschnell aus, meine Muskeln fühlten sich merkwürdig an, als hätte ich sie nie benutzt - und dann sah ich mich. Ich stand gegen ein Auto gelehnt unbeweglich da.
Ich war doch aber hier und kämpfte, oder etwa nicht? Oder … war ich wie Cole? Agierte mein Geist außerhalb meines Körpers? Wie konnte das sein? Kann mich jetzt nicht weiter damit beschäftigen …
Für diesen kurzen Moment der Verwirrung musste ich bezahlen. Jemand griff nach meinen Haaren und schleuderte mich auf die Straße.
Ein Rat meines Vaters fiel mir ein. Wenn du zu Boden gehst, nutze den Schwung.
Ja! Ich hatte es trainiert. Das konnte ich. Ich bog den Rücken durch, um mit den Armen nach hinten ausschlagen zu können. Meine Faust landete mit voller Wucht auf der Nase der Kreatur, sodass sie stürzte. Ich verlor dabei ein Büschel Haare, aber ich hatte mich befreit.
Ich streckte mich, drehte mich und stieß mit dem Fuß nach der nächsten Gestalt, die weibliche, traf sie in den Magen und sie fiel zurück. Sie durchdrang einen Wagen, kam auf der anderen Seite heraus, schüttelte sich kurz und stand wieder auf. Ihr Blick war starr auf mich gerichtet, sie würde erneut angreifen.
Der, den ich zu Boden geboxt hatte, richtete sich ebenfalls auf und schnappte nun nach mir. Ich biss die Zähne zusammen, während ich ihm gegen den Arm trat, dann gegen das Kinn. Er fiel von der Wucht der Schläge nach hinten, schwankte, blieb aber in letzter Sekunde stehenund behielt mich im Visier.
Wie konnte ich diese Kreaturen so unschädlich machen, dass sie nicht wieder aufstanden? Und wo war die dritte?
Lass niemals deinen Gegner aus den Augen. Das wirst du sonst bereuen. Diese Lektion stammte ebenfalls von meinem Vater.
Auch damit hatte er recht gehabt.
Arme umklammerten mich von hinten wie ein Schraubstock. Ich spürte feuchten Atem in meinem Nacken. Verdammt! Ich stieß meinen Kopf mit aller Kraft zurück gegen den Angreifer. Sein Griff lockerte sich, allerdings ließ dieser Schlag mein Gehirn schmerzhaft vibrieren. Ich wirbelte herum und schlug ihm mit solcher Wucht gegen das Kinn, dass sein Kopf wegknickte.
Die Zähne bröckelten ihm aus dem Mund, als er hintenüberkippte, doch auch das schien ihn nicht ernsthaft zu bremsen. Er rappelte sich auf, den Hals in einem sonderbaren Winkel verdreht, und kam erneut auf mich zu.
Unterbewusst registrierte ich, dass irgendetwas Merkwürdiges außerhalb unseres kleinen Kampfklubs passierte, aber mir war nicht klar, was es war. Etwas, worüber ich später nachdenken konnte - falls ich das hier überlebte.
Ich musste überleben.
Meine drei Angreifer tauchten wieder auf.
Ich verpasste zweien einen Schwinger, trat nach dem dritten. Alle hatten die Arme nach mir ausgestreckt. Ich schoss aus ihrer Reichweite, schlug zu, kickte. Je länger wir kämpften, desto heftiger hämmerte mein Herz und desto aufgeregter schienen sie zu werden. Je aufgeregter sie wurden, desto schneller bewegten sie sich.
Als ein männlichesMonster es schließlich schaffte, eins meiner Handgelenke zu umfassen, war der Griff so fest, dass ich mich nicht befreien konnte. Es schleuderte mich zu Boden. Ich versuchte den Schwung zu nutzen wie vorher schon, es ließ mich jedoch nicht los und fletschte die Zähne.
Ich durfte nicht zulassen, dass es mich biss. Wollte nicht so sterben.
Egal wie sehr ich mich hin und her schwang, ich kam nicht von ihm los.
Die anderen beiden sanken neben mir auf die Knie. Sie waren nur zu dritt, aber es fühlte sich an, als hätten sie massenhaft Hände. Sie hielten mich auf den Boden gedrückt, rissen an meiner Kleidung, senkten die Köpfe … tiefer … Als ich den ersten Biss spürte, schrie ich auf.
