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»Diese Lagerhallen hier? Die stehen schon seit dreißig Jahren leer.«
»Zu was wurden sie verwendet, wissen Sie das noch?«, fragte Pietro Corsari. Die Erinnerungen des Karosseriebauers, der als einziger Handwerker die Modernisierungspläne der Gegend überlebt hatte, waren eher verschwommen, doch an ein Detail konnte er sich noch ganz genau entsinnen: »Die Firma Innocenti lagerte dort Material. Sie stellten sogar Wachpersonal auf, aber nicht immer. Abends, auf meinem Heimweg, ging ich immer daran vorbei. Die Gegend hier war besonders befahren. Vor allem wegen der Autobahnausfahrten natürlich … Und dann gab es hier ja auch noch den Straßenstrich. Mit Nutten, die’s einem richtig besorgten, nicht wie die Albanerinnen.« Corsari unterhielt sich bereits seit einigen Minuten mit dem Mann, als er Maria Dolores von weitem auftauchen sah. Eine völlig unnötige, eher symbolische Anwesenheit. Sie murmelte eine Art Entschuldigung und nutzte sofort die Gelegenheit, einige Fragen zu stellen: »Gab es hier in der Nähe Nachtclubs? Mit Livemusik?«
»Natürlich. Das Conte Rosso. Es hatte die ganze Nacht geöffnet, und man traf dort immer irgendwelche heißen Feger aus dem Ausland.« Im achtlos rasierten Gesicht des kleinen untersetzten Mannes, der einen blauen, ölverschmierten Overall trug, waren noch vereinzelt Haarbüschel auszumachen.
Maria Dolores blickte einen Moment um sich, dann schoss ihr ein neuer Gedanke durch den Kopf: »Wie weit ist es von hier nach Linate?«
»Ein Katzensprung. Sie nehmen die Umfahrung, dann die erste Ausfahrt, und schon sind Sie da.«
Die zweite Ausfahrt war Monluè.