Amboss und GLUT
Rechtschaffenem Licht
Zu erhöhen all jene, die hatten gelitten,
Zu zermalmen, welche hatten geherrscht
Im Namen von Eitelkeit und Gier.
Die Zeit wird kommen für
unsere Erben
Zurückzukehren zu dem, was ist unser Recht Mit Ehre im Herzen den
Kreuzzug beginnen Gegen die Mächte des Dunkels, die
haben
Das Licht der Inneren Sphäre zu lang.
- Die Erinnerung, Strophe 3, Vers 41
Wahre Krieger folgen keinem Weg, sie erschaffen ihn. Das ist mehr als ihr Verlangen, es ist ihre Natur.
- Nicholas KerenskyRacice-Flußdelta, Tukayyid Freie Republik Rasalhaag 2. Mai 3052
Sterncaptain Trent bemerkte den dichten Wald kaum, der über dem Marschland des Flußdeltas wuchs, als er auf die weite Lichtung zupreschte. Sein Waldzwolf sank in den Schlamm, als er auf Gehgeschwindigkeit abbremste und nach Angriffszielen Ausschau hielt. Dies war die erste größere Lichtung, die sie nach Kilometern von Sumpf und Morast entdeckt hatten. Sein Sternkamerad Schultz trat in einem Bluthund neben ihn. Der OmniMech war so zerbeult und zerschlagen, daß Trent überrascht schien, ihn überhaupt noch in Bewegung zu sehen, geschweige denn fähig, seine Waffen einzusetzen. Die Zahl der Gefallenen in dieser Schlacht war gewaltig. Er und Schultz waren die letzten Überlebenden des Binärsterns, den er zu Beginn der Mission befehligt hatte.
Der Anblick des Bluthund mit seinem vogelähnlichen Gang bewegte Trent selbst nach all seinen Jahren als MechKrieger. Seit sechshundert Jahren beherrschten Kampfkolosse die Kriege und Schlachten der Menschheit. Eine einzelne dieser grob humanoiden und bis zu zwölf Meter hohen Kampfmaschinen verfügte über genug Feuerkraft, um einen Häuserblock in Schutt und Asche zu legen. Sie konnten unter nahezu beliebigen Umweltbedingungen operieren, ob im luftleeren Raum oder in den Tiefen des Ozeans. Selbst in diesem Sumpf. Und gesteuert wurden sie von Kriegern, die hoch oben in ihren Cockpits saßen und diese riesenhaften Vernichtungsmaschinen zum Teil mit Hilfe ihrer Nervenimpulse kontrollierten.
Trent erschien es überaus passend, daß die beste Technologie der Clans hier zum Einsatz kam, um den letzten Hoffnungsschimmer der Inneren Sphäre auszulöschen. Die Macht der zur Eroberung der Inneren Sphäre zurückgekehrten Clans hatte die Invasion zu einem überwältigenden Erfolg gemacht. Ein System nach dem anderen war gefallen, als ihre Heere unaufhaltsam gegen Terra vorrückten.
Dann hatte ComStar, der technomystische Kult, der Terra besetzt und erhalten hatte, seine Neutralität aufgegeben. Unter Ausnutzung geheimer Daten, die sie über Ehrverständnis und Traditionen der Clans gesammelt hatten, hatte der Orden die Clans zu einer Stellvertreterschlacht auf Tukayyid herausgefordert. Bei einem Sieg der Clans konnten sie Terra endlich für sich beanspruchen. Bei einer Niederlage jedoch würden die Clans einen fünfzehnjährigen Waffenstillstand einhalten müssen. Durch eine so lange Waffenruhe wären Krieger wie Trent bei der Wiederaufnahme der Invasion zu alt gewesen, um an ihr teilzunehmen. Aus diesem Grund war es undenkbar, hier und jetzt zu verlieren.