Brennender, scharfer Schmerz durchfuhr mich, doch er konnte nicht das Eis zum Schmelzen bringen, das mich umhüllte. Mein Sein war eine toxische Mischung aus zu heiß und zu kalt, sterben … wollte sterben. Ihre Zähne bohrten sich durch meine Haut, ihre Gesichter schienen in mich einzutauchen. Ich hatte das Gefühl, als hätten sie sich bereits bis auf meine Knochen vorgearbeitet, ohne einen Tropfen Blut zu vergeuden.
Ich wehrte mich, kämpfte und wand mich, doch erfolglos. Plötzlich hörte einer von ihnen auf zu beißen, dann der andere und die dritte Kreatur. Mich immer noch festhaltend, blickten sie entsetzt auf mich herunter, als hätten sie etwas Widerliches geschluckt.
Eine der beiden männlichen Kreaturen erstarrte, ein Pfeil ragte aus ihrem Hals. Er schlug danach, während er vorwärts fiel und neben mir auf dem Boden landete. Jetzt, da er meine Hand nicht mehr festhielt, verpasste ich der Frau einen Fußtritt gegen das Kinn. Sie stolperte rückwärts. Das andere Monster ließ ebenfalls von mir ab.
Cole war sofort hinter der weiblichen Kreatur, griff um sie herum und presste seine Handfläche dorthin, wo das Herz sein musste. Gleißendes Licht blitzte zwischen seinen Fingern auf, so grell, dass ich kurz geblendet war. Es dauerte nicht länger als ein Fingerschnipsen. Als es wieder verschwunden war, konnte ich das Wesen nicht mehr sehen, nur Cole war da.
Er lief zu einem der männlichen Monster, dann zum nächsten, jedes Mal erschien dieser weiße Blitz, und die Kreatur war weg. Sekunden später beugte er sich über mich, wir sahen uns an. Beide verschwitzt und heftig atmend.
„Ich … ich …“ Konnte nichts sagen. Alles tat so weh. Bekam kaum noch Luft. Dunkelheit drohte mich zu verschlucken, und er verschwand aus meinem Blickfeld.
Aufschlitzen … Das Wort flüsterte in meinem Kopf, gefolgt von einem anderen, nicht weniger schlimmen.
Töten …
Der Drang, dem zu folgen, erfüllte mich. Aufschlitzen … töten …
Zerstören …
„Sag kein einziges Wort mehr“, warnte mich Cole heiser. „Sei still, bis ich dich wieder zusammengeflickt habe.“
Ich wollte ihn bitten, mir zu helfen, mich ins Krankenhaus zu bringen. Bitte, bitte, bitte. Aber egal, was ich versuchte, ich konnte keinen Laut von mir geben.
Aufschlitzentötenzerstören.
Ja, dachte ich als Nächstes. Ja. Das würde ich tun. Das musste ich tun. Dann würde alles besser werden.
Aufschlitz…
Stechender Schmerz in meinem Nacken. „Das wird dir helfen“, sagte Cole.
Töt…
Etwas Schweres fiel auf mich.
Zer…
Ich holte scharf Luft, mein Kopf fühlte sich leer an, meine Augenlider hoben sich. Cole hockte über mir. Er sah so besorgt und so schön und so wundervoll lebendig aus. Der Schmerz, obwohl schon weniger stark, blieb. Alles tat mir weh.
„Das war der Letzte von ihnen, aber es können noch andere unterwegs sein.“ Er umfasste meine Oberarme und zog mich auf die Füße. Meine Knie gaben nach. Er nahm mich hoch und trug mich zu seinem Jeep.
„Mein Körper“, sagte ich flüsternd. Ich sah zum Wagen hinüber, wo ich ihn gesehen hatte. Was für ein merkwürdiger Gedanke. Er war nicht mehr dort. Wie … wann …?
Ich sah auf meine Arme. Meine Handgelenke waren mit Schnitten und Blutergüssen übersät und bluteten, als wäre ich tatsächlich gebissen worden.
Ich sah Cole an. Er hatte die gleichen Verletzungen. „Geht es dir … gut?“
„Ja, alles okay.“ Er setzte mich in den Wagen, ging zum Fahrersitz hinüber und startete den Motor. Während die Reifen auf dem Asphalt durchdrehten, nahm er sein Handy heraus. „Parkplatz“, sagte er, nachdem er eine Taste gedrückt hatte. „Zehn sind erledigt. Ich hab‘s überprüft, es sind keine mehr in der Nähe. Noch nicht. Ich habe Ali dabei. Sie ist gebissen worden, du musst dich darum kümmern.“
Das war es. Das ganze Telefonat.
