14
Er erinnerte sich an Michael als eine rechtschaffene Seele. Sie waren gute Freunde gewesen, doch Michael hatte immer die Pflicht über alles gestellt. Wenn Jehova ihm den Auftrag erteilt hätte, seine eigene Mutter zu töten, er hätte es getan.
Aber es war auch wahr, dass er in einem gewissen Sinne Sam sein Leben verdankte, eine Schuld, die nun in Kaluga beglichen worden war, nachdem sie ungefähr fünfhundert Jahre lang in seinem Herzen geschwelt hatte.
Im Jahre Unseres Herrn 1582 hatte Sam Linnfer sich müde seinen Weg durch einen endlosen, dichten Wald voller Wölfe und Raubgesindel gebahnt. Dann blieb er wie festgewurzelt stehen, als er sich dem Racheengel gegenübersah.
Sam trug einen schwarzen wollenen Mantel und alte Stiefel, die in ständigem Kampf mit seinen Füßen standen, wie schnell sie Blasen hervorrufen konnten. Er führte ein Pferd am Zügel, das eher noch schlimmer aussah als er selbst. Er war verdreckt und schlammbespritzt, und sein Gesicht und seine ungeschützten Hände waren stark gerötet. Und wie gut seine regenerativen Fähigkeiten auch sein mochten, sie hatten noch nicht Zeit genug gehabt, um die purpurnen Blutergüsse zu beheben, die eine Seite seines eingefallenen Gesichts bedeckten. Auch seine Kleider waren zerrissen, wie von den Klauen eines Bären zerfetzt, und wenn er die Hände vom Zügel des Pferdes nahm, zitterten sie.
»Sie wollten mich verbrennen«, sagte er. Es war weder eine Anklage noch eine Bitte um Hilfe. Es war eine Aussage, die den anderen warnte, von ihm wegzubleiben. Die Bedeutung dahinter war klar: Wenn sie mich nicht verbrennen konnten, glaub nicht, dass du mir etwas anhaben kannst.
»Ich habe einen Auftrag zu erfüllen«, sagte Michael. Er trug sein weißes Erzengel-Gewand.
»Ich seh's.« Sam war immer noch arg mitgenommen. Selbst er hatte zu kämpfen, wenn fanatische Menschen ihn auf dem Scheiterhaufen verbrennen wollten. »Sind die anderen in der Nähe? Sie können nicht weit sein, wenn du diese bekloppte weiße Robe überall tragen willst.«
Michael trat näher. Er trug sein Schwert in der Hand, um dessen Schneide Flammen züngelten. »Ich wurde ausgesandt, um einen Ketzer zu finden. Ich habe ihn gefunden.«
Sam sah ihn näher kommen, doch seine Hände gingen nicht einmal in Richtung seines Schwerts. »Sie wollten mich verbrennen«, wiederholte er. »Findest du das nicht ironisch? Sie sagen, ich lebe in brodelnden Pfühlen von Feuer, und doch glauben sie, dass man mich verbrennen kann.«
Michael nahm ein paar Schritte von Sam entfernt Kampfstellung ein, das Schwert bereit.
Sam regte sich nicht »Warum musst du gegen mich kämpfen? Ich weiß, Jehova kann meinen Namen nicht ertragen, weil ich Recht hatte und er Unrecht und sein großer Messias-Plan fehlgeschlagen ist. Doch warum musst du, du, mich bekämpfen?«
»Ich erhielt den Auftrag dazu.«
Sam seufzte und klopfte seinem Pferd sanft gegen die Flanke. Gehorsam trottete es beiseite. Er wandte seine volle Aufmerksamkeit Michael zu. »Ein Vorschlag zur Güte: Du steckst das Schwert ein und hörst auf, dich wie ein Volltrottel zu benehmen, und ich werde es deinem Chef nicht sagen. Wie klingt das?«
Michael war ganz in seine eigene Welt versunken - oder eine von Jehovas Schöpfung? »Du. Ein Sohn der Zeit, ein Fürst des Himmels. Ein Weltenwandler. Ich habe die Weltenwandler verehrt, dachte, sie wären beinahe ... göttlich. Und ich habe dir vertraut, dich meinen Freund genannt. Weißt du, wie ich mit Jehova gerungen habe, als er deinen Tod verlangte? Wie ich ihn angefleht habe, es sich noch einmal zu überlegen - auch wenn er mein Meister ist und nicht du. Er vertraut mir nicht mehr, weißt du, weil ich für dich eingetreten bin. Ich bin bei ihm in Ungnade gefallen, nur weil du mein Freund warst. Er ist wahrlich ein Sohn der Zeit und ein Fürst des Himmels. Du bist nur ein Verbannter, den ich einmal zu kennen glaubte. Ich hätte alles gegeben, um ein Weltenwandler zu sein. Und du... du...«
Sein Schwert sauste durch die Luft, doch Sam war bereits da. Seine Hände bewegten sich schneller, als das Auge folgen konnte, und die silberne Klinge war oben, als er sich wegduckte. Geschickt drehte er sich, schwang seine Klinge hoch und zur Seite und meinte: »So viele Jahre auf Erden, und man lernt, wie man überlebt, alter Freund.« Ein Stoß, eine Parade, eine leichte Drehung, bei der er einen Fuß ausstreckte, um seinen Gegner zu Fall zu bringen. Der stolperte, fiel und rollte dann ungeschickt aus dem Weg eines provokativ langsamen Hiebs.
