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Auf einem Tischchen neben der Badewanne, in der ich meinen geschundenen Leib einweichte, stand ein reichhaltiges Frühstück, und hin und wieder schenkte ich mir mit träger Hand Kaffee ein. Esquire und Playboy lagen in Reichweite und natürlich auch die Morgenzeitungen. Mal rauchte ich eine Zigarette, mal döste ich kurz ein, mal aß ich etwas, und mal ließ ich heißes Wasser nachlaufen. Auf einem Stuhl neben dem dampfenden Bad prangte meine Jagdtrophäe, Carlos schwarze Beretta in ihrem Lederholster.
Kees und Anneke hatten sich keine Verwunderung anmerken lassen, als ich um sieben Uhr morgens mit zwei Koffern und übel zugerichtetem Gesicht vor ihrer Villa in Bergen aus dem Taxi gestiegen war. Sie hatten mich seit Jahren nicht gesehen, stellten aber dennoch keine Fragen. Genau deswegen war ich auch zu ihnen gefahren. Kees gehörte zu den wenigen Menschen, die wissen, wann sie nichts fragen sollten. Er war Illustrator und hatte es verstanden, sorgsam mit seinem Geld umzugehen, so daß er sich nach einigen Jahren harter Arbeit ein Haus in den Dünen bei Bergen-Binnen kaufen konnte, wo er nun mit seiner Frau und drei Kindern zurückgezogen lebte und arbeitete.
Sie hatten mir das Gästezimmer im obersten Stock gegeben, einen großen sonnigen Raum mit Blick auf die Dünen und angrenzendem Badezimmer. Nachdem ich eine Stunde in dem duftenden heißen Wasser gelegen hatte, war ich wieder mehr oder weniger der alte, auch wenn ich die Nacht nicht geschlafen hatte. Die Schrammen in meinem Gesicht taten nicht mehr weh, die Beule am Hinterkopf war zwar nach wie vor da, aber zum Glück hatte ich mir beim Sturz mit dem Stuhl nichts geprellt.
Ich stieg aus der Wanne, trocknete mich ab und zog mich wieder an. Diesmal entschied ich mich für etwas Bequemes, Sportliches, das besser zu dem paßte, was ich mir vorgenommen hatte: sandfarbene Cordhose, weit geschnittenes dunkelgraues Tweedsakko, das genügend Raum für das Schulterholster ließ, gelbes Baumwollhemd und bequeme Loafers.
Als ich nach unten kam, war das Haus verlassen. Kees war in seinem Atelier am anderen Ende des Ortes, Anneke war einkaufen, und die Kinder waren in der Schule. Auf dem Tisch im Wohnzimmer lag ein Zettel für mich. Mit großen Buchstaben hatte Anneke hastig hingekritzelt, daß im Eisschrank Bier stehe und Genever in der Bar. Und daß ich mich ganz wie zu Hause fühlen solle und tun und lassen könne, was ich wolle.
Ich schrieb darunter, daß sie mich am Abend zurück erwarten könnten und daß das Frühstück köstlich gewesen sei. Dann rief ich Annette an.
»Wo steckst du denn?« fragte sie verärgert. »Ich habe gerade in deinem Hotel angerufen und zu hören bekommen, daß du gar nicht mehr dort wohnst. Heute vormittag ist schon ein paarmal für dich angerufen worden.«
»Ich bin auf dem Land. Wer hat angerufen?«
»Larings natürlich. Er erwartet dich heute vormittag in seinem Büro.«
»Wenn er sich noch mal meldet, sag ihm, daß ich wahrscheinlich heute nachmittag komme.«
»Wenn er sich noch mal meldet? Wo wohnst du denn? Dann gebe ich ihm die Adresse.«
»Es spielt keine Rolle, wo ich wohne. Wer hat sonst noch angerufen?«
»Veenling. Du hättest gestern zum Tee zu ihm kommen sollen.«
»O Gott, den hab’ ich ganz vergessen. Falls er dich noch einmal belästigt, sag ihm, daß ich ihn anrufen werde. Schreib von jetzt an bitte immer Namen und Telefonnummer auf, ja?«
»Warum rufen die Leute denn alle bei mir an?«
»Darum.«
»Sid, was hat das zu bedeuten...«
»Tschüs, Schatz.« Während sie noch protestierte, legte ich auf.