„Was ist mit Kat und den anderen?“, fragte ich. Meine Stimme klang inzwischen kräftiger und nicht so heiser. Bis auf ein paar unwesentliche Schmerzen fühlte ich mich langsam wieder normal.
„Sie werden da herausgeholt und in Sicherheit gebracht.“
Als wir mit quietschenden Reifen auf die Straße einbogen, drehte ich mich um. Nirgends lagen Leichen. Keine Blutlachen, doch inzwischen waren eine Menge Leute auf dem Parkplatz versammelt, wo wir eben noch gekämpft hatten.
Ich bekam eine Gänsehaut, als mir plötzlich klar wurde, was mich während des Kampfes beschäftigt hatte. Da liefen Menschen herum, redeten, lachten und suchten nach ihren Autos. Niemand schien sich bewusst zu sein, was dort passiert war.
„Sie haben uns nicht gesehen“, sagte ich. Wie war das möglich? Wir waren da gewesen, vor ihrer Nase, schnaufend, stöhnend - tötend!
Das letzte Wort hallte durch meinen Kopf. Töten. Getötet. Töten. Ich hatte ihm geholfen, diese Monster zu töten. Natürlich war ich froh, dass sie nicht mehr lebten, aber … „Werden sie uns dafür verhaften?“
„Die Leute haben unsere Körper dort stehen sehen, den Kampf nicht. Also nein, du kommst nicht ins Gefängnis oder in die Nervenheilanstalt. Außerdem wird man nichts finden, woraus man schließen könnte, dass irgendetwas vorgefallen ist.“
Ich beschloss, ihm zu glauben. Wenn nicht, würde ich verrückt werden. Würde? Ein hysterisches Lachen stieg mir in die Kehle. Ich hatte gehofft, mit Cole darüber sprechen zu können, jedoch nicht so. „Ich verstehe nicht, was gerade passiert ist. Wir haben unseren Körper verlassen.“
„Ja.“
„Aber wie?“
Er warf mir einen kurzen Blick zu, dann sah er wieder auf die Straße vor sich. „Hast du das noch nie vorher getan?“
„Nein“, rief ich. „Natürlich nicht.“
„Na ja, eine Frage hast du mir nun endlich beantwortet. Du kannst sie sehen. Deshalb beantworte ich dir deine Frage.“ Wie ruhig er klang. „Du kannst das Böse nicht mit deinem Körper bekämpfen. Was sich auf der geistigen Ebene befindet, dem muss man auch auf geistiger Ebene begegnen.“
Das Böse. Geistige Ebene. Also waren die Monster … Geister? Das würde erklären, wie sie in meinen Vater und meine Mutter hatten eintauchen können. Das würde erklären, warum sie sich bewegen konnten, obwohl man sie tödlich verletzt hatte. Aber es erklärte mir nicht, wieso ich sie gesehen hatte.
„Wie kommt es, dass sie Fußabdrücke im Wald hinterlassen, wenn sie Geister sind?“, wollte ich wissen.
„Ich habe nie behauptet, dass die Abdrücke von ihnen sind.“
„Aber …“
„Ich habe auch nicht gesagt, dass sie nicht von ihnen stammen. Sie können Spuren hinterlassen, doch man kann nie sicher sein, ob sie von ihnen sind. Es sind immer Leute unterwegs, die sie jagen.“
Moment mal. Wie bitte? „Du zum Beispiel?“
„Und eine andere Gruppe. Mehr kann ich dazu nicht sagen.“
So was Frustrierendes! Konnte er nicht sehen, wie verzweifelt ich etwas darüber erfahren wollte?
„Okay“, sagte ich. „Vergiss die andere Gruppe, aber sag mir wenigstens eins, wenn ich in geistiger Form gegen die Monster gekämpft habe, warum habe ich dann Schnitte und Blutergüsse? Und wieso kannst du sie mit einer Armbrust verletzen?“
„Geist und Körper sind miteinander verbunden. Was du außerhalb erfährst, überträgt sich nach innen und umgekehrt. Was die Armbrust betrifft, die trage ich an meinem Körper wie meine Kleidung, damit ist sie auch für meinen Geist erreichbar.“
Ich würde nie mehr ohne Waffe unterwegs sein. „Also w… was sind das für Dinger?“
„Weißt du es immer noch nicht?“, fragte er.