Jeder Clan mußte in diesem Gefecht zwei Städte erobern, und die Nebelparder hatten das Recht gewonnen, als erste zuzuschlagen. Während Galaxis Alpha im nahen Dinjugebirge abgeworfen worden war, hatte seine eigene Galaxis Beta, die Nebelspinner, ihre Mechs in den Sümpfen des Racice abgesetzt, um sich von dort an ihr Ziel, die Hafenstadt Port Racice, vorzuarbeiten. Es hätte ein schneller Sieg werden sollen, aber statt sich auf dem Feld der Ehre zu einer ruhmreichen Schlacht und einem schnellen Tod zu stellen, hatten die ComGuards das Moor und die tiefen Schlammlöcher zu einer Abfolge von Hinterhalten genutzt. Sie hatte die Nebelspinner mit Artilleriebombardements weichgeklopft und einen schnellen Sieg in einen langen, kostspieligen Kampf verwandelt... - der sich nicht zum Vorteil der Nebelparder entwickelte.
»Silbertatze an Sternhaufenführung«, bellte er, als eine Serie von Explosionen durch die nahen Wipfel krachte. »Wir stehen in Sektor Fünnef-Vierzehn.«
Statisches Rauschen drang über die Leitung, teilweise auf Grund von Störsendern der ComGuards, teilweise als Folge von Schäden an der Anlage. Die angespannte Stimme eines Offiziers - nicht die seines Sterncolonels antwortete. »Silbertatze, hier Dunkle Wacht. Der Befehlsstand wurde überrannt. Wir ziehen uns zurück. Es sind feindliche Elemente in eurem Gebiet. Schließt zum Blutspur-Stern auf und zieht euch als unsere Nachhut zurück. Wir organisieren uns im Delta neu, frapos?«
Blutspur-Stern... }ez Einheit. Beinahe hoffte Trent, daß Jez im Fleischwolf der ComGuards den Tod gefunden hatte. Das waren nicht die ungetesteten Krieger, die Khan Lincoln Osis angekündigt hatte. In ihren ersten Begegnungen hatten sie gegen grüne Truppen gekämpft, die den Pardern nicht annähernd gewachsen waren. Aber hier war das anders. Er hatte gehört, daß saKhan Sarah Weaver in den Kämpfen gefallen war. Nach ihrem Tod waren die Überreste Galaxis Betas gezwungen, den Rückzug anzutreten und sich neu zu gruppieren, immer noch in der Hoffnung, einen wie auch immer gearteten Sieg erkämpfen zu können.
Schlimmer noch, die ComGuards hatten seinen Binärstern, Bravo Einsatz des 267. Gefechtssternhaufens, nahezu aufgerieben. Nur Schultz war noch übrig, und das mehr aus Glück als Können. Temper war in einem Hinterhalt von ComGuard-Infanteristen umgekommen. Silvia hatte es im Cockpit erwischt, als ein ComGuardJäger die Gefechtszone beschoß. Winston war in enger Umarmung eines feindlichen Crockett gestorben. Er hatte den Fusionsreaktor überladen, während er seinen Gegner in einem Todesgriff festgehalten hatte.
Es hatte ein blitzartiger Vernichtungsschlag gegen minderwertige Krieger der Inneren Sphäre werden sollen. Er ließ eben den Blick über die Bäume und die dunklen Schatten zwischen ihnen streifen, und in diesem kurzen Moment verstand er die Bedeutung dieses Augenblicks. Dies war Tukayyid, die größte Schlacht, seit General Aleksandr Kerensky Terra dreihundert Jahre zuvor aus den Klauen des Usurpators Amaris befreit hatte. Aber das war nicht alles.
Trent war ein Nebelparder, und er wußte, daß ein so gewaltiger Konflikt unvermeidlich schwere Verluste mit sich brachte. Neue Krieger würden jetzt die Chance erhalten, um die Blutnamen derer zu kämpfen, die auf dem Schlachtfeld fielen. Der Gedanke, einen Blutnamen gewinnen zu können, ging Trent durch Mark und Bein.