Der große Garten um das Haus stand in später Nachblüte. Das Wetter war immer noch herrlich, zwar mit einem Hauch von Herbst in der Luft, aber mit sommerlich warmen Temperaturen. Mitten auf dem Rasen döste ein Boxer faul in der Sonne. Ich hätte eigentlich Lust gehabt, seinem Beispiel zu folgen. Mit einem Grashalm im Mund auf dem Rücken zu liegen und Schäfchenwolken zu zählen – und die Welt und die Dinge so sein zu lassen, wie sie waren.
Aber nein, zum Träumen war in der neuen Welt von Sid Stefan kein Platz mehr. Träumen bedeutet, daß du nicht auf der Hut bist, und wenn du nicht auf der Hut bist, kannst du in eine Falle laufen, und wenn du in eine Falle läufst...
Ich zündete mir eine Zigarette an und schlug den Weg zur Ortsmitte ein, um eine Werkstatt zu suchen, wo ich einen Wagen mieten konnte.
Der Kahle Kees ließ das Päckchen, das ich ihm gab, kommentarlos in seiner Tasche verschwinden. Wenn er den Inhalt gekannt hätte – achttausend Dollar und Carlos Dokumente –, hätte er vielleicht anders reagiert, aber so tranken wir jetzt ein Bier zusammen und unterhielten uns über das schöne Wetter. Ich hatte das Geld nicht auf die Bank gebracht, weil ich mir nicht sicher war, ob die Scheine auch echt waren.
Beim Katasteramt erhielt ich die Adresse des Maklers, der das Haus in der Geuzenkade verwaltete. Den rief ich aus einer Kneipe gegenüber an.
Das Haus sei von einem amerikanischen Ehepaar gemietet worden, das für längere Zeit in die USA zurückgekehrt sei und es möbliert untervermietet habe, erfuhr ich von einer äußerst resoluten jungen Dame am anderen Ende der Leitung. Ich fragte sie, ob sie mir den Namen des Ehepaars nennen könne.
»Mr. und Mrs. King. Wieso?«
Ich band ihr die Geschichte auf, daß ständig Post falsch zugestellt werde, und fragte sie, ob sie vielleicht die Anschrift in den USA hätten. Die junge Dame verneinte, riet mir aber, mich mit dem Untermieter in Verbindung zu setzen, einem italienischen Journalisten. Oder vielleicht mit der KLM, denn sie meinte sich zu erinnern, daß Herr King Pilot sei. Ob sie seine Initiale wisse. Sie mußte kurz nachsehen. O ja! A.
To my dearest and beloved Jeanette, from Alfred. Der Kreis begann sich zu schließen.
»Wer sind Sie eigentlich?« fragte sie plötzlich mißtrauisch, und ich legte rasch auf. Anschließend rief ich bei der KLM an und fragte, ob sie mir die derzeitige Adresse von Kapitän King geben könnten. Ich sei ein Freund von ihm und gerade aus dem Ausland zurück.
Die Frau am Telefon wußte von nichts und mußte kurz nachfragen. Nach wenigen Minuten meldete sie sich mit der Auskunft zurück, daß sie keinen Kapitän King auf der Liste finden könne.
»Könnten Sie ausfindig machen, ob er früher, vor einem Jahr vielleicht, für die KLM geflogen ist?« Sie wollte es versuchen. Es konnte natürlich auch gut sein, daß er gar kein Flugkapitän gewesen war, sondern einen niedrigeren Rang gehabt hatte, aber ich fand, daß eine leitende Position besser zu seinem Namen paßte. Nach langem Warten meldete sich ein Mann am Telefon, der mit strenger Stimme fragte, was er für mich tun könne. Ich wiederholte meine Frage. »In der Tat«, antwortete er mit leichter Zurückhaltung, »Kapitän King ist für uns geflogen, aber er ist vor etwa anderthalb Jahren gegangen.«
»Entlassen?« fragte ich schnell.
