15
Er bewegte sich nicht, um nicht von seinem pochenden Verlangen übermannt zu werden. Er sagte sich immer wieder: Sie ist nur eine Jungfrau, und ich bin ihr erster
Mann. Das einzige Vergnügen, das ich an dieser Paarung habe, ist, sie in Besitz zu nehmen. Mehr ist es nicht.
»Sieh mich an.« Seine Stimme klang rauh.
»Nein«, rief sie mit spitzer, gequälter Stimme.
»Bitte Zarabeth, ich möcht dich ansehen, wenn ich mich in dir ergieße.«
Die Worte kamen aus seinem Mund, bevor er wußte, was er sagte. Nie zuvor in seinem Leben hatte er etwas von einer Frau erbeten, die er bestiegen hatte. Er wartete. Langsam wandte sie ihm ihr Gesicht zu und öffnete die Augen.
Sie bewegte sich leicht unter seinem Gewicht, und Magnus stöhnte.
Er schob sich ein wenig weiter in sie und spürte, wie sie sich verspannte.
»Das ist dein Jungfernhäutchen, eine dünne Haut, die ich zerreißen werde. Es tut nur ganz kurz weh, Zarabeth, dann ist es vorbei.«
»Und dann läßt du mich zufrieden?«
Er lächelte schmerzlich.
»Ja, aber vorher werde ich dir Lustgefühle bereiten.«
Er umfaßte ihre Handgelenke und schob sie nach oben über ihren Kopf. Er lag nun ausgestreckt auf ihr und sah sie an, während er langsam weiter in sie drang. Sie versuchte, sich ihm zu entwinden, zuckte und wand sich unter ihm, und er küßte sie. »Langsam, Liebes«, raunte er in ihrem Mund. Dann plötzlich bäumte er sich auf, schaute ihr in die Augen, als er ihr Jungfernhäutchen durchstieß und tief in sie eindrang.
Er erstickte ihren Schrei mit seinem Mund. »Es ist gleich vorbei«, sagte er immer wieder. »Halt still, es ist vorbei.«
»Es tut weh«, flüsterte sie, und er spürte ihre nassen Tränen auf seinem Gesicht. »Ich wußte nicht, daß es so weh tut.«
»Es tut mir leid. Ich wünschte, ich hätte dir das ersparen können.« Aber es lag kein Bedauern in seiner Stimme. Im Gegenteil, er klang stolz und zufrieden, und in Zarabeths Ohren voller männlichem Triumph. Sie lag still, spürte, wie er sich tief in ihr bewegte. Jetzt war es vorbei; er hatte sie genommen; er hatte gewonnen.
Der Schmerz ließ nach. Erst als er sich zu bewegen begann, spürte sie seine Fülle, seine geschmeidige Härte. Es zählte nicht, redete sie sich ein. Wenn er mit ihr fertig war, würde er sie in Frieden lassen. Ihre Jungfernschaft hatte sie ihm gegeben, und er war nicht grob mit ihr gewesen, und dafür war sie ihm dankbar. Sie war froh, daß sie nicht verbissener gegen ihn gekämpft hatte. Damit hätte sie sich nur noch mehr Qualen bereitet. Sie spürte nichts als sein hartes Glied in ihrem Leib, und ihre Abscheu gegen diesen Mann, der sich keuchend auf ihr bewegte, der in ihren Körper eingedrungen war, der mit ihr machte, was er wollte.
Sein Keuchen beschleunigte sich. Er stöhnte auf, zog sich zurück, und dann stieß er in sie, schneller und schneller und stöhnte wild dabei auf. Plötzlich erstarrte er mit zurückgeworfenem Kopf, und dann stieß er einen Schrei aus. Sie spürte, wie er zuckend seinen Samen in sie entleerte.
Dann wurde er ruhig. Er lag schwer auf ihr, und sie fühlte sich unendlich müde, gleichzeitig seltsam erleichtert, daß es vorbei und nicht so schlimm war, wie sie befürchtet hatte.
Er ließ ihre Handgelenke los und stützte sich auf die Ellbogen, um sein Gewicht etwas von ihr zu nehmen. Er war immer noch tief in ihr, fühlte sich aber nicht mehr so prall an.
»Hab ich dir weh getan?«
»Ja.« Zu spät bemerkte sie, daß ihm dieses Zeichen ihrer Unschuld gefiel, und sie wünschte, sie hätte gelogen.