„Nein.“ Na ja, ich hatte bereits zugegeben, dass mein Vater recht gehabt hatte. Das Böse war da draußen. Das Böse existierte. Mein dummer Glaube, dass wir irgendwie nichts damit zu tun hatten, war erschüttert worden, diese Teile würden sich niemals wieder zusammenfügen.
„Und trotzdem wusstest du, wie du gegen sie kämpfen musst.“
„Nicht gut genug.“ Was mein Vater mir beigebracht hatte, war schon hilfreich gewesen, aber er hatte ja keine Ahnung gehabt, was der Gegner wirklich konnte, da er nie richtig gekämpft hatte. Er war immer weggelaufen.
„Erzähl mir alles, Ali. Es wird Zeit.“
Ja, das stimmte. Endlich durfte ich alles, was ich bisher vor anderen und am liebsten sogar vor mir selbst verheimlicht hatte, aussprechen. Ich war sehr erleichtert. Vielleicht weil ich mich noch nie so verletzlich gefühlt hatte, vielleicht weil ich wusste, dass Cole mir glauben würde. Anmerkung: Ich musste jemanden haben, dem ich vertrauen konnte, und was auch immer geschehen mochte, das war Cole.
„Mein Dad hat sie gesehen. Er hatte solche Angst vor ihnen, dass er mir und meiner Schwester beibringen wollte, wie wir sie bekämpfen können, falls wir mal angegriffen werden. Da wir nie welche entdecken konnten, dachten wir, er sei verrückt. Außerdem kannte er sich gar nicht so gut aus. Er bildete sich ein, dass er sie mit dem Gewehr erschießen könnte. Eines Abends haben sie ihn dann erwischt, und er ist umgekommen, meine ganze Familie … und ich habe die Monster zum ersten Mal gesehen. Sie … haben meine Eltern verschlungen.“
Cole hörte zu und umklammerte das Lenkrad so fest, dass seine Knöchel weiß wurden.
„Warum habe ich sie erst da sehen können? Wie lange siehst du sie denn schon? Wissen die anderen davon? Wenn ja, sind sie in der Lage, das zu tun, was wir getan haben?“
„So viele Fragen. Gib mir einen Moment, damit ich nachdenken kann, wie ich dir das am besten beibringe.“
Sag es mir, jetzt sofort, hätte ich am liebsten geschrien. Stattdessen blieb ich völlig ruhig. Ich wollte die Antworten, aber ich fürchtete mich auch davor. Sie würden mein Leben verändern.
Erneut.
Konnte ich denn schon wieder eine Veränderung ertragen?
Was hätte mein Vater dazu gesagt? Sein Gesicht erschien in meiner Erinnerung, sein zerwühltes blondes Haar, seine glasigen blauen Augen. Obwohl ich all die Jahre diese hässlichen Dinge über ihn gedacht hatte, ihn nie ernst genommen hatte, waren er und meine Mutter als Einzige auf dem richtigen Weg gewesen.
„Daddy“, sagte ich im Stillen und hoffte, dass er mich hören konnte, „es tut mir so leid, dass ich an dir gezweifelt habe. Es tut mir leid, was für gemeine Dinge ich über dich gedacht habe. Vergib mir all die Male, die ich Mom gesagt habe, sie soll dich verlassen und jemand anders heiraten. Wenn ich noch mal von vorn anfangen könnte, würde ich dich diesmal ernst nehmen. Ich würde dich lieben und dich akzeptieren und dir helfen.“
„Lass uns erst mal eins klarstellen“, sagte Cole. „Du darfst niemandem erzählen, was heute Abend passiert ist.“
„Ich weiß.“
„Nicht einmal Kat.“
„Das weiß ich!“ Wenn ich schon gedacht hatte, mein Vater sei verrückt und bester Kandidat für die Zwangsjacke, was würden meine neuen Freundinnen dann erst von mir denken? Darüber musste ich wirklich nicht lange grübeln. Man würde mich schneiden, über mich lachen und mich vor den anderen lächerlich machen. Nein, vielen Dank.
Cole fluchte unterdrückt. „Übernimm das Lenkrad, und steure auf die Overalls zu. Jetzt sofort!“
„Was …?“ Erst dachte ich, er hätte meinetwegen geflucht, doch falsch! Zwei Monster befanden sich auf der Straße und liefen geradewegs auf uns zu. Direkt hinter ihnen folgten fünf Gestalten in Schutzanzügen.