»Ich habe das Überleben studiert - in China, in Afrika, in Frankreich und nun hier-, und, weißt du, ich fühle mich recht kompetent, was das betrifft«, fuhr Sam fort, als Michael auf die Füße kam. »Habe ich dir von den letzten Entwicklungen in der Hölle erzählt? Ich habe es tatsächlich geschafft, sie von den Wundern sanitärer Einrichtungen zu überzeugen. Die Tatsache, dass die Temperatur immer unter dem Gefrierpunkt ist, ist ein kleineres Problem, aber wie es so schön heißt: Kommt Zeit, kommt Rat.«
Er duckte sich unter einem weiteren Stoß hinweg, tanzte gewandt aus der Reichweite eines Hiebs, und in der Gegenbewegung schwang er sein Schwert in einem eleganten Bogen herum und nach unten, sodass er Michaels Klinge mit der seinen an den Boden band und sie sich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden.
»Du willst nicht wirklich ein Sohn der Zeit sein, Michael«, sagte Sam leise und warnend. »Es ist die Sache nicht wert.«
Michael riss sich frei und versuchte, Sam das Knie in den Unterleib zu rammen. Doch Sam war bereits wieder fort und nutzte Michaels Ungleichgewicht zu einem wuchtigen Seitenhieb mit der flachen Schwertklinge.
»Erzengel haben es so viel einfacher«, erklärte Sam mit lauterer Stimme, während sie über den Pfad und zwischen den Bäumen umhertanzten und die Klingen wirbeln ließen. »Geschaffen zu werden, um zu dienen, gibt dem Leben irgendwie eine Richtung. Als ich noch ein Erzengel war, ging es mir viel besser. Es gab nicht diese Selbstzweifel, nichts von diesen quälenden Gedanken, wohin das alles führen mag. Es ist so einfach, seinen Glauben und seine Treue auf eine ziemlich sichere Bank zu setzen. Aber wir spielen immer um unsere Seelen - jeden Tag, Michael. Und jedes Mal, wenn wir verlieren, wird uns ein bisschen was von unserem Einsatz genommen. Nach ein paar tausend Jahren Glücksspiel können da verdammt hohe Schulden auflaufen.«
Sam hielt das Schwert nun mit nur einer Hand. Zu spät versuchte Michael, Deckung zu finden, während Sams freie Hand nach oben ging, mit ausgestreckter Handfläche. Mit der Handbewegung stieg auch Michael nach oben, bis er hilflos in der Luft hing. Nur sein wilder Blick und sein keuchender Atem zeugten davon, dass er noch lebte.
Doch Sam, der zu ihm hinaufsah, lächelte nicht im Geringsten.
»Sie wollten mich verbrennen«, murmelte er wieder. »Trachte nicht danach, ein Sohn der Zeit zu sein. Trachte nicht danach, alles, was dir lieb und teuer ist, vergehen zu sehen, um einer neuen Hoffnung Platz zu machen, die ebenfalls vergeht. Trachte nicht danach, die Dinge so klar zu sehen, wie Chronos dies seinen Kindern auferlegt. Wenn du gesehen hättest, was ich gesehen habe oder was ich sehen muss, bevor ich sterbe ... Nun, genug davon! Du siehst, was du sehen willst, und solange es währt, ist das ein wunderbarer Segen. Wenn wir sähen, was wirklich da ist, wer würde der Zeit mit festem Blick ins Auge schauen können?«
Er löste den Zauber, und der Erzengel fiel mit einem dumpfen Aufschlag zu Boden. Sams freie Hand durchschnitt die Luft, und die Wirkung war wie eine eiserne Faust gegen Michaels Schläfe. Ohne einen Laut kippte Michael zur Seite, und das Schwert rollte aus seinen schlaffen Händen.
»Sie wollten mich verbrennen«, flüsterte Sam.
Es war das Quieken von Ratten, das ihn weckte, oder womöglich der Laut von krallenbewehrten Tatzen, die über Plastiksäcke huschten. Die Sonne stand hoch am Himmel, aber das einzige Indiz dafür waren die drückende Hitze und der Lichtschein, der durch ein kleines Fenster am anderen Ende des Zimmers drang.