»Aber jetzt hast du keine Schmerzen, oder?«
Sie schüttelte den Kopf, schloß die Augen, um seinen forschenden Blick nicht ertragen zu müssen.
»Gleich werde ich dir Lust bereiten.«
Sie riß die Augen auf. Ihre Verblüffung, ihr Unglauben, machte ihn lächeln.
»Du wirst sehen.«
Sehr langsam entzog er sich ihr. Er bedauerte nichts, nein, er war der einzige Mann, der ihren Körper je besitzen würde. Er kniete nun zwischen ihren gespreizten Beinen. Ihre Schenkel und sein Glied waren blutverschmiert. Er hockte sich auf die Fersen und blickte sie an. Im Zwielicht konnte er sie deutlich sehen; ihre weißen Schenkel, ihre zarte Haut, bei deren Berührung ihm der Atem stockte. Ihr leuchtendrotes Kraushaar. Jetzt berührte er sie ganz sanft. Er wollte seine langen Finger auf ihr sehen und wissen, daß sie zusah. Sie hielt den Atem an. Ihre Brüste faszinierten ihn, deren Fleisch so weiß und weich war wie ihr Bauch und ihre Schenkel. Sie müßte als seine Frau unter ihm liegen, nicht als seine Sklavin. Er dachte an den Tag, an dem er sie zum ersten Mal gesehen hatte und wußte, daß er sie lieben, daß sie ihm gehören würde. Doch er hatte sich geirrt. Er hatte sich in allem geirrt, abgesehen von den Gefühlen, die tief in ihm glühten. Er schob seine Gedanken beiseite; wollte sich jetzt nicht damit beschäftigen. Er wollte ihr Vergnügen bereiten, er wollte ihre Lustschreie hören, wenn sie zum Höhepunkt kam. Er mußte sie auch in diesem letzten Bereich beherrschen.
Er legte sich neben sie. Seine Hand liebkoste ihren Bauch, seine Finger fanden sie durch das dichte rote Kraushaar. Als er sie berührte, blickte er in ihre Augen und sah das einsetzende Erkennen, das Erstaunen und die Angst. Angst vor ihm? Er hatte nicht die Absicht, ihr weh zu tun, dennoch konnte er ihr die Angst nicht verdenken. Er lächelte sie an, und seine Finger fanden ihren Rhythmus. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen und Scham. Sie schnellte zur Seite, rollte sich seitlich ein, mit dem Rücken zu ihm, und ihre Schultern zuckten.
»Nein«, raunte er. »Vertrau mir, Zarabeth. Komm, laß dir zeigen, was Lust für eine Frau bedeutet.«
Sie rollte sich noch mehr zusammen, und der Anblick ihrer Hinterbacken und ihrer langen weißen Beine verursachten ihm Schmerzen. Er nahm ihren Arm und drehte sie wieder auf den Rücken. »Du tust, was ich dir sage. Du wirst dich mir nicht widersetzen.«
»Du behauptest, du willst mir Vergnügen bereiten, dabei willst du nur den Herren über deine Sklavin spielen. Das gefällt dir. Du willst herrschen, Magnus, du willst andere unterwerfen.«
Er achtete nicht auf die Bitterkeit ihrer Worte, achtete nicht darauf, daß sie die Wahrheit sprach und schüttelte den Kopf. »Halt still. Ich sage es nicht noch einmal.« Er legte seine Hand flach auf ihren Bauch. Seine andere Hand tastete durch ihr Kraushaar und fand sie, und wieder tauchten seine Finger in sie ein und begannen ihren Tanz, langsam, dann schneller, ganz zart, dann wieder tief und fordernd. Sie schloß sie Augen, um ihm ihre Demütigung nicht zu zeigen. Er berührte sie und sah ihr dabei ins Gesicht, forschte nach ihren Regungen und wußte, daß sie ihn dafür haßte.
Dann plötzlich reagierte ihr Körper, und sie erstarrte. Der Rhythmus seiner spielenden Finger beschleunigte sich. »Ja, es gefällt dir«, sagte er, als sei er stolz auf sie, wie auf ein gelehriges Hündchen. Ohne Vorwarnung stieg ihre Erregung, züngelte wie Flammen unter einem Blasebalg hoch, steigerte sich in ein Lustgefühl, so heftig, so allumfassend, daß sie aufstöhnte und sich deshalb zu Tode schämte. Es war mehr als Erniedrigung, sein Zuschauen, sein Abschätzen. Sie hörte ihre eigenen Schreie, gequält und zerrissen. Die Lust baute sich in ihr auf. Sie wußte, da war noch mehr als diese Flutwelle, die einen Damm zu durchbrechen drohte, und sie wußte auch, daß sie allein sein würde, wenn der Damm brach. Er beherrschte sie, er teilte die Lust nicht mit ihr. Er war völlig getrennt von ihr.