„Ali!“
Ich griff nach dem Lenkrad, wie er befohlen hatte. Cole nahm eine Klinge, mit der anderen Hand hielt er sich am Überrollbügel des Jeeps fest und lehnte sich aus dem Wagen. Er streckte den Arm mit der Klinge aus … streckte ihn weiter aus, bis ein Teil seines Geistes sich aus dem Körper löste.
Im Vorbeifahren ritzte er einige der Overalls auf, ein Zischen erfüllte die Luft.
Ich meinte aufzuschreien, doch in meinen Gedanken war ich so damit beschäftigt herauszufinden, was gerade passierte, dass ich mir nicht sicher war. „Das sind doch Menschen, Cole!“ Zumindest glaubte ich das.
Eine Sekunde später war er wieder zurück auf seinem Sitz und steuerte den Wagen. Die Klinge hatte er verstaut, als wäre gar nichts vorgefallen. „Ich habe sie nicht verletzt, nur ihre Schutzanzüge zerschnitten, jetzt müssen sie nach Hause verschwinden.“
Okay, damit konnte ich umgehen. „Das nächste Mal tu mir den Gefallen, und benutz das Messer für die Monster.“ Moment. Das nächste Mal? Oh, nein, nein, nein. Das wollte ich nicht noch einmal tun. Ich hatte meine Lektion gelernt.
„Die waren nicht die größte Gefahr.“
„Aber …“
„Wenn Frosty und die anderen über die Overalls stolpern, hätten sie Probleme. Sie müssten sowohl die Menschen als auch die … wie nennst du sie? Die Monster im Visier behalten. Und um eine deiner Fragen von vorhin zu beantworten: Ja, meine Freunde können sie sehen.“ Er warf mir einen kurzen Blick zu. „Und jetzt hast du ein paar Hundert neue Fragen, oder?“
„Natürlich nicht. Aber wie nennst du sie denn, wenn nicht Monster? Wieso haben diese Leute solche Schutzanzüge getragen? Ich meine, offenbar helfen die Overalls, warum tragt ihr keine, du und deine Freunde? Oder zieht ihr so was normalerweise an?“ Na bitte, nur vier Fragen.
„Nein, machen wir nicht. Die Anzüge schützen uns zwar vor Bissen, aber sie behindern uns auch beim Kämpfen. Darin können wir sie nicht töten. Was deine erste Frage betrifft …“
Er stellte die Musik an.
Message angekommen. Kurze Zeit später lenkte er den Jeep an den Straßenrand, und ich dachte, er würde anhalten, doch er fuhr in den Wald und folgte einem ausgefahrenen Pfad. Mein Herz begann wild zu klopfen, gerade so, als wollte das dumme Ding wegrennen. Cole kannte den Weg offensichtlich, und wir legten ihn ohne Zwischenfälle zurück. Schließlich hielt er vor einem einzelnen Blockhaus, das von den Scheinwerfern des Wagens beleuchtet wurde.
Zwei weitere Autos parkten dort, beides SUVs. Die Hütte hatte zwei Fenster, vor die schwere dunkle Vorhänge gezogen waren, die in der Mitte einen Spalt Licht durchließen. Gucklöcher, dachte ich sofort.
Cole drehte den Zündschlüssel, und die Musik erstarb.
„Was ist das für ein Haus, warum sind wir hier?“ Wenn er mir eröffnet hätte, dass wir uns am Stadtrand befänden und er mich jetzt umbringen müsste, da ich zu viel wusste, hätte ich nichts dagegen gehabt, solange ich nicht wieder einen Zusammenprall mit den Monstern befürchten musste - oder was auch immer sie waren.
„Du bist hier, weil du so nicht nach Hause gehen kannst“, sagte Cole und deutete mit dem Kinn auf meine Kleidung. „Du musst duschen, dich umziehen und deine Wunden versorgen lassen.“
Ich sah an mir herunter und verzog das Gesicht. Ich brauchte dringend eine Dusche, er hatte vollkommen recht. Meine Klamotten waren dreckig und zerrissen und überall mit schwarzem klebrigem Zeug beschmiert. An den Beinen hatte ich Kratzer und Blutergüsse, und meine Handknöchel schwollen an.