Er lag in einem Kellerraum, ungefesselt, auf einem Haufen von Müllsäcken, die sich unter einer Müllrutsche in einem großen Plastikcontainer türmten. Von einer Kugel im Rücken war nichts zu spüren, doch es gab auch kein Zeichen von seinem Schwert, von Andrew, Peter oder Wisperwind. Er fragte sich, wohin die Kugel verschwunden war, dann, als er sich umdrehte, spürte er, wie sein Magen revoltierte. Zur Hölle...
Er hievte sich über den Rand des Müllcontainers und fiel hart. Er schaffte es, ein paar Meter zu kriechen, bevor er sich krümmte und den Inhalt seines Magens erbrach. Tränen liefen ihm aus den Augen, und er würgte und würgte, bis er nicht mehr konnte. Er spürte eine warme Nässe um die Nase, und als er mit der Hand darüberwischte, blieb eine klare Flüssigkeit mit Schlieren von Blut darauf zurück.
Jetzt wusste er, was mit der Kugel geschehen war. Sein Körper hatte sie absorbiert, sie aufgelöst und in den Blutkreislauf überführt. Er fragte sich, wie lange er in dem Keller gelegen hatte. Um eine Bleikugel zu verarbeiten, brauchte sein Körper vermutlich Tage.
Er schaffte es aufzustehen. Vor seinem verschwommenen Blick schwankte die Welt hin und her. Der Dolch, den er sich ans Bein gebunden hatte, war fort, doch ein Blinken von Silber zwischen dem Müll markierte die Stelle, wo er sich von der Schnur gelöst hatte, um nicht dem Feind in die Hände zu fallen. Sam hob eine Hand, und der Dolch flog in seinen Griff.
Sam, besudelt und stinkend wie er war, taumelte auf die einzige Tür des Raumes zu. Seine Hand fand blind die Klinke, doch die Tür war verschlossen. Er hämmerte gegen das metallene Türblatt. Tränen liefen ihm übers Gesicht, und das Tröpfeln aus seiner Nase war zu richtigem Blut geworden. Blei zu absorbieren war etwas, was er seit langer Zeit nicht mehr getan hatte. Er hämmerte weiter, schrie nutzlose Verwünschungen. Niemand antwortete.
Sam trat zurück und wischte sich mit einem dreckigen Ärmel die Augen ab. Schließlich stieß er ein animalisches Knurren aus, in dem seine ganze Wut lag, und hob beide Hände gegen die Tür. Sie explodierte nach außen mit der Kraft seines Zorns, und er stürmte hindurch, heulend wie ein verwundetes Tier. Ein Mann in einem grauen Kittel stand im Flur und riss vor Verblüffung den Mund auf. Sam stürzte auf ihn zu und schrie ihn an: »Wie lange hab ich da unten gelegen? Welches Datum haben wir heute?«
»Den dritten!«, stammelte der Mann. »Dritter März!«
Eine Woche! Sam fauchte ihn an: »Hast du ein Auto?«
Der Hausmeister sah auf Sams blutverschmiertes Gesicht, seine zerrissene Kleidung und die wütende Art, wie er mit dem Messer fuchtelte, und sagte schnell ja.
»Dann wirst du mich fahren!«
Der Mann war völlig durchgeknallt. Aber er war ein Verrückter mit einem Messer. Nachdem er Iwan, den Hausmeister, der auf seiner wöchentlichen Runde gewesen war, um die Müllcontainer zu leeren, damit hinreichend beeindruckt hatte, hatte der Verrückte geknurrt: »Hol den Wagen!«
Und jetzt saß der Kerl, eingehüllt in eine Decke, die er bis zum Kinn hochgezogen hatte, neben Iwan auf dem Beifahrersitz und hielt ihm das Messer an den Bauch. Sein Gesicht war von Blut und Tränen verschmiert, und er redete mit sich selbst. Und stank. Das war es, was Iwan am meisten auffiel.
»Nach links«, schnappte der Mann.
»Wohin fahren wir?«
»Ein Tor. Ich muss da durch.«
»Was für ein Tor?«
»Fahr!«
Der Fremde verstummte wieder. Er wand und drehte sich, presste sich gegen die Rückenlehne des Sitzes und fuhr dann wieder hoch, als hätte ihn etwas in den Rücken gestochen. Schließlich fand er eine Stellung, die erträglich schien, und sah Iwan mit seltsam normalem Blick an. »Wie heißt du?«, fragte er.
»Iwan.«
»Verheiratet?«
»Ja.«
»Kinder?«
»Ja.«
»Dann werde ich mein Bestes tun, dir nicht die Kehle durchzuschneiden.« Der Verrückte stieß einen leisen Seufzer aus.
»Ich dachte, ich hätte sie überlistet, aber ich hab mich getäuscht. Doch sie werden es nicht schaffen, das Schwert oder die Krone zu zerstören.«
Iwan ging ein für seine Begriffe schreckliches Risiko ein: »Hören Sie«, sagte er, so freundlich wie möglich, »Sie brauchen Hilfe, das sehe ich. Ich bringe Sie ins Krankenhaus; da wird man sich um Sie kümmern.«
»Ich brauche keine Hilfe! Jedenfalls nicht solche.«
»Was ist mit Ihnen passiert?«, fragte Iwan nervös. Sei freundlich zu ihm: Vielleicht lässt er dich dann am Leben.