Magnus beugte sich über sie, sein warmer Atem an ihrer Wange gab ihr Mut, sie hob ihre Hüften, bewegte sich seinen Fingern entgegen. Sie erwiderte seinen Kuß, und ihre Zunge berührte seine. Und er beobachtete sie, registrierte jede ihrer Regungen und wußte, wann sie sich nicht länger kontrollieren konnte, loslassen mußte. Als der Höhepunkt ihrer Lust kam, küßte er sie tief und nahm ihren Schrei in seinem Mund, in seiner Seele auf.
»Das hast du gut gemacht«, sagte er, nachdem ihr Atem ruhiger geworden war. »Wenn eine Frau vor Lust schreit, ist der Mann stolz auf sich.«
Sie war verzweifelt. Sie sah ihn an, stumm; und sah, wie Groll sich in seinen Augen zusammenbraute.
»Du hattest keine Chance. Du hast dich dagegen gewehrt, Zarabeth, aber du hattest keine Chance. Gib zu, daß es dir Spaß gemacht hat.«
Sie schüttelte den Kopf. »Es ist einfach passiert, mehr nicht.«
Sein Mund war eine schmale Linie. »Es wird immer passieren, wenn ich möchte, daß du diese Gefühle hast. Du wirst dich mir nie widersetzen, Zarabeth.«
»Was wirst du tun?« fragte sie teilnahmslos.
»Ich weiß nicht«, sagte er, selbst überrascht von seiner Aufrichtigkeit.
Sie sah ihn lange an. Schließlich flüsterte sie: »Was willst du von mir, Magnus?«
Das Sklavenband glänzte im Schein der Mittsommernacht. Er holte tief Luft. »Stell mir keine Fragen, Frau. Du bist ungehorsam und anmaßend. Reize mich nicht, Zarabeth.«
»Was willst du von mir?« wiederholte sie.
»Komm«, sagte er und stand unvermutet auf. »Ich will dich in meinem Bett haben.«
Sie erhob sich zögernd. Ihr Körper war wund, und ihre Knie schlotterten. Und immer noch war ein sanftes Pochen in ihr, eine Mahnung daran, was er ihr angetan hatte, welche Gefühle er in ihr ausgelöst hatte. Ja, sie spürte eine Weichheit und Wärme, sie konnte es nicht leugnen, doch gleichzeitig wünschte sie, sie hätte neben ihm gelegen und nichts unter seiner Berührung gespürt, nichts außer ihrem Haß. Sie fühlte sich entblößt und hilflos. Willenlos glättete sie ihr Gewand, knotete die Bänder an den Schultern und schob die Haare, die ihr ins Gesicht hingen, nach hinten. »Jetzt siehst du nicht mehr aus wie eine Jungfrau«, grinste er.
»Es ist unwichtig«, sagte sie achselzuckend. »Ich wußte, daß du mich zwingen würdest. Ich wußte auch, daß du mich nicht wirklich berühren würdest, nur meinen Körper. Ich nehme an, mein Körper würde auf die Berührung eines anderen Mannes ebenso reagieren.«
Er hatte sie gewarnt, ihn nicht zu reizen. Sie wartete auf seine Reaktion, beobachtete den Pulsschlag an seinem Hals, sah seine verhärtete Kiefermuskulatur. Er sah sie nun aus kalten Augen an. Ein innerer Kampf schien in ihm zu toben. Doch dann nahm er nur ihre Hand und zog sie mit sich. Keiner von beiden sprach ein weiteres Wort, bis sie den Palisadenzaun erreichten.
Alles war still im Langhaus, als er sie in seine Kammer führte. Er schwieg immer noch, bedeutete ihr lediglich, sich auszuziehen. Sie wandte sich von ihm ab, streifte ihr Gewand ab und schlüpfte unter die Wolldecke. Er legte sich nackt neben sie und nahm sie in die Arme, ohne darauf zu achten, wie sehr sie sich gegen ihn sträubte. Als Magnus gegen Morgen erwachte, war sie weg. Sofort war er hellwach. Er warf die Decke beiseite und sprang aus dem Bett. Dann ging er in die Kammer der Kinder. Dort lag sie fest schlafend, Lotti an sich gedrückt.
