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Ein Anruf der Polizei von Aosta war der Kommissarin jedoch zuvorgekommen. Ein an sie adressierter Brief auf der Kommode war der Grund, warum man sie hergebeten hatte.
»Hier haben wir den Mann aufgefunden, an dieser Stelle des Pfarrhauses«, erklärte ihr der Polizist.
»Wer hat sie benachrichtigt?«
»Die Haushälterin. Sie wollte aufräumen, und als Erstes sah sie seine Füße.«
Don Paolo hatte sich erhängt. Selbstmord begangen. Seine Seele ruhe in Frieden. Der Bischof war bereits da gewesen und hatte einen Segen gesprochen. Nicht für den Priester und seine Todsünde, sondern für den Ort, an dem es passiert war. Und im Dorf kursierten bereits allerlei Gerüchte, vor allem über seine Vergangenheit. Gerade jetzt wollte man wissen, warum er hierher versetzt worden war.
»Wen zum Teufel schert es schon, aus welcher Hölle er kam«, befand die einzige Buchhändlerin des Tals. »Er war ein schwacher Mann, der daran gescheitert ist, seinen Auftrag zu erfüllen.« Margot war einfach zu weise.
»Dürfte ich den Brief jetzt sehen?«, fragte Maria Dolores den Polizisten.
»Natürlich. Ich hoffe, Sie wissen den Umstand zu schätzen, dass wir ihn noch nicht geöffnet haben. Ich wäre Ihnen allerdings dankbar, wenn Sie uns über den Inhalt in Kenntnis setzen würden: Bevor ich die Untersuchung abschließe, möchte ich ihn noch den Akten hinzufügen.«
Maria Dolores betrachtete den Umschlag. Er war nicht an eine befreundete Person adressiert, sondern an Hauptkommissarin Maria Dolores Vergani, Polizeipräsidium Mailand. Es war also kein persönlicher Brief, sondern ein offizielles, an eine Polizistin gerichtetes Schreiben.