»Mit mir? Ich bin ich den blöden Krieg anderer Leute reingeraten und dachte, ich könnte sie ausmanövrieren, das war's!« Aber ich habe ihr eine Wanze verpasst.
Iwan hielt es für besser, den Mund zu halten. Der Mann gab seltsame Fahrtanweisungen. Sein »nach rechts« und »nach links« und »weiter geradeaus« schien nicht von irgendeiner Kenntnis der Gegend getragen zu sein, und er gab seine Befehle, als müsse er Hindernisse umfahren, die sich durch die Form der Landschaft ergaben. Rechts hier, weil wir nicht abbiegen konnten, wo ich wollte. Links hier, weil es keine andere Möglichkeit gibt Es war, als hätte er ein inneres Radar und versuchte, den Nullpunkt eines unbekannten Koordinatenkreuzes zu erreichen.
Abrupt befahl der Verrückte Iwan anzuhalten. Sie hatten Kaluga längst verlassen und waren in der Mitte einer leeren Straße im ländlichen Nirgendwo. Iwan hielt an. Er machte sich nicht einmal die Mühe, an den Rand zu fahren. Vielleicht würde jemand seine Notlage erkennen.
Der Mann starrte auf einen kleinen Hain von Bäumen auf einem Feld. Er stieß die Wagentür auf. Halb stieg er, halb fiel er aus dem Wagen. Iwan spürte, wie sich sein Magen um dreihundertsechzig Grad drehte und ihm das Herz in die Kehle stieg. Der Rücken des Mannes war von Blut durchtränkt und von einer schwarzen Substanz, deren Natur Iwan nicht einmal erraten wollte. Er gab Gas.
Sam hörte die Reifen quietschen und den Wagen davon schießen, und fast glaubte er auch Iwans Aufschrei der Erleichterung und des Schreckens zu hören, der mit dem Motorengeräusch verhallte. Warme Nässe rann ihm den Rücken hinunter, und er wusste, dass sein Körper immer noch versuchte, das giftige Blei auszuscheiden. Er wankte über das Feld auf das Höllentor zu. Es würde ein gefährlicher Weg werden, in seiner Verfassung. Aber er war entschlossen. So entschlossen, wie er es zuvor nie gewesen war. Jetzt lagen die Dinge anders. Jetzt war er allein. Und damit gab es niemanden außer ihm, der Fehler machen konnte. Allein konnte er seine Zauber wirken und sicher sein, dass nichts ihn hinderte außer seiner eigenen Torheit. War er nicht ein Meister der Magie? Das notwendige Kind von Vater Zeit?
Die Botschaft, die zu Beelzebub kam, war, gelinde gesagt, verwirrend. Er war in seinem Gemach, lag auf dem Bett und starrte mit weiten, schlaflosen Augen an die Decke. Schlaf war ein Luxus, der ihm seit langem verwehrt geblieben war, doch Dämonenstolz gebot ihm, sich nicht zu beklagen. So konnte er auch keinen verlieren, als die Wachen an seine Tür klopften.
»Herr! Lucifer!«
>Herr< und >Lucifer<?, dachte er. Was haben diese zwei Wörter miteinander zu tun?
Aber er stand auf, zog eine warme Robe über und folgte den verstörten Wachen zu Lucifers Gemach. Er klopfte mit Vorsicht an die Tür, da er sich fragte, was es war, das Sam zurückgebracht haben könnte - und das in einem Zustand, der die sonst eher sturen Wachen völlig aus dem Häuschen geraten ließ.
»Es ist offen!«
Er trat ein, schloss die Tür hinter sich für den Rest der Welt und blickte ungläubig auf das, was er sah. Sam stand vor dem Kamin und zog sich ein weites Hemd über. Er war weiß wie die Wand, sein Haar nass von einem Bad, weder Schwert noch Krone war zu sehen. Ein Verband wand sich mehrmals um seinen Körper, um den schwarzen Ausfluss von einer verborgenen Wunde in seinem Rücken aufzufangen.
Er lächelte matt, als er Beelzebub sah, doch auch wenn er sich dabei Mühe gab, lag wenig Freude darin.
»Ich hab verloren.«
Sam brauchte eine halbe Stunde, um seine Geschichte zu erzählen. Er schilderte alles, von seinen Bemühungen, herauszufinden, wer außer Odin und Jehova nach den Pandora-Schlüsseln suchen könnte, bis zu seiner Niederlage in Kaluga.
»Was willst du jetzt tun?«, fragte Bello.