Er weckte sie behutsam, damit die Kinder nicht wach wurden und führte sie zu seinem Bett zurück. Er riß ihr das Leinenhemd vom Leib. Es verlangte ihn dringend nach ihr, doch seine Wut und seine Lust ergaben eine seltsame Mischung. Er wollte sie strafen, und er wollte, daß sie schrie, wenn sie den Höhepunkt der Lust erreichte, den er ihr verschaffte.
Er küßte sie und hörte nicht auf, sie zu küssen, als er in sie eindrang, und sie in seinen Mund stöhnte, ob vor
Schmerz oder Lust, wußte er nicht zu sagen. Und es war ihm egal. Er ritt sie hart und kam schnell zum Erguß. Die Kammer war dunkel wie eine Höhle, und dafür war er dankbar. Er fürchtete, sich beim Anblick ihres Gesichts zu hassen. Er wollte ihre starren Augen nicht sehen, ihre Verzweiflung würde ihn ersticken. Und tief in seinem Innern wußte er, daß sie vor Schmerz stöhnte. Er war grob mit ihr, hatte sie nicht mit einem sanften Vorspiel auf kommende Lustgefühle eingestimmt.
Er zog sich aus ihr zurück, und ohne ein Wort zu sagen, ohne Pause, spreizte er ihre Beine breiter, beugte sich über sie und liebkoste sie mit der Zunge. Sie bäumte sich hoch, kämpfte gegen ihn, wütend und erschrocken. Aber er ließ sich nicht beirren. Als er spürte, wie die Spannung sich in ihr aufbaute, lockerte er seinen Griff. Er lächelte. Sie hatte aufgehört, sich gegen ihn zur Wehr zu setzen. Und als der erste Schrei sich aus ihrem Munde löste, legte er ihr seine Hand sanft auf den Mund und dämpfte die Lautstärke ihrer Lust.
Er hatte gewonnen.
Sie weinte hemmungslos, als er sie in den Armen wiegte. »Jetzt gehörst du mir«, sagte er immer wieder.
Er brachte sie ins Badehaus, wo die Fässer stets mit heißem Wasser gefüllt waren, aus denen Dampf aufstieg, der den Schweiß aus den Poren trieb. Es war kurz nach Tagesanbruch, und der Himmel war blaßgrau mit einem rosa Schimmer. Schweigend bedeutete er ihr einzutreten. Er setzte sich auf eine lange Holzbank, lehnte sich zurück, faltete die Arme über der Brust und befahl ihr, die Kleider auszuziehen.
Es würde nie enden, dachte sie und schüttelte langsam den Kopf.
»Ich habe dich nackt gesehen. Wieso zierst du dich noch?«
»Es ist hell hier, und ich schäme mich.«
»Wie du meinst«, sagte er, »aber es tut nichts zur Sache.« Er erhob sich rasch und riß ihr das Leinenhemd vom Leib. Sie erkannte, daß ihr Widerstreben und ihre Kämpfe ihm Genugtuung bereiteten. Sie hörte auf zu kämpfen. Sie besaß schließlich nur noch ein Hemd.
Als sie nackt und schwitzend vor ihm stand, bedeutete er ihr, auf der Holzbank Platz zu nehmen, stand auf und zog seine Tunika aus. Stark und groß und wohlgeformt stand er vor ihr. Es schmerzte sie, ihn anzusehen.
»Komm und wasch dich. Du riechst nach Lust und Schweiß.« Er gab ihr Seife und ein weiches Tuch. Sie wusch sich, und es war ein herrliches Gefühl. »Stell dich gerade hin.« Bevor sie wußte, was geschah, hatte er einen Eimer kaltes Wasser über sie gegossen. Sie schrie vor Schreck auf, wollte sich wütend auf ihn stürzen; doch er kippte sich selbst einen Eimer Wasser über den Kopf.
