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Der letzte Mohikaner, oder besser: die letzte Mohikanerin.
»Sehen Sie das? Sehen Sie, wie er mich zugerichtet hat?«
Der Polizist verkniff sich ein Grinsen, was das Mädchen nur noch wütender machte.
»Finden Sie das etwa lustig? Ich absolut nicht.«
Maria Dolores beobachtete das Schauspiel von weitem und fragte sich, was da wohl vor sich ging.
»Ich möchte Anzeige erstatten. Ich habe ihn mit meinem Handy aufgenommen, hier, das ist das Schwein. Wenn ihr euch ein wenig beeilt, dann könnt ihr ihn vielleicht noch erwischen. Er ist gerade aus dem 60er Bus gestiegen, an der Piazza Duomo.« Das Mädchen drehte sich etwas zur Seite und sofort begriff Maria Dolores, was geschehen war.
Der Haardieb hatte wieder zugeschlagen. Er bewegte sich geräuschlos, wählte fast immer ein Opfer mit wallendem Haar und schnitt ihm dann, zack, ein Stück davon ab, gewöhnlich genau die Hälfte. Dann verschwand er mit seiner Trophäe.
Das Mädchen trug nun einen asymmetrischen Haarschnitt: Auf der rechten Seite war ihr schwarzes Haar dreißig Zentimeter lang, auf der linken gerade noch eine Handbreit. Heimlich abgeschnitten und dem Opfer unwiderruflich entwendet. Belästigung oder Diebstahl, das war nicht die Frage. Maria Dolores wollte vielmehr sein Motiv wissen.