Sam zuckte die Schultern. »Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht Ich werde mich regenerieren. Dann gibt es verschiedene Dinge, die ich tun kann. Zuerst werde ich mir mein Schwert und meine Krone zurückholen. Sie können sie nicht zerstören, und sie wissen, dass ich sie überall finden kann. Wenn sie also schlau sind, werden sie sie wegwerfen. Aber ich werde sie zurückbekommen.«
»Und dann?«
Wieder ein mattes Lächeln. »Sie haben einen Fehler gemacht. Um mich von meiner eigenen Sicherheit zu überzeugen, haben sie einen Nebel heraufbeschworen, wie Wisperwind es getan hätte. Dann schickten sie eine Nixe, um mich aufzulesen, mit einer Geschichte, dass es Schwierigkeiten gäbe. Ich haben den Wagen der Nixe verwanzt, und bevor ich die Erde verließ, habe ich nachgespürt, ob die Wanze noch da ist. Sie ist es noch.«
»So. Du wirst mit dieser Schlacht weitermachen, auch wenn die anderen in der Überzahl sind und die schweren Geschütze auf ihrer Seite haben?«
»Ja«, sagte er fest. »Für Freya, für Wisperwind und für meinen eigenen kleinlichen Stolz - ich mache weiter.« »Wann wirst du zur Erde zurückkehren?« »Sobald mein Rücken nicht mehr wehtut« »Wann wird das sein?«
»In ein paar Tagen. Die Regeneration ist fast abgeschlossen, und ich habe mit ein bisschen Zauber nachgeholfen. Das meiste davon geschah in einer Trance.« Er rümpfte die Nase vor Ekel. »Eine Woche in einem Müllhaufen!«
Beelzebub schwieg wieder. Schließlich sagte er: »Kannst du laufen?«
»Ich hab's bis hier geschafft, nicht wahr?« »Kannst du ohne größere Probleme laufen?«, beharrte er, mit einem nur leicht verärgerten Unterton in der Stimme.
Stärker klang die Besorgnis mit, was Sam gehörig schmeichelte. »Ja.« »Ich möchte dir etwas zeigen?«
Sam schlang sich einen warmen Mantel um die Schultern und versuchte, gerade zu stehen, trotz der schmerzhaften Stiche, die ihm durch den Rücken schossen.
Bellos Gesichtsausdruck war nicht zu deuten, doch der Feuerschein enthüllte die Müdigkeit in seinen Augen, und an der Tür bekam seine tastende Hand erst beim wiederholten Versuch die Klinke zu packen.
Sam fasste ihn am Arm und öffnete die Tür. »Es geht dir nicht gut«, sagte er.
»Ich bin alt. Etwas, was du nicht verstehen würdest, Lucifer. Nicht physisch zumindest. Komm. Das hier ist wichtig.«
Sam folgte Bello den Gang hinauf. In seinem Kopf drehten sich bereits die Gedanken um das, was denn so wichtig sein
könnte, dass er es unbedingt sehen sollte. Und aus Sorge um seinen ältesten Dämonenfreund. Bis zu diesem Moment hatte er sich nie gefragt, wie alt Bello war. Wenn Bello stirbt, dann ist die Dämonenschaft wirklich nichts mehr als eine Ansammlung von Wilden.
Mit dem tappenden Schritt eines alten Mannes ging Bello ihm voran eine Treppe hinauf. Sam folgte mit dem Trippeln eines Jungen, dem alles zu langsam geht. Wenn man sie so sah, hätte niemand gedacht, dass Sam der Altere war, trotz all der Wunden, die Zeit und Krieg den beiden zugefügt hatte. Zwei alte Kämpen, die gekommen sind, um einen Blick auf das Schlachtfeld zu werfen, dachte Sam und wies sich gleich zurecht: Wir sind, wer wir sind. Versuche nicht, eine Kugel im Rücken oder das Gewicht des Alters romantisch zu verklären.
Am oberen Ende einer langen gewundenen Treppe traten sie auf einen Turm hinaus. Eine Wache salutierte zackig, doch Bello winkte sie fort und sagte, sie wollten nicht gestört werden.
Es war bitterkalt. Eis bildete sich bereits auf Sams feuchtem Haar, gab ihm das Aussehen eines seltsamen Helms. Unter ihnen breitete sich die Stadt Gehenna aus. An jeder Straßenecke brannte ein Feuer. In den Hügeln jenseits kehrte ein Trupp auf riesigen, zottigen Reittieren von der Jagd zurück. Wachtfeuer brannten am Horizont.
»Was gibt es da zu sehen?«, fragte Sam, als er in der Kälte zitternd über die Brüstung spähte.