Er hatte kurz vor dem Abwurf der Parder auf Tukayyid mit Sterncolonel Benjamin Howell gesprochen, und Howell hatte sich bereit erklärt, Trent für die Howell-Blutnamen vorzuschlagen, die nach der Schlacht frei wurden. Trent war überzeugt, daß es nur eine Frage der Zeit sein konnte, bis auch er unter den Blutnamensträgern der Nebelparder und anderen Clans seinen Platz einnahm. Einen Blutnamen zu erwerben, war die größte Leistung, die ein Krieger vollbringen konnte. Er bedeutete die Aufnahme seines genetischen Materials in den heiligen Genfundus, so daß er weit über seine Tage hinaus in späteren Generationen fortlebte.
Dazu mußten sie nur noch die ComGuards besiegen. Seine Kommandeure betrachteten den Versuch der ComStar-Truppen, die Invasion aufzuhalten, als pure Dummheit. Und sie sahen die schnellen Stippangriffe der ComGuards als Verschwendung von Kampfmitteln.
Aber Trent erkannte die Wahrheit. Die ComGuards trieben ein tödliches Versteckspiel, und das so hart und schnell, daß sie Galaxis Betas Parder allmählich zu Tode schunden. Jetzt waren die Nebelparder auf dem Rückzug, so sehr die Kommandeure es auch >Neuorganisation< nennen mochten. Er hatte versucht, dem Sterncolonel zu sagen, was er sich abspielen sah, wie die ComGuards die Clan-Truppen zerschlugen. Aber man hatte ihm das Wort im Satz abgeschnitten. Das NebelparderOberkommando glaubte die Lage unter Kontrolle. Man hatte ihn ignoriert.
Gerade als er Jez anfunken wollte, sah Trent ihren Kriegsfalke einen Kilometer entfernt am anderen Ende der Lichtung aus dem Wald laufen. Sie folgte fliehenden ComGuard-Bodentruppen und mähte sie mit ihren schweren Impulslasern nieder. Oder zumindest mit dem einen, der noch funktionierte. Er beschleunigte den Waldwolf und rannte hinter ihr her.
Er kannte Jez gut genug, um zu wissen, daß sie die Verfolgung der ComGuardisten nicht abbrechen würde, ganz gleich, welche Befehle sie erhielt. Sie mußte schon eine entsprechende Anordnung erhalten haben. Das war wohl der Grund, weshalb man ihn hinter ihr herschickte. Eines Tages würde ihr Dickkopf ihr den Tod bringen. Vielleicht war es heute schon soweit...
Trent gab Schultz ein Zeichen, als er losrannte und ihr Signal anvisierte. »Gib mir Deckung auf der linken Flanke. Wir haben Befehl, zu Jez zu stoßen und sie zurückzuholen, um der Galaxis den Rücken freizuhalten.«
»Pos, Sterncaptain«, antwortete Schultz und glich seine Bewegung dem Trab des Waldwolf an. Trent sah auf die Ortung. Jez war ihnen ein Stück voraus, tauchte immer wieder kurz zwischen den Bäumen rings um die Sumpflichtung auf. Ihre langsamen Bewegungen auf dem Sichtschirm machten ihm klar, daß dort eine Schlacht tobte, und er bereitete sich innerlich darauf vor, während er auf den dichten Schatten des Waldes zulief.
Plötzlich wurde er von einer mächtigen Explosion erfaßt, die seinen Waldwolf von den Metallfüßen riß. Einschläge krachten durch die Kanzel, nicht von Granaten, sondern von Bruchstücken des Bluthund neben ihm. Die Nahortung zeigte, was geschehen war. Ein KSRWerfer hatte Schultz entdeckt und augenblicklich das Feuer eröffnet. Mehr als dreißig Raketen hatten die Überreste seines OmniMechs in wenig mehr als einer Sekunde zerblasen. Er hatte keine Zeit mehr gehabt, auszusteigen, keine Zeit zu feuern. Nur zu sterben. Und Jez stand inmitten einer Stellung, die ein am Rand der Lichtung versteckter vorgeschobener Kommandoposten oder eine Wartungsstelle gewesen sein mußte, und kämpfte gegen zwei andere ComGuard-Mechs. Infanteristen beschossen sie aus Rakfäusten und tragbaren PPKs. Langsam, aber sicher ging es für ihren Kriegsfalke dem Ende entgegen.