»Setz dich und genieße den heißen Dampf. Dann übergieß ich dich wieder mit kaltem Wasser. So baden die Wikinger. Die Sachsen stinken. Wir nicht.«
Sie saß stumm neben ihm, von heißem Wasserdampf eingehüllt. Magnus streckte sich auf der langen Bank aus und bettete seinen Kopf auf ihren Schoß. Sie versuchte, sich ihm zu entziehen, doch die Bank war schmal, und er hielt sie fest. Seine Arme schlangen sich um ihre Hüften. Er wandte ihr sein Gesicht zu und küßte ihren Bauch. Als seine Zunge sie berührte, schob sie seinen Kopf von sich weg. Und er lachte. Er zog sie wieder an sich. Ihre Körper waren glatt von Schweiß und Wasser. Dann richtete er sich auf. Er setzte sie sich auf den Schoß und öffnete ihre Schenkel, bis sie eng an ihn gedrückt war. Er hob sie wieder hoch und führte sich in sie ein.
»Magnus!«
»Halt still. Ja. Jetzt beweg dich, reite mich.« Er schlang seine Arme um ihren Rücken und hielt sie fest. Als sie sich nicht bewegte, lächelte er. Sie wußte nicht, was sie tun sollte. Er umfing ihre Hinterbacken mit seinen großen Händen, hob sie hoch, senkte sie wieder und schob sich dabei tief in sie hinein.
Sie japste, und ihre Hände krallten sich an seinem Hals fest. Er küßte sie, während er sie hin und her schob. Er spürte, wie ihre Erregung stieg, und er spürte, daß er sich seinem Höhepunkt näherte. Seine Finger suchten und fanden sie; sie spannte sich an und bewegte sich zuckend.
Ihr Körper explodierte vor Lust, und er küßte sie wild, schob sich weit in sie, und dann ließ er los, bäumte sich auf und keuchte stöhnend im heißen Wasserdampf. Dann hielt er ihren Kopf an seine Schulter gebettet und streichelte ihr sanft den Rücken.
Ihr Haar klebte naß und schwer auf der Haut. Er schob es beiseite, um sie besser streicheln zu können. Dabei berührte er das Sklavenband und zuckte zurück, als habe er sich die Finger verbrannt.
Er hob sie sanft von sich und reichte ihr schweigend die Seife. Sie stand einen Augenblick vor ihm, splitternackt, ihr Körper gerötet, geschwächt und weich, und sie haßte sich und ihn, war ihm hilflos ausgeliefert. Er spürte, was in ihr vorging und redete sich ein, seine Freude daran zu haben. Er blieb auf der Bank sitzen und sah ihr zu, wie sie seinen Samen von ihrem Körper wusch.
Im Badehaus gab es einen kleinen Vorraum. Jemand hatte frische Kleider gebracht. Sie schloß vor Scham die Augen. Jemand hatte sie beobachtet, nackt, hatte gesehen, wie er sie nahm, wie er sie zum Schreien brachte. Mit zitternden Fingern knotete sie die Bänder ihres Gewandes.
Er nahm ein trockenes Tuch und wickelte es um ihre Haare. Er hob ihr rosig glänzendes Gesicht und küßte sie. Dann nahm er sie bei der Hand, führte sie ins Freie. Die Sonne strahlte nun vom Himmel, und die Morgenluft war kühl. Das Gesinde war schon an der Arbeit, die Sklaven verließen gerade das Tor, um auf den Feldern zu arbeiten. Wieso liefen sie nicht einfach davon? fragte sie sich. Sie hätte es sofort getan. Magnus blieb stehen und zog sie an sich. Er küßte sie wieder, lang und innig, vor all seinen Leuten.
»So«, sagte er mit Bestimmtheit. »Damit es keine weiteren Fragen gibt.«
Zarabeth betrat das Langhaus. Das Haar hing ihr noch feucht über den Rücken; sie fühlte sich herrlich sauber. Sie spürte Magnus noch auf ihren Lippen. Ihr Körper war wund. Lotti saß mit vier anderen Kindern bei Eldrid, einer Tante von Magnus. Die Frau saß vor einem großen Webstuhl und webte gesponnenen Faden zu Tuch. Sie war ebenso groß und kräftig wie ihre Schwester Helgi. Doch ihre Gesichtszüge waren verhärtet und wurden nur weich, wenn sie mit den Kindern redete. An Zarabeth hatte sie noch kein einziges Wort gerichtet.