»Da!« Bello deutete mit dem Finger. Sam folgte dem Fingerzeig, bis sein Blick auf der kleinen Schmiede der Burg zu ruhen kam. Durch die Dunkelheit erspähten seine Augen eine wimmelnde Masse von Soldaten. Lärmfetzen drangen herauf. Vor der Schmiede teilte ein Zeugwart schwere Schilde und lange Schwerter aus. Als Sam dies entdeckt hatte, ging sein Blick automatisch über die Schutzmauer zu dem Raum zwischen den Torhäusern und der Feste. Selbst zu dieser späten Stunde
konnte er nun, da er danach lauschte, das Klirren von Waffen hören. Das tiefe Brüllen zottiger Tiere, die mit Harnischen aufgezäumt wurden. Die Schreie von Ausbildern, die ihre Mannschaften drillten.
»Asmodeus hebt überall Truppen aus. Tausend Mann wurden in der ersten Woche eingezogen, zweitausend in der zweiten. Ein Stoßtrupp hat einen Grenzsoldaten gefangen genommen, der unter Folter verhört und dann öffentlich hingerichtet wurde. Belial schreit nach Blut. Der Krieg ist so gut wie erklärt.«
»Er ist ein Narr«, knurrte Sam.
»Das ist noch nicht alles. Der Rat hat versucht, sich ihm zu widersetzen. Er ließ zwei Ratsmitglieder in den Kerker werfen, und der Rest wurde nach Hause geschickt. Er. sagte mir, du würdest nicht mehr zurückkommen; schien sich dessen ziemlich sicher zu sein.«
Sam wandte sich Bello zu. »Was hat er gesagt? Wie waren die genauen Worte? «
»>Ich bin nicht so unwissend über die Dinge auf Erden, wie du glaubst. Lucifer kommt nie mehr zurück.<«
Sam merkte, dass er zitterte. Er drehte sich mehrere Male wie ein gefangenes Tier und starrte hinauf zu der Burg, die er vor langer Zeit erbaut hatte, dann in die Ferne zum schneebedeckten Horizont »Bello, ich möchte, dass du von hier verschwindest«, sagte er. »Du kennst die sichersten Verstecke.«
»Was wirst du tun?«
»Einen kleinen Schwatz mit Asmodeus halten. Vielleicht auch einen großen.«
Beelzebub nickte. »Ich weiß, wo du ihn finden kannst«
Sams Rücken pochte inzwischen alarmierend, doch er ignorierte es. Als er mit Feuer in den Augen und Zorn in seinem verkniffenen Gesicht durch die dunklen Korridore schritt, war ihm nicht anzumerken, dass er erst vor wenigen Stunden aus einer langen Trance erwacht war.
Die Türen zur großen Halle flogen mit einem dramatischen Schlag auf. Holz donnerte gegen Holz. Im Zentrum der Halle war ein Platz freigeräumt worden, und da war Asmodeus, der ein paar Dämonen anfeuerte, die mit nackten Oberkörpern einen Ringkampf aufführten. Der Preis war ein Mädchen, aus der Wüste, nach den Flecken roter Schuppen an Hals und Gesicht zu urteilen, das in eine Decke gehüllt neben dem prasselnden Feuer stand und in der ungewohnten Kälte zitterte. Bei Sams Erscheinen kam alles zum Halten. Die Ringer lösten sich voneinander, das Geschrei der Umstehenden senkte sich zu einem Flüstern, und das Klappern der Trinkgefäße hörte auf.
»Alle raus!«, brüllte Sam. Aus seinen Fingern und Haaren regneten Funken. Im Kamin flammte das Feuer auf, in Antwort auf seine Magie. Während die Soldaten sich an Sam vorbeidrückten, blieb Asmodeus hochmütig auf seinem Stuhl sitzen. Als der letzte Soldat gegangen war und nur das Sklavenmädchen, Asmodeus und Sam übrig waren, hob Sam eine Hand, und die Türen hinter ihm schlugen vor den Augen der Neugierigen zu.
»Wie schön, dass du dich zu uns gesellst«, sagte Asmodeus, kühl wie nur ein Frostdämon sein kann. »Was zu trinken?«
Mit ein paar Schritten hatte Sam den Raum durchmessen, trat an den Tisch, wo Asmodeus saß, packte ihn hart am Kragen und zog ihn über die Tischplatte zu sich. »Sag mir, was du weißt und was du planst«, flüsterte er, »und vielleicht werde ich es mir überlegen, dich nicht hier und jetzt zu töten.«
Zu seiner Überraschung und seinem Unbehagen lachte Asmodeus. »Droh mir nicht, alter Mann«, sagte er. »Deine Macht ist am Ende, jeder kann das sehen.«
»Meine Macht? Wage nicht, mich über meine Macht zu belehren, kleiner Dämon, oder du wirst entdecken, was genau es ist, das mir meinen Namen gegeben hat.«
»Droh mir nicht!«, wiederholte Asmodeus, riss sich aus Sams Griff los und trat einen Schritt zurück. »Ich habe Freunde, die mächtiger sind als du.«
»Wer? Wer hat dir gesagt, ich würde nicht zurückkehren? Wer war so sicher, dass ich sterben würde?«
»Versuch, mir etwas anzutun, und sie werden dich zur Strecke bringen«, warnte Asmodeus. »Ich weiß nicht, wie du ihnen entkommen bist, aber wenn du mir auch nur ein Haar krümmst, werden sie dich kriegen. Und sie haben keine Skrupel zu töten.«
Sam hob die Hände, die Handflächen gegen den Dämonenfürsten ausgestreckt. Wie Michael vor Jahrhunderten wurde Asmodeus hochgehoben und durch die Luft gewirbelt. Er prallte gegen eine Wand, wo er hängen blieb. Seine Füße baumelten ein paar Handbreit über dem Boden.