Trent war nicht bereit, Schultz' Schicksal hinzunehmen. Er zog das Fadenkreuz über den abziehenden KSR-Werfer und feuerte seine Langstreckenraketen ab. Die Geschosse zischten durch die rauchgeschwängerte Luft über der ComStar-Stellung und in die fahrbare Raketenlafette. Sie schlugen durch die Seitenpanzerung, stießen in die Munitionsvorräte des Fahrzeugs vor und rissen es in einer gigantischen Explosion auseinander.
Während er den Mech herumdrehte, löste sich einer von Jez' Angreifern, eine weißlackierte Krabbe, aus dem Gefecht und feuerte einen wilden Schuß in Richtung des Waldwolf, der den Mech um mindestens fünf Meter verfehlte. Genau darauf hatte Trent gehofft, auf einen Schuß, der ihm gestattete, sich in Jez' Kampf einzumischen, ohne ihre Ehre zu verletzen. Er visierte den Gegner mit der letzten Salve Langstreckenraketen im Magazin seines Omnis an und preßte den Auslöser in derselben Millisekunde, in der er den Glockenton der Zielerfassung hörte.
Die meisten der Raketen schlugen in der rechten Flanke des feindlichen Mechs ein, rissen seinen Arm ab und schleuderten eine Fontäne von Rauch und Funken in die Höhe. Wenigstens zwei Raketen allerdings zuckten an der Krabbe vorbei und trafen Jez' Mech. Der Krieger ist gut. Er hat mich dazu gebracht, einen unserer eigenen Mechs zu beschädigen ... Der Rumpf des ComGuardMechs wurde unter der Wucht der Treffer herumgerissen, aber der Pilot erwiderte trotzdem schnell mit dem tödlich schweren Laser das Feuer. Der Schuß bohrte sich tief ins linke Bein des Waldwolf und sprengte die Ferrofibrit-Panzerung in einer Serie knatternder Explosionen davon. Die Temperatur in Trents Cockpit stieg leicht an, als er sich auf die linke Seite der Krabbe bewegte, um seinem Gegner die Zielerfassung schwerer zu machen. Er wußte, wenn er die Entfernung hielt, konnte er seine Langstreckenwaffen optimal gegen den beschädigten Mech zum Tragen bringen.
Er hielt das Feuer zurück, bis er ein freies Schußfeld hatte, dann setzte er die schweren Laser ein. Die leuchtendroten Lichtspeere streckten sich nach der Krabbe aus. Ein Strahl schlug knapp neben dem Kampfkoloß mit dem treffenden Namen ein und schleuderte eine Rauchspur über das einst grüne Feld. Der andere fand sein Ziel und schnitt seitlich in die Hüfte der Krabbe. Deren Panzerung warf einen Augenblick zischend Blasen, dann flog sie davon, als der Lichtstrahl sich tief in die Interne Struktur bohrte. Myomerfasern, die künstlichen >Muskeln<, die einen BattleMech bewegten, rissen und brannten, und eine kränklich grüne Rauchfahne stieg in die Luft. Das Hüftgelenk blockierte, wenn auch nur für einen Moment, bevor es im letzten Augenblick nachgab, während der ComGuardist in der Kanzel des Mechs verzweifelt versuchte, ihn in eine bessere Angriffsposition zu manövrieren ... Zumindest dachte Trent das.
