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Sie ist die erfolgreichste und einflussreichste Musikerin aller Zeiten. Niemand hat sich im Pop-Geschäft öfter erfolgreich neu erfunden und immer wieder neue Trends begründet, kein anderer Künstler war in einer der schnelllebigsten Branchen der Welt so lange und so konstant so erfolgreich.
Im Jahr 1983 brachte Madonna (*1958) ihr Debütalbum heraus, schon kurz darauf landete sie mit der Single Holiday in den Dance-Charts ihren ersten Nummer-eins-Hit. Im Folgejahr gelang ihr mit dem Album Like a Virgin der weltweite Durchbruch, als sich das Album in vielen Ländern der Welt auf Platz eins der Album-Charts positionierte. Der daraufhin einsetzende Madonna-Kult wurde begleitet von einer bis dahin beispiellosen Vermarktungsstrategie, die auch modische Outfits und Accessoires umfasste. Auf dem Höhepunkt des „Virgin“-Kults vollzog sie 1986 mit ihrem Folgealbum True Blue zum ersten Mal einen radikalen Imagewandel. Und genau dies sollte während der folgenden Jahrzehnte eines ihrer Markenzeichen bleiben.
Die Alben Like a Prayer, Ray of Light, Music, American Life, Confessions on a Dance Floor und Hard Candy sowie die Filmmusik zu Evita waren nicht nur allesamt in vielen Ländern auf Platz eins, sie bewiesen auch wiederholt Madonnas Wandlungsfähigkeit; mehrere Alben begründeten sogar neue musikalische Trends. 2008 wurde Madonna in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen, eine der bedeutendsten Auszeichnungen, die ein Musiker erhalten kann. Voraussetzung dafür ist, dass ein Künstler mindestens 25 Jahre im Geschäft ist.
Aus Managementsicht ist vor allem ihr Markenzeichen, die Wandlungsfähigkeit, bemerkenswert. Über Jahrzehnte hat Madonna bewiesen, dass sie ein echter Change Leader ist. Daher lohnt es sich, an diesem Beispiel zu ergründen, auf welche Aspekte man bei Wandel achten sollte.
Der stetige Wandel ist heute die Norm. Der wirksamste Weg, Wandel erfolgreich zu meistern, ist, ihn selbst herbeizuführen. Und hierin liegt eine der zentralen Managementaufgaben. Anstatt zu warten, bis der Wandel von außen erzwungen wird, initiiert ihn der Change Leader selbst, und zwar zu einem Zeitpunkt, an dem gerade die Außenwelt dies für noch überhaupt nicht erforderlich hält. Genau so ging auch Madonna beim radikalen Bruch zwischen ihren ersten Alben vor: Ihr Image, das sie durch Like a Virgin geprägt hatte, war auf dem absoluten Höhepunkt, und genau zu diesem Zeitpunkt brachte sie eine maßgebliche Innovation für ihr Auftreten: Ihr Stil beim Album True Blue war radikal verändert.
In Zeiten schnellen Wandels muss man die harte Arbeit und das Risiko, die Wandel immer mit sich bringt, auf sich nehmen, bevor man unter Zugzwang steht. Wer nämlich zu lange wartet, wird nicht überleben, weil andere die Chance bereits genutzt haben. Change Leader – Menschen oder Organisationen, die den Wandel anführen – begreifen Wandel als Chance. Auch Madonna hat den Wandel nicht als reinen Selbstzweck betrieben, sie hat immer wieder neue Trends für die gesamte Musikindustrie gesetzt, und nicht zuletzt hat sie sich auch als Künstlerin beeindruckend weiterentwickelt.
Diese Aussagen über den Wandel gelten natürlich keineswegs nur für die Unterhaltungsindustrie. So lautet ein Wortspiel von Jack Welch, dem langjährigen CEO von General Electric: „If the rate of change on the outside exceeds the rate of change inside – the end is in sight.“ Und Helmut Maucher, der Nestlé fast zwei Jahrzehnte lang leitete, vertritt die Auffassung: „Bei den immer schneller eintretenden Veränderungen – technologisch, wirtschaftlich und auch hinsichtlich der Konsumententrends – ist Change Management eine wichtige Führungsaufgabe geworden.“ Er zählt „die Fähigkeit zur Schaffung eines innovativen Klimas“ zu den notwendigen Eigenschaften einer Führungskraft, insbesondere des Topmanagements.53
Führungskräfte, die Wandel als Chance begreifen, haben einen wichtigen Schritt getan: Sie haben ihre Einstellung zum Wandel verändert. Normalerweise schreibt man dem Optimisten zu, er sähe das Glas als halb voll an. Drehen Sie das Gleichnis einmal um: Das Glas wird von Change Leadern in positiver Weise als halb leer gesehen, weil dadurch erst der Raum für potenzielle Innovationen und Veränderungen geschaffen wird. Durch die veränderte Einstellung verändert sich nicht die Faktenlage, aber es ändert sich das Handeln. Madonna ruhte sich nicht auf dem erreichten Virgin-Image aus, sondern hielt Ausschau, wo es neue Chancen gab.
Jede Organisation muss sich so ausrichten und organisieren, dass sie es mit dem konstanten Wandel aufnehmen kann. Unternehmerische Innovation muss als zentrales Element der täglichen Arbeit jeder einzelnen Führungskraft verstanden werden. Dabei sind es eben nicht nur die großen Durchbrüche, sondern die vielen kleinen Verbesserungen, die Kundennutzen stiften oder intern einen Beitrag zu Wirksamkeit und Effizienz leisten. Eine unternehmerisch geprägte Kultur schafft man am besten, indem man sich gezielt auf die Suche nach Wandel begibt. Genau das machen gute Führungskräfte und Unternehmer. Suchen Sie den Wandel und fragen Sie sich, welche Chancen darin verborgen liegen und wie Sie diese nutzen können! Wenn Sie auf etwas stoßen, das Sie nicht erwartet haben, schauen Sie genauer hin! Übergehen Sie eine Sache nicht, nur weil Sie diese nicht erwartet hatten. Oft liegen genau hier die größten Chancen für Innovationen. Anschließend kommt es darauf an, die erblickten Chancen auch in die Tat umzusetzen, wobei sich im systematischen Follow-up bis zur endgültigen Realisierung dann zeigt, wer das Handwerk beherrscht.
Einen Wandel zu initiieren und umzusetzen erfordert erheblichen Mut von Ihnen, da Sie nicht nur bekanntes Terrain verlassen und Risiken eingehen, sondern Sie sich auch auf großen Widerstand einstellen können, wenn Sie große Veränderungen durchsetzen wollen. Madonna war im höchsten Maße mutig, als sie sich in ihrer schnelllebigen Branche immer im Zenit ihres Erfolgs radikal neu ausrichtete. Interessanterweise führt denn auch Helmut Maucher im Kontext von Management „Mut, Nerven und Gelassenheit“ als einige der wichtigsten Eigenschaften auf, die Führungskräfte und besonders Topmanager brauchen; Eigenschaften, die desto essenzieller werden, je höher die Position des Managers ist.54
Aufgaben und Denkanstöße:
- Was können Sie dazu beitragen, dass Wandel verstärkt als Chance gesehen wird? Was können Sie in Ihrem Verantwortungsbereich tun, um ein innovatives Klima zu schaffen?
- Was können Sie tun, damit das Nachverfolgen und Umsetzen erkannter Chancen verbessert wird?
- Haben Sie den Mut, die Nerven und die Gelassenheit, um die richtige langfristige Strategie durchzuhalten, auch wenn Sie kurzfristig von allen Seiten Kritik ernten?