»Sag es mir!«, donnerte Sam. Seine Stimme wurde leiser, drohend und unheilvoll. »Ich habe dein Königreich geschaffen. Mit Blut und Gewalt habe ich es errichtet, und wenn du glaubst, ich würde davor zurückschrecken, nach Blut und Gewalt zu greifen, dann verstehst du das Land nicht, das du regierst.«
»Du kannst mir nichts anhaben«, höhnte Asmodeus. »Meine Freunde werden dich töten, wenn du mir etwas antust.«
Sam ließ eine Hand heruntersausen, und der Kopf des Dämonen wurde herumgeworfen, als hätte ihn ein Schlag getroffen. »Wenn ich nach deinen Regeln spielen muss, um die Wahrheit zu finden, so sei es!«, warnte er. »Sag mir, wer deine Freunde sind! Wer hat dir gesagt, dass du mit dem Krieg Ernst machen sollst?«
»Seth«, flüsterte Asmodeus. Sein Gesicht glühte vor Stolz und Häme. »Seth kämpft für meine Sache. Seth wird mich bewahren!«
Sams Zauber schwankte, stockte. Asmodeus stürzte zu Boden.
Seth, Sohn der Nacht. Also war es wahr, was Bello gesagt hatte, dass Seth irgendwie seine Nase in die Angelegenheiten der Hölle steckte. Seth tat, was Sam immer befürchtet hatte - er tat jenen letzten kleinen Schritt in seine Welt.
Warum hat eigentlich niemand Interesse daran, die Erde zu beherrschen?
Wäre dir das lieber?
Er hatte Annettes Frage damals nicht wirklich beantwortet. Niemand will die Erde haben, weil sie ein bloßer Schatten der Herrlichkeit des Himmels ist - eine verzerrte Kopie. Und die Hölle ist ein Schatten der Erde. Wenn man im Himmel nicht leben kann, nimmt man widerwillig die Erde. Wenn man auf Erden nicht bleiben kann, ist man wahrlich verzweifelt genug, mit der Hölle vorlieb zu nehmen.
Und jetzt mischte sich Seth, der größte Heimlichtuer von allen, Freund des eingekerkerten Unheilstifters Loki, tatsächlich in die Belange der Hölle ein. Seiner Hölle.
»Was hat Seth dir erzählt?«
»Er sagte, seine Brüder seien hinter dir her, dass sie und er zusammen dich töten würden. Weil du mit einer verräterischen Fürstin gemeinsame Sache gemacht hättest. Er sagte, er würde mir helfen, meine Heere zum Sieg zu führen.« Asmodeus glühte vor Triumph, erfüllt von dem fälschlichen Glauben, einen Sohn der Zeit seinen eigenen Zwecken dienstbar gemacht zu haben.
»Warum? Warum, zur Hölle, gibt sich Seth mit der Hölle ab? Die Hölle steht unter ihm, sie kümmert ihn nicht! Warum also mischt er sich ein? Was in der Hölle ist von Wert für ihn?«
Asmodeus antwortete nicht.
»Heilige Zeit! Willst du, dass ich das Licht anwende? Und die Antwort direkt deinem armseligen kleinen Geist entreiße?«
»Er sucht nach ... Macht.«
»Das klingt aber höchst geheimnisvoll«, knurrte Sam. »Versuch's mal ein bisschen genauer.«
»Es ist... er sucht... ein spezielles Artefakt.«
»Es gibt zahllose »Artefakte«, selbst in der Hölle. Einige wurden von gelangweilten Hexen erfunden, um Schaben zu töten, andere von verrückten Hexern, um Sonnen auszulöschen. Welches Artefakt könnte so wertvoll sein, dass Seth sich in die Hölle hinab begibt, um einen Krieg anzuzetteln ... verbündet mit dir?«
Als Asmodeus nicht sofort antwortete, verlor Sam die Geduld. Er hob eine Hand. Licht, nicht brennend weiß, sondern sanft und warm, das Schlimmeres ahnen ließ, sprang in seine Handfläche. »Ich werde es tun«, zischte er. »Glaub mir, ich werde es.«
»Den ... vierten Schlüssel.«
»Den vierten?«
Asmodeus brauchte nicht zu antworten. Er konnte die Furcht in Sams Gesicht sehen. Aber er sprach dennoch, fasziniert von dem plötzlichen Schrecken, der Sams Blick erfüllte. »Uranos. Er will Uranos befreien.«
Sam brauchte eine Ewigkeit, um zu antworten. Mehrere Ewigkeiten, nach der Rechnung seines zu Eis erstarrten Herzens. »Uranos? Das würde er nicht... Das wagt er nicht.«
»Wir werden Uranos finden«, sagte Asmodeus leise, der sich wieder erholte, als er sah, wie sehr seine Worte Sam getroffen hatten. »Um Chronos zu besiegen, um Schicksal, Vorherbestimmung und Tod zu bezwingen ... Und du kannst es nicht aufhalten. Du hast dem nichts mehr entgegenzusetzen.«
»Uranos' Schlüssel... in der Hölle? Das ist es, nicht wahr? Uranos' Schlüssel liegt in der Hölle verborgen, und Belial hat sich geweigert, Seth bei der Suche zu helfen. So hilfst du ihm stattdessen. Das ist der Grund, weshalb du dieses Heer aufstellst und in diesen unsinnigen Krieg ziehst. Du ziehst nicht aus, um Belial zu besiegen, sondern um den Schlüssel zu finden - das ist der Grund, weshalb Seth hier ist!