Ingunn hielt sich in ihrer Rede nicht zurück. »Magnus ist also mit dir fertig, wie ich sehe. Mich wundert, daß du noch gehen kannst. Du scheinst ja eine Menge Männer in York gehabt zu haben.«
»Wer weiß?« entgegnete Zarabeth und nickte Cyra zu, die hinter Ingunn stand, einen Spinnrocken in der Hand, den sie wie eine Waffe hielt.
»Er treibt es mit Cyra gern im Badehaus. Du bietest ihm nichts Neues.« Ingunn wartete, doch von dieser Frau kam keine Gefühlsregung. »Mach dich an die Arbeit.«
Zarabeth nickte. Es kümmerte sie nicht, ob sie das Butterfaß rührte, oder in einem Trog Mehl mit Wasser zu Brotteig mischte. Bald schmerzten ihre Arme vom Teigkneten. In York hatte sie nie so viel Brot auf einmal gebacken, und in ihrem ganzen Leben hatte sie noch kein so riesiges Butterfaß gesehen. Doch im Grunde waren es Arbeiten, die sie kannte, und sie waren gut, um ihre Gedanken zu betäuben. Sie dachte an Flucht. Sie schloß die Augen beim Teigkneten, und sein Bild stand vor ihren Augen. Magnus hatte sie berührt, so sehr sie sich dagegen zur Wehr gesetzt hatte. Er hatte ihr tiefstes Geheimnis berührt, wieder und immer wieder. Nicht nur die Lust, die er ihr verschafft hatte, verwirrte sie, obgleich sie glaubte, dabei den Verstand zu verlieren. Nachdem sie den Teig lange genug geschmeidig geknetet hatte, dauerte es eine weitere Stunde, bis sie handliche Laibe geformt und auf langstielige, flache Holzschaufeln verteilt hatte, die sie sorgfältig auf die heiße Asche der Feuerstelle bettete. Schweiß bedeckte ihre Stirn. Ihre Arme zitterten vor Erschöpfung. Sie dachte sehnsüchtig an das Badehaus und die kalte Dusche, die Magnus ihr verpaßt hatte. Dann dachte sie daran, daß er mit Cyra dort das Gleiche trieb wie mit ihr.
Als das Brot gebacken war, schickte Ingunn sie ins Gerstenfeld. Dort würde Haki ihr Anweisung geben, was sie zu tun hatte. Sie ging. Der Tag war warm. Und nach der stickigen Luft im halbdunklen Langhaus war sie froh, im Freien durchatmen zu können. Haki war ein gebückter, alter Mann mit schönen weißen Zähnen. Er lächelte sie an und trug ihr auf, in den Reihen zwischen der Gerste Unkraut zu zupfen und die Vögel zu verscheuchen, die Körner pickten. Sie nickte und tat, wie ihr befohlen. Die Arbeit war nicht schwer. Doch bald fing ihr Magen an zu knurren. Sie hatte noch nichts gegessen, da Magnus sie sehr früh ins Badehaus geschleppt hatte. Sie hoffte, es würde bald etwas zu essen geben. Die Sonne brannte vom Himmel. Der Schweiß lief ihr die Seiten herunter, und der Rücken begann vom ständigen Bücken zu schmerzen. Es waren andere Sklaven auf den Feldern, die ebenfalls Unkraut jäteten und miteinander lachten und scherzten. Bald würde auch sie sich an die Arbeit gewöhnt haben.
Die Zeit verging; die Sonne stand nun am westlichen Himmel. Ihr war flau vor Hunger. Und sie hatte Durst. Doch Haki sagte nichts.
Wo Magnus wohl war? Sie hatte ihn nicht gesehen, seit er sie am Eingang des Langhauses am Morgen stehengelassen hatte. Schließlich rief Haki ihr zu, sie solle ins Langhaus zurückgehen; er hatte wohl ihr Magenknurren gehört. Sie versuchte ihn anzulächeln, doch das mißlang kläglich. Als sie die düstere Kühle des Raumes betrat, suchten ihre Augen nach Lotti. Das kleine Mädchen schien aufmerksam zuzuhören, was Eldrid ihr sagte. Die ältere Frau sprach langsam und betonte jedes Wort sorgsam. Zarabeth lächelte erleichtert. Wenigstens wurde Lotti gut behandelt. Und Zarabeth sah, daß Eldrid Lotti das Weben beibrachte. Auch andere kleine Mädchen hörten der Alten aufmerksam zu. Keiner der Jungen war im Langhaus. Sie waren wohl mit den Männern unterwegs, lernten Holz hacken und den Umgang mit Waffen.
