Wie man Kinder stark macht
Mit den Genen wird schon dem Baby ein gewisses Maß an Resilienz in die Wiege gelegt. Weitere psychische Widerstandskraft entsteht in den ersten Lebensjahren, und einen großen Anteil daran haben im Allgemeinen die Eltern. Deshalb wollen viele Väter und Mütter wissen, wie sie ihre Kinder stark machen können. Jedenfalls nicht, indem sie ihnen jedwede Schwierigkeit vom Leib halten, mahnen Fachleute. Die Eltern von heute überbehüten ihre Kinder häufig; damit erreichen sie das Gegenteil von dem, was sie eigentlich wollen. Die Kinder werden labiler; sie können mit den Schwierigkeiten, die sie ereilen, schlechter umgehen als Menschen, die sich in ihrer Kindheit auch einmal selbst behaupten mussten. Die seelische Widerstandskraft gilt es zu trainieren wie einen Muskel. Nur dann ist sie da, wenn man sie braucht. Ein solches Training kann schon früh beginnen, wenn beispielsweise Eltern die Kleinen ihre Sandkastenstreitigkeiten selbst austragen lassen. Kinder müssen lernen, Verantwortung zu übernehmen.
Wie wichtig die Resilienzförderung schon in jungen Jahren ist, erkennen zunehmend auch die Bildungsminister. So werden heute bereits in vielen Schulen und Kindergärten von Fachleuten entwickelte Programme eingesetzt, die Kindern Selbstbewusstsein geben sollen und ihnen Fähigkeiten vermitteln, wie sie mit Konflikten und Herausforderungen umgehen können. Das Kapitel gibt einen Einblick in die Strategien, die solche Programme nutzen, sodass Eltern sich davon etwas abschauen können. Nicht umsonst binden viele der professionellen Stärkentrainings auch die Eltern mit ein – dann sind sie nämlich erheblich erfolgreicher, als wenn allein die Kinder gecoacht werden.
Das Wissen um die Bedeutung der Resilienz bereitet Eltern aber auch neue Sorgen. Viele fragen sich: Wenn liebevolle Zuwendung so gravierende und lebenslange Auswirkungen auf das psychische und körperliche Wohlbefinden hat: Brauchen Kinder ihre Eltern dann nicht rund um die Uhr? Sollte sich ein Elternteil also doch besser voll auf die Erziehung der Kinder konzentrieren, statt einem Beruf nachzugehen und die Kleinen der Obhut von Erzieherinnen zu überlassen? Hier gibt es Entwarnung. Die Sorgen sind unberechtigt, wie 50 Jahre Forschung zur Fremdbetreuung mehr als überzeugend belegt haben. Demnach beruhen die vor allem in Deutschland verbreiteten Vorbehalte gegenüber einer frühen Außerhausbetreuung auf Ideologie und nicht auf Fakten. Kinder, deren Mütter schon bald nach der Geburt wieder arbeiten gehen, entwickeln nicht häufiger Verhaltensprobleme, Ängste oder psychosomatisches Bauchweh und sind nicht weniger fröhlich als Kinder von Vollzeit-Hausfrauen. Im Gegenteil. Kindern nützen Krippen sogar: Längst sind sich Entwicklungspsychologen weitestgehend einig darin, dass die Kleinen gerade in Krippen und Kindergärten wichtige Erfahrungen sammeln, die sie zu starken Persönlichkeiten werden lassen.