Du Narr! Du gibst Seth das Mittel in die Hand, uns alle zu vernichten! Du gibst ihm das Heer, das er braucht, um das Ende von allem herbeizuführen!«
»Nicht von allem«, zischte Asmodeus. »Das Ende von allem, wie - wir es kennen. Uranos ist nur eine andere Art der Existenz, eine andere Art des Lebens, und er belohnt seine Freunde!«
»Wo ist er? Wo in der Hölle ist der Schlüssel? In der Mitte der Wüste, vergraben unter ein paar tausend Tonnen Sand? In den Bergen? Im Strudelozean, im Tartarus, in Pandämonium - wo ist er? Glaub nicht, Seth sei sich zu schade, dich den Wölfen vorzuwerfen, wenn es ihm nötig erscheint! Also, wo ist der Schlüssel?«
»Ich weiß es nicht! Nur Seth weiß es!«
»Du Narr«, flüsterte Sam. »Du wirst sterben.« Als ob so etwas Geringes zählte angesichts des Schreckens, der nun drohte.
Asmodeus raffte sich auf, und in trotziger Haltung, das Kinn gereckt, sagte er: »Du wagst es nicht, mir etwas anzutun.« So viel störrische Dummheit hatte fast etwas Bewundernswertes.
»Ich bin nicht der, der dich töten wird. Entweder Belial, Seth oder deine eigene Hand wird den Schlag führen.« Es war eine Vermutung, keine Prophezeiung, aber Sam wusste, dass er Recht hatte. »Es gibt nichts, was ich tun kann, um es zu verhindern.« Er wandte sich um und hob die Hände in Verzweiflung. Die Türen sprangen vor ihm auf, in Antwort auf einen stummen Befehl. »Ich habe versucht, ein sicheres Königreich für dich zu errichten, aber jetzt kann ich nichts mehr für dich tun! Jetzt kämpfe ich nur noch für mich selbst!«
»Lucifer!«, rief Asmodeus aus, ohne zu wissen warum, als die dunkle Gestalt durch die offene Tür in die bittere Kälte hinaustrat.
Sam fuhr herum. Ein anklagender Finger richtete sich auf Asmodeus' Gesicht, sodass der Dämon sich fast geduckt hätte aus Angst, dass Flammen daraus hervorschossen. »Du bist ein Narr, Asmodeus! Ein kleingeistiger, primitiver Narr! Du hast dein ganzes Volk verkauft als Söldner in einem Krieg, der von einer anderen Welt aus geführt wird!«
»Lucifer!«
Sam lachte und wandte sich ab, schritt durch den dichten Schnee, der ihn umwirbelte. »Alle, denen ihr Leben lieb ist, verlasst diesen Ort!«, rief er im Gehen aus. »Folgt eurem Fürsten nicht ins Verderben!«
»Lucifer!«, schrie Asmodeus und rannte ihm nach. Der Schnee fiel nun noch dichter, schien sich um Sam zu legen, wie um seinen Meister zu schützen, bis alles, was noch von seiner Existenz zeugte, die Stimme war, die durch die Burg hallte.
»Flieht, solange ihr könnt! Der Sohn der Nacht regiert nun in Gehenna!«
»Lucifer!«, kreischte Asmodeus, als die Wachen zu ihm gelaufen kamen, unsicher und verwirrt. »Lucifer, du hast sogar deine eigenen Kämpfe verloren! Du bist nichts!«
Die einzige Antwort war der sanfte Schneefall, und als die Wachen die Tür zu Sams verschlossenem Gemach aufbrachen, war das Bett gemacht, der Schrank leer.
Selbst der Kamin war kalt. Was merkwürdig war, denn nur ein paar Minuten zuvor hatte dort noch ein Feuer gebrannt.