Sie nahm eine Holzschale und schöpfte sich heißen Haferbrei aus einem großen Kessel, der an einer Kette über dem Feuer hing.
»Ich habe dir nicht erlaubt zu essen«, sagte Ingunn hinter ihr.
Zarabeth wandte sich langsam um und entgegnete ruhig: »Ich habe Brot gebacken und auf dem Feld gearbeitet. Ich habe seit gestern abend nichts gegessen.« Damit kehrte sie Ingunn den Rücken zu. Im nächsten Moment wurde ihr die Schale aus der Hand geschlagen. Sie schrie auf, als der heiße Brei sich über ihre Hände und Arme ergoß.
»Ungeschickter Trampel! Heb die Schale auf, und stell sie auf den Tisch. Du wirst jetzt Flachs kämmen, wenn du überhaupt das Geschick dazu hast. Und wenn nicht, wirst du ihn solange kämmen, bis du es kannst!«
Zarabeth zwang sich mit übermenschlicher Kraft zur Ruhe. So durfte es nicht weitergehen. Aus welchem Grund auch immer, die Frau haßte sie zutiefst. Nun sagte sie mit leiser, ruhiger Stimme: »Ich habe Hunger, Ingunn. Ich werde deinen Flachs kämmen, wenn ich gegessen habe. Nein, ich habe das noch nicht oft gemacht, denn in York gab es Mägde, die diese Arbeit verrichteten. Nun laß mich bitte zufrieden, bis ich gegessen habe. Dann werde ich tun, was du von mir verlangst.«
Zarabeth bückte sich, um die Holzschale aufzuheben. Sie hörte ein seltsames singendes Geräusch hinter sich. Sie fuhr herum, doch nicht schnell genug. Ingunn ließ die lange Lederpeitsche auf ihre Schultern niedersausen. Der Schmerz durchzuckte sie, und ein Schrei entfuhr ihr.
Sie versuchte, nach der Peitsche zu greifen. Doch Ingunn war schneller. Diesmal schlug sie so fest, daß Zarabeth gegen das große Käsefaß flog und ausrutschte. Sie lag nun auf Händen und Knien; die Peitsche sauste mit voller Wucht auf ihren Rücken nieder, das wollene Tuch ihres Gewandes riß auf.
Sie versuchte, sich auf Ingunn zu stürzen, doch die Lederriemen schlangen sich um ihren Oberkörper, brennender Schmerz durchzuckte sie. Das mußte aufhören. Doch wieder und wieder fuhr die Peitsche singend auf sie nieder. Sie mußte auf die Beine kommen; sie mußte der Frau Einhalt gebieten. Sie versuchte sich mühsam aufzuraffen, sackte aber vom nächsten Hieb getroffen auf die Knie.
Sie hörte Frauen und Kinder reden und rufen, hörte Cyras gellendes Zetern, Ingunn solle die Schlampe totschlagen. Eldrid schrie, Ingunn solle aufhören, doch die ließ sich nicht beirren. Zarabeth hörte die keuchenden Atemzüge ihrer Peinigerin. Die Zurufe schienen ihre Raserei nur anzustacheln. Zarabeths Kleid war nun völlig zerfetzt. Wenn sie den Kopf hob, würde Ingunn ihr die Peitsche gnadenlos übers Gesicht ziehen. Mit aller Macht kämpfte sie gegen das Dunkel an, das sie zu umfangen drohte. Dann hörte sie Lotti, ihr ersticktes, gurgelndes Lallen. Jetzt war sie nah bei ihr und Zarabeth schrie auf: »Nein, Ingunn, rühr sie nicht an! Nein!«
Die Peitschenhiebe hörten auf. Zarabeth hob den Kopf, hielt das zerfetzte Kleid über ihren Brüsten zusammen. Ingunn hatte Lotti gepackt und schüttelte sie grob. Dann hob sie die Peitsche gegen das Kind.
»Nein! Wenn du das Kind anrührst, bring ich dich um!«
Ingunn lachte böse. »Sie ist ein Krüppel. Deine Schwester ist eine Mißgeburt, und du bist nichts als eine Sklavin!« Der Arm mit der Peitsche holte aus. Zarabeth rappelte sich taumelnd hoch, stürzte aber gleich darauf vornüber aufs Gesicht.
»Nein!« schrie sie. Doch ihrer Kehle entrang sich nur ein heiseres Röcheln.