Es blieb einen Moment still. »So ist es.«
»Warum?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen. Wer sind Sie überhaupt?«
Ich nannte einen willkürlichen Namen, erzählte noch einmal, daß ich ein alter Freund von King sei, und fragte, ob er vielleicht wisse, wo King jetzt sein könnte.
»Vermutlich arbeitet er für Nippon Air Charter Systems, dahin ist er zumindest damals gegangen. Und dann wird er wohl auch in Japan wohnen. Sie könnten es mal bei deren Agent versuchen.«
Er nannte mir den Namen. Ich schrieb ihn rasch auf, bedankte mich und legte auf. Der Kreis hatte sich geschlossen. Der verbannte König war gefunden. King Alfred.
Ein weiterer Anruf, jetzt beim Agenten von Nippon Air Charter Systems. Man mußte erst nachsehen, konnte mir dann aber sagen, daß Group Captain King für die Gesellschaft arbeitete. Er wohne in Tokio. Seine Frau auch? Das wüßten sie nicht. Sei er vielleicht geschieden? Das wüßten sie leider auch nicht.
Ich legte auf, bezahlte, stieg in mein Auto – wie fast alle Leihwagen ein Opel – und fuhr zur Geuzenkade.
Der DS war weg. Ich fuhr erst ein paarmal vor dem Haus auf und ab, konnte aber nichts Besonderes entdecken. Keine kleinen Männer, die es bewachten. Also parkte ich um die Ecke, in der Willem de Zwijgerlaan, und betrat die Eingangsnische. Mit Carlos Schlüssel öffnete ich die Haustür, lauschte kurz hinein und schlich die Treppe hinauf. Die entsicherte Beretta in der Hand, Finger am Abzug. Schon auf der Treppe roch ich, daß die Wohnung geputzt worden war. Alles war blitzblank.
Und Carlo war weg. Alle Spuren, die auf seine Anwesenheit hätten hindeuten können, waren beseitigt worden. Die Fußböden waren gebohnert, und alles war mit Lysol und Ammoniak abgewischt worden. Sogar das Loch, das Carlo im vorderen Zimmer neben meinen Kopf in die Wand geschossen hatte, war zugekittet.
Die nächste Etappe führte in das italienische Konsulat in der Herengracht. In einem kleinen, unordentlichen Büro saß ein bedächtiger älterer Herr, der bewußt langsam machte. Eine Gruppe junger Italiener, die offenbar ihre Papiere in Ordnung bringen ließen und sich unterdessen lauthals über die Meriten einiger obskurer Fußballvereine austauschten, schien ihn überhaupt nicht in seiner Langsamkeit zu hindern. Geschweige denn, daß sie ihn irgendwie angespornt hätten. Ununterbrochen läutete das Telefon. Ein paar Kinder wuselten den Männern zwischen den Beinen herum, und überbesorgte, viel zu laute Mütter versuchten, sie einzufangen. Es war der reinste Volksauflauf, doch den Mann am Schreibtisch schien das nicht zu kratzen. In aller Seelenruhe arbeitete er einen nach dem anderen ab. Nach einer Dreiviertelstunde war endlich ich an der Reihe.
»Ja bitte?«
»Ich hätte gern eine Auskunft über einen italienischen Journalisten, der hier in Amsterdam wohnt.«
»Wir erteilen im allgemeinen keine persönlichen Auskünfte. Wie ist sein Name?«
»Carlo Voltini.«
Täuschte ich mich, oder sah er mich eine Sekunde lang scharf an?