Jez' Kampf mit einem nahen ComGuardSchläger hatte sich in einen mörderischen Schlagabtausch verwandelt. Plötzlich wirbelte die Krabbe zurück in ihre Richtung und drehte Trent den ungeschützten Rücken zu. Er sah den Schläger fallen. Sein linkes Bein war in einer Explosion aus schwarzem Rauch und Schrapnell in Kniehöhe abgesprengt worden. Fast im selben Augenblick drehte die Krabbe sich wieder um. Jez sah die Schüsse nicht kommen, und aus beinahe minimaler Distanz war ihre Wirkung vernichtend. Die leichten und mittelschweren Laser des ComStar-Mechs spien eine Mauer aus pulsierendem Licht aus, gruben sich in die Achselhöhle von Jez' Kriegsfalke und stießen durch die abgesenkte Haltung der Krabbe aufwärts ins Innere des Rumpfes vor. Eine Sekundärexplosion im Innern des OmniMechs schleuderte Jez' linkes Waffenmodul in einen Infanteriegraben, während der verbliebene schwere Laser der Krabbe zerkochte, was von der Rückenpanzerung des Kriegsfalke geblieben war.
Jez wirbelte zu dem Angreifer herum, wobei sie den Stummel ihres zertrümmerten Mecharms wie eine Keule schwang. In einem bemerkenswerten Kunststück gelang es dem Krabbe-Piloten, den Mech unter dem Hieb wegzuducken. Statt einer erneuten Breitseite brachte er den Kampfkoloß näher an seinen Gegner heran, wobei er darauf achtete, sich seitlich des Kriegsfalke zu halten, und verabreichte ihm einen Tritt, der das Bein des Omnis schwer beschädigte. Trent war beeindruckt. Sich auf diese Distanz abzuducken, zu drehen und anzugreifen, war das Zeichen eines würdigen Gegners für einen Nebelparder.
Trent konnte nicht zulassen, daß Jez starb. Sie waren beide Nebelparder, ganz gleich, wie er zu ihr stand. Ihr Mech hatte schwere Schäden erlitten, und wenn er ihr nicht zu Hilfe kam, würde sie den Kampf nicht überleben. Dann erkannte er, was der ComGuard-Pilot getan hatte, und konnte sich eines Gefühls der Bewunderung nicht erwehren. Ein wahrhaft würdiger Gegner. Die Mechs waren so positioniert und standen so dicht beieinander, daß Trent mit Sicherheit Jez' ohnehin schon schwer verwüsteten Kriegsfalke treffen mußte, wenn er von hier aus auf die Krabbe feuerte und sein Schuß danebenging. Die Wahl lag bei ihm. Er konnte versuchen, sich in eine sicherere Angriffsposition zu manövrieren, wobei er riskierte, daß Jez bis dahin schon tot war, oder er konnte das Risiko eingehen und feuern.
Für Trent, einen Nebelparder durch und durch, in dessen Brust das Herz der Raubkatze schlug, gab es keine Wahl.
Als das Fadenkreuz sich auf die Krabbe senkte und seine Geschütze mit Vorheizenergie brummten, hoffte er plötzlich, daß der ComGuardist seinen Angriff irgendwie überlebte. Er würde einen guten Leibeigenen für den Clan der Nebelparder abgeben. Jeder Krieger, der bereit war, sich zwischen zwei Feinden zu postieren und sie beide gleichzeitig anzugreifen, war ein guter Fang.
Trent pflanzte die Beine des Waldwolf {est auf und feuerte mit allem, was sein Mech zu bieten hatte. Er traf den Rücken der Krabbe mit einem vernichtenden Feuerstoß. Die leuchtendroten und -grünen Laserstrahlen schnitten mit brutaler Gewalt tief in die Panzerung, und ganze Panzerplatten flogen wirbelnd davon. Keiner seiner Schüsse hatte das Ziel verfehlt... Jez lebte noch.
Der Krabbe-Pilot hielt die Stellung und feuerte weiter auf Jez, die endlich ihren Mech drehte, um zurückzuschlagen. Der ComGuard-MechKrieger ließ nicht locker, auch nicht, als Jez' Kriegsfalke in einer vernichtenden Abfolge von Laserschüssen aus nächster Nähe zwei Tonnen seiner Panzerung zerblies. Die überlegene ClanTechnologie hielt stand. Der Kriegsfalke setzte zum Todesstoß an.