„Das ist unser Unterschlupf. In diese Hütte ziehen wir uns zurück, wenn wir uns erholen müssen.“
Es war nicht nötig zu fragen, wen er mit „wir“ meinte. Seine Freunde. „Also ist das nicht dein Zuhause?“
„Nein, ich wohne näher an der Schule. Uns gefällt das hier, weil wir unter uns sind. Außerdem ist es täglich vierundzwanzig Stunden videoüberwacht. Hierher kommt niemand, den wir nicht wollen, deshalb ist es für dich am sichersten.“
Die Vorstellung von einem sicheren Platz war äußerst angenehm. Im Moment fühlte sich mein Magen so übersäuert an, dass ich das Gefühl hatte, mich gleich übergeben zu müssen, damit das Gift in mir sich nicht weiter ausbreitete. Möglicherweise machte es mich aber auch zu einer neuen Superheldin, so wie Peter Parker und die radioaktive Spinne. Nur wäre ich wohl das Kotz-Girl, das alle abstoßen konnte.
„Ich hab dir doch gesagt, dass ich heute nicht nach Hause gehe. Ich sollte eigentlich bei Kat übernachten“, murmelte ich. „Kann ich über Nacht hierbleiben? Und wenn ja“, es gab ja keinen Grund, das vorauszusetzen, „würdest du mich dann morgen früh nach Hause bringen?“
„Zweimal ja.“
Das war einfacher gewesen als erwartet. „Vielen Dank.“ Da ich nun von ihm das Okay hatte, zog ich mein Handy aus dem Stiefel, um Kat eine SMS zu schicken. „Ich werde Kat schreiben, dass wir zusammen sind.“ Ich würde eben nicht erwähnen, dass unser Zusammentreffen etwas mit Monstern zu tun hatte. „Ist das in Ordnung?“
„Ja. Völlig okay. Sehr clever. Wenn sie mich nach Einzelheiten fragt, und das wird sie bestimmt, sage ich ihr, sie soll sich an dich wenden. Du kannst ihr erzählen, was immer du möchtest.“
„Danke. Was denkt sie denn überhaupt, wohin wir alle gegangen sind?“
„Keine Ahnung. Zwei meiner Jungs werden den Mädchen erzählt haben, dass sie im Klub nicht mehr erwünscht sind und zu Reeve fahren. Diese beiden überwachen heute Nacht heimlich Reeves Haus.“
„Das ist gut.“ Eine Sorge weniger. „Okay dann.“ Ich brauchte fast zehn Minuten, um meinen Text richtig einzutippen: Bin bei Cole. Sorry, dass ich abgehauen bin. Bitte nicht sauer sein, ich bleibe über Nacht bei ihm. Kein Wort an meine Großeltern. Endlich konnte ich die Senden-Taste drücken.
Obwohl ich wusste, dass zwischen mir und Cole nichts ablaufen würde - ich würde es nicht zulassen, und so, wie es aussah, würde er es nicht versuchen -, fühlte ich mich dennoch, als hätte ich mir einen riesigen Flittchen-Stempel auf die Stirn gedrückt.
Zwei Sekunden später kam Kats Antwort: Rock it, du böses Mädchen! Details morgen. PS: Wenn du Frosty siehst, sag ihm, ich hasse ihn!
Bei dieser spontanen Beifallsäußerung bekam ich sofort ein schlechtes Gewissen. Sie war immer nett zu mir gewesen, hatte mich vom ersten Tag an akzeptiert. Ich schuldete ihr so viel - auch Ehrlichkeit, egal wie ihre Reaktion ausfallen würde.
„Du hast das Richtige getan“, sagte Cole, der offensichtlich mein Unwohlsein spürte.
Ich stopfte das Handy in die Tasche und umklammerte meine Knie. „Ich weiß.“ Aber deshalb fühlte ich mich nicht besser.
Er nahm meine verkrampften Hände, löste sie von meinen Knien, zog meine verwundeten Handknöchel an die Lippen und küsste sie vorsichtig. „Keine Sorge. Du gehörst jetzt in meine Welt. Ich werde dir beibringen, wie du darin überlebst.“
In seine Welt gehören. Was sollte das genau heißen? „Als Erstes würde ich gern wissen, was das für Dinger sind. Ich habe dich schon zweiMal gefragt, aber keine Antwort bekommen. Also erklär es mir. Wogegen haben wir gerade gekämpft?“
Das Schweigen dauerte nur einen kurzen Moment, dann kam seine Antwort. Nur ein einziges Wort. Doch dies würde, so fürchtete ich, mein Leben für immer verändern.
„Zombies.“