»Einen Augenblick.« Er drückte einen Knopf auf seinem Telefon und murmelte leise etwas in die Muschel. »Es kommt gleich jemand zu Ihnen, nehmen Sie Platz«, sagte er, als er wieder aufgelegt hatte, und zeigte auf meinen Stuhl, den jedoch inzwischen ein junger Typ mit blitzenden Zähnen und Kuhaugen eingenommen hatte, der mich dreist ansah. Ich wartete im Stehen. Nach einer Viertelstunde kam endlich ein scheußlich aussehender kleiner Mann herein. Nachdem er kurz mit dem Herrn am Schreibtisch geredet hatte und dieser verstohlen in meine Richtung zeigte, kam er zu mir und sagte in schwer verständlichem Englisch: »Folgen Sie mir.«
Wir gingen einen Korridor hinunter, und er ließ mich durch eine Tür vorangehen, die in ein winziges Zimmerchen führte. Ein Tisch mit zwei Stühlen und ein Tresor in einer Ecke waren die einzigen Möbelstücke, und es war kaum noch Platz, um die Beine auszustrecken. Er deutete stumm auf den einen Stuhl und nahm selbst auf dem anderen Platz. Sein Atem roch nach Wein, er mußte sich dringend rasieren, sein Anzug konnte mal ein Bügeleisen gebrauchen, und ich hatte selten einen Menschen gesehen, der so müde aussah.
»Was kann ich für Sie tun?« fragte er.
»Ich wüßte gern, ob bei Ihnen im Konsulat ein Journalist namens Carlo Voltini bekannt ist.«
»Gewiß, den kennen wir, was wollen Sie über ihn wissen?«
Tja, da saß ich plötzlich. Was wollte ich eigentlich über ihn wissen? »Für welche Zeitung er arbeitet«, sagte ich ins Blaue hinein.
»Ah, da bin ich überfragt. Mit solchen Dingen befassen wir uns nicht. Warum wollen Sie das wissen?«
»Nur so.« Mir stieg beinahe die Schamesröte ins Gesicht. Ich erhob mich. »Vielen Dank.«
»Wie ist Ihr Name?« Er hatte sich ebenfalls erhoben.
»Akkerman.«
Er öffnete die Tür und ließ mich wieder vorangehen. »Schön, Herr Akkerman, wenn ich Ihnen wieder einmal mit irgend etwas zu Diensten sein kann, kommen Sie nur her.«
Ich meinte, seiner Stimme einen ironischen Unterton zu entnehmen.
»Sehr freundlich von Ihnen, danke.«
»Nicht der Rede wert.«
Ein überflüssigeres Gespräch hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht geführt.
Ich saß wieder in meinem Leihwagen. Was jetzt? Detektiv zu spielen war doch schwieriger, als ich gedacht hätte. Dieser letzte Versuch war jedenfalls kein großer Erfolg gewesen. Aber alles will gelernt sein.
Es sah ganz so aus, als verfügte Carlo über eine größere Zahl von Mithelfern. Wie sonst hätten sie mich entführen, mein Gepäck wegschaffen und die Wohnung in der Geuzenkade so schnell putzen können? Ich mußte versuchen, auf irgendeine Weise mit ihnen in Kontakt zu treten.
Es gibt, oder gab zumindest, etwa fünf, sechs Kaffeebars in Amsterdam, wo sich die Italiener, Spanier und Marokkaner, die sich in der Stadt aufhielten, zu treffen pflegten. Diese Kaffeebars befanden sich fast alle um den Leidseplein herum. Dort beschloß ich einen Haken auszuwerfen. Wenn’s nicht anders ging, mußte ich mich eben selbst als Köder zur Verfügung stellen. Mal sehen, ob sie anbissen.
Es kostete mich viele, viele Cappuccini und noch mehr Zigaretten. Ich schlenderte von der einen Bar zur nächsten und wieder zurück. Um die Zeit totzuschlagen, begutachtete ich die unzähligen Blondinen, die im Schlepptau ihrer Maestros hereinkamen. Sie sprachen allesamt fließend Italienisch, wenn auch natürlich mit einem breiten Amsterdamer Akzent. Ich hatte bei ihnen nicht den Hauch einer Chance. Ich war zu blond und zu groß. Die von ihnen bevorzugten Männer waren klein, dunkel und flink und mit eifersüchtigen Blicken, dreiviertellangen Regenmänteln und allem Anschein nach viel freier Zeit ausgestattet.