Trents Schüsse hatten dafür gesorgt, daß Jez nicht die Ehre haben sollte, im Kampf zu fallen. Er hatte die beschädigte Hüftsektion der Krabbe anvisiert, und die Laser hatten ganze Arbeit geleistet. Schwarzer Rauch und grüne Kühlflüssigkeit quollen aus dem Bereich, in dem die Strahlbahnen eingeschlagen waren. Jäh zuckte eine Stichflamme auf, als der Hüftaktivator überhitzte und auseinanderflog. Die Detonation schleuderte die Krabbe zu Boden und nahm sie damit aus dem Gefecht. Auch ihr Pilot wußte, daß sein Mech geliefert war. Trent sah das Kanzeldach davonfliegen und den Schleudersitz auf einer weißen Kondensspur in den Himmel schießen. Er ist ausgestiegen.
Jez feuerte mit den Lasern auf die restlichen ComGuard-Infanteristen. Sie traf nur einen Soldaten, scheuchte die anderen mit dem Lichtspektakel aber tief in die Gräben und Schützenlöcher. Trent öffnete einen Breitbandkanal. »Pilot der ComGuard-Krabbe, ich beanspruche dich im Namen der Nebelparder als Isoria.«
Seine Kommleitung erwachte zum Leben, als Jez ihn anrief. »Du hast gewagt, meine Ehre zu verletzen, indem du auf diese Krabbe gefeuert hast, frapos? Dafür werde ich dich stellen und töten.«
»Die Krabbe hat vorher auf mich gefeuert, Jez. Deine Ehre ist unverletzt. Wir haben Befehl, uns zurückzuziehen und als Nachhut zu dienen. Du wirst mich begleiten«, erwiderte er knapp.
»Befehl, uns zurückzuziehen? Das entspricht
nicht dem Wesen des Parder-Kriegers.«
»Es entspricht dem Wesen jedes Kriegers, die Befehle seiner
Vorgesetzten zu befolgen, und dieser kommt von der Galaxisführung.
Wir müssen abziehen.«
Jez erhielt keine Chance, ihm zu antworten. Am Ostrand der Lichtung
erhob sich ein Schwärm von ComGuard-BattleMechs aus dem Schlamm und
Morast und ging in Angriffsposition. Trents Nahortung leuchtete vor
Signalen. Er sah die Zahl der Feindziele auf der Anzeige, und sein
Mund trocknete aus. Zehn!
Augenblicklich verstand er den Befehl zum Rückzug. Die ComGuards
rückten anscheinend gezielt auf ihn zu. Die
Der vorderste der zehn Mechs, ein mit Höchstgeschwindigkeit heranstürmender Husar, erfaßte Jez mit seinen Waffen in dem Augenblick, in dem Trent seine Extremtreichweitenlaser auslöste. »Zieh dich zurück, Jez! Sofort!« Er rückte mit dem Waldwolf auf die Mitte der Lichtung zu und bereitete sich darauf vor, loszurennen.
»Verdammt sollst du sein«, giftete sie ihn an, als sie endlich nachgab und näher rückte. »Wenn das hier vorbei ist, wirst du im Kreis der Gleichen von meiner Hand sterben.«
»Wie auch immer. Jetzt erfülle deine Pflicht
und zieh ab!«
Seine Sensoren zeichneten einen näherkommenden Stern Nebelparder,
der heranraste, um sie zu entsetzen, aber noch waren sie kostbare
Sekunden entfernt. Jez' Mech kam an ihm vorbei, und Trent
verfluchte sie stumm. Was er auch immer tat oder sagte, sie würde
es für ihre Zwecke verdrehen, die Wahrheit so weit zurechtbiegen,
bis sie ihrer Sicht entsprach. Das konnte er nicht gebrauchen,
nicht so kurz vor der Chance auf einen Blutnamen. Vielleicht wird sie vorher sterben. Wenn ich für das
Blutrecht vorgestellt werde, darf kein Ehrenhändel mich beschmutzen
...
Plötzlich schienen der Schlamm und das Sumpfwasser rings um seinen
Waldwolf zu explodieren. Brennende
Klumpen Erde, Torf und Moor prasselten über den OmniMech, als der
Boden Tukayyids unter ihm detonierte. Der Mech kippte weg, er glitt
aus. Flammen leckten aus dem Moor an der Maschine hoch.
Trents Feuerleitcomputer meldete sich. Artillerie - und Arrow-IV-Raketen. Die feindlichen
Mechs stellten ihn nicht im direkten Kampf, sondern wollten ihn
ehrlos vernichten. Jez rannte an ihm vorbei, als er den Mech
wendete, um ebenfalls die Flucht zu ergreifen. Er sollte es nicht
schaffen.
Die zweite Salve riß nicht den Boden auf, sondern fand den bereits
arg mitgenommenen Waldzvolf.
Artilleriegranaten zertrümmerten die Raketenlafetten auf seinen
Schultern und verwandelten sie innerhalb von Sekundenbruchteilen in
Schrott. Eine Hitzewelle schien Trents Körper zu erfassen, als er
den immer noch auf ihn zustürmenden ComGuard-Hwsar erkannte. Seine
Laser loderten hell, während Trents Kampfkoloß schwankte wie ein
Betrunkener. Eine der Arrow-IV-Raketen explodierte auf dem Fuß des
Waldwolf, eine andere bohrte sich tief
in seine Schulter und sprengte mit einem donnernden Krachen das
Waffenmodul aus dem linken Torso des OmniMechs. Sein Mech starb,
aber Trent mußte überleben. Irgendwie.
Er hatte keine Zeit zu feuern oder sich zu bewegen. Der
Waldwolf stürzte unter dem Regen
zahlloser auf ihn herabfallender Granaten. Der Mech erbebte unter
jedem Einschlag, und Trents Hirn kreischte, als der
Gefechtscomputer es mit einem Neurofeedbackstrom folterte. Trent
wollte schreien. Möglicherweise tat er es sogar, aber das
ohrenbetäubende Grollen der Explosionen überdeckte jedes andere
Geräusch. Der Sekundärschirm leuchtete auf, als plötzlich
Infanterie ringsum auftauchte. Dann implodierte der Monitor. Plasma
krachte wie ein Miniaturgewitter aus grünen und orangeroten
Blitzen. Andere Kontrollen flogen qualmend auseinander. Trents
Gedanken rasten wie im Galopp, versuchten, einen Ausweg zu
finden.
Er griff nach dem Auslöseknopf des Schleudersitzes, als plötzlich
das Kanzeldach zerplatzte. Eine Feuerwand rollte donnernd auf ihn
zu. Infernos! Infernoraketen waren mit
petrochemischem Gel gefüllt, das mit allesverzehrender Hitze
brannte. Für einen bereits so schwer beschädigten Mech wie Trents
Waldwolf war der Einsatz von
Infernowerfern der sichere Todesstoß. Trents Körper bäumte sich in
den Haltegurten auf, als das Feuer seine Arme erfaßte. Die
Sichtscheibe des Neurohelms wurde von der Druckwelle weggerissen,
und die Flammen leckten nach seinen Augen. Der Geruch verbrannten
Fleisches drang in seine Nase, und er wußte, es war sein
eigenes.
Schmerz, härter und gewaltiger, als er ihn je zuvor gefühlt hatte.
Jede einzelne Zelle seiner Haut schien unter Schmerzen zu
kreischen, die bis ins Mark stießen. Ein reinweißes Licht schien
ihn einzuhüllen, und aller Lärm verebbte. Tod.
Das muß der Tod sein. Wenn nur auch der Schmerz verflöge ...
Blind griff er ins Licht, nach dem Antlitz des Todes oder dem
Auslöser des Schleudersitzes, was immer er zuerst fand.