Ich las ein paar der herumliegenden Zeitungen, Oggi und Corriere della Domenica, aß noch ein paar Käse-SchinkenToasts und fand schließlich, daß es reichte. Es war halb vier, ich hatte noch genügend Zeit, bei Larings meinen Vertrag zu unterzeichnen. Ich konnte ja am nächsten Tag eine neue Runde durch die einschlägigen Treffs machen. Wenn mir dann noch danach war.
Also rief ich von der Espressobar in der Leidsestraat, in der ich mich gerade befand, bei Larings im Büro an. Aber er war nicht da und würde an diesem Nachmittag auch nicht mehr kommen. Nein, er habe auch keine Nachricht für mich hinterlassen, hieß es. Das war dumm. Ich ließ ausrichten, daß ich am nächsten Morgen noch mal anrufen würde, beendete das Gespräch und ging zur Kasse, um zu bezahlen. An der Bar saßen zwei Gorillas, die hereingekommen sein mußten, während ich telefoniert hatte, denn ich hatte sie vorher nicht gesehen, und solche Typen übersah man nicht so leicht. Ihre identischen Gesichter, oder besser gesagt Visagen, sahen aus wie luftleere, zusammengedrückte alte Fußbälle, mit ein paar Rissen für die Augen und den Mund. Ihre Leiber waren genauso breit wie hoch, aber sie hatten erstaunlich kleine Füße. Auf ihren Köpfen, unter ihren Nasen und auf ihren Händen, ja vermutlich auf ihrem ganzen Körper, wuchs rostiger Stacheldraht. Zu alledem trugen beide eine phantasievolle Kombination aus schwarzer Lederjacke und gelber Leinenhose.
Der eine sah mich aus der Telefonkabine kommen. Er glotzte mich ungläubig an und stieß seinen Kollegen an, womöglich war es ja sein Bruder, der brütend in seine Kaffeetasse stierte. Mit kaum merklicher Kopfbewegung deutete er in meine Richtung. Der andere folgte der Bewegung, kniff die Augen zusammen und zündete sich eine Zigarette an. Ich ging zur Kasse, bezahlte aber nicht, sondern bestellte einen weiteren Cappuccino und setzte mich wieder. Der, der mich als erster gesehen hatte, erhob sich und verschwand in der Telefonkabine. Ich schaute nach draußen. Als er kurz darauf zurückkam, bestellten sich beide noch einen Espresso. Ich war mir so gut wie sicher, daß der Fisch angebissen hatte. Doch um ganz sicher zu sein, stand ich unvermittelt auf, bezahlte schnell, sah sie beim Weggehen von der Tür aus noch einmal voll an – sie schauten finster vor sich hin und ignorierten mich –, und ging die Leidsestraat hinunter.
Fünf Läden weiter blieb ich vor einem Schaufenster stehen – nichts. Ich schlenderte weiter. Schaute erneut in eine Auslage – immer noch niemand. Bis ich plötzlich, in der Schaufensterscheibe widergespiegelt, auf der anderen Straßenseite einen kleinen, dunklen Mann sah, der zu mir herüberschaute.
Das war also der Zweck des Telefonats gewesen. Gar nicht so dumm von ihnen, mich von jemandem verfolgen zu lassen, der nicht im Café gewesen war. Ich ging weiter und überprüfte es kurz darauf noch einmal in einem Schaufenster – ja, da war er wieder. Wir kamen jetzt am KLM-Büro, Ecke Leidsestraat/ Leidseplein vorüber, jeder auf seiner Seite der Straße. Und gerade in diesem Moment trat Jeanettes liebreizende rothaarige Kollegin dort heraus. Unsere Blicke kreuzten sich und blieben drei, vier, fünf Sekunden aneinander hängen. Ich lächelte, sie erkannte mich, errötete und überquerte rasch den Platz in Richtung Theater.
Ich folgte ihr. Sie lief durch den Bogengang am Theater und überquerte die Straße auf die Terrasse des Americain zu. Ich hinter ihr her, und hinter mir